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Tang Ping – Eine Jugendkultur der Verweigerung in China. 530 Millionen Klicks auf dem Hashtag #hinlegen machen die Obrigkeit nervös
Dossier
„… Chinas junge Leute haben einen weiteren Kunstbegriff geprägt, um ihre wachsende Desillusionierung über die oft bedrückende Arbeitskultur des Landes zum Ausdruck zu bringen. Anstatt zu versuchen, mit den Erwartungen der Gesellschaft mitzuhalten oder sie zu bekämpfen, beschließen viele, sich einfach „hinzulegen“. Das neue Lifestyle-Schlagwort, tang ping, geht auf einen inzwischen gelöschten Beitrag auf der Forensseite Tieba zurück. Im Gegensatz zu ähnlichen, früheren Begriffen, die in den letzten Jahren ihre Zeit im Rampenlicht hatten, ist tang ping eher eine Handlung als ein Gefühl – der Entschluss, sich einfach durchzuschlagen, ein Minimum an Anstrengung in einem unerfüllenden Job aufzubringen, im Gegensatz zur Sinnlosigkeit, gegen die kapitalistische Maschine zu wüten. (…) Die Idee, wenig materielle Wünsche zu haben, wenig zu konsumieren und sich zu weigern, zu arbeiten, zu heiraten und Kinder zu bekommen, die als „liegender“ Lebensstil bezeichnet wird, hat in letzter Zeit den Nerv vieler junger Chinesen wie Xiaoxin getroffen, die in dieser schnelllebigen und wettbewerbsintensiven Gesellschaft eine Atempause einlegen wollen…“ Beitrag vom 20.6.2021 im Forum Arbeitswelten mit Übersetzungen aus mehreren Artikeln – siehe dazu:
- Nach #hinlegen stellt nun auch der Begriff «Müllphase» den Arbeitsethos und Disziplin in China als Ausdruck der Unzufriedenheit auch der Mittelklasse infrage
„Das Regime in Peking ist alarmiert: In der Gesellschaft kursiert ein Begriff, der Arbeit und Disziplin infrage stellt – und die Enttäuschung vieler Leute auf den Punkt bringt
Anfang Juli sorgte in den chinesischen Onlinemedien der Suizid einer dreissigjährigen Investmentbankerin für Aufregung. In den Diskussionen darüber hiess es, die Frau habe sich verzweifelt vom Dach des Firmengebäudes ihres Arbeitgebers gestürzt, weil sie aufgrund von Gehaltskürzungen, hohen Hypothekenraten und dem Wertverlust von Immobilien unter Druck gestanden sei. In den Beiträgen wurden auch Verbindungen zur allgemeinen Situation im Land und zu den Belastungen durch diverse Krisenerscheinungen gezogen. Dabei fiel immer wieder ein Begriff, der die derzeitigen Probleme und Enttäuschungen vieler Menschen in der Volksrepublik China auf den Punkt bringt: «historische Müllphase». Der Begriff «Müllphase», auf Englisch «garbage time», stammt aus dem Sport. Er wird insbesondere im Basketball für die Zeit am Ende eines Spiels verwendet, wenn ein Team mit grossem Vorsprung führt. Der Ausgang des Spiels ist entschieden, aber es dauert noch eine Weile an. Die Restzeit gilt als sinn- und wertlos, als Müll halt. Die Teams wechseln Ersatzspieler:innen ein und lassen die Partie ausplätschern. Im chinesischen Internet tauchte der Begriff erstmals im September 2023 als Bezeichnung für eine Epoche auf. (…) Der Schriftsteller Hu Wenhui bezeichnete in einem Blogbeitrag auf der Plattform Weibo die Spätphase der Sowjetunion unter KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew (1964–1982) als «historische Müllphase». (…) Hu Wenhui schlug vor, in einer «Müllphase», in der sich das Schicksal nicht mehr ändern lässt, am besten auszusteigen oder sich «hinzulegen». Der Begriff des «Hinlegens» verbreitete sich bereits in den letzten Jahren viral und beschreibt die Haltung junger Leute, die sich dem sinnlosen Abschuften und dem Streben nach einer beruflichen Karriere entziehen und versuchen, stattdessen nichts zu tun (…) Insbesondere die Millionen Wanderarbeiter:innen leiden seit Jahren unter stagnierenden Löhnen und den zuletzt gestiegenen Preisen für Konsumartikel. Damit verschärft sich der wirtschaftliche Druck, der schon durch hohe Wohnungs- und Bildungskosten sowie die ungenügende Absicherung mittels unterfinanzierter Sozialversicherungen besteht. Junge Leute sind ausserdem von einer hohen Jugendarbeitslosigkeit betroffen, von der zunehmenden Schwierigkeit, nach der Ausbildung oder dem Studium angemessene oder gar gute Jobs zu finden, sowie von blockierten Aufstiegschancen in den Unternehmen. Die Mittelklasse stöhnt über die Entwertung von Wohneigentum durch die anhaltende Immobilienkrise und den Rückgang der Börsenkurse. Und viele sind auch die zunehmende Überwachung und Gängelung leid, die ihren Alltag bestimmen. (…) Sollte die Volksrepublik China nach dem sozialistischen Aufbau, der Reformphase und dem Aufstieg zur kapitalistischen Weltmacht statt des erwarteten «chinesischen Jahrhunderts» und der vom Regime angekündigten «nationalen Erneuerung» schon die «Müllphase» der neueren chinesischen Geschichte erreicht haben? Die Zukunft wird es zeigen.“ Artikel von Ralf Ruckus in der WOZ vom 15. August 2024 („China: Die Weltmacht in der «Müllphase»“)- Siehe zum Hintergrund unser Dossier zum Buch von Ralf Ruckus: The Communist Road to Capitalism / Der kommunistische Weg in den Kapitalismus in China
- Die grosse Verweigerung/flachliegende Verweigerung: Tangping (躺平) Manifesto
„Der genaue Ursprung dieses Artikels ist schwer zu bestimmen. Es scheint, dass er entweder ursprünglich auf WeChat gepostet und dann auf chinesischsprachigen Plattformen, die ausserhalb der Kontrolle der KPCh betrieben werden, verbreitet wurde. Obwohl die Quelle unklar ist und der Autor anonym bleibt, ist es wichtig, den Kontext zu verstehen, in dem er entstanden ist. Unter dem Druck der repressiven 996-Arbeitskultur (9 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, 6 Tage die Woche), die heute in China fast überall anzutreffen ist, traf Luo Huazhong die radikale Entscheidung, nicht mehr mitzumachen. In einer Reihe von schnell zensierten Beiträgen in den sozialen Medien erzählte Luo Huazhong („Gutherziger Reisender“) von einem anderen Leben, das er Tangping nannte. Der Lebensstil, den er beschrieb, war eine Art Reise- und Aussteiger-Kultur, bei der der Schwerpunkt darauf lag, so wenig Zeit wie möglich bei der Arbeit zu verbringen. In seinen Beiträgen erzählte er, wie er zwei Jahre lang glücklich arbeitslos war, anstatt sich zu zermürben, um den Erwartungen der herrschenden Kultur gerecht zu werden und sich von ihren Waren erdrücken zu lassen. In dieser Zeit stellte er fest, dass eine erschwingliche Ernährung und bescheidene Lebensbedingungen mehr als ausreichend waren, da sie ihm die Zeit gaben, anderen lohnenderen Aktivitäten nachzugehen, wie z. B. mit dem Fahrrad von Sichuan nach Tibet zu fahren, Berge zu besteigen und Philosophie zu lesen.
Seit April 2021, als diese Idee vorgestellt und dann von allen chinesischen Social-Media-Plattformen verbannt wurde, verbreitete sich die Idee von Tangping rasch und wurde in der chinesischen Kultur zu einem heissen Eisen. Natürlich lehnte die Partei die Idee schnell ab und bezeichnete sie auf ihren Websites als bourgeois oder nihilistisch. Aber die Zensur reichte nicht aus, um das Thema vollständig zu begraben, und so begannen die staatlichen Medien, einen Dialog über die angeblich „wahren“ Probleme zu erfinden, die Tangping aufgedeckt hatte. Tangping hat davon profitiert, dass seine Ursprünge memetisch sind, denn dadurch konnte es die Zensur umgehen, und Bilder von Schnittlauch sind immer noch in den chinesischen sozialen Medien zu sehen. Tangping wird, wie die meisten Ideen, von seinen (in diesem Fall meist anonymen) Befürwortern geprägt. Luo Huazhong ist weder ein Anführer noch ein Messias. Er war einfach der OP (Originalposter) des Memes, zu dem Tangping wurde. Der Autor dieses Artikels ist nur ein weiterer anonymer Tangping ist…“ Vorwort zur Übersetzung des Manifestes am 19. Oktober 2022 im untergrund-blättle.ch - Massenverweigerung statt offener Proteste. Verweigerungshaltung und subversive Strategien gegen kapitalistische Verwertung in China
„Die Einführung des Sozialkredit-Systems, sowie die massive Ausweitung von Überwachung, Zensur und Repression zeigen zwar Wirkung, doch führten sie nicht zu einem Ende der Sozialen Auseinandersetzungen. Unter den Lohnabhängigen zeigen sich viele kreativ, umgehen und untergraben mit kollektiven Verhaltungsänderungen die Erwartungen des Staates, ohne Angriffsfläche für Repression zu bieten. Die Regierung droht gerade wieder in ihrer Bevölkerungspolitik zu scheitern. Erst 2015 hatte man die Ein-Kind-Politik abgeschafft und eine Zwei-Kind eingeführt. Im Mai dieses Jahrer wurde auch sie offiziell abgeschafft und durch eine Drei-Kind-Politik ersetzt. Nun heißt es, auch Familien mit vier oder mehr Kindern sollen künftig nicht mehr bestraft werden. Bei Bewerbungen um Arbeitsplätze solle die Zahl der Kinder keine Rolle mehr spielen. Doch auch diese Maßnahme dürfte viele Frauen nicht dazu bringen, mehr Kinder zu kriegen. Man spricht inzwischen von einem Gebärstreik. Insbesondere unter den Jugendlichen zeigt sich eine Verweigerungshaltung unter dem Stichwort „tang ping“ eine Gegenbewegung, die die Obrigkeit verunsichert. Das Karrieredenken hat Risse bekommen, wenn das Hashtag „Liegenbleiben“, das den Müßiggang als attraktive Alternative gegenüber Arbeit und Konsum propagiert, eine halbe Milliarde Klicks erhält. Die großen Städte scheinen ihre magnetische Wirkung auf die Landbevölkerung zu verlieren. Viele Arbeitsmigranten wollen nicht zurück an die Fließbänder und auf die Baustellen. Sie bleiben lieber in der Nähe ihrer Heimatdörfer. Viele versuchen im Onlinehandel oder anderen computerbasierten Jobs ein Einkommen jenseits der teuren und abweisenden Städte zu finden. Man spricht inzwischen von einer umgekehrten Migration und viele Industriebetriebe haben Probleme, ausreichend Personal für die Produktion zu finden. Man sieht sich gezwungen, durch attraktivere Löhne und Boni Arbeitskräfte anzulocken. Für viele Lohnabhängige ist das „Jobhopping“ zu einer Strategie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen geworden…“ Einige Übersetzungen aus chinesischer Presse am 11.8.2021 beim Forum Arbeitswelten - Chinas Führung ist alarmiert: Junge Chinesen wollen lieber „flachliegen“
„Die Arbeitswelt in China ist auf maximale Leistung ausgelegt. So gibt es den Begriff „996“- Kultur, welcher die Arbeit von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends an 6 Wochentagen beschreibt. Manch junger Mensch will da nicht mehr mitmachen und findet sich in der aufkommenden „Flachliegen“-Strömung wieder. Viele junge Chinesen haben das Gefühl, alles hinschmeißen zu wollen. „Tangping“, wörtlich übersetzt „Flachliegen“, ist das neue Codewort für Aussteigen oder Nichtstun – sich schlicht der Leistungs- oder Konsumgesellschaft zu verweigern. Sie wollen sich nicht kaputtarbeiten und ausbeuten lassen, wollen eigenen Interessen nachgehen oder einfach „buddhaähnlich“ zur Ruhe kommen. Die Strömung ist der Kommunistischen Partei ein Dorn im Auge, da sie sich harte Arbeit, Innovation und Konsum auf ihre roten Fahnen geschrieben hat. Gnadenlos streicht die Zensur seit Wochen die Wortschöpfung „Tangping“ und jede Diskussion darüber in sozialen Medien. Ein Blogpost eines Aussteigers namens Luo Huazhong startete die Strömung unabsichtlich. Er hatte seinen Fabrikjob gekündigt, war mit dem Fahrrad von Sichuan nach Tibet gefahren, hatte sich bescheiden und mit wenig Geld von Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. (…) Nach dem Wirbel darf Luo Huazhong seine Lebensphilosophie aber nicht weiter erläutern. „Ich wurde aufgefordert, keine Interviews mehr zu geben.“ Sein Lebensgeist zieht jedoch weiter über das Land, so dass die Partei nicht mehr nur mit Zensur, sondern auch mit Propaganda gegensteuert. „Angesichts von Druck lieber ‚Flachliegen‘ zu wählen, ist nicht nur unberechtigt, sondern auch schändlich“, wetterte ein Parteiblatt. Diskussionsgruppen zu „Flachliegen“ wurden aufgelöst. Selbst modische T-Shirts mit dem Aufdruck „Flachliegen“ mussten aus Online-Shops genommen werden. Im Fernsehen heißt es: „Missgeschicke zu akzeptieren, ist in Ordnung, aber „flachliegen‘ nicht.“ Warnende Stimmen sehen schon die Zukunft des Landes in Gefahr. (…) „Junge Leute haben keine Hoffnung, keinen Willen zu kämpfen“, sagt Yi Fuxian. Auch hätten sie wenig Mitsprache. Es fehle ihnen an Unternehmenslust. „Sie haben überhaupt keine Möglichkeit, den Status quo zu ändern – und müssen deswegen flachliegen“, sagt Yi Fuxian. Am Ende nehme die wirtschaftliche Lebenskraft der gesamten Gesellschaft ab. „Deswegen ist die Regierung besorgt.“ Es ist aber auch ein Phänomen einer extremen Arbeitswelt in China, die eine „996-Kultur“ idealisiert: Von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends arbeiten – sechs Tage die Woche…“ Beitrag vom 22. Juli 2021 bei NTV - Siehe zum Hintergrund u.a. im LabourNet: