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Nach dem Polizeimord an einem Mapuche Aktivisten: Proteste in ganz Chile

Nach dem Polizeimord an einem Mapuche Aktivisten: Proteste in ganz ChileIm Fall des von einer Spezialeinheit der chilenischen Militärpolizei ermordeten Camilo Catrillanca kommen immer neue Widersprüche ans Licht. Catrillanca, der eine 6-jährige Tochter und eine schwangere Frau hinterlässt, wurde auf der Rückfahrt mit einem Traktor von der Feldarbeit in den Hinterkopf geschossen. Die in Kolumbien ausgebildete Spezialeinheit „Dschungelkommando“ (Comando Jungla) hatte nach eigenen Angaben Autodiebe auf das Gebiet der indigenen Gemeinde Temucuicui verfolgt. Offiziell ist die Aufgabe des Kommandos, den „Terrorismus in der Zone“ und den Drogenhandel zu bekämpfen. (…)An der Trauerfeier und Beerdigung Catrillancas in Temucuicui nahmen rund 5.000 Personen teil. In ganz Chile gab es über das Wochenende Protestaktionen und Demonstrationen. In Santiago wurden Barrikaden errichtet, Demonstranten gingen bis zum Vorplatz des Regierungspalastes. Die Proteste halten an und werden immer breiter. Für Aufsehen sorgte, als die chilenische und die honduranische Fußball-Nationalelf vor dem landesweit übertragenen Freundschaftsspiel in Temuco gemeinsam eine Schweigeminute für den Toten abhielten. Im Stadion waren zahlreiche Transparente zu sehen mit Aufschriften wie: „Heute singe ich die Hymne nicht, Mapuche werden getötet“….“ – aus dem Beitrag „Chile: Neue Widersprüche, Suspendierungen und ein Rücktritt nach Mord an Mapuche“ von David Rojas-Kienzle am 22. November 2018 bei amerika21.de externer Link aus dem auch deutlich wird, wie die Versuche, den Mord zu beschönigen, scheitern… Siehe dazu einen weiteren Beitrag, in dem auch nochmals der Hergang der Tat berichtet wird, sowie eine Videodokumentation mit Aussagen von AktivistInnen und den Hinweis auf unseren ersten Beitrag zum Mord an Camillo Catrillanca:

  • „Mord an Mapuche“ von Sophia Boddenberg am 22. November 2018 in der jungen welt externer Link fasst unter anderem nochmals den Hergang des Verbrechens zusammen: „Der Tod des Mapuche Camilo Catrillanca durch Kugeln der chilenischen Polizei in der vergangenen Woche hat das Land aufgerüttelt. Der 24jährige war ein Weichafe, wie »Kämpfer« in der Sprache der Mapuche, Mapudungun, heißt. Er beteiligte sich aktiv am Widerstand des größten indigenen Volkes Chiles gegen Landraub und Umweltzerstörung. Die Mapuche fordern die Rückgabe der Ländereien, die ihnen vom chilenische Staat einst entrissen wurden. Catrillanca, Enkel eines Lonko (Anführer), lebte in Temucuicui de Ercilla, etwa 600 Kilometer von Chiles Hauptstadt Santiago entfernt. Die Gemeinde ist für ihren Widerstand gegen Großgrundbesitzer und Forstunternehmen bekannt . Catrillanca hatte sich bereits als Schüler in Organisationen der Mapuche engagiert. Am Nachmittag des 14. November fuhr er mit einem Traktor von der Feldarbeit nach Hause, als eine Spezialeinheit der chilenischen Polizei, das »Comando Jungla« (Dschungelkommando) mit 200 Einsatzkräften, Kriegswaffen und einem Hubschrauber in die Gemeinde einfiel. »Sie haben erst fünfmal in die Luft geschossen, dann auf den Traktor und auf uns«, sagte ein 15jähriger, der mit Catrillanca in dem Fahrzeug gesessen hatte. Eine der Kugeln traf Catrillanca von hinten in den Kopf. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Das »Comando Jungla« ist eine Spezialeinheit der chilenischen Polizei, die 2018 von der Regierung des rechtskonservativen Präsidenten Sebastián Piñera gebildet wurde. Die Einsatzkräfte wurden in Kolumbien militärisch ausgebildet, um – wie es offiziell heißt – im Süden Chiles den »Terrorismus« zu bekämpfen. Die Beamten gehen aber hauptsächlich gewaltsam gegen Mapuche vor, die sich gegen Großgrundbesitzer und Forstunternehmen wehren. Immer wieder gibt es Fälle von Polizeigewalt gegenüber Aktivisten, Kindern und Jugendlichen in den Gemeinden der Mapuche…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=140463
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