»
Chile »
»
»
Chile »
»
»
Chile »
»

100.000 Studierende auf Chiles Straßen: Gegen Privatunis

Demonstration gegen Privatunis Santiago de Chile 19.4.2018Kostenlose Bildung und Bildung als Menschenrecht, das wird in Chile vor allem seit den letzten zehn Jahren massiv gefordert. Das noch aus der Diktaturzeit Pinochets stammende Bildungssystem der 1980er-Jahre hat dazu geführt, dass Schulen und Hochschulen sehr teuer sind. Plätze an staatlichen Universitäten sind begehrt und knapp. Und der Großteil der Universitäten ist nicht nur privat organisert, sondern hat in den vergangenen Jahren auch mit Skandalen Schlagzeilen gemacht. Zum Beispiel wurden erst Studiengebühren eingezogen, und dann machte die Hochschule ohne Gegenleistung dicht. Auch die Qualität des Lehrangebots sei mangelhaft, kritisiert Alfonso Mohor, Sprecher der chilenischen Studierendenorganisationen: „Wir hatten Krisen und Studierende standen mit nichts da. Es gibt ein großes Risiko, dass die Gebühren dem Gewinnstreben dienen, anstatt, dass sie in die Bildung investiert werden. Wir sehen die Bildung aber als ein Recht an, das garantiert werden sollte und auch eine gute Qualität aufweisen muss.“ (…) Unter der noch bis Anfang diesen Jahres regierenden Präsidentin Michelle Bachelets wurden zumindest einige Reformen angestoßen – hin zu mehr öffentlicher und kostenloser Bildung. Ein wichtiger Teil der Reform sollte auch am System ansetzen. Doch just dieser Teil wurde vom chilenischen Verfassungsgericht vor kurzem als verfassungswidrig erklärt. In Zukunft können Mitarbeiter von privaten Bildungseinrichtungen somit weiterhin hohe Gewinne erzielen. Dass sie es damit nicht übertreiben, sei schwierig zu kontrollieren, kritisieren auch staatliche Universitätsdirektoren in Chile“ – aus dem Beitrag „Das Geschäft der Privatunis“ von Marsida Lluca am 20. April 2018 beim Deutschlandfunk externer Link, worin auch darauf verwiesen wird, dass die private Profitjagd von der chilenischen Verfassung gefördert wird, die immer noch aus der Zeit der Pinochet-Korruptionsdiktatur stammt. Zur erneuten Studierenden-Bewegung in Chile unsere kleine aktuelle Materialsammlung „Gegen Pinochets Geschäftemacher-Bildungswesen“ vom 21. April 2018:

Gegen Pinochets Geschäftemacher-Bildungswesen

„Más de 100.000 estudiantes vuelven a las calles y se abre un flanco débil en el Gobierno ¿Se puede pasar a la ofensiva?“ von Pablo Torres am 19. April 2018 bei La Izquierda Diario externer Link ist ein Beitrag vom Abend des Tages der großen Demonstrationen, der die gewaltige Mobilisierung quer durchs ganze Land als Möglichkeit bewertet, eine Wendung der politischen Situation einzuleiten, die vom Wahlsieg der Rechten geprägt ist. Der Autor weist darauf hin, dass die Regierung Pinera sowohl mit ihrer ersten Behauptung, es seien in Santiago „nur“ 30.000 DemonstrantInnen gewesen gescheitert sei, da dies niemand, der oder die die Bilder gesehen habe, noch glaube – als die Regierung auch gescheitert sei mit ihrem Versuch kurz vor den Demonstrationen Veränderung zu signalisieren. (Die Regierung hatte bekannt gegeben, an einer Novellierung zu arbeiten, die dafür sorgen solle, dass 70% aller Studierenden dies ohne Gebühren tun könnten – was weder die Mobilisierung verhinderte noch, wie sich schnell heraus stellte, irgendwie der Wahrheit entsprach).

„#NoMásLucroEnLaEducación“ externer Link ist einer der zahlreichen Twitter-Kanäle, die der Mobilisierung und Berichterstattung dienten – dieser mit vielen Kurzvideos von der riesigen Demonstration in Santiago de Chile und von vielen Repressionsmaßnahmen der chilenischen Polizei.

„Masiva movilización en defensa de la educación pública en Antofagasta“ von Nancy Lanzarini am 19. April 2018 bei La Izquierda Diario externer Link ist ein Bericht aus Antofagasta über die Demonstration vom Tage zu der am Ort neben der Studierendenföderation CONFECH auch Vereinigungen der Lehrenden,  und auch der Oberschulen, sowie des gewerkschaftsübergreifenden „Komitees gegen Entlassungen“ und die Rentenprotestbewegung no mas afp mobilisiert hatten.

„La multitudinaria marcha estudiantil en Valparaíso“ von Jean Pierre PM ebenfalls am 19. April 2018 bei La Izquierda Diario externer Link ist ein (Foto)Bericht vom Tage aus Valparaiso, eine weitere der Großstädte Chiles in der eine massive Demonstration stattfand. Hier nahmen etwa 15.000 Menschen teil.

„La Marcha Estudiantil toma fuerza: Emblemático Liceo Carmela Carvajal se va a toma“ von Maria Franco am 17. April 2018 bei La Izquierda Diario externer Link schließlich ist ein kurzer Bericht über den Beschluss einer Vollversammlung an einer Oberschule der Hauptstadt, die Einrichtung aus Protest gegen die Profiterziehung zu besetzen. Der Beitrag steht hier als Beispiel für mehrere solcher Berichte von Schulen, an denen verschiedene Protestmaßnahmen beschlossen und durchgeführt wurden, ebenfalls in verschiedenen Städten des Landes.

„El Pedagógico está en crisis! Corrupción y represión a la orden del día“ am 12. April 2018 beim Diario Venceremos externer Link war ein kurzer Bericht über eine Protestaktion am Vortag an der Pädagogischen Hochschule gegen den Rektor, dem ganz konkrete Missmanagement-Vorwürfe gemacht wurden, die die Hochschule in eine prekäre finanzielle Situation gebracht haben, die die Studierenden ausbaden sollten. Dies einerseits als Hinweis darauf, dass zahlreiche örtliche Aktionen im Vorfeld der großen Demonstrationen am 19. April eine wesentliche Voraussetzung der Mobilisierungserfolge waren – und, dass es auch bereits bei diesen Protesten in Regelmäßigkeit zu repressiven Polizeieinsätzen gekommen war.

„#MarchaEstudiantil“ externer Link ist ebenfalls einer der Twitter-Kanäle aus dieser Bewegung der Studierenden, hier aber Kommentar-offen, was auch dazu führt, dass man die Gegen „argumentation“ der Rechten zu diesen Protesten lesen kann. Die offensichtlich in den letzten 50 Jahren kein neues Argument gegen Studierendendemonstrationen gefunden hat…

„Kein Zurück zu Pinochet“ von André Scheer am 21. April 2018 in der jungen welt externer Link zu den Protesten am Donnerstag zuvor: „Die Jugendlichen wollen sich für ein Universitätsstudium nicht mehr verschulden müssen. Bildung dürfe kein Geschäft sein, sondern müsse kostenfrei werden, verlangten sie. Unmittelbarer Anlass für den Protest war ein Urteil des chilenischen Verfassungsgerichts, wonach private Bildungseinrichtungen, die Bestandteil des öffentlichen Schulsystems sind, trotzdem Gewinnabsichten verfolgen dürfen. Bislang war ihnen das zumindest offiziell untersagt. Letztlich demonstrieren die Schüler und Studenten also für dieselben Forderungen, wie sie schon vor rund einem Jahrzehnt auf den Demonstrationen zu hören waren. Es habe in der Vergangenheit zwar kleine Verbesserungen gegeben, erklärte die Sprecherin des Studierendenverbandes Confech, Sandra Beltrami. Die Forderungen von damals seien jedoch weiter aktuell. Einmal mehr ging die chilenische Polizei mit Gewalt gegen die Demonstranten vor. Ein Jugendlicher wurde schwer verletzt, als er von einem Wasserwerfer überrollt wurde

„CUT y estudiantes secundarios juntos retoman cultura de encuentro y unidad“ am 17. April 2018 beim Gewerkschaftsbund CUT externer Link ist ein Bericht über ein Treffen der Gewerkschaftsvositzenden Figueroa mit einer Delegation des Oberschulenverbandes Cones bei der im Namen des Gewerkschaftsbundes die „volle Unterstützung“ für die Demonstrationen am 19. April 2018 bekundet wurde.

„Estudiantes presentarán querella contra Carabineros por homicidio frustrado tras atropello en manifestación“ am 20. April 2018 bei Resumen externer Link ist eine Meldung über die Strafanzeige, die die Studierenden-Vertretung der Arcis Hochschule gegen die Polizei Santiago gestellt hat, nach dem „Unfall“ (wie es die Polizei darstellte) des (inzwischen erfolgreich operierten) des Kunststudenten, der von einem gepanzerten Polizei-Fahrzeug angefahren wurde. Videos zeigen, dass dies zwei Mal geschah…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130879
nach oben