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Millionen in Chile auf der Straße: Schluss mit der privaten Rentenver-un-sicherung
„Die von Gewerkschaften und sozialen Organisationen organisierten Proteste zielen auf die Abschaffung des privaten Systems der Altersvorsorge, kurz AFP (Administadoras de Fondos de Pensiones) ab. Dieses zwingt alle Beschäftigten, Verwaltungsgebühren sowie zehn Prozent ihres Lohnes in Fonds einzuzahlen, die von privater Hand verwaltet werden. Mit Hilfe der Einzahlungen in die Rentenfonds können Investitionen im Interesse der privaten Anbieter finanziert werden. In den vergangenen Jahren lässt sich eine zunehmende Konzentration derselben beobachten. „Es gibt praktisch keinen Wettbewerb, es hat sich ein Oligopol gebildet. Die wenigen Unternehmen, die den Dienst anbieten, unterstützen sich gegenseitig und üben dadurch Marktmacht aus. Sie legen viel zu hohe Preise fest und verhindern den Wettbewerb“, kritisiert der Koordinator der Bewegung NO+AFP, Luis Messina. Seit Jahren setzt sich NO+AFP für ein neues solidarisches und öffentliches Rentenversicherungssystem ein, bislang ohne Erfolg“ – so die Beschreibung der Sachlage in dem Beitrag „Massive Proteste gegen privates Rentensystem in Chile“ von Michaela Fischer am 29. März 2017 bei amerika21.de – wobei die Beteiligung der offiziellen Gewerkschaften an diesen Protesten so unumstritten nicht ist… Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge und einen Hintergrundartikel:
- „Cerca de dos millones de chilenos marcharon exigiendo el fin de las AFPs“ von Paula Campos am 26. März 2017 bei Radio U-Chile war der erste Bericht über die Massendemonstrationen an diesem Sonntag. 800.000 Menschen waren demnach alleine in der Hauptstadt Santiago de Chile auf der Straße – in der ersten Großdemonstration der „Keine AFP mehr“ Bewegung, die bereits im letzten Jahr drei große Protesttage organisiert hatte. Die massive Beteiligung an diesen Protesten hat bisher vor allem dazu geführt, innerhalb der Regierungskoalition „Neue Mehrheit“ tiefe Gräben aufzuzeigen – und diese offensichtlich zu erweitern. Bei einer Ausgangslage der Rentenversicherung, in der die Mehrheit der RentnerInnen weniger erhält, als der Mindestlohn im Lande ist die explosive Stimmung kein Wunder.
- „Discurso Central en Acto de Cierre Marcha NO+AFP“ am 29. März 2017 bei der Coordinadora de Trabajadores No+AFP ist die Dokumentation der Abschlußrede des Sprechers des landesweiten Netzwerkes No mas afp, Luis Messina, auf der Kundgebung in Santiago, worin er nochmals die Grundpositionen der Bewegung für eine öffentliche und solidarische Rentenversicherung darlegt und nachdrücklich das Ende des Systems privater Rentenversicherung fordert, das dem Land vom Diktator Pinochet und seinen US-amerikanischen Geschäftsfreunden aufgezwungen wurde. Und aktuell Gefahr läuft, zwei weitere Unternehmen „zu verlieren“ was die Reaktion der Bewegung auf eine schnelle Beendigung des Raubzuges noch intensiver werden läßt. Zu erwähnen hierbei ist auch, dass eben diese Koordination der Arbeiter gegen AFP, auf deren Seite die Dokumentation ist, ein Ergebnis des mehr als zögerlichen Verhaltens des Gewerkschaftsbundes CUT, zu diesen Protesten mit zu mobilisieren – erst der letzte Kongress Ende Januar 2017 fällte einen deutlichen Mehrheitsbeschluss dazu
- „Radiografía de la previsión en América Latina“ von Luis Alvarado am 29. März 2017 bei La Izquierda Diario ist ein Beitrag, der das „Wirken“ der privaten Rentenversicherungsunternehmen (und ihrer politischen Geschäfte-Anbahner) in verschiedenen lateinamerikanischen Staaten vergleicht – in Chile, dank Pinochet am deutlichsten ausgeprägt und mit der übelsten Situation für die Menschen, aber in den anderen Ländern keineswegs prinzipiell besser – das perverse Geschäft mit der Alterversorgung muss überall beseitigt werden
- Siehe die Hintergründe und Beginne dieser Bewegung in unserer Rubrik Kampf gegen Privatisierung in Chile