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In der 6. Streikwoche: Gewerkschaftsvorstand ruft Lehrerinnen und Lehrer Chiles auf, in der Urabstimmung am 10. Juli das Angebot der Regierung anzunehmen, die Gewerkschaftsopposition zu Nein

Streik gegen die Streichung des Geschichtsunterrichts in Chile, Juni 2019„… Am Montag, den 3. Juni, begannen wir einen unbefristeten Lehrer*innenstreik, denn seit 2018 ignoriert die Regierung von Sebastián Piñera unsere Petition. Wir begannen mit verschiedenen Arbeitsniederlegungen von 24 bis 48 Stunden. Da wir weiterhin keine Antworten auf unsere Petition erhielten, begannen wir unseren unbefristeten Streik. Die zentralsten Forderungen sind die Zahlung der historischen Schulden, die in den 80er Jahren, mitten in der Militärdiktatur von Augusto Pinochet, entstanden sind. In dieser Zeit sind die Schulen von der staatlichen Finanzierung zur Verwaltung durch die Gemeinden der verschiedenen Städte übergegangen. Damals begann die Entwicklung dadurch, dass aus der Bildung Profit geschlagen wurde und alle nachfolgenden Regierungen haben die Marktbildung nur intensiviert. Bis heute sind bereits Tausende Lehrer*innen gestorben, die auf die Zahlung dieser Schuld warten.  Eine weitere Forderung ist die Zahlung des Unterhaltes der Kindergarten- und Differentialpädag*innen, die ein Lohndefizit von ca. 80.000 chilenischen Pesos pro Monat haben. Das ist diskriminierend gegenüber den anderen Lehrer*innen. Das Problem liegt in der Lehrtätigkeit, denn unser Gehalt basiert auf Boni, die nicht stabil sind und uns von einem Jahr auf das andere entzogen werden können. Wir fordern auch feste Stunden, denn als Lehrkräfte haben wir einen Vertrag von 30 Stunden, die restlichen sind verlängerte Stunden, welche der*die Schulleiter*in von einem Jahr zum anderen vergeben kann. Das geschieht in der Regel bei Lehrer*innen, die ihre Meinung äußern oder mit der Leitung des Managementteams nicht übereinstimmen. Die zuletzt hinzugefügte Forderung, ist die der Wiedereinführung der Fächer Geschichte, Sport und Kunst als Pflichtfächer in den letzten beiden Schuljahren. Hier hat die Regierung eine autoritäre Änderung des Lehrplans des dritten und vierten Jahre [der letzten beiden Jahre der Sekundarschule, An.d.A.] vorgenommen, so dass diese Fächer nicht mehr obligatorisch sind. Dies führte zu einer allgemeinen Ablehnung, nicht nur seitens der Lehrkräfte, sondern auch seitens der gesamten Gesellschaft. Unsere Forderungen beziehen sich auf 12 Punkte, aber die oben genannten sind mitunter die wichtigsten…“ – so antwortete die Erzieherin Carla Ramírez Gálvez (33) aus Antofagasta auf die Fragen von Eleonora Roldán Mendívil in dem Interview „Streik der Lehrkräfte in Chile: „Die Kämpfe zusammenführen“ am 03. Juli 2019 im Lower Class Magazin externer Link, rund eine Woche vor dem Aufruf des Gewerkschaftsvorstandes – hier vorweg publiziert, weil darin eben die wesentlichen Forderungen der Streikenden zusammen gefasst werden, was einen Vergleich mit dem Angebot der Regierung, das der Vorstand für ausreichend hält, ermöglicht… Siehe dazu auch die Meldung über den Aufruf des Gewerkschaftsvorstandes zur Annahme der Regierungsvorschläge – und einen Aufruf einer gewerkschaftsoppositionellen Strömung, mit „Nein“ zu stimmen, sowie den Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zum Streik der chilenischen Lehrerinnen und Lehrer:

  • „Colegio de Profesores llama a sus bases a deponer el paro“ am 08. Juli 2019 bei El Desconcierto externer Link ist die Meldung über den Aufruf des Vorstandes der Gewerkschaft an die Mitglieder, für eine Annahme des Angebots der Regierung zu stimmen und den Streik zu beenden. Von den oben unterstrichenen zentralen Forderungen wird die nach „festen Stunden“ in dem Regierungsangebot erfüllt, während für die Begleichung der „historischen Schuld“ lediglich Termine und Formen der Verhandlungen zwischen einer parlamentarischen Kommission und der Gewerkschaft angegeben werden. Wer sich das zur Meldung gehörende entsprechende Video ansieht, kann (auch ohne Kommunikationsexperte zu sein oder Spanisch zu verstehen) sehen, dass der Vorsitzende ausgesprochen unter Druck steht, und auch ausführlich betont, dies sei keine Kapitulation.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=151359
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