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Frauenarbeit sichtbar machen: Chiles Regierung will häusliche Pflege professionalisieren und entlohnen
„… Bereits in seiner ersten Rede nach der Stichwahl um die chilenische Präsidentschaft im Dezember 2021 wandte sich der frischgewählte Gabriel Boric explizit an den weiblichen Teil der Bevölkerung. »Ich möchte mich bei den Frauen unseres Landes bedanken, die sich organisiert haben, um die Rechte zu erhalten, die sie so hart erkämpfen mussten.« Er betonte, wie wichtig ihm das Recht auf Schwangerschaftsabbruch sowie die Pflegearbeit und Diversität seien. Außerdem werde für seine künftige Regierung die Arbeit der Feministinnen »fundamental« sein. Im Juni präsentierte die Regierung, die seit dem 11. März im Amt ist, das Nationale Pflegesystem (SNC). Dieses soll »die Pflege jener garantieren, die diese benötigen«, erklärte am 1. Juni die Ministerin für soziale Entwicklung und Familie, Jeanette Vega. Und es gehe auch um die Rechte »der Menschen, die andere pflegen, die in ihrer Mehrheit Frauen sind«…“ Artikel von Carmela Negrete in der jungen Welt vom 19. August 2022 und daraus die Details:
- Siehe auch im Artikel von Carmela Negrete in der jungen Welt vom 19. August 2022 : „… Um das neue System zu entwickeln, soll zunächst ein Register pflegebedürftiger Menschen sowie von deren Bedürfnissen erstellt werden, ab November soll es dann funktionsfähig sein. Eine solche Registrierung sei notwendig, da bei Regierungsantritt nicht einmal Daten existierten, »wo die Pflegerinnen sind und wo die Pflegebedürftigen«, erklärte die Ministerin für Frauen und Geschlechtergleichheit, Antonia Orellana, bei einem Besuch in der Stadt Santa Olga am 22. Juli. Laut einer Studie von 2019, die unter dem Titel »Wieviel tragen wir zum Bruttoinlandsprodukt bei?« erschien, ist die von Frauen in Chile verrichtete unbezahlte Arbeit keineswegs unerheblich. Wie die Stiftung »Comunidad Mujer« in der »ersten nationalen Studie zur wirtschaftlichen Bewertung von unbezahlter Haus- und Pflegearbeit in Chile« herausfand, machte diese 2015 rund 22 Prozent des BIP des Landes aus. Laut Schätzungen lag der Wert der unbezahlten Arbeit im selben Jahr bei rund 44,5 Milliarden Pesos (ca. 48 Millionen Euro), diese werde in 67 Prozent der Fälle von Frauen geleistet. (…) Auch die neue Verfassung, die den Chileninnen und Chilenen am 4. September in einem Referendum zur Abstimmung vorgelegt wird, beinhaltet mehrere Verbesserungen gerade für Frauen. Sollte sie angenommen werden, bekämen alle ein Recht auf Sozialversicherung und Pflege sowie sexuelle und reproduktive Rechte. Hausarbeit würde als Arbeit anerkannt. Frauen erhielten das Recht auf ein gewaltfreies Umfeld. Zwar sind laut einer Umfrage der Plattform »Nichts ohne uns Frauen« (Nada sin nosotras) vom Juli rund 56 Prozent der befragten Chileninnen der Meinung, dass der neue Verfassungstext eine konkrete Verbesserung für die Frauen des Landes bedeuten würde. Allerdings gaben nur 31 Prozent an, sicher für die Ablösung der alten Konstitution stimmen zu wollen.“
- Siehe die Homepage von »Comunidad Mujer«
- Siehe auch unser Dossier: Nach der Volksabstimmung in Chile: Winkt den Pinochet-Erben endlich der „Müllhaufen der Geschichte“? Was vor allem davon abhängt, wer eine neue Verfassung entwerfen wird