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Die Deutsche Bahn, „Deutschlands schnellster Klimaschützer“: Nach Tren Maya in Mexiko nun auch Grão-Pará Maranhão am Amazonas in Brasilien
Dossier
„Der Amazonas-Regenwald in Brasilien ist durch den europäischen und chinesischen Verbrauch von Eisenerz und Soja bedroht. Ein Protest in Berlin mobilisiert gegen die Beteiligung der Deutschen Bahn an dem Projekt. Justiça nos Trilhos ist eine der Organisationen, die sich dem Kampf gegen die durch das Projekt verursachten Verstöße anschließen. (…) Anlass für den Protest ist das Hafen-Eisenbahn-Projekt Grão-Pará Maranhão (GPM), das drei portugiesische Geschäftsleute unter Beteiligung der DB auf der Insel Cajual in Maranhão zur Stadt Açailândia im selben Bundesstaat errichten wollen. Millionen von Tonnen Eisenerz und Soja sollen über eine Güterbahn durch Maranhão transportiert werden, um über den Hafen, den sie auf der Insel Cajual auf einem Quilombola-Gebiet bauen wollen, nach Europa und China verschifft zu werden. „Wir fordern die deutsche Regierung und ihr staatliches Unternehmen Deutsche Bahn auf, sich nicht an diesem zerstörerischen Projekt zu beteiligen…“ port. Bericht vom 10. Juni, 2024 bei Justiça nos Trilhos über die Protestaktion am 31.05.24 vor der Zentrale der Deutschen Bahn (DB) am Potsdamer Platz in Berlin – siehe mehr Informationen zum neuen Umweltverbrechen von DB:
- [Petition von Rettet den Regenwald] Brasilien: Deutsche Bahn raus aus Amazonien! (Das Geld kann und muss in Deutschland ökologisch verwendet werden)
„Portugiesische Geschäftsleute planen ein Gütereisenbahn- und Hafenprojekt im Amazonasgebiet von Brasilien. Millionen Tonnen Soja und Eisenerz sollen darüber nach China, Europa und die USA exportiert werden. Mit dabei ist die Deutsche Bahn (DB). Deren Tochterunternehmen DB E.C.O. Group hat mit der Firma GPM eine Absichtserklärung“ „über die gemeinsame Projektentwicklung und den späteren Betrieb der Eisenbahn“ unterzeichnet. Dabei bedroht das private Infrastrukturvorhaben GPM die dort lebenden Menschen, ihre Lebensgrundlagen und verletzt ihre Rechte.
Die geplante Bahntrasse verläuft durch zwei staatliche Schutzgebiete und das „Endemiegebiet von Belém“. Es ist eine Region mit vielen nur dort vorkommenden Arten und die am meisten im Amazonasregenwald von Abholzung bedroht ist. Der Hafen soll auf einer Insel an der Atlantikküste mitten im größten zusammenhängenden Mangrovengürtel der Erde gebaut werden. Auf der Insel Cajual haben die bedrohten Scharlachsichler eine Brutkolonie mit 2.500 Tieren, Tausende Zugvögel aus Nordamerika überwintern dort. Im Meer leben Seekühe, Meeresschildkröten, Delfine und unzählige weitere Arten. Bitte fordern Sie die Deutsche Bahn auf, unverzüglich aus dem Projekt GPM im Amazonasgebiet auszusteigen…“ Petition von und bei Rettet den Regenwald e. V.- Zum aktuellen auch ökologischen Desaster der Bahn in Deutschland siehe unser Dossier: Bahn (erneut) auf Privatisierungs- und Zerschlagungskurs?
- Wenn die Mangroven weinen. Die Deutsche Bahn beteiligt sich in Lateinamerika an Projekten, die geschützte Gebiete zerstören und indigene Bewohner bedrohen
„Vor drei Jahren standen Delegierte des Nationalkongresses der Indigenen aus Mexiko vor dem DB-Tower in Berlin. Sie protestieren gegen die Beteiligung der Deutschen Bahn am Tren Maya. Diese »Maya-Bahnlinie« bildet im Verbund mit dem interozeanischen Korridor die Grundlage der Neuordnung im Südosten Mexikos, verwaltet vom Militär, begleitet von Kartellen und vorangetrieben durch transnationale Konzerne. Indigene Gemeinden, Regen- und Mangrovenwälder, Höhlen und Korallen müssen nicht nur dem Schienen- und Hafenausbau weichen: Massentourismus, Industrieparks und Monokulturen fahren mit im »Maya-Zug«. Die DB beteiligt sich am Vorzeigeprojekt des mexikanischen Präsidenten, der kurz vor seinem Abtritt dessen Ausweitung nach Guatemala ankündigte. »In euren Waggons fährt die Auslöschung unserer Völker mit«, rief ein Mitglied des Indigenenkongresses in Richtung der Konzernzentrale am Potsdamer Platz. Vor drei Wochen standen Vertreter der brasilianischen Initiative Gerechtigkeit auf Schienen vor dem DB-Tower in Berlin. Sie protestierten gegen eine Beteiligung der Deutschen Bahn am Projekt Grão-Pará Maranhão. Auch hier sollen Regenwald, Mangroven und Korallen einem Tiefseehafen und Schienen weichen: Auf der Insel Cajual tummeln sich seltene Vogelarten wie der Scharlachsichler über 95 Millionen Jahre alten Dinofossilien am von Mangroven gesäumten Strand. Geht es nach portugiesischen Geschäftsleuten, herrschen hier bald 350 Meter lange Frachtschiffe und 300 gekoppelte Waggons. Tausende Tonnen von Erzen und Kupfer sowie Soja und weitere Agrarprodukte sollen von der geschützten Insel aus nach Europa, China und in die USA transportiert werden. Die Aktivistin Flávia ist nicht nur wegen des Ausmaßes von Hafen und Schiene besorgt: »Noch mehr Exportkapazität bedeutet die Ausweitung des Soja-Anbaus und der Minen.« Das treibt die Entwaldung voran und verschärft Landkonflikte im Bundesstaat mit einer der höchsten Gewaltraten an der indigenen Bevölkerung. (…) »Klimaschutz kann einfach sein«, antwortet die DB auf die Proteste und unterzeichnete nach Vermittlung der deutschen Botschaft eine Absichtserklärung zur Beteiligung an dem Verkehrsprojekt. Unweit der angesichts dieser Lügen weinenden Mangroven, im brasilianischen Belém, findet 2025 die nächste Weltklimakonferenz statt. (…) »Wir sind die Schwächsten, die gegen die Stärksten kämpfen«, sagt Flávia. Die Antwort muss eine Vernetzung der Widerstände sein, zwischen Mexiko und Brasilien – wo das geplante Projekt noch zu verhindern ist. Und bis nach Deutschland, wo Profiteure der Zerstörung auf versiegeltem Boden die Bedeutung von Mangroven belächeln – und damit zeigen, dass sie die Schwachen sind.“ Artikel von Victor Hübotter vom 20. Juni 2024 in Neues Deutschland online - Deutsche Bahn in Brasilien: Kritik an Amazonas-Projekt
„Die Deutsche Bahn will sich an einem Schienenprojekt in Brasilien beteiligen. Aktivist*innen warnen vor Umwelt- und Menschenrechtsrisiken.
Mikaell de Souza Carvalho steht am Potsdamer Platz in Berlin vor einer Glastür mit dem Logo der Deutschen Bahn. Eine Pförtnerin öffnet, Carvalho überreicht ihr einen Umschlag. Es ist ein Beschwerdebrief. „Wir haben unseren Teil gemacht, jetzt ist die Bahn gefordert.“ Carvalho kommt aus Brasilien, genauer gesagt aus dem Bundesstaat Maranhão. Er arbeitet für die Menschenrechtsorganisation Justiça nos Trilhos, die die Folgen des Bergbaus anklagt. Er ist in die deutsche Hauptstadt gereist, um über ein geplantes Projekt aufzuklären. Auf der Insel Cajual im östlichen Amazonasgebiet soll ein Exporthafen samt Eisenbahnverbindung entstehen: das Projekt Grão Pará Maranhão (GPM). Die Deutsche Bahn hat Interesse bekundet. Carvalho meint: „Deutschland sollte seine Beteiligung an dem Projekt überdenken.“
Im vergangenen Jahr verbreitete sich die Nachricht, dass drei portugiesische Geschäftsleute den Bau eines Megahafens samt einer 520 Kilometer langen Bahntrasse planen. Diese Strecke soll vom Landesinneren zum Atlantik führen und ausschließlich dem Gütertransport dienen. Es sollen Eisenerze, Kupfer, Mais und Soja transportiert werden. Das Ziel: Rohstoffe schneller ins Ausland exportieren, auch nach Deutschland. Die Insel Cajual gehört zu einem Umweltschutzgebiet. (…) In der Region gibt es viele Quilombos. Das sind selbstverwaltete Gemeinden von Nachfahren versklavter Menschen, die in Brasilien besonderen Schutz genießen. Die Bahnlinie würde zudem voraussichtlich sehr nah an indigenen Gebieten verlaufen, ebenso durch das Gebiet von Kleinbauern.
Neokoloniale Logik
„Aus unserer Sicht sind die Risiken so massiv, dass man das Projekt nicht durchführen kann“, sagt der deutsche Aktivist und Bergbauexperte Constantin Bittner. Das Projekt vertiefe zudem eine „neokoloniale Logik“. Aus Lateinamerika würden Primärrohstoffe exportiert, die in Deutschland und anderen Ländern weiterverarbeitet werden, wodurch dort die Wertschöpfung entsteht…“ Artikel von Niklas Franzen vom 11.6.2024 in der taz online - Wenn die Mangroven weinen
„Das Megaprojekt GPM im brasilianischen Bundesstaat Maranhão bedroht indigene Gemeinschaften und einzigartige Ökosysteme – auch deutsche Akteure planen eine Beteiligung…“ Beitrag vom 8 Juni 2024 in ANF deutsch mit vielen Links zum Thema und Fotos der Proteste - Protest in Berlin: Deutsche Bahn raus aus Amazonien!
umfangreicher portug. Bericht vom 6.6.24 bei Salve a Floresta mit einem Video - Lebensgrundlagen traditioneller Gemeinschaften durch Bahnprojekt gefährdet! Menschenrechts- und Umweltorganisationen überreichen Beschwerdebrief an die Deutsche Bahn
„Ein geplantes privates Bahn- und Hafenprojekt im brasilianischen Bundesstaat Maranhão gefährdet akut Menschenrechte, die Lebensgrundlagen und Nahrungsmittelversorgung traditioneller Gemeinschaften und einzigartige Ökosysteme im östlichen Amazonasgebiet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Recherche der brasilianischen Menschenrechtsorganisation „Justiça nos Trilhos“. Gemeinsam fordern deutsche und brasilianische Organisationen die Deutsche Bahn (DB) auf, vor einer Beteiligung an dem Projekt eine Risikoanalyse vorzunehmen. Trotz des zu erwartenden Risikos haben zwei Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG im Februar 2023 öffentlich Interesse an einer Beteiligung bekundet. Das „Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.“ (FDCL), „Kooperation Brasilien e.V.“ (KoBra), Misereor und „Rettet den Regenwald e.V.“ haben daher heute gemeinsam mit ihrer brasilianischen Partnerorganisation „Justiça nos Trilhos“ bei einer Protestaktion vor der Zentrale der Deutschen Bahn AG (DB) in Berlin offiziell Beschwerde bei dem Unternehmen eingelegt…“ Pressemitteilung vom 31. Mai 2024 bei FDCL - Die brasilianische Trasse der Deutschen Bahn
„In Maranhão sollen ein privater Megahafen und eine private Eisenbahn entstehen, ohne dass die Bewohner*innen davon wissen – mit tatkräftiger Unterstützung der Deutschen Bahn…“ Beitrag von Felipe Sabrina vom 28.05.2024 bei RLS mit umfangreicher Darstellung de Entwicklung und der Folgen - Deutsche Bahn beteiligt sich an Bau von Bahntrasse und Hafen im Munizip Alcântara im Bundesstaat Maranhão: Offene Fragen nach Umwelt- und Menschenrechten
„Die Deutsche Bahn beteiligt sich in Brasilien an einem Milliardenprojekt zum Bau einer Bahnstrecke und neuen Hafens im Munizip Alcântara im Bundesstaat Maranhão für den Ausbau des Exports von Soja, Erzen und künftig auch Wasserstoff. Laut Deutscher Bahn liegen die Vorteile des Projekts neben dem ökonomischen Potential für die Region in der „Sorgsamkeit in Bezug auf soziale und Umweltbelange“. Umweltbesorgnisse aber bestehen, da das Baugebiet von Bahnstrecke und Hafen im einem Schutzgebiet der Kategorie „Área de Proteção Ambiental“ (APA) liegt, zudem ist das Munizip Alcântara seit Jahrzehnten Hotspot eines Landkonfliktes zwischen der brasilianischen Luftwaffe, die dort Brasiliens einzigen Weltraumbahnhof betreibt, und den dort lebenden traditionellen Gemeinden der Quilombolas. Dieser Umstand wirft natürlich nun auch Fragen an die Deutsche Bundesregierung – im Besonderen an das bundesdeutsche Verkehrsministerium – auf, da die Bundesrepublik Deutschland im Juni 2021 die ILO-Konvention Nr. 169 zum Schutze der Rechte der Indigenen Völker ratifiziert hat und die Deutsche Bahn als 100%ige Tochter des Bundes somit zur Einhaltung der ILO-Konvention 169 verpflichtet ist, unabhängig vom Ort des Wirtschaftsgeschehens…“ Beitrag von Christian Russau vom 10.02.2023 bei Kooperation Brasilien e.V.
Grundinfos:
- Justiça nos Trilhos: Homepage und auf Twitter
- Weitere Informationen zum Projekt GPM bei FDCL
- Siehe auch https://deinebahn.com/
- Siehe zu DB in Mexiko unser Dossier: Die mexikanische Regierung, Deutsche Bahn und das Zug-Großprojekt „Tren Maya“: Widerstand der Selbstorganisation