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Nicht nur an der Diktatur in Brasilien verdient: VW hat mitgemacht

Dossier

Comissão da VerdadeVolkswagen Brasilien steht im Verdacht, Anfang der achtziger Jahre Spionage gegen Angestellte und Gewerkschafter betrieben und Informationen an das brasilianische Militärregime (1964-1985) geliefert zu haben. Dies berichtete unlängst die Nachrichtenagentur Reuters. Unter anderem verfasste der deutsche Autohersteller Berichte über den damaligen Gewerkschaftsfunktionär und späteren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und reichte diese an die Militärs weiter“ – so beginnt der Beitrag VW Brasilien beschattete späteren Präsidenten Lula externer Link von Mario Schenk am 13. September 2014 bei amerika21.de.Auch wichtig in diesem Zusammenhang – das Dossier: VW-Historiker Grieger kritisiert Studie über Audis NS-Vergangenheit: Untersuchung des Autokonzerns erinnere in Stellen an Gefälligkeitsgutachten [und muss gehen]. Siehe zu VW do Brasil:

  • Anklage gegen Volkswagen wegen Sklavenarbeit in Brasilien: Öffentliche Anerkennung und Entschädigung von 26 Millionen Euro für schwere Menschenrechtsverletzungen gefordert 
    Auf VW-Plantage in Amazonien wurden zwischen 1974 und 1986 Hunderte von Arbeitern versklavt. Entschädigung für schwere Menschenrechtsverletzungen von Volkswagen gefordert
    Die brasilianische Staatsanwaltschaft für Arbeit und Soziales (MPT) hat am Donnerstag eine Zivilklage gegen Volkswagen do Brasil eingereicht. Sie beschuldigt den Automobilhersteller, zwischen 1974 und 1986 Arbeiter:innen auf der Farm Vale do Rio Cristalino externer Link in Santana do Araguaia im südlichen Pará in sklavenarbeitsähnlichen Zwangsverhältnissen ausgebeutet zu haben. Dies berichtet die brasilianische NGO von Investigativjournalist:innen, Repórter Brasil, auf ihrer Webseite externer Link.
    Bei der Klage geht es um den zweiten großen Fall der Menschenrechtsverbrechen, an denen Volkswagen do Brasil während der Zeit der Militärdiktatur (1964-1985) beteiligt war. Der erste bezog sich auf die Vorwürfe, die eigenen Mitarbeiter:innen des VW-Werkes an die Repressionsorgane der Diktatur ausgeliefert und mit dieser aktiv kollaboriert zu haben: VW zahlte Ende 2020, nahezu 50 Jahre nach den Geschehnissen, Entschädigungen an die Betroffenen. Im zweiten Fall fordert die Staatsanwaltschaft nun Entschädigungen von VW für den kollektiven moralischen Schaden in Höhe von 165 Millionen Reais (26 Millionen Euro), was eine entsprechende Verurteilung der Firma zur größten in der Geschichte in Bezug auf die Ausbeutung von Sklavenarbeit machen würde. Die Staatsanwaltschaft fordert zudem, dass VW do Brasil die begangenen Verstöße öffentlich anerkennt und sich formell verpflichtet, ähnliche Praktiken in Zukunft zu vermeiden…“ Beitrag von Christian Russau am 06.12.2024 in amerika21 externer Link („Anklage gegen Volkswagen wegen Sklavenarbeit in Brasilien“), siehe auch:

    • Staatsanwaltschaft klagt an: VW muss sich wegen Sklavenarbeit in Brasilien verantworten New
      „Auf der Rinderfarm einer Volkswagen-Tochter wurden vor vierzig Jahren Arbeiter eingesperrt und misshandelt. Der Vorstand soll davon gewusst haben.
      Sie sollen geschlagen und gedemütigt, eingesperrt und misshandelt worden sein, Berichten zufolge gab es sogar Tote. Zwischen 1974 und 1986 sollen auf der von einer Tochterfirma Volkswagens betriebenen Rinderfarm Cristalino am Rande des Amazonasbeckens schwere Verbrechen verübt worden sein. Nun hat das brasilianische Arbeitsministerium Klage gegen Volkswagen Brasilien eingereicht. Laut der Staatsanwaltschaft für Arbeitsrecht seien die Arbeiter extrem langen Arbeitszeiten, entwürdigenden Bedingungen und Schuldknechtschaft ausgesetzt gewesen, was als „sklavereiähnliche Bedingungen“ bezeichnet wurde. Zeugenaussagen würden die „gravierenden Menschenrechtsverletzungen“ belegen. Der Vorstand von Volkswagen do Brasil soll von den systematischen Menschenrechtsvergehen in Hunderten von Fällen gewusst haben. (…) „Es ist eines Großkonzerns unwürdig, sich der historischen Verantwortung nicht zu stellen“, sagte der Freiburger Aktivist Günther Schulz, der seit Jahren zu dem Fall arbeitet, der taz. „Unsere brasilianischen Partner erwarten jetzt schnellstens ein Entgegenkommen, um auch den noch lebenden Arbeitern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“ Die Staatsanwaltschaft fordert auch ein Schuldeingeständnis. Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionär:innen warnte in einer Pressemitteilung, dass VW seine hausgemachten wirtschaftlichen Probleme nicht als Vorwand nehmen dürfe, um Wiedergutmachung abzulehnen. Die Anhörung vor Gericht ist für Februar 2025 geplant.“ Artikel von Niklas Franzen vom 10.12.2024 in der taz online externer Link
    • Brasilien: Volkswagen muss sich seiner historischen Verantwortung stellen. Sklaverei während der Diktatur in Brasilien lag im Verantwortungsbereich der Firma
      „… „Es ist erstaunlich, dass ein Unternehmen dieser Größe nach vier Jahrzehnten noch immer nicht bereit ist, seine Verbrechen in Pará wiedergutzumachen, darunter Umweltzerstörung und Schuldknechtschaft“, sagt Ricardo Rezende Figueira. Er dokumentierte damals als Priester die Menschenrechtsverletzungen und war während der Diktatur eine der maßgeblichen Personen bei der Verteidigung der Menschenrechte im Süden von Pará. „Ich hoffe, dass Volkswagen für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wird. Die Justiz muss so schnell wie möglich handeln, bevor weitere Opfer sterben“, so Ricardo Rezende.
      „Die augenblicklichen, hausgemachten, wirtschaftlichen Probleme des VW-Konzerns dürfen nicht als Anlass genommen werden, um eine Wiedergutmachung verübten Unrechts abzulehnen“, so Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionär:innen. „VW muss sich endlich auch in diesem Fall seiner historischen Verantwortung stellen, so Russau…“ Pressemitteilung vom 6. Dezember 2024 beim Dachverband der Kritischen Aktionär:innen externer Link
  • VW weigert sich, ehemalige Sklavenarbeiter in Brasilien zu entschädigen. Stattdessen plant VW Erhöhung der Gehälter und Boni für die VW-Vorstände 
    Gestern Nachmittag kam es im brasilianischen São Paulo zur mittlerweile dritten Anhörung vor der Bundesstaatsanwaltschaft für Arbeit im Fall der Sklavenarbeit auf der ehemaligen VW-Fazenda Vale do Rio Cristalino in Amazonien Ende der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre. Zeitgleich sollte vor Ort von Aktivist:innen eine von fast 3.000 Bürgerinnen und Bürgern aus Deutschland unterzeichnete Petition externer Link übergeben werden, die von Volkswagen Entschädigung für die ehemaligen Sklavenarbeiter:innen fordert. Laut brasilianischen Medienberichten externer Link verließen die anwesenden Vertreter:innen und Rechtsanwält:innen von VW do Brasil die Anhörung und lehnten eine weitere Beteiligung an dem Verfahren ab. Laut der Tageszeitung Folha de São Paulo beharrten die vor Ort anwesenden Vertreter:innen des Unternehmens auf dem Argument, dass Volkswagen keine Verantwortung für die damaligen Geschehnisse auf dem Grundstück trage. „Das Verhalten von VW ist beschämend, unsere von fast 3.000 Bürger:innen unterzeichnete Petition wurde vollkommen missachtet und zeigt wie in den Vorstandsetagen über die Zivilgesellschaft gedacht wird“, so Günther Schulz von Brasilieninitiative Freiburg e.V. „Angesichts der nur noch wenigen Überlebenden ist das gestrige Verhalten von VW besonders skandalös. VW sollte schnellstens einer Vereinbarung zustimmen und die Verzögerungstaktik aufgeben“, so Schulz weiter. „VW muss endlich dieses düstere Kapitel seiner Historie zum Abschluss bringen.“…“ Pressemitteilung vom 30.03.2023 des Dachverband der Kritischen Aktionär:innen externer Link, siehe auch:

    • VW Brasilien will definitiv ehemalige Sklavenarbeiter:innen nicht entschädigen – das Geld für die Bezüge und Boni-Zahlungen des Vorstands steht den ehemaligen SklavenarbeiterInnen zu!
      „Vertreter:innen von VW do Brasil haben die mittlerweile dritte Anhörung im Fall der Sklavenarbeit auf der ehemaligen VW-Fazenda Vale do Rio Cristalino verlassen und eine weitere Beteiligung an dem Verfahren abgelehnt. Wie die Tageszeitung Folha de São Paulo berichtet, beharrten die anwesenden Vertreter:innen des Unternehmens darauf, dass Volkswagen nicht verantwortlich für die Ereignisse auf dem Grundstück sei. Eine zeitgleich vor Ort geplante Übergabe einer von fast 3.000 Bürgerinnen und Bürgern aus Deutschland unterzeichneten Petition, die von VW Entschädigung für die ehemaligen Sklavenarbeiter:innen fordert, kam nicht zustande, da es der Verhandlungsgruppe untersagt worden war, diese anzunehmen. (…) Laut Rafael Garcia von der Staatsanwaltschaft hat es VW abgelehnt, eine Entschädigungssumme von 165 Millionen Real (umgerechnet etwa 30 Millionen Euro) zu zahlen, die an damalige Opfer und deren verbliebene Angehörige sowie in einen Fonds gehen sollen, der weitere Betroffene aus dieser Zeit finden soll. „Wir bedauern die Haltung von Volkswagen, die die Arbeitnehmer, die mehr als zehn Jahre lang versklavt und in ihrer Würde und Freiheit beschnitten wurden, nicht respektiert“, sagte der Staatsanwalt nach dem Treffen. (…) Mit Verweis auf die Jahreshauptversammlung des Konzerns am 10. Mai in Berlin, auf der die Bezüge und Boni-Zahlungen des Vorstands um bis zu 27 Millionen Euro erhöht werden sollen, merkt Christian Russau von den Kritischen Aktionär:innen an: „Dieses Geld steht den ehemaligen Sklavenarbeitern zu.“ Beitrag vom 4. April 2023 von der Redaktion von amerika21 externer Link („VW Brasilien will ehemalige Sklavenarbeiter:innen nicht entschädigen“), siehe auch:
    • VW do Brasil: Arbeiter in Schuldknechtschaft gehalten
      Ricardo Rezende Figueira kämpft seit Jahrzehnten gegen Menschenrechtsverletzungen und fordert VW zu einer Geste der Wiedergutmachung auf
      [Am vergangenen Mittwoch hat Volkswagen beschlossen, keine Einigung mit der Staatsanwaltschaft des Arbeitsgerichts wegen möglicher Sklavenarbeit auf der Farm Vale do Rio Cristalinoim Bundesstaat Parázu suchen. Hat Sie diese Entscheidung überrascht?]
      Ja, das hat sie. Für das Außenbild des Unternehmens wäre es klüger gewesen, einer Einigung zuzustimmen. VW wird nun eine schwere Last weiter mit sich herumtragen. Es ist unbestritten, dass Verbrechen verübt wurden. Das hat auch Christopher Kopper festgestellt. (…) Die geforderten 160 Millionen Real (umgerechnet knapp 30 Millionen Euro, Anm. d. Red.), sind viel weniger als das, was das Unternehmen vom brasilianischen Staat, beispielsweise durch Steuererleichterungen, erhalten hat. (…) Es ist auch wichtig festzuhalten: Es gibt keine Summe, die das begangene Unrecht wiedergutmachen könnte. Kein Geld kann es wieder rückgängig machen, dass Menschen auf der Farm gequält wurden und zu Tode gekommen sind. Aber eine Geste der Wiedergutmachung wäre wichtig. Chiles Ex-Präsidentin Michelle Bachelet sagte einmal, keine Wunde könne heilen, wenn sie vorher nicht gewaschen werde. Deshalb muss der VW-Vorstand endlich die Verbrechen auf der Cristalino-Farm anerkennen. (…) Seit Langem kümmere ich mich um Menschen, die aus Sklavenarbeit befreit wurden. Viele benötigen psychische oder psychiatrische Behandlung. Damals verstand ich die Dimension noch nicht, aber heute weiß ich, welche dramatischen Auswirkungen die Verbrechen auf die Arbeiter der Cristalino-Farm hatten und bis heute haben. Die Arbeiter hätten psychologische Behandlung gebraucht, haben aber keinerlei Unterstützung erhalten. Ein Problem war auch: Es war mitten während der Militärdiktatur. Wir konnten uns in keiner Weise auf Polizei, Justiz oder Medien verlassen. (…) wir Aktivisten werden die Geschichte nicht vergessen. Wir werden weiter Druck machen.“ Interview von Niklas Franzen vom 03.04.2023 in ND online externer Link – Ricardo Rezende Figueira (71) ist Priester und arbeitet an der Bundesuniversität von Rio de Janeiro als Professor für Menschenrechte und Anthropologie
    • Verfahren in Brasilien: Sklavenarbeits-Vorwurf gegen VW
      „Wenn diese Woche in São Paulo die Staatsanwaltschaft und der deutsche Autobauer Volkswagen zusammenkommen, wird über ein dunkles, fast vergessenes Kapitel deutscher Firmengeschichte im Ausland gesprochen. Zwischen 1974 und 1986 soll es auf der von VW betriebenen Rinderfarm Cristalino am Rande des Amazonasbeckens zu schweren Verbrechen gekommen sein. Arbeiter sollen geschlagen, gedemütigt und in elenden Verhältnissen untergebracht worden sein. Das legen 2.000 Seiten Ermittlungsakten der brasilianischen Staatsanwaltschaft nahe, die seit mehreren Jahren ermittelt. Laut einem 84 Seiten starken Bericht seien für Rodungsarbeiten eingesetzte Leiharbeiter „sklavenähnlichen Bedingungen“ unterworfen gewesen. Es soll sich um systematische Menschenrechtsverbrechen in Hunderten Fällen handeln, laut den Ermittlungsakten mit Wissen des Vorstands von Volkswagen do Brasil. Im vergangenen Jahr eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen VW. Bisher gab es drei Anhörungen, die jedoch ohne Ergebnis verliefen. Auch diese Woche dürfte mit keinem Abschluss zu rechnen sein, meinen Expert*innen. (…) Die Debatte über die Farm in Amazonien nahm erneut an Fahrt auf, als Volkswagen vor sechs Jahren begann, Menschenrechtsverletzungen in anderen Fällen untersuchen zu lassen. Der Werkschutz einer Fabrik bei São Paulo hatte mit der Geheimpolizei zusammengearbeitet und linke Arbeiter*innen bespitzelt. Mehrere von ihnen landeten in den Folterkellern des Regimes – wohl mit dem Wissen des Vorstands von Volkswagen do Brasil. 2020 zahlte der Konzern den Opfern umgerechnet rund 5,5 Millionen Euro. Doch für einige kam das zu spät, sie waren bereits verstorben. Soll es im Fall der Cristalino-Farm ebenfalls Entschädigungszahlungen geben? Auf eine taz-Nachfrage reagierte die Pressestelle von Volkswagen bis zur Veröffentlichung dieses Textes nicht. Laut Diogo ist eine finanzielle Entschädigung allerdings nicht ausreichend. „VW will sich damit aus der Verantwortung ziehen“, meint der ehemalige Politiker, der zur Zeit der Militärdiktatur selbst im Gefängnis landete. „Volkswagen muss eine historische Reparation leisten, um Entschuldigung bitten, seine Verbrechen eingestehen.“ Es brauche „einen Bruch mit der Vergangenheit“. (…) Doch dazu sind viele Verantwortliche nicht bereit. (…) Auch in Deutschland wird die Kritik an Volkswagen lauter. 2.800 Menschen unterzeichneten eine an den VW-Vorstand gerichtete Petition. Diese fordert den Konzern dazu auf, „seine Schuld an den damaligen Menschenrechtsverletzungen“ anzuerkennen. Eine Gruppe Aktivist*innen reiste am 24. März nach Wolfsburg, um die Petition in der Hauptzentrale des Autobauers einzureichen. Allerdings nahm weder ein Vorstandsmitglied noch die Menschenrechtsbeauftragte die Petition entgegen, sondern lediglich ein Pressesprecher. „Angesichts der nur noch wenigen Überlebenden sollte VW jetzt schnellstens einer Vereinbarung zustimmen und die Verzögerungstaktik aufgeben“, sagt der Freiburger Aktivist Günther Schulz der taz. „VW muss endlich dieses düstere Kapitel seiner Historie zum Abschluss bringen.“ Artikel von Niklas Franzen vom 29. März 2023 in der taz online externer Link
  • Vorwurf der Sklaverei in Brasilien: Online-Petition fordert Opferfonds von VW 
    „In Brasilien wird gegen die Volkswagen AG wegen Sklavenarbeit ermittelt. Eine Online-Petition aus Freiburg möchte erwirken, dass der Konzern seine Schuld an Menschenrechtsverletzungen an brasilianischen Landarbeitern anerkennt. Die Brasilieninitiative Freiburg e.V. hat eine Online-Petition gestartet, die Anfang März 2023 an Manfred Döss, VW-Vorstand für Integrität und Recht, übergeben werden soll. Die Forderung: VW soll einen Opferfonds einrichten und ehemaligen Landarbeitern auf der firmeneigenen Rinderfarm Fazenda Vale do Rio Cristalino Entschädigungen auszahlen. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Jahre 1974 bis 1986, als VW do Brasil die Rinderfarm Rio Cristalino erwarb und betrieb ‒ steuerlich durch die Sudam-Abschreibungsmöglichkeiten in Amazonien begünstigt ‒ und dort zu einem der größten Rinderproduzenten aufsteigen wollte. In diesem Zeitraum „ist es in Brasilien zu schweren Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen gekommen“, heißt es im Petitions-Text. 600 bis 1.200 Wanderarbeiter, zu 90 Prozent Analphabeten, arbeiteten demnach in einem System der Schuldknechtschaft, bewacht von einem privaten Sicherheitsdienst. Arbeiter seien geschlagen, gedemütigt und eingesperrt worden. Sie mussten ihr Zelt, ihre Verpflegung und ihren Transport selbst zahlen, und waren so von Anfang an verschuldet. Die Menschen waren rechtlos, ohne Erlaubnis die Farm zu verlassen. Die Landarbeiter hätten sich in vollständiger wirtschaftlicher und arbeitsrechtlicher Abhängigkeit von den sogenannten „Gatos“ (Katzen) befunden. Eine portugiesische Bezeichnung für die Subunternehmer, die für VW brasilianische Arbeiter angeheuert hatten und den Betrieb auf der Rinderfarm organisierten. Der brasilianische Priester Ricardo Rezende gewährte drei Landarbeitern Schutz, die von der Farm fliehen konnten. Der 70-Jährige ist heute Hochschullehrer für Menschenrechte und Anthropologie an der UFRJ Rio de Janeiro. Er leitet die Arbeitsgruppe „Zeitgenössische Sklavenarbeit“. In den 1980er-Jahren stieß er eine polizeiliche Untersuchung an, ließ Zeugenaussagen notariell beglaubigen und sammelte weitere Beweise für die unmenschliche Behandlung im VW-Betrieb. Viele Fälle wurden dokumentiert, für VW blieb das folgenlos. Friedrich-Georg Brügger, Schweizer Staatsbürger und damaliger Manager der Rinderfarm, sieht keine Ungerechtigkeiten. 2022 hat die brasilianische Staatsanwaltschaft erneut Ermittlungen gegen VW aufgenommen. Es geht in Hunderten von Fällen um Menschenhandel, systematische Menschenrechtsverletzungen, sklavereiähnliche Arbeitsverhältnisse und Sklavenarbeit. Mehrmalige Begegnungen zwischen Staatsanwaltschaft und Vertretern von VW sind letztes Jahr ergebnislos verlaufen. Das nächste Treffen soll am 29. März stattfinden. Die Brasilien-Initiative Freiburg plant die Online-Petition mit Unterstützerliste Anfang März 2023 an VW-Manager Döss zu übergeben. Die Online-Petition soll den Verantwortlichen bei VW deutlich machen, dass die Verschleppungstaktik des Konzerns auf Unverständnis stößt. Laut Ermittlungsakten der brasilianischen Staatsanwaltschaft wusste der Vorstand des VW-Konzerns über die Menschenrechtsverletzungen auf seiner Rinderfarm im Bundesstaat Pará Bescheid – hat aber nicht gehandelt.“ Beitrag von Eva von Steinburg vom 8. Februar 2023 bei amerika21 externer Link, siehe dazu:

    • [Petition] Volkswagen soll Schuld an Menschenrechtsverletzungen in Brasilien anerkennen!
      Sehr geehrter Herr Döss, Wir wenden uns an Sie in Ihrer Funktion innerhalb des VW-Vorstands für Integrität und Recht. In den 1970/80er Jahren hat Volkswagen auf der VW-Rinderzuchtfarm Rio Cristalino in Brasilien Landarbeiter unter teilweise sklavenähnlichen Bedingungen beschäftigt. Der VW-Konzern weigert sich bis heute den noch lebenden Landarbeitern eine Entschädigung für die menschenunwürdige Behandlung auf der VW-Rinderzuchtfarm zukommen zu lassen. Durch den engen Kontakt zum Autor und Professor für Anthropologie und Menschenrechte Padre Ricardo Rezende, der damals die unmenschlichen Arbeitsverhältnisse auf der VW-Rinderzuchtfarm anprangerte, haben wir von den Gesprächen zwischen der Staatsanwaltschaft in Brasilien und Vertretern von VW erfahren. Hierbei geht es um die Anerkennung der damaligen sklavenähnlichen Arbeitsverhältnisse und um eine Forderung nach einer Entschädigung für die Betroffenen. Leider endeten die Gespräche in Brasilien bisher ergebnislos. Volkswagen muss seine Schuld an den damaligen Menschenrechtsverletzungen in Brasilien anerkennen. Wir fordern von VW eine Entschädigung zugunsten der eindeutig als Opfer identifizierten Arbeiter auf der VW-Farm und der Einrichtung eines Opferfonds. Es würde einem Konzern wie VW gut anstehen, endlich auch dieses unrühmliche Kapitel zu einem annehmbaren Ende für die Opfer zu bringen.“ Petition bei Campact externer Link der Brasilieninitiative Freiburg e.V. an Dr. Manfred Döss, VW-Vorstand für Integrität und Recht.
    • Brasilien: Späte Einsicht bei VW? Wiedergutmachung nach schweren Menschenrechtsverletzungen auf einer Rinderzuchtfarm gefordert
      Brasilien ist ein beliebtes Ziel für deutsche Unternehmen, und das war es auch während der Militärdiktatur (1964-1985). Der Autohersteller Volkswagen und andere Konzerne haben in dieser Zeit Profite gemacht. Aber nicht nur das. Oft haben die Firmen auch Menschenrechtsverbrechen geduldet und somit mitzuverantworten, wie am Fall von VW besonders deutlich wird. VW hatte in den 1970er Jahren beschlossen, nicht nur Autos zu produzieren, sondern sich auch in der Rinderzucht zu betätigen. 1973 erwarb VW eine Fläche von 139.000 Hektar. Für das Abholzen, Niederbrennen und Umzäunen beauftragte das Firmenunternehmen Subunternehmer, die „gatos“ (Katzen) genannt werden: Zu den bevorzugten Opfern der gatos gehörten verschuldete Wanderarbeiter, deren Schulden sie übernahmen. Da von dem Lohn nach Abzug der Verpflegung kaum Geld zum Abzahlen der Schulden übrig blieb, gerieten verschuldete Wanderarbeiter in eine längerfristige Schuldknechtschaft. Deutsche Lateinamerika-Informationsdienste wie die `Brasilien-Nachrichten` klagten diese Arbeitsverhältnisse als Sklaverei an und fordern Wiedergutmachung.“ Audio des Beitrags in SUEDNORDFUNK iz3w on Air vom 8.2.2023 externer Link Audio Datei
  • VW immer noch unfähig, Schuld anzuerkennen. Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen auf Rinderzuchtfarm wird weiterhin geleugnet
    „… Mit dem erfolgten Vergleich war damit für VW dieses dunkle Kapitel der Firmengeschichte abgeschlossen. Für die noch lebenden Arbeiter von damals war es eine kleine Genugtuung, für die meisten Betroffenen kam die getroffene Vereinbarung Jahrzehnte zu spät. Viele konnten nicht mehr ausfindig gemacht werden oder waren bereits verstorben. Die Vorkommnisse auf der VW-Rinderzuchtfarm in Brasilien gerieten damals aber kaum ins Blickfeld. (…) Die zwischen 600 und 1.200 Männer mussten ihre Unterkunft in Zelten, ihre Verpflegung und ihren Transport selbst bezahlen. Damit waren sie von Beginn an hoch verschuldet und durften die Farm nie verlassen. Private Sicherheitsdienste hinderten sie daran. In einem Interview mit den Brasilien- Nachrichten (Nr.93/1986) bestätigte der ehemalige Sicherheitsbeauftrage der VW-Farm Adão, dass zeitgleich mehrere Subunternehmen tätig waren und dass es vorkam, dass Leute flohen. Die Tatsache, dass 90% der Farmarbeiter Analphabeten gewesen seien, habe den Umgang mit ihnen erleichtert, ihre Rechte hätten sie nicht gekannt. „Die Leitung der Fazenda und VW do Brasil trugen keine unmittelbare, aber eine indirekte Mitverantwortung für die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen der Wanderarbeiter. Da sich die Rodungsarbeiten über einen langen Zeitraum erstreckten und die Wanderarbeiter nicht nur für kurze Zeit auf der Fazenda beschäftigt waren, hätte die Fazenda diese Arbeitskräfte auch selbst einstellen und ein Modell der best practice etablieren können. (…) Auch wenn es sich nicht um wirkliche Sklaven handelte und VW do Brasil nicht unmittelbar für ihre katastrophalen Arbeitsbedingungen verantwortlich war, unterließ VW alles, um die Lage der Wanderarbeiter zu verbessern.“ (Kopper) (…) Während der ehemalige Verantwortliche der VW-Farm, Brügger, bis heute unbelehrbar ist, sollte zumindest die Konzernleitung fähig sein, Fehler zuzugeben. Es würde VW gut anstehen dieses dunkle Kapitel endlich zu einem Abschluss zu bringen, sich bei den Betroffenen zu entschuldigen und sie zu entschädigen. Die Faktenlage ist eindeutig. Es ist unverständlich, dass ein Weltkonzern wie VW ein derart schäbiges Verhalten an den Tag legt. Kann es sein, dass VW auf Zeit spielt? Die Opfer sind inzwischen hochbetagt und bald wird es wohl zu spät sein.“ Artikel von Günther Schulz in  Brasilien Nachrichten, Nr. 166 vom Dezember 2022 externer Link
  • Vorwurf Sklavenarbeit: Volkswagen vor Anhörung in Brasilien
    Rodungsarbeiter sollen vor rund 40 Jahren systematisch versklavt worden sein. Die heutige Anhörung wollte VW laut NDR und SWR noch kurzfristig absagen.“ Audio der Meldung am 29.09.2022 im NDR externer Link Audio Datei
  • Verfahren in Brasilien wegen Sklavenarbeit: Die Ursprünge des Falls der VW-Fazenda Cristalino 
    „… Die Vorwürfe gehen auf Untersuchungen der Landpastorale CPT (Commissao Pastoral da Terra) aus dem Jahre 1983 zurück, die Brasilien Initiative Freiburg war damals maßgeblich daran beteiligt, das Thema in Deutschland und somit auch international bekannt zu machen. Laut der Anzeige kam es auf dem VW-Farmgelände zu Sklavenarbeit, Schuldknechtschaft, Schlägen und Prügeln an Leiharbeitern, die für Rodungsarbeiten eingesetzt wurden. Diese Straftaten seien mit Wissen des VW-Vorstands in Wolfsburg erfolgt. Im Jahr 1983 deckte der Priester Ricardo Rezende von der CPT diese Vorgänge auf und machte sie in Brasilien öffentlich. Wie Padre Rezende berichtete, zog er 1978 in den Süden von Pará, wo er die Landpastoralkommission der Nationalen Konföderation der brasilianischen Bischöfe für die Region Araguaia und Tocantins koordinierte. „Ich hatte viele Geschichten über die VW-Farm gehört, aber immer erst, nachdem die Tatsachen eingetreten waren, und dann haben wir auf die Gelegenheit gewartet, um eine Anzeige zu machen.“ Dies geschah 1983, als Rezende drei junge Männer kennenlernte, die gerade von der Fazenda geflohen waren. Sie hatten gegenüber ihren Aufseher:innen behauptet, dass sie zum Militärdienst müssten, so konnten sie dort weg, obwohl sie noch „Schulden“ bei den lokalen Arbeitsvermittler:innen für VW, den sogenannten „Gatos“, zu begleichen hatten. Diese Schulden, so der Priester, seien Schuldknechtschaft. Aufgrund der Beschwerde der Arbeiter gelang es Rezende, eine Delegation von Abgeordneten des Bundesstaates São Paulo, wo VW do Brasil seinen Hauptsitz hat, zusammenzubringen, die Fazenda im Bundesstaat ‒ mit Wissen des Vorstands ‒ aufzusuchen und den Vorwürfen nachzugehen. Er berichtete, dass die Delegation kurz vor dem Grundstück auf einen der „Gatos“ traf. Der Mann habe den Delegierten seinen Pickup gezeigt, auf dessen Ladefläche sich ein gefesselter Arbeiter befand und voller Empörung erklärt, dieser habe versucht zu fliehen. „Er hatte nicht das geringste Bewusstsein für die Verbrechen, die sie [die gatos] auf der Fazenda begingen“, so Rezende. Auf dem Gelände der Rinderfarm sei ein Mann auf ihn zugekommen, der offensichtlich starkes Fieber hatte und ihn um Hilfe bat, ihn von dort wegzubringen. (…) Trotz der Berichte von Rezende und den Abgeordneten wurde der Fall der VW-Farm und des Vorwurfs der Sklavenarbeit in Brasilien in der Presse zunächst nicht weiter verfolgt, es gab nur eine Kurzmeldung darüber. Diese Meldung aber gelangte nach Deutschland und dort habe sich die Brasilien Initiative Freiburg des Themas angenommen, darüber berichtet und Gewerkschafter informiert und so den Fall international ins Rollen gebracht. Dies sei „praktische Solidaritätsarbeit“, so der Priester. Der Fall wurde erst im Ausland in den Medien berichtet, bevor er dann wieder in Brasilien Thema wurde.“ Beitrag von Christian Russau vom 3. Juni 2022 bei amerika21 externer Link
  • VW-Vertreter vor Gericht: Ermittlungen wegen Sklaverei auf „Musterfarm“ in Brasilien
    Der Sänger Chico Buarque schrieb schon in den 70er Jahren über Ausbeutung von Mensch und Umwelt auf der Mega-Farm im brasilianischen Amazonasgebiet. Zwölf Jahre gehörte sie dem Volkswagen-Konzern. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft. Entwürdigende Strafen, Freiheitsberaubung und Schläge: Schon in den 1980er Jahren wird von „sklavenähnlichen Zuständen“ auf der angeblichen Musterfarm Rio Cristalino am Rande des Amazonas-Regenwaldes in Brasilien berichtet. Eigentümer der Rinderfarm ist von 1974 bis 1986 der Volkswagen-Konzern. Jetzt gibt es nach neuen Recherchen über Misshandlungen von Arbeitern eine Untersuchung der brasilianischen Staatsanwaltschaft.
    „Diejenigen, die zu fliehen versuchten, wurden geschlagen, an Bäume gefesselt und tagelang dort gelassen“, berichtet Staatsanwalt Rafael García Rodrigues, der nach eigener Aussage drei Jahre lang ermittelt hat. Er spricht in brasilianischen Medien von systematischen und schwerwiegenden Misshandlungen und Vergewaltigungen, die die Arbeiter erleiden mussten.
    Vertreter von Volkswagen sollen deshalb am 14. Juni vor dem Arbeitsgericht der Hauptstadt Brasília bei einer Anhörung aussagen. Dort könnte eine Entschädigung für die Opfer ausgehandelt werden. Ansonsten muss Volkswagen mit einem Strafverfahren rechnen. Der Konzern möchte mit Blick auf ein mögliches Verfahren nicht viel dazu sagen. „Wir können Ihnen aber versichern, dass wir die geschilderten Vorgänge auf der Fazenda Rio Cristalino sehr ernst nehmen“, sagte ein Sprecher. Zudem halte sich Volkswagen eng an die Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen und trete weltweit gegen Zwangsarbeit ein.
    Der Priester Ricardo Rezende, der ab dem Jahr 1978 für das Landpastoral der Brasilianischen Bischofskonferenz im Süden des Amazonas-Bundesstaates Pará tätig war, hat viele Fälle von Verbrechen gegen Beschäftigte dokumentiert. „Ich habe in den 1980er Jahren ein Archiv über Volkswagen zusammengestellt. Es sind vier Ordner mit mehr als 600 Seiten“, sagte er der Tageszeitung „Folha de São Paulo“. Er habe während dieser Zeit viele Geschichten über die Farm gehört, aber immer erst, wenn schon etwas passiert war. „Dann haben wir auf die Gelegenheit gewartet, um eine Anzeige zu erstatten.“...“ Artikel von Susann Kreutzmann vom 06.06.2022 beim Migazin externer Link
  • Volkswagen in Brasilien: Ermittlungsverfahren wegen Sklavenarbeit – systematische Menschenrechtsverletzungen in Hunderten Fällen vorgeworfen 
    „Volkswagen muss sich in Brasilien einem neuen Ermittlungsverfahren stellen. (…) NDR, SWR und „Süddeutscher Zeitung“ liegen die mehr als 2000 Seiten starken Akten des Ermittlungsverfahrens vor. Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum von 1974 bis 1986, in dem der Autobauer eine Farm am Rande des Amazonasbeckens betrieb. Die Verbrechen sollen auf dem Farmgelände an Leiharbeitern verübt worden sein, die für die Rodungsarbeiten eingesetzt wurden – wohl mit Wissen des VW-Vorstands in Wolfsburg. (…) Ein 84-seitiger Abschlussbericht des Ermittlungsverfahrens führt die Beweisaufnahme und die Vorwürfe gegen den Autobauer im Einzelnen auf. Den Unterlagen zufolge sollen die Verbrechen von Arbeitsvermittlern verübt worden sein, die von der Farmleitung mit den Rodungen beauftragt wurden, sowie ihren bewaffneten Aufpassern. Bei missglückten Fluchtversuchen sollen Leiharbeiter angeschossen, verprügelt und gefesselt worden sein. Selbst Schwerkranke sollen mit vorgehaltener Waffe zur Arbeit gezwungen und erniedrigt worden sein. Die Zeugenaussagen beschreiben unter anderem, wie Arbeiter die Waffe der Aufpasser in den Mund nehmen mussten, wie die Frau eines Arbeiters als Strafe für einen Fluchtversuch vergewaltigt wurde und wie auch Minderjährige auf der Farm gegen ihren Willen festgehalten wurden. Eine Mutter gab zu Protokoll, wie ihr Sohn den Verletzungen durch die Gewaltausbrüche erlegen sei, andere Arbeiter sollen verschwunden sein. „Das war eine Form moderner Sklaverei“, so der zuständige Staatsanwalt Rafael Garcia in Rio de Janeiro. Garcia spricht von unmenschlichen Arbeitsbedingungen, „in denen die Arbeiter Malaria bekamen, zum Teil starben, auf der Farm begraben wurden, ohne dass ihre Familien informiert wurden“. In mehreren Fällen soll Kranken oder Verletzten die Behandlung verweigert worden sein. „VW hat diese Form von Versklavung offensichtlich nicht nur akzeptiert, sondern auch befördert – es war schlichtweg billige Arbeitskraft“, so der Staatsanwalt…“ Beitrag von Stefanie Dodt vom 29. Mai 2022 bei tagesschau.de externer Link
  • Brasilien: VW verweigert Schuldeingeständnis – Sorge vor Präzedenzfall? 
    Mit millionenschweren Entschädigungszahlungen wollte Volkswagen ein dunkles Kapitel der Firmengeschichte abschließen. Die Opfer fordern aber eine Entschuldigung – gegen die sich das Unternehmen weiterhin wehrt.
    Wenn man VW in Wolfsburg nachfragt, dann heißt es, das Unternehmen habe bereits Verantwortung übernommen. „Volkswagen ist sich seiner historischen Verantwortung bewusst“, so ein Unternehmenssprecher. „Aus diesem Grund hat Volkswagen seine Geschichte während des brasilianischen Militärregimes als erstes ausländisches Unternehmen aufgearbeitet und publiziert.“ Doch NDR-Recherchen zeigen, wie VW in Brasilien bis zuletzt gegen jedes Schuldeingeständnis gekämpft hat – mit Erfolg. (…) Der Vergleich wurde im September 2020 geschlossen. „Mit diesem Vergleich will Volkswagen die Aufklärung der Wahrheit über Menschenrechtsverletzungen zu der Zeit fördern“, schrieb das Unternehmen anschließend in einer portugiesischen Pressemitteilung. In der Vergleichsunterlagen, die dem NDR vorliegen, liest sich das anders: „Volkswagen Brasilien schließt diesen Vergleich ab, ohne jegliche eigene Verantwortung der Firma, ihrer Leitung, ihrer Angestellten oder Mitarbeiter anzuerkennen, für die Taten und Fakten, die in den Akten des Ermittlungsverfahrens untersucht wurden.“ Bis zuletzt weigert sich das Unternehmen also, eine eigene Schuld anzuerkennen. Warum dies so ist, will VW nicht beantworten. Die Gründe sind wohl juristische, man wollte wohl keinen Präzedenzfall schaffen. „Bis heute sind es eher windelweiche juristische Erklärungen“, sagt Wolfgang Kaleck von der Menschenrechtsorganisation ECCHR, der Rechtsanwalt des Kronzeugen Lucio Bellentani. „Immerhin hat sich der Konzern zur Zahlung bereit erklärt. Dem sollte als nächster Schritt auch als menschliche Geste eine Entschuldigung folgen.“ (…)
    Den Opfern von damals lässt der Umgang von VW in der Vergangenheit keine Ruhe. Die Witwe des Kronzeugen des Verfahrens, Lúcio Bellentani, will nun vom Geld der Entschädigungszahlung nach Wolfsburg reisen, um den Konzern zu konfrontieren. „Mal sehen, ob sie dann den Mut haben, sich bei Lucios Enkel dafür zu entschuldigen, was sie seinem Opa angetan haben. Mal sehen, ob sie den Mut haben, uns zu empfangen.“ Lucio Bellentani war nach seiner Verhaftung auf dem VW Werksgelände im Jahr 1972 monatelang in Folterhaft. Maria Bellentani sei zu einem persönlichen Gespräch in Wolfsburg willkommen, sagte ein VW-Sprecher.“ Beitrag von Stefanie Dodt, NDR, vom 14.04.2022 bei tagesschau.de externer Link, siehe auch:

    • Militärdiktatur: VW drückt sich in Brasilien
      „Der deutsche Volkswagenkonzern bleibt stur: keine Entschuldigung für die Beteiligung an politischer Verfolgung und Unterdrückung von Regimegegnern während der brasilianischen Militärdiktatur (1964-85). Und das im offenen Widerspruch zum Autor des von VW mit einer Studie beauftragten Historikers Christopher Kopper: »Es gab eine institutionelle Arbeitsbeziehung zwischen dem Werkschutz von VW und der Politischen Polizei – mit Wissen des Vorstands, sowohl in Brasilien als auch in Wolfsburg.« Wer sich entschuldigt, macht sich rechtlich angreifbar und den Weg für Reparationszahlungen juristisch auf. Und da der Multi VW weltweit an Standorten mit fragwürdigen Menschenrechtslagen tätig war und ist, will der Konzern mit einer Entschuldigung in Sachen Brasilien offenbar keinen Präzedenzfall schaffen. Die Salamitaktik des Volkswagenkonzerns ist unerträglich. (…) Erst fünf Jahre nach dem Beginn der Ermittlungen durch die brasilianische Staatsanwaltschaft ließ sich VW im September 2020 auf einen Vergleich mit den Justizbehörden ein: Die Firma zahlte widerwillig rund 5,5 Millionen Euro. (…) VW sollte sich seiner historischen Verantwortung stellen, statt zu leugnen, was nicht zu leugnen ist. Und wer im ersten Quartal 2022 trotz Lieferschwierigkeiten wegen Corona-Krise und Ukraine-Krieg 8,5 Milliarden Euro Gewinn macht, kann sich auch Reparationen leisten. VW bewegt sich nur unter Druck. Für eine Entschuldigung hat er bisher noch nicht gereicht. Das muss sich ändern.“ Kommentar von Martin Ling vom 15. April 2022 in Neues Deutschland online externer Link
  • Kooperation mit Militärdiktatur: Volkswagen schließt Vergleich in Brasilien 
    Mehr als 30 Jahre nach dem Ende der brasilianischen Militärdiktatur kann es für einige Opfer Genugtuung geben: Im Verfahren um die Kollaboration von VW mit der Junta steht laut NDR, SWR und SZ eine Einigung bevor. Es geht um politische Verfolgung zur Zeit der Diktatur in Brasilien, Verhaftungen auf dem Werksgelände und anschließend Folter durch die Militärs: Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Ende der brasilianischen Militärdiktatur stellt sich VW einem dunklen Kapitel seiner Vergangenheit. Seit Jahren wird in dem Ermittlungsverfahren gegen die brasilianische Tochter von Volkswagen um einen Vergleich gerungen. Nach Informationen von NDR, SWR und „Süddeutscher Zeitung“ (SZ) soll in Brasilien heute die Einigung zwischen VW und brasilianischen Staatsanwaltschaften unterzeichnet werden. Der Vergleich soll demnach Entschädigungszahlungen in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro beinhalten. Das Geld soll in die historische Dokumentation und Aufarbeitung der Geschehnisse fließen und den ehemaligen Arbeitern der brasilianischen Volkswagentochter zugute kommen, die in der Zeit der Diktatur zwischen 1964 und 1985 unter den Folgen der Zusammenarbeit des Unternehmens mit den Militärs leiden mussten. Die Organisation ehemaliger Arbeiter zählt bislang 62 ehemalige VW-Mitarbeiter zu den Opfern, einige sind bereits verstorben, so auch der Kronzeuge des Verfahrens, Lucio Bellentani. (…) Besonders schwer getan hat sich Volkswagen bislang mit einer offiziellen Entschuldigung, die von den betroffenen Arbeitern und den beteiligten Staatsanwaltschaften jedoch gefordert wird. Bislang räumte das Unternehmen zwar die damalige Zusammenarbeit mit den Militärs ein und bedauerte diese. Das Unternehmen lehnte jedoch eine „institutionelle Verantwortung“ ab und sprach von Handlungen „Einzelner“. (…) Nach Einschätzungen des Gutachters der brasilianischen Staatsanwaltschaft, Guaracy Mingardi, hatte VW Brasilien damals aus eigenem Antrieb gehandelt, nicht etwa auf Druck des Regimes…“ Beitrag von Stefanie Dodt, NDR, vom 24.09.2020 bei tagesschau.de externer Link
  • VW „entschuldigt sich“ für Kooperation mit und Unterstützung der brasilianischer Militärdiktatur: So leicht ist das nicht zu beenden… 
    Manchmal ist die „schreckliche deutsche Sprache“ (bekannter Autor aus den USA) denn doch exakter, als angenommen. Wenn jemand aus einer, wie auch immer zustande gekommenen, Klemme herauskommen will, entschuldigt er sich. Er (auch sie) entschuldigt sich selbst, statt andere um Entschuldigung zu bitten. VW entschuldigt sich selbst, nach einem kritischen Gutachten: Wegen der Unternehmenskooperation qua Werkschutz mit dem DOPS (der brasilianischen Diktatur-Variante der langen Mäntel mitten in der Nacht). Die nun einsetzende Debatte darum, ob es „einzelne“ waren, die diese Kooperation betrieben und wie viel die Unternehmensleitung davon wusste – oder wollte, ist längst entschieden. Ehemalige Offiziere als Leiter betrieblicher (und behördlicher) Sicherheitsabteilungen, wie eben im Falle des VW-Werkschutzes: Das war eine systematische Vorgehensweise der brasilianischen Militärdiktatur, ihr Netz über die Gesellschaft zu werfen. Wenn demnach ein Unternehmen einen Ex-Offizier mit dieser Aufgabe betraute, wusste die Leitung wozu, Debatte beendet. Zumal diese Kooperation „allseitig“ war.  Die Politik der Militärs – die dabei nicht arm wurden – konsequent die Linie „Autowahn statt Eisenbahn“ umzusetzen, führte sowohl zur Abschaffung aller (bis auf eine) Fernverbindungen in einem Land, das gerade aufgrund seiner Größe nach Eisenbahnverbindungen schreit. Als auch zu einem historischen „Umsatzplus“ (nicht nur) bei VW. Die „Fusca“ (brasilianisch für „Käfer“) bekam Kultstatus, die Eisenbahn einen Platz im Museum. Wer, wie auch immer, diese Übereinkunft störte – störte. Und, dies ist kein Geschichtsunterricht: VW hat sich auch zur extralegalen Installation der heutigen Rechtsregierung nicht nur positiv geäußert, sondern über Mitwirkung im Unternehmensverband FIESP auch daran beteiligt. Traditionspflege, sozusagen… Siehe einige aktuelle und historische Beiträge zu VW do Brasil und dem Wirken des Unternehmens in Diktatur und Demokratie:

    • VW do Brasil in der brasilianischen Militärdiktatur 1964 -1985
      Studie von Christopher Kopper von 2017 externer Link auf der Geschichts-Seite von VW
    • „VW entschuldigt sich in Brasilien“ von Ivo Marusczyk und Stefanie Dodt am 15. Dezember 2017 in der tagesschau externer Link – darin heißt es zum Hintergrund der aktuellen Entschuldigung: „Der Historiker Christopher Kopper von der Universität Bielefeld hat die Verstrickungen von VW und Diktatur untersucht und in seinem Bericht, den VW jetzt vorstellte, heißt es:  „Der Werkschutz überwachte oppositionelle Aktivitäten seiner Beschäftigten und erleichterte durch sein Verhalten die Verhaftung von mindestens sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als der Einsatz von Folter durch die Politische Polizei bereits in der brasilianischen und in der deutschen Öffentlichkeit bekannt war.“ Kurz gesagt: Der Werksschutz bespitzelte die Arbeiter, denunzierte sie und lieferte sie der Folter aus. Das ist unstrittig – doch die Arbeiter verlangen, dass auch die damalige Führung von VW in Brasilien in Deutschland ihre Schuld bekennt. Im historischen Gutachten heißt es dazu: „Das Management von VW do Brasil verhielt sich gegenüber der Militärregierung uneingeschränkt loyal und teilte ihre wirtschaftspolitischen und innenpolitischen Ziele. Die Korrespondenz mit dem Vorstand in Wolfsburg zeigt bis 1979 eine uneingeschränkte Billigung der Militärregierung (…)“.
    • „Studie: VW unterstützte Militärdiktatur in Brasilien2 am 15. Dezember 2017 bei der Süddeutschen Zeitung externer Link berichtet dazu: „Eine unabhängige Studie wirft dem VW-Konzern Repressalien gegen Oppositionelle in seinen brasilianischen Fabriken während der Militärdiktatur (1964-85) vor. „Der Werkschutz überwachte oppositionelle Aktivitäten seiner Beschäftigten und erleichterte durch sein Verhalten die Verhaftung von mindestens sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, heißt es einer nun in Brasilien vorgestellten Untersuchung des Historikers Christopher Kopper von der Universität Bielefeld. Der VW-Konzern hatte sie selbst in Auftrag gegeben, er will auf die damaligen Opfer zugehen. Überschattet wurde die Vorstellung in São Bernardo do Campo von einem Boykott durch die damaligen Opfer um den Arbeiter Lucio Bellentani, der dem Konzern trotzdem ein unzureichendes Zugehen auf die Diktaturopfer vorwirft. Da sie eine Einladung ablehnten, reiste auch nicht wie erst geplant Personalvorstand Karl-Heinz Blessing an, um mit den Opfern zu sprechen, wie ein VW-Sprecher mitteilte“.
    • „Vorsätzliche Beihilfe zur Folter“ am 15. Dezember 2017 in der taz externer Link ist ein Interview von Bernd Pickert mit dem Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck (der auch Lucio Bellentani vertritt), worin dieser zu den positiven Punkten dieses vorliegenden Gutachtens unter anderem fest hält: „VW hat sich veranlasst gesehen, sich mit seiner sehr unrühmlichen Rolle damals zu beschäftigen. Das ist zu begrüßen. Und die Studie begründet die Entschädigungsforderungen der Arbeiter und ihrer Unterstützer. In den Schlussfolgerungen heißt es, dass sich das VW-Management gegenüber der Militärregierung uneingeschränkt loyal verhalten und deren wirtschafts- und innenpolitischen Ziele geteilt hat. (…) In der wichtigsten Passage der Studie heißt es, dass der Werkschutz die oppositionellen Aktivitäten der Beschäftigten überwacht hätte und durch sein Verhalten die Verhaftung von mindestens sieben Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen erleichtert hätte. Dies sei zu einem Zeitpunkt geschehen, als der Einsatz von Folter durch die politische Polizei bereits bekannt war. Auf Juristendeutsch ist das Beihilfe zur Folter, und zwar vorsätzlich. Das wiegt schon sehr schwer“.
    • „VW says some employees cooperated with Brazil’s military regime“ von Alberto Alerigi am 15. Dezember 2017 bei au.news yahoo externer Link ist eine Reuters-Meldung, die beispielhaft stehen kann für das internationale Echo auf die Studie und die ersten Reaktionen: VW sage, einige Angestellte hätten mit dem Militär-Regime zusammen gearbeitet…
    • „’Queremos reparação, não homenagens’, diz operário torturado em fábrica da VW na ditadura“ am 15. Dezember 2017 bei Esquerda Diario externer Link ist die Dokumentation eines Interviews über die Reaktionen der gefolterten ehemaligen VW-Arbeiter, die sich im Kampf um Anerkennung und Entschädigung zusammen geschlossen haben – und deren Sprecher darauf beharrt, dass es ihnen keineswegs um irgendwelche Ehrungen und schöne Worte geht, sondern um kollektive Entschädigungen, um öffentliche Entschuldigung für das Vorgehen des Unternehmens. Lúcio Bellentani, der Sprecher der Kollegen, zur damaligen Zeit Aktivist der KP Brasiliens, kritisiert die Ergebnisse des Gutachtens – nicht den Autor, sondern erneut die Unternehmensleitung, die längst nicht alle unterlagen frei gegeben habe. Die freigegebenen Unterlagen seien weitaus weniger aussagekräftig, als die längst vom Innenministerium frei gegebenen Akten…
    • „Volkswagen troca pesquisador que lidera estudo sobre ditadura brasileira“ am 07. September 2016 beim Gewerkschaftsbund CSP Conlutas externer Link ist die Dokumentation eines Beitrags der Folha de Sao Paulo, in dem der „Wechsel“ im Untersuchungsauftrag des Unternehmens festgestellt und kritisiert wird – hier als Beleg für zwei Fakten erwähnt: Zum einen für die Aufmerksamkeit, mit der die brasilianische Gewerkschaftsbewegung, vor allem ihre linkeren Strömungen, den Prozess der Aufklärung der VW Tätigkeit in der Diktatur begleiten, zum anderen auch als Hinweis auf die Reaktionen von VW je nach „konjunkturellem Bedarf“…
    • „Organizações de todos os estados aderem à greve“ am 27. April 2017 beim Correio da Cidadania externer Link war ein Artikel, der – aus Anlass des Geberalstreiks gegen die Rechtsregierung am folgenden Tag – zur Geschichte der brasilianischen Gewerkschaftsbewegung hervor hob, dass jene Bewegung der „neuen Gewerkschaften“, die 1968 von Belo Horizonte und Osasco ausging, schnell im Industriegürtel von Sao Paulo eine Hochburg fand: Unter anderem eben bei VW, weswegen die ganz besonders enge Kooperation mit der DOPS in den Jahren ab 1971 denn auch begründet sein dürfte…
    • „O elo da Fiesp com o porão da ditadura „ von José Casado und Chico Otavio am 09. März 2013 bei O Globo externer Link war ein Beitrag aus Anlass einer damaligen Öffnung eines Teils der öffentlichen Archive aus der Zeit der Diktatur. Der Titel „Die Verbindung der FIESP mit dem Keller der Diktatur“ evoziert bereits die Verbindung des Unternehmerverbandes FIESP mit den unterirdischen Folterzentren der DOPS. Darin wird – unter vielem anderen – berichtet, dass die FIESP-Förderung der Diktatur sowohl finanzielle Hilfen für die „Ausrüstung“ bedeuteten, wie sie etwa vom Banco Mercantil de São Paulo, der Itaú-Bank, und den Pinheiros Produtos Farmacêuticos geleistet wurden. Als sie auch bedeuteten: Unternehmen wie etwa Ultragaz, Ford, Volkswagen, Chrysler und Supergel lieferten vieles, von gepanzerten Autos bis Fertig-Mahlzeiten in die „Keller“.
    • „MPF recebe denúncia contra Volkswagen por participação em repressão a operários“ am 23. September 2017 beim Gewerkschaftsbund Intersindical externer Link ist ein Bericht über die Übergabe von selbstständigen Ermittlungsergebnissen des Projeto Investigação Operária (Projekt Arbeiteruntersuchung) an das Innenministerium (MPF) über die VW Angriffe auf die Belegschaft – als eines von vielen möglichen Beispielen dafür, dass in Brasilien selbst das „Thema“ kontinuierlich bearbeitet wird…
    • „Darcy denuncia as negociatas da ditadura (e assombra a semelhança com a era Temer)“ von Cyniara Menezes am 17. Februar 2017 bei Socialista Morena externer Link ist eine Dokumentation samt Kommentar auf der feministisch-sozialistischen Webseite, die sich mit einem Beitrag des 1997 verstorbenen Darcy Ribeiro befasst, in dem dieser ausführlich und konkret die Korruption der Militärdiktatur darstellte – das ganze ist ein Auszug aus einem 1985 erschienenen Buches. Ribeiro, unter vielen anderen Aktivitäten Gründungsrektor der Universität Brasilia floh vor der Diktatur ins Exil. In seinem Beitrag hebt er insbesondere die Rolle der multinationalen Konzerne bei Unterstützung von und Geschäften mit den Militärs hervor. Und da tauchen, wenig überraschend, neben Unternehmen aus den USA auch welche aus der BRD auf, unter anderem – wer wohl?
  • VW Brasilien: Neue Details im dunklen Kapitel 
    Es sind 406 Seiten, die die brasilianische Volkswagen-Tochter schwer belasten. In dem bisher unveröffentlichten Gutachten der Bundesstaatsanwaltschaft São Paulo wird VW Brasilien vorgeworfen, sich aktiv an der Verfolgung von Regimegegnern beteiligt zu haben. Es geht um die Zeit der Militärdiktatur von 1964 bis 1985. Guaracy Mingardi hat den Bericht als Hauptgutachter der Bundesstaatsanwaltschaft verfasst. Die Firma habe damals ihre eigenen Mitarbeiter und deren politische Gesinnung ausgespäht: Zu diesem Schluss kommt Guaracy Mingardi, der von der Staatsanwaltschaft den Untersuchungsauftrag bekommen hatte. (…) Es sind nicht die einzigen Vorwürfe, die in dem Gutachten erhoben werden. So habe VW aktiv und von sich aus Dokumente und Informationen an die politische Polizei geliefert (…) Die Ermittlungen könnten in ein Gerichtsverfahren gegen das Unternehmen münden. Allerdings setzt die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft noch auf einen außergerichtlichen Vergleich (…) Mitte Dezember plane das Unternehmen jedoch eine Veranstaltung im VW-Werk in Brasilien mit „einem hochrangigen Vertreter des Volkswagen-Konzerns“, sagt VW-Chefhistoriker Dieter Landenberger. Zu diesem Termin sollen auch ehemalige Mitarbeiter eingeladen werden – wie zum Beispiel Lúcio Bellentani, der nach eigenen Angaben 1972 im VW-Werk verhaftet und anschließend gefoltert worden war. Die Einladung sei Volkswagen zufolge Teil von einem „Paket von nachhaltigen Maßnahmen“, das sich gerade in der finalen Abstimmung befinde….“ Beitrag von Stefanie Dodt und Peter Hornung vom 14.11.2017 beim NDR  externer Link
  • Der willige Komplize: VW – Zivil-militärische Kollaboration in Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur 
    „Volkswagen kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus. Diesmal ist der Schauplatz nicht Wolfsburg, sondern Brasilien. Während der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) ließen die faschistischen Schergen über 20.000 politische Gegner foltern, 3.000 ermorden und über 200 spurlos verschwinden. VW do Brasil, ein Tochterunternehmen des Wolfsburger Autokonzerns, hat damals bereitwillig mit der Junta zusammengearbeitet: Schwarze Listen wurden erstellt, Gewerkschafter und Linke auf dem Werksgelände bespitzelt und misshandelt. (…) Neue Recherchen haben die nicht aufgearbeitete Geschichte einer Kollaboration – die Verstrickung des größten deutschen Autoproduzenten in die Machenschaften der brasilianischen Militärdiktatur – ans Licht gezerrt…“ Beitrag von Otto König und Richard Detje vom 31. Juli 2017 bei Sozialismus Aktuell online externer Link
  • [ARD-Doku] Komplizen? – VW und die brasilianische Militärdiktatur 
    „… Volkswagen hat sich offenbar in der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur aktiv an politischer Verfolgung und Unterdrückung von Regime-Gegnern beteiligt. Das haben Recherchen von NDR, SWR und Süddeutscher Zeitung ergeben. Die brasilianische VW-Tochter Volkswagen do Brasil hat demnach die eigenen Mitarbeiter und deren politische Gesinnung ausgespäht. Die Informationen über Oppositionelle gelangten dann an die Politische Polizei der Militärmachthaber. Zudem wurden VW-Mitarbeiter durch die Politische Polizei auf dem Firmengelände verhaftet. Betroffene berichten, sie seien im Anschluss monatelang gefoltert worden…“ Die Story im Ersten vom 24. Juli 2017 von Stefanie Dodt und Thomas Aders externer Link mit Sendemanuskript (Videodauer: 44:32 Min., in der ARD Mediathek abrufbar bis zum 24. Juli 2018) und weiteren Videos/Hintergründen. Siehe dazu auch:

  • Festnahmen und Repression bei VW do Brasil: Ehemalige ArbeiterInnen kämpfen um Anerkennung und Wiedergutmachung
    Nachdem der deutsche Autobauer bereits durch den Abgasskandal 2015 einen großen Prestigeverlust erlitt, musste VW sich zeitgleich auch noch mit den Vorwürfen gegen den Tochterkonzern in Brasilien herumschlagen. Dort wurden Vorwürfe laut, dass das Unternehmen während der Diktatur von 1964 bis 1985 mit dem Militärregime zusammengearbeitet habe. Ehemalige Arbeiter fordern Aufarbeitung und Entschädigung…“ Artikel von Laura Burzywoda in der ila 400 externer Link – Wirtschaft, Handel. Menschenrechte, siehe mehr zum Heft
  • Ruf nach Reparationen: VW geht auf Diktatur-Opfer in Brasilien zu
    Der VW-Konzern will sich der Verantwortung für die mögliche Kollaboration mit der Militärdiktatur in Brasilien stellen. „Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Unrecht, das damals geschehen ist“, sagte der von Volkswagen mit der Klärung beauftragte Historiker Manfred Grieger der Deutschen Presse-Agentur nach Verhandlungen mit den Justizbehörden in Brasilien. Bei der wiederholt geforderten kollektiven Entschädigung gebe es aber noch keine Annäherung, weil unklar sei, wie so etwas aussehen könnte. Wichtig seien weitere Gespräche mit Opfern, auch eine offizielle Entschuldigung durch VW-Repräsentanten sei denkbar, betonte Grieger…“ dpa-Meldung vom 02.11.2015 bei Autohaus externer Link – wir bleiben dran!
  • VW bespitzelte die eigene Belegschaft externer Link – redaktioneller Beitrag am 05. September 2014 in Die Presse, worin es unter anderem heißt „Volkswagen hat offenbar in den 1980er-Jahren die eigenen Mitarbeiter ausgespäht und reihenweise Daten an die damalige Militärdiktatur weitergegeben. Es wurden etwa sensible Informationen über Lohnforderungen und Mitschriften von Gesprächen sowie Namen von Personen weitergegeben, die an Gewerkschaftsveranstaltungen teilgenommen haben
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=65584
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