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Der Mord an Marielle Franco wurde mit Munition der brasilianischen Polizei begangen – Proteste auch in Fußballstadien und neue Drohungen gegen linke Abgeordnete

Marielle Franco ermordet am 14.3.2018 in RioMedienberichten zufolge stammen die Patronen ursprünglich aus den Beständen der Bundespolizei Polícia Federal (PF) in Brasília. Dieser waren sie 2006 auf bisher ungeklärte Weise entwendet worden. Zuletzt waren Patronen aus demselben Bestand bei Bandenkriegen nahe Rio de Janeiro sowie im Jahr 2015 bei einem Massaker im Großraum São Paulo benutzt worden. Für dieses Verbrechen waren Anfang März dieses Jahres vier Polizisten zu Haftstrafen von 100 bis 255 Jahren verurteilt worden. Sie hatten bewiesenermaßen außerhalb der Dienstzeit Rache für den Tod eines Kollegen an vermeintlichen Tätern üben wollen und 17 Menschen hingerichtet, die sie Drogenbanden zurechneten. Einer der verurteilten Polizisten verteidigte sich vor Gericht damit, dass er „niemals einen guten Bürger umgebracht hätte“. Wie die Munition nun in den Besitz der Mörder der Politikerin Franco und des Fahrers Gomes gekommen sind, sei Teil der laufenden Untersuchung, so die ermittelnde Bundespolizei PF. Ferner würden Aufnahmen aus Videokameras des Tatumfeldes ausgewertet, auf denen auch einer der Täter auftauche. Über die weiteren Hintergründe der Tat gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse. Verteidigungsminister Raúl Jungmann appellierte an die beteiligten Ermittlungsbehörden, dass „neue Erkenntnisse, die wir haben, einer Geheimhaltung unterliegen und nicht veröffentlicht werden sollen“ – aus dem Beitrag „Mörder von Politikerin in Brasilien benutzten Munition aus früherem Massaker“ von Mario Schenk am 19. März 2018 bei amerika21.de externer Link, worin auch nochmals auf die naheliegende Vermutung eingegangen wird, dies könne ein Werk der (von Polizisten gegründeten) Milizen sein, deren Einflussgebiete von der aktuellen Militärintervention in Rio nicht betroffen sind (was einer der Fakten war, die Marielle Franco an die Öffentlichkeit brachte in ihrer Kritik an der gesamten Intervention). Siehe zu den fortgesetzten Protesten und den neuen Drohungen drei weitere aktuelle Beiträge, sowie den Verweis auf den letzten unserer bisherigen Beiträge:

  • „Amiga de Marielle, vereadora de Niterói recebeu ameaça de bomba“ am 17. März 2018 bei Globo externer Link ist die Meldung über Bombendrohungen gegen Talíria Petrone die, wie Marielle Franco, Abgeordnete im Stadtparlament für die PSol ist, in Rios Nachbarstadt Niteroi und eine persönliche Freundin der ermordeten Aktivistin. Taliria Petrone erhielt verschiedentlich Todesdrohungen, sowohl über Telefonanrufe, als auch per Emails. Wie Marielle Franco ist auch Taliria Petrone eine jüngere Aktivistin aus der Bewegung afrobrasilianischer Frauen aus Armenvierteln.
  • „Ato MarielleVive Cinelândia“ am 21. März 2018 bei den Brigadas Populares Rio de Janeiro externer Link ist ein Fotobericht von der neuerlichen Demonstration „Marielle lebt“ im Stadtzentrum von Rio, an der abermals über 100.000 Menschen teilnahmen. Die Forderungen der Protestbewegungen sind einerseits jene, die die ermordete Aktivistin schon selbst erhoben hatte – wie etwa eine sofortige Beendigung der Militärintervention in der Stadt – und andrerseits zielen sie darauf ab, eine unabhängige Untersuchung ihrer Ermordung zu organisieren.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=129598
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