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Profitable Energiewende in Brasilien: Fast alle Wind- und Solarparks in der Hand globaler Investoren. Großprojekte treiben auch Landgrabbing voran

Brasilien: Im Nordosten haben Windparks Schmutz und Lärm verursacht und die Lebensgrundlagen der lokalen Gemeinschaften beeinträchtigt (Mongabay Brasil) br-solar-MongabaIn Brasilien ist der Ausbau der Wind- und Solarenergie in jüngster Zeit gut vorangekommen. Im Jahr 2023 gingen fast fünf Gigawatt (GW) neue Windkraft- und gut vier GW neue Solarstromleistung ans Netz. Je nachdem, ob man die Regierung oder den Netzbetreiber fragt, variieren die Angaben etwas. Doch die Entwicklung hat auch ihre Schattenseiten. Denn die Energiewende läuft in dem südamerikanischen Land nicht als dezentrales Projekt, das den Gemeinden Einkommen, Arbeit und lokale Selbstbestimmung bringt, sondern als Gelddruckmaschine für große Kapitalbesitzer und Fonds, die auch aus dem europäischen Ausland kommen. Das geht aus einem Bericht von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Österreich sowie Großbritannien hervor, der Mitte des Monats in der Fachzeitschrift Nature Sustainability veröffentlicht wurde…“ Artikel von Wolfgang Pomrehn in der jungen Welt vom 24.05.2024 externer Link – siehe mehr daraus und dazu:

  • Weiter aus dem Artikel von Wolfgang Pomrehn in der jungen Welt vom 24.05.2024 externer Link: „… Der Studie zufolge werden vor allem Brasiliens Windkraftanlagen in großen, zum Teil riesigen Parks errichtet. (…) Die meisten dieser Großprojekte sind im armen Nordosten des Landes an der Küste südöstlich der Amazonasmündung angesiedelt. Ihr Auf- und Ausbau ist vor dem Hintergrund der notorisch unsicheren Besitzverhältnisse in Brasilien zu sehen. Viele Kleinbauern haben keine Landtitel für den Grund und Boden, den sie seit Jahrzehnten bewirtschaften und auf dem zum Teil schon ihre Eltern und Großeltern gewirtschaftet haben. Hinzu kommt, dass es sehr viel öffentliches Land gibt, das ebenfalls nur unzureichend im Kataster erfasst ist. Vielerorts herrscht daher Faustrecht. Großgrundbesitzer eignen sich in großem Stil illegal Land an und vertreiben die Bewohner, zum Teil mit Pistoleros. Jedes Jahr kommen mehrere Menschen bei Landkonflikten ums Leben, hauptsächlich Indigene.
    Die Studienautoren haben nun einen genaueren Blick auf den Landbesitz der Solar- und Windparks geworfen. Sie kommen zu dem Schluss, dass der kleinere Teil von ihnen über keinen legalen Titel verfügt oder keine Angaben dazu macht. Können die Projekte hingegen den legalen Besitz des beanspruchten Geländes nachweisen, ist es oft erst weniger als fünf Jahre vor Errichtung der Anlagen privatisiert worden. Mit anderen Worten: Die Großprojekte treiben die Privatisierung kommunalen und staatlichen Landes voran.
    Was das bedeutet, und wie es dabei zugehen kann, hatte das englischsprachige Umweltmagazin Mongabay vergangenes Jahr an einem Beispiel aus Brasiliens Nordosten beschrieben. In der Nähe des Dorfes Recanto an Brasiliens schlaglochreicher Nationalstraße 310 im Bundesstaat Rio Grande del Norte hatte demnach EDP Renewables, eine spanische Tochter des portugiesischen Energiekonzerns EDP, Windkraftanlagen errichtet. Die Dorfbewohner hatten sich davon Fortschritt für ihr karges Leben erhofft. Bessere Straßen und günstigeren Strom. Nichts davon ist eingetroffen. Die Straßen wurden nicht saniert, und die Strompreise klettern weiter in die Höhe…“
  • Large-scale green grabbing for wind and solar photovoltaic development in Brazil
    Article by Michael Klingler, Nadia Ameli, Jamie Rickman & Johannes Schmidt published 13 May 2024 in Nature Sustainability externer Link
  • Comunidades rurais do Nordeste enfrentam desafios causados por parques eólicos / Ländliche Gemeinden im Nordosten stehen vor Herausforderungen durch Windparks
    port. Artikel von Giovanna Carneiro, Arnaldo Sete und Marco Zero vom Oktober 2023 in Mongabay Brasil externer Link
  • Wie ein Windpark an Brasiliens Küste ein Fischerdorf von der Landkarte tilgte /How a wind farm on Brazil’s coast erased a fishing village from the map
    Article by Lobato Felizola on 14 March 2024 in Mongabay externer Link,translated by Roberto Cataldo
  • Perception of the socio-environmental impacts caused by wind generators in the state of Piauí, Northeast of Brazil
    engl. Infos zur Studie von 2023 der University of Brasília externer Link

Siehe auch im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=220638
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