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Die Vergiftung der Lebensmittel in Brasilien explodiert – dank der rechtsradikalen Regierung und ihrer Geschäftemacher-Ideologie. Und wer profitiert davon?

Demonstration gegen das Bayer_Monsanto_Gesetz in Buenos Aires am 15.11.2018„… In dem südamerikanischen Land werden mit circa 7,3 Litern jährlichem Pestizidverbrauch pro Kopf am meisten Schädlingsbekämpfungsmittel weltweit eingesetzt. In den vergangenen drei Jahren wurden unter den Regierungen der Präsidenten Michel Temer und Jair Bolsonaro zudem über 1.200 neue Pestizide zugelassen. Syngenta, weltweit Marktführer der Sparte chemische Pflanzenschutzmittel, erzielte 2018 über zehn Milliarden US-Dollar Umsatz und ist die einzige Firma überhaupt, die in Brasilien Profenofos-haltige Pestizidprodukte verkaufen darf. Die Verkäufe des Unternehmens allein sollen laut Public Eye rund ein Viertel des globalen Profenofos-Markts von etwa 100 Millionen Dollar jährlich ausmachen. Die Schweizer Nationalrätin Lisa Mazzone (Grüne) hatte sich infolge der Public Eye-Enthüllungen über Syngentas Exporte bereits Ende 2017 für einen „Ausfuhrstopp für in der Schweiz verbotene Pestizide“ eingesetzt und dafür die Unterstützung von 41 Parlamentsmitgliedern aus allen politischen Lagern erhalten. Der parlamentarische Vorstoß wurde jedoch abgeschrieben, weil die zweijährige Frist für seine Behandlung abgelaufen war. Der Bundesrat räumte 2018 zwar ein, dass die Verwendung dieser Pestizide, insbesondere in Entwicklungsländern ernsthafte Gesundheits- oder Umweltprobleme verursachen kann, hielt jedoch ein Ausfuhrverbot für „nicht verhältnismäßig“. Man bevorzuge Maßnahmen, welche „die Wirtschaftsfreiheit weniger stark beschränken“…“ – aus dem Beitrag „Kritik an Export hochtoxischer Pestizide aus der Schweiz und der EU nach Brasilien“ von Ulrike Bickel am 19. Januar 2020 bei amerika21.de externer Link über einen der Profiteure von Bolsonaros Giftpolitik (und seine einheimischen Unterstützer)… Siehe dazu auch den Link zur erwähnten Studie aus der Schweiz und einen Beitrag zur gesamten Auswirkung des Pestizid-Einsatzes auf die Nahrungsmittel, sowie einen älteren Beitrag, der auch Profiteure jenseits der Schweizer Grenzen zum Thema hatte…

  • „In der Schweiz verbotenes Pestizid verschmutzt brasilianisches Trinkwasser“ von Laurent Gabarell am 09. Januar 2020 bei Public Eye externer Link ist der im obigen Artikel angesprochene Bericht über die Auswirkungen der schweizerischen Wirtschaftsfreiheit, worin unter vielem anderen einleitend darauf hingewiesen wird: „… Sie dürften sich erinnern: Vor eineinhalb Jahren deckte Public Eye auf, welche Rolle ein hierzulande verbotenes, aus der Schweiz exportiertes Pestizid 2017 in einer Vergiftungswelle im indischen Yavatmal gespielt hatte. Nun belegen neuere Daten des Bundes, die Public Eye beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) eingefordert hat, den Export einer weiteren höchst problematischen Substanz: Profenofos. Diesen der breiten Öffentlichkeit kaum bekannten Namen trägt ein höchst potentes Insektizid, das vor allem im Anbau von Baumwolle, Mais, Rüben, Soja, Kartoffeln und Gemüse verwendet wird. «Profenofos ist ein Organophosphat, wie Saringas», erklärt Nathalie Chèvre, Ökotoxikologin an der Universität Lausanne, gegenüber Public Eye. «Das sind Nervengifte.»…“
  • „Über die Hälfte der pflanzlichen Lebensmittel mit Agrargiften belastet“ am 21. Dezember 2019 beim NPLA externer Link berichtet über die gesamten Ernährungsgefahren: „… Insgesamt 4.616 Proben von 14 Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs wurden analysiert. Diese stellen einen Querschnitt durch die Ernährung der brasilianischen Bevölkerung dar, zum Beispiel Reis, Salat, Karotten, Orangen, Tomaten und Trauben. Die Wissenschaftler*innen fanden in 51 Prozent der Proben gesundheitsschädliche Rückstände. Anvisa sammelte die Proben in Einzelhandelsläden aus 77 Städten in fast ganz Brasilien – nur der im Südosten gelegene Bundesstaat Paraná wollte sich nicht beteiligen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 23 Prozent der untersuchten Lebensmittel eine Konzentration an Agrargiften enthielten, die über dem von der Behörde selbst festgelegten Höchstwert liegt. Ein hohes Risiko für das Auftreten von Vergiftungssymptomen innerhalb von weniger als einem Tag wurde für 41 Proben ermittelt. Demzufolge droht bei einem von hundert untersuchten Lebensmitteln Schaden für die Gesundheit der Verbraucher*innen. Trotzdem hält Anvisa den Verzehr von Lebensmitteln in Brasilien insgesamt für unbedenklich. Von einem grundsätzlichen Risiko für die Gesundheit der Verbraucher*innen lasse sich nicht zwingend sprechen. Der Ingenieur Alan Tygel, Koordinator der Dauerkampagne gegen Agrargifte und für das Leben (Campanha Permanenen contra os Agrotóxicos e pela Vida), gibt jedoch zu bedenken, dass der Giftanteil der untersuchten Lebensmittel noch größer wäre, würde die Studie sich nicht auf 270 der 500 in Brasilien registrierten Agrargifte beschränken. Tygels Vorwurf: Die Behörde spiele die Risiken der Agrargifte herunter. „Es bereitet uns große Sorge zu wissen, dass die brasilianische Bevölkerung Tag für Tag vergiftete Lebensmittel, mindestens die Hälfte, isst.“ Schwer wiege auch, dass 1 Prozent der Lebensmittel gravierende Gesundheitsschäden hervorrufen könne. Ausgerechnet die für die Gesundheit der Bevölkerung zuständige Behörde aber verharmlose diese potenziellen Schäden. Die Behörde Anvisa sehe die Verwendung von Agrargiften offenbar als etwas ganz Normales an…“
  • „“Das Brasilien von BAYER. Das Brasilien von MONSANTO“ am 27. Mai 2018 bei KoBra externer Link dokumentiert die Rede des brasilianischen Aktivisten Alan Tygel zwei Tage zuvor auf der Bayer Hauptversammlung, worin unter anderem darauf hingewiesen wird: „… Aus der Sicht von BAYER ist Brasilien ein sehr vielversprechendes Land. Brasilien ist das Land, das am meisten Agrargifte verbraucht, und dies weltweit. Und Brasilien ist das Land, das das größte Wachstum beim Verkauf von Agrargiften verspricht. In Brasilien war BAYER im Jahr 2014 die Firma, die am zweitmeisten Agrargifte verkaufte. Nach dem Kauf von MONSANTO wird BAYER auf Platz 1 landen, mit einem Marktanteil von rund 23 Prozent. Und Brasilien hat die weltweit zweitgrößte Anbaufläche von gentechnisch modifizierten Saatguts. Im Gegensatz zum Land mit dem weltweit größten Flächenanbau gentechnisch veränderter Pflanzen – den USA – hat Brasilien aber noch Platz beim Baumwollanbau. Hinzu kommt, dass die für die Registrierung gentechnisch veränderter Pflanzen zuständige Behörde, die CTNBio, in Fragen Anbaugenehmigungen für neue transgene Kulturen sehr unternehmenfreundlich die Bewilligungen ausstellt. So wird es wenig wundern, wenn in Kürze 2 Millionen Hektar Land für den transgenen Reisanbau freigegeben werden. Das ist das Brasilien von BAYER. Das ist das Brasilien von MONSANTO. Es gibt aber auch ein anderes Brasilien. Das Brasilien, wo ich wohne. Das ist das Land der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, das Land der Diversität der Nahrungsmittel, das Land des Manioks und des einheimischen Mais. Es ist dieses Brasilien, wo unsere ‘Permanente Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben’ die Stimmen von Millionen von Menschen zu einer Stimme vereint. Und diese Stimme sagt „Nein!“ zu Agrargiften und zu transgen modifizierten Pflanzen und Saatgut. Und diese Stimme sagt „Ja!“ zum Aufbau einer Bewegung hin zur Agrarökologie. In dem anderen Brasilien sind es jedes Jahr 6.000 Menschen, die wegen Intoxikation durch Agrargifte medizinisch behandelt werden müssen…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=161569
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