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Erst recht bei einer solchen rechtsradikalen Regierung wie in Brasilien hilft nur: Selbstorganisation der Solidarität und gemeinsamer Kampf

Auch die Landlosenbewegung MST in Brasilien riegelt ihre Siedlungen ab im April 2020Am 31. März 2020 haben die beiden Zusammenschlüsse „Brasilianische Volksfront“ und „Volk ohne Angst“ eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, die ein 60-Punkte-Programm wirtschaftlicher und sozialer Maßnahmen angesichts der Corona-Epidemie und ihrer Ausbreitung in Brasilien darstellt. Kernpunkt der Forderungen ist eine Sondersteuer für die Reichen des Landes, die umgerechnet etwa 50 Milliarden Euro ergeben soll, mit der die verschiedensten sozialen Maßnahmen, wie Lohnfortzahlung oder auch – und vor allem – Ausbau des Gesundheitswesens finanziert werden sollen. Das Programm geht einher mit Kritiken an der rechtsradikalen Regierung Bolsonaro und deren Leugnung der Epidemie, die auch in Brasilien bereits 170 Menschen das Leben gekostet hat, obwohl sie erst am Anfang steht. Kritik wird auch an den Unternehmen geäußert, die unbedingt weiter funktionieren wollen, auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten – was nun wahrlich keine brasilianische Spezialität ist. In dem Beitrag „Brazilian social movements release plan with 60 measures against COVID-19 and economic crisis“ am 02. April 2020 bei Brasil de Fato externer Link (englische Ausgabe, hier dokumentiert bei Resumen Latinoamericano) wird auch darauf verwiesen, dass die aktuelle Entwicklung vor dem Hintergrund bereits seit einiger Zeit andauernder krisenhafter Entwicklungen des brasilianischen Kapitalismus geschieht. Siehe dazu auch zwei Beiträge sowohl zur Selbstorganisation in den Favelas, als auch zu den besonderen Aktivitäten der Landlosenbewegung MST, die dazu beiträgt, Ernährungssicherheit herzustellen:

  • „Die Armen müssen sich selbst schützen“ von Sarah Fernandes am 31. März 2020 in den Welt-Sichten externer Link berichtet über die Selbstorganisation der Solidarität in den Favelas unter anderem: „… Hunderttausende leben da in Behausungen mit nur einem Raum und ohne vernünftige Wasserversorgung; im ganzen Land sind es laut der nichtstaatlichen Organisation Central Única de Favelas insgesamt 13,6 Millionen Menschen. Sie können ohne Hilfe vom Staat nicht selbst in Quarantäne gehen, weil sie an einem Tag, an dem sie kein Geld verdienen, abends auch kein Essen kaufen können. Das sind beste Voraussetzungen für den Ausbruch der Seuche. „Wenn in meiner Familie jemand mit Covid-19 infiziert ist, wie soll ich die Person isolieren? Mein Haus hat nur ein Zimmer“, sagt der Straßenhändler Alex Carlo. Im Haus in der Favela Monte Azul in São Paulo lebt er zusammen mit seiner Frau, neun Kindern und einer Enkelin. „Die Reichen haben alles zu Hause: Gesichtsmasken, Desinfektionsgel, Nahrungsmittel“, sagt er während einer Pressekonferenz der Agência  Mural de Jornalismo des Periferias, einer Agentur für Berichte vom Rand der Gesellschaft. „Wenn ich nicht jeden Tag rausgehe und meine Süßigkeiten verkaufe, haben meine Kinder nichts zu essen. Ich habe keine Reserven, nicht einmal für eine Woche.“ Der erste Fall von Covid-19 in einer Favela wurde am 22. März in Ciudade de Deus registriert, einem der größten Slums von Rio de Janeiro, und laut der kommunalen Gesundheitsbehörde dort bestand ein Verdacht auf weitere 61 Fälle. Vier andere Infektionen sind seitdem aus den Favelas Manguinhos, Parada de Lucas und Vigidal gemeldet worden. Die Gesundheitsbehörden in anderen Teilen des Landes haben die Zahl der Fälle in Slums noch nicht veröffentlicht. (…) Derweil sagen 70 Prozent der Familien in den Favelas, dass ihr Einkommen sich wegen der Pandemie bereits verringert hat – so ein Ergebnis einer Umfrage unter 1142 Bewohnern von 262 Favelas aller Landesteile im März. Fast zwei Drittel der Befragten erklärten, ihre Ernährung werde sich verschlechtern, wenn sie in Quarantäne gehen müssten. Fast die Hälfte der Befragten arbeitete informell, zum Beispiel als Hausmeister, Straßenverkäuferin oder Abfallsammler.  „Wir machen Druck, damit das Parlament einem Grundeinkommens-Projekt für die Menschen in den Favelas zustimmt“, sagt Santiago. „Und wir wollen, dass für die Dauer der Epidemie niemandem Wasser oder Strom abgestellt werden, weil es nicht bezahlt wird. Das Virus macht unübersehbar deutlich, wie schwerwiegend die soziale Ungleichheit in Brasilien ist und wie viele Menschen hier noch extrem arm sind...“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=169092
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