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Das „gallische Dorf“ des Poststreiks in Brasilien: Geschleift. Von Innen?

Poststreik-Plakat in Brasilien im August 2020Nach dem Urteil des Obersten Arbeitsgerichts Brasiliens zugunsten der Unternehmensleitung der Post (wir berichteten), die demnach einen gültigen Tarifvertrag schlicht missachten darf, haben die seit über einen Monat streikenden Kolleginnen und Kollegen in zahlreichen Versammlungen – oft genug sehr knapp – für eine Beendigung des Streiks gestimmt. Die beteiligten Gewerkschaften – die angesichts der bei einer Fortsetzung angesetzten täglichen Geldstrafen offensichtlich „beeindruckt“ waren – haben sich zwar nicht offen, aber atmosphärisch für diese Beendigung stark gemacht – und versuchen nun, durch die üblichen Erklärungen, ihr Gesicht zu wahren. Was damit anfängt, dass das Urteil schön geredet – oder geschrieben – wird: Man habe ja Teilerfolge erzielt, wie etwa, dass der Streik nicht als illegal von Beginn an beurteilt worden sei. Und natürlich wird beteuert, der Kampf gehe weiter – ob dass die Kolleginnen und Kollegen angesichts dieser Entwicklung auch tun werden, entscheiden aber nicht die Funktionäre. Von besonderer Tragweite erscheint es dabei, dass dieser Streik, allen Aufrufen und Erklärungen zum Trotz, eine der wenigen großen Aktionen gegen die Politik der brasilianischen Rechtsregierung war – und deren knechtisches Eintreten für Unternehmensinteressen. Siehe zur Beendigung des Poststreiks in Brasilien und den Reaktionen darauf vier aktuelle Beiträge – und den Hinweis auf unseren Bericht zum Urteil des Obersten Arbeitsgerichts:

  • „Correios: assembleia da categoria decide pelo fim da greve em São Paulo“ am 22. September 2020 beim Gewerkschaftsbund CTB externer Link berichtet von der Urabstimmung aus der größten Stadt des Landes – mit der größten Post, versteht sich – deren Ergebnis als erstes Resultat verbreitet wurde und eine Art Leitlinien-Charakter hatte: Es beteiligten sich rund 1.400 Kolleginnen und Kollegen (etwa zwei Drittel der Gewerkschaftsmitglieder), wovon 699 für eine Beendigung des Streiks stimmten, 671 für seine Fortsetzung, der Rest der 1409 Stimmen waren Enthaltungen. Solch denkbar knappe Entscheidungen gab es offensichtlich in mehreren, vor allem großen Städten, wo die Postlerinnen und Postler besonders intensiv an der Streikbewegung sich beteiligt hatten.
  • „Greve dos Correios chega ao fim, mas luta continua“ am 23. September 2020 bei You Tube externer Link eingestellt, ist ein Video mit einer Erklärung des (KP-nahen) Gewerkschaftsbundes CTB, worin das Ende des Sreiks „verkündet“ wird und (ausgesprochen rituell) beteuert, es werde weiter gehen (natürlich ohne konkretes sagen zu können – oder zu wollen). Hinzugefügt werden kann – oder: Muss – dass der CTB bereits einige Kritik erntete für seine Weigerung, sich am Tag des Urteils am „Marsch auf Brasilia“ zu beteiligen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=178578
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