Streiks und Proteste in der Krankenpflege in Brasilien für Löhne über dem Mindestlohn und gegen drohende Massenentlassungen

Das Nationale Forum der Krankenpflege, bestehend aus sieben verschiedenen Organisationen, hatte am 21. September zu Demonstrationen und Streiks in ganz Brasilien aufgerufen, die in Recife, Brasilia, Cuiaba, São Paulo, Maceió, Porto Alegre, Salvador, Chapecó, Florianopolis, Belo Horizonte, Curitiba, Belém und anzahlreichen anderen Orten abgehalten wurden. Der Hintergrund ist, dass Bolsonaro die Löhne in der Krankenpflege ordentlich erhöht, aber keine Finanzierung dafür vorgelegt hat. Wegen den damit drohenden Massenentlassungen und daraus folgenden Notständen in der Gesundheitsversorgung hat der Oberste Gerichtshof vor wenigen Tagen die Lohnerhöhung suspendiert und der Regierung 60 Tage Zeit gegeben, um eine Finanzierung vorzulegen. Die Proteste richteten sich somit nicht gegen die Entscheidung des Gerichts, sondern gegen die halbherzige Aktion der Regierung Bolsonaro. Siehe dazu einige weitere Infomationen:

• Das Fórum Nacional da Enfermagem gibt es leider nur auf Fratzebuch 
• Infos über die Proteste und zum Gesundheitssystem in Brasilien gibt es auch auf dem Twitter-Acount von Outra Saúde und auf deren Homepage  (alles portugiesisch natürlich)
• Siehe auch #aenfermagemparou #AEnfermagemvaiparar oder #RespeiteAenfermagem mit Fotos und Videos
• Der landesweite Streik für den Pflegebereich
  „Vor der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (STF), die Gehaltsuntergrenze der Kategorie auszusetzen, die am Donnerstag (15.) von der Mehrheit des Plenums bestätigt wurde, beschloss das Nationale Forum für Krankenpflege, in dem die Einrichtungen der Kategorie als Nationaler Verband der Krankenschwestern und Krankenpfleger (FNE) zusammengeschlossen sind, die Vorbereitungen für den nationalen Streik zu intensivieren, der für kommenden Mittwoch, den 21. September, geplant ist und 24 Stunden dauern soll. Laut Solange Caetano, FNE-Vertreterin auf dem Forum und Generalsekretärin des Sindicato dos Enfermeiros de São Paulo, besteht das Ziel des Protests darin, den Terrorismus der Geschäftsleute des Sektors anzuprangern und den Druck auf die Justiz zu verstärken. „Wir haben viele Arbeitnehmer, die über dem Existenzminimum verdienen, vor allem in der Hauptstadt. Aber im Landesinneren gibt es mehrere Städte, die uns bitten, uns zu orientieren, wie der Streik ablaufen wird“, sagt das Gewerkschaftsmitglied. Sie teilt auch mit, dass es am 21. eine große Protestdemonstration auf der Avenida Paulista geben wird“.
  In der einstweiligen Verfügung, mit der die Lohnuntergrenze ausgesetzt wurde, setzte Minister Luís Roberto Barroso eine Frist von 60 Tagen, um die finanziellen Auswirkungen der vom Kongress verabschiedeten und von Jair Bolsonaro sanktionierten Maßnahme zu klären. Die reichen Geschäftsleute des Sektors übten starken Druck auf die STF aus, indem sie behaupteten, dass es zum Zusammenbruch von Unternehmen, zu Tausenden von Entlassungen und zu einer Verschlechterung der Dienstleistungen für die Bevölkerung kommen würde. Die Monopolmedien haben wie immer zur Verbreitung dieses Arbeitgeberterrorismus beigetragen.
  Die Fachleute des Sektors kritisierten die mangelnde Sensibilität der STF. Der Bundesrat für Krankenpflege (Cofen) zum Beispiel hat die Entscheidung von Minister Luis Roberto Barroso mit „Überraschung und Empörung“ aufgenommen. „Alle Einrichtungen, die seiner Meinung nach in den nächsten 60 Tagen angehört werden müssen, wurden angehört, als die Maßnahme noch im Repräsentantenhaus bearbeitet wurde. Es ist eine wichtige Arbeit, um die Diskrepanz zwischen den Gehältern im Land zu verringern. Es gibt Krankenschwestern, die einen Mindestlohn verdienen“, protestiert Daniel Menezes, Berater von Cofen.
  Er empfindet die Entscheidung als ungerecht. „Die von Vertretern privater Unternehmen vorgelegten Daten über mögliche Entlassungen haben keine wissenschaftliche Grundlage. All dies wurde bereits dargelegt. Im Kongress wird daran gearbeitet, die Subvention auszugleichen. Cofen wird sich gegen diese Entscheidung aussprechen. Wir werden nicht untergehen. Wir sind überrascht, arbeiten aber bereits daran, unser erworbenes Recht zu sichern„. Maschinenübersetzung der port. Erklärung des Fórum Nacional da Enfermagem dokumentiert bei CTB am 16.9.22 und dort der Bericht mit Fotos