Hundertausend im Streik gegen die Privatisierung der brasilianischen Post

Seit Dienstag, 18. August 2020, befinden sich die Postlerinnen und Postler Brasiliens landesweit im Streik – gegen die Privatisierungspläne der rechtsradikal-neoliberalen Regierung. An der Organisation des Streiks sind alle Einzelgewerkschaften der verschiedenen Verbände beteiligt, weswegen es auch eine gemeinsame Erklärung aller brasilianischen Föderationen zur Unterstützung des Streiks und gegen die geplante Privatisierung gibt (auch von den Verbänden unterzeichnet, die keineswegs prinzipiell Gegner dieser Regierung sind!). An den beiden ersten Streiktagen beteiligten sich rund 70% aller bei der Post arbeitenden Menschen am Streik – was ungefähr 100.000 Streikende bedeutet, womit dies der seit langem größte Streik in Brasilien ist. Der sich gegen aktuelle Maßnahmen der Kosten-Einsparung richtet (unnötig auszuführen, auf wessen Kosten), die eben auch als ein weiterer Schritt der Vorbereitung der beabsichtigten Privatisierung bewertet werden. Siehe zum Poststreik in Brasilien vier aktuelle und einen Hintergrundbeitrag – sowie den Verweis auf unsere Berichterstattung über den vorherigen Poststreik im September 2019:

• „Greve dos Correios tem adesão de 70%, segundo sindicato. Entenda os motivos“ am 19. August 2020 bei Globo.com (ein echtes Forum von Privatisierungsfans) meldet die Streikbeteiligung von rund 70% zu Beginn des Streiks und zitiert passenderweise ausführlich die Unternehmensleitung, die selbstverständlich keinerlei Grund für den Streik sieht (für die Leute in der Unternehmensleitung wären vermutlich 400 Reais weniger im Monat auch keine große Sache…)

• „Trabalhadores dos Correios estão em greve em todo o país“ am 18. August 2020 beim Gewerkschaftsbund CUT war die Meldung über den Streikbeginn beim größten Verband (dem auch die größte Föderation der Einzelgewerkschaften, die Federação Nacional dos Trabalhadores em Empresas dos Correios e Similares – FENTECT angehört), worin auch die Streikerklärung der Postgewerkschaften dokumentiert wird, die eben vor allem darauf abhebt, dass die aktuellen Kürzungs-Schritte der Vorbereitung der Privatisierung dienten.

• „Em nota, Centrais Sindicais declaram apoio à greve nacional dos trabalhadores dos Correios“ am 19. August 2020 beim Gewerkschaftsbund CSP Conlutas ist die Dokumentation der gemeinsamen Erklärung aller Verbände zur Unterstützung des Streiks bei der Post – angesichts der Situation der brasilianischen Gewerkschaftsbewegung keineswegs eine Selbstverständlichkeit.

• „GREVE DOS TRABALHADORES NOS CORREIOS COMEÇA FORTE EM TODO PAÍS“ am 19. August 2020 beim Gewerkschaftsbund Intersindical berichtet vom starken Streikauftakt und informiert auch über die konkreten Auswirkungen der aktuellen Kürzungsmaßnahmen, wenn bei einem Durchschnittseinkommen von etwa 1.700 Reais/Monat beispielsweise 200 Reais Essenszuschuss gestrichen werden sollen…

• „Enquanto os militares aumentam seus privilégios, trabalhadores dos Correios têm 70 cortes no seu acordo coletivo“ am 18. August 2020 bei Esquerda Diario ist ein Betrag, der nicht nur die gesamten aktuellen Kürzungsmaßnahmen (insgesamt ein Einsparungsplan von 70 Punkten gegenüber dem geltenden Tarifvertrag) dokumentiert, sondern auch darauf verweist, woran im Staatshaushalt beispielsweise nicht gespart wird (an den Privilegien der Militärs wird dies dann genauer ausgeführt).

• Siehe dazu auch: „Gewerkschaften setzen nach einer Verfügung des obersten Arbeitsgerichts Brasiliens den Poststreik aus – beenden ihn aber nicht“ am 23. September 2019 im LabourNet Germany zur „ersten Runde“ dieser Auseinandersetzung