»
Bolivien »
»
»
Bolivien »
»
»
Bolivien »
»

Mit Wahlgericht, Armee und Sondereinheiten der Polizei hat es nicht geklappt: Jetzt werden rechte Banden gegen die Streikbewegung in Bolivien mobilisiert. Auch erfolglos…

Blockade in Bolivien am 10.8.2020Während die Massenproteste gegen die neuerliche Wahlverschiebung durch Boliviens Junta sich weiter ausbreiten – die Zahl der im ganzen Land dauerhaft blockierten Straßen ist nach einer Woche inzwischen auf über 140 angestiegen, nachdem sie mit 24 begonnen hatten  – versuchte es die regierende Rechte jetzt mit Terrorbanden: Nachdem die massiven Polizeieinsätze in der ersten Woche der Streikbewegung keine für die Junta positiven Ergebnisse brachte, sondern eher dazu dienten, die weitere Mobilisierung zu befeuern, werden jetzt rechtsradikale Überfälle gemeldet: Schlägerbanden, die versuchen, die Blockaden anzugreifen. In der Meldung „Tensions rise in Bolivia as far-right groups mobilize against national strike“ am 10. August 2020 bei Peoples Dispatch externer Link wird außerdem darauf verwiesen, dass bei den Aktionen, die vor allem der Gewerkschaftsbund COB zusammen mit zahlreichen weiteren sozialen Organisationen in Stadt und Land ausgerufen hat, zwar die Forderung nach Beibehaltung des offiziell verschobenen Wahltermins 06. September im Zentrum steht, dass aber bei vielen Blockaden die dort Aktiven auch die Forderung nach sofortigem Rücktritt der regierenden Putschisten-Clique erheben. Siehe dazu auch zwei weitere aktuelle Meldungen über Repressionsversuche, eine über die Propagandakampagne der Junta gegen die Proteste, einen Videobericht von einer Großdemonstration und einen Hintergrundbeitrag zum (einen) „Putschgrund“ Lithium-Vorkommen – sowie den Hinweis auf unseren bisher letzten Bericht zu dieser Streik- und Blockaden-Bewegung:

  • „Repression und Lügen“ von Frederic Schnatterer am 12. August 2020 in der jungen welt externer Link zur aktuellen Entwicklung, insbesondere dem Versuch der Junta, die Aktionen für ihre antihumane Gesundheitspolitik verantwortlich zu machen: „… Die Repression wird begleitet von Diskreditierungs- und Lügenkampagnen. In einem Brief unter anderem an die Vereinten Nationen und die Europäische Union, aus dem die bolivianische Nachrichtenagentur ABI am Montag zitierte, beschwert sich De-facto-Außenministerin Karen Longaric, die Situation im Land habe sich infolge der Straßenblockaden »drastisch verschlechtert« und ein »unhaltbares Niveau« erreicht. So würden Städte von der Lebensmittel- und Coronapatienten von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten. In der Folge sei es zu Toten gekommen. Berichte unabhängiger Medien sowie Videos in den sogenannten sozialen Medien lassen jedoch mindestens Zweifel an der Darstellung der Putschregierung aufkommen. Beispielsweise in mehreren Beiträgen des Senders Radio Kawsachun Coca auf Twitter ist zu sehen, wie mit Sauerstoffflaschen beladene Lastwagen sowie andere für den Transport medizinischer Güter genutzte Fahrzeuge problemlos Straßenblockaden passieren. Dennoch inszenierte die De-facto-Regierung am Montag eine »Karawane für das Leben«, bei der insgesamt 66 Tonnen flüssiger Sauerstoff unter Polizei- und Militärschutz von Santa Cruz nach Cochabamba und weiter nach La Paz gefahren wurden…“
  • „Bolivien: Diese verfluchten Bodenschätze“ von Joachim Jachnow am 06. August 2020 im Jacobin Magazin externer Link zur Rolle der Lithium-Vorkommen bei den Aktionen der rechten Putschisten und ihrer Hintermänner unter anderem: „… Lithium gilt daher als das neue, das »weiße Gold« des 21. Jahrhunderts – doch den Menschen in Bolivien könnte auch dieser Goldrausch mehr Schaden als Nutzen bringen. Für sie waren die immensen Mineralvorkommen des Landes in der Vergangenheit niemals Quell eigenen Wohlstands, wohl aber Ursache schlimmster Ausbeutung und Zerstörung ihrer ursprünglichen Lebensgrundlagen. Der Salar de Uyuni liegt im Bundesstaat Potosí, dessen gleichnamige Hauptstadt am Fuße des Cerro Rico Sinnbild für das unermessliche Menschheitsverbrechen geworden ist, das die europäischen Konquistadoren an den von ihnen unterworfenen Völkern verübten: Potosí kam dem fiebrig gesuchten El Dorado, dem Traum der Konquistadoren nach einem unerschöpflichen Reichtum an Edelmetallen nahe – und wurde zum Alptraum der Eroberten; nur wenig später auch vieler Menschen aus Afrika, die aus ihrer Heimat verschleppt und zur Sklavenarbeit in den Minen gezwungen wurden. Der Sprudelnde Reichtum für Europas Banken und Staaten bedeutete für sie »Ausrottung, Versklavung und Vergrabung in die Bergwerke«, wie Karl Marx Jahrhunderte später schrieb, wobei er zugleich, in zynischen Worten, in »diesen idyllischen Prozessen (…) die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära« ausmachte. Historikerinnen und Historiker schätzen die Zahl der seit der Eroberung in den Bergwerken zu Tode Geschundenen auf Hunderttausende. Und die Geschichte ist nicht zu Ende: Anfang des 21. Jahrhunderts war Bolivien weiterhin das mit Abstand ärmste Land des amerikanischen Kontinents; ebenso floss der Bärenanteil der Gewinne aus der Exploitation von Edelmetallen, Gas und Petroleum weiterhin ins Ausland. Noch 500 Jahre nach der Conquista arbeiten die bolivianischen Mineros unter lebensbedrohlichen Bedingungen, Tausende von ihnen sind noch Kinder. Auch mit den verheerenden Umweltschäden des Bergbaus – etwa der Vergiftung des Trinkwassers durch die von Schwermetallen verseuchten Abwässer – haben Menschen wie Natur weiterhin zu kämpfen…“ (zur Rolle von Lithium siehe unseren Beitrag Generalstreik für Wahlen in Bolivien: Die rechtsradikale Junta an die Wand gedrängt – zusammen mit ihren Freunden von Tesla)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176685
nach oben