Bildungsstreik in Bolivien: Lehrkräfte kämpfen mit Straßenblockaden, Hungerstreiks und Demonstrationen für bessere Bedingungen

Seit Ende Februar 2023 haben Lehrer*innen aus 31 städtischen Bezirken Boliviens damit begonnen, für eine Lohnerhöhung von 10% zu streiken. Daneben kämpfen sie auch für eine bessere Ausstattung der Schulen und einen Bildungskongress zur Überarbeitung des Lehrplans. Der Bildungsminister Edgar Pary behauptete, die Umsetzung der Forderungen würde die Kommunen in den Bankrott stürzen. Die Antwort des Lehrer*innenverbandes CTEUB und ihrer Gewerkschaft COB lautete: „Wenn du das nicht umsetzen kannst, dann tritt zurück!“. Aus den Demonstrationen und Streiks mit Straßensperren und Blockaden von Grenzübergängen erwuchs mittlerweile auch ein Hungerstreik. Siehe einige Schlaglichter auf die Bewegung:

• Seit dem 28. März im Hungerstreik: Lehrkräfte aus den Städten hungern, nachdem sie keine konkreten Antworten vom Bildungsministerium erhielten
  „Nach der vierten Woche der Mobilisierungen und nachdem der Bildungsminister Edgar Pary unsere angemessenen Forderungen ignoriert, hat die nationale Exekutivdirektion des Verbandes der Arbeiter*innen der Bildung im städtischen Raum Boliviens (CTEUB) zusammen mit ihren 31 in der Stadt anwesenden Departamentales und Regionalverbänden aus La Paz beschlossen, die extreme Maßnahme des unbestimmten Hungerstreiks auf nationaler Ebene zu installieren. Das Magistrat des städtischen Raum verlangt von der Regierung mehr Budget für Bildung, neu geschaffene Gegenstände, historisches Defizit, Curriculum-Öffnung, einen Bildungskongress und ist bereit, um eine einzigartige, kostenlose und qualitativ hochwertige steuerliche Bildung zu verteidigen…“ Facebook-Post vom Nationalen Vorstand des CTEUB vom 29. März 2023 (span.)
• Forderungen der Lehrkräfte Boliviens
  „Am 28. März 2023 startet die CTEUB den ersten Streikposten eines unbestimmten Hungerstreiks in der Stadt La Paz mit der Anwesenheit der 31 Departements- und Regionalverbände für unsere gerechten Forderungen: Höherer Bildungshaushalt; Streichung der Massenlehrpläne, die die Regierung uns aufdrückt; Einberufung eines nationalen Bildungskongresses; neues Bildungsmaterial; Rentenzahlung von 100%; Lohnerhöhung entsprechend der Inflation; Zahlung des historischen Defizits und Ausgleich der Überstunden; Berücksichtigung unserer Unterschriftensammlung“ Facebook-Post des Nationalen Vorstands der CTEUB vom 28. März 2023  (span.)
• Bolivien: 24-stündiger Streik der Lehrkräfte und landesweite Proteste am 24. März
  „Die Lehrergewerkschaft plant für den 24. März einen Streik und Proteste in ganz Bolivien. Verkehrs- und Geschäftsunterbrechungen sind wahrscheinlich. Die Confederacion de Trabajadores en Educacion Urbana de Bolivia (CTEUB) wird am 24. März einen landesweiten Streik durchführen. Im Rahmen des Streiks werden die dem CTEUB angeschlossenen Lehrkräfte nicht arbeiten und stattdessen Protestkundgebungen abhalten, Autobahnen blockieren und versuchen, internationale Grenzübergänge zu schließen. Einzelheiten über die Orte der Proteste und die Beteiligung sind noch unklar. Der Streik wird wahrscheinlich zu Behinderungen im Verkehr und im Geschäftsleben führen, vor allem in und um El Alto und La Paz, wo die CTEUB besonders stark ist. Es ist wahrscheinlich, dass die Polizei zu den Protestorten vordringt, und es kann zu Zusammenstößen kommen, vor allem wenn die Behörden versuchen, die Demonstranten gewaltsam auseinanderzutreiben und die blockierten Autobahnen wieder zu öffnen. (…) Der CTEUB hat wiederholt Streiks und Proteste durchgeführt, um eine bessere Finanzierung des Bildungswesens und Änderungen am nationalen Lehrplan zu fordern. Am 22. März setzte die Polizei bei einer CTEUB-Demonstration in La Paz Tränengas ein, woraufhin die Gewerkschaftsführer ankündigten, sie würden künftige Proteste „radikalisieren“, indem sie sie stärker stören…“ Meldung auf Crisis24 vom 24 März 2023 („Bolivia: Teachers to stage 24-hour strike and related protests nationwide March 24”)
• Lehrkräfte, die in Bolivien am 22. März 2022 gegen die Bildungsreform protestierten, wurden von der Polizei mit Pfefferspray attackiert
  „Am Montag marschierten Lehrkräfte aus ganz Bolivien in La Paz in der dritten Woche der Proteste, um mehr Lehrkräfte für die öffentlichen Schulen, ein höheres Bildungsbudget und die Ablehnung eines neuen Lehrplans zu fordern. Inmitten der wachsenden Straßendemonstrationen gegen die Regierung von Präsident Luis Arce legten die Demonstranten den Verkehr zum Bildungsministerium lahm, wo ein Polizeiaufgebot sie daran hinderte, das Gebäude zu besetzen. Die Polizisten setzten Pfefferspray ein, um die Demonstrierenden zu vertreiben. Bildungsminister Edgar Pary sagte, er habe sich bereit erklärt, einen Bildungskongress einzuberufen, um die Situation des Bildungswesens zu analysieren, und dass die Einstellung neuer Lehrkräfte jedes Jahr nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten des Staates erfolge. Pary sagte auch, dass er sich am Montagnachmittag mit den Vorsitzenden der Gewerkschaft Central Obrera Boliviana (COB) treffen werde, um die Forderungen zu analysieren. Die Lehrerinnen und Lehrer haben jedoch erklärt, dass die COB sie nicht vertritt. Die Bildung ist bis zur Oberstufe kostenlos und verpflichtend, aber die Beschäftigten behaupten, dass die Qualität der Bildung unter der der Nachbarländer liegt. Mehr als 140.000 Lehrkräfte sind auf den öffentlichen Haushalt angewiesen.“ Meldung von Euronews vom 21. März 2023 („Teachers protesting in Bolivia against education reform pepper-sprayed by police”)
• Weitere Informationen zum Streik unter Facebook – C. T. E. U. B. CONFEDERACIÓN DE TRABAJADORES DE EDUCACIÓN URBANA DE BOLIVIA

Darüberhinaus im LabourNet Germany:

• Die „Roten Ponchos“ kommen: Der Kampf um die Erneuerung der sozialen Bewegungen in Bolivien
• Föderation bolivianischer Lehrergewerkschaften: Beim Gewerkschaftstag verliert die staatstragende Liste – vom 24. März 2016