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Supermarktrevolte in Belgien bei Delhaize und Aldi gegen Ausgründungen und das Aufbrechen der Tarifverträge

Dossier

Belgien: Demonstration von Supermarktkolleg*innen von Delhaize mit grünen Bannern und FahnenSeit Anfang März 2023 sind die Kolleg*innen der viertgrößten europäischen Supermarktkette Delhaize in den Streik getreten. Grund sind die Pläne der Geschäftsleitung, das Unternehmen aufzusplitten und die einzelnen Supermärkte in Franchise-Kooperationen auszulagern. Das hätte unter anderem die Auswirkung, dass auch der Haustarifvertrag aufgesplittert und damit die Verhandlungsmacht von Kolleg*innen und Gewerkschaften geschwächt würde. Mittlerweile haben sich auch Kolleg*innen von Aldi aus ähnlichen Gründen der Streikwelle angeschlossen. Solidaritätsstreiks und Blockaden von Logistikzentren kamen zuletzt auch von Kolleg*innen bei Delhaize aus den Niederlanden. Die Konzernleitung versucht die Streiks zu kriminalisieren, immer wieder wurden Streikposten in den vergangenen Wochen von der Polizei angegriffen und Kolleg*innen verhaftet. Doch die über 9.000 betroffenen Arbeiter*innen geben nicht auf. Ende April 2023 blockierten sie das riesige Warenlager Zellik. Siehe weitere Infos zum Konflikt:

  • Franchisemodell und Peanutsprämien: Aufspaltung der Supermarktkette Delhaize trifft in Belgien auf gewerkschaftlichen Widerstand New
    In Belgien spitzt sich der Arbeitskampf bei der Supermarktkette Delhaize zu. Am Dienstag lehnten die ersten Gewerkschaften ein neues Angebot der Konzernführung ab, die alle 128 Filialen an selbständige Franchisenehmer auslagern will. Die Gewerkschaften fordern Garantien für die rund 9.000 Beschäftigten. Am Freitag hatte Delhaize folgenden Vorschlag unterbreitet: Alle Mitarbeiter, die beim Umbau mitziehen, sollen eine einmalige Prämie erhalten, jeweils 1.500 Euro plus 125 Euro für jedes Jahr der Beschäftigung in dem Unternehmen. Wer nach 44 Berufsjahren im Alter von mindestens 62 Jahren freiwillig in den Vorruhestand geht, soll eine Prämie von 10.000 Euro brutto erhalten. Das komme nach Angaben von Delhaize für etwa 800 Beschäftigte in Frage. Insgesamt will Delhaize Prämien im Wert von 40 Millionen Euro ausschütten.
    »Das klingt nach viel Geld, aber wenn man darüber nachdenkt, sind das 20 Euro pro Monat für 40 Jahre Beschäftigung«, sagte Jan De Weghe von der sozialistischen flämischen Gewerkschaft BBTK am Freitag der Nachrichtenagentur Belga. »Die Mitglieder sind der Meinung, dass der Vorschlag ihnen viel zu wenig Sicherheit bietet«, gab De Weghe am Dienstag beim flämischen Sender VRT NWS die Stimmung an der Basis wieder. »Sie fordern einen echten Sozialplan, wie er bei einer Umstrukturierung von jedem Arbeitgeber ausgehandelt wird, der seine Mitarbeiter wertschätzt.«
    Myriam Delmee von der sozialistischen wallonischen Gewerkschaft Setca sprach von dem Vorschlag laut Belga als »Peanuts«. Er enthalte nicht einmal die Garantie einer gewerkschaftlichen Vertretung in den ausgelagerten Filialen. Delhaize war bisher eine Gewerkschaftsbastion. Damit wird mit dem Franchisemodell wohl Schluss sein. Ausscheidende Mitarbeiter dürften durch billigere Arbeitskräfte ersetzt werden, die auch noch flexibler sein müssen. Es ist zu erwarten, dass die Franchisefilialen auch sonntags öffnen. (…)
    »Die Leute haben Angst, dass sie ihren Job verlieren«, sagte Wilson Wellens von der liberalen Gewerkschaft ACLVB am Dienstag bei VRT NWS. In der Onlineausgabe der Wirtschaftszeitung De Tijd beschrieb er am Dienstag, was den Beschäftigten nach der Umwandlung in ein Franchise blühen könnte, zum Beispiel an der Wurst- und Fleischtheke: Wenn der Franchisenehmer beschließt, das Wurst- und Fleischgeschäft an eine andere Metzgerei zu vergeben, zum Beispiel an die Kette Buurtslager, könnte er auch jahrzehntelang bei Delhaize tätige Schlachter aus »organisatorischen Gründen« entlassen. Nun kommt es auf die christliche Gewerkschaft ACV Plus und ihr wallonisches Pendant ACLVB an. Beide wollen ihre Mitglieder im Laufe der Woche abstimmen lassen. Die Voten wiegen schwer, denn in Flandern bzw. Wallonien sind das die größten Gewerkschaften…“ Artikel von Gerrit Hoekman in der jungen Welt vom 21.09.2023 externer Link
  • Billiglöhne durch Franchisemodell. Belgien: Supermarktkette Delhaize will neues Vertriebssystem für Filialen. Gewerkschaften schlagen Alarm 
    „Die belgische Supermarktkette Delhaize will alle ihre 128 Filialen an selbständige »Franchiser« übergeben. Die ersten 15 Verträge seien unter Dach und Fach, teilte das Unternehmen am Montag auf seiner Homepage mit. Die Gewerkschaften reagierten auf die Nachricht umgehend mit Streiks in zwei Läden. Die Verkaufsstellen blieben den Tag über geschlossen. Am Hauptquartier von Delhaize in Zellik bei Brüssel sollen zwei Gewerkschafter vor Wut die Tür eingetreten haben. Die Gewerkschaften lehnen das Franchiseprojekt ab. Sie befürchten negative Folgen für die Löhne und Arbeitsbedingungen. »Wir stehen vor vollendeten Tatsachen, die Verträge sind unterzeichnet«, sagte ­Katrien Degryse von der sozialistischen flämischen Gewerkschaft BBTK laut dem öffentlich-rechtlichen flämischen Sender VRT Nieuws. »Wir werden uns heute Abend mit den Gewerkschaftsvertretern zusammensetzen, um zu hören, welche Signale aus den Läden kommen.« Falls die Signale der Belegschaft auf Streik stehen, werde man über weitere Aktionen entscheiden. (…) »Delhaize will 9.000 feste Jobs gegen einen kleinen Kern von Festangestellten eintauschen, ergänzt durch prekäre, billige Werkstudenten«, stellte der Vorsitzende der marxistischen PTB/PVDA und Abgeordnete im belgischen Parlament, Raoul Hedebouw, bereits im Mai auf der Internetseite der Partei fest. »Franchiseläden erleichtern ihnen den Umstieg auf ein solches Billiglohnmodell.« Die Supermarktkette Albert Heijn mache das in den Niederlanden bereits vor. Albert Heijn gehört zur niederländischen Muttergesellschaft Ahold, die seit der Fusion mit Delhaize im Juni 2016 die Mehrheit am gemeinsamen Konzern Ahold Delhaize hält. Alle 900 Beschäftigten in den 15 Filialen würden übernommen und ihre aktuellen Lohn- und Arbeitsbedingungen behalten, verspricht Delhaize. Außerdem sollen sie eine Prämie von 1.500 Euro erhalten, die sich um 100 Euro für jedes Jahr der bisherigen Beschäftigung erhöht. Die Filialen, die noch keinen Franchisenehmer gefunden haben, werden von Delhaize weitergeführt – zumindest bis Ende 2028. Die sozialistische Gewerkschaft BBTK erwartet, dass die Versprechen nur von geringer Haltbarkeit sein werden, wenn die Franchisenehmer erst am Ruder sind. »Mit der Zeit wird Personal verschwinden müssen, das Modell eines Selbständigen ist ein ganz anderes als das einer Kette wie Delhaize«, befürchtete Degryse am Montag beim Sender VRT Nieuws.“ Artikel von Gerrit Hoekman in der jungen Welt vom 9. August 2023 externer Link
  • Sie blockieren trotzdem: Logistikzentren teilweise mit „Öl-Lieferung“ blockiert – Kolleg*innen in den Niederlanden streiken ebenfalls
    • „Bald 2 Uhr morgens – Seit 11 Stunden am Stück blockieren wir das #delhaize-Lager in Zellik. Mehr als 30 Stunden haben wir seit Mittwoch blockiert. Und wir werden bis Samstag bleiben – Hunderte von LKWs blockiert oder zurückgeschickt – Wir werden nicht nachgeben @CNEGNC @acvpuls @La_CSC @CSC_AliServ“ Tweet von Felipe Vankeirsbilck vom 28. April 2023 externer Link (frz.)
    • „Sie werden sich nicht bewegen. Toll, dass wir uns den Arbeitenden des Supermarktes #Delhaize bei der Mahnwache vor #Brüssel angeschlossen haben. Entschlossen wie immer. Polizei und Gerichtsvollzieher sind vor Ort. Dieser Kampf ist von großer Bedeutung für die Bewegung.“ Theo Morrissey vom 27. April 2023 externer Link (engl.)
    • „Wieder Blockade des Logistikzentrums in Zellik (#Belgien), wieder durch die Polizei aufgelöst. Es kam zu Verspätungen bei der Auslieferung an die #Delhaize-Filialen. Auch Streik bei #AlbertHeijn in den #Niederlande|n. Beide Teil des Konzerns Koninklijke Ahold-Delhaize. @RTBF“ Tweet von Felix Sassmanshausen vom 27. April 2023 externer Link mit Foto
    • „Vor 5 Filialen von #Delhaize in #Brüssel #Belgien haben Unbekannte Motoröl ausgekippt. Vermutlich handelt es sich um eine Solidaritätsaktion mit den Arbeiter:innen der Supermarktkette. Aktuell gilt in #Brüssel ein Streikverbot für die Arbeiter:innen.“ Tweet von Felix Sassmanshausen vom 27. April 2023 externer Link mit Artikelhinweis
    • Weitere Infos unter: #Delhaize @CSC_AliServ @CNEGNC @damme_kristel
  • Streiks und Streikposten, sowie Blockaden der Logistiklager sollen verboten werden
    • „Gestern wurde die Anordnung, die friedlichen Streikposten bei #Delhaize zu zerschlagen, bestätigt. Diese Entscheidung bedeutet jedoch nicht, dass die Aktionen der Beschäftigten eingestellt werden. Sie werden weiterhin mobilisieren, wie sie es seit mehr als sechs Wochen getan haben.“ Tweet der CSC Alim Serv Gewerkschaft vom 20. April 2023 externer Link (frz.)
    • „Um 2 Uhr morgens griffen bewaffnete und mit Schilden ausgestattete Polizisten ein, um die Blockade des Zellik-Lagers zu stoppen. Wir werden nicht locker lassen! Wir sehen uns am 8. April an den Mahnwachen, die vor allen integrierten Geschäften von #Delhaize aufgestellt wurden.“ Tweet der CSC Alim Serv Gewerkschaft vom 6. April 2023 externer Link  (frz.)
  • Seit über einem Monat im Streik: Delhaize Kolleg*innen blockieren erneut Logistik-Unternehmen
    „Erneut haben am vergangenen Freitagabend über hundert Angestellte von Delhaize ein Logistikzentrum der belgischen Supermarktkette in der flämischen Stadt Zellik blockiert. Knapp sieben Stunden wurden Lastwagen daran gehindert, den Standort zu verlassen. Dadurch konnten Waren für das Samstagsgeschäft nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Auch wurden am Wochenende 21 Filialen der Kette bestreikt, wie die belgische Tageszeitung »Het Laatste Nieuws« berichtet. Die Gewerkschaften richten sich mit ihren Streiks und Aktionen gegen Pläne der Konzernführung, 128 Filialen abzustoßen und sie in ein Franchise-Modell zu überführen. Dabei handelt es sich um die größten der insgesamt rund 700 Delhaize-Standorte. Künftig sollen die Geschäfte selbstständig geführt werden, wie Unternehmenssprecherin Karima Ghozzi auf nd-Anfrage mitteilte.(…) Delhaize wurde im Juli 2016 vom niederländischen Ahold-Konzern aufgekauft. Das Unternehmen wurde dadurch europaweit zur viertgrößten Supermarktkette. Unter dem Namen Koninklijke Ahold Delhaize betreibt es rund 8000 Geschäfte in zehn Ländern und beschäftigt weltweit knapp 414 000 Menschen. Im vergangenen Jahr machte der Konzern einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs von rund 300 Millionen Euro gegenüber 2021. Einer Recherche des niederländischen Nachrichtensenders NOS Nieuwsuur zufolge ist dies auch auf Preissteigerungen unter dem Vorwand hoher Inflationsraten zurückzuführen. Das anvisierte Franchise-Modell beinhaltet, dass kleine selbstständige Unternehmen sich in die große Marke Delhaize einkaufen, so an die Logistikkette des Dachkonzerns angeschlossen werden und von dessen Infrastruktur profitieren. Das Großunternehmen muss sich wiederum nicht mit dem Management der einzelnen Filialen beschäftigen. Für die Gewerkschaften bedeutet es, dass sie mit bis zu 128 verschiedenen Franchise-Nehmern konfrontiert wären. Das würde die konzernweite Organisierung der Arbeiter*innen erschweren. Von den aktuellen Plänen sind laut Gewerkschaftsangaben etwa 9200 Arbeiter*innen betroffen, die Stellenabbau und schlechtere Arbeitsbedingungen befürchten. (…) Ziel der Gewerkschaften ist es darum nicht nur, die Ausgründung der Filialen zu verhindern. Vielmehr gehe es darum, auch für die übrigen 600 Franchise-Unternehmen einheitliche Tarifverträge durchzusetzen. »Gleicher Lohn und gleiche Rechte für gleiche Arbeit ist unsere Forderung«, sagt Degryse. Dies will ihre Gewerkschaft über Branchentarifverträge erreichen, die in Belgien ab dieser Woche verhandelt werden. Die Stimmung sei kämpferisch und die Streikbereitschaft hoch, auch vor dem Hintergrund hoher Konzerngewinne in den vergangenen Jahren.“ Artikel von Felix Sassmannshausen vom 14. April 2023 im ND Online externer Link („Franchise auf Kosten der Angestellten“)
  • Streiks greifen von Delhaize auf Aldi über
    „Soziale Unruhen in der belgischen Supermarktbranche breiten sich aus. Die Arbeitenden des deutschen Billig-Supermarktriesen Aldi in Belgien sind zunehmend beunruhigt, nachdem die Geschäftsleitung ihre Absicht erklärt hat, einen Tarifvertrag (CCT) zu kündigen, der Garantien für die Bereitstellung von zusätzlichem Personal gibt. Die Gewerkschaften sind besorgt über diese Entscheidung, und eine der größten belgischen Gewerkschaften, die christliche Gewerkschaft CNE, droht mit Streiks, falls Aldi seinen Kurs nicht ändert. Nach Angaben der Gewerkschaft kündigten die Aldi-Bosse eine neue Bewertung der in den Filialen ausgeführten Aufgaben an. „Bei Aldi sind alle Aufgaben buchstäblich zeitlich festgelegt. Auf dieser Grundlage wird die Anzahl der zugewiesenen Mitarbeiter*innen bestimmt“, erklärte die Gewerkschaft. Die Arbeitenden und die Gewerkschaften befürchten nun, dass die neuen Schätzungen des Unternehmens zu einer kleinen Belegschaft und der „Rückkehr der höllischen Arbeitsbelastung“ führen werden, die die Beschäftigten im Jahr 2021 erlebt haben. Aldi-Beschäftigte berichten, dass die Geschäftsleitung erklärt hat, sie wolle sich nicht mehr an den Tarifvertrag halten, der nach dem Ansturm vor zwei Jahren zwischen dem Unternehmen und den Arbeitenden geschlossen wurde. Dieser garantierte eine Erhöhung der Arbeitszeiten und damit auch des Personals. Der CNE schätzt, dass die geplanten Kürzungen einer halben Schicht weniger pro Laden und damit einer höheren Arbeitsbelastung für die Beschäftigten entsprechen würden. Die Gewerkschaft weist darauf hin, dass die Arbeitsbelastung der Beschäftigten bereits heute hoch ist, da viele Mitarbeiter*innen krankheitsbedingt fehlen. Die Gewerkschaft fordert nun neue Gespräche mit den Beschäftigten…“ Artikel von Brussels Times vom 30. März 2023 externer Link („Social unrest spreads from Delhaize to Aldi“)
  • Delhaize will weitere Rekordgewinne auf Kosten der Arbeitenden erzielen
    „… Mit einem Rekordgewinn von 2,5 Milliarden Euro startet Ahold Delhaize, oder besser Holdup-Delhaize, einen Angriff auf die Beschäftigten, um seine Gewinne um 1 Milliarde Euro zu steigern. Über die Franchise entlässt Delhaize 9000 Beschäftigte. Das sind 13% der 70000 Beschäftigten im Lebensmittelvertrieb. Delhaize unternimmt diesen Angriff unter dem Vorwand, dass es schneller einen größeren Marktanteil gewinnen will. Das beabsichtigte Ergebnis ist keineswegs sicher: 25 % der Franchise-Läden sind heute in Schwierigkeiten. In Belgien gibt es heute einfach zu viel Wettbewerb zwischen den Geschäften. Letztes Jahr sind in Belgien netto 75 Supermärkte hinzugekommen. Diese Investitionen werden nicht getätigt, weil es zu wenige Läden gibt, sondern um andere zu vernichten. Anstatt ihren Mitarbeitenden existenzsichernde Löhne zu zahlen, investieren diese Ketten lieber in den Kampf gegen ihre Konkurrenten. Das Wachstum der einen Kette geht auf Kosten der anderen. Diese Wettbewerbslogik ist schädlich für die Beschäftigten. Diejenigen, die behaupten, dass die Kund*innen davon profitieren, haben sich die Preise nicht genau angeschaut. Ein Einkaufswagen ist innerhalb eines Jahres um fast 20% teurer geworden. (…) Die jüngste Ansiedlung von Albert Heijn und Jumbo hat den sozialen Abstieg beschleunigt. Diese Ketten zahlen zum Beispiel keine zusätzlichen Löhne für Sonntagsarbeit. Das setzt andere Einzelhandelsketten unter Druck. Makro ging bereits in Konkurs. Anderswo gibt es eine Abwärtsspirale bei den Arbeitsbedingungen und Löhnen. Wenn die Pläne bei Delhaize und Intermarché durchgehen, stellt sich nur die Frage, wer als nächstes dran ist. (…)
    Rechte Kritiker im Parlament und in den Medien behaupten, dass die „starre“ Haltung der Gewerkschaften die notwendige Flexibilität in einem sich verändernden Markt verhindern würde. Wenn der Sektor Probleme hat, liegt das nicht an den hart arbeitenden Beschäftigten, sondern an dem von Profitgier getriebenen Verdrängungswettbewerb. Nicht die Gewerkschaften, sondern die Aktionäre sind das Problem. Ende November gab Ahold-Delhaize bekannt, dass es den Aktionären 1 Milliarde Euro in Form von Aktienrückkäufen schenken wird. Ein paar Monate später folgte die Ankündigung, dass 1 Milliarde Euro bei der Belegschaft eingespart werden soll. (…) In jeder Stadt könnten am Samstag große Mahnwachen vor den Geschäften aufgestellt werden, um Kund*innen, Nachbar*innen und Beschäftigte aus anderen Branchen zum Mitmachen aufzufordern. Diese können als erste lokale Aktionen auf dem Weg zu regionalen Demonstrationen dienen. Damit diese Aktionen ein Erfolg werden, sind Solidarität und Mobilisierung in allen Branchen erforderlich. (…)
    Thomas Baeyens, (…) bei Albert Heijn: „Der Angriff auf die Beschäftigten von Delhaize ist ein Angriff auf uns alle! Denn wenn sich das Franchising durchsetzt, wird es dafür sorgen, dass die Gewerkschaften ins Abseits gedrängt werden und dass diese flexible und prekäre Arbeit zur neuen Normalität wird. Wir wollen keine Gesellschaft, in der man mindestens zwei Jobs braucht, um zu überleben. Das ist für immer mehr arbeitende Menschen bereits der Fall!“…“
    Artikel von Wouter vom 4. April 2023 in der Monatszeitung De Linkse Socialist externer Link („Delhaize. Als dit passeert, is de hele sector een vogel voor de kat“)
  • Solidarität von UNIGlobalUnion mit Arbeitenden aus Belgien, die sich gegen das Franchising der Delhaize-Supermärkte wehren
    „Delhaize, eine der größten belgischen Supermarktketten, hat kürzlich angekündigt, dass sie alle ihre Filialen in Belgien franchisen will. Dieser Schritt hat bei den Arbeitenden Empörung ausgelöst, da sie ihn als direkten Angriff auf ihre Arbeitsbedingungen verstehen. Ihre Gewerkschaften Setca-BBTK, CNE, ACV Puls und CGSLB-ACLVB wehren sich gemeinsam gegen die Machtübernahme der Geschäftsführung. Die Entscheidung, die Filialen zu franchisen, bedeutet, dass Delhaize die 9.000 Beschäftigten in seinen Supermärkten nicht mehr direkt beschäftigen wird. Stattdessen sind die Hunderte von einzelnen Supermarkt-Franchises für die Beschäftigung der Arbeitenden verantwortlich, einschließlich Löhne, Arbeitszeiten und Sozialleistungen. Die Verhandlungen mit vielen einzelnen Arbeitgebern – die selbst nicht viel Spielraum haben – statt als ein landesweiter Block schwächen die Tarifverhandlungsmacht der Arbeitenden drastisch. Außerdem würden die Arbeitenden in den Franchise-Geschäften unter einen anderen Branchentarifvertrag mit schlechteren Bedingungen fallen als die Beschäftigten in den direkt betriebenen Geschäften. Die Arbeitenden in den Franchise-Geschäften werden schlechter bezahlt, ihre Arbeitszeiten sind unsicherer, sie werden häufiger entlassen und können zur Sonntagsarbeit gezwungen werden. Delhaize hat auch die Entlassung von 247 Stellen in der Verwaltung angekündigt. Die Gewerkschaften haben die Regierung aufgefordert, nicht zuzulassen, dass die Arbeitenden in einen Sektor verlagert werden, der für kleine und mittlere Unternehmen gedacht ist. Sie haben auch gegen die Betriebsratssitzung mobilisiert, die nach nur 15 Minuten beendet wurde. In den folgenden Sitzungen zwang die Geschäftsführung die Vertreter*innen der Arbeitenden, die sich weigerten, mit privaten Sicherheitskräften zu durchsuchen, wodurch jegliche Verhandlungen zum Erliegen kamen. Das Unternehmen gehört zur niederländischen Ahold-Delhaize-Gruppe, die nach eigenen Angaben jede Woche 60 Millionen Menschen in Europa, den USA und Indonesien beliefert. Der Franchise-Schritt von Delhaize ist Teil eines allgemeinen Trends, bei dem sich Unternehmen der Verantwortung für ihre Arbeitenden entziehen, während sie die Kontrolle über ihre Marke und ihr Produkt behalten. „Die Arbeitenden von Delhaize und ihre Gewerkschaften setzen sich für menschenwürdige Arbeitsbedingungen, für Demokratie am Arbeitsplatz und für gemeinsamen Wohlstand ein. Wir stehen an ihrer Seite. Das belgische Modell weist im Vergleich zu seinen Nachbarländern die geringste Ungleichheit auf. Seine starken Tarifverhandlungsstrukturen sollten ein Vorbild für ganz Europa sein, in dem die Arbeitenden ähnlichen Angriffen ausgesetzt sind. Die Arbeitenden in den Supermärkten, die während der Pandemie unter großen persönlichen Risiken und Opfern die Regale gefüllt haben, verdienen Würde. Die Zeit, in der Politiker*innen auf ihren Balkon klatschen, ist vorbei. Jetzt ist es an der Zeit, dass sie zur Unterstützung der Rinderhelden handeln“, sagte Oliver Roethig, Regionalsekretär von UNI Europa.“ Stellungnahme von UNI vom 23. März 2023 externer Link („Belgium: workers push back against Delhaize franchising its supermarkets“)
  • Diese Blockade ist eine Warnung“: Delhaize E-Commerce-Depot durch Streik blockiert
    „Das Lager von Delhome, einem Unternehmen, das die E-Commerce-Lieferungen von Delhaize in Drogenbos abwickelt, wurde am Samstagmorgen von streikenden Arbeitenden blockiert, gaben die Gewerkschaften CNE, Setca und CSC A&S bekannt. Die Streikposten der Gewerkschaften blockieren seit heute Morgen um 5:00 Uhr den Eingang des Lagers an der Chaussée de Ruisbroeck in Drogenbos. Der Streik hat dazu geführt, dass rund 1.000 Bestellungen in der Region Brüssel nicht ausgeliefert werden konnten. Der Streik folgt auf die Ankündigung von Delhaize, alle Kund*innen kostenlos zu beliefern, um den Streik zu umgehen, der nach Ansicht der Gewerkschaften die Arbeitsbelastung trotz Personalmangels erhöht. Die gemeinsame Gewerkschaftsfront will den Widerstand der Arbeitenden gegen die vollständige Franchisierung der Delhaize-Supermärkte bekräftigen, aber auch auf die Situation der Beschäftigten in dieser Tochtergesellschaft hinweisen. „Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten bei Delhome ist von 78 im Jahr 2014 auf heute 30 gesunken“, erklärt Marina Kunzi, Mitglied der Gewerkschaft CSC A&S. „Aber parallel dazu lagert das Management die Arbeit an mehr Freiberufler aus. Delhaize vergibt Unteraufträge an Delhome, das wiederum Unteraufträge an die beiden Subunternehmer ALS und Green Bird vergibt. Diese wiederum vergeben Unteraufträge an mehrere Unternehmen, die wiederum Arbeiten an Selbstständige weitergeben, die aktive Partner*innen in diesen Subunternehmen sind. Ist das das unternehmerische Modell, das Delhaize zu verteidigen vorgibt?“, so Kunzi. Die Arbeitsbelastung der Beschäftigten wird dadurch erhöht, Pausenzeiten werden nicht eingehalten und Überstunden werden oft nicht bezahlt, fügen die Gewerkschaften hinzu. Ihnen zufolge hat die Unternehmensleitung jede Einstellung blockiert, bis die Beschäftigten zustimmen, später in der Nacht zu arbeiten…“ Artikel von Brussels Times/Belga vom 18. März 2023 externer Link („This blockade is a warning‘: Delhaize e-commerce depot blocked by strike action”)

Siehe auch zu Belgien im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=211335
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