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Bahrain

Jedes Jahr beim Formel-1-Rennen in Bahrain: Der gefährlichste Streckenabschnitt ist der Eingang zum Folterzentrum

Logo der Kampagne gegen Formel 1 in BahrainWas natürlich nicht wahr ist, die Rennstrecke liegt einige Kilometer entfernt von der berüchtigten Zentrale des Geheimdienstes NSA, der Muharraq-Polizeistation. Es ist dennoch insofern wahr, als die Gefahr für alle besteht, die dieses Show-Rennen im Dienste der Diktatur kritisieren, direkt dahin entführt zu werden. So wie Najah Yusuf. „„Jede Sekunde, die ich länger im Gefängnis verbringe, beschmutzt den Ruf der Formel 1“ – mit diesen Worten meldete sich Najah Yusuf, die 2017 wegen ihrer Kritik am jährlichen Grand Prix in Bahrain inhaftiert wurde, per Brief. Das prestigeprächtige Rennen, das am Wochenende am Persischen Golf stattfindet, ist nach den Worten der Beamtin ein „Symbol für Reichtum und Glamour“, für sie und andere aber eine „alljährliche Erinnerung“ an den Kampf gegen Tyrannei und Repressionen in Bahrain. Nur 4 km vom Flughafen entfernt, an dem viele Fans ankommen, befinde sich die Polizeistation Muharraq, „Heimat der berüchtigten National Security Agency (NSA) in Bahrain“. Yusuf beschreibt in ihrem Brief Demütigungen und Drohungen, denen sie auf dieser Polizeistation ausgesetzt war, nachdem sie sich bei Facebook gegen staatliche Repression und den Grand Prix ausgesprochen hatte. Die Mutter von vier Kindern ist nach eigenen Worten geschlagen worden, auch wurde ihr mit dem Tod und sexuellem Missbrauch gedroht. Ein Jahr später sei sie schließlich wegen Diffamierung des Staates zu drei Jahren Haft verurteilt worden…“ – aus der Meldung „Junge Frau kritisiert Formel 1 aus dem Gefängnis heraus“ am 27. März 2019 beim Deutschlandfunk externer Link über das alljährliche Komplizentum der Geschäftemacher mit der bahrainischen Diktatur. Siehe dazu die Dokumentation des Offenen Briefes sowie Berichte über eine Pressekonferenz zum Thema und eine „überraschte“ Reaktion der Formel 1-Betreiber und die Hinweise sowohl auf unseren letzten Beitrag zur politischen Unterdrückung in Bahrain, als auch zum letztjährigen repressiven Propagandazirkus des Regimes:

  • „Drei Jahre Haft nach Grand-Prix-Protest? Formel 1 untersucht Fall in Bahrain“ von Sven Heidinger am 14. März 2019 bei Motorsport Total externer Link ist auch ein Verweis auf die Tatsache, dass die Kritik an dem Event seit längerem bekannt ist und vermeldet dazu unter anderem: „… In Bahrain, wo im April das zweite Formel-1-Saisonrennen 2019 über die Bühne gehen wird, sorgt derzeit ein möglicher Verstoß gegen die Menschenrechte für Aufregung, der direkt mit dem Grand-Prix-Sport zu tun hat: Dem Königshaus wird vorgeworfen, die 42-jährige na jah Yusuf vor zwei Jahren zu drei Jahren Haft verurteilt zu haben, weil diese 2017 gegen das Formel-1-Rennen protestierte. Der Vorwurf stammt von NGOs wie Human Rights Watch und dem Bahrain Institute for Rights & Democracy. Obwohl die Behörden einen Zusammenhang zwischen dem Rennen und der Inhaftierung der Mutter von vier Kindern abstreiten, haben sich am Mittwoch Verantwortliche der Formel 1 mit einem Vertreter der Aktivisten getroffen, um der Angelegenheit nachzugehen. Dabei handelt es sich um den linksliberalen Politiker Paul Scriven, der den Behörden vorwirft, die Frau beim Verhör sexuell genötigt zu haben. Zudem sei ein Geständnis erzwungen worden, um sie zu überführen. Nach dem Treffen gab der dem britischen Hochadel angehörige Brite bekannt, dass sich Sacha Woodward-Hill, die bei der Formel 1 für rechtliche Angelegenheiten zuständig ist, der Sache annehmen wird…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=146590
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