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Die Regierung Argentiniens verstaatlicht den Agrar-Konzern Vicentín: Die Börsen toben, die (regierungsnahen) Gewerkschaften unterstützen den Schritt

Die Nationalisierung des Agrokonzerns in Argentinien soll auch die alternative Landwirtschaft fördern...„… Am 9. Juni gab die argentinische Regierung die Enteignung des Agro-Konzerns Vicentín bekannt. Die „Märkte“ witterten einen Generalangriff auf das Privateigentum – mitten in Corona-Zeiten und mitten im Staatsbankrott. Die auf der Wall Street gelisteten Aktien der argentinischen Unternehmen sackten in den Keller, das Länderrisiko schnellte in die Höhe. Die Casa Rosada wiegelte ab: Nein, niemand habe die Absicht, im großen Stil zu enteignen, Vicentín sei ein Sonderfall. Man wolle das Unternehmen – vollständig in nationalem Besitz – retten, um zu verhindern, so Präsident Alberto Fernández, dass die Traditionsfirma „in die Hände des ausländischen Kapitals“ falle. Es handle sich um eine „strategische Entscheidung“. Er sorge sich um die „Ernährungssicherheit“. Diese Parole stammt von den ungeliebten Ökologen, hielten doch die Linksreformisten vom Río de la Plata die Gen-Soja bislang „für ein Geschenk Gottes“ (Pepe Mujica) und die Forderung nach einer Pestizid-freien Landwirtschaft für albern. Brechen neue Zeiten in der Pampa an? Das Thema Vicentín beschäftigt inzwischen auch internationale Gerichte und die Weltbank. Es geht nicht nur um ein paar Subventionen für einen bankrotten Konzern – wie es auf der Nordhalbkugel jeden Tag passiert. Die Regierung in Buenos Aires rebelliert gegen den Ausverkauf ihrer nationalen Reichtümer. Und es geht um kriminelle Geldwäsche und Betrug. Im Zentrum der Vorwürfe steht der weltweit größte Rohstoffhändler: Glencore mit Sitz in der Schweiz...“ – aus dem Beitrag „Argentinien: Kämpfe um den verstaatlichten Agrokonzern Vicentín“ von  Gaby Weber am 17. Juni 2020 bei telepolis externer Link – worin auch sehr konkret die Begrenzungen dieser Maßnahme berichtet werden, die den Konzern zum Bestandteil von YPF-Agro mache, dem größten argentinischen Hersteller von Glyphosat… Siehe dazu drei weitere aktuelle Beiträge darunter auch eine Analyse des Geschäftsgebarens des Konzerns, sowie zu ersten gewerkschaftlichen Reaktionen:

  • „Argentinien: Regierung verstaatlicht Agrarkonzern Vicentín“ von Miguel Arndt am 15. Juni 2020 bei amerika21.de externer Link zum selben Akt und seiner unternehmerischen Vorgeschichte: „… Vicentín ist einer der größten nationalen Akteure auf dem Markt der Agrarprodukte und ist verantwortlich für einen hohen Anteil der argentinischen Exporte an Soja, Getreide und Biotreibstoffen. Im letzten Jahr exportierte der Konzern ca. 8,4 Millionen Tonnen Soja- und Sonnenblumenextrakte und kontrollierte ca. 20 Prozent der Deviseneinnahmen des Landes. Unter seinen internationalen Partnern sticht der berüchtigte Schweizer Konzern Glencore hervor, der aufgrund seiner Praktiken wiederholt in den Schlagzeilen und vor Gericht stand. Glencore hatte im vergangenen Dezember die Aktienmehrheit von Renova, der Biotreibstoffsparte Vicentíns, übernommen, vier Tage bevor die Zahlungseinstellung angekündigt wurde. In den Tagen vor der Intervention, war die Möglichkeit erwogen worden, dass Glencore auch den Rest von Renova übernimmt. Nach dem Regierungswechsel 2015 hatte die Regierung um den bis Dezember 2019 amtierenden Präsidenten, Mauricio Macri, im Zuge ihrer wirtschaftsliberalen Politik die Exportzölle für Agrarprodukte erheblich gesenkt und die Frist zur Abrechnung der exportierten Produkte aufgehoben. Damit ging dem argentinischen Staat eine seiner wesentlichen Einnahmequellen verloren. Vicentín verzeichnete in dieser Zeit gewaltige Steigerungen seines Umsatzes: 2016 um 67 Prozent, 2017 um 35 Prozent und 2018 sogar um 97 Prozent. Der Konzern expandierte, ausländische Filialen wurden gegründet und andere Firmen im Inland aufgekauft. 2019 kam er dann jedoch überraschend in finanzielle Schwierigkeiten. Im Dezember kündigte die Geschäftsführung eine „finanzielle Stresssituation“ sowie Zahlungseinstellungen an. Über 2.600 Gläubiger hatten umgerechnet fast eine Milliarde US-Dollar an offenen Forderungen. Im Februar 2020 wurde schließlich der Konkurs eingeleitet…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174219
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