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Ein Nachruf der etwas anderen Art auf Diego Armando Maradona, Fußball-Gigant – und aktiver Gewerkschafter
Die Medien sind voll von Nachrufen auf Maradona: Die meisten davon in der Regel zwischen unverschämt und reaktionär – oder beides. LabourNet Germany trauert wie viele Millionen Menschen, auch außerhalb Argentiniens und Neapels, um einen Spieler, der gegen alles stand, was den heutigen Investoren-Fußball samt seiner immer gleichen Muster-Profis ausmacht. Der eine Gewerkschaft mitbegründete – und es bis zuletzt nicht lassen konnte, leere Getränkedosen auf der Straße zu kicken. Unser Nachruf (und zwei Beiträge über ihn, die eine Ahnung davon geben, was es bedeutet, Freude zu bereiten): Das Ende des Fußballs aus der Tiefe des Volkes: Diego Armando Maradona – Geboren 1960, unsterblich:
Das Ende des Fußballs aus der Tiefe des Volkes: Diego Armando Maradona – Geboren 1960, unsterblich
Geraucht, gesoffen, gekifft, geschnupft? Hat er alles gemacht. Und hatte ganz bestimmt niemals den perfekten Body eines CR7. Jetzt ist er gestorben und als Fan der nicht umsonst beliebtesten Sportart der Welt weiß man nicht so recht, worüber man trauriger sein soll: Über den Tod des Größten – oder darüber, dass jeder CSU-Depp, egal aus welchem Land, ungestraft behaupten darf, er sei sein Freund gewesen. Hatte er Probleme? Fragt seine Familien, seine Freunde – aber keinesfalls jene, die tun, was sie immer tun – den bürgerlichen Mainstream in seinem geheuchelten Moralismus bedienen, der über den Größten lästert und dafür die Tönnies&Co global entschuldigt. Denn er hat vor allem: Abermillionen von Menschen Freude gemacht, sehr weit über Argentiniens Grenzen und Neapels Stadtmauern hinaus. Selbst beim nördlich benachbarten ewigen Rivalen gab und gibt es genügend Fans, die meinten, sein einziger Fehler sei eben sein Pass gewesen, er wäre halt ein bisschen zu weit südlich geboren. So es den gäbe, könnte nun irgendeiner der Götter, die heute leider mehr denn je die Welt bevölkern, jene Hand zurück haben, die er benutzt hatte, um England nach dem Malwinen-Krieg zu besiegen – und vermutlich auch jenen linken Fuß, den er sich wohl ausgeliehen hatte, um Fans aus aller Welt zu begeistern – mit seinem Solo im selben Spiel als Höhepunkt der Lust am Fußball, bei dem ihn eine halbe Mannschaft nicht stoppen konnte. Mit nur 60 Jahren ist der Gewerkschaftsgründer Diego Armando Maradona, Freund von Fidel Castro und Hugo Chavez und Träger von Che Guevara-Tattoos am 25. November 2020 gestorben. Und er würde „im Himmel“ ganz bestimmt nicht mit dem neoliberalen Posterboy Pelé Fußball spielen, wie dieser behauptet, sondern vermutlich eher, wenn es schon Brasilianer sein sollen, mit Dr. Socrates und Garrincha qualmend in der Ecke sitzen und ein paar zu sich nehmen und gemeinsam über die Herrschenden lästern. Mit ihm, der es bis zuletzt nicht lassen konnte, leere Getränkedosen auf der Straße zu kicken, stirbt der Fußball aus der Tiefe des Volkes, und muss endgültig Platz machen für das, wogegen er immer gekämpft hat – auch als leider weitgehend erfolgloser Gewerkschafter – das Geschäft der Investoren und ihre gesichtslosen Musterprofis, deren Antworten man schon vor den immergleichen Fragen kennt. Diego Armando Maradona: Geboren 1960, auf ewig unvergessen.
Siehe dazu auch zwei Beiträge der etwas anderen Art – die zumindest etwas von der Faszination auffangen, die den Unterschied ausmacht
- „Diego, el sindicalista“ am 25. November 2020 bei Resumen Latinoamericano ist Bestandteil der Tagesmail von RL und erinnert an die Beteiligung an der Gründung der Gewerkschaft der Berufsfussballer Asociación Internacional de Futbolistas Profesionales (AIFP) gemeinsam uter anderem mit Eric Cantona und George Weah im Jahr 1995. Die sich – offensichtlich leider vergeblich – gegen Spielpläne, die von Fernsehgeldern bestimmt werden ebenso zur Wehr setzten, wie gegen die Übernahme von Traditionsclubs durch sogenannte Investoren. Und darauf beharrten, das Wichtigste seien die Spieler – und die Fans…
- „Gott ist tot“ von mehreren Autoren am 26. November 2020 bei 11 Freunde ist eine Sammlung persönlicher Erinnerungen von Fans an den Größten. Mit folgenden Lieblingsbeispielen: „… Nie ist der Fußball auf professionellem Niveau seinem Wesenskern näher gekommen, mehr bei sich gewesen, als in dem Spielkind Diego Maradona. Warum fangen wir denn überhaupt an, den Ball vors Garagentor zu kicken oder mit Freunden jede verfügbare Fläche in ein Spielfeld zu verwandeln, Schulranzen als Tore, eine Coladose als Ball? Aus denselben Gründen, aus denen Diego stets aufs Feld ging. Er hat sie sich immer bewahrt“. (…) Mexiko 1986, das war viel Gebolze und Rumpelfußball, aber eben auch flirrende Hitze, bleiche Farben und: Diego. Das beste Dribbling aller Zeiten, die Hand Gottes, Tricks und Tore vom anderen Stern“. (…) Das Team zog sich die Trikots über – ohne das Plazet des Klubs, aber eben von Maradona. Er war damals schon größer als alle anderen. Wer die Bilder des Spiels sieht, erschreckt über den Acker, auf dem er mit seiner Mannschaft auflief. Neapel gewann 4:0 und sammelte auch dank der Spende Maradonas an die 20 Millionen Lira. Es sind neben den sportlichen Erfolgen und Kunststücken jene Anekdoten, die Diego rund um Neapel zu einer heilandähnlichen Gestalt werden ließen. Gott spielt auf dem Acker für den Jungen aus dem Armenviertel. Die Geschichte ist fast zu kitschig, sie verbindet Tragik und Schönheit – wie so vieles in der Biografie von Diego Armando Maradona“.