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Die Gewerkschaftsbewegung in afrikanischen Ländern: Zwischen scheintot und Massenmobilisierung
(Eine LabourNet Germany Internationales-Sonderveröffentlichung am 30. Januar 2017)
Pambazuka, die panafrikanische kritische Webzeitschrift, hat Ende Januar 2017 eine Sonderausgabe über die Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung in mehreren afrikanischen Ländern veröffentlicht: „Special Edition on the labour movement in Africa“. Neben mehreren Beiträgen zu Südafrika und zwei Beiträgen zu Namibia gibt es in dieser Ausgabe aktuelle Analysen zu den Gewerkschaften auf Mauritius, in Simbabwe, der Elfenbeinküste, der Republik Congo und in Nigeria. Auch wenn LabourNet Germany nicht die Ressourcen hat, alle diese Beiträge zu übersetzen, halten wir es für wichtig genug, insofern eine besondere Anstrengung zu unternehmen, als wir von jedem Beitrag eine kurze deutsche Zusammenfassung veröffentlichen, die die jeweiligen Besonderheiten der Bewegung in dem betreffenden Land hervor hebt. Man muss bei weitem nicht jede der darin getroffenen Aussagen teilen, um eine solche Bestandsaufnahme gerade von einem Erdteil, der hierzulande noch immer oft genug mit besonders offener neokolonialistischer Sichtweise betrachtet wird, für wichtig zu halten. Wir veröffentlichen das Editorial und diese Beiträge in der Rubrik „Afrika“ und die einzelnen Beiträge auch auf den LabourNet Germany Seiten zum jeweiligen Land. Siehe dazu die deutsche Zusammenfassung von den Beiträgen der Sonderausgabe von Pambazuka:
Vorwort
„Introduction to the Special Edition on the labour movement in Africa“ von Shaun Whittaker am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist der Kommentar des Herausgebers der Sondernummer zu den Beiträgen. Whittaker ist Aktivist der Marxist Group Namibia und Gastherausgeber dieser Pambazuka Nummer. Neben seinem Bedauern darüber, dass keine Beiträge aus Nordafrika zu bekommen gewesen seien – und daran anschließende Überlegungen, die Sprachbarrieren auf dem Kontinent zu überwinden – hebt er zunächst hervor, dass die Beiträge über die Bewegung in den einzelnen Ländern vor allem ausgesprochen unterschiedliche Realitäten deutlich machen. Zwei Grundthemen durchziehen seinen einleitenden Beitrag: Zum einen über die jeweiligen Bedingungen nachzudenken, die es in den verschiedenen Ländern dafür gibt, eine „breite Arbeiterpartei“ zu entwickeln – wobei klar ist, dass dabei aktuell Südafrika eine entscheidende Rolle spielt, durch den entsprechenden Vorstoß der größten Gewerkschaft Afrikas, der Metallergewerkschaft NUMSA. Zum anderen geht es ihm prinzipiell um die Bedeutung des Marxismus in Afrika: Er weist dabei vor allem die Kritik zurück, der Marxismus sei eine Ideologie weißer europäischer Männer – und deswegen für Afrika unerheblich. Als Gegenargument werden nicht nur Marx‘ Ausführungen über die Bedeutung der Sklaverei und des Kolonialismus für die Entwicklung des Kapitalismus unterstrichen, sondern auch kursorisch über zahlreiche Schriften ein Überblick gegeben, in den der Kampf der Sklaven und gegen die Sklaverei – und seine Unterstützung – eine zentrale Rolle spielt. Während so also durchaus wichtige Argumente vorgetragen werden, für ein neues Verständnis des Marxismus nicht nur in Afrika, wird zu den (diversen, bitteren) Erfahrungen der Gewerkschaften dieses Kontinents mit (meist selbsterklärten) sozialistischen Vorhutparteien an der Regierung eher nur implizit Stellung genommen, ob wohl sie in einigen der Beiträge durchaus und auf unterschiedliche Weise Thema sind.
Südafrika
„African labour and social militancy, Marxist framing and revolutionary movement-building“ von Patrick Bond am 27. Januar 2017 in Pambazuka ist der einzige der Beiträge, der nicht nur von den Erfahrungen und Auseinandersetzungen in einem bestimmten Land handelt. Der südafrikanische Soziologe und Aktivist versucht darin, eine Zusammenschau der kontinentalen Entwicklung zu geben, als Hintergrund für seine Betrachtungen über Südafrika. Dabei hebt er hervor, dass es eine ganze Reihe von Ländern in Afrika gibt, in den die Gewerkschaften und die Arbeiterinnen und Arbeiter dem Kapital „Sorge machen“. Nimmt man, so Bond, die weltweiten Statistiken über Streiks, so sind unter den 30 Ländern der Welt mit den meisten Streiks, nicht weniger als 12 afrikanische Länder. Neben – und nach – Südafrika sind dies Tschad , Tunesien, Liberia, Mosambik), Marokko, Lesotho, Äthiopien, Tansania, Algerien, Burundi, und Simbabwe, Länder mit sehr unterschiedlichen Situationen, aber alle geprägt von den brutalen Auswirkungen der kapitalistischen Krise von 2008 – und mit sehr unterschiedlichen Gewerkschaftsbewegungen, die aber einfach immer wieder aktiv werden mussten, um der allgemeinen Stimmung zu entsprechen. Die besondere Rolle Südafrikas ist aktuell eben vor allem auf die besondere Rolle der südafrikanischen Metallgewerkschaft in der gesellschaftlichen Entwicklung des Landes zurück zu führen. Bond, der als Gast auf dem NUMSA-Kongress 2013 gewesen war, schreibt davon, dass jener dort vollzogene radikale Kurswechsel (einer Gewerkschaft, deren frühere Führung sich am stärksten dafür einsetzte, Thabo Mbeki durch Jacob Zuma zu ersetzen) auf den sofortigen Rücktritt Zumas (und damit die Konfrontation mit dem ANC und die Spaltung des Gewerkschaftsbundes Cosatu) Ergebnis eines regelrechten Aufstandes der 1400 Delegierten, in großer Mehrheit shop stewards, gewesen sei, die kein weiteres Zusammenwirken mit den „Mördern von Marikana“ dulden wollten. Dies habe einen „NUMSA-Moment“ in Südafrika geschaffen, bei dem sich die Frage stelle, ob er zu einer „NUMSA-Bewegung“ werden könne. Was sich nicht zuletzt am Verhältnis zur EFF (Economic Freedom Fighters), der linksnationalistischen Abspaltung des ANC und zu anderen linken Strömungen im Lande zeigen müsse
„The lost moments? Trade union revitalisation and the prospects of an eco-socialist working class politics in South Africa“ von Devan Pillay am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag, der sich gerade eben mit dieser Frage des „NUMSA-Moments“ konkreter befasst. Der Autor sieht die Entwicklung der NUMSA in Zusammenhang mit zahlreichen Spaltungen innerhalb der einst gemeinsamen Bewegung ANC seit Thabo Mbekis Absetzung und Jacob Zumas Amstantritt 2007, wobei er ebenfalls eine historische Zäsur im Massaker von Marikana 2012 sieht. Pillay verfolgt die Entwicklung der südafrikanischen Gewerkschaftsbewegung seit ihrem (teilweisen) Zusammenschluss zur Cosatu in den 80er Jahren anhand der Frage des Verhältnisses der Gewerkschaften zur Ökologie und den „Grenzen des Wachstums“ – in einem Land, dessen Wirtschaft bis heute vor allem von verschiedenen Formen des Bergbaus geprägt ist, von besonderer Wichtigkeit. Der Autor sieht eine Gefahr für diverse Ansätze zu einer Erneuerungsbewegung auf allen Seiten der aktuellen Auseinandersetzungen in dem vorherrschenden Erbe eines mechanistischen Marxismus-Leninismus, wie er es bezeichnet, was sich auch im Verhalten der NUMSA gegenüber Kritiken aus der Linken und entsprechenden Vorschlägen zeige, etwa auch in der Tatsache, dass die innovativen ökologischen Initiativen der NUMSA von 2012 heute in den Hintergrund gedrängt seien. Was auch ein Teil der Gründe dafür seien, dass das Einigungsprojekt der NUMSA bisher nicht den erwarteten Erfolg und Zulauf bekommen habe
„South Africa and the changing possibilities for the Left“ von Leonard Gentle am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag, der sich vor allem mit den Aussichten der südafrikanischen Linken befasst, nachdem der „NUMSA-Moment“ dahin gegangen sei, wie es der Autor, früher Leiter der auch in der BRD bekannten International Labour Research and Information Group (ILRIG), beurteilt. Der Einschnitt, den das Massaker von Marikana bedeutet habe, sei dem Autor zufolge ein doppelter gewesen: Sowohl habe das Massaker deutlich gemacht, dass der ANC „auf der anderen Seite“ stehe, als auch deutlich geworden sei, dass die traditionelle Gewerkschaftsbewegung, wie sie aus den 70er Jahren in Südafrika komme, von den erwerbslosen und arbeitenden Massen, die unter dem Regime der Prekarität leben müssen, weit entfernt sei. Und mit dieser Tradition habe leider auch die NUMSA nicht Schluss gemacht, wird in dem Beitrag geurteilt. Der im Rahmen des Beitrags anhand zahlreicher Fakten breit behandelte Niedergang des Gewerkschaftsbundes Cosatu – etwa mit einer Chemiegewerkschaft, der heute die De-Registrierung durch das Arbeitsministerium droht, weil sie weder Angaben zur Mitgliedschaft macht, noch irgendeinen Gewerkschaftstag organisiert – sei keine Entwicklung, die man begrüßen könne, denn sie wirke auf die gesamte Bewegung zurück. Als Musterfall behandelt er dabei die Entwicklung an den Universitäten des Landes: Nicht nur, dass die Studierenden eine massenhafte Bewegung gegen Studiengebühren – und, vor allem: ihre Erhöhung – entwickelt hätten, sie seien es auch gewesen, die sich der Lage der Beschäftigten (nichtakademischen) Menschen an den Unis angenommen haben, in dem sie die Kampagne gegen das outsourcing zusammen mit diesen und weitgehend ohne Gewerkschaften organisiert hätten. Und dies zu einem Zeitpunkt, ab 2015, da die Regierung neue Arbeitsgesetze vorbereite, die die verschiedenen Formen der Prekarität weiter verbreiten würden – unter dem „dröhnenden Schweigen“ der Cosatu. Die Schlussfolgerung, die Leonard Gentle zieht ist, dass es die objektive Entwicklung selbst ist, die die Frage der notwendigen Selbstorganisation auf die aktuelle Tagesordnung setze, was er an einigen Punkten festmacht, in denen die aktuelle kapitalistische Formation sich von früheren Formen unterscheide.
„Renewal and crisis in South African labour today: Towards transformation or stagnation, bureaucracy or self-activity?“ von Lucien van der Walt am 26. Januar 2017 in Pambazuka ist ein Beitrag, der die aktuelle Situation der Gewerkschaften in Südafrika über die Konfrontation Cosatu-Numsa hinaus betrachtet, in dem auch Gewerkschaftsföderationen wie NACTU, Consawu oder FEDUSA und Solidarity dargestellt werden, die als „systembejahend“ charakterisiert werdenv und den Gewerkschaften gegenübergestellt, die – wie auch immer – sich zu sozialistischen Positionen hinzurechnen. Während er ausführlich die politischen Probleme der Cosatu schildert, die immer wieder in die Situation komme, Maßnahmen, die sie als Teil der Regierungsallianz mit zu verantworten habe, eigentlich bekämpfen zu müssen – und dies nicht tue, weswegen ihr Niedergang sich fortsetze – sieht er die Schwäche der NUMSA vor allem darin einmal eine Gewerkschaftsföderation „auf Basis des Marxismus-Leninismus“ anzustreben, was den „Zulauf“ einenge, und andererseits zu viele Projekte zur selben Zeit zu verfolgen, was ihrem Selbstverständnis geschuldet sei, den Projekten aber keinesfalls zuträglich sei. Der Autor sieht dies in seinen abschließenden Betrachtungen als faktisch dieselbe Gefahr, in der auch diverse linke politische Parteien in der Regel umkommen, weswegen auch er die Notwendigkeit der Selbstorganisation in den verschiedenen sozialen Kämpfen propagiert.
„The Numsa moment: Has it lost momentum?“ von Martin Jansen am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag, der sich konsequent mit der Entwicklung der südafrikanischen Metallgewerkschaft befasst, seitdem sie 2013 zu einem Anzugspol für die Linke, nicht nur in Südafrika, wurde. Auch hier ist das Thema die Vielfalt der NUMSA Aktivitäten, wobei aber auch – als Denkanstoß für eine Organisation, der er mit Sympathie gegenübersteht – konkrete Kritik geübt wird: Anstelle dieses Mammutprogramms an Initiativen wäre es für NUMSA und alle besser gewesen, sie hätte gemeinsam mit der Bergarbeitergewerkschaft AMCU jene Mindestlohnkampagne, die einst von der Cosatu begonnen und später fallen gelassen wurde, als wesentliche Aufgabe gesehen, was für eine Vielzahl von Beschäftigten eines der Hauptprobleme sei und gerade deswegen ein Moment hätte werden können, in dem eine neue Gewerkschaftsformation soziale Kraft weit über die eigenen Reihen hinaus hätte gewinnen können – eben dies habe man versäumt. Versäumnisse, die auch in bezug auf die Arbeit für die Entstehung und Weiterentwicklung der „Vereinigten Front“ eine Rolle spielen, die nach Ansicht des Autors bei etwaigen entsprechenden Korrekturen immer noch die Möglichkeit habe, sich zu einer zentralen Kraft zu entwickeln
„South Africa: The role of the working class in socialist transformation“ vom New Unity Movement am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag, in dem sich dieses linke Netzwerk ausführlich mit der neoliberalen Politik der herrschenden Klasse Südafrikas auseinandersetzt und von dieser Analyse aus die Frage nach der Rolle der ArbeiterInnenklasse bei einer gesellschaftlichen Umwälzung behandelt – und dabei die (eventuelle) Rolle der Vereinigten Front, wie sie die NUMSA seit einiger Zeit organisiert. Ob dies gelingen kann, ist die Frage, die das NUM sich und anderen stellt – ausgehend von der Beurteilung der gesellschaftlichen Entwicklung, dass dieselben Kräfte, die früher das regime der Aprtheid bekämpft haben, heute das Regime des Neoliberalismus bekämpfen – und so auch dafür sorgen, dass Südafrika eines der Länder weltweit bleibt, das die meisten Proteste, Widerstandsaktionen und soziale Kämpfe verzeichne
Namibia
„Namibia’s labour movement: Prospects and challenges for 2017 and beyond“ von Herbert Jauch am 26. Januar 2017 bei Pambazuka gibt einen Gesamtüberblick über Zustand und Entwicklung der namibischen Gewerkschaftsbewegung. Die im wesentlichen aus drei Gewerkschaftsföderationen besteht: Die regierungsnahe National Union of Namibian Workers (NUNW), die knapp 70.000 Mitglieder zählt und eine ganze wesentliche Rolle im namibischen Befreiungskampf spielte, der Trade Union Congress of Namibia (TUCNA),mit etwa 50.000 Mitgliedern zweitgrößter Verband und die wesentlich kleinere Namibia National Labour Organisation (NANLO), etwa 8.000 Mitglieder, die sich 2014 von der NUNW abspaltete, weil ihre Mitglieder eine größere Distanz zur ewigen Regierungspartei SWAPO wollten. Im Beitrag wird das Verhältnis zwischen SWAPO und Gewerkschaften in der historischen Entwicklung nachgezeichnet und für die heutigen Probleme der Werktätigen und Erwerbslosen des Landes wesentlich mit verantwortlich gemacht. Die hetige Gewerkschaftslage sei gekennzeichnet von tiefen Spaltungen, wofür das Beispiel der größten Einzelhandelskette Shoprite angeführt wird, in der alle drei Verbände mit einer Betriebsgewerkschaft vertreten seien, die Zusammenarbeit verweigern – von denen aber keine nahe an einer repräsentativen Vertretung liegt, weswegen das Unternehmen schlichtweg keine dieser Gewerkschaften als „Tarifpartner“ anerkenne und schlicht die Bedingungen diktiere, wogegen niemand etwas unternehme. Als wesentliche Tendenz, diesen zustand zu überwinden sieht der Autor vor allem die Entwicklungen in der Opposition innerhalb der regierungstreuen Lehrergwerkschaft seit dem Streik 2012 (siehe den zweiten Beitrag zur namibischen Gewerkschaftsbewegung in dieser Sammlung)
„Namibia: The national teachers’ strike of 2012“ von der Marxist Group Namibia am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag – ein Gespräch mit Aktiven der MG – über den ersten großen Streik in Namibia nach der Unabhängigkeit – alle anderen Streiks zuvor waren kleiner, oft auf einen Betrieb beschränkt – und der letzte Streik der LehrerInnen hatte 1976 stattgefunden. Den Streikenden ging es darum, dass sie seit 2 Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen hatten – auch nicht jene, die ihnen ein Jahr zuvor versprochen worden war – und dass die Gewerkschaft Namibian National Teachers’ Union (NANTU), größte Einzelgewerkschaft im namibischen Gewerkschaftsbund NUNW, sich weigerte, Tarifverhandlungen darüber zu führen. Daneben, so wird in dem Gespräch unterstrichen, habe es noch einen weiteren gemeinsamen grund für die allgemeine Unzufriedenheit gegeben: Der Neoliberalismus sei im Erziehungsministerium von Namibia angekommen – inklusive outsourcing und all die anderen Üblichkeiten des heutigen Kapitalismus. Es wurde ein provisorisches Streikkomitee gegründet, das sowohl den Streik organisierte, als auch eine landesweite Demonstration in Windhuk, an der sich über 2.000 Lehrerinnen und Lehrer beteiligten. Von Beginn an wurden sowohl die Mitglieder des Streikkomitees, als auch die öffentlichen Streikversammlungen von massiver Polizeirepression begleitet, es gab keine gewerkschaftliche Solidarität, da der Gewerkschaftsbund, wie auch alle Einzelgewerkschaften, allesamt auf vielfältige Weise der Regierungspartei SWAPO verbunden sind. In Wirklichkeit, so wird in dem Gespräch an verschiedenen Stellen deutlich, haben alle Seiten auf ihre jeweilige Art, auf das Massaker von Marikana reagiert, das eben nicht nur für Südafrika massive Auswirkungen gehabt habe. Mangelnde Solidarität und massive Repression führten dann auch zum Zusammenbruch des Streiks, der ohne größere positive Ergebnisse beendet werden musste. Im Anschluss an den Streik verweigerte das Erziehungsministerium die Anerkennung der massenhaften Austritte aus der Gewerkschaft, faktisch herrscht hier heute Zwangsmitgliedschaft. Weswegen linke Kräfte und recht viele der damals im Streik aktiven KollegInnen ein Netzwerk gebildet haben, um so die Möglichkeit zu haben, eine andere Gewerkschaftspolitik, zumindest ansatzweise, zu betreiben: Die Suche nach Gemeinsamkeit mit dem gesamten Schulpersonal als erstes, mit den Eltern und Kindern ebenfalls. Diese alternative Politik in der NANTU hat in den letzten Jahren Fortschritte zu verzeichnen, auch wenn 2016 abermals ein Versuch, einen Streik zu organisieren, scheiterte.
Nigeria
„Mass strikes in Nigeria: Is austerity taking its toll?“ von Andy Winne am 27. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag in dem, ausgehend von der Situation nach dem Wahlsieg des Ex-Militärdiktators Buhari im Jahr 2015, der sich als Sozialreformer darstellen ließ, die Entwicklung der nigerianischen Gewerkschaftsbewegung skizziert wird. Auch wenn im bevölkerungsreichsten Land Afrikas nur sieben der 180 Millionen Menschen Gewerkschaftsmitglieder seien, so ist der Einfluss der Bewegung nicht zu unterschätzen: Bei Streiks beispielsweise gibt es nirgends eine so hohe Quote der Zustimmung, wie unter Nigerias ärmeren Bevölkerungsteils. Was sowohl mit den vergleichbaren sozialen Verhältnissen zu tun hat, als auch mit der allseits bekannten positiven Rolle der Gewerkschaften im Kampf gegen die Militärdiktatur. Der Autor unterstreicht ausführlich, warum etwa die zahlreichen Kämpfe der Gewerkschaften – oft, wenn auch nicht immer, mit Erfolg – gegen die Streichung der Subventionen für den Ölpreis (und all das viele, was dadurch bestimmt wird) so populär waren und sind: Weil dies die einzige Form ist, in der auch breitere Teile der Bevölkerung vom Ölreichtum des Landes mit profitieren. In einem Aktivisten-Interview wird über Ergebnis und Auswirkungen der Protest- und Streikwelle 2012 gesprochen, als die Führung beider großer Gewerkschaftsverbände (Nigeria Labour Congress, NLC und Trade Union Congress, TUC) mitten in der Bewegung deren Ende beschlossen, überraschend für alle – sehr, sehr viele – TeilnehmerInnen und eine Wendepunkt in der Popularität der Gewerkschaften. Ihre neuerlichen Aufrufe zu Aktionen in den Jahren danach fanden wesentlich weniger Unterstützung, was mit ausführlichen historischen Statistiken belegt wird.Die Tatsache, dass die Gewerkschaftsführungen sich schon seit langem, und für alle erkennbar ab 2012, von alternativen gesellschaftlichen Formen „verabschiedet“ haben, hat auch dazu geführt, dass sowohl im islamisch geprägten Norden – unter dem Terror von Boko Haram und den terroristischen Gegenschlägen der Armee – als auch im christlichen Süden, fundamentalistische Kräfte zunehmend an Einfluss gewinnen, was die kleinen linken Gruppierungen keinesfalls wett machen können
Simbabwe
„The labour movement in Zimbabwe: Prospects and challenges for 2017“ von Ashley Fataar am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag der, vor dem Hintergrund der Massenproteste in den letzten Jahren, ganz direkt die Frage aufwirft, ob die Gewerkschaftsbewegung in der Lage sei, die Umklammerung durch die staatstragende Gewerkschaftsbürokratie abzuwerfen – oder eben nicht. Dabei ist dem Autor bereits das Jahr 1996 sozsuagen die „Wasserscheide der Entwicklung“: Beim größten Streik der jüngeren Geschichte, an dem damals mehr als eine viertel Million Beschäftigte sich beteiligten – was das Ende der Sozialpartnerschaft zwischen Unternehmen, Regierung und Gewerkschaften anzeigte. Im Jahr darauf waren bei einer erneuten Streikbewegung bereits über eine Million Menschen beteiligt – und auch auf dem Land und an den Universitäten regten sich massive Proteste. Aber das politische Ergebnis dieser Bewegungen war nicht die gründung einer linken Partei gegen das Regime Zanu-PF von Mugabe, sondern die Entstehung des Movement for Democratic Change (MDC) – unter führender Beteiligung bisheriger Gewerkschaftsfunktionäre – die rasch zu einer neoliberalen Clique verkam. Die weitere Geschichte der folgenden nunmehr schon beinahe 20 Jahre ist eine mehrfache Wiederholung breiter Massenproteste gegen das Regime Mugabe, das immer wieder erleben muss, wie eine dominierende Gewerkschaftsbürokratie als politischer arm des MDC die Bewegungen bevormundet und abwürgt – auch wenn inzwischen in verschiedenen Bereichen personelle Alternativen sich entwickelt haben, die gerade in den beiden letzten Jahren öffentliches Profil gewannen. Die kleine politische Linke in Simbabwe kann diesen Prozess bisher nicht beeinflussen
Mauritius
„The struggle for socialism in Mauritius“ von Rajni Lallah am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein Beitrag eines militanten der Lali („Kampf“) der linken Partei auf Mauritius, der vor allem die Besonderheit von Mauritius unterstreicht: Dass jede kapitalistische Krise in diesem Land besonders heftig und spürbar ausfällt, weil Mauritius, wie kein anderes Land, eine direkte Schöpfung des aufkommenden Kapitalismus gewesen ist, geschaffen durch aufeinanderfolgende Migrationswellen. Das kleine „Land des Zuckers“ sah in den 70er Jahren 21 Zuckermühlen, mit über 50. Beschäftigten: Heute sind es noch 5.000 in 4 Mühlen, die Plantagen erlebten eine ähnliche Entwicklung. Die Textilindustrie, als Folgeprojekt initiiert, hatte in den 80er Jahren beinahe Hunderttausend Beschäftigte, heute noch knapp 40.000, Tendenz rapide sinkend. Und auch die großen Tourismuspläne sind mit der kapitalistischen Krise marode geworden. Immer wieder haben sich die Menschen gegen dieses kapitalistische System erhoben – 1979 mit einer Bewegung, die beinahe zur Revolution wurde, 1999 mit einem historischen Generalstreik ohne wesentliche Beteiligung der verkommenen Gewerkschaftsbürokratie und seitdem im kontinuierlichen Widerstand gegen die diversen Anpassungsprogramme aufeinander folgender Regierungen, denen die Oppositionsbewegung zumindest Änderungen in der Rolle des zu Mauritius gehörenden „Festland-Flugzeugträgers“ der USA, Diego Garcia abgetrotzt haben
Republik Kongo
„Labour movements in Congo Brazzaville: Between oppression and self determination“ von Etinaslas Ngodi am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist eine Bestandsaufnahme einer Gewerkschaftsbewegung im Lähmungszustand, so der Autor. Obwohl es genügend Anlässe gäbe für eine breite gewerkschaftliche Tätigkeit – und die Maßnahmen der herrschenden Elite, die Krise zu ihren Gunsten zu lösen, seien nicht nur Grund dafür, sondern auch Quelle von Erwartungen und Hoffnungen der Bevölkerung auf Alternativen, die uneingelöst blieben, trotz vieler einzelner Proteste, deren Zahl zunehme. Diese Unterwürfigkeit der Gewerkschaften den Parteien gegenüber, führt der Autor zurück auf die rund 30jährige Funktion als „Transmissionsriemen“ für parteipolitische Ziele nach der Unabhängigkeit – eine „Errungenschaft“ des Sozialismus, die gerne übernommen wurde. Diese rund 30jährige Geschichte wird in dem Beitrag ausführlich nachgezeichnet und kritisch betrachtet. Der Autor versucht dann im Folgenden, konkret Punkte und Entwicklungen zu benennen, bei den vor allem in den Jahren ab 2014, Bruchpunkte zwischen der passiven Gewerkschaftsbürokratie und den Wünschen und sorgen der Beschäftigten und Erwerbslosen immer deutlicher wurden, ohne dass dies bisher organisatorischen Niederschlag gefunden hätte – aber, die „Drohung“ steht im Raum
Elfenbeinküste
„SYNARES and the right to work in Côte D’Ivoire“ von Eric Edi und Nyamien M. Nguessan am 26. Januar 2017 bei Pambazuka ist ein ausführlicher Beitrag über die Rolle und Entwicklung der Universitätsgewerkschaft National Union for Research and Higher Education in der Elfenbeinküste. Synares, vor rund 50 Jahren gegründet, ist die größte Gewerkschaft im Bildungsbereich – und war die erste, die ganz explizit ihre Selbstständigkeit gegenüber allen politischen Parteien des Landes vertrat. Was die Grundlage dafür war, dass sie in der breiten Demokratisierungsbewegung der 90er Jahre eine ganz wesentliche Rolle spielen konnte – dem Autor zufolge die wesentlichste Rolle aller Gewerkschaften, die sich daran beteiligten. Für Synares war die Verfassung des Landes, die das Recht auf Arbeit, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsfreiheit postuliert, stets der grundsätzliche Orientierungspunkt der Arbeit. Was vor allem ab den 90er Jahren, als die Regierungen das Diktat des IWF annahmen, die berüchtigten Strukturanpassungen an die neoliberale Diktatur vorzunehmen, zu wachsenden Konfrontationen führte – erstmals, und heute normal geworden, gab es im Lande akademisch ausgebildete Erwerbslose. Im Zusammenhang mit der Widerstand gegen diese Politik hat Synares zu breiten Koalitionen sowohl von Gewerkschaften, als auch von zivilgesellschaftlichen Organisationen beigetragen, die im weiteren Verlauf eine wesentliche Rolle im Widerstand gegen die neoliberale Variante des Kapitalismus spielten und denen es immer wieder gelang, vom internationalen Kapital gewünschte Maßnahmen zu verhindern. Wenn heute in der Elfenbeinküste „nichts entschieden ist“ in dieser Auseinandersetzung zwischen dem menschenfeindlichen Neoliberalismus und den Massen der Bevölkerung, dann ist das auch Ergebnis des Wirkens dieser besonderen Gewerkschaft, so der Autor…