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Wieder einmal: Proteste gegen die Bundeswehr in Afghanistan
„Wenn die Bundeswehr Bilder aus Afghanistan verbreitet, zeigt die Truppe gern winkende Kinder. Bis heute hält sich so der Eindruck, dass die deutschen Soldaten bei den Menschen am Hindukusch beliebt sind. Am Mittwoch zeigte sich in der Hauptstadt Kabul ein anderes Bild. Laut einer Mitteilung der Bundeswehr wurden gleich zwei Gruppen der Bundeswehr auf einem Schießplatz von einem wütenden Mob attackiert und mit Steinen beworfen. Ersten Ermittlungen zufolge waren die Deutschen zu einem Schießplatz nahe des Flughafens der afghanischen Hauptstadt unterwegs. Am Eingang zu der weitläufigen Anlage sammelten sich um ihre Fahrzeuge etwa 50 Personen, darunter auch viele Kinder. Die Menschen stoppten die Konvois und skandierten Parolen. Zunächst schrien die Menschen nur, dann aber flogen Steine auf die nacheinander ankommenden Fahrzeuge, mehrere wurden beschädigt. Später schnitten einige aus der Gruppe die Planen der Ladeflächen auf und stahlen darauf gelagertes Material. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um eine Nachtsichtbrille – Waffen oder Munition seien aber nicht abhanden gekommen, hieß es in Bundeswehrkreisen. Um den Konvoi aus der Bedrängnis zu befreien, gab einer der Soldaten schließlich einen Warnschuss mit einer Leuchtpistole ab. Etwas später dann trieb die alarmierte afghanische Polizei die Menschenmenge auseinander, die Fahrzeuge konnten weiterfahren…“ – aus dem Bericht „Mob in Kabul greift Bundeswehrsoldaten an“ von Matthias Gebauer am 04. April 2019 beim Spiegel online , der bereits in der Überschrift deutlich Position bezieht. Siehe dazu auch – von vielen möglichen – zwei frühere Berichte über den „Mob“ in Afghanistan, der gegen die Bundeswehr protestiert (die unserer Kenntnis nach nicht vom Roten Kreuz und dem Verband der Frauenhäuser dorthin geschickt wurde):
- „Elf Zivilisten getötet“ von T. Ruttig und O. Ali am 18. Mai 2011 bei der taz berichtete damals: „Die Kette von Zwischenfällen bei Operationen der Nato-Truppen in Afghanistan, bei denen Zivilisten getötet werden, reist nicht ab. Und die Reaktionen empörter Afghanen werden zunehmend gewalttätig. Am Dienstag kam es in Talokan, der Hauptstadt der nordafghanischen Provinz Tachar an der Grenze zu Tadschikistan, in der es auch eine Außenstelle des deutschen Provinzaufbau-Teams mit 20 bis 25 Soldaten gibt, zu Protesten, die aus dem Ruder liefen. Afghanische Journalisten vor Ort, mit denen die taz sprach, berichteten von anfangs 2000 Demonstranten. Die Menge sei später auf 15.000 angewachsen, darunter viele Schüler, die zum Teil bewaffnet gewesen seien, örtliche Einrichtungen angegriffen und Geschäfte und Autos demoliert hätten. Dabei seien Handgranaten über die Einfriedung des deutschen PAT (Provincial Avisory Team) geworfen und nach afghanischen Angaben zwei deutsche Soldaten und drei afghanische Wachleute verletzt worden. Die afghanische Polizei, die am Morgen eingriff, habe elf Demonstranten erschossen und etwa 50 weitere verletzt. Afghanischen Augenzeugen zufolge seien dann auch deutsche Soldaten aus dem Camp herausgekommen. Unklar blieb, ob sie auch geschossen haben. Nach den ersten Todesopfern hätten Angehörige weitere Einwohner mobilisiert. Die afghanischen Reporter berichteten zudem, dass am Mittag deutsche und afghanische Soldaten aus Kundus als Verstärkung in Talokan eingetroffen seien. Zu diesem Zeitpunkt seien noch Schüsse zu hören gewesen...“
- „Protest vor Bundeswehr-Camp in Afghanistan hält an: Ex-Mitarbeiter fordern Asyl in Deutschland“ am 28. September 2018 bei RT berichtete unter anderem: „Rund 150 Menschen protestieren seit drei Wochen vor dem Camp Marmal, im Norden Afghanistans, so berichtete der Spiegel. Die Demonstranten blockierten den Eingang zum Camp. Bei den Demonstranten handelt es sich um ehemalige Angestellte: Dolmetscher, Sicherheitspersonal oder Küchengehilfen. Für die ehemaligen Arbeiter haben die Deutschen ein Versprechen gebrochen und ihnen trotz ihrer Mitarbeit kein Asyl in Deutschland gewährt. Zalmai Nikbin, der mehrere Jahre als Dolmetscher für das Militär tätig war, sagte dem Spiegel: Wir wollen nach Deutschland. Hier ist es für uns lebensgefährlich. Geleitet wird der Protest von einem Mann namens Dschawad Sultani. Er sieht sich und die anderen in Lebensgefahr. Das Verteidigungsministerium hatte im Falle der Mitarbeiter entschieden, dass keine unmittelbare Gefahr bestehe. In zwei Fällen habe lediglich eine „latente Gefahr“ bestanden. Die Demonstranten versuchten Beweise vorzubringen, welche die Bedrohung durch die Taliban begründen. Manche waren bis zu 10 Jahren für die Bundeswehr tätig. Die Beweise wurden als unecht abgetan. In früheren Jahren sah der Umgang mit den afghanischen Helfern noch anders aus. Über 760 Ex-Mitarbeitern und deren Familien wurde aufgrund ihrer Arbeit Asyl in Deutschland gewährt. Auf diesem Weg wollte man sie vor der Rache der Taliban schützen. Außerhalb Deutschlands ist Camp Marmal in Afghanistan – nach den Marmalgebirge benannt – das größte Feldlager der deutschen Streitkräfte. Hier sind rund 980 deutsche Soldaten und Soldatinnen stationiert. Nahe dem internationalen Flughafen von Masar-e Scharif gelegen, sind dort neben Bundeswehrsoldaten NATO- und alliierte Truppen stationiert…“