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Das Erbe der Studierendenbewegung in den 60er und 70er Jahren – Landreform und die Frage der Nationalitäten in Äthiopien

Auf Europe Solidaire Sans Frontières wurde am 02. Dezember 2019 das Interview „The Legacies of the Ethiopian Student Movementexterner Link mit Bahru Zewde veröffentlicht, welches Hannah Borenstein geführt hatte. In dem Interview erzählt Zewde über die Proteste in den 60er und 70er Jahren in Äthiopien. In den 60er Jahren forderten Studierende Landreformen und gingen gegen die Monarchie auf die Straße. Als dann am 28. Dezember 1969 Tilahun Gizaw, ein radikaler Studentenführer, von der Polizei ermordet wurde, radikalisierten sich die Proteste. 1974 wurde schließlich die Monarchie abgeschafft. Es etablierte sich aber ein Ein-Parteien-Staat, in welchen die Opposition blutig unterdrückt wurde. „Die leninistischen und sogar stalinistischen Vorstellungen waren zu dieser Zeit besonders ausgeprägt. Die beiden wichtigsten Fragen, die von den Studierenden aufgeworfen wurden, waren die Landfrage und die Frage der Nationalitäten. Insbesondere die Landfrage – angesprochen von Lenin und Mao – wurde zu einem wichtigen Teil des Kampfes. Sie wurde benutzt, um den Kampf für Gleichheit, das Ende der Unterdrückung und das Ende der Ausbeutung der Bäuerinnen und Bauern zu rechtfertigen. […] Natürlich war die Landfrage in aller Munde, aber die Systeme des Landbesitzes waren zu dieser Zeit im Norden und im Süden Äthiopiens sehr unterschiedlich. Im Norden war das Hauptsystem des Landbesitzes das Rist-System, das Land erblich und unveräußerlich machte. Obwohl die Bäuerinnen und Bauern dort immer noch ausgebeutet wurden, ging es ihnen weitaus besser als den südlichen Pachtbauern, die Tribut an die Gutsherren zahlen mussten, diese hatten den Besitz von der Monarchie erworben – während sie gleichzeitig für sie arbeiteten.“ Die Ermordung von Tilahun Gizaw im Dezember 1969 war ein Wendepunkt. Die Studierenden- und SchülerInnen-Bewegung radikalisierte sich und bald darauf wurde die Äthiopische Revolutionäre Volkspartei(EPRP) gegründet. „Und es gab eine Reihe von Faktoren, die dazu beitrugen. Es gab die Enttäuschung der Soldaten über den Krieg in Eritrea und die Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen. Es gab auch die Ölkrise 1973 und die anschließende Benzinpreiserhöhung, die zu Taxistreiks führte. Und es gab einen LehrerInnenstreik, der ebenfalls wichtig war – aus Protest gegen eine neue Reform, die man kritisierte, dass mit dem neuen Bildungssystem arme SchülerInnen auf niedrigeren Bildungsniveaugehalten werden. Aber dennoch kam die Revolution ziemlich abrupt und überraschte die herrschende Klasse und alle anderen.“

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=184219
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