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Es darf gewählt werden in Ägypten: al Sisi. Oder al Sisi. Oder Gefängnis
„Heute wächst das Land sogar um bis zu zwei Millionen Menschen pro Jahr. Die Bevölkerung ist von damals rund 40 Millionen auf über 96 Millionen Menschen angewachsen. Rund 800.000 junge Menschen strömen jährlich zusätzlich auf den Arbeitsmarkt, der nicht ansatzweise mit dem Bedarf mithalten kann. Selbst Akademikerinnen und Akademiker finden kaum noch Beschäftigung, verlassen wenn möglich das Land oder müssen sich im informellen Sektor durchschlagen. Auch heute sind fliegende Händlerinnen und Händler ein fester Bestandteil des Straßenbildes. Die schiere Masse an Menschen, die vom informellen Verkauf von Taschentüchern, Haushaltsutensilien oder billiger Plastikware lebt, ist im Zuge der anhaltenden Wirtschaftskrise weiter gestiegen. Die Bevölkerung im Großraum Kairo ist derweil von damals rund zehn auf heute 23 Millionen angeschwollen und wachse neuen Schätzungen zufolge um rund 500.000 Menschen pro Jahr. Keine andere Stadt der Welt ist mit derartigen Wachstumsraten konfrontiert.(…) Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass sämtliche seit den 1970er Jahren an der Macht gewesene Regimes diese öffentlich bekannten Strukturprobleme sowie Dynamiken innerhalb der ländlichen Gesellschaft konsequent ignoriert und trotzdem weiterhin auf eine neoliberale, die Marginalisierung weiter Teile der Bevölkerung forcierende Wirtschafts- und Sozialpolitik gesetzt haben, die das Land heute vor schier unlösbare Herausforderungen stellt. Sadat oder Ägyptens 30 Jahre lang regierender Expräsident, Hosni Mubarak, aber auch die kurzzeitig an die Macht gespülte Muslimbruderschaft und der amtierende autoritär regierende Präsident Abdel Fattah Al-Sisi – sie alle setzten auf das Verwalten und Aussitzen sozioökonomischer, demographischer und urbaner Entwicklungen und zeigten sich unfähig, inkompetent oder nicht willens, nachhaltigen Steuerungsinstrumenten eine Chance zu geben und damit langfristig ein ökologisch-soziales Gleichgewicht anzustreben“ – aus dem Beitrag „Ägypten: „Seit 1977 keine Zukunftsperspektive für die Jugend““ von Sofian Philip Naceur am 07. März 2018 bei telepolis , worin die Entwicklung des Landes seit den Brotunruhen 1977 skizziert wird. Zur Situation in Ägypten vor der Wahl-Losigkeit zwei weitere aktuelle Beiträge:
- „With Hundreds On Death Row, Egyptian Court Sentences 10 To Death Ahead Of Presidential Election“ von Abdus Sattar Ghazali am 12. März 2018 bei Countercurrents ist ein Beitrag über neuerliche (10) Todesurteile gegen sogenannte Terroristen der Muslimbruderschaft – und der ausführliche Verweis darauf, dass solche kontinuierlichen Urteile bestellter Justiz, zusammen mit der Tatsache, dass noch Hunderte von Menschen auf ihre Hinrichtung warten und weitere dazu kommen werden, auch auf alle Bereiche der Gesellschaft, weit über die Bruderschaft hinaus sich auswirken – zu einem Klima allgemeiner Repression.
- „Egypt : Arrests Escalate Ahead of Unfair Elections“ am 07. März 2018 bei Afrique en Luttes dokumentiert, ist eine Stellungnahme von Human Rights Watch zur den immer neuen Verhaftungswellen in der aktuellen Vor-Wahlzeit. Dabei geht es konkret um die Festnahme eines ausgesprochen „gutbürgerlichen“ Politikers (und Präsidentschaftskandidaten bei den Wahlen 2012) – und der ganze Vorgang wird verstanden als Ausdruck der Furcht des Armee-Regimes davor, überhaupt irgendeine, auch noch so kleine, Alternative zum regierenden Repräsentanten der reaktionären Institution zuzulassen…
- Zum neuen Militärregime in Ägypten zuletzt: „Trotz wachsender Kritik: Die Unterstützung der Bundesregierung für das ägyptische Regime geht weiter“ am 26. Februar 2018 im LabourNet Germany