Wohltätigkeit statt Sozialstaat – der Traum der Neoliberalen
„Die Notwendigkeit von Tafeln ist genau so ein Armutszeugnis für die Gesellschaft wie die Notwendigkeit der Spendensammelei für die Geflüchteten. Hier wird sogar die verfassungs- und sozialrechtlich gebotene Existenzsicherung für die Menschen ausgehebelt. Nicht nur das Dach über dem Kopf und die Ernährung, auch die Bekleidungserstausstattung, auch jahreszeitbezogen, und die laufende Ergänzung gehören zum rechtlich gebotenen Muss, ebenso wie die angemessene medizinische und therapeutische Versorgung, einschließlich nicht verschreibungspflichtiger Medikamente und therapeutischer Hilfsmittel, Bildung, soziale Teilhabe … . Alles zehn Jahre lang politisch wie wissenschaftlich durchdiskutiert am Beispiel Hartz IV.
Sicherlich ist es sehr erhebend, viel für andere Menschen tun zu können. Für die aber kratzt es an der Menschenwürde. Irgendwann muss damit Schluss sei, sonst ist es mit der Würde der Helfenden auch nicht weit her. Aus Wohltätigkeit muss Freundschaft werden, auf Augenhöhe, ohne Almosengewährung.“
(Norbert Hermann)
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20 Jahre Tafeln sind genug! Werbeclip zur Kampagne des „Kritischen Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln“
Neue Töne von den Tafeln: „Bürgerschaftliches Engagement darf nicht dazu dienen, staatliches Versagen zu kaschieren“
„Im Interview mit der Junge Welt schlug Jochen Brühl, Vorstand der Tafel Deutschland e.V. neue Töne an. Er sagte: „Bürgerschaftliches Engagement darf nicht dazu dienen, staatliches Versagen zu kaschieren. Mit Minijobs oder Niedriglohn klappt es nicht, gesellschaftlich teilzuhaben, auch wenn letzterer jetzt zwölf Euro betragen soll. Wir fordern statt dessen 100 Euro Zuschuss pro Monat. Auch Regelsätze und Sozialleistungen müssen angehoben werden. Die Versorgung der Menschen ist Aufgabe des Staates. Wir von den Tafeln unterstützen nur, wir sind keine Existenzhilfe. (…) Würde der Staat, vertreten durch die Parlamente im Bund und in den Bundesländern das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes ernst nehmen, müsste er durch seine Gesetzgebung dafür sorgen, dass es Lebensmittelspenden an Bedürftige durch zivilgesellschaftliche Organisationen und Wohlfahrtsverbände nicht geben muss…“ Beitrag vom 29. März 2022 in gewerkschaftsforum.de, siehe dazu: Der Staat, nicht die Tafel, hat für Ernährungssicherheit zu sorgen – Lebensmittelkonzerne und Politiker nutzen Spenden an die Tafeln für gute PRweiterlesen »
Neue Töne von den Tafeln: „Bürgerschaftliches Engagement darf nicht dazu dienen, staatliches Versagen zu kaschieren“ / NEU: Der Staat, nicht die Tafel, hat für Ernährungssicherheit zu sorgen – Lebensmittelkonzerne und Politiker nutzen Spenden an die Tafeln für gute PR
Tafeln, Foodbanks, Suppenküchen: Bestandsaufname der Almosenwirtschaft
„Vor Jahrzehnten als akute Nothilfe gegründet, versorgen Tafeln inzwischen zwei Millionen Bedürftige – soweit denn die Spenden reichen. (…) Waren ursprünglich örtliche Bäckerei, Märkte oder Gemüseläden die Spender, sind die Tafeln heute davon abhängig, dass Lebensmittelkonzerne und Discounter verlässlich ihre unverkäufliche Ware weiterreichen. Nicht aus selbstloser Nächstenliebe sondern als kostengünstige und steuerlich geförderte Entsorgung von Überschüssen. Trotzdem wachsen mit zunehmender Armut die Warteschlangen – und das nicht nur in Deutschland. Auch in anderen Ländern nimmt das caritative System, das auf Mildtätigkeit statt auf Rechten beruht, immer größeren Raum ein. Lebensmittelbanken, foodbanks oder bancos de alimentos ersetzen zunehmend den erodierenden Sozialstaat. International kritisieren Sozialwissenschaftler und Ernährungsexperten: Der Verlass auf die Almosenwirtschaft unterminiere notwendige politische Strategien zur Bekämpfung der Armut.“ Beitrag von Margot Litten am 21.01.2024 in der Sendung Dok 5 – Das Feature des WDR 5 weiterlesen »
Tafeln, Foodbanks, Suppenküchen: Bestandsaufname der Almosenwirtschaft
Tafeln verzeichnen Anstieg um 50 Prozent: Rund zwei Millionen Bedürftige 2022, noch mehr 2023
Dossier
„Das sind die aktuellen Meldungen: Die Tafeln in Deutschland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie zurzeit. (…) Insgesamt kämen etwa zwei Millionen Menschen. Diese Meldung ist ein Alarmruf, dass die Regelleistungen im SGB II/SGB XII/AsylbLG zu gering sind. Denn weil sie zu gering sind und nicht auf die Inflation angepasst wurden, müssen die Menschen zu den Tafeln. Tafeln sind eine Ergänzung zu staatlichen Leistungen, es darf auf diese nicht statt staatlichen Leistungen verwiesen werden. Das dies materiell nicht möglich, belegen auch die Aufnahmestopps der Tafeln. Der Kern ist: die Regelleistungen müssen dringend erhöht werden...“ Aus dem Thomé Newsletter 43/2022 vom 06.11.2022 – siehe dazu 2023 ungebrochen und NEU: Tabula rasa – Tafeln in Notweiterlesen »
NAK: Menschenwürdiges Auskommen statt Naturalien! Der Staat darf die Verantwortung für die Sicherung des menschenwürdigen Existenzminimums nicht länger auf Tafeln u.a. verschieben!
„Lebensmittel, Kleidung, Energie, Wohnen, Mobilität, Gesundheit sind grundlegend für das Leben eines Menschen. Ein Verweis auf Initiativen und hier auf Tafeln und Lebensmittelausgaben zur Deckung des täglichen Bedarfs steht nicht im Einklang mit dem Bundesverfassungsgericht. Die Sicherstellung des soziokulturellen Existenzminimums (Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 GG) ist ureigene Aufgabe des Staates. (…) Es ist unverfügbar und muss eingelöst werden, bedarf aber der Konkretisierung und stetigen Aktualisierung durch den Gesetzgeber, der die zu erbringenden Leistungen an dem jeweiligen Entwicklungsstand des Gemeinwesens und den bestehenden Lebensbedingungen auszurichten hat (BVerfG 9.2.2010 – 1 BvL 1/09 ua, Rn.136)...“ Positionspapier der Nationalen Armutskonferenz vom 22.10.2022, siehe die Forderungen weiterlesen »
NAK: Menschenwürdiges Auskommen statt Naturalien! Der Staat darf die Verantwortung für die Sicherung des menschenwürdigen Existenzminimums nicht länger auf Tafeln u.a. verschieben!
[DIW-Studie] Tafeln in Deutschland: Rund 1,1 Millionen NutzerInnen im Jahr 2020, vor allem Alleinerziehende – zwölf Prozent, die Vollzeit arbeiten
„DIW-Studie liefert erstmals repräsentative Daten zu NutzerInnen von Tafeln – Rund 1,1 Millionen Menschen besuchten Tafeln im ersten Halbjahr 2020 – Drei Viertel der Befragten sind erwerbslos – Ein Viertel sind Kinder – BesucherInnen überdurchschnittlich häufig gesundheitlich beeinträchtigt – Krieg in der Ukraine und Inflation könnten Situation verschärfen (…) Die größte Gruppe unter den TafelbesucherInnen sind Erwerbslose. Drei Viertel der Befragten gaben an, keiner Arbeit nachzugehen. Zu den TafelbesucherInnen gehört aber auch eine Gruppe von zwölf Prozent, die Vollzeit arbeiten. Zwei Drittel der TafelbesucherInnen beziehen ein Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle. Im Schnitt geben die TafelnutzerInnen an, über etwa die Hälfte des Durchschnittseinkommens der restlichen Bevölkerung zu verfügen. Die Lebensmittelausgaben belasten diese Gruppe – trotz Tafelbesuchs – besonders: Etwa ein Fünftel ihres Einkommens geben sie im Schnitt für Lebensmittel aus…“ DIW-Pressemitteilung vom 28. September 2022 mit weiteren Infos zur Studie weiterlesen »
[DIW-Studie] Tafeln in Deutschland: Rund 1,1 Millionen NutzerInnen im Jahr 2020, vor allem Alleinerziehende – zwölf Prozent, die Vollzeit arbeiten
Tafeln fordern Unterstützung vom Bund: Fehlende staatliche Armutsbekämpfung führt zu immer mehr Abhängigkeit von Lebensmittelspenden
„Mehr als 1,6 Millionen Menschen müssen die über 2000 Läden und Ausgabestellen der Tafeln regelmäßig nutzen. In den vergangenen Jahren ist ihre Zahl derer stetig gestiegen, die ohne die gespendeten Lebensmittel nicht über die Runden kommen. Laut Dachverband der über 940 Tafeln sind von den 1,6 Millionen Nutzern 30 Prozent Kinder und Jugendliche, 26 Prozent Senioren und 44 Prozent Erwachsene im erwerbsfähigen Alter. Wohnungslose, in Altersarmut Lebende, prekär Beschäftigte, Alleinerziehende, Erwerbslose und Geflüchtete nehmen das Angebot an. Im Zuge der Corona-Pandemie rechnet die Organisation in den kommenden Wochen mit weiter steigenden Kundenzahlen. (…) Allein durch Spendengelder und ehrenamtliches Engagement könne die Nachfrage nicht gestemmt werden. Zwar ist laut Dachverband die Menge der gespendeten Lebensmittel tendenziell steigend, allerdings nicht in der Geschwindigkeit der Nachfrage. (…) Ein generelles Problem der Tafeln ist auch, dass die Versorgung mit Lebensnotwendigem in private Hand gelegt wird. Die eigentlich sozialstaatliche Aufgabe wird Menschen überlassen, die sich in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als »Retter« für Menschen in Armut aufspielen können. (…) Sie hätten es vollkommen in der Hand, was sie einem Kunden geben. (…) Der Tafelgang bedeutet Stigmatisierung und ist mit Scham besetzt. Tafeln zementieren Ausgrenzung und tragen zum Kleinhalten staatlicher Sozialleistungen bei. Die Linke-Bundestagsfraktion stellte schon vor Jahren fest, dass »Armutsbetroffene bewusst unterhalb des (rechtsstaatlich) verbindlichen Minimums versorgt werden, gerade weil es die Tafeln gibt.« Am Anfang der Corona-Pandemie sagte auch Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands: »Die Tafeln sind mittlerweile kein Add-on mehr, sondern echte Armenspeisung.« Viele Menschen würden ihren gesamten Nahrungsmittelbedarf über Spenden decken, um die nicht bedarfsgerechten Regelsatzpositionen auf anderen Feldern zu kompensieren.“ Artikel von Lisa Ecke vom 4. August 2020 in neues Deutschland online, siehe dazu: Tafeln fordern Corona-Rettungsschirm auch für Arme / Dass die Nöte der Armen in der Krise ignoriert werden, beweist: Armut ist erwünschtweiterlesen »
Tafeln fordern Corona-Rettungsschirm auch für Arme / Dass die Nöte der Armen in der Krise ignoriert werden, beweist: Armut ist erwünscht
Das Leben als Tafel-„Kunde“ – Über die konkrete Lebenssituation armer Menschen in der Großstadt
„Die Idee der Tafeln ist ein fester Bestandteil der neoliberalen Politik und gleichzeitig ein billiges Konzept für die Abfallbeseitigung, denn schwerpunktmäßig sind die Produkte der Tafeln Waren, deren Verfallsdatum erreicht oder überschritten ist und die deshalb nicht mehr verkauft werden dürfen. Da ist die Entsorgung durch Abgabe an die Tafeln billiger als eine kostenpflichtige Entsorgung auf den Müll. Nicht einmal Transportkosten entstehen, weil die Tafeln die Lebensmittel abholen. Die Zahl der Menschen, die sich Lebensmittel bei den 940 Tafeln in Deutschland abholen, steigt seit Jahren kontinuierlich an. Im Jahr 2019 ist sie um 10 Prozent auf 1,65 Millionen Menschen angestiegen, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Seit Beginn der „Tafelbewegung“, die durch die großen weltweit tätigen Unternehmensberatungen ins Leben gerufen wurde, haben die staatlichen Stellen die Institutionalisierung der Tafeln kräftig gefördert, auch um die Leistungsbemessung für die Zahlungen gemäß dem Sozialgesetzbuch II/Hartz-IV möglichst gering halten zu können. (…) Erstaunlich ist, dass so eine Bewegung wie die Tafelbewegung mithilfe einer Unternehmensberatungsfirma flächendeckend gewachsen ist. Über die Medien hochgejubelt, wurde auch suggeriert, dass jedem, dem es nicht gut geht, zur Not doch die Tafel nutzen kann und er mit „durchgefüttert“ wird. Die hohe Akzeptanz der Tafeln in der Bevölkerung ist das Ergebnis einer Mission, die den Sozialstaat vorführen wollte, um „Sozialromantiker“, die für den Sozialstaat eintreten, zu diskreditieren. Würde der Staat, vertreten durch die Parlamente im Bund und in den Bundesländern das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes ernst nehmen, müsste er durch seine Gesetzgebung dafür sorgen, dass es Lebensmittelspenden an Bedürftige durch zivilgesellschaftliche Organisationen und Wohlfahrtsverbände nicht geben muss.“ Beitrag von Laurenz Nurk vom 19. Juli 2020 bei Telepolis weiterlesen »
Das Leben als Tafel-„Kunde“ – Über die konkrete Lebenssituation armer Menschen in der Großstadt
“Neue Form der Not”: Viele jüngere Menschen suchen wegen Corona-Krise Hilfe bei Tafeln
„… Die bundesweit rund 830 geöffneten Tafeln müssen wegen der Corona-Krise immer mehr Menschen versorgen. “Wir haben in den letzten Wochen bei den Tafeln eine neue Form der Not erlebt”, sagte der Vorsitzende des Tafel Deutschland e.V., Jochen Brühl, am Mittwoch in Berlin. Es kämen vermehrt jüngere Menschen, die bis vor kurzem überhaupt nicht auf die Tafeln angewiesen waren “und nun vor Erleichterung weinen, weil sie etwas zu essen bekommen und ihren Kühlschrank wieder füllen können”. Die Menschen suchten Unterstützung, weil sie selbstständig seien, in Kurzarbeit oder ihren Job oder Nebenjob aufgrund der Corona-Pandemie verloren hätten. Auch wenn die Bundesregierung bereits schnelle und unbürokratische Hilfen auf den Weg gebracht habe, seien einige Menschen in existenzielle Not geraten, sagte Brühl. (…) Gleichzeitig zeigte sich der Tafel-Vorsitzende besorgt um Menschen, die schon vor der Corona-Pandemie zu den Tafeln kamen. Vor allem ältere Menschen blieben aus Angst vor Ansteckung zuhause: “Es gelingt uns momentan nicht, alle Menschen zu erreichen, die eigentlich unsere Unterstützung benötigen.” Einige Tafeln hätten Lieferdienste für besondere Risikogruppen einrichten können. Begegnungen und Gespräche in der Tafel würden aber weiterhin wegfallen. Den Angaben zufolge sind derzeit noch 120 der 949 Tafeln bundesweit geschlossen. Gründe seien vor allem beengte Räumlichkeiten sowie fehlende Ehrenamtliche. Ein Großteil der Tafel-Aktiven gehöre aufgrund des Alters oder Vorerkrankungen der Risikogruppe an.“ Bericht vom 17. Juni 2020 bei LZ online weiterlesen »
“Neue Form der Not”: Viele jüngere Menschen suchen wegen Corona-Krise Hilfe bei Tafeln
Ein Grund mehr gegen Tafeln: „Keine Ware für Bedürftige wegen Corona-Hamsterkäufen“
„… Manche Ausgabestellen bleiben am Montag geschlossen – Allein die Tafel Unna versorgt rund 2.500 Bedürftige. Die Tafeln im Ruhrgebiet haben derzeit (06.03.2020) immer größere Probleme, an Lebensmittel für Bedürftige zu kommen: Besonders frische Waren gibt es kaum noch. Als Grund dafür wird die Angst vor dem Corona-Virus und die damit verbundenen Hamsterkäufe in Supermärkten genannt. (…) Ulrike Trümper steht vor leeren Regalen. Normalerweise stehen hier morgens 200 Kisten voll mit Gemüse und Obst, heute keine einzige! Auch in der Kühlkammer Leere – nur ein paar Flaschen Buttermilch. Vor 16 Jahren hat Ulrike Trümper die Tafel Unna gegründet, aber so etwas wie jetzt hat sie noch nie erlebt, sagt sie. Jetzt werden einheitliche Pakete mit den verbliebenen Waren zusammengestellt. Damit es beim Verteilen keine Unruhen gibt, sagt Trümper. (…) Eine ähnliche Situation auch in Hagen, Hamm oder Schwerte. Die Fahrer, die die Lebensmittel abholen, sagen, sie bekämen nichts mehr bei den Supermärkten. Grund seien die Hamsterkäufe.“ Bericht von Christof Voigt und Cordula Krell vom 6. März 2020 beim WDR weiterlesen »
Ein Grund mehr gegen Tafeln: „Keine Ware für Bedürftige wegen Corona-Hamsterkäufen“
„Das Wort TAFEL klingt einladend. Es suggeriert, irgendwo könnte ein festlich gedeckter Tisch stehen, an dem gutgelaunte Menschen Platz nehmen, essen und sich unterhalten. Aber bei DEN TAFELN stehen irgendwo versteckt in einer Nebenstraße Leute mit großen Taschen und Beuteln in der Hand. Sie treibt vor der Öffnungszeit die begründete oder unbegründete Angst dorthin, nicht genug von dem begrenzten Angebot an hartem Brot, an Konserven, welkem Obst, Gemüse und anderem zu bekommen. Der Name TAFEL ist gut gemeint, aber er passt nicht zu dem Projekt, das dahinter »versteckt« wird. Menschen bemühen sich hier um einen sozialen Ausgleich. Was die einen zu wenig haben, Lebensmittel vor allem, haben die anderen zu viel, und diese beiden Seiten bringen hier ehrenamtliche Helfer zusammen. Nur, das Wort TAFEL täuscht uns alle. »Restetisch[e] für Arme« nennt Bettina Kenter-Götte sie in ihrem Buch »Heart´s Fear: Hartz IV«. (…) Der Dachverband der TAFELN trumpft dann wiederum mit diesen Zahlen auf: 60.000 Ehrenamtliche retteten aus mehr als 30.000 Märkten und Geschäften 264.000 Tonnen Lebensmittel und versorgten damit in über 940 TAFELN 1,5 Millionen Bedürftige. Der Dachverband versichert auch, die Mitglieder würden gern noch mehr »retten«, und sie könnten es auch, wenn der Staat sie bei ihrer Arbeit besser unterstützen würde. (…) Selten erfahren wir aber, wie sich die Menschen fühlen, die bei den TAFELN »einkaufen«. (…) die TAFELN sind auf dem Weg zu einer neuen Supermarktkette, einer Supermarktkette für Arme (vielleicht mit dem Namen TAFEL e. V.?). Das kann aber nicht im Interesse unserer Gesellschaft sein. Zum »Raus« aus dem Arbeitsprozess und dem damit verbundenen »Raus« aus dem gesellschaftlichen, dem kulturellen Leben käme dann noch das Raus aus den Supermärkten (…) Für diesen Ausschluss nutzen die TAFELN das Engagement vieler tausend Ehrenamtlicher, die davon überzeugt sind, Gutes zu tun. (…) Kann eine Gesellschaft sich denn noch gedankenloser und zynischer gegenüber ihren Armen zeigen als mit den TAFELN?“ Artikel von Irene Teichmann in Ossietzky 23/2019 weiterlesen »
„… Immer mehr Menschen in Deutschland holen sich ihre Lebensmittel bei den Tafeln. Die rund 940 gemeinnützigen Hilfsorganisationen haben nach eigenen Angaben zuletzt 1,65 Millionen Menschen versorgt. Das seien zehn Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr, sagte Jochen Brühl, der Vorsitzende des Bundesverbandes der deutschen Tafeln der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). Die Gruppe der älteren Menschen und Rentner wüchse dabei überproportional. Hier sei die Zahl der Bedürftigen um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, so Brühl…“ Meldung vom 7. Dezember 2019 in der Süddeutschen Zeitung online weiterlesen »
Zusammenarbeit von Tafeln und REWE lohnt sich: Wie REWE an seinen Ladenhüter gleich mehrfach verdient
“»Geben. Teilen. Leben«, so steht es in herzerfrischenden Grüntönen auf den Plakaten, »einander zu helfen macht uns stark«. Und noch nie war es so einfach, einander zu helfen: »So einfach geht’s: 1. Spendentüte für 5 Euro kaufen, 2. An der Sammelstelle im Markt abgeben, 3. REWE gibt die Tüten an die Tafeln vor Ort.« So wohligwarm die Plakate, so trist die fahlen Papiertüten – trister nur der Inhalt: »ja!«-Doppelkekse, »ja!«-Tomatencreme-Suppe, »ja!«-Spaghettigericht Tomate, »ja!«-Langkorn-Spitzenreis, »ja!«-Tortelloni, »ja!«-Riccota-Spinat und »ja!«-Nuss-Nougat-Creme. Lebensmittel also, die diese Bezeichnung kaum verdienen und garantiert niemanden »stark machen«, werden von REWE jetzt wieder tonnenweise in Tüten gestopft und an den Kassen der Supermarktkette verhökert. »Wollen Sie für 5 Euro eine Tüte für die Tafeln spenden«, fragt die Kassiererin und macht, stößt sie auf Ablehnung, ein Geräusch persönlicher Enttäuschung – welcher Unmensch hat denn bitteschön keine fünf Euro für arme Menschen übrig? (…) Beliebt sind die Tafeln auch bei den Supermarktketten selbst, die keine Ausgaben scheuen, wenn es gilt, »containernde« Jugendliche aus den Müllhöfen ihrer Filialen zu vertreiben: Sie können abgelaufene Lebensmittel ja hochoffiziell über die Tafeln beseitigen, sparen sich die professionelle Entsorgung – und werden auch noch als soziale Unternehmen gepriesen dafür, den Armen Müll vorzusetzen. Der jüngste Streich mit den »Spendentüten« nützt REWE aber noch auf ganz andere Weise: Nicht nur kann man so die Lager von unbeliebten Ladenhütern bereinigen (REWE: »In der Tüte befinden sich Lebensmittel, die aufgrund ihrer langen Haltbarkeit eher selten gespendet werden«), nein, die Kunden zahlen für die Entsorgung via Charity sogar noch fünf Euro drauf. Den Steuervorteil für die Spenden nimmt dabei wiederum REWE mit: (…) So spart ein Großkonzern millionenfach Steuern damit, wertlose Waren nicht teuer zu entsorgen, sondern von Hungerleidern aufessen zu lassen – und lässt sich das sogar noch von wohlmeinenden Kunden bezahlen…“ Artikel von Leo Fischer vom 09.11.2019 in Neues Deutschland online weiterlesen »
“»Geben. Teilen. Leben«, so steht es in herzerfrischenden Grüntönen auf den Plakaten, »einander zu helfen macht uns stark«. Und noch nie war es so einfach, einander zu helfen: »So einfach geht’s: 1. Spendentüte für 5 Euro kaufen, weiterlesen »
Arm und abgespeist. Resteessen: Tafeln melden drastisch wachsenden Zulauf. Vor allem Kinder, Jugendliche und Rentner sind betroffen
„Renten und Sozialhilfe, die zum Leben nicht reichen, Mieten, die sich nur noch Wohlhabende leisten können: Immer mehr Menschen in Deutschland suchen die Armenspeisungen auf. Das gab der Bundesverband Tafel Deutschland am Mittwoch bekannt. Dieser verzeichnet einen »dramatischen Anstieg der Tafelnutzer« binnen eines Jahres. Vor allem Rentner, Kinder und Jugendliche stünden immer häufiger Schlange vor den bundesweit über 2.000 Essensausgabestellen der 947 Einrichtungen. Nach deren Angaben versorgen sich aktuell etwa 1,65 Millionen Menschen regelmäßig bei einer Tafel mit Lebensmitteln, die Märkte zuvor aussortiert und auf diese Weise günstig entsorgt haben. 2018 waren es rund 1,5 Millionen Menschen. »Besonders bei Senioren ist der Anstieg mit 20 Prozent dramatisch«, konstatierte der Vorsitzende des Vereins, Jochen Brühl. Niedrige Renten seien damit nach der Langzeiterwerbslosigkeit der zweithäufigste Grund für Tafelgänge. »Altersarmut wird uns in den kommenden Jahren mit großer Wucht überrollen«, warnte Brühl. »Völlig inakzeptabel« findet Brühl auch die steigende Zahl bedürftiger Kinder und Jugendlicher...“ Artikel von Susan Bonath in der jungen Welt vom 19.09.2019, siehe dazu die Meldung des erneuten Rekords weiterlesen »
"Renten und Sozialhilfe, die zum Leben nicht reichen, Mieten, die sich nur noch Wohlhabende leisten können: Immer mehr Menschen in Deutschland suchen die Armenspeisungen auf. Das gab der Bundesverband Tafel Deutschland am Mittwoch bekannt. Dieser verzeichnet einen »dramatischen Anstieg der Tafelnutzer« weiterlesen »
Empörung bei der Berliner Tafel: Essen als Einnahmen verrechnet – »Es hat eine strafende Sicht Einzug gehalten«
„Ein Mann bekommt weniger Wohngeld, weil das Bezirksamt Lichtenberg ihm die Essensspenden der Tafel als Einnahmen anrechnet. (…) Die Tafel nehme den Sozialstaat aus der Pflicht, heißt es. Sie erfülle zumindest teilweise die Aufgabe der Daseinsvorsorge, die eigentlich dem Staat obliegt. Die KritikerInnen der Tafel haben seit Montag ein Beispiel mehr, mit dem sie argumentieren können: Wie nun bekannt wurde, hat ein Berliner in seinem Wohngeldantrag angegeben, dass er Lebensmittel von der Tafel bezieht – woraufhin er weniger Sozialleistungen bekam. In einem Schreiben, das der taz vorliegt, verbuchte das Bezirksamt Lichtenberg die Lebensmittel unter dem Stichwort „Sachbezug Tafel“ als „Einnahmen“ von jährlich 2.892 Euro. Der Mann legte Widerspruch ein, der aber zurückgewiesen wurde. In einem zweiten Schreiben schlüsselte das Amt auf, „der Wert der als Sachbezug zur Verfügung gestellten Verpflegung“ betrage 241 Euro im Monat. Für Mittag- und Abendessen seien monatlich je 95 Euro, für das Frühstück 51 Euro veranschlagt worden…“ Artikel von Antje Lang-Lendorff vom 13.5.2019 bei der taz online und weitere Infos weiterlesen »
"Ein Mann bekommt weniger Wohngeld, weil das Bezirksamt Lichtenberg ihm die Essensspenden der Tafel als Einnahmen anrechnet. (...) Die Tafel nehme den Sozialstaat aus der Pflicht, heißt es. Sie erfülle zumindest teilweise die Aufgabe der Daseinsvorsorge, die eigentlich dem Staat obliegt. weiterlesen »
Wettbewerb der Tafeln: Bayerisches Landwirtschaftsministerium in der Kritik
„Die knapp 170 Tafeln in Bayern verteilen meist abgelaufene, aber noch haltbare Lebensmittel kostenlos an Bedürftige. Die besten fünf Tafeln sollen nun in einem Wettbewerb vom Landwirtschaftsministerium ausgezeichnet werden. Daran gibt es Kritik. In sozialen Netzwerken ist von „Armutswettbewerb“ die Rede und von „Hungerspielen“. Damit kritisieren Nutzer den bayernweiten Tafel-Wettbewerb unter dem Titel „Gemeinsam Lebensmittel retten“. Per Twitter meldete sich auch Katharina Schulze, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag: Sie empfahl, lieber die Ursachen von Armut zu bekämpfen, statt die besten Lebensmittelverteiler zu prämieren. (…) Am Ende des Wettbewerbs soll eine Jury unter den Bewerbern fünf Tafel-Initiativen auswählen, die jeweils 5.000 Euro Preisgeld erhalten. (…) Doch aus dem Kreis der rund 11.000 bayerischen Tafel-Mitarbeiter kommt ebenfalls Kritik. Denn als ein Kriterium für die Prämierung zählt die Lebensmittelmenge pro Mitarbeiter, die gesammelt wird…“ Meldung vom 9. Mai 2019 bei B5 aktuell weiterlesen »
"Die knapp 170 Tafeln in Bayern verteilen meist abgelaufene, aber noch haltbare Lebensmittel kostenlos an Bedürftige. Die besten fünf Tafeln sollen nun in einem Wettbewerb vom Landwirtschaftsministerium ausgezeichnet werden. Daran gibt es Kritik. In sozialen Netzwerken ist von "Armutswettbewerb" die Rede weiterlesen »