Nina Kozlovska ist Krankenpflegerin in einem großen Krankenhaus in Kiew. Und erlebt als solche Arbeitsbedingungen – die nicht typisch ukrainisch sind, aber hier besonders übel – wie schlechte Bezahlung und personelle Unterbesetzung, sprich Arbeitshetze ohne Ende. Eines Abends im November 2019 schrieb sie sich ihren Frust in ihrem Facebook-Account von der Seele – und löste damit eine regelrechte Lawine aus. Unter dem hashtag #BeLikeNina verbreiteten Hunderte Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Land ihre Posts und unterstrichen, dass dies eben auch ihre Erfahrungen sind. In einer Nacht entstand eine Facebook-Gruppe mit sage und schreibe 24.000 Mitgliedern. Daraus wurde die Idee geboren, gemeinsam in der Öffentlichkeit zu protestieren, auf den Straßen sichtbar zu machen, wie es ist – und was sie anders haben wollen, zu ihren und der PatientInnen Gunsten. Diese Aktionen begannen Ende 2019 mit wenigen teilnehmenden KollegInnen – bei der ersten waren es knapp 100 Menschen, aber es war die erste selbstorganisierte Aktion in diesem Bereich überhaupt – und sind seitdem sehr beachtlich angewachsen – so dass sie im Dezember 2020 erstmals eine große Aktion organisieren wollen. In dem – redaktionell bearbeiteten – Beitrag „“Be like Nina”: how a Ukrainian nurse organised a protest movement“ von Hanna Sokolova am 15. Dezember 2020 bei Open Democracy erzählt Nina von ihrer und der vergleichbaren Situation ihrer KollegInnen – beispielsweise: Bei einem Monatslohn von etwa 4.700 Hryvnia (grob 150 Euro) beträgt ihre Miete 5.000 – wo sie und ihr Sohn, den sie alleine aufzieht wohnen. Mit anderen Worten: Ohne Nebenjobs geht gar nichts. Ein Teil des Essens bekommen sie – wie viele – von den Eltern, die Landwirtschaft im Eigenbedarf betreiben. Wie sich diese Situation im Laufe der Epidemie weiter zugespitzt hat, ist eines der großen Themen des Artikels – wie auch die Berichterstattung über verschiedene nicht gelungene Einschüchterungsversuche, etwa diffusen Anschreiben von Seiten des Geheimdienstes der Ukraine. Der Versuch, eine eigene neue Gewerkschaft zu gründen scheiterte am strammen Antikurs der Behörden – worauf die Beteiligten die Konsequenz zogen, dann eben eine zivile Vereinigung zu gründen, die sich für die Verbesserung des Gesundheitswesens einsetzt. Lesenswert!
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