Die Formen und Methoden haben sich geändert – die politischen „Rahmenbedingungen“ auch: Seit der Kolonialdiktatur Großbritanniens ist der Bergbau eine wichtige Branche in Simbabwes Wirtschaft. Was bedeutet, die Bergarbeiter werden angetrieben, um den Profit zu steigern. Als noch britisches Kapital samt weißen Chefs herrschte, wurden diese Rahmenbedingungen durcheinandergebracht – von Arbeitern, die sich einheimische Phantasienamen gaben etwa, die die Beauftragten der Herrschenden weder verstanden (da sie in der Regel aktive Bedeutung hatten) noch auch nur aussprechen konnten. Was etwa ihre Listen angeblicher Verfehlungen reichlich unnütz machte. Das hat sich geändert, als nach der so schwer erkämpften Unabhängigkeit des Landes einheimische Vorarbeiter die Regel wurden – diese Taktik des Alltags-Widerstandes war damit verunmöglicht. Aber es traten andere Verweigerungsstrategien an diese Stelle – erst recht mit der kontinuierlichen Schwächung der einst starken Gewerkschaften durch Wirtschaftskrise, Bürokratismus und Repression. Vom Dienst nach Vorschrift über den auch in Simbabwe bekannten „blauen Montag“ und weitere Verhaltensweisen, die nicht landestypisch, sondern global verbreitet sind, gibt es massenhaft und alltäglich solche Formen individuellen und auch ansatzweise kollektiven Widerstands gegen die Ausbeutung. In dem Beitrag „Creating Space for Dissent: an interview with Paddington Mutekwe“ am 24. September 2020 bei Roape stellt der Soziologe Mutekwe seine Studie über den alltäglichen Widerstand in den Zimplats-Zechen vor, die Kontinuität und Wandel dieser Verhaltensweisen von der Kolonialzeit über behauptete nichtkapitalistische Entwicklung bis zur heutigen kapitalistischen Krisenwirtschaft Simbabwes reicht.
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