Der Artikel „Ein Test macht noch keinen Staat“ von Peer Krumrey und Ingrid Ross vom 28. April 2020 bei der IPG (Internationale Politik und Gesellschaft) beschreibt die ungewöhnlichen Entwicklungen durch die Covid-19 Pandemie in Lettland, Honduras und Guatemala. In Lettland hatte die Regierung schnell reagiert und ist zu einem effizienten Krisenmanagement übergegangen. Die Ausbreitung konnte erfolgreich kontrolliert werden, sodass auf härtere Verbote verzichtet wurde. Auf der anderen Seite hatte dies ein Einfrieren und dadurch Einbrechen der Wirtschaft zur Folge, welches gesellschaftliche Widersprüche sichtbar macht:
„Erstmalig ist im Land eine breit verankerte Debatte über die Rolle des Staates als Garant sozialer Absicherung und Fürsorge entbrannt. Sie entzündet sich an der Unzufriedenheit über die wirtschaftlichen Stabilisierungsmaßnahmen. […] Die inzwischen veröffentlichten Zahlen über tatsächliche Hilfsleistungen lesen sich dagegen ernüchternd, entsprechend haben sie zu einem Sturm der Entrüstung geführt. Bis zum 21. April waren lediglich 4,8 Millionen Euro ausbezahlt und in diesem Zuge 17 605 Arbeitnehmer und 3 308 Unternehmen unterstützt worden – bei einer Gesamtzahl von 52 000 Unternehmen und rund 465 000 Arbeitnehmern im Land. […] Nun rächt sich, dass der Anteil der Schattenwirtschaft mit etwas mehr als einem Fünftel der Wirtschaftsleistung hoch und die Kreditvergabe an Einzelpersonen und kleinere und mittlere Unternehmen seit 2009 de facto gestoppt ist. Das Flat-Tax System trägt wenig zu Steuerehrlichkeit bei. Daher steht nun der Vorwurf im Raum, das staatliche Unterstützungsprogramm sei nicht mit dem Gedanken erstellt worden, der Wirtschaft zu helfen, sondern die Letten zu disziplinieren. Bedenkt man, dass nach der Finanzkrise allgemeine Kürzungen um ein Drittel klaglos hingenommen wurden und man im Land zu großen Teilen stolz auf die eigene Erfüllung der Kriterien der Austeritätspolitik war, ist dies eine bemerkenswerte Entwicklung.“ weiterlesen »