
Würden bürgerliche Politiker Umfragen so ernst nehmen, wie es oft behauptet wird: Dann wäre Chiles Präsident Pinera vermutlich längst in Hauabistan im Exil. Bei 90 Prozent Ablehnung in repräsentativen Umfragen für ihn Grund genug, für seinen chemischen Krieg gegen die erneut aufgeflammten Massenproteste juristische Verfahren zu befürchten, wenn er sein Amt endlich los sein wird. Denn genau das ist, was die chilenische Militärpolizei in diesen Tagen – auf Kommando der Regierung – tut: Mit chemischen Gemischen, deren Gefährlichkeit weit oberhalb jenes des ohnehin gängigen Tränengases liegt, gegen Proteste vorzugehen. Die die Freiheit der Gefangenen ebenso fordern, wie das Verschwinden der Rechtsregierung – und die Auflösung einer Polizei, die nicht nur täglich Verbrechen gegen die Bevölkerung begeht, sondern als militärische Kampfgruppe auch genau dafür gedacht war – und ist. In der Meldung „La desaprobación a Sebastián Piñera sube a niveles históricos y bordea el 90%“ am 10. Dezember 2020 bei Resumen Latinoamericano wird deutlich, dass es natürlich nicht nur seine politischen Gegner sind, die – wie das Referendum gezeigt hat – einige wenige Prozentpunkte kleiner sind, sondern auch zahlreiche bürgerliche Kräfte (von denen einige einen Putsch wollen, andere ihm einfach nicht mehr zutrauen, die Krise des Regimes zu meistern), die ihn nicht mehr haben wollen. Siehe zu den neuen Protesten für die Freilassung der Gefangenen und gegen die Polizeigewalt vier weitere Beiträge und den Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zum Kampf um die Freiheit der politischen Gefangenen.
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