Welche Auswirkungen hat das rasante Wirtschaftswachstum Äthiopiens auf die ArbeiterInnen und die Industrie? Diese Frage stellen sich JosteinLøhrHauge und Vincent Hardy in ihrem Artikel „Ethiopia is industrialising — where are the labour unions? vom 01. Mai 2019 auf Europe Solidaire Sans Frontières:
„Äthiopien befindet sich in einem wirtschaftlichen Umbruch. Da es in den letzten 15 Jahren die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt war, wird es oft als „afrikanischer Löwe“ bezeichnet – ein Spitzname, der einen Kontrast zu den Asiatischen Tigern herstellt und gleichzeitig auf Ähnlichkeiten hinweist, eine Anspielung auf vier Länder (Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan), die sich schneller industrialisierten als jedes andere Land in der Geschichte des Kapitalismus. Die asiatischen Tiger industrialisierten sich durch ein unverwechselbares Modell: Sie verbanden Privateigentum mit starker staatlicher Intervention und gaben der wirtschaftlichen Entwicklungsplanung (deren zentrale Säule die Industrialisierung war) politische Priorität. Äthiopiens Entwicklungsmodell ist ähnlich, und man vergleicht nun die beiden.“ In einer Studie haben die Autoren herausgefunden, dass die Personalfluktuation hoch ist.
„ArbeiterInnen in der Textil- und Lederindustrie behalten ihre Jobs nicht sehr lange. Das ist ganz normal für Branchen, die auf billige, ungelernte Arbeitskräfte angewiesen sind, aber in Äthiopien ist die Rate erschreckend hoch.“ Die dortigen Löhne für ungelernte ArbeiterInnen sind derzeit die niedrigsten der Welt und es gibt leichte Zugänge zu anderen Beschäftigungsmöglichkeiten, beides hat eine hohe Personalfluktuation zur Folge. In der globalen Konkurrenz, die in dem Textil-Sektor besonders hart ist, ist diese Fluktuation ein Nachteil. Die äthiopische Regierung sucht nach Maßnahmen, diese zu verringern und trotzdem attraktiv für ausländische Firmen zu sein.
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