Wut nach dem Schock. Haribo: Einziger Standort mit Osttradition soll schließen – Betriebsrat und Gewerkschaft NGG mobilisieren Belegschaft

Dossier

Petition "Rettet HARIBO in Wilkau-Haßlau"“… Die Unternehmensspitze will den Standort bei Zwickau schließen, so rasch wie möglich – Stichtag: 31. Dezember. Dagegen regt sich Protest. »Wir sind von der Geschäftsführung am 30. Oktober überrumpelt worden«, ärgerte sich ein Vertreter des Betriebsrats (BR) am Mittwoch gegenüber jW. Die Beschäftigtenvertreter wollten beim Termin über Kurzarbeit und »Einsparpotentiale« reden. Die Gegenseite verkündete stattdessen das Datum der Schließung. Das Perfide: Der BR wurde seitens der Geschäftsführung genötigt, eine Woche Stillschweigen über die Werksaufgabe zu bewahren. (…) Der zuständige Sekretär der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), Thomas Lißner, sprach am Mittwoch gegenüber jW von »Wut und Tränen« bei den Beschäftigten. Hinzu kommt folgendes: Das Werk in Wilkau-Haßlau hat eine lange Tradition. Haribo hatte den Betrieb, den einstigen VEB Süßwarenfabrik Wesa, nach dem Anschluss der DDR bereits 1990 aufgekauft. (…) Die nächsten Wochen dürften turbulent werden. »Klare Zeichen« wolle die NGG setzen, so Lißner. An diesem Donnerstag treffen sich zunächst Lokalpolitiker, Betriebsräte und Gewerkschafter im Rathaus von Wilkau-Haßlau. Am 19. November wird der BR mit den Firmenbossen um einen Sozialplan und Interessenausgleich ringen. Tags darauf soll es eine weitere Betriebsversammlung geben und weitere 24 Stunden später eine größere Aktion, nach jW-Informationen in Zwickau. (…) Und auch die NGG ist kampfbereit. »Haribo in Wilkau-Haßlau ist ein gewerkschaftlich gut organisierter Betrieb«, versicherte Lißner.“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 12.11.2020 externer Link und eine Petition der NGG Ost:

  • Haribo schließt Werk in Wilkau-Haßlau: Neuauflage einer nationalistischen Tragödie als Lakritz-Farce New
    Haribo, Weltmarktführer für Fruchtgummi und Lakritze, schließt sein Werk in Sachsen, weil es nicht mehr in die Wachstumsstrategie des Konzerns passt. Damit sind 150 Angestellte ihren bisherigen Job und ihre Lebensperspektive los. Dazu stellt sich auch gleich der verkehrte Reim ein, mit dem die Betroffenen ihre Entlassung zu deuten pflegen. Der praktischen Klarstellung, dass ihre Arbeit die gültige Daseinsberechtigung verloren hat, nämlich Mittel des Geschäfts zu sein, begegnen sie unbeirrbar mit der Beschwerde, von verantwortungslosen Chefs ungerecht behandelt zu werden. (…) Die entlassenen Haribo-Angestellten kommen neben anderen lohnabhängigen Schicksalen, die bedarfsweise herbeizitiert werden, als Mitglieder eines nationalen Unterkollektivs zu Ehren. Als patriotische Empörung über eine fortwährende Übervorteilung ‚des Ostens‘ durch ‚den Westen‘ gewinnt ihre soziale Unzufriedenheit ein bisschen Gewicht. Für den nationalistischen Standpunkt eines besonderen Menschenschlags, der den Verlust seiner Einkommensquelle sogleich als Anschlag auf sein gutes Recht auf Berücksichtigung interpretiert und den Staat ideell als helfende Hand in Anspruch nimmt, zeigen Ost-Politiker also erst einmal Verständnis…“ Beitrag aus GegenStandpunkt 1-21 externer Link aus der Reihe „Was Deutschland bewegt“
  • [#schämDichHaribo] Haribo verabschiedet sich unrühmlich aus der Region! Letzte Betriebsversammlung bei Haribo (von der Firma nicht unterstützt) 
    Heute war die wohl letzte Betriebsversammlung bei Haribo in Wilkau-Haßlau. Ziel war es, die verbliebenen Kolleginnen und Kollegen bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz zu unterstützen. Vielen Dank an alle, die die immer noch an der Seite der Kolleg*innen kämpfen. Ihr macht den Job, der eigentlich Haribos Aufgabe ist. Diese Region steht weiterhin zusammen. Am Rande der Veranstaltung haben die Beschäftigten die übrigen Spendengelder den Zwickistones überreicht.Ein besonderer Dank geht an den Bürgermeister der Stadt Wilkau-Haßlau, der den Beschäftigten den Saal kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Haribo hatte es abgelehnt, die Kosten dafür zu tragen.“ Meldung vom 18. März 2021 beim NGG-Landesbezirk Ost externer Link – es gibt auf Twitter bereits den #schämDichHaribo und Boycottüberlegungen…
  • Nur zum Schein verhandelt. Kein Nachfolger: Das Haribo-Werk in Wilkau-Haßlau schließt endgültig 
    Die Katze kommt nicht nach Wilkau-Haßlau. In der Stadt in Westsachsen hatte man große Hoffnungen in den Süßwarenhersteller Katjes gesetzt, dessen Name auf Niederländisch »Kätzchen« bedeutet. Das Unternehmen aus Emmerich in Nordrhein-Westfalen wurde als Interessent für einen Betrieb mit 100-jähriger Tradition gehandelt, der 30 Jahre zum Haribo-Konzern gehört hatte, von diesem jedoch aus wirtschaftlichen Gründen Ende vorigen Jahres fallen gelassen wurde. Nun haben sich die Hoffnungen auf einen Erhalt des Werkes zerschlagen. Haribo teilte mit, man habe entschieden, Verkaufsverhandlungen für die Immobilie »zu beenden«. Es solle mit der Stadt über eine Nutzung geredet werden. »Nachdem kein Kaufgebot für das Areal abgegeben wurde, halten wir es für richtig, die Fläche im Sinne der Bürger zu nutzen«, erklärte Geschäftsführer Hans Guido Riegel. Im Interesse der Stadt und vieler Bürger wäre es gewesen, wenn der Betrieb weiter produziert hätte. (…) Ähnlich scharfe Kritik wird laut, nachdem nun klar ist, dass auch vielfältige Protestaktionen die Werksschließung nicht verhindern konnten. Dass ein möglicher Verkauf abgeblasen wurde, sei »ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten«, sagt Thomas Lißner, zuständiger Sekretär der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). Er spricht von »Raubtierkapitalismus pur«. Auch Rico Gebhardt, der Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, schimpft: »Im Kapitalismus zählen eben nur die nackten Zahlen.« Für die Mitarbeiter, die am sächsischen Standort 30 Jahre lang Profite erwirtschaftet hätten, »bleibt wenig mehr übrig als ein Schulterzucken«. (…) Wie ernsthaft Katjes tatsächlich verhandelte, ist unklar. Nicht nur Haribo erklärt, es sei gar kein Kaufangebot abgegeben worden. Auch der Zwickauer CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Körber sagt, Katjes habe »kein ernsthaftes Interesse am Haribo-Werk« gehabt. Dagegen vermutet Gebhardt, Haribo habe ohnehin »nur aus taktischen Gründen mit einem Mitbewerber verhandelt, damit der Proteststurm abflaut«. Er fügte hinzu: »Möge er nun umso kräftiger wieder aufziehen.« Der ist aber nicht zu erwarten…“ Artikel von Hendrik Lasch vom 02.03.2021 im ND online externer Link, siehe auch:

    • Aus für Haribo-Standort in Wilkau-Haßlau
      “Die Suche nach einem Nachfolger für das Haribo-Werk im westsächsischen Wilkau-Haßlau bei Zwickau scheint endgültig gescheitert. »Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten und sehr bitter für die Region«, wird der zuständige Sekretär Thomas Lißner der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in einer am Montag verbreiteten Mitteilung zitiert. Der Süßwarenhersteller hatte Anfang November 2020 angekündigt, das Werk dichtmachen zu wollen. Es sei allein Haribo anzukreiden, so Lißner gleichentags zu jW, dass es für den Traditionsbetrieb keine Zukunft gebe. Weiter sagte er: »Der Konzern hat über Jahre aus dem Standort Gewinne rausgezogen, aber Investitionen unterlassen und schließt nun final die Türen.« Dieser Raubtierkapitalismus bedeute, dass eine weitere Werksruine beim Abbau Ost zurückbleibe, sagte der Gewerkschafter.“ Agentur-Meldung in der jungen Welt vom 02.03.2021 externer Link
  • NGG-Fotoaktion zu Katjes:  #SagJesHaribo – Jes zur Zukunft von Wesa Wilkau-Haßlau (ehemals Haribo) 
    “Noch immer gibt es keine Klarheit über die Zukunft des ehemaligen Haribo-Standortes Wesa Wilkau-Haßlau und der Beschäftigten. Anfang Februar erklärte der Süßwarenhersteller Katjes Interesse, den Standort möglicherweise zu übernehmen und die Produktion vegetarischer Produkte zu prüfen. Nötig sind jetzt zügige Verhandlungen, in die auch die Beschäftigten einbezogen werden. Die Gewerkschaft NGG und die Beschäftigten haben die Aktion „Jes – Wesa Retten!“ gestartet. Das Jes steht für das Werbe-Ja von Katjes und soll die Bemühungen für eine Zukunft des Werkes befördern. Mach mit und hilf mit, die Zukunft der Beschäftigten, der Region und eines Süßwarenstandortes mit einer über 100-jährigen Geschichte, zu sichern. So geht es: 1. Schreibt dem Haribo-Konzern und appelliert an das Unternehmen, den Verkaufsprozess konstruktiv zu gestalten und einem möglichen Kauf durch Katjes (als einem Konkurrenten) keine Steine in den Weg zu legen. Die Adressen (…) Noch ist es nicht zu spät! Gemeinsam könnten wir es schaffen, das das Licht nicht ausgeht. Wir hoffen weiter und arbeiten für dieses kleine Wunder. Hilf mit!“ Aufruf vom 15.02.2021 der NGG Ost externer Link
  • Haribo mauert. Wilkau-Haßlau: Katjes prüft Übernahme – NGG fordert rasches Ergebnis
    “Aufgeben kommt nicht in Frage. Beschäftigte und die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) verlangen weiterhin eine Nachfolgelösung für das Werk des Gummibärchenproduzenten Haribo im westsächsischen Wilkau-Haßlau. Nun hat der Konkurrent Katjes ein Übernahmeinteresse bekundet. Beschlossen ist indes noch nichts. (…) Gewerkschafter halten Haribo vor, den Abschluss für einen Betriebsübergang zu verzögern und das Werk zu demontieren. »Wir befürchten zudem, dass Haribo den Preis für sein Werk hochtreiben will, damit es für die Branchenkonkurrenz unattraktiv wird«, sagte Thomas Lißner von der NGG am Mittwoch gegenüber jW. (…) Eine Haribo-Sprecherin erklärte gleichentags gegenüber dieser Zeitung, es seien bereits mit »einigen seriösen Kaufinteressenten« Gespräche geführt worden. »Wir sind gerne bereit, das auch mit Katjes zu tun.« Nur fehle bislang eine »klare Willensbekundung«, behauptete sie. Die sei längst da, entgegnete NGGler Lißner. Die Gewerkschaft fordert nun rasch ergebnisorientierte Verhandlungen. Und die Zeit drängt, wenn die Belegschaft zusammengehalten werden soll. »Sollte Haribo eine Perspektive für unseren Standort blockieren, ziehen wir vor die Firmenzentrale in Grafschaft bei Bonn«, versicherte Lißner.“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 04.02.2021 externer Link, siehe auch:
  • Katzen statt Bären in Wilkau-Haßlau. Nach Rückzug von Haribo aus dem Osten gibt es einen möglichen Nachnutzer für Süßwarenwerk in Sachsen
    Wenn man sich in Wilkau-Haßlau von Gelatine trennen kann, dann gibt es eine Chance, dass die rund 100-jährige Tradition bei der Süßwarenherstellung fortgesetzt wird. Ende 2020 hatte der Gummibärenhersteller Haribo dort überraschend sein einziges ostdeutsches Werk geschlossen und 150 Mitarbeitern gekündigt. Jetzt sieht es so aus, als könnte ein deutscher Konkurrent das Werk fortführen: die Katjes Fassin GmbH & Co. KG aus Emmerich in Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen sei »bereit, den Kauf des Standortes zu prüfen«, sagte Martin Dulig (SPD), Wirtschaftsminister in Sachsen. Voraussetzung: Die Herstellung der ausschließlich vegetarischen Produkte von Katjes muss in Wilkau-Haßlau möglich sein, und Haribo muss dem Verkauf des Werkes zustimmen. Dulig sagte, er »erwarte« zügige Verhandlungen. (…)  Wie tief in Sachsen die Enttäuschung über die Firmenpolitik des deutschen Fruchtgummi-Marktführers sitzt, lässt sich aus Duligs lobenden Worten über den potenziellen Nachfolger heraushören: Katjes sei ein Familienunternehmen »mit einer hohen sozialen Verantwortung«, so der SPD-Mann: »Die wissen, was Sozialpartnerschaft heißt.« Zudem sei für Katjes »auch der Osten nicht neu«. Das Unternehmen betreibt seit 2006 in Potsdam-Babelsberg eine Bonbonfabrik mit einer Art gläsernen Produktion, bei der Besucher bei der Herstellung der Süßwaren zuschauen können. (…) Noch ist offen, ob die Verhandlungen von Haribo und Katjes, die laut dem SPD-Chef »angelaufen« sind, zum Erfolg führen. Immerhin »keimt wieder Hoffnung«, sagt Sachsens DGB-Chef Markus Schlimbach. Thomas Lißner, Sekretär der Gewerkschaft NGG, ist zuversichtlich, »dass 100 Jahre Süßwarentradition fortgeführt werden können«.“ Artikel von Hendrik Lasch vom 03.02.2021 in Neues Deutschland online externer Link
  • Katjes prüft Übernahme des Haribo-Werks in Wilkau-Haßlau
    “… In Wilkau-Haßlau war man von dieser Nachricht freudig überrascht. „Da habe ich gleich ein bisschen Herzbubbern, da bin ich gleich ein bisschen aufgeregt“, sagte Ann-Kathrin Wolf vom Betriebsrat. „Es haben auch alle gesagt, sie würden gerne zurückkommen. Selbst die, die jetzt schon Aussicht auf neue Arbeit haben.“ Ungefähr ein Drittel der Mitarbeiter sei bereits weg, im Werk wären noch etwa 100 Mitarbeiter…“ MDR Meldung vom 02.02.2021 externer Link
  • Arbeitskampf: Der „Aufbruch Ost“ kämpft für ein Haribo-Werk 
    “Vor dem Eingang des Werksgeländes in Wilkau-Haßlau lag ein Schild: „Haribo machte mich mal froh, das ist leider nicht mehr so.“ Trotzdem hat die Belegschaft des Gummibären-Werks in der Nähe von Zwickau in Sachsen immer noch nicht aufgegeben. Anfang November 2020 verkündete die Geschäftsführung die Schließung zum Ende des Jahres. Seitdem kämpfen die Arbeiter*innen dort für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze – mit Unterstützung der Gewerkschaft NGG Ost, mit Hilfe von vielen aus der ganzen Gegend und mit Hilfe einer Initiative junger Menschen, die sich Aufbruch Ost nennt. (…) Der Kampf der Haribojaner war nicht so erfolgreich: „Ende März 2021 soll das Werk geschlossen werden“, erzählt Hanna Pleßow von der Initiative Aufbruch Ost externer Link, einer Gruppe junger Menschen, die den Kampf gemeinsam mit der Gewerkschaft NGG Ost unterstützt haben. „Wir haben an Solidaritätskundgebungen vor Ort teilgenommen, Redebeiträge gehalten, waren mit Haribojanern im Gespräch, haben eine Social-Media-Kampagne gestartet, haben Flyer in Supermärkten verteilt und überhaupt Öffentlichkeit hergestellt“. Aufbruch Ost ist eine junge Bewegung aus Leipzig, die 2018 gegründet wurde, und für einen emanzipatorischen Aufbruch im Osten jenseits von Pegida, AfD und Co. kämpft. Sie unterstützt auch Arbeitskämpfe und Gewerkschaftsarbeit im Osten. (…) Und sie wollen weitermachen: „Wir entlassen Haribo nicht aus der Verpflichtung, sich um Beschäftigte und um das Werk zu kümmern. Es geht auch um die Zukunft der Region. Bei einer Übernahme fordern wir deshalb die Mitsprache der Belegschaft! Die Stimmung vor Ort ist aber nach wie vor kämpferisch. Wir erwarten konstruktive Vorschläge. Auch damit der Imageschaden für Haribo nicht allzu groß wird.“ Artikel von Nina Scholz vom 25.01.2021 beim Freitag online externer Link
  • Fotoaktion für Arbeitsplätze bei Haribo – Arbeitsplätze erhalten! 
    “Mit einem eindringlichen Appell für den Fortbestand des Standortes und für einen Erhalt der Arbeitsplätze haben sich die Beschäftigten des sächsischen Haribo-Werkes Wesa Wilkau-Haßlau mit einer Fotoaktion an die Öffentlichkeit gewandt. Sie haben sich mit ihrer Kündigung fotografieren lassen. Thomas Lißner, NGG-Region Dresden-Chemnitz: „Hinter der Initiative steht der Wunsch, dass die zugestellten Kündigungen gar nicht erst wirksam werden und es stattdessen eine direkte Nachfolgelösung gibt. Damit wären die Kündigungsschreiben Geschichte. Ziel ist ein direkter Betriebsübergang an einen anderen Süßwarenhersteller. Damit würden alle Beschäftigten übernommen. Sie bekämen Sicherheit für ihren Arbeitsplatz. Zudem blieben auch bisherige tarifliche und soziale Standards erhalten.“ NGG-Meldung vom 18.01.2021 externer Link
  • Weiter Kampf bei Haribo. Gummibärchenproduktion in Wilkau-Haßlau steht still. Übernahmeangebote liegen vor. Gewerkschaft NGG fordert entschieden »Nachfolgelösung« 
    Die Schalter der Maschinen stehen auf »Aus«, die Bänder still. Beschäftigte sammeln sich, bilden einen Tross und ziehen durch die Betriebshalle. Mit Grablichtern in den Händen. Es war ein Trauerzug der Haribo-Arbeiter im Werk in Wilkau-Haßlau am vergangenen Freitag nachmittag. Nach der Prozession stellten sie vor dem werkseigenen Verkaufsshop einen Grabstein aus Pappe auf, davor ein offener Sarg und darin ein goldfarbenes Gummibärchen aus Plastik. Nein, kein Kitsch, sondern Existenzangst. »Bei der Zeremonie sind verdammt viele Tränen geflossen«, sagte Thomas Lißner von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) am Sonntag im jW-Gespräch. Denn: Der Traditionsbetrieb, ehemals VEB Süßwarenfabrik Wesa, wird nach 30 Jahren Haribo-Eigentümerschaft bis Jahresende dichtgemacht (jW berichtete). »Am Freitag war letzter Produktionstag«, so Lißner. In den kommenden Wochen finden nur noch Aufräumarbeiten statt. Doch ein Rest Hoffnung bleibt. Tagelang dementierte Haribo die Information über Kaufinteressenten. Dann die Kehrtwende. Ein Unternehmenssprecher räumte am Freitag gegenüber jW ein, dass mehrere Übernahmeangebote für das Werk im westsächsischen Wilkau-Haßlau vorliegen. »Und zwar sowohl aus der Lebensmittelindustrie als auch von seiten branchenfremder Unternehmen.« Das Onlinemagazin Business Insider (BI) nannte am Sonnabend nach Trolli, dem viertgrößten Süßwarenproduzenten hierzulande, einen weiteren Namen: Gorlink AG. Ein sogenanntes Restrukturierungsunternehmen aus der Schweiz mit »Turnaround- und Interim-Managementteam«, wie auf der Firmenhomepage steht. (…) Dass überhaupt die Option eines Weiterbetriebs besteht, hat einen Grund: Belegschaft, Betriebsrat und NGG protestieren seit Wochen für den Werkserhalt. (…) Immerhin: Betriebsräte und NGGler handelten jüngst mit der Gegenseite einen Sozialplan aus. Beschäftigte erhalten demnach eine Jobgarantie für drei weitere Monate bis Ende März 2021. Die Gewerkschafter betonten, dass sich Haribo damit nicht freikaufen könne, eine Nachfolgelösung müsse, wie seitens der Geschäftsführung zugesagt, gefunden werden. (…) Nach jW-Informationen spielt die Haribo-Spitze eine weitere Idee durch: Eine Anzahl Wilkauer Kollegen könnte bei einem »Wettbewerber« unterkommen. Gewerkschafter Lißner reagiert empört: »Das ist keine Nachfolgelösung, wir wollen eine Perspektive für alle.« Der Zeitdruck wächst. Beschäftigte werden irgendwann Ausschau halten nach Jobalternativen. Und klar: »Wer übernimmt schon eine leere Bude«, so Lißner. Soweit ist es noch nicht. Am 13. Januar 2021 soll es eine Betriebsversammlung geben. Dann müsse Klarheit herrschen, betonte Lißner. Seine Botschaft: »Bewegt sich bis dahin nichts, wird es einen Protestzug zur Haribo-Zentrale geben.«Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 21.12.2020 externer Link
  • Bundestag diskutiert Schließung des Haribo-Werks in Sachsen
    “Der Kampf um das einzige Haribo-Werk in Ostdeutschland hat es in den Bundestag geschafft. Am Donnerstagnachmittag sprach das Parlament in einer Aktuellen Stunde unter dem Titel »Der Fall Haribo – Niedergang des ostdeutschen Arbeitsmarktes stoppen« über die Situation in der sächsischen Stadt Wilkau-Haßlau und das Schicksal der rund 150 Beschäftigten. Diese hätten nun kurz vor Weihnachten und während einer Pandemie große »Existenzangst und Zukunftssorgen«, beklagte die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann in ihrer Rede. Der Haribo-Konzern müsse endlich die Karten offenlegen und zeigen, wie die Perspektive der Beschäftigten konkret aussieht. »Ich kritisiere auch die Hinhaltetaktik von Haribo zu einem möglichen Werksverkauf«, führte die Abgeordnete weiter aus. Es werde verschwiegen, dass das Unternehmen das Werk keinesfalls an einen Konkurrenten verkaufen wolle. Die zuständige Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten verlangte am Donnerstag eine Klarstellung von Haribo. Sollte dies stimmen, dann wären die bisherigen Ankündigungen des Konzerns »ein arglistiges Täuschungsmanöver«, erklärte Landesbezirkssekretär Olaf Klenke. (…) Haribo will den Betrieb in Wilkau-Haßlau am Freitag einstellen. »Es liegt kein Angebot des Wettbewerbs vor«, erklärte ein Unternehmenssprecher. Wie viele Interessenten es für das Werk im Landkreis Zwickau gibt, dazu hält sich das Unternehmen bedeckt. Zuletzt war von vier die Rede. »Wir prüfen ernsthaft alle seriösen Anfragen«, so der Sprecher. Dabei habe es schon erste Gespräche gegeben. Weitere Informationen gab es dazu jedoch nicht.“ Artikel von Olek Meyer und Sebastian Bähr vom 17.12.2020 in Neues Deutschland online externer Link
  • Nix zu feiern: Haribo begeht 100jähriges Firmenjubiläum. Beschäftigte im westsächsischen Wilkau-Haßlau kämpfen für Erhalt ihres Werks
    “Es war eine symbolische Aktion. Dutzende Luftballons mit kleinen Botschaften zum 100jährigen Bestehen von Haribo stiegen gen Himmel. Beschäftigte protestierten am Sonntagmittag auf dem Marktplatz im westsächsischen Wilkau-Haßlau. Es geht um ihre Existenz: Die Unternehmenszentrale in Rheinland-Pfalz will den Traditionsbetrieb, ehemals VEB Süßwarenfabrik Wesa, dichtmachen – exakt am 31. Dezember. Es ist übrigens der einzige Firmenstandort in Ostdeutschland. (…) Einen Teilerfolg gibt es: Kündigungen sollen bis Jahresende nicht ausgesprochen werden. So sieht es der vom Betriebsrat unter Mitwirkung der NGG in der vorigen Woche ausgehandelte Sozialplan vor. Gerungen wurde bis zuletzt um die Höhe der Abfindungen für Beschäftigte. Allein: »Haribo kann sich nicht einfach freikaufen«, betonte Lißner. Es brauche weiterhin eine Nachfolgelösung für das Werk, fordert er. (…) Was also tun, wenn die Bänder in dem westsächsischen Ort zum Jahreswechsel für immer stillstehen? Die Produktion in Eigenregie fortsetzen? Viele Betroffene wirken skeptisch. Markus Schlimbach, Vorsitzender des DGB-Bezirks Sachsen, erklärte am Freitag gegenüber jW: »Eine Übernahme durch die Beschäftigten wäre ein unglaublich komplizierter Schritt«. Warum? Das Werk sei sehr stark von der Haribo-Logistik abhängig. Vertriebswege, Verträge mit dem Einzelhandel, alles müsste neu entwickelt und ausgearbeitet werden, »in einem ohnehin stark umkämpften Markt«, so der DGBler…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 14.12.2020 externer Link
  • Zeit für mögliche Nachfolgelösung gewonnen. Haribo Wilkau-Haßlau: Keine Kündigung in diesem Jahr
    “In der heute fortgeführten Verhandlung über einen Sozialplan und Interessenausgleich für das von der Schließung bedrohte Haribo-Werk in Wilkau-Haßlau, ist eine Einigung in greifbare Nähe gerückt. Aufgrund des starken öffentlichen Druckes hat sich das Unternehmen an zentralen Punkten bewegt. Vor einer Unterschrift prüft noch der Betriebsrat die Details und informiert morgen die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung. Danach wird die Öffentlichkeit über die genauen Inhalte informiert. Klar ist jedoch: In diesem Jahr wird es keine Kündigung geben und auch für die ersten Folgemonate des Jahres 2021 gibt es Beschäftigungsgarantien. „Der Druck der letzten Wochen hat Wirkung gezeigt. Eine Einigung beim Sozialplan kann aber nur ein Baustein sein. Wichtig ist, dass das Werk eine Perspektive bekommt und Fortbestehen kann. Daran wird parallel gearbeitet. Dafür haben wir mit den aufgeschobenen Kündigungen Zeit gewonnen“, erklärt Thomas Lißner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). …“ Meldung vom 10.12.2020 bei der NGG Ost externer Link
  • Solidarität macht Kinder froh 
    “Im sächsischen Wilkau-Haßlau gingen am Sonntag erneut Beschäftigte und ihre Unterstützer auf die Straße: Sie protestierten gegen die geplante Schließung des einzigen Haribo-Werkes in Ostdeutschland. Kurz vor Weihnachten hatte man den 150 Mitarbeitern mitgeteilt, dass zum Jahresende der Betrieb dicht gemacht werden soll – trotz Gewinnen des in Rheinland-Pfalz sitzenden Mutterkonzerns. Nicht nur, aber vor allem für Ostdeutsche ist die Geschichte altbekannt: Ein (West-)Konzern greift jahrelang Fördergelder ab, transferiert aber die Gewinne in die Zentrale, während man Investitionen in die lokale Infrastruktur weglässt. Wenn man dann genug abgeschöpft hat, wird die verlängerte Werkbank im Osten einfach abgestellt. (…) Die engagierten NGG-Gewerkschafter haben den Kampf aufgenommen, die Stadtbevölkerung und zahlreiche Politiker haben sich hinter die Beschäftigten gestellt. Die gesellschaftliche Linke sollte nun nachziehen. Die Haribo-Eigentümerfamilie wie auch die anderen Konzernbetreiber müssen lernen, dass sich der Wind gedreht hat. Man lässt sich nicht mehr alles gefallen.“ Artikel von Sebastian Bähr vom 06.12.2020 in Neues Deutschland online externer Link
  • Haribo: Hunderte bei Protestkundgebung in Zwickau gegen Betriebsschließung. Aktionen zum 100jährigen Haribo-Jubiläum am 13. Dezember 
    Protestlos geben sie ihren Betrieb nicht auf. Rund 600 Menschen versammelten sich am Sonnabend in Zwickau auf dem Platz der Völkerfreundschaft zu einer Kundgebung. Der Anlass: Erhalt des Haribo-Werkes im nahe gelegenen Wilkau-Haßlau. Geht es nach dem Willen der Eigentümerfamilie Riegel, wird der Standort bereits bis Jahresende dichtgemacht. Nebenbei bemerkt: Es ist der einzige ostdeutsche, ehemals VEB Süßwarenfabrik Wesa. Bereits 1990 hatte sich der westdeutsche Fruchtgummihersteller den Volkseigenen Betrieb einverleibt. Die Temperaturen waren niedrig, der Wind böig, die Stimmung unter den Beschäftigte samt solidarischem Anhang indes gut. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) sendete Aufnahmen von der Protestaktion per Livestream in die warmen Wohnstuben. (…) Haribo schaltet derweil auf stur. Ein Unternehmenssprecher betonte jüngst auf jW-Nachfrage, man werde am Demontageplan festhalten. Am Sonnabend dann die Bestätigung gegenüber dpa: »Unsere Entscheidung, den Standort in Wilkau-Haßlau zum Jahresende zu schließen, steht«. Das Werk erfülle demnach nicht mehr die Anforderungen an eine wirtschaftliche und effiziente Produktionsstruktur. Dies fange schon bei der Bausubstanz an. »Würden wir neue Maschinen nach heutigen Standards installieren, würden diese schlichtweg die Traglast des Gebäudes überschreiten«, hieß es. Modernisiert wurde das Werk nach Angaben von Gewerkschaftern in den Vorjahren nicht. Investitionen blieben aus. Offenbar liefen die Produktionsanlagen auf Verschleiß. Dennoch: Die Geschäftsbilanz des Betriebs ist positiv. (…) Der jeweilige Überschuss floss gemäß des sogenannten Gewinnabführungsvertrags direkt in die Kasse der Haribo-Zentrale ins rheinland-pfälzische Grafschaft. Im Klartext: Der Osten alimentiert den Westen. Das ist nicht alles: 1993 hatte Haribo für den Ex-VEB öffentliche Fördermittel in Höhe von knapp 540.000 Euro erhalten, wie am vergangenen Donnerstag aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage der Linke-Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann hervorging. (…) Der Betriebsrat will weiter Druck machen, die Zeit drängt. Mit einer Lichterkette um das Firmengelände am Nikolaustag zum Beispiel, und mit Aktionen zum 100jährigen Haribo-Jubiläum am 13. Dezember. »Das werden Gänsehautmomente«, sagte der BR-Vorsitzende. Und Olaf Klenke, NGG-Landesbezirkssekretär, betonte zum Abschluss der Zwickauer Kundgebung: »Von hier geht ein klares Protestsignal für den Werkserhalt aus«. Der »Abbau Ost« müsse endlich gestoppt werden.“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 23.11.2020 externer Link
  • Haribo: Gummibärchen gehören dem Osten. Gewerkschaft NGG mobilisiert für Kundgebung in Zwickau
    “Unternehmen sind flexibel – besonders bei der Rechtfertigung von Jobvernichtung und Betriebsdemontagen. Maßgeblich für die Entscheidung, das Werk des Süßwarenherstellers Haribo in Wilkau-Haßlau bei Zwickau dichtzumachen, sei »eine kürzlich abgeschlossene Wirtschaftlichkeitsprüfung«, sagte ein Unternehmenssprecher noch vergangene Woche auf jW-Nachfrage. Und bei der sei die einstige VEB Süßwarenfabrik Wesa durchgefallen. Man wolle die Produktion an weniger Standorten, aber mit mehr Produktionsstrecken bündeln, hieß es weiter (siehe jW vom 12.11.). Nun, nur wenige Tage später, ein neuer Zungenschlag: Der Pressestab der Haribo-Hauptzentrale im rheinland-pfälzischen Grafschaft begründete die angekündigte Werkschließung bis Jahresende gegenüber dem Bonner Generalanzeiger (Wochenendausgabe) mit den »Unwägbarkeiten durch die Coronapandemie«. Daher müsse sich das Unternehmen »noch wettbewerbsfähiger aufstellen«. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) reagierte prompt: »Dass die Geschäftsführung nun noch Corona ins Spiel bringt, ist traurig und macht wütend«, wird der zuständige Gewerkschaftssekretär Thomas Lißner am Sonntag in einer Mitteilung zitiert. Anders als andere Unternehmen sei Haribo profitabel, der Standort in Wilkau-Haßlau verzeichne seit Jahren steigende Umsätze und führe Überschüsse an das Mutterunternehmen ab, so Lißner. »Statt neue Scheingründe heranzuziehen, muss der Schließungsbeschluss zurückgenommen und müssen Gespräche über die Zukunft des Werkes geführt werden«, forderte der Gewerkschafter. (…) Unterdessen organisieren Belegschaft und Gewerkschaft Gegenwehr: Am kommenden Sonnabend findet um 14 Uhr auf dem Kornmarkt in Zwickau eine Protestkundgebung statt. Eine Petition zur Rettung des Werkes haben NGG-Angaben zufolge bereits mehr als 11.000 Menschen unterzeichnet.“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 17.11.2020 externer Link – siehe auch den Aufruf zur Kundgebung am 21.11. in Zwickau bei der NGG Ost externer Link
  • Eine Werksschließung zum 100. Geburtstag: Haribo will sein einziges ostdeutsches Werk in Wilkau-Haßlau abwickeln und erntet Protest
    “Am 13. Dezember gibt es bei Haribo Grund zu feiern. Dann ist es genau 100 Jahre her, dass der Bonbonkocher Hans Riegel in Bonn in einer Hinterhofküche Süßigkeiten herzustellen begann. Der Konzern, der daraus hervorging und heute Marktführer bei Gummibärchen und Lakritzschnecken ist, hat anlässlich des Jubiläums seinen bekannten Werbeslogan abgeändert: »Haribo macht alle froh, seit 100 Jahren ist das so«, steht auf »Aktionsbeuteln« mit den acht beliebtesten Produkten der Firmengeschichte. Allerdings stimmt der Slogan nicht. 150 Mitarbeiter der Haribo Wesa GmbH im sächsischen Wilkau-Haßlau sind nicht froh, sondern wütend. Ihnen wurde am vorvergangenen Freitag bei einem nur wenige Minuten währenden Termin von der Unternehmensführung mitgeteilt, dass ihr Werk geschlossen wird – und zwar bereits zum Jahresende. Den Ausschlag habe eine interne Wirtschaftlichkeitsprüfung gegeben, heißt es. Das Werk in Westsachsen erfülle nicht mehr die Anforderungen an eine wirtschaftliche und effiziente Produktion. Es wären »unverhältnismäßig hohe Investitionen« nötig, um das in der sächsischen Filiale zu erreichen. Den betroffenen Mitarbeitern wurden Jobs in anderen Werken des Konzerns angeboten. Diese liegen rund 500 Kilometer entfernt in Solingen, Neuss und bei Bonn. (…) Haribo investierte zuletzt viel Geld in eine neue Zentrale, die auf 27 Hektar in dem Ort Grafschaft (Rheinland-Pfalz) errichtet wurde. 2018 nahm man dort hochmoderne Produktionsanlagen auf drei Etagen, ein Logistikzentrum und ein neues Verwaltungsgebäude in Betrieb. Am sächsischen Standort wurde nur ein wenig Geld in den Werksverkauf und einen Parkplatz gesteckt. Das hätte man lieber für die Modernisierung der Produktion ausgeben sollen, sagt Stefan Feustel, CDU-Bürgermeister von Wilkau-Haßlau. Die Stadt, merkt er an, habe Haribo bereits 2008 Grundstücke für eine mögliche Erweiterung angeboten. Die Offerte sei nach einigem Zögern ausgeschlagen worden, weil man in Grafschaft fündig geworden sei. »Niemand hätte vermutet, dass die einzige Produktionsstätte im Osten dorthin ausgelagert werden soll«, sagt der Rathauschef der 10 000 Einwohner zählenden Kommune, die ein Weggang von Haribo hart träfe: Die Firma ist einer der größten Gewerbesteuerzahler. Die Stadt will den Verlust nicht kampflos hinnehmen; sie fordert Haribo auf, die Entscheidung zu revidieren. Auch die Beschäftigten kündigten Widerstand an. Man werde »nichts unversucht lassen«, um den Standort zu retten, sagt Thomas Lißke von der zuständigen Gewerkschaft NGG. Vergangene Woche wurde ein Bündnis gebildet, an dem auch Vertreter der Kommune sowie Politiker von Land und Bund beteiligt sind. Am Samstag soll es eine Protestkundgebung in Zwickau geben; im Advent ist eine Lichterkette rund um das Werk geplant. Lißke hält den Schließungstermin Ende Dezember für illusorisch, weil Sozialplan und Interessensausgleich in dieser Zeit nicht zu erarbeiten seien. Vorrangiges Ziel sei jedoch, das Werk zu erhalten…“ Artikel von Hendrik Lasch vom 16.11.2020 in neues Deutschland online externer Link
  • Petition: HARIBO muss im Osten bleiben!
    “In der letzten Woche wurden die Beschäftigten von HARIBO Deutschland im Werk Wilkau-Haßlau informiert, dass das Werk Ende des Jahres schließen soll. Sozialverträgliche Lösungen sollen angeboten werden – 500km von Familie, Heimat und Freunden entfernt. Wer dass nicht möchte, könne sich ja beim Arbeitsamt melden. Das Werk in Wilkau-Haßlau bei Zwickau besteht seit über 30 Jahren. Es ist das einzige Werk im Osten! Wir wollen, dass diese Tradition weitergeht Nur Gemeinsam Geht´s Wir werden es Haribo so schwer wie möglich machen, das Werk zu schließen. Die Schuldigkeit getan und jetzt entsorgt? Nicht mit uns!“ Petitionsaufruf vom 09.11.2020 bei NGG Region Ost externer Link und die Petition externer Link „Rettet HARIBO in Wilkau-Haßlau“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=181245
nach oben