Fleischhegemonie. Oder: Warum die Tierausbeutung immer noch akzeptiert wird

"Fleischindustrie enteignen - Kapitalismus abschaffen!„Die Überausbeutung der Tiere in der kapitalistischen Fleischproduktion hat mittlerweile astronomische Ausmaße erreicht. Für die rund 42,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2018 des deutschen Fleischkapitals wurden laut Statistischem Bundesamt rund 771 Millionen Hühner, Schweine, Kühe und andere Tiere getötet. Daran können antispeziesistische Appelle, Vegan Outreach und die Öffnung des Massenmarktes für vegane Lebensmittel nichts ändern. Die Experten des World Economic Forum gehen sogar von einer Verdoppelung der globalen Fleischproduktion bis 2050 aus. Es wäre aber zu kurz gegriffen, die anhaltende aktive Zustimmung und die passive gesellschaftliche Akzeptanz der Tierausbeutung allein auf das individuelle Bedürfnis nach Fleischkonsum, psychologische Dispositionen, speziesistisches Denken oder mangelnde Empathie zurückzuführen. Schließlich gründet die Produktion von Tierwaren in der bürgerlichen Klassengesellschaft auf einem antagonistischen Ausbeutungsverhältnis. Das Fleischkapital beutet in den Schlachthallen – in unterschiedlicher Form, aber im selben Prozess – Lohnarbeiter, Tiere und die Natur aus. Warum aber werden diese Ausbeutungsbeziehungen nicht von großen Teilen der Gesellschaft infrage gestellt?…“ Beitrag von Christian Stache externer Link beim Bündnis Marxismus & Tierbefreiung aus der Zeitung „Das Fleischkapital“ vom März 2021 externer Link und weiter daraus:

  • Weiter im Beitrag von Christian Stache externer Link: „(…) Bei der Beantwortung dieser Frage helfen die Arbeiten Antonio Gramscis, marxistischer Philosoph, Schriftsteller und Vorsitzender der Kommunistischen Partei Italiens in den 1920erJahren. Gramsci verwies darauf, dass die ökonomische Ausbeutung durch die Kapitalistenklasse der politischen Herrschaft außerhalb der Betriebe bedarf. Diese Machtausübung ist einerseits repressiv und offen gewaltsam, etwa beim Einsatz von Polizei und Militär. Andererseits ist sie aber auch darauf angelegt, die Zustimmung der Ausgebeuteten zu ihrer Ausbeutung zu organisieren und ihnen ein Leben im Widerspruch zu ermöglichen. Bürgerliche Herrschaft ist also für Gramsci eine Kombination aus Zwang und Konsens. Solange die Herrschaft des Kapitals nicht direkt herausgefordert wird oder faschistisch ist, überwiegt laut Gramsci der Konsens den Zwang. (…) Die Fleischhegemonie überbrückt den Widerspruch zwischen dem Fleischkapital auf der einen und den Lohnabhängigen, den Tieren und der Natur auf der anderen Seite nur, solange die politische Fleischkultur der bürgerlichen Gesellschaft nicht infrage gestellt wird. Daher bedarf es einer sozialistischen Kulturkritik für die Befreiung der Tiere auf allen gesellschaftlichen Ebenen: von der Ernährung über die Kunst bis hin zur Wissenschaft. Diese besondere Form der Ideologiekritik fällt jedoch nur auf einen fruchtbaren Boden, wenn sie Teil einer proletarischen Tierbefreiungspolitik und -gegenkultur ist. Sie muss die Ausbeutungsstrukturen aufdecken, sich an die ganze Bevölkerung richten und sich von der bestehenden veganen Szene- und Subkultur in Form, Inhalt und Qualität ebenso unterscheiden wie vom Vegankommerz. Entscheidend ist, dass die politischen und kulturellen Gegenmodelle an den ökonomischen Klassenkampf rückgebunden werden…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=194204
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