Beck`s Brauerei: „Sichere Arbeitsplätze statt Millionenboni für Manager“

bier braucht heimatArtikel von E.T. Kassel, Bremen vom 15.2.14

Unter anderem mit diesem Slogan haben am Freitag KollegInnen einer Schicht der Beck`s Brauerei eine Kundgebung auf dem Domshof in der Bremer Innenstadt abgehalten. Anlass für die Kundgebung an diesem Tag war das alljährliche Spektakel des Schaffermahls, wo sich 300 Prominente aus Politik und Wirtschaft aus Bremen und Deutschland bei Essen,  Trinken und Reden treffen, diesmal darunter 100 Kapitäne, erstmalig 2 Kapitäninnen sowie der Bundesbankpräsident,. Diese Zurschaustellung von Macht und Reichtum ist jedes Jahr Anlass für Proteste unterschiedlicher Kreise – Sozial- und immer öfter auch Frauenproteste. 

Auch die etwas über 100 Beck’s KollegInnen waren von der Frühschicht hierher gekommen, um auf den Widerspruch zwischen Milliardengewinnen und drohenden Entlassungen hinzuweisen.  Auch aus anderen Gewerkschaften und aus der  Linkspartei waren UnterstützerInnen da. Noch liegt nicht konkret auf dem Tisch, was die Geschäftsführung von Beck`s in Bremen im Herbst  ankündigte: Geplant ist der Abbau von einem Fünftel der Produktionsbelegschaft – 151 genau. 151 Tafeln mit  Namen, Alter und Tätigkeit, die vor der Versammlung auf dem Boden liegen, geben einen Eindruck davon, dass hinter den Zahlen Menschen mit ihren Familien stehen. NGG und Betriebsrat haben sofort nach der Ankündigung ihren Protest in die Öffentlichkeit getragen: Besprechungen mit den Betriebsräten der anderen Standorte des Multi AB Inbev, Unterschriftensammlung, Facebook-Aktion. Sie haben Bierdeckel mit ihrem Motto „Bier braucht Heimat“ überall verteilt, schließlich kommt Beck`s-Bier seit 140 Jahren aus Bremen.  Bei jedem Heimspiel von Werder Bremen sind sie mit ihrem Anliegen präsent. Geschmunzelt haben alle, als der Sprecher sagte, dass sogar  „Ausländer“ (gemeint sind auswärtige Fans) beim Werder-Spiel  den Protest mit unterschrieben haben.

Mit diesen öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten haben sie die Belegschaft und Öffentlichkeit mobil gemacht und mobil gehalten –  bevor die Entlassungen ausgesprochen sind. Die Kundgebung jetzt ließ ihre Probleme nicht in Vergessenheit geraten.

Die Firmenleitung hat auch gekontert: Weser-Kurier  8.12.13: „Der Betriebsratschef der zum AB-Inbev-Konzern gehörenden Bremer Brauerei Beck & Co. muss drei Abmahnungen in seiner Personalakte akzeptieren. Das entschied gestern das Arbeitsgericht. Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten sieht einen Zusammenhang der Disziplinarmaßnahmen mit dem Widerstand der Belegschaft gegen den angekündigten Abbau von 151 Arbeitsplätzen. Das Unternehmen bestreitet dies. Die Abmahnungen betreffen unter anderem umstrittene freie Tage des Gewerkschafters.“

Besonders hervorgehoben wurde die Solidarisierung mehrerer Bands, die Solidaritäts-Songs geschrieben haben, von denen drei auf der Kundgebung zu hören waren. Am 30. März sollen einige Bands auf einem Solidaritätsfest im „Aladin“ für Stimmung sorgen. Der Sprecher vom Betriebsrat, Kollege G. Schäfer,  stellte klar: „Wir gehen unseren Weg, wir lassen uns nichts gefallen – zeigen, dass wir uns wehren“. Andere Redner  wiesen auf die angegebenen Entlassungsgründe hin: Angeblich seien die Lohnkosten in Bremen zu hoch, doch der Lohnsteigerung in den letzten 10 Jahren von 29% stehen gestiegene Gewinne von 200% gegenüber. Die Umsatzrendite liege bei über 20%, doch die Konzernleitung würde wohl „bei 100 Prozent noch die 150 Prozent  anpeilen“. In Südkorea habe der Konzern gar 2010 in der Krise eine Brauerei verkauft und jetzt wieder zurückgekauft, wobei ein Verlust von 4 Milliarden $ entstand.

Aus den an die Passanten verteilten Info-Karten geht hervor: „Gleichzeitig vermeldet der Konzern, dass der Gewinn alleine im dritten Quartal 2013 um 30 Prozent auf 2,37 Milliarden Dollar gestiegen ist. Die Dividende an die Aktionäre wurde allein im Jahr 2012 um 41 Prozent erhöht. … Wir kämpfen für den Erhalt unserer Arbeitsplätze und fordern die Rücknahme der Planungen zum Stellenabbau und sichere Arbeitsplätze statt Profitgier bei AB Inbev.“ Klar ist den KollegInnen, dass die Geschäftsführer in Bremen nur Strohmänner sind, die auszuführen haben.

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