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- Stahl-Industrie
- Stoffe und Bekleidung
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Prinovis will Tiefdruckstandort Dresden schließen: Ende 2022 soll Schluss sein, rund 470 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren
„Am Donnerstag (18.11.21) informierte die Geschäftsleitung Betriebsrat und Beschäftigte, dass der Betrieb Ende 2022 eingestellt werden soll. Damit würden 470 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Betrieb schreibe rote Zahlen. Gedruckt werden in Dresden Zeitschriften und Kataloge in hoher Auflage. Prinovis kündigte an, „umgehend in Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen einzutreten, um auf Grundlage des bestehenden Vorratssozialplan zeitnah einen Interessenausgleich zu vereinbaren.“ (…) Die Dresdner Beschäftigten, die wenige Wochen vor Weihnachten mit dem drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze konfrontiert werden, können die Mitteilung von Prinovis-Eigner Bertelsmann über gute Geschäftszahlen des Mutterkonzerns nur bitter zur Kenntnis nehmen: Am 4. November verkündete Bertelsmann stolz, dass sie „nach neun Monaten des Geschäftsjahres 2021 einen positiven Geschäftsverlauf sowie ein starkes Wachstum“ verzeichnen…“ Meldung vom 19.11.2021 bei ver.di Verlage, Druck und Papier , siehe auch:
- Druckmittel am Ende: Über die Prinovis-Druckerei in Dresden wurde jahrelang Druck auf die Löhne im Westen gemacht. Jetzt wird auch dieses Werk geschlossen
„Plötzlich ist es traurige Gewissheit: Das zum Bertelsmann-Konzern gehörende Tiefdruckwerk von Prinovis in Dresden mit 470 festen Beschäftigten sowie weiteren 150 Angestellten wird Ende 2022 geschlossen. Dies wurde auf einer kurzen Informationsveranstaltung am 18. November bekanntgegeben. In Dresden war man im Frühjahr noch hoffnungsvoll, obwohl der Konzern zuletzt anderswo zahlreiche Drucker entlassen hatte. Nachdem 2014 bereits ein Standort im holsteinischen Itzehoe geschlossen worden war, gingen am 30. April dieses Jahres in Nürnberg die Lichter aus. (…) »Werk im Osten schlägt Werk im Westen« frohlockte am 10. April die Sächsische Zeitung. Der Tiefdruckkonzern baue Kapazitäten ab, erklärten die Lokalpatrioten und fügten mit unverhohlenem Stolz an: Nicht der Standort Dresden werde geschlossen, sondern der größere in Nürnberg. Fast 1.000 Beschäftigte verloren dort ihre Stelle. In Dresden habe man darauf gebaut, dass der Kelch auch in diesem Jahr vorübergehen würde, gibt Betriebsratsvorsitzende Karin Schlechte am Donnerstag im Gespräch mit junge Welt selbstkritisch zu. (…) Das Werk [in Dresden] zahlte von Anfang an als einziges in der Prinovis-Gruppe unter Tarif. Zu den niedrigeren Löhnen kamen längere Arbeitszeiten – 40 statt 38-Stunden-Woche bei weniger Urlaub und Weihnachtsgeld. Gleichzeitig hatte man nun mit den Dresdnern ein Druckmittel gegenüber den Kollegen in Westdeutschland, und so versuchte das Management, die Mitarbeiter Ost gegen die Mitarbeiter West auszuspielen. Mit Verweis auf die bescheidenen, eifrigen Sachsen wurde Druck auf die Löhne im Westen ausgeübt. Nun ist also auch im Dresdner Werk das Ende eingeläutet. Vor zwei Jahren wurden erstmals keine Azubis mehr eingestellt, gleichwohl gibt es im Werk aktuell eine Vollauslastung. Die Werkschließung soll mit einem »Vorratssozialplan« umgesetzt werden, der im Jahr 2015 für die Prinovis-Gruppe abgeschlossen worden ist. Bertelsmann habe zugesagt, seiner »sozialen Verantwortung« nachzukommen, so Karin Schlechte. Auf die Betriebsratsvorsitzende und ihr Gremium wird in den nächsten 13 Monaten noch eine Menge Arbeit zukommen.“ Artikel von Ralf Richter in der jungen Welt vom 27. November 2021