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ZeitungszustellerInnen der Nordsee-Zeitung kämpfen gegen Tarifflucht und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen
„Die Zusteller*innen der Bremerhavener Nordsee-Zeitung sind tarifgebunden im eigenen Zeitungsverlag beschäftigt. Jetzt will die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven den Tarifvertrag für ihr Zustellpersonal aushebeln, indem sie die Zustellung in eine andere Firma auslagert. Seit letztem Frühjahr wird den Zusteller*innen systematisch in Einzelgesprächen unter Ausschluss des Betriebsrats ein Wechsel in die andere Zustellgesellschaft nahegelegt. Angeboten wird den Beschäftigten eine Bezahlung, die leicht über dem gesetzlichen Mindestlohn liegt. Dafür verlieren sie allerdings tarifvertragliche Leistungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie fast ein Viertel ihrer Urlaubstage…“ Pressemitteilung vom 05.10.2023 des ver.di-Bezirks Bremen-Nordniedersachen – siehe dazu:
- Zusteller kämpfen weiter: Der Widerstand gegen Tarifflucht bei der Nordsee-Zeitung in Bremerhaven ist von bundesweiter Bedeutung
„War es ein Versehen oder eine Solidaritätsbekundung? Am Montag kündigte die Nordsee-Zeitung eine Protestkundgebung von Verdi, der Partei Die Linke und der Arbeitsgemeinschaft für Arbeit in der SPD (AFA) gegen sich selbst an. Vor dem Verlagshaus der Nordsee-Zeitung wollen sie, hieß es in der Meldung, »mit und im Interesse von Zeitungszustellern für bessere Arbeitsbedingungen protestieren. Hintergrund ist, dass die Zustellogistik der Nordsee-Zeitung die Zustellbezirke optimiert und neu strukturiert. Laut Verdi drohen dadurch Entlassungen und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die verbleibenden Zustellerinnen und Zusteller.« (…) Worum geht es? Die Nordsee-Zeitung ist eine der wenigen Zeitungen mit Tarifvertrag für die Zeitungszusteller. Laut Verdi wird der aber von der Geschäftsführung seit längerem »systematisch ausgehöhlt, indem die Tätigkeiten in eine neu gegründete Zustellgesellschaft ausgelagert werden«. Den Beschäftigten wird seit mindestens anderthalb Jahren ein Wechsel in die neue Firma nahegelegt, was eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bedeutet. Und nun sollen auch noch Zusteller entlassen werden. Eine Katastrophe für die Betroffenen in einer Stadt, in der die Arbeitslosigkeit zuletzt bei mehr als 14 Prozent lag. Für die verbleibenden Kollegen und Kolleginnen bedeutet der Schritt eine Arbeitsverdichtung. Insgesamt sollen Verdi zufolge größere Zustellbezirke von weniger Personal abgedeckt werden. In welcher Zeit wie viele Zeitungen zugestellt werden sollen, lässt sich das Unternehmen von Geoinformationssystemen (GPS) errechnen. Herauskommen unrealistische Zeitvorgaben, die laut Verdi und dem Zustellerbetriebsrat nicht zu schaffen sind. (…) In den Sozialplanverhandlungen, die der Betriebsrat mit dem Unternehmen nun aushandelt, geht es neben Abfindungen auch um die richtige Arbeitszeitbemessung, so Schulze-Husmann. Bezahlt werden müsse die Ist- und nicht die Sollarbeitszeit. Insgesamt verliefen die Verhandlungen aber schwierig, weil das Unternehmen »null Transparenz« walten lasse und versuche arbeitsrechtliche Fragen mit den betroffenen Beschäftigten individuell abzuwickeln, erläutert Schulze-Husmann. Hier, wie auch schon im Fall der Dumont-Druckerei, würden die Grenzen des Betriebsverfassungsgesetzes sehr deutlich. Informationspflichten und Mitbestimmungsrechte würden von den Geschäftsführungen ignoriert, Sanktionen für die Unternehmen folgten nicht. Nach dem Aus der Dumont-Druckerei hat Verdi tatsächlich geklagt. Das war Anfang des Jahres. »Verdi macht sich da nichts vor«, so Schulze-Husmann.“ Artikel von Susanne Knütter in der jungen Welt vom 29. August 2024 , siehe auch:- Nordsee-Zeitung: Zeitungszusteller protestieren für bessere Arbeitsbedingungen – Bündnis aus Parteien und der Gewerkschaft ver.di zeigt sich solidarisch
„Seit Jahren versucht die Geschäftsführung der Bremerhavener Nordsee-Zeitung zu Lasten der bei ihr beschäftigten Zeitungszusteller*innen zu sparen. Der für die Zusteller*innen geltende Tarifvertrag wird systematisch ausgehöhlt, indem die Tätigkeiten in eine neugegründete Zustellgesellschaft ausgelagert werden. Den Beschäftigten wird ein Wechsel in die neue Firma nahegelegt, was eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bedeutet. Ebenso wenig wird der Betriebsrat miteinbezogen. Nun sollen auch Zusteller*innen entlassen werden, was für die verbleibenden Kolleg*innen eine höhere Arbeitsverdichtung bedeutet. Diese resultiert daraus, dass neue und größere Zustellbezirke gebildet werden, die mit weniger Personal abgedeckt werden sollen. Die durch Geoinformationssysteme errechneten Zeitvorgaben sind für die Kolleg*innen kaum zu schaffen.
Hintergrund dieser Maßnahmen sind die seit Jahren sinkenden Abonnenten- und Verkaufszahlen in der Zeitungsbranche. Hinzu kommen sinkende Werbeeinnahmen und weniger Beilagen in den Tageszeitungen. Auch können viele Zustellbezirke nicht mehr mit Personal besetzt werden. Seitens der Zeitungsverleger wird versucht, bei denen zu sparen, die eh schon nicht viel verdienen. (…) Um dem etwas entgegenzusetzen und um Öffentlichkeit zu schaffen, hat sich in Bremerhaven ein Bündnis aus der Afa in der SPD, der Partei Die Linke und der Gewerkschaft ver.di gebildet. Dieses ruft dazu auf, der Geschäftsführung der Nordsee-Zeitung am: Montag, 26.08.2024 ab 12:30 Uhr vor dem Verlagshaus der Nordsee-Zeitung die Rote Karte zu zeigen und sich solidarisch mit den Zeitungszusteller*innen zu zeigen. Die Kundgebung findet statt an der Ecke Hafenstraße/Hinrich-Schmalfeldt-Straße…“ ver.di-Pressemitteilung vom 28.08.2024 bei ver.di Druck, Verlage, Papier und Industrie mit einer Fotogalerie des Protestes
- Nordsee-Zeitung: Zeitungszusteller protestieren für bessere Arbeitsbedingungen – Bündnis aus Parteien und der Gewerkschaft ver.di zeigt sich solidarisch
Siehe auch:
- ZeitungszustellerInnen – Die Sonderseite von ver.di mit Infos zur Zeitungszustellung für Beschäftigte und Betriebsräte
- unser Dossier: Zeitungs-Zusteller/innen und der Mindestlohn/Rentenbeiträge