Gewerkschaft wie Belegschaft sagen: Die Kündigungen der drei Beschäftigten der Anzeigenabteilung der taz nord müssen vom Tisch

Protest: Die Kündigungen der drei Beschäftigten der Anzeigenabteilung der taz nord müssen vom Tisch (Foto: Jörg Reichel (dju/ver.di) - wir danken!)

Foto: Jörg Reichel (dju/ver.di) – wir danken!

Drei betriebsbedingte Kündigungen in der Anzeigenabteilung taz Nord überschreiten für ver.di und viele in der taz-Belegschaft eine rote Linie. Im Zuge weiterer Digitalisierung von Produktionsabläufen hatte die Geschäftsführung den Vertriebsbeschäftigten aus Bremen und Hamburg Arbeiten mit Präsenzpflicht in Berlin angeboten und sie inzwischen betriebsbedingt gekündigt, statt ihnen Homeoffice von Hamburg oder Bremen aus zu ermöglichen. Am 4. April wurde der Unmut darüber vor dem Berliner taz-Gebäude öffentlich gemacht. „Wir haben einen Konsens in der taz: Solidarität und Fairness. Vorstand und Geschäftsführung verlassen mit den 3 betriebsbedingten Kündigungen diesen Weg“, stand im gewerkschaftlichen Aufruf zu der Protestaktion in der Mittagspause. Alle taz-Beschäftigten wollten, dass die taz sich verändert und digitalisiert, hieß es weiter. Dies müsse aber sozialverträglich und fair ablaufen. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, müsse die Geschäftsführung den drei Beschäftigten der Anzeigenabteilung Nord einen neuen Arbeitsplatz zu fairen und machbaren Arbeitsbedingungen anbieten. Einen Umzug nach Berlin oder mehrmaliges Pendeln im Monat könnten sich „keine normalen taz-Beschäftigten“ leisten…“ Beitrag der Redaktion vom 4. April 2022 bei „M Menschen – Machen – Medien“ externer Link („taz: Kündigungen müssen vom Tisch“), siehe weitere Informationen:

  • Widerstand gegen Kündigungen. Die taz hat drei Anzeigenverkäufer:innen in Hamburg und Bremen gekündigt. Auf einer Kundgebung wehren sich ihre Kolleg:innen in Berlin.
    Aufruhr in der taz: Seit der Betriebsrat der taz Nord am vergangenen Mittwoch darüber informierte, dass drei Kolleg:innen der Anzeigenabteilung in Hamburg und Bremen gekündigt wurden, schlagen die Wogen im Haus hoch. Zunächst entlud sich die Empörung vieler Mitarbeiter:innen per Mail im sogenannten Tagesthema, am Montag dann auch auf der Straße vor dem Redaktionsgebäude in der Friedrichstraße. In Solidarität mit den drei Gekündigten hatte Verdi zu einer Kundgebung aufgerufen, mit Protestschildern und Megafon. Jörg Reichel, Landesgeschäftsführer der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU), sprach vom „Selbstverständnis der taz“, dass Probleme gemeinsam gelöst werden. Dieser Konsens von „Solidarität und Fairness“ sei mit dem Schritt der Geschäftsführung „aufgekündigt“ worden. Dabei galt das Versprechen: Im Transformationsprozess der taz hin zu einem überwiegend digitalen Produkt wird niemand zurückgelassen, keine:r müsse sich vor dem Verlust des Arbeitsplatzes fürchten. (…) Handgezählte 44 tazler:in­nen bekundeten ihre Solidarität, kaum mehr als 50 waren an diesem Tag im Haus. Das zeigt: Die taz arbeitet weiterhin zu einem guten Teil aus dem Homeoffice – und die Ablehnung der Kündigungen ist nahezu einhellig. Der Vorstand sah sich mittlerweile dazu veranlasst, eine Mitarbeitendenversammlung am 13. April einzuberufen, natürlich auf Zoom. Mehr als den Appell, den Schritt rückgängig zu machen, kann diese nicht beschließen. Der taz Nord-Betriebsrat hat Widerspruch gegen die Kündigung eingelegt, auch, damit die drei eine Kündigungsschutzklage einlegen können. Ob die Kündigung juristisch anfechtbar ist, scheint angesichts der Schließung der ganzen Abteilung aber fraglich. Was also bleibt, sind der Widerstand und der politische Druck aus der Belegschaft. Arbeitskampf hat der taz bislang noch gefehlt…“ Bericht von Erik Peter vom 4.4.2022 in der taz online externer Link
  • Protest und Solidarität mit den drei gekündigten Beschäftigten der taz nord
    Wir rufen dazu auf, vor der taz gegen die betriebsbedingten Kündigungen der drei Beschäftigten der Anzeigenabteilung in Hamburg und Bremen zu protestieren. Die betriebsbedingten Kündigungen der Anzeigenabteilung taz Nord überschreiten eine rote Linie. Alle taz-Beschäftigten wollen, dass die taz sich verändert und digitalisiert. Dies muss aber sozialverträglich und fair ablaufen. Seit zwei Jahren machen wir in der Redaktion und im Verlag im Homeoffice und remote erfolgreich Zeitung. Die Geschäftsführung der taz Verlags- und Vertriebs GmbH redet in einer aktuellen Stellungnahme Homeoffice und Remotearbeiten schlecht und stellt zwei Jahre erfolgreiches Zeitungsmachen infrage. Was sind das denn für Signale und Vorzeichen, wenn wir erst richtig anfangen, die taz auf den Kopf zu stellen und zu digitalisieren? (…) Wir sagen, wenn betriebsbedingte Kündigungen formal arbeitsrechtlich unvermeidbar sind, dann muss die Geschäftsführung den drei Beschäftigten der Anzeigenabteilung taz Nord einen neuen Arbeitsplatz zu fairen und machbaren Arbeitsbedingungen anbieten. Wir haben einen Konsens in der taz: Solidarität und Fairness. Vorstand und Geschäftsführung verlassen mit den drei betriebsbedingten Kündigungen diesen Weg. Es ist doch fast schon zynisch, Kolleg:innen, die bekanntermaßen über kein großes Einkommen verfügen, einen Arbeitsplatz in Berlin mit Präsenzpflicht anzubieten. Keine normalen taz-Beschäftigten können sich zurzeit einen Umzug, eine neue Wohnung in Berlin oder mehrmaliges Pendeln im Monat leisten. Wir fordern den Vorstand und die Geschäftsführung auf, die drei Kündigungen der Anzeigenabteilung zurückzunehmen und den Beschäftigten Homeoffice und Remotearbeiten von Hamburg oder Bremen aus zu ermöglichen. Für erforderliche Präsenztermine in Berlin hat die taz schlicht die Kosten zu übernehmen, wie in anderen Medienhäusern auch.“ Aufruf bei der dju in ver.di Berlin-Brandenburg externer Link zur Protest- und Solidaritätskundgebung am Montag, den 4. April von 12:15 bis 12:45 vor der taz Berlin, Friedrichstraße 21, 10969 Berlin.
  • taz schließt Anzeigenabteilung der taz Nord: taz verweigert Homeoffice und kündigt lieber drei Beschäftigten betriebsbedingt
    Vorstand und Geschäftsführung der taz haben drei langjährig Beschäftigten der taz Nord-Anzeigenabteilung in Hamburg und Bremen betriebsbedingt gekündigt. Alternativ könnten die Beschäftigten nach Berlin umziehen und dort für die bundesweite taz arbeiten. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di Berlin-Brandenburg fordert die Rücknahme der Kündigungen. (…) Dabei ist der Umzug nach Berlin für die Beschäftigten mit ihren taz-Niedriggehältern, die weit jenseits der Branchentarifverträge liegen, nicht bezahlbar. Er ist auch nicht notwendig, da die Beschäftigten ihre Tätigkeit von Hamburg und Bremen aus oder im Homeoffice erbringen können. Genau das machen die taz-Anzeigenabteilungen in Hamburg, Bremen und Berlin coronabedingt aber bereits seit zwei Jahren – Homeoffice. „Die betriebsbedingten Kündigungen bei der taz überschreiten eine rote Linie“, sagt Jörg Reichel, Geschäftsführer der dju in ver.di Berlin-Brandenburg. „Der Vorstand weiß ganz genau, dass sich normale taz-Beschäftigte keinen teuren Umzug, keine neue Wohnung in Berlin oder mehrmaliges Pendeln im Monat leisten können. Geschäftsführung und Vorstand hoffen wohl insgeheim, dass die Beschäftigten kapitulieren und ihre Arbeitsplätze aufgeben. Das ist weder solidarisch noch sozialverträglich. Die Geschäftsführung konterkariert so den taz-eigenen Anspruch eines fairen Umgangs miteinander. Wir fordern daher die Rücknahme der Kündigung und dass die Kolleg*innen ihre Arbeit weiterhin von Hamburg und Bremen aus erbringen können.“ Die taz will die Anzeigenabteilung der taz-Nord nach einer Blattreform komplett schließen. Geschäftsführung und Chefredaktion hatten ihren Beschäftigten im Zuge der Reform vor einem Jahr zugesichert, dass niemand seinen Arbeitsplatz in Hamburg oder Bremen verlieren werde oder umziehen müsse.“ dju-Pressemitteilung vom 01.04.2022 externer Link
  • „#b0404 @tazgezwitscher Protest von ca. 50 Beschäftigten gegen die 3 betriebsbedingten Kündigungen der @taznord und gegen die unsolidarische  Personalpolitik von der Geschäftsführung Andreas Marggraf und @alinista. Die taz in Berlin steht seit zwei Jahren fast „leer“. Zeitung wird trotzdem gemacht und zwar erfolgreich. Der Vorstand + Geschäftsführung der @tazgezwitscher beschließt die Anzeigenabtl. in HH und B zu schließen, weil sich das angeblich nicht rechnet, kündigt betriebsbedingt und bietet den 3 Beschäftigten neue Arbeitsplätze in Berlin an. Der Haken: Die Beschäftigten müssen das Pendeln + Kosten neuer Whg. in Berlin selbst bezahlen. Das Arbeiten von Bremen/ HH aus lehnt die Geschäftsführung ab, weil sie sagen remote & home office funktioniert nicht – Präsenz wird verlangt.“ Thread vom 4.4.2022 von Jörg Reichel externer Link, Landesgeschäftsführer dju in ver.di Berlin-Brandenburg mit Fotos und Videos
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=199483
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