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Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main stellt Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens
Dossier
Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main stellt Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens
„Die Geschäftsführung der „Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH“ (Frankfurter Rundschau) hat heute beim Amtsgericht Frankfurt am Main Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist Herr Rechtsanwalt Frank Schmitt, Schultze & Braun, bestellt worden…“ Pressemitteilung der Mediengruppe M. DuMont Schauberg vom 13.11.2012 . Siehe dazu:
- Beschäftigte der Frankfurter Rundschau demonstrieren am 17. Dezember in Köln vor dem Neven DuMont-Haus für Arbeitsplätze und soziale Sicherung
„Beschäftigte der Frankfurter Rundschau und ihre Familien werden am Montag, dem 17. Dezember, gegen 15.00 Uhr in Köln vor der Konzernzentrale der Mediengruppe M. DuMont Schauberg im Druck- und Verlagshaus Frankfurt demonstrieren. Sie fordern Unterstützung beim Kampf um die Arbeitsplätze in Druckerei und Verlag. Soweit es im Laufe des weiteren Insolvenzverfahrens zu Kündigungen komme, müssten die Betroffenen eine faire Abfindung erhalten, die zusätzlich zu den Leistungen aus einem eventuellen Insolvenz-Sozialplan gezahlt werden müssten, sagte am Freitag (14. Dezember) Manfred Moos vom ver.di-Landesbezirk Hessen „Ein reiner Insolvenz-Sozialplan kann aus rechtlichen Gründen maximal nur 2,5 Monatslöhne als Abfindung vorsehen“, erläuterte Moos. Selbst diese minimale Abfindung werde aber nur dann gezahlt, wenn am Ende des Insolvenzverfahrens noch ausreichend Mittel vorhanden seien. Eine Lösung müsse auch für die Fälle gefunden werden, in denen bereits in der Vergangenheit Abfindungen vereinbart worden seien, deren Auszahlung aber derzeit wegen des Insolvenzverfahrens blockiert sei. (…) Die Kundgebung am 17. Dezember um 15.00 Uhr findet vor dem Neven DuMont-Haus in der Amsterdamer Straße 192 in Köln statt.“ Pressemitteilung von ver.di vom 14.12.2012
- Bestand der FR bis Ende Januar gesichert
„Es gibt einen weiteren Monat Galgenfrist für die FR: Die Gesellschafter des Druck- und Verlagshauses Frankfurt a. Main GmbH, die Mediengruppe M. DuMont Schauberg und die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), haben sich mit der Geschäftsführung und dem vorläufigen Insolvenzverwalter darauf verständigt, eine Fortführung des Geschäftsbetriebes bis Ende Januar 2013 zu ermöglichen…“ Meldung auf meedia.de vom 14.12.2012
- Die FR: ein Elend
Die Frankfurter Rundschau ist pleite. Damit geht eine wechselhafte Geschichte einer einst wichtigen Zeitung zu Ende. Rolf Peter Henkel, lange Jahre FR-Korrespondent in Stuttgart, schreibt, wie er das findet, erschienen in Kontext Wochenzeitung 11/2012. Aus dem Text:
„(…) Lange hat meine FR vieles überstanden. Phasen linksplüschigen Biedersinns, alte Männer in aufgeblähter Geschäftsleitung, die Folgen mangelnder finanzieller Vorsorge, Millionenverluste durch fehlgeschlagene Experimente mit Straßenzeitungen, die Konkurrenz durch taz, FAZ und „Süddeutsche“, dann allzu viele demotivierende Sparrunden oder die heikle Umstellung aufs Tabloid-Format. Nicht überstanden hat sie schließlich den von oben, aus Köln, verordneten Verlust ihrer Seele, im Koofmichjargon: des Markenkerns. Immer mehr Leser wandten sich in den letzten Jahren ab, weil sie die alte FR nicht mehr erkannten und die neue nicht schätzten: zu viel Banales, zu viel Beliebiges, das früher nicht einmal den Pförtner passiert hätte und sprachliche, moralische und politische Standards begrinst als altmodisches Zeug. Alles in allem: es ist ein Jammer. Und zu diesem Abgang passt der Aufstieg der „Blöd“-Zeitung zu einem bundesdeutschen Leitmedium.“ Rolf Peter Henkel in Kontext Wochenzeitung 11/2012
- Geschäftsbetrieb soll unverändert weitergehen: FR-Töchter melden Insolvenz an
„Sechs Tochtergesellschaften der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH, welche die Frankfurter Rundschau herausgibt, haben am Dienstag beim Amtsgericht Frankfurt am Main und Offenbach Insolvenzantrag gestellt. Die Unternehmen beschäftigen in Frankfurt und Neu-Isenburg insgesamt 80 Mitarbeiter. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert…“ Meldung auf Meedia.de vom 27.11.2012
- Für den Erhalt der Frankfurter Rundschau – Solidarität mit den Beschäftigten
„Bereits über ein Jahrzehnt hinweg haben die Beschäftigten mit Einkommenseinbußen und einem massiven Arbeitsplatzabbau ihren Beitrag zum Erhalt des Druck- und Verlagshauses und damit zum Erhalt der Frankfurter Rundschau (FR) geleistet. Von den ehemals 1.600 Arbeitsplätzen vor 10 Jahren gibt es heute nur noch 500. Nun wurde ein Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt, weil die beiden Hauptgesellschafter DuMont Schauberg und DDVG keine Mittel mehr zur Verfügung stellen wollen. Wir erklären uns mit den Kolleginnen und Kollegen der Frankfurter Rundschau solidarisch. Ziel ist es, die Arbeitsplätze und auch die Medienvielfalt zu erhalten. Anders als die Gesellschafter sehen wir sehr wohl Perspektiven für die Fortführung des Unternehmens und den Erhalt der Arbeitsplätze in Verlag, Redaktion und Druckerei. Das zeigen auch die Reaktionen der Leser und Abonnenten aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich für den Fortbestand „ihrer“ FR einsetzen…“ Das Flugblatt vom ver.di Bundesvorstand – Fachbereich Medien, Kunst und Industrie inklusive Unterschriftenliste bei Soliserv
- »Rettet die Rundschau«: Durchhalteparolen und Frustration nach Einleitung des Insolvenzverfahrens
Eine Woche nach Einleitung eines Insolvenzverfahrens für die »Frankfurter Rundschau« (FR) rollt in der Mainmetropole eine Welle der Solidarität zur Erhaltung des traditionsreichen Blatts an. Artikel von Hans-Gerd Öfinger im Neues Deutschland vom 22.11.2012
- Die Frankfurter Rundschau stellt den Insolvenz-Antrag – die Zeitung erscheint weiter
Das Special bei der Frankfurter Rundschau
- Vom Anzeigenmarkt genommen: Die Frankfurter Rundschau und ich
„Ich lernte die Frankfurter Rundschau im Frühjahr 1959 kennen. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund, dem ich angehörte, veranstaltete in Frankfurt a.M. mit anderen linken Jugendverbänden einen Kongreß, der sich erkühnte, die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze zu fordern. Die FR machte daraus ihre Schlagzeile auf Seite eins. Keine andere Zeitung wäre auf die Idee gekommen, einem solchen Ereignis so große Aufmerksamkeit zu verschaffen. Die SPD reagierte empört, die Frankfurter SDS-Gruppe verlangte, Ulrike Meinhof und fünf oder sechs andere, die als Hauptakteure galten, darunter mich, aus dem SDS auszuschließen. Ein Prozeß kam in Gang, der am Ende zu dem SPD-Beschluß führte, die Mitgliedschaft in der Partei sei mit der im SDS unvereinbar. Aber es dauerte kaum mehr als ein Jahrzehnt, bis Willy Brandt wegen der Anerkennung der Oder-Neiße Grenze den Friedensnobelpreis erhielt…“ Artikel von Eckart Spoo in der jungen Welt vom 17.11.2012
- Insolvenz der „Frankfurter Rundschau“: Auf gut Deutsch: verkaufen
Das linksliberale Traditionsblatt ist insolvent. Die Mitarbeiter wollen trotzdem weitermachen. Was das heißt? Sechs Fragen, die sich jetzt stellen. Artikel von Steffen Grimberg in der TAZ vom 14.11.2012
- Was die Frankfurter Rundschau tatsächlich in die Insolvenz getrieben hat
„Mit personellen Kahlschlägen allein lässt sich ein Zeitungsverlag nicht retten und ohne eine eigenständige Redaktion lässt sich keine profilierte Tageszeitung halten. Die Umsatzverluste im Anzeigengeschäft bei den Printmedien sind nicht bestreitbar, aber der Verlust der verkauften Auflage war die entscheidende Ursache für den Niedergang dieser Tageszeitung. Zuerst sinkt die verkaufte Auflage einer Zeitung und dann sinken auch die erzielbaren Anzeigenpreise. Eine Zeitung, die im Wesentlichen nur noch aus einem geborgten „Mantel“ besteht, kann auf Dauer nicht mehr verhüllen, dass unter dem Mantel kaum noch eigenständige Inhalte stecken. Die Frankfurter Rundschau hat neben den anderen überregionalen Zeitungen weitgehend ihre eigene Stimme verloren. Dieser Verlust war ein sich seit Jahren hinziehendes Trauerspiel, das nun durch die Insolvenz sein Ende gefunden hat. Mit dem Aus der FR, die am 1. August 1945 die zweite Lizenz einer deutschen Tageszeitung nach dem Krieg erhalten hat, hat der Meinungs-Mainstream in der Presselandschaft hat einen weiteren Sieg errungen. Der Niedergang der FR ist exemplarisch für den Niedergang des Journalismus insgesamt…“ Artikel von Wolfgang Lieb auf den Nachdenkseiten vom 14.11.2012
- Frankfurter Rundschau – in eigener Sache: „Es ist nicht das Ende der FR“
„Sie haben es alle gehört oder gesehen: Gestern hat die Frankfurter Rundschau Insolvenz angemeldet. Das ist ein Schock für Sie, die Leserinnen und Leser der FR, und es ist ein schrecklicher Tag für die Belegschaft. Aber es ist nicht das Ende der Frankfurter Rundschau!…“ Ein Beitrag von der Belegschaft der FR vom 13.11.2012
- Bestürzung über die Insolvenz der Frankfurter Rundschau: Schwarzer Tag für die Beschäftigten und die Pressevielfalt in Deutschland
„Verlegerische Fehlentscheidungen in den letzten Jahren sind nach Auffassung des Landesbezirks Hessen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit verantwortlich für den heutigen Insolvenzantrag des Druck- und Verlagshauses Frankfurt am Main, in dem die „Frankfurter Rundschau“ erscheint…“ Meldung bei der Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di vom 13.11.2012
- Kündigungen vermeiden!
„Der Deutsche Journalisten-Verband hat die Geschäftsführung des Medienkonzerns M. DuMont Schauberg aufgefordert, auf Kündigungen redaktioneller Mitarbeiter bei der Frankfurter Rundschau weitgehend zu verzichten. (…) „Die Insolvenz der Rundschau ist die Folge von jahrzehntelangem Missmanagement“, kritisierte der DJV-Vorsitzende. „Das Aus der renommierten Zeitung ist besonders bitter für die Beschäftigten, die über Jahre hinweg mit Einkommensverzicht für den Erhalt ihrer Zeitung gekämpft haben.“ Sie hätten ein Anrecht darauf, dass sich der Verlag zu seiner Verantwortung für die FR-Journalisten bekenne…“ Pressemitteilung des Der Deutschen Journalisten-Verbandes vom 13.11.2012
- »Mit dieser Insolvenz geht eine Ära zu Ende«
Die Frankfurter Rundschau steht vor dem Aus, die berufliche Zukunft der Mitarbeiter ist ungewiß. Ein Interview von Gitta Düperthal mit Wolfgang Storz (Er war von 2000 bis 2002 stellvertretender Chefredakteur und dann bis 2006 Chefredakteur der Frankfurter Rundschau) in der jungen Welt vom 14.11.2012
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