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Bundesdeutsche Medien nach den Chemnitzer Menschenjagden: Weitermachen, immer weiter machen im Dienst des Kapitals und der Nation
„Eine Viertelstunde, just ein Drittel der Gesprächszeit, rang die Runde dann um die Sachsen, die man jetzt am besten per Bundeszwang und mit der fortwährenden Vermittlung westlicher Werte in den Griff bekommen sollte. Ich merkte an, dass der Rechtsruck nicht nur in Sachsen bestehe – und dass hier der Besserwessi einen Bundesmoralismus pflege: Keiner in unserer netten Runde kam nämlich aus dem Osten. Danach ging es viel um Moral, um Werte und um rechte Menschenfänger. Detjen hatte das Gespräch auch damit eingeleitet, dass in Chemnitz Neonazis, Rechtsradikale und Deutschnationale auf der Straße waren. Von den normalen Bürgern, die sich dazugesellten, sprach er nicht. Dabei ginge es ja gerade um sie, die Fanatiker kriegt man ja eh nicht mehr auf die Spur, die sind so verfestigt in ihrem Weltbild, da hilft kein Dialog mehr. Erst nach einer geschlagenen halben Stunde kam die Sozialpolitik als eine mögliche Ursache aufs Tapet, die Agendapolitik und die Verunsicherung zur Sprache. Frei ließ die Agendapolitik jedoch nicht gelten, sie sei zu lange her. Die 200 Jahre des währenden Sachsenkomplexes gelten als Motiv – 15 Jahre Austerität nicht…“ – aus dem Beitrag „Die deutsche Ideologie“ von Roberto De Lapuente am 04. September 2018 in neues deutschland über seine Erfahrungen in einer der zahlreichen Debattenrunden in den Medien (hier beim Deutschlandradio)… Siehe zur medialen Aufarbeitung von Chemnitz zwei weitere aktuelle Beiträge – sowie zur Kontinuität dieser Praxis einen Hintergrundbeitrag aus dem Jahr 1992, der aus aktuellem Anlass wieder publiziert wurde:
- „Morphologie der Jagdszene“ von Velten Schäfer ebenfalls am 04. September 2018 in neues deutschland zum Wirken eines besorgten Professors – des Dresdner Politologen Werner J. Patzelt – und seiner gedanklichen Partner in allen möglichen polizeinahen Medien: „Das hauptsächlich mit der Diffamierung von Geschlechtersoziologie befasste Portal »ScienceFiles« ist Multiplikator einer von Patzelt initiierten Unterschriftenliste. Von der Bundesregierung fordert diese »Beweise«, dass es in Chemnitz tatsächlich zu jenen »Hetzjagden« kam, die Kanzlerin und Regierungssprecher verurteilt hatten. Denn hätten, so Patzelt, nicht »der Chefredakteur der ›Freien Presse‹ in Chemnitz, dessen Journalisten vor Ort waren, die sächsische Generalstaatsanwaltschaft sowie die sächsische Polizei« erklärt, dass »derlei Hetzjagden gar nicht« stattfanden? Polizei und Staatsanwaltschaft sind hier ein Thema für sich. Doch zeigt schon ein Blick auf jene Einlassung des Chefs der »Freien Presse«, wohin sich Patzelt hat tragen lassen. Torsten Kleditzsch bestreitet nämlich nicht, dass es »aus der Demonstration heraus Angriffe auf Migranten, Linke und Polizisten« gab. Es sei »Menschen über kurze Distanz nachgestellt« worden, sodass »der Begriff ›Jagdszene‹ noch gerechtfertigt« sei – nicht aber »›Hetzjagd‹ in dem Sinne, dass Menschen andere Menschen über längere Zeit und Distanz vor sich hertreiben«…“
- „Kann man machen: Die „Welt“ interviewt zu Chemnitz einen „Experten“, der Erstunterzeichner der „Charta 2017 ist“ ist ein Eintrag auf dem Twitter-Kanal von Jan Petter am 30. August 2018 über ein „Die Welt“-Interview von Luisa Hofmeier mit Hans-Joachim Maaz am selben Tag (nur im Abo ganz lesbar), worin dieser in den ersten Passagen bekennt: „Ich bin mir nicht sicher, ob es stimmt, dass wir ein so besonderes rechtsextremes Problem haben. Wir haben ein Protestproblem in Sachsen. Mir ist wichtig: Man darf Pegida oder auch die große Zahl der AfD-Wähler auf keinen Fall als Rechtsextreme einordnen. Die mag es auch geben, aber das ist nicht der Kern des Protests. Ich würde die Reaktion der Chemnitzer Oberbürgermeisterin und vor allen Dingen unserer Regierung beanstanden. Wenn Herr Seibert als Sprecher der Kanzlerin davon spricht, dass es „Zusammenrottungen“ und „Hetzjagden“ gab und „Hass auf die Straße“ getragen wurde. Wenn er das in den Mittelpunkt stellt – dann schürt er das Problem…“
- „Waffen für Hoyerswerda“ von Wolfgang Pohrt am 27. August 2018 neu aufgelegt von non.copyriot unter anderem zur damaligen (1992) medialen Aufarbeitung: „Derweil schrieb die »Stuttgarter Zeitung« undementiert: »Sachsens parteiloser Justizminister Steffen Heitmann hatte eine unheimliche Begegnung. Auf der Stuttgarter Königstraße ist er eines Samstags spazierengegangen und hat dort so viele ausländische Sprachen gehört und so viele fremdländische Menschen gesehen, daß er sich gefragt hat: ‘Mensch, biste hier noch zu Hause?’ Der Theologe hat sich so seine Gedanken gemacht. Er ist zu dem Schluß gekommen, daß ‘Deutschland das Recht haben muß, seine kulturelle Identität zu wahren’«. Während die häßlichen Deutschen johlten, forderten die schönen Seelen »mehr Toleranz« und mahnten, die Landsleute müßten mit den Ausländern leben und sie besser verstehen lernen. Mutwillige Sachbeschädigung, lebensgefährdende Brandstiftung, schwere Körperverletzung und versuchten Mord hielten sie offenbar für Erscheinungsformen von Intoleranz. Daß Deutsche erschlagen dürfen, wen sie nicht mögen oder nicht verstehen, verstand sich für sie von selbst. Sporadisch kam es auch zu Kundgebungen und Demonstrationen gegen die »Ausländerfeindlichkeit«, die freilich unter mäßiger Beteiligung litten und widerwillig absolvierten Pflichtübungen glichen. Nicht eine Organisation forderte dazu auf, den Sitz der sächsischen Landesregierung zu belagern und diese Belagerung solange durchzuhalten, bis Biedenkopf samt seinem Kabinett wegen Unterstützung und Begünstigung einer terroristischen Vereinigung sowie Werbung für sie hinter Gittern ist. Die Hunderttausende, die im Januar noch für den Frieden um jeden Preis auf die Straße gegangen waren und das Land mit Mahnwachen und Kerzenschein überzogen hatten, blieben zu Hause aus dem einfachen Grund, daß die Menschenjagd in der Bundesrepublik auf ökologisch unbedenkliche Weise abgewickelt wurde. Und während die Wohnheime von Asylbewerbern schutzlos den Angriffen neonazistischer Verbrecher ausgeliefert sind, fallen einem die Bilder von der Demonstration gegen die Startbahn West in Frankfurt wieder ein, wo Leute sich mit bloßem Oberkörper der Polizei in den Weg und schützend vor den Baum stellten, für den sie eine Patenschaft übernommen hatten…“