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Voith-Beschäftigte in Sonthofen gehen in den Streik – trotz Corona – für Standorterhalt und Sozialtarifvertrag
Dossier
„Beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen / Allgäu läuft der Betrieb trotz Coronakrise voll weiter. Doch wohl nicht mehr lange, sollte das Management nicht einlenken: Ab Ende der Woche soll es Streik geben. 98 Prozent der IG Metall-Mitglieder haben in einer Urabstimmung dafür gestimmt, bei einer Wahlbeteiligung von 100 Prozent – trotz Corona, unter Einhaltung strenger Hygienevorschriften. Die IG Metall und die Beschäftigten kämpfen für den Erhalt des Standortes mit 500 Arbeitsplätzen und einen Sozialtarifvertrag. Bereits im Herbst 2019 hatte Voith seine Schließungspläne für das Werk in Sonthofen bekannt gemacht. Das Werk produziert Spezialgetriebe und schreibt schwarze Zahlen. Dennoch soll die Produktion an andere Standorte verlagert werden, um Kosten zu sparen. Seitdem kämpfen IG Metall und Beschäftigte für den Erhalt des Werkes und bekommen dabei viel Unterstützung aus der gesamten Region. (…) Der Streik soll noch in dieser Woche starten, natürlich mit Corona-konformen Aktionen. (…) Für ihren Corona-konformen Streik arbeiten die IG Metall-Mitglieder bei Voith in Sonthofen derzeit Konzepte aus und sind dazu in Abstimmung mit den Behörden. Es geht um alternative Streik-Aktionen, die auch ohne Menschenmassen öffentlichkeitswirksam sind…“ Meldung vom 21.04.2020 bei der IG Metall mit Video und Hintergründen, siehe auch:
- Voith ist beerdigt: Das war der Kampf um das Allgäuer Traditionswerk
„… Symbolisch haben die zuletzt verbliebenen 90 Produktionsarbeiter:innen bei Voith in Sonthofen an ihrem letzten Arbeitstag ihr Werk zu Grabe getragen. Für jedes Jahr, an dem an diesem Ort Metall verarbeitet wurde, stellten sie ein Grablicht auf. Fast 500 Jahre währte die Tradition. Nun hat die Oberallgäuer Kleinstadt ihren ehemals größten Betrieb verloren. Um das zu verhindern, hatten die Arbeiter:innen im Frühjahr letzten Jahres 33 Tage lang gestreikt. Ihr Werk konnten sie nicht bewahren, Ende September 2020 wurde die Produktion nach Crailsheim verlegt. Der Streik brachte lediglich einen Sozialtarifvertrag. Der Großteil der Beschäftigten wurde vorerst in eine Transfergesellschaft überführt. Als Klasse Gegen Klasse haben wir die Streikposten besucht und dabei eine Perspektive aufgeworfen, wie das Werk gerettet werden könnte: die Verstaatlichung unter Kontrolle der Beschäftigten selbst: „Anstatt sich immer wieder den Interessen privater Eigentümer*innen zu unterwerfen, könnten die Beschäftigten das Werk selbst verwalten. Der Staat, dem das Werk unter dem Namen BHS auch schon bis 1989 gehörte, könnte es wieder übernehmen und die 500 Kolleg*innen könnten unter eigener Regie weiter produzieren“. (…) Die Schließung des Werks war aber nicht nur deshalb besonders verwerflich, weil der Standort noch 2019 profitabel produziert hatte. Die Familie Voith ist zudem eine der reichsten in Deutschland. Wie wir vorgerechnet haben, hätte man von ihrem Vermögen den Lohn der 500 Arbeiter:innen noch einhundert Jahre weiterzahlen können. (…) Auch wenn der Kampf verloren ging, war er doch nicht umsonst. Eine lesenswerte Reportage für die junge Welt schloss unser Genosse Simon Zamora Martin mit einem Ausblick: „Doch hoffentlich fällt nicht der Nebel des Vergessens über diesen Kampf – dem ersten Streik seit Ausbruch der Coronapandemie. Im Angesicht einer möglichen neuen politischen Dynamik und bevorstehender Angriffe wegen der beginnenden Rezession lässt sich hier hinter dem Grünten mehr finden als leckerer Käse. Hier lässt sich ein wertvoller Schatz an Erfahrungen bergen.“ Beitrag von Marco Blechschmidt vom 1. April 2021 bei Klasse gegen Klasse - [Streik am 27.5. beendet] IG Metall und Voith einigen sich auf Sozialtarifvertrag in Sonthofen, es bleibt bei der Schließung. Erste Bewertungen und Kritik
- Sand im Getriebe – Gemeinsamer Arbeitskampf bei Voith im Allgäu. Enttäuschung über Streikabbruch. Ein Besuch in Sonthofen
“… Vielleicht weil sich durch den Bergbau sehr früh eine Arbeiterklasse bildete, wurde während der Bauernkriege hier in Sonthofen der Allgäuer Haufen gegründet. Unter den Hämmern der jungen Arbeiter entstanden in jenen Tagen des Jahres 1525 die Waffen der Rebellen. Auf der anderen Seite des Grünten endeten die deutschen Bauernkriege de facto auch mit der Kapitulation des Allgäuer Haufens. Nach der blutigen Niederwerfung der Rebellion legte der Fürstabt von Kempten hier vor über 400 Jahren den Grundstein für ein Guss- und Schmiedewerk, dessen Arbeiterinnen und Arbeiter im Jahr 2020 in einem erbitterten Kampf ihr Werk verteidigten. Doch letztendlich wurden sie wieder zu einer Kapitulation gezwungen – diesmal vor dem Voith-Konzern. Nicht nur die lange Historie des Betriebes träg zum Stolz bei, mit dem die Arbeiter und Arbeiterinnen auf ihr Werk schauen: Im vergangenen Jahr kam erstmals eines der ersten Planetengetriebe, das in Sonthofen gebaut wurde, zur Wartung. Seit 1937 läuft es in einem bayerischen Wasserkraftwerk. Nach 82 Jahren Dauerbetrieb mussten nur die Lager etwas ausgebessert werden. Die Beschäftigten wissen, was für hochwertige Produkte sie hier schaffen. »Wir bauen Spezialgetriebe, die 700 Kilogramm bis 70 Tonnen wiegen. Getriebe für riesige Wasserkraftwerke, Gezeitenkraftwerke, Gaspipelines, Öltanker und AKW. Stell dir mal vor, was passiert, wenn da ein Getriebe bei diesen Belastungen auseinanderfliegt …« (…) Siemens, MAN und der schwedische Industriekonzern Atlas Copco geben seit Jahrzehnten hier ihre Spezialgetriebe in Auftrag. Das Werk läuft also wie geschmiert, 2019 wurden sieben Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Trotzdem entschied sich das Familienunternehmen Voith dazu, die historische Fabrik in Sonthofen zu schließen und die Produktion an den 200 Kilometer entfernten Standort in Crailsheim zu verlegen. Seit der Säkularisierung kirchlicher Besitztümer im Jahre 1803 befand sich das Werk in staatlicher Hand. Nach Niederschlagung der Bayerischen Räterepublik wurde der Maschinenbauer in die Staatliche Aktiengesellschaft der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG (BHS) eingegliedert. Erst mit der neoliberalen Offensive in den 1990er Jahren wurde das Werk zerschlagen und privatisiert. Voith kaufte 2007 die Getriebesparte des BHS- Werkes in Sonthofen. »Unser Betrieb hat wie ein Getriebe funktioniert.« Andreas arbeitet seit den 80er Jahren im Werk. Wie schon sein Vater, der in den 70ern aus den Kohlegruben in Nordrhein-Westfalen einer Werbeaktion des staatlichen BHS-Konzerns folgte: »Arbeiten, wo andere Urlaub machen.« Er erinnert sich nicht nur an die großen Familienfeste, die BHS organisierte, sondern auch an die gute Zusammenarbeit. »In unserem Betrieb griff alles Zahn in Zahn. Aber Voith, … Voith war der Sand im Getriebe.« (…) Für Voith scheint auch die Familie an erster Stelle zu stehen: die eigene. Derzeit belegen sie mit einem Privatvermögen von 2,3 Milliarden Euro Platz 85 der reichsten Familien Deutschlands. Das würde ausreichen, um die Löhne der 500 Beschäftigten in Sonthofen für die nächsten 100 Jahre zu bezahlen. (…) Die offizielle Strategie der IG Metall war es, den Preis der Schließung so weit in die Höhe zu treiben, dass Voith freiwillig von dieser absieht. Die Führung vermied es jedoch in die Offensive zu gehen, auch wenn es aus der Basis spontane Versuche gab, den Kampf etwa durch Werkstorblockaden zu radikalisieren und auf andere von Schließung bedrohte Standorte auszuweiten. Das Ergebnis ist ernüchternd: drei bis sechs Monate länger Anspruch auf die Beschäftigung bei einer Übergangsgesellschaft und eine geringfügig höhere Abfindungen für Härtefälle, als es der Sozialplan des Gesamtbetriebsrates vorsieht. In der Belegschaft gibt es viel Wut darüber, wie die IG-Metall-Führung den Streik ohne eine ergebnisoffene Diskussion beendete: »Entweder dieses Ergebnis oder nichts«, ohne eine Weiterführung der Arbeitsniederlegung zuzulassen und mit lediglich 24 Stunden Bedenkzeit. Benjamin hat gegen den Abbruch gestimmt: »Viele glauben, wenn wir nur zwei Wochen weitergestreikt hätten, wäre ein viel besseres Ergebnis drin gewesen.« Doch für den Abbruch eines Streiks müssen nur 25 Prozent der Entscheidung zustimmen. Die Option, weiterzustreiken, stand nicht auf dem Stimmzettel. …“ Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 13.06.2020 - Voith Sonthofen: Abfindung erhöht – Arbeitsplätze weg – Streik beerdigt
“… Nach Unterlagen der IG Metall besteht das finanzielle Gesamtvolumen dieses Sozialtarifvertrages zu 75 % aus den Beträgen, die der konzernweite Sozialplan für Sonthofen vorgesehen hätte, weitere 25 % wurden oben draufgesattelt (1). Tatsächlich ist die Abfindungsregelung mit der Formel Lebensalter x Betriebszugehörigkeit x Bruttomonatsentgelt x 1,3 geteilt durch 100 guter Durchschnitt für die westdeutsche Metallindustrie; verheiratete Beschäftigte erhalten 10 % mehr, mit Kindern 20 % mehr. Zu diesem Grundbetrag kommen noch Sockel von 8.000 (bis 35 Jahre) bis 15.000 Euro (über 46 Jahre). Dies alles wird allerdings bei 110.000 Euro gedeckelt, bevor weitere 500 pro 5 Jahre Beschäfti-gungszeit dazu kommen. Alternativ kann eine Beschäftigungs- und Qualifizierungs-gesellschaft gewählt werden, bei der 15–18 Monate Arbeitslosigkeit mit 80 % des letzten Nettoentgelts überbrückt werden können, oder eine Vorruhestandsregelung, bei der die Firma das Arbeitslosengeld aufstockt. Das „Büro Allgäu“, in dem 170 Beschäftigte eine Arbeit angeboten bekommen sollen, ist für 3 Jahre garantiert. Sollte es vorher geschlossen werden, gelten die Abfindungskonditionen erneut. Nach Meinungen aus der Belegschaft hatte dieses „Büro“ immer den durchsichtigen Zweck, sie zu spalten. Es kann aber auch dazu dienen, das Fachwissen zu transferieren. Die IG Metall-Mitglieder wurden über dieses Ergebnis am Montag, den 25.5., informiert. Sie konnten auf einer webbasierten Mitgliederversammlung darüber diskutieren. Tags drauf fiel die Entscheidung. Mit dem relativ guten finanziellen Zusatz wird eine verheerende Niederlage kaschiert: einen guten Streik verloren zu haben, der ein leuchtendes Beispiel für hunderte anderer Betriebe hätte sein können. Das ist nicht ungewöhnlich für diese Gewerkschaft. (…) Das Werk hat eine hohe Kompetenz, bewiesen in einer langen Geschichte und die Belegschaft hat eine hohe Kompetenz. Sie weiß, was sie produziert und sie weiß, warum sie das verteidigen will. Aber offensichtlich reicht ein Streik in einem einzelnen Werk gegen ein so hartes und gut vorbereitetes Management nicht. Es stellt sich die Frage, wie hätte der Kampf verstärkt werden können? Und diese Frage richtet sich nicht nur an die Belegschaft von Voith Sonthofen, sondern ganz unmittelbar an alle Beschäftigten bei Voith, an alle MetallerInnen und vor allem an die Führung der IG Metall. Diese praktiziert seit Jahren eine Strategie, mit Verträgen mit dem Management „Zukunfts-“ oder „Standortsicherungen“ zu verhandeln. Dabei wird meist ein Teilabbau akzeptiert, sozial „abgefedert“ und oft noch auf tarifliche Regelungen verzichtet. Diese Strategie ist schon im letzten Jahr an ihre Grenze gekommen, als klar wurde, dass hunderttausende Arbeitsplätze in der Metallindustrie durch die Autokrise, durch Verlagerungen und durch Digitalisierung bedroht sind. Durch die aufkommende Wirtschaftskrise, die durch Corona verstärkt wird, wird das alles nicht besser. (…) Am Beispiel Voith wird deutlich, dass die Manager, die sich anmaßen zu entscheiden, keine Ahnung von der Technik haben, vom Potential des Wissens und Könnens im Betrieb, von den Prozessen innerhalb der Belegschaft, die dieses Wissen und Können zur Anwendung bringen. Doch auch wenn sie davon mehr Ahnung hätten, würde das an dem Grundproblem nichts ändern, das zum Schließungsbeschluss für Sonthofen führte, nämlich der kapitalistischen Jagd nach möglichst großem Profit. An der Krise der Wirtschaft insgesamt wird deutlich, dass es keinen Sinn macht, auf eine Selbstheilung des Marktes zu hoffen. Im Gegenteil, diese „Selbstheilung“ besteht gerade in der Vernichtung von Betrieben und Existenzen, um wieder mehr Profit machen zu können. Schon sind in den letzten Tagen neue Angriffe bekannt geworden: BMTS Blaichach, 5 km von Sonthofen entfernt; Schaudt-Mikrosa in Leipzig, Eberspächer Esslingen, und ZF will 15000 Arbeitsplätze zerstören. In den nächsten Monaten müssen wir die Diskussion darüber führen, welche weitergehenden Kampfformen und strategischen Ziele bei solchen Auseinandersetzungen notwendig sind. Sind Streiks ein ausreichendes Mittel? Oder sind Betriebsbesetzungen notwendig, um die zahlreichen Angriffe, die auf uns zu rollen, abzuwehren? Welche Forderungen und Ziele brauchen wir, um wieder in die Offensive zu kommen? Wie können wir in der IG Metall für den nötigen Kurswechsel kämpfen?“ Beitrag vom 09.06.2020 der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften - Wie konnte die IG Metall den Kampf bei Voith verlieren?
“Der am 23. April begonnene Streik bei Voith in Sonthofen dauerte 33 Tage. Das Ergebnis ist die Schließung des Werkes und ein Sozialtarifvertrag für die Beschäftigten, die eigentlich für den Erhalt ihres Werks kämpfen wollten. Es hätte anders ausgehen können, doch die IG Metall hat auf einen konsequenten Kampf gegen die Unternehmensführung verzichtet. (…) Das Abstimmungsergebnis mag recht deutlich aussehen, lässt sich aber damit erklären, dass die Beschäftigten vor eine falsche Wahl gestellt wurden: Sozialtarifvertrag oder gar nichts. Eine Fortsetzung des Kampfs für den Erhalt wurde in der kurzen Zeit zwischen Verhandlung und Abstimmung gar nicht als realistische Option präsentiert. Und das, obwohl eine der wichtigsten Losungen der Streikenden von Anfang an lautete: „Voith kann gehen, wir bleiben hier!“ Die Verantwortlichen der IG Metall Bayern unterstützten das zwar in Worten, führten den Streik aber offiziell von Beginn an nur für den Sozialtarifvertrag. Eine Begründung dafür lautete, dass es rechtlich nicht erlaubt sei, gegen eine Schließung zu streiken. Man wolle damit aber die Kosten für die Schließung soweit in die Höhe treiben, dass Voith es sich anders überlege. Dass das allein nicht ausreichen würde, wurde jedoch schon recht früh deutlich. Das Unternehmen hatte sich ja entschieden, immense Kosten auf sich zu nehmen, um ein profitables Werk zu schließen. (…) Im Sinne der Sozialpartnerschaft verzichtet die Führung der IG Metall Bayern darauf, mit den Beschäftigten selbst die Arbeitsplätze zu gestalten, sondern kriecht lieber vor der Geschäftsführung in Heidenheim. Entsprechend missmutig wird das Ergebnis von vielen Beschäftigten aufgenommen : „Es waren viele große Sprüche und Reden dabei, wie man es Heidenheim zeigen wolle, doch am Ende steht nun doch die Schließung. Für uns ist das eine große Enttäuschung.“ Auch wenn es in Deutschland keine starke Tradition von erfolgreichen Kämpfen gegen Werksschließungen gibt, war die Ausgangslage für die Beschäftigten in Sonthofen außerordentlich gut: Sie starteten mit 98-prozentiger Zustimmung für den Streik und hielten fast durchgehend eine entsprechend hohe Streikbeteiligung aufrecht. Allein in den fünf Wochen des Ausstands dürfte sich der Schaden für das Unternehmen in Millionenhöhe bewegt haben. Gleichzeitig war es nicht schwer, die Öffentlichkeit vom Anliegen der Streikenden zu überzeugen: Das Unternehmen wollte schließlich ein gut funktionierendes und fest in der Region verankertes Werk mit langer Tradition schließen, nur um für eine superreiche Familie noch höhere Profite herauszuschlagen. Selten war es so offenkundig, wie hier, dass die Zukunft von hunderten Beschäftigten und ihren Familien für eine Unternehmensbilanz geopfert wird. Und damit stand das Werk ganz und gar nicht alleine da: auch in Zschopau und in Mühlheim sollen Betriebe von Voith geschlossen werden. Und auch für alle anderen Voith-Standorte stellen solche Pläne eine latente Bedrohung da. Sie alle hätten für einen gemeinsamen Streik mobilisiert werden können. Dazu kommt, dass die IG Metall auch in anderen Betrieben der Metallbranche zu Solidaritätsstreiks hätte aufrufen können. Schließlich ist Voith auch ein Präzedenzfall für die kommenden Monate, wenn nicht Jahre. (…) Doch wie konnte die IG Metall diesen Kampf trotzdem verlieren? Und wieso möchte sie das auch noch als Erfolg verkaufen? Beides hat mit ihrer gesellschaftlichen Rolle als Vermittlerin zwischen Kapital und Arbeit zu tun. (…) Die Bürokrat*innen, wie der IG Metall Vorstand oder auch seine Vertreter*innen auf unteren Ebenen, werden dafür bezahlt, mit den Bossen zu verhandeln. Deshalb haben sie kein materielles Interesse daran, dass die Betriebe unter Kontrolle von Arbeiter*innen geraten. Dann wäre ihre Vermittlung nicht mehr nötig. Diese Schicht von Expert*innen legt, wie im Falle des Voith-Streiks, die Grenzen eines Arbeitskampfes fest. Eine Streikdemokratie, die offene Versammlungen und die volle Entscheidungsgewalt der streikenden Arbeiter*innen über den Verlauf des Streiks voraussetzt, taucht in dieser Konzeption nicht auf. Die Beschäftigten haben gezeigt, dass sie kämpferisch sind: Sie haben bei hohem gewerkschaftlichem Organisationsgrad bis zum letzten Tag bei nahezu voller Beteiligung gestreikt und auch weitergehende Methoden angewandt wie die zeitweise Blockade des Werkstors. Doch was gefehlt hat, um sich von der Gewerkschaftsführung nicht den Schneid abkaufen zu lassen, war eine Selbstorganisierung der Basis. Es wäre nötig gewesen, in Streikversammlungen einen Kampfplan für eine Ausweitung des Streiks, Mobilisierungen und einer bundesweiten Solidaritätskampagne als Alternative zur Verhandlungstaktik vorzuschlagen und auch gegen den Willen der Gewerkschaftsbürokratie durchzusetzen…“ Artikel von Marius Rautenberg und Baran Serhad vom 29.05.2020 bei Klasse gegen Klasse - Beispielhafter Kampf
„Danke an die »Schmittler«. 98 Prozent bei Briefwahl-Urabstimmung, die ganze Belegschaft fünf Wochen im Streik gegen Betriebsschließung, unter Corona-Bedingungen – bislang einmalig. Ein beispielhafter Kampf der 517 Beschäftigten von Voith Sonthofen, ihrer Familien, des Allgäu. Sie haben alles getan, hätten ein Leuchtturm in der Krise werden können. Nach Schließungsmitteilung im Oktober verdoppelte sich der IG-Metall-Organisationsgrad. 100 Prozent Streikbrecherprämien (Rückstand bei über 40 Aufträgen) und Strafanzeigedrohungen gingen ins Leere. Der Bürgermeister und fünf Abgeordnete (bis 1996 war das Land Werkseigentümer) sahen sich noch am 18. Mai zu einem Schreiben an Voith veranlasst: »Es gibt mehrere seriöse Investoren, die an einer Übernahme interessiert sind, unter Erhalt aller Arbeitsplätze.« Der abrupte Sozialtarifvertragsabschluss entspricht nicht dem, was möglich war. Da ein Fünftel nicht zur Abstimmung ging, stimmten 30 Prozent nicht zu. (…) Bis zum Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat am 13. Mai forderte die IG Metall Bayern »Werkserhalt«, nicht nur »Sozialtarifvertrag«, danach nicht mehr. Das Durchatmen der Manager war spürbar. Wie grundsätzlich die Kapitalisten den Streik nahmen, zeigt ein Handelsblatt-Interview (17.5.) mit dem Vorstands- und Aufsichtsratschef: »Es gibt Teile der Belegschaft und ihrer Vertreter, die wollen offenbar signalisieren, dass sie die Schließung verhindern können. Unser Rechtssystem sieht vor, dass der Eigentümer am Ende entscheidet« – oder die Kräfteverhältnisse. Auch im Kapitalismus konnten Schließungen trotz anderer Gesetzeslage schon verhindert werden. Ursachen für den Ausgang allein bei der IG-Metall-Führung zu suchen wäre zu einfach. Von Heidenheim war Anfang Mai der Bevollmächtigte im Streikzelt. In der Tarifkommission Stuttgart wurde zu Solidarität aufgerufen, auch vom Bezirksleiter. Von dort, Geislingen, Heidelberg hingen Schreiben im Allgäu. Öffentliche Zeichen auch von Betriebsrat, IG Metall und Belegschaft in Crailsheim hätten gegen die Konzern-Spaltungsmanöver weitergeholfen.“ Leserbrief von Martin Hornung, Eppelheim, veröffentlicht in der jungen Welt am 29.05.2020 - »Es bleibt ein bitterer Beigeschmack«. Streik im Getriebewerk von Voith in Sonthofen beendet. Viele Beschäftigte enttäuscht und wütend
„… Ein Teil der Beschäfigten hat die Arbeit wieder aufgenommen, während ein anderer bezahlt nach Hause geschickt wurde. Die Stimmung ist erst mal sehr gedrückt. Unser historisches Getriebewerk in Sonthofen wird geschlossen. Von den 517 Arbeitsplätzen soll lediglich ein Büro mit 167 Angestellten bis 2023 bleiben. Es gibt etwas höhere Abfindungen, als es der noch nicht unterschriebene Sozialplan des Gesamtbetriebsrates vorsieht. Es ist nicht alles schlecht, was wir erreicht haben. Es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Aber eine Schließung kann man leider nie durch irgendeinen Geldwert kompensieren. (…) Viele glauben, wenn wir nur zwei Wochen weitergestreikt hätten, wäre ein viel besseres Ergebnis drin gewesen. Aber die IG Metall fand, dass mehr nicht herauszuholen sei. Die Geschäftsleitung meinte wohl, dass das Angebot nur gilt, wenn wir sofort wieder anfangen zu arbeiten. Am Sonntag haben wir die Info bekommen, dass es eine Einigung gibt, Montag gab es per Videokonferenz eine kurze Information zu den Eckpunkten, und am Dienstag fand schon die Urabstimmung statt. In der knapp zweistündigen Videokonferenz am Montag, in der nur die Verhandlungsleitung gesprochen hat, gab es weit über hundert schriftliche Fragen an das Podium. Die Diskussion hat sich dann aber sehr in Details verloren. Am Ende musste jeder zu Hause allein und in kurzer Zeit vor dem Bildschirm eine Entscheidung treffen. (…) Ohne Corona hätte es bestimmt auch eine große Versammlung gegeben, und da wären die Diskussionen anders gelaufen. In den Chatgruppen vieler Bereiche und Schichten hat sich gezeigt, dass die Bereitschaft zum Weiterstreiken vorhanden war. (…) Uns bleibt leider nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass nicht mehr zu holen war. Es gibt wohl keine rechtliche Grundlage, um gegen eine Schließung zu streiken. Der Streik geht immer nur um einen Sozialtarifvertrag. In dem lassen sich nur monetäre Sachen regeln. Hier ist die Frage, ob gerade bei wirtschaftlich gut funktionierenden Standorten die Mitbestimmung von Betriebsrat usw. wirklich ausreichend ist. Die Kreativität von uns Beschäftigten wird hier deutlich unterschätzt. (…) Auch die Androhung oder das Durchziehen von einer Verstaatlichung wäre möglicherweise ein gutes Mittel gewesen, um unseren Standort zu erhalten. Eigentlich müssten Entlassungen während der Pandemie verboten werden. Denn wenn wir unser Recht auf den Arbeitskampf nicht wie gewohnt ausüben können, sollte auch die Gegenseite nicht handeln dürfen. Zumindest gab es ein Friedensangebot von der IG Metall. Sie haben vorgeschlagen, den Schließungsbeschluss auf Eis zu legen und nach der Pandemie neu zu verhandeln. Hier hätte ich gern eine klare Ansage der Politik gehabt.“ Interview von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 29.05.2020 mit Benjamin-Hanns Schmittler (Name auf Wunsch geändert, arbeitet seit mehr als 15 Jahren im Getriebewerk in Sonthofen und seit 2007 für die Firma Voith) - Zweiter Sieger. Sozialtarifvertrag nach mehrwöchigem Streik beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen – vereinzelt Kritik am Abschluss
„… Belegschaft und IG Metall kämpften für den Erhalt des Werks beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen im Oberallgäu. Dieses Hauptziel erreichten sie nicht. Die Konzernspitze wird den Produktionsort schließen, die Fertigung von Spezialgetrieben für Energieanlagen in das Werk nach Crailsheim in den Nordosten Baden-Württembergs verlagern. Das zweite wichtige Ziel hingegen konnte die IG Metall erstreiten: einen Sozialtarifvertrag. (…) Das steht alles auf der Habenseite. »Und dennoch«, so Jansen, »von rund 520 Jobs in Sonthofen werden 350 gestrichen.« Die Betriebsratsvorsitzende Birgit Dolde hatte am Dienstag den Abschluss in einer Stellungnahme so kommentiert: »Uns schmerzt ungemein, dass wir unsere Arbeitsplätze nicht retten konnten.« Der Sozialtarifvertrag gewährleiste aber, »dass niemand in existentielle Nöte gerät.« Kritik kommt aus Teilen der Belegschaft und von solidarischen Aktivisten vor den Werkstoren (siehe Interview Seite 2). Demnach hätte ein fortgesetzter Streik zu einem besseren Ergebnis geführt. Auch die Informationspolitik der Tage vor dem Vertragsabschluss wurde kritisiert. Die zwischenzeitliche Funkstille rund um den Streik erklärte Timo Günther, Pressesprecher der IG Metall Bayern, am Dienstag gegenüber jW damit, dass die Verhandlungsführer die Gesprächsrunde »nicht belasten« wollten. Das sei üblich, insbesondere dann, wenn die Kontrahenten in eine entscheidende Phase eintreten…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 29.05.2020 - War das alles? Streik erzwingt Zugeständnisse, aber es bleibt bei der Schließung von Voith in Sonthofen
„Der unbefristete Streik beim Maschinenbaubetrieb Voith in Sonthofen ist nach knapp fünf Wochen beendet. Seit Mittwoch, 27. Mai, arbeiten die rund 500 Beschäftigten wieder voll. (…) Mit der Unterzeichnung des Sozialtarifvertrags endet ein achtmonatiger Kampf der in hohem Maße gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten in der „Hütte“, wie der Betrieb im Hinblick auf seine mit der Verhüttung von Eisenerz begonnene Tradition vor Ort genannt wird. Im vergangenen Herbst hatte der Voith-Konzern die Schließung der Produktion bekannt gegeben, obwohl der Betrieb profitabel ist. Von einer Konzentration der Produktion in der Turbosparte auf das Werk in Crailsheim (Baden-Württemberg) verspricht sich das Konzernmanagement höhere Profite. Voith hatte den Betrieb in Sonthofen erst 2007 übernommen und macht die Produktion nach fast einem halben Jahrtausend industrieller Tradition dicht. Voith war bisher der größte Arbeitgeber in der Region. Das Konzernmanagement im württembergischen Heidenheim und die Eigentümerfamilie Voith, die mit ihrem Milliardenvermögen zu den reichsten Familien Deutschlands zählt, haben sich somit trotz finanzieller Zugeständnisse an die Metaller letztlich durchgesetzt. Die von der IGM geweckte Hoffnung, durch einen Streik für einen Sozialtarifvertrag die Kosten für die Schließung so weit in die Höhe zu treiben, dass die Konzernchefs darauf verzichten, ging nicht auf. Dabei kam in dem knapp fünfwöchigen Streik eine große Kampfbereitschaft und Entschlossenheit zum Ausdruck. Die Solidarität in Nah und Fern war beeindruckend. Doch es fehlte eine weitergehende Perspektive für die Ausweitung des Kampfes gegen einen der großen deutschen und international operierenden Konterne. Während die Streikenden sich auf einen heißen Streiksommer einstellten, setzte die bayerische IG Metall-Bezirksleitung von Anfang an auf einen raschen Abschluss und Abbruch des Streiks. So standen die kämpferischen Sonthofener mit ihrem Streik am Ende alleine da, auch wenn es Anzeichen für Solidarität aus anderen Voith-Werken gab. Der Sonthofener Betrieb hat bis zur Schließung offenbar noch volle Auftragsbücher. Der Streik zeigte Wirkung und hätte bei einer Fortsetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr Druck auf die Konzernspitze erzeugen können. Doch dieses wirtschaftliche Druckmittel wurde jetzt durch den Streikabbruch aus der Hand gegeben. Offenbar setzte das Voith-Management auf Einschüchterung durch einen Gerichtsbeschluss, der eine Blockade gegen den Abtransport von Halbfertigwaren verbot…“ Kommentar vom 27. Mai 2020 der Redaktion der funke - Voith Sonthofen: Abfindung erhöht – Arbeitsplätze weg – Streik beendet
„… Mit dem relativ guten finanziellen Zusatz wird eine verheerende Niederlage kaschiert: einen guten Streik verloren zu haben, der ein leuchtendes Beispiel für hunderte anderer Betriebe hätte sein können. Das ist nicht ungewöhnlich für diese Gewerkschaft. Tarifabschlüsse werden immer so gestrickt, dass die tatsächliche Entgelterhöhung pro Jahr nicht berechnet werden kann. Es werden Pferdefüße eingebaut oder Vereinbarungen, deren Zweck letztlich ein anderer ist als behauptet. So wird zum Beispiel die freiwillige individuelle Arbeitszeitverkürzung für persönliche Zwecke über das „Tarifliche Zusatzgeld“ als verpflichtende Form der Zusatzkurzarbeit verwendet. (…) Für die Belegschaft und die Betriebsratsvorsitzende ging es vor allem um eine Verhinderung dieser Schließung. Deren Trauer, „dass wir unser Werk und unsere Arbeitsplätze nicht retten konnten“, zeigt, dass es für die Beschäftigten eine Niederlage darstellt. Die Hauptamtlichen vor Ort unterstützten aktiv den Streik, notfalls rund um die Uhr. Sie setzten sich in der Gewerkschaft dafür ein, dass der Streik zustande kam und organisierten Solidarität, wo es ging. Eigentlich kommen solche Kampfaktionen nur dort zustande, wo auch noch Hauptamtliche mit Herzblut und Können dabei sind. Aber die Generallinie der IG Metall ist es, solche Streiks wie in Sonthofen in die Sackgasse zu führen. Für den Bezirksleiter Horn ging es nur und ausschließlich um einen Sozialtarifvertrag. Das belegt sein Kommentar zum Abschluss. Die Verhinderung der Schließung war nie sein Ziel. (…) Solidarität ist möglich. Linke AktivistInnen, die Flyer in Heidenheim, München und Rutesheim verteilten, berichteten von positiven Reaktionen. Einzelne Beschäftigte aus anderen Werken zeigten sich auf Facebook. In Rutesheim unterstützte der Gewerkschaftssekretär eine Soli-Erklärung und alle machten mit. Aber nur ein einziger Bericht stand auf der Homepage des Vorstandes, kein IG Metall-Flugblatt für alle Voith-Belegschaften, kein Aufruf zur Solidarität und zur Vermeidung von Streikbrucharbeiten. Kein Plan, wie alle Belegschaften reingezogen werden, wie andere bedrohte Betriebe sich ein Beispiel nehmen könnten…“ Infomail von Mattis Molde vom 27. Mai 2020 bei arbeiterinnenmacht.de - IG Metall und Voith einigen sich auf Sozialtarifvertrag für Beschäftigte in Sonthofen
„Die IG Metall Bayern und der Maschinenbauer Voith haben sich nach langen Verhandlungen auf Eckpunkte für einen Sozialtarifvertrag für die IG Metall-Mitglieder im Werk Sonthofen geeinigt. Demnach erhalten die Beschäftigten zusätzliche Abfindungsleistungen, und alle Auszubildenden können ihre Ausbildung am Standort Sonthofen bis zum erfolgreichen Abschluss fortführen. Knapp 170 Beschäftigte bekommen in einem neuen, tarifgebundenen Büro Allgäu für drei Jahre eine Beschäftigungssicherung. (…) Am heutigen Dienstagabend haben sich die IG Metall-Mitglieder bei Voith in Sonthofen bei einer Urabstimmung mit 87,1 Prozent Zustimmung für den Sozialtarifvertrag und eine Beendigung des Streiks ausgesprochen. Am morgigen Mittwoch nehmen sie ihre Arbeit wieder auf…“ Pressemitteilung vom 26.05.2020 von und bei der IG Metall Bayern , siehe dazu auch: - Beschäftigte von Voith Sonthofen erstreiken Sozialtarifvertrag
„Voith Sonthofen schließt im Herbst. 170 Beschäftigte der 500 werden drei Jahre weiterbeschäftigt. Für die anderen gibt es Abfindungen, sowie bis zu 18 Monate Weiterbeschäftigung und Qualifizierung in einer Transfergesellschaft. Das haben sich die Beschäftigten in einem Sozialtarifvertrag erstreikt. Nach fünf Wochen Streik haben sich die IG Metall Bayern und der Maschinenbauer Voith auf Eckpunkte für einen Sozialtarifvertrag für die IG Metall-Mitglieder im Voith-Werk Sonthofen geeinigt. Die Beschäftigten erhalten zusätzliche Abfindungen und werden auch nach Schließung des Werks im Herbst von Voith weiterbezahlt. Alle Auszubildenden können ihre Ausbildung am Standort Sonthofen bis zum erfolgreichen Abschluss fortführen. (…) 87,1 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Voith haben in einer Urabstimmung dem neuen Sozialtarifvertrag und dem Ende des Streiks zugestimmt. „Uns schmerzt ungemein, dass wir unser Werk und unsere Arbeitsplätze nicht retten konnten“, erklärt die Betriebsratsvorsitzende Birgit Dolde. „Wir haben aber einen guten Sozialtarifvertrag errungen, der gewährleistet, dass niemand in existenzielle Nöte gerät.“ Arbeitslos wird in Sonthofen durch die Schließung zunächst niemand: 170 der 500 Beschäftigten werden in einem neuen Büro Allgäu von Voith zu Tariflöhnen für drei Jahre weiterbeschäftigt. Für die übrigen Beschäftigten finanziert Voith eine bis 18 Monate lange Weiterbeschäftigung in einer Transfergesellschaft. Dort werden die Beschäftigten weiterbezahlt, qualifiziert und in neue Arbeitsplätze vermittelt. Wenn Beschäftigte die Transfergesellschaft vorzeitig verlassen, um eine neue Arbeit aufzunehmen, fließt das eingesparte Geld in einen Fortbildungsfonds. Aus diesem Fortbildungsfonds werden weitere Qualifizierungen für Beschäftigte bezahlt, die innerhalb der bis zu 18 Monate langen Transfergesellschaft keine neue Arbeit finden. Exklusiv für IG Metall-Mitglieder gibt es einen Härtefonds, aus dem sie zusätzliche Abfindungen erhalten – insbesondere ältere Beschäftigte, Eltern, Alleinerziehende und Lebenspartner, die beide bei Voith arbeiten. Sollten die Beschäftigten im neuen Büro Allgäu doch innerhalb der vereinbarten drei Jahre betriebsbedingt gekündigt werden, haben auch sie Anspruch auf Abfindungen und Transfergesellschaft nach dem Sozialtarifvertrag…“ IG Metall-Meldung (Zentrale) vom 28. Mai 2020
- Sand im Getriebe – Gemeinsamer Arbeitskampf bei Voith im Allgäu. Enttäuschung über Streikabbruch. Ein Besuch in Sonthofen
- Werk wird dichtgemacht. Belegschaft von Maschinenbauer Voith in Sonthofen kämpft nun um Sozialtarifvertrag
„Die Streikenden sind enttäuscht, aber nicht geschlagen. So könnte man die Situation im Kampf für den Erhalt des Werkes beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen im Oberallgäu nach dreieinhalb Wochen Streik beschreiben. Das Hauptziel Standortsicherung scheint unrealistisch, gestreikt wird aber weiter. Am heutigen Montag will die IG Metall Allgäu eigenen Angaben zufolge die Verhandlungen um einen Sozialtarifvertrag für die rund 500 Beschäftigten beginnen. Mit einer Konzernspitze, die das Werk definitiv bis Jahresende schließen und die Produktion nach Crailsheim verlegen will (…) Voith erklärte hingegen am Donnerstag, dass die Gespräche in der Einigungsstelle abgeschlossen seien und suggerierte damit Einvernehmlichkeit. Man wolle nun zum 1. Juni mit der Produktionsverlagerung beginnen, voraussichtlicher Abschluss sei Ende September. Voith verwies darauf, dass 167 Mitarbeitern in Sonthofen das Angebot gemacht werde, in »ein neu geschaffenes Büro Allgäu in der Region zu wechseln«. Auch den übrigen Betroffenen würden angeblich »attraktive Angebote gemacht«. Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern, lässt sich davon nicht beirren – und sagte: »Die Beschäftigten in Sonthofen streiken jetzt für einen Sozialtarifvertrag.« Heute findet hierzu die erste Verhandlungsrunde statt, bestätigte Dietmar Jansen, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Allgäu und Streikleiter, am Sonntag im jW-Gespräch. Sein IGM-Kollege Carlos Gil legte am Sonnabend in einer Videobotschaft bereits vor – die Botschaft: »Wir lassen uns nicht krumm machen und werden aufrecht in die Gespräche gehen.« Der angestrebte Sozialtarifvertrag soll nun Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen einer Transfergesellschaft enthalten. Forderungen, die deutlich weiter gehen, als das, was im bereits vereinbarten Sozialplan zwischen Gesamtbetriebsrat und Unternehmen fixiert worden ist, sagte Jansen. (…)Unterstützen sich Voith-Beschäftigte über Standortgrenzen hinweg, zumal auch das Werk im sächsischen Zschopau dichtgemacht werden soll? »Wir erhalten Solidaritätsschreiben von Kollegen aus anderen Werken, keine Frage«, sagte Jansen. Einräumen muss er allerdings: Dem Management sei es gelungen, Beschäftigte zu verunsichern – nach dem Motto: »Wenn Sonthofen bleibt, sind eure Arbeitsplätze gefährdet.« Ist ein Vertragsabschluss schon am Montag denkbar? Streikleiter Jansen: »Nur, wenn Voith unsere Forderungen eins zu eins übernimmt.« Davon sei aber nicht auszugehen. Und deshalb werden die Streikposten bleiben – 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche.“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 18.05.2020 – siehe dazu auch die Meldung der Bundes-IG Metall vom 15. Mai 2020 - Kampf um die »Hütten«: Beim Getriebebauer Voith widersprechen die Beschäftigten der Standortlogik ihrer Konzernführung
Die Streikfront steht wie am ersten Tag. Seit drei Wochen kämpfen 500 Beschäftigte für die Zukunft des traditionsreichen Getriebebauers Voith in Sonthofen (Allgäu) und für einen Sozialtarifvertrag. Ein Ende des Streiks ist nicht in Sicht. Wie Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Johann Horn am Donnerstag bei einer Pressekonferenz vor dem bestreikten Betrieb mitteilte, sei ein Einigungsstellenverfahren über einen Interessenausgleich zwischen dem Unternehmen und dem Gesamtbetriebsrat gescheitert. Auch ein weiteres Alternativkonzept der IG Metall zur Fortführung des Standortes mit reduzierter Belegschaft habe die Voith-Konzernzentrale im württembergischen Heidenheim abgelehnt. »Wir haben dem Unternehmen die Hand gereicht, Voith hat das ausgeschlagen«, so der Metaller. »Die Beschäftigten in Sonthofen haben zwei Finanzinvestoren überstanden. Jetzt will ein schwäbisches Familienunternehmen ihre Arbeitsplätze vernichten, um durch Verlagerungen Kosten einzusparen«, kritisierte Horn. Voith ist ein Weltkonzern in Familienhand. Die Familie Voith gehört zu den reichsten Milliardären der Republik, lässt dem Management weitgehend freie Hand und beschränkt sich somit auf die Rolle als klassische »Couponschneider«, die von den Dividenden leben. (…) Da die Auftragsbücher für den Sonthofener Betrieb noch voll sind, haben die Streikenden ein starkes Druckmittel in der Hand. Auch Angestellte aus der Entwicklung und Konstruktion streiken mit. Umso mehr sorgt für Wut, dass die Geschäftsleitung Streikbrecher anzuheuern versucht und per Gerichtsbeschluss Blockadeaktionen untersagen ließ, mit denen die Streikenden den Abtransport von Teilen verhindern wollten. Die Konzernspitze im württembergischen Heidenheim setzt auf weniger und größere Standorte und zeigt kein Interesse an dem erst 2007 erworbenen Sonthofener Betrieb. »Strukturanpassungen an mehreren deutschen Standorten« seien für die »Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Konzernbereichs« notwendig, so die Antwort auf eine »nd«-Anfrage. Auch in der Fabrik in Zschopau (Sachsen) sollen nach dem Willen der Zentrale bald die Lichter ausgehen. Dafür soll die Produktion der Voith-Turbosparte in Crailsheim (Baden-Württemberg) gestärkt werden. Alternativvorschläge von Betriebsräten, IG Metall und Belegschaft stoßen bei den Managern auf taube Ohren. (…) Um der von der Konzernführung geschürten Standortkonkurrenz entgegenzuwirken, legen die Betriebsräte der einzelnen Voith-Niederlassungen nach Insiderangaben großen Wert auf Zusammenhalt. Sie haben ein gemeinsames Konzept erstellt, mit dem die Weiterführung aller Betriebe gesichert werden könnte. In diesem Konzept nehmen die Betriebsräte einen Arbeitsplatzabbau auch im Crailsheimer Betrieb mit derzeit rund 1000 Beschäftigten hin, allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Demnächst wollen Streikende aus Sonthofen einen Abstecher in das 220 Kilometer nördlich gelegene Crailsheim machen und die dortigen Beschäftigten direkt über ihren Kampf informieren…“ Artikel von Hans-Gerd Öfinger vom 14.05.2020 in Neues Deutschland online - Eskalation in Sonthofen: Voith-Beschäftigte streiken weiter für einen Sozialtarifvertrag
„Unternehmen lehnt Alternativkonzept ab, Einigungsstellenverfahren gescheitert – Horn: „Wir haben dem Unternehmen die Hand gereicht, Voith hat das ausgeschlagen.“ – Betriebsratsvorsitzende Dolde: „Voith hat sein wahres Gesicht gezeigt und lässt keine echte Mitbestimmung zu.“ Nach drei Wochen Streik eskaliert der Konflikt um das Werk des Maschinenbauers Voith in Sonthofen mit rund 500 Beschäftigten weiter. Das Unternehmen hat ein weiteres Alternativkonzept der IG Metall zur Fortführung des Standortes mit reduzierter Belegschaft abgelehnt. Gleichzeitig ist das Einigungsstellenverfahren um einen Interessenausgleich zwischen dem Unternehmen und dem Gesamtbetriebsrat gescheitert. (…) Das Unternehmen hat mit dem Gesamtbetriebsrat einen Sozialplan für die Beschäftigten in Sonthofen und in den ebenfalls von Schließungsplänen betroffenen Standorten Zschopau und Mülheim (Ruhr) vereinbart. Horn dazu: „Dieser Sozialplan markiert die unterste Haltelinie. Das ist für die Beschäftigten in Sonthofen zu wenig, um den Verlust ihrer Arbeitsplätze aufzuwiegen. Sie brauchen mehr finanzielle Absicherung und mehr Qualifizierungsmaßnahmen.“ Horn kritisiert das Vorgehen des Unternehmens scharf: „Die Beschäftigten in Sonthofen haben zwei Finanzinvestoren überstanden. Jetzt will ein schwäbisches Familienunternehmen ihre Arbeitsplätze vernichten, um durch Verlagerungen Kosten einzusparen.“ Und weiter: „Wir haben in Deutschland leider keine Mitbestimmung bei unternehmerischen Entscheidungen. Jetzt werden wir einen Sozialtarifvertrag erstreiken.“ Carlos Gil, Streikleiter und 2. Bevollmächtigter der IG Metall Allgäu, ergänzt: „Der Streik steht, und wir führen den Streik problemlos weiter, bis wir ein gutes Ergebnis haben. Wir erfahren hier eine unglaubliche Solidarität der ganzen Region, von Vereinen, parteiübergreifend von der gesamten Politik, bundesweit von der IG Metall. Das gibt den Streikenden einen enormen Rückenwind.“ Die Betriebsratsvorsitzende Birgit Dolde sagt: „Der Zusammenhalt der Belegschaft ist der Wahnsinn. Das Werk hat eine 500-jährige Tradition, hier haben schon unsere Väter, Großväter und deren Vorfahren gearbeitet. Viele haben auch Familienangehörige im Werk. Das kann Voith doch nicht einfach so wegwischen. Doch in den ganzen Verhandlungen, zuletzt im Einigungsstellenverfahren, hat Voith sein wahres Gesicht gezeigt. Voith lässt keine echte Mitbestimmung zu.“..“ Pressemitteilung der IG Metall Bayern vom 14.05.2020 - Voith-Beschäftigte streiken weiter für einen Sozialtarifvertrag
„Die Unternehmensleitung von Voith hat das Alternativkonzept der IG Metall abgelehnt und beharrt auf der Schließung des Voith-Werks in Sonthofen/Allgäu. Die Beschäftigten streiken weiter für einen Sozialtarifvertrag. Nach drei Wochen Streik eskaliert der Konflikt um das Werk des Maschinenbauers Voith in Sonthofen mit rund 500 Beschäftigten weiter. Die Verhandlungen sind gescheitert. Die Voith-Unternehmensleitung lehnte das Alternativkonzept der IG Metall zur Fortführung des Standortes mit reduzierter Belegschaft ab. „Wir haben dem Unternehmen mit unserem Alternativkonzept abermals die Hand gereicht, Voith hat das ausgeschlagen“, kritisiert Johann Horn, Bezirksleiter der IG Metall Bayern. „Die Beschäftigten in Sonthofen streiken jetzt weiter für einen Sozialtarifvertrag. Wir werden dazu kommende Woche in Verhandlungen eintreten.“ (…) „Der Streik steht, und wir führen den Streik problemlos weiter, bis wir ein gutes Ergebnis haben“, bekräftigt Carlos Gil, Streikleiter der IG Metall Allgäu. „Wir erfahren hier eine unglaubliche Solidarität der ganzen Region, von Vereinen, parteiübergreifend von der gesamten Politik, bundesweit von der IG Metall. Das gibt den Streikenden einen enormen Rückenwind.““ Meldung der IG Metall vom 15. Mai 2020 - Streik bei Voith in Sonthofen: IG Metall bekräftigt Forderungen vor den Verhandlungen
„Der Streik steht“, sagt Carlos Gill von der IG Metall gegenüber all-in.de und fordert, dass das Managament von Voith endlich die Verhandlungen mit der IG Metall zum Sozialtarifvertrag aufnimmt. Am Montag soll es Verhandlungen geben, allerdings ist Gill sich sicher, dass es dann noch keine Einigung geben wird. Außerdem sollten die Beschäftigten nochmals die Gelegenheit bekommen, auf ihre Belange aufmerksam zu machen. Das taten sie, unter anderem mit einer provokanten Botschaft an diejenigen, die beim Streik nicht mitziehen: „Streikbrecher nehmen den Hintereingang“ war da zu lesen, verdeutlicht mit dem übergroßen Bild eines nackten Gesäßes. (…) Voith sei jetzt bereit, mit der IG Metall über einen Sozialtarifvertrag zu verhandeln. Die Verhandlung werde am Montag beginnen…“ Beitrag vom 14.5.2020 bei das Allgäu online - Verkehrslage und Streikbrecher aus anderen Werken
„KFZ-Fahrer gefährden weiter unsere Streikposten – Geschäftsführung weiter uneinsichtig! Geschäftsführung versucht Streikbrecher aus anderen Werken zu mobilisieren! Seid solidarisch, begeht keinen Streikbruch!…“ IG Metall Allgäu ON AIR – Voith Special vom 13.05.2020 (Folge 25) bei youtube – In einem Video über „IG Metall Allgäu Voith Special You Tube“ vor einer Stunde hat Carlos Gil, 2. Bevollmächtiget der IG Metall Allgäu, kurz informiert und spricht von Streikbechern aus anderen Voith-Werken in Rutesheim (Kreis Böblingen) und Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall), beide Baden-Württemberg, sowie Garching (Landkreis München). Fahrzeuge gefährden die Streikposten, indem sie auch Pylonen zum Schutz der Streikposten umfahren. - Streikfront steht. Belegschaft beim Maschinenbauer Voith in Sonthofen kämpft seit zwei Wochen um Werkserhalt. Metaller ignorieren Streikbrecherprämie
„Durchhaltevermögen haben sie, die Beschäftigten beim Getriebehersteller Voith in Sonthofen im Oberallgäu. Seit vierzehn Tagen befinden sie sich im Streik, unbefristet. Rund 500 Arbeiterinnen und Arbeiter kämpfen für den Erhalt ihres Werkes – und, falls es nicht zu retten sein sollte, für einen Sozialtarifvertrag. Das ist das Minimum. Die Unternehmensleitung zeigt sich weiterhin entschlossen, den Standort bis Jahresende zu schließen und die Produktion in das Werk nach Crailsheim im Nordosten Baden-Württembergs zu verlagern. »Die Streikfront steht, die Kollegen halten zusammen«, versicherte Timo Günther, Pressesprecher der IG Metall Bayern, am Donnerstag gegenüber jW. Nur Auszubildende und ihre Ausbilder gehen im Betrieb ihrem Tageswerk nach, niemand der Metaller will ihnen die Bildungsabschlüsse verwehren. Die Konzernbosse in der Voith-Zentrale in Heidenheim auf der schwäbischen Alb seien nervös, mutmaßte Streikleiter Dietmar Jansen am Donnerstag im jW-Gespräch. Einen Grund dafür sieht er darin, dass am vergangenen Wochenende Hunderte Briefe mit der Aufforderung zum Streikbruch direkt an Streikende übergeben wurden. Und die Resonanz? »Gleich null, obwohl von Voith saftige Prämien für Streikbrecher ausgelobt wurden«, so Jansen. Auf diesen Affront reagierten die engagierten Gewerkschafter mit einer symbolischen Aktion. Am Haupttor des Werkes stellten Streikposten am Montag eine Tonne auf, Beschäftigte bildeten – mit cornabedingtem Abstand – eine Reihe, einer nach dem anderen entsorgte das Schreiben im Abfallbehältnis. Aber auch die Gegenseite konnte Teilerfolge vermelden. So ist es per Einstweiliger Verfügung den Streikposten gerichtlich untersagt worden, das Haupttor zu blockieren. (…) Die Solidarität in der Region sei unvermindert groß, sagte Günther. Lokalpolitiker, Mitglieder des Bayerischen Landtags besuchten die Kollegen in Sonthofen. Auch aus der Bundespolitik kommen Signale der Unterstützung. (…) Wieviel Kondition bringt die Belegschaft im Streikkampf mit? »Uns als IG Metall vor Ort wird die Puste nicht ausgehen«, sagte Jansen. Darauf brauche die Konzernspitze erst gar nicht zu spekulieren. Dennoch könne niemand prognostizieren, ab welchem Zeitpunkt einzelne Kollegen den Mut verlieren, keine Chance mehr für den Werkserhalt sehen. »Anzeichen dafür gibt es aktuell überhaupt nicht«, machte Jansen klar. Im Gegenteil. Jansen ist sich sicher, dass der Konzern auf die Gesprächsbereitschaft der IG Metall eingehen wird, zeitnah sogar. Allein deshalb, weil seiner Kenntnis nach Voith-Kunden zunehmend ungehalten reagieren, da Getriebe für Energieanlagen nicht termingerecht ausgeliefert werden können…“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 08.05.2020 - Voith-Turbo: Mitarbeiter folgen Aufforderung zum Streikbruch nicht
„Wie die IG Metall Allgäu auf ihrer Facebook-Seite mitteilt, sei kein einziger Mitarbeiter dem Aufruf des Voith-Managements zum Streikbruch gefolgt. (…) Noch immer streiken die Mitarbeiter des Voith-Werkes in Sonthofen. Sie kämpfen um den Erhalt des Werkes mit über 500 Mitarbeitern. Wie das Allgäuer Anzeigeblatt berichtet, hat der Interimsmanager den Mitarbeitern in einem Schreiben mitgeteilt, dass Beschäftigte, die trotz des Streiks ihre Arbeit aufnehmen, für eine begrenzte Zeit mehr Geld erhalten sollen.“ Meldung vom 04.05.2020 bei das Allgäu online - IG Metall ruft zu Besonnenheit auf: Nicht nur die Fronten sind verhärtet, auch die Gangart des Voith Managements wird augenscheinlich ruppiger
“Der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Allgäu spielt auf die Äußerung des Voith Managers Dr. Mathias Mörtl an, der einen Zusammenhang des Arbeitskampfes und der Manipulation am Haupttor nicht ausschließt. Gil hierzu: Ich rufe das Management aus Heidenheim zur Besonnenheit auf. Die IG-Metall führt den Arbeitskampf auf dem Fundament der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Gewalt und Sachbeschädigung lehnen wir als IG Metall ab. so Gil zu den Vorwürfen. Wir bitten das Management aus Heidenheim besonnen zu reagieren, wir sind schließlich erst am Anfang einer langen Auseinandersetzung. (…) Wir akzeptieren keinen Vandalismus an unserer Hütte. Das Management beweist seit vielen Monaten, dass Ihnen unsere Hütte egal ist, für uns ist sie mehr wie ein Arbeitsplatz so Gil im Namen aller „Hüttenwerkler“. Deshalb hat sich die Streikleitung vor Ort entschieden die Streikposten nun 24 Stunden vor dem Werk zu postieren. Wir sind nicht die Polizei – wir werden aber die Augen und Ohren offenhalten und sofort die Polizei informieren, wenn irgendwelche Vandalen sich an der Hütte zu schaffen machen. (…) Wir können es nicht zulassen, dass der Interimsmanager Michael Schmücker strafrechtlich relevante Anschuldigungen gegen über unseren Hüttenwerklern ausspricht. Wie man so ehrbare und aufrechte Getriebebauer der Manipulation und Sachbeschädigung beschuldigen kann bleibt mir ein Rätsel. Wir werden unsere Juristen prüfen lassen ob wir hiergegen rechtliche Schritte einleiten können und fordern Herrn Schmücker mit Nachdruck auf, diese Anschuldigungen zurück zu nehmen…“ PM der IG Metall Allgäu vom 30.04.2020 , siehe auch:- Streikzeitung Voith Sonthofen Ausgabe 2 vom 29.04.2020 : Der Corona-Knödel – Parken wie ein Voithler
„Beschäftigte parken völlig chaotisch vor der Werkszufahrt und verzögern Materialabtransport. Wie ein Lauffeuer haben sich am Freitag und Montag Gerüchte unter den Beschäftigten verbreitet, dass es von der Geschäftsführung Pläne geben soll, Material aus dem Werk zu transportieren. In heller Aufregung kamen hunderte Kolleg*innen mit ihren Fahrzeugen angefahren um das Spektakel zu beobachten. Leider ergab sich daraus ein Corona-Knödel direkt vor der Werkszufahrt. Die Autos standen an beiden Tagen so chaotisch, dass am Haupttor kein Durchkommen mehr war. Am Freitag wurden 125 Autos vor der Zufahrt gezählt. Am Montag hatten sich nochmals ebenso viele Fahrzeuge vorm Tor versammelt. (…) Die Geschäftsführung ging juristisch gegen den Corona Knödel vor. Dem Antrag auf eine Einstweilige Verfügung wurde vom Arbeitsgericht in Kempten in einer Verhandlung am Montagnachmittag stattgegeben…“ - Solidarität aus Heidelberg
Auch in Heidelberg fand am 1. Mai im Anschluss und ergänzend zu den digitalen DGB-Veranstaltungen eine Kundgebung eines linken Bündnisses unter Corona-Bedingungen statt. Dabei wurde eine Soli-Adresse nach Sonthofen verabschiedet
- Streikzeitung Voith Sonthofen Ausgabe 2 vom 29.04.2020 : Der Corona-Knödel – Parken wie ein Voithler
- Konzern hält an Schließungsplan fest und lobt Streikbrecherprämie aus – mit 50 bis 100 Privatautos die Ein- und Ausfahrten blockiert
“… rief die IG Metall am Donnerstag zum Streik auf. Die Arbeiter traten geschlossen durch die Werkstore, legten die Produktion lahm. (…) »Das Werk steht jetzt still, komplett«, sagte Dietmar Jansen, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Allgäu und Streikleiter, am Freitag gegenüber jW. Eine Konzernsprecherin bestätigte dies am gleichen Tag. (…) Unterdessen ist Voith aktiv geworden. Eine Streikbrecherprämie von einem halben Monatslohn habe der Konzern ausgelobt, weiß Jansen von Kollegen. »Das ist ein Versuch, einen Keil zwischen uns zu treiben.« Der werde aber scheitern, ist sich Jansen sicher. »Das ist kein normaler Streik«, wie Hornung hervorhebt. Wegen der Pandemie werde es keine großen Kundgebungen geben, Streikposten indes schon. Die sind erforderlich: Im Verlauf der ersten beiden Streiktage sind immer wieder Lkw im Auftrag der Geschäftsführung vorgefahren, die Getriebeteile aus dem Werk herausfahren wollten. »Unsere Kollegen haben spontan mit 50 bis 100 Privatautos die Ein- und Ausfahrten blockiert«, sagte Jansen. (…) Die Metaller sind aber in einem Dilemma: Für einen Werkserhalt kann man hierzulande offiziell nicht streiken, »nur für den Abschluss eines Sozialtarifvertrags«, sagte Jansen. Dennoch: Oberstes Ziel sei, die Demontage des Standorts in Sonthofen zu verhindern. »Unsere Kollegen sind absolut kampfbereit«, betonte Streikleiter Jansen. Über das Wochenende hinaus? »Klar, unser Arbeitskampf wird nicht nach drei Tagen erledigt sein.«“ Artikel „Ausstand im Allgäu“ von Oliver Rast in der jungen Welt vom 25.04.2020 - Siehe auch Streikzeitung Voith Sonthofen Ausgabe 1 vom 25.04.2020: Erster Streiktag und Gespräch mit dem Bayerischen Wirtschaftsminister bei der IG Metall Allgäu
- Streikbeginn bei Voith in Sonthofen
„Bevollmächtigter Gil: „Ab diesem Zeitpunkt steht das Werk komplett still“ – Bezirksleiter Horn: „Die Beschäftigten werden entschlossen und solidarisch um ihre Arbeitsplätze kämpfen…“ PM der der IG Metall Allgäu vom 23.04.2020 - die Meldung der IG Metall Bayern sowie ebd. den Hintergrund vom 24.03.2020