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Fahrradhersteller Peter Wicht „Jetzt radelt auch der Banker“
Quelle: Das Interview von Matthias Loke in der Frankfurter Rundschau vom 11.08.2012
Peter Wicht, Chef des ostdeutschen Fahrradherstellers Mifa, spricht im Interview über den Reiz von E-Bikes, Löhne am Existenzminimum und Subventionen für Autobauer. Aus dem Text:
…[Frage]Gibt es die Wettbewerbsfähigkeit nur, weil Sie Stundenlöhne unter 8,50 Euro zahlen? [Antwort] Ich wollte immer beweisen, dass man Fahrräder in großen Mengen auch in Deutschland bauen kann und nicht aus China importieren muss. Und dass man hier auch Arbeitsplätze halten kann. [Frage] Mit Niedriglöhnen, die nahe am Existenzminimum liegen. [Antwort] Wir geben hier im Jahresdurchschnitt immerhin 600 Menschen Arbeit und Einkommen. Dazu kommen etliche Saisonarbeiter. Wenn es uns darum ginge, vor allem die Lohnkosten zu drücken, dann könnten wir die Fabrik sofort ins Ausland verlagern. Andere Hersteller haben längst getan. Aber das will ich nicht, weil auch die Leute in Deutschland Geld verdienen müssen, um beispielsweise Räder von Mifa kaufen zu können. (…) [Frage] Ein Problem hatten Sie aber im April im Unternehmen, als in einer Nachtschicht wegen der Löhne spontan gestreikt wurde. [Antwort] Es wurde nicht gestreikt. Die Bänder standen zwei Stunden still. Es gab ein Missverständnis. Es ging darum, dass Saisonkräfte aus Polen angeblich besser bezahlt würden als einheimische Arbeiter. Das stimmt aber so nicht: Die polnischen Arbeiter erhielten eine Pauschale für Transport und Unterkunft, deswegen lag ihr Bruttogehalt höher. Das haben wir geklärt. [Frage] Die Aktion hatte Sie immerhin veranlasst, 150 Euro jedem Beschäftigten im Monat mehr zu zahlen. [Antwort] Ja, und damit sind wir an eine absolute Schmerzgrenze gegangen. Ich würde jedem gern mehr zahlen, aber das Geld muss erst einmal in einem harten Umfeld verdient werden. Wir müssen weiter investieren. Ich will die Firma stärker machen, ich will weg vom Schema eines reinen Billiganbieters. Mit den E-Bikes und der Übernahme der Grace haben wir hier auch bereits erste Schritte getan. Unsere Aktionäre haben seit dem Börsengang 2004 übrigens auch noch keinen Euro Dividende gesehen…“