Tarifrunde Metall und Elektro 2024: „Wir wollen mehr Geld, weil wir es brauchen“ (7 Prozent mehr Lohn für 12 Monate)

Dossier

Tarifrunde Metall und Elektro 2024: "Solidarität gewinnt"7 Prozent mehr Geld für 12 Monate, 170 Euro mehr für Auszubildende und dual Studierende: Diese Forderung hat der Vorstand der IG Metall den Tarifkommissionen für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie externer Link empfohlen. Dazu soll über eine soziale Komponente gesprochen werden, um die unteren Entgeltgruppen zu entlasten. Begleitet werden sollen die Verhandlungen im Herbst von einer Debatte über das Thema Arbeitszeit. Die regionalen Tarifkommissionen werden auf dieser Grundlage am 21. Juni ihre Forderungen formulieren. Die endgültige Tarifforderung verabschiedet die IG Metall am 9. Juli. Die ersten Verhandlungen für die 3,9 Millionen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie starten in den einzelnen Tarifgebieten Mitte September…“ Meldung der IG Metall vom 17. Juni 2024 externer Link („IG Metall-Vorstand empfiehlt Tarifforderung“), siehe mehr dazu:

  • [VKG] Tarifrunde Metall/Elektro: Reallohnsenkungen stoppen! Arbeitszeitverkürzungen sind angesichts des Personalabbaus in der Branche notwendig New
    „… 7 Prozent-Forderung kann Reallohnsenkung nicht stoppen
    Wenn wir die Tariferhöhungen der vergangenen Jahre anschauen, gab es seit 2018 gerademal 12,8 % tabellenwirksame Erhöhungen. Die offizielle Inflation summiert sich aber in dieser Zeit auf ca. 24 %. Also fast doppelt so hoch, wie die Lohnsteigerungen. Die aktuelle Inflation von 2,4 % liegt im Vergleich zu den Vorjahren zwar deutlich niedriger. Aber auch aktuell ist es so, dass die Preise weiter steigen, nur nicht mehr so schnell – dafür allerdings von einem deutlich höheren Preisniveau aus. (…) Bei der Befragung, die die IGM im Frühjahr durchgeführt hat, war die klare Aussage der Befragten, dass die Kaufkraft wieder gestärkt werden muss. In der Befragung, an der 318. 000 Beschäftigten (zu zwei Dritteln Mitglieder) teilgenommen haben, sprachen sich nur 10 % für bis zu 4 % mehr Lohn aus, 26 % plädierten für vier bis sechs Prozent, 30 % für 6 bis 8 % und 34 % für mehr als 8 %. Wieso dann nur 7 % gefordert werden, ist nicht nachvollziehbar. (…)
    Nach den vielen Jahren von Reallohnverlusten sind 7 % viel zu niedrig, um die Kaufkraft zu stärken, insbesondere für die unteren Entgeltgruppen, die in den letzten Jahren die höchsten Verluste hatten. Es gibt zwar Aussagen, dass eine soziale Komponente in die Forderung einfließen soll, benannt wird sie aber nicht. Sinnvoll sind da immer Mindestbetrags- oder Festgeldforderungen. Dazu gab es in der Befragung leider keine Möglichkeit zum Ankreuzen. Das ist wohl vom IGM-Vorstand nicht erwünscht. Eine Forderung in Höhe von 500 bis 650 Euro, wie in anderen Branchen vorgemacht, wäre auch im Metall/Elektrobereich notwendig. Die vom Vorstand so hoch gelobte Inflationsausgleichsprämie ist schon lange aufgebraucht, hatte keine Auswirkungen auf die Tabelle, war also auch nicht nachhaltig, sondern war nur ein einmaliger Effekt im Jahr der Auszahlung. Sie war wie „süßes Gift“, eine Mogelpackung und diente dazu, die tabellenwirksamen Erhöhungen niedrig zu halten. Sie führte zu flächendeckenden Reallohnverlusten. (…)
    Arbeitszeitverkürzungen sind angesichts des Personalabbaus in der Branche notwendig
    Angesichts des massiven Personalabbaus in dieser Branche sind Arbeitszeitverkürzungen mehr als dringlich. Leider wurde dies in der Befragung nicht abgefragt – es wurde nur die Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld abgefragt. Da wünschen sich fast 80 % der Befragten mehr individuelle Wahlmöglichkeiten, um beispielsweise Familie und Beruf besser zu vereinbaren oder um einen nahen Angehörigen zu pflegen. Auch die Souveränität und Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit ist den Beschäftigten wichtig. So geben nahezu 85 % an, dass das Thema große Bedeutung für sie hat. Aber: Die Erfahrung lehrt, dass bei Wahlmöglichkeiten die Absenkung der Arbeitszeit oder mehr freie Tage aus der eigenen Tasche bezahlt werden! Zum anderen spalten individuelle Wahlmodelle zwischen Zeit und Geld die Belegschaften, denn die Ausgangsbedingungen sind für kommende Kämpfe ungleich. Unser Ziel muss nach wie vor eine kollektive Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohn- und ggfs. Personalausgleich sein. (…)
    Trotz unserer Kritik ist klar: Die Forderung wurde erhoben und muss voll durchgesetzt werden und zwar ohne Abstriche. 12 Monate Laufzeit – und keinen Monat mehr! (…)
    Damit ein guter Abschluss durchgesetzt werden kann und der Trend der Reallohnsenkungen umgekehrt wird, braucht es Druck von der Basis, gute Mobilisierung, geschlossenes Auftreten und kämpferische Streiks. Zu oft hat der IGM-Vorstand Tarifrunden zu früh abgepfiffen und damit das Ergebnis verschlechtert. Das darf nicht wieder passieren. (…)
    Auf keinen Fall darf sich die Gewerkschaftsbewegung dem Kriegskurs der Regierenden unterordnen. Das wäre mit Verzicht verbunden, Verzicht auf höhere Löhne, auf soziale Errungenschaften, um die Aufrüstung zu bezahlen
    …“ Statement vom 10. Juli 2024 von und bei der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften externer Link („Tarifrunde Metall/Elektro: Reallohnsenkungen stoppen!“) auch als Flyer externer Link
  • Tarifrunde Metall und Elektro 2024: IG Metall fordert 7 Prozent mehr Geld, 170 Euro für Auszubildende für 12 Monate und mit Wahloptionen zwischen Zeit und Geld
    7 Prozent mehr Geld für 12 Monate – 170 Euro mehr im Monat für Auszubildende: Nach dem Beschluss der Tarifkommissionen hat der IG Metall-Vorstand nun die Forderung für die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie bestätigt. (…)
    Mit einer sozialen Komponente will die IG Metall die unteren Einkommensgruppen in den Betrieben besonders berücksichtigen. Außerdem pocht die IG Metall darauf, dass Arbeitgeber die Belastungen und das Engagement von Beschäftigten bei der Arbeitszeit besser berücksichtigen: „Der Einsatz für Kolleginnen und Kollegen, Gesellschaft und Demokratie braucht mehr Anerkennung.“ Die bereits bestehenden Wahloptionen zwischen Zeit und Geld externer Link für Vollzeitbeschäftigte mit Schichtarbeit, Pflege- oder Erziehungsaufgaben sollen auf mehr Personen und Themen ausgeweitet werden. „Mit unserer Forderung respektieren wir die unterschiedliche Lage der Unternehmen“, betont Nadine Boguslawski, die im Vorstand der IG Metall für Tarifpolitik verantwortlich ist. „Im Gegenzug erwarten wir Respekt der Arbeitgeber für die Lage und die Lebensrealität der Beschäftigten.“
    Mitte September starten die sieben Bezirke der IG Metall mit den ersten Verhandlungen. Der Entgelt-Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie läuft am 30. September aus. Die Friedenspflicht endet mit dem 28. Oktober 2024. Danach sind Warnstreiks möglich…“ Meldung der IG Metall vom 9. Juli 2024 externer Link („IG Metall fordert 7 Prozent mehr Geld – und 170 Euro für Auszubildende“)
  • Metall-Tarifkommissionen fordern 7 Prozent mehr Geld und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen von 170 Euro – zur sozialen Komponente nur Debatten
    Diese Forderung haben heute die regionalen Tarifkommissionen beschlossen. Damit soll die IG Metall im Herbst in die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie gehen. (…)In den Diskussionen zeigte sich deutlich, wie ausdifferenziert die wirtschaftliche Situation in den Betrieben ist. So berichteten zwar einige Tarifkommissionsmitglieder von schwierigen Ertragslagen. Andere erzählten aber auch von guten Renditen – und brachten höhere Erwartungen aus den Diskussionen mit ihren Kolleginnen und Kollegen mit. Schlussendlich einigten sich die Tarifkommissionen auf eine gemeinsame Forderung: dauerhaft 7 Prozent mehr Geld und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung von 170 Euro. Diese Forderung wollen sie nun gemeinsam im Herbst in ihren Betrieben durchsetzen und dafür kämpfen.
    Auch die Tarifkommissionsmitglieder der IG Metall bei Volkswagen haben ihre Forderung zur Tarifrunde 2024 einstimmig beschlossen. Sie fordern ebenfalls eine tabellenwirksame Entgelterhöhung um 7 Prozent und eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 170 Euro. (…)
    Die Tarifverhandlungen im Herbst sollen zusätzlich von Debatten begleitet werden zu einer sozialen Komponente, um die unteren Entgeltgruppen zu entlasten, und zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Anspruchsmöglichkeiten für die tarifliche Freistellungszeit. Der IG Metall-Vorstand bündelt am 9. Juli die Forderungen der regionalen Tarifkommissionen und verabschiedet eine gemeinsame Forderung. Die Verhandlungen in den bezirklichen Tarifgebieten starten Mitte September. Am 28. Oktober 2024 läuft die Friedenspflicht aus, danach sind Warnstreiks zulässig
    .“ IG Metall-Meldung vom 21. Juni 2024 externer Link („Metall-Tarifkommissionen fordern 7 Prozent“), siehe auch:

    • Entgeltplus für Kaufkraft: Regionale Kommissionen der IG Metall beschließen Tarifforderungen. Azubis jobben oft nebenher
      Das geht alles seinen gewerkschaftlichen Gang. Am Montag hatte der Vorstand der IG Metall (IGM) in Frankfurt am Main seine Forderungsempfehlung für die anstehende Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ab Mitte September verkündet; am Freitag zogen die regionalen IGM-Tarifkommissionen mit ihren Beschlüssen nach. Die Gewerkschafter fordern ein Entgeltplus von sieben Prozent für die Kaufkraft, 170 Euro mehr für Auszubildende und eine »soziale Komponente« für untere Entgeltgruppen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Das deckt sich mit der Empfehlung von IGM-Chefin Christiane Benner – und bedeutet: Die Frage von mehr Geld im Beutel wird bei den Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag im Vordergrund stehen. Denn die Beschäftigten brauchten einen spürbaren Lohnsprung, um Preissteigerungen auszugleichen, sagen Metaller. »Die Inflationsausgleichsprämie 2022 war ein einmaliger Effekt, die Lebenshaltungskosten aber bleiben hoch und steigen weiter«, wurde Bayerns IGM-Bezirksleiter Horst Ott am Freitag in einer Mitteilung zitiert. Der IGM-Forderungskatalog sei das Ergebnis der größten Beschäftigtenbefragung in der Geschichte der Gewerkschaft (…)Und nicht von ungefähr rücken Azubis in den Fokus. Jeder dritte in Ausbildung müsse zur Zeit nebenher jobben, um über die Runden zu kommen. Das ist im Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen nicht anders, bestätigte der regionale IGM-Sprecher Markus Sievers gleichentags im jW-Gespräch. Das habe nicht nur etwas mit der Wohnungsmisere und horrenden Mieten zu tun. Hinzu komme, dass Auszubildende im Schnitt älter geworden seien. »Klar, es gibt noch 16- und 17jährige«, weiß Sievers, »aber viele sind zwischen 19 und 21 Jahren.« Sie befinden sich in einer anderen Situation, leben oft nicht mehr bei den Eltern, sind eigenständiger. Damit steigen auch die Kosten für den Lebensunterhalt. Zurück zur Gewerkschaftsroutine: Die finalen, bundesweiten Forderungen beschließt und verkündet der IGM-Vorstand am 9. Juli.“ Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 22.06.2024 externer Link
  • IG Metall fordert 7% mehr Lohn – reicht das?
    „… Die Forderung folgt auf Lohnerhöhungen von 5,3 Prozent zum Juni 2023 und weiteren 3,3 Prozent zum Mai diesen Jahres. Damit wird die IG Metall in den eineinhalb Jahren vor dem neuen Tarifvertrag ziemlich genau eine Reallohnstagnation erreichen. Das ist zwar nicht unbedingt ein Grund dafür, die Korken knallen zu lassen, doch mit dem Vermeiden einer Reallohnsenkung und einer darauffolgenden leichten Steigerung hätte die IG Metall zumindest einigen anderen DGB-Gewerkschaften wie z.B. der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) einiges voraus. Sollte man die Gewerkschaft nun also für ihr Engagement loben?
    Es ist nicht alles Gold, was glänzt
    Nicht so schnell, auf den ersten Blick mag diese Forderung zwar fortschrittlich wirken, doch um den ganzen Kontext zu verstehen, muss man etwas weiter zurückschauen als ins letzte Jahr: Vor dem 2022 vereinbarten Tarifvertrag, der die oben erwähnten Lohnerhöhungen beinhaltete, ließ sich die IG Metall nämlich 2021 auf einen 18-monatigen Tarifvertrag ohne jegliche Lohnerhöhung ein. Stattdessen gab es lediglich Einmalzahlungen in Form einer Corona-Prämie und eines sogenannten „Transformationsgeldes”. (…) Zwischen April 2018 und Juni 2023 gab es keine Lohnerhöhung für Arbeiter:innen der Metall- und Elektrobranche, stattdessen erhielten sie unzureichende Einmalzahlungen. Zum Vergleich: Die Inflationsrate zwischen 2018 und 2023 betrug fast 19 Prozent. Seit 2018 ist der Reallohn der Metall- und Elektroarbeiter:innen also um fast ein Fünftel gesunken…“ Kommentar von Herbert Scholle vom 19.06.2024 in Perspektive Online externer Link
  • Tarifrunde Metall und Elektro 2024: „Wir wollen mehr Geld, weil wir es brauchen“
    Die weiterhin hohen Preise belasten die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Deshalb ist für sie mehr Geld für mehr Kaufkraft am wichtigsten. Das zeigt eine Befragung der IG Metall zur Metall-Tarifrunde, die im September startet. Besonders belastet: Auszubildende und dual Studierende…“ Meldung der IG Metall vom 12. Juni 2024 externer Link
  • IG Metall Bezirk Baden-Württemberg beginnt Diskussion über Tarifforderung für die Metall- und Elektroindustrie
    Pressemitteilung vom 06.06.2024 externer Link
  • Tarif 2024: Solidarität gewinnt! Informationen der IG Metall Baden-Württemberg externer Link zur Tarifrunde 2024 in der Metall- und Elektroindustrie unter dem Motto ‚Solidarität gewinnt!‘
  • Am 21. Juni beschließen die Tarifkommissionen bundesweit ihre Forderung. Spätester Verhandlungsbeginn der diesjährigen Tarifrunde ist der 16. September. Die Entgelttarifverträge laufen zum 30. September aus, die Friedenspflicht endet am 28. Oktober 2024.

Siehe zuletzt unser Dossier: Tarifrunde 2022 in der Metall- und Elektroindustrie startet mit Forderungsdebatte um Inflationsausgleich

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=221051
nach oben