Solar-StartUp Enpal in Leipzig: Ehemalige Mitarbeiter beklagen schlechte Arbeitsbedingungen – ausstehende Gehaltsansprüche vor Gericht

Arbeitskonflikt FAU Leipzig gegen Solar-StartUp EnpalDie Gewerkschaft Freie Arbeiter*innen Union (FAU) Leipzig fordert von dem Solarunternehmen „Enpal“ ausstehende Gehaltsansprüche für ein Gewerkschaftsmitglied. Der ehemalige Angestellte wirft dem Unternehmen vor, Urlaubs- und Lohnfortzahlungen sowie Provisionsansprüche nicht vollständig bezahlt zu haben. Insgesamt belaufen sich die Forderungen auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag. Weil die Geschäftsführung auf bisherige Zahlungsaufforderungen nicht reagierte, hat die Gewerkschaft nun im Namen ihres Mitglieds Klage eingereicht. Die Güteverhandlung findet am Montag, den 11.03.2024 um 12:20 Uhr am Arbeitsgericht Leipzig (Erich-Weinert-Straße 18, 04105 Leipzig) statt. Das Startup Enpal ist in der Solarbranche deutscher Marktführer für Aufdach-Solaranlagen und hat bereits etwa 65.000 Solarsysteme installiert…“ Meldung vom 8. März 2024 der FAU Leipzig externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Solarvertriebsfirma Enpal zieht sich aus Leipzig zurück – ohne Zusammenhang mit dem laufenden Rechtsstreit… New
    Das Solarunternehmen Enpal schließt seinen Standort in Leipzig. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens MDR SACHSEN. Ende April sei für die 30 Mitarbeiter Schluss. Grund seien Änderungen im Vertrieb der Solaranlagen. (…) Ein ehemaliger Angestellter des Unternehmens hat vor dem Arbeitsgericht Leipzig auf Gehalts-Nachzahlungen geklagt. Die Güteverhandlung vor einer Woche scheiterte. Der Unternehmenssprecher betonte auf Nachfrage, dass es zwischen dem Aus für den Leipziger Standort und dem Rechtsstreit keinen Zusammenhang gebe. Man habe bereits die letzten Monate überlegt, wie es mit dem Standort weitergehen werde und habe nun eine Entscheidung getroffen.“ Meldung vom 18. März 2024 von MDR SACHSEN externer Link („Solarvertriebsfirma Enpal zieht sich aus Leipzig zurück“)
  • Arbeitsgericht Leipzig: Güteverhandlung zwischen Solar-Startup Enpal und Ex-Mitarbeiter in Leipzig gescheitert
    Das Solar-Startup Enpal hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt. Nach eigenen Angaben will das Unternehmen nichts Geringeres, als die Energiewende für alle zu ermöglichen und erschwinglich zu machen. Das geschehe auf Kosten der Mitarbeitenden, werfen ehemalige Angestellte der Solarfirma vor. Einer fordert nun vom Unternehmen Nachzahlungen. Eine Güteverhandlung scheiterte am Montag. (…) Wie der ehemalige Mitarbeiter Aaron Konopatzki am Ende der Verhandlung MDR SACHSEN sagte, konnten sich die Konfliktparteien in einer sogenannten Güteverhandlung am Montag nicht einigen. Konopatzki lässt sich durch die Gewerkschaft Freie Arbeiter*innen Union (FAU) vertreten. Die FAU fordert nach eigenen Angaben von dem Unternehmen ausstehende Gehaltsansprüche für ihr Mitglied Aaron Konopatzki. Der ehemalige Enpal-Angestellte wirft dem Unternehmen vor, Urlaubsgeld, Lohn und Provisionen nicht vollständig gezahlt zu haben. Es gehe um einen Streitwert von 12.000 Euro. Das Unternehmen zeigte sich laut Konopatzki am Montag bereit, die Hälfte zu zahlen. Die Klägerseite besteht auf den Gesamtwert. Wenn sich Enpal und der Ex-Mitarbeiter Konopatzki bis September nicht einigen, kommt es zum Prozess. Der erste Gerichtstag ist für den 19. September angesetzt.
    Klägerseite nach Verhandlung zufrieden
    Nach dem Verhandlungstag zeigt sich Aaron Konopatzki dennoch zufrieden. Das Unternehmen habe zugegeben, dass die Ausgleichszahlungen von Provisionen im Urlaubs- und Krankheitsfall nicht erfolgten. Solche Zahlungen sind gesetzlich vorgeschrieben, bei Enpal offenbar aber nicht gezahlt worden. „Das ist für alle Beschäftigten im Vertrieb von Enpal relevant“, so Konopatzki. Denn die fehlenden Ausgleichszahlungen hätten dazu geführt, dass Enpal-Mitarbeitende auch an Kranken- oder Urlaubstagen gearbeitet hätten
    …“ Meldung vom 11. März 2024 von MDR SACHSEN externer Link
  • Solar-Startup-Enpal: Alles für das Klima: Ehemalige Mitarbeiter beklagen schlechte Arbeitsbedingungen
    Ehemalige Mitarbeiter des Solar-Startups Enpal berichten von fragwürdigen Arbeitsbedingungen am Standort Leipzig. Ein ehemaliger Mitarbeiter zieht wegen angeblich ausstehender Gehaltsansprüche vor das Leipziger Arbeitsgericht.
    Sie habe teilweise 60 Stunden in der Woche gearbeitet, auch am Wochenende und Ausgleichstage habe sie sich nicht getraut zu nehmen, erzählt eine ehemalige Enpal-Mitarbeiterin MDR Investigativ. Wir nennen sie hier Anna, weil sie gerne anonym bleiben möchte. „Der enorme Druck wurde damit gerechtfertigt, dass man ja keine Zeit habe – die Klimakatastrophe naht, und wir müssen, müssen, müssen verkaufen.“ (…) Mit der Geschichte vom „Greentech-Unicorn“, wie das Startup sich selbst nennt, beeindrucke Enpal nicht nur Kunden, sondern auch neue Mitarbeitende. „Aber das ist nicht die aufrichtige Absicht, die Welt zu verbessern. Das kann man einfach nicht mehr glauben, wenn man da gearbeitet hat“, sagt sie. Sie habe letztes Jahr gekündigt, als sie erfahren habe, dass ihr ein entscheidender Teil ihres Arbeitsvertrages nicht ausgehändigt worden sei: Es geht um einen Anhang, der die Provision regle. Zu Beginn habe Anna pro verkaufter PV-Anlage Provision erhalten. Nach viermonatiger Betriebszugehörigkeit aber erst ab der fünften verkauften Anlage. Diese Regelung sei einem Anhang zum Arbeitsvertrag zu entnehmen gewesen. Der aber habe nicht nur bei ihrem Vertrag gefehlt, sondern nach ihren Schätzungen bei mindestens 30 weiteren Kolleginnen und Kollegen. Enpal äußerte sich auf Anfrage von MDR Investigativ dazu nicht.
    Ehemaliger Angestellter zieht gegen Enpal vor Gericht
    Einer dieser Kollegen ist der 23-jährige Aaron. Er zieht heute gegen Enpal vor Gericht. Ihm geht es neben der damaligen Provisionsregelung, die auch ihm nicht bekannt war, um eine Kompensation für ausgefallene Provisionszahlungen während Krankheits- und Urlaubstagen. Eine solche gesetzlich geregelte Ausgleichsprovision habe Enpal nicht gezahlt. Die Folge, so schildert es Aaron: „Bei Enpal ist es eigentlich normal gewesen, dass Leute aus dem Urlaub oder aus dem Krankenbett heraus ein paar Termine gemacht haben bzw. sich gar nicht haben krankschreiben lassen.“ Insgesamt belaufen sich seine Forderungen auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag. Weil Enpal auf bisherige Zahlungsaufforderungen nicht reagiert habe, hat nun die Gewerkschaft Freie Arbeiter*innen Union (FAU) Leipzig im Namen ihres Mitglieds Klage eingereicht. (…) MDR Investigativ hat mit Anna und Aaron unabhängig von einander geprochen. Ihre Aussagen ähneln einer Vielzahl an Bewertungen von (ehemaligen) Mitarbeitern im Online-Portal „Kununu“. So heißt es ebenfalls in einer Bewertung zum Standort Leipzig auf Kununu: „Der Druck, der gemacht wird, ist immens und kaum aushaltbar.“ (…)
    Bis zum Jahr 2030 will Enpal laut Viktor Wingert, Mitgründer und Chief Investment Officer, eine Million Haushalte mit PV-Anlagen versorgen. Diese ambitionierten Ziele können – so deuten es die Aussagen ehemaliger Mitarbeiter an – offenbar nicht ohne Druck und einen rauen Ton realisiert werden. Anna, die ehemalige Mitarbeiterin aus Leipzig, berichtet: „Die Leute, die befördert wurden, waren gerade diejenigen, die besonders rücksichtslos waren und nicht die, die menschlich gut verkauft haben.“ (…)
    Ein guter Mitarbeiter war auch Aaron, sagt er. Er sei sogar einmal als „Top-Seller“ ausgezeichnet worden, eine Urkunde und ein T-Shirt mit dieser Aufschrift besitze er noch. Dennoch entschied er sich, nach eineinhalb Jahren seinen Job bei Enpal im Dezember 2023 aufzugeben. „Erst danach habe ich gemerkt, wie mich dieser Job psychisch fertig gemacht hat.“ Auch Anna kündigte im vergangenen Jahr. „Viele von den Kollegen, die sehr überzeugt waren von diesem Job und dachten, dass sie was Gutes tun, sind teilweise krank geworden und sehr viele sind wie ich sehr enttäuscht gegangen.“…“ Beitrag von Sabine Cygan vom 11. März 2024 im MDR externer Link
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