[Q-commerce] Schneller, als die Eiscreme schmilzt: Lieferservice Gorrilas

Dossier

Riders United Gorillas“Das Start-up Gorillas, ein neues Unternehmen mit Sitz in Berlin, hat sich vorgenommen, Lebensmittel und Haushaltswaren besonders schnell zu liefern. (…) wo werden die Produkte ­gelagert, wer verpackt sie wo und wer liefert sie aus? Vor allem: Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie hoch sind die Löhne? Was ist mit dem Trinkgeld? (…) Ein besonders wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells ist, dass die Kommunikation über Apps erfolgt, sowohl die Bestellung als auch die Beauftragung der Fahrer und Fahrerinnen. Während die Unternehmen mit betriebswirtschaftlichen Begriffen wie Logistik und Zeiteffizienz hantieren, weisen Gewerkschaften darauf hin, dass letztlich die Fahrer und Lagerarbeiterinnen die schnelle Lieferung ermöglichen. (…) So praktisch es ist, schnell zu bekommen, was man braucht, ohne dafür das Haus zu verlassen – Verbraucher sollten sich fragen, was es bedeutet, wenn zwischen Ware und Käufer eine Plattform geschaltet ist…“ Artikel von Lisa Bor vom 10.09.2020 in der Jungle.World online externer Link, siehe Gorillas Workers Collective auf Twitter externer Link und hier (außer Streikrechtsdebatte) dazu:

  • Abgewickelt mit Faktor 0,65: 1200 Kündigungen durch Getir in Deutschland ohne Sozialplan? New
    • Getir: Rückzug aus Deutschland – 1200 Kündigungen ohne Sozialplan?
      Deutschland: Der Lebensmittellieferdienst Getir (türkisch für „Bring!“) zieht sich aus Deutschland zurück. Laut Business Insider sind von den Entlassungen bundesweit rund 1.200 Mitarbeiter*innen betroffen, davon 800 Fahrer*innen, die meisten in Berlin. Getir soll die Massenentlassung mittlerweile bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Berlin angekündigt haben. Das berichtet die Tageszeitung taz. 3 Ob der Betriebsrat einen Sozialplan verhandelt scheint unklar. Laut Getir soll er seit April informiert sein. Allerdings dokumentierten wir bei Getir schon 2022 eine besondere Art von Union Busting (…) Getir selbst begründet seinen Rückzug aus Deutschland laut taz mit Überlegungen des Hauptinvestors Mubadala. Das ist ein Staatsfonds aus Abu Dhabi, der auch beim Lieferdienst Flink investiert hat. Es soll die Überlegung geben, die Lieferdienste Flink und Getir zusammenzulegen. Demnach soll sich Getir auf die Türkei konzentrieren, Flink auf Europa. Das Beispiel zeigt: Wenn sich Betriebsratsinitiator*innen finden, brauchen sie die volle Unterstützung der Belegschaft…“ Aus den Union Busting News 9/24 von Jessica Reisner vom 16. Mai 2024 externer Link bei der Aktion gegen Arbeitsunrecht
    • Abgewickelt mit Faktor 0,65: Lieferdienst Getir löst sein Geschäft in der BRD vollständig auf. Beschäftigte bleiben mit mickriger Abfindung zurück
      Im Getir-Büro in Berlin-Mitte herrscht Untergangsstimmung. Wer im einstigen Gorillas-Hauptquartier ein- oder ausgeht, wird nicht mehr wirklich beachtet. Auf der Ebene vor dem Eingang steht eine Menschengruppe und diskutiert, im Empfangsbereich warten ehemalige Lieferfahrer, Rider, darauf, Abwicklungsverträge zu erhalten. Manche haben nicht einmal ihre Kündigung erhalten, können sich nun Rausschmiss und »Interessenausgleich« gleichzeitig abholen. »Von den Managern ist keiner mehr da. Die schauen jetzt, dass sie irgendwo neu anfangen können«, sagt ein Beschäftigter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er ist nicht der Einzige. Es ist Ungewissheit spürbar, ein gewisser Zynismus liegt in der Luft, in der Ecke alte Gorillas-Papiertaschen voller Müll. »Jeder schaut auf sich, jeder versucht noch irgendwie das Beste für sich rauszuholen.« (…) Im Moment der Abwicklung scheint ausnahmsweise nicht nur der Status der Rider prekär. Steht doch für viele von ihnen weitaus mehr auf dem Spiel, etwa die Aufenthaltsgenehmigung durch den Job. Nach den Massenentlassungen von 2023 sind nun ausnahmslos alle 1.310 Beschäftigten bundesweit betroffen, ein Großteil wurde am Montag bereits freigestellt. Auf Anfrage äußert Firmensprecher Sven-Joachim Irmer gleichentags nur, dass Getir sich zur laufenden Abwicklung des Deutschlandgeschäfts nicht äußern werde. Tags darauf ist seine E-Mail-Adresse nicht mehr erreichbar. Geschäftsführer Clemens Koebele reagierte gar nicht erst auf Anfragen.
      Nicht wenige haben bis zum letzten Tag für Getir gearbeitet. Für viele der Rider war es der erste Job in Deutschland. »Alle haben Kündigungen und den Abwicklungsvertrag bekommen. Wir haben unterschrieben und ihn zurückgeschickt und jetzt haben wir die Ungewissheit: Werden die Abfindungen gezahlt? Und wann: im Mai, im Juni, im Juli?« erklärt ein Beschäftigter. Wie schon Gorillas war auch das Geschäft von Getir durchweg nicht profitabel. Wie lange die Blase noch aufrechterhalten werden konnte, hing vollständig von den Investoren ab. »Die Frage ist jetzt: Wieviel ist es ihnen noch wert, wann ziehen sie die Reißleine und es kommt kein Geld mehr?« erklärt ein Angestellter gegenüber jW. Gesteuert wird das, was im Unternehmersprech »Umstrukturierung« heißt, vom international tätigen US-Beratungsunternehmen Alix Partners. Ehemalige Angestellte munkeln, das Finanzunternehmen sei eingesetzt, um für Mubadala »hier so günstig wie möglich den Stecker zu ziehen«. Nach dem Stand der Entwicklung und den Auswirkungen der neuen EU-Regelung zu Plattformarbeit gibt Alix Partners aber lediglich zu verstehen, man werde sich zum laufenden Vorgang nicht äußern. (…) Im Gespräch mit Angehörigen des Betriebsrates habe eine mögliche Insolvenz von Getir Deutschland im Raum gestanden, berichtet Martin Bechert. »Ich muss nun davon ausgehen, dass intern wohl über eine mögliche Insolvenz gesprochen wird und dass das auch Gegenstand in den Verhandlungen um einen Sozialplaninteressenausgleich war«, erklärt der Rechtsanwalt, der Rider von Getir und Konkurrent Wolt vertritt. Die Abfindungen seien »mit Faktor 0,65« ausgehandelt worden. Bedeutet: Pro Beschäftigungsjahr, abzüglich Probezeit, erhalten die Gekündigten 65 Prozent eines Monatsgehalts. Ein Abwicklungsvertrag, den jW einsehen konnte, bestätigt das. Innerhalb der Probezeit Gekündigte dürften leer ausgehen. Sicherlich werden sich nicht alle Entlassenen mit diesem »Interessenausgleich« zufriedenstellen lassen…“ Artikel von David Maiwald in der jungen Welt vom 16.05.2024 externer Link
  • Getir und Gorillas vor dem Aus: Warum es gut ist, dass das Geschäftsmodell am Ende ist 
    Getir und Gorillas ziehen sich vom deutschen Markt zurück und konzentrieren sich auf ihren Heimatmarkt. Das dahinterstehende Geschäftsmodell der Zehn-Minuten-Lieferung hat sich zumindest in der vorliegenden Form nicht bewährt. (…) Inzwischen hat Getir die Meldungen bestätigt: „Das Unternehmen wird sich auf seinen Kernmarkt in der Türkei konzentrieren, wo es das größte Potenzial für langfristiges, nachhaltiges Wachstum sieht“, erklärt die Geschäftsleitung. Neben den Getir-Standorten betrifft das nach Informationen der Wirtschaftswoche auch die Gorillas-Standorte; neben Deutschland stehe auch der Rückzug in den Niederlanden und Großbritannien an, heißt es. Dabei wurden gegenüber großen Teilen der Belegschaft bereits Kündigungen ausgesprochen oder angekündigt. In Deutschland sollen zwischen 1.200 und 1.300 Mitarbeitende betroffen sein…“ Beitrag von Tobias Weidemann vom 30.04.2024 in t3n.de externer Link, siehe auch:

    • Getir will Deutschland verlassen: Der Triumph der Langsamkeit
      Flink, Gorillas, Getir: Schnelllieferdienste für Lebensmittel und Konsumgüter haben während der Pandemie geboomt. Dass Getir nun offenbar Deutschland wieder verlassen will, zeugt von einem fundamentalen Problem der Branche, warnen Fachleute. (…) Erste Kündigungen hat es demnach bereits gegeben, auch die Abwicklung der Lager werde bereits geplant. Eingestellt werden soll der Betrieb laut „Wirtschaftswoche“ am 15. Mai dieses Jahres, sowohl die Marke Getir als auch Gorillas würden dann von den Straßen verschwinden, 1800 Beschäftigte wären betroffen…“ Artikel von Christoph Höland vom 25.04.2024 im RedaktionsNetzwerk Deutschland externer Link (RND)
  • Nach „Sparmaßnahmen“ und Insolvenzgerüchten nun Entlassungswelle: Getir streicht weltweit 2.500 Stellen, deutschlandweit über 20 Lager v.a. von Gorillas geschlossen
    • Massive Entlassungswelle: Gorillas-Mutter Getir streicht 2.500 Stellen
      Nach dem Kauf von Gorillas steht der Lebensmittel-Lieferdienst Getir vor der Zäsur. Nun wurden drastische Sparmaßnahmen angekündigt – die nicht nur Fahrer betreffen.
      Schon gestern berichteten Gründerszene und Business Insider, der türkische Schnell-Lieferdienst Getir stehe vor einer massiven Entlassungswelle. In einem am heutigen Dienstag um 11 Uhr einberufenen internen Allhands-Meeting sollten die Kündigungen intern bekannt gegeben werden. Nun bestätigt Getir offiziell: Insgesamt 2.500 Stellen werden gestrichen. Schon in den letzten Monaten hatten Tausende Mitarbeitende den Lieferdienst verlassen müssen.
      Betroffen seien alle Bereiche, heißt es. Also sowohl das Headquarter in Istanbul als auch die Warehouse-Angestellten und Fahrerinnen und Fahrer, das sogenannte Ops-Team. Mehrere Quellen hatten zuvor von „massiven“ beziehungsweise „umfangreichen“ Einschnitten gesprochen. Nach der aktuellen Entlassungswelle dürften noch rund 20.000 Menschen für Getir arbeiten, darunter Lieferfahrer, Büroangestellte und Lagermitarbeiter.
      Rückzug aus vier europäischen Ländern
      Die Kündigungswelle folgt einer Reihe von Sparmaßnahmen, die Getir bereits in den vergangenen Monaten vollzogen hat. In den zurückliegenden Wochen hat sich der Lieferdienst aus einigen Märkten zurückgezogen, so etwa aus Spanien und Frankreich, wo er auch Insolvenz angemeldet hat. Zuletzt folgte der Rückzug aus Italien und Portugal. Aktuell ist Getir noch in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, der Türkei und den USA aktiv. Nach Informationen von Gründerszene und Business Insider sollen diese fünf Märkte bestehen bleiben. Weitere Länder sollen vorerst nicht hinzukommen.
      Im Rahmen der bevorstehenden Entlassungsrunde wolle sich das Unternehmen jedoch aus einzelnen Städten zurückziehen, heißt es. In Deutschland ist Getir nach der Gorillas-Übernahme in insgesamt 23 Städten aktiv
      …“ Artikel von Sarah Heuberger, Daniel Hüfner, Lars Petersen und  Louis Westendarp vom 22.8.2023 in businessinsider.de externer Link
    • Kahlschlag bei @getir_de? In einem ersten Schritt werden zu morgen deutschlandweit über 20 Lager – fast alle davon von #Gorillas (!) – geschlossen. Was in #Berlin passieren soll ist scheinbar noch offen. Wie und ob der #Betriebsrat ordnungsgemäß beteiligt wurde ist offen. Der ist gerade auf Tauchstation? Betroffen sind u.a Lager in #Bremen, #Dresden, #Hannover, #Leipzig, #Nürnberg, …“ Tweet von Martin Bechert vom 22. Aug. 2023 externer Link – Bochum ist nicht mit auf der Liste.
    • Siehe für weitere Informationen: Während Getir’s Imperium rapide schrumpft, planen die Rider einen globalen Streik
  • LAG Berlin: Die Kündigungen der 3 Gorillas-KollegInnen sind wirksam, „wilde Streiks“ bleiben verboten und Revision nicht zugelassen – der Kampf geht weiter
    • Politische Entscheidung gegen politische Streiks! Schande!
      LAG Berlin hat heute gegen das Menschenrecht auf Streik entschieden: die Kündigungen sind wirksam -„wilde Streiks“ bleiben verboten- und Revision ist nicht zugelassen worden. Was heißt das?
      Diese Urteile werden der Bedeutung dieses Freiheitsrechts in keiner Weise gerecht. Offensichtlich hat sich das Landesarbeitsgericht entschieden, die gegen den Wortlaut des Grundgesetzes gerichtete, völkerrechtswidrige und historisch auf dem Erbe der dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte beruhende Streikrechtsprechung weiter zuführen. Dass die rechtliche Überprüfung beim Bundesarbeitsgericht (Revision) nicht zugelassen wurde, ist nicht nachvollziehbar. Wir werden die Begründung abwarten und dann Beschwerde beim Bundesarbeitsgericht gegen die Nichtzulassung der Revision einlegen.
      Was ist jetzt zu tun? Wenn die Inflation geht höher, streiken wir oder nicht? Wenn der Krieg brutaler wird, streiken wir oder nicht? Wenn das Klima sich noch mehr aufheizt, streiken wir oder nicht? Wenn die Ausbeutung größer wird, streiken wir oder nicht? To be continued…..“ Thread von Duygu Kaya vom 25.4.23 externer Link (eine der KlägerInnen)
    • Arbeitskampf: Lieferstreik als Präzedenzfall. Landesarbeitsgericht Berlin entscheidet gegen ein erweitertes Streikrecht. Drei ehemalige Gorillas-Beschäftigte hatten versucht, dies zu erwirken
      „»Ohne unser Recht auf verbandsfreien Streik ist unsere Arbeit nicht mehr als moderne, durch Richterrecht legalisierte Sklaverei«, sagt Duygu Kaya auf einer Kundgebung vor dem Landesarbeitsgericht Berlin zu den etwa 50 Versammelten, darunter Kurierfahrer und Gewerkschafter. Die 34-jährige Kaya ist eine ehemalige Kurierfahrerin des Lebensmittellieferdienstes Gorillas, der mittlerweile vom Konkurrenten Getir übernommen wurde. Nach einem sogenannten wilden Streik gegen die Arbeitsbedingungen bei dem Unternehmen wurde Kaya im Oktober 2021 entlassen. Der Gewerkschaft Verdi zufolge wurden damals insgesamt rund 350 Beschäftigte entlassen. Zusammen mit zwei ebenfalls entlassenen Kollegen aus Mexiko und Indien ist die gebürtige Türkin rechtlich gegen ihre Kündigungen vorgegangen. Nun hat das Landesarbeitsgericht entschieden: Die Kündigungen sind gültig. Auch wurde ein Antrag auf Revision abgelehnt. Was den ehemaligen Beschäftigten noch bleibt, sind Beschwerden gegen die abgelehnte Revision. Weitere Wege führen zum Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. »Es geht auch darum, zu zeigen, wie restriktiv das deutsche Streikrecht weiterhin ist« sagt Benedikt Hopmann, einer der Anwälte der drei Klagenden, vor Entscheidungsverkündung zu »nd«. »Auch besteht eine faschistische Prägung der derzeitigen Rechtsprechung.« Streiks, so die gängige Auffassung der Gerichte, müssen gewerkschaftlich getragen sein und tariflich regelbare Ziele haben. Das Grundgesetz erwähnt zum Thema Koalitionsfreiheit »Vereinigungen« zur »Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen«. Geprägt wurde die restriktive Auslegung durch Hans Carl Nipperdey, der von 1954 bis 1963 erster Präsident des Bundesarbeitsgerichts (BAG) war. 1963 erklärte das BAG wilde Streiks für rechtswidrig. Während der Zeit des Nationalsozialismus war Nipperdey unter anderem Kommentator der Arbeitsgesetzgebung.
      »Das derzeitige Richterrecht kriminalisiert verbandslose Streiks. Für migrantische Arbeitskräfte ist das besonders problematisch, da wir häufig nur temporär hier arbeiten«, sagt Duygu Kaya zu »nd«. Auch die DGB-Gewerkschaften sieht sie in der Verantwortung. Die volatile Situation bei Start-ups halte Gewerkschaften davon ab, dort zu organisieren. Die Logik der Sozialpartnerschaft funktioniere nur auf Basis stabiler Arbeitsverhältnisse, so Kaya. »Das lässt uns prekäre Beschäftigte dort ohne andere Option, als spontan zu streiken, da wir nicht die Ressourcen haben, auf eine langwierige Organisierung eines Betriebs durch Gewerkschaften zu warten.« Die Gewerkschaft Verdi hatte den spontanen Streik damals nicht nachträglich übernommen.
      Auch während der Verhandlung war die Frage der Rechtmäßigkeit des Streiks das dominante Thema. Sowohl die Richterin als auch die Anwältin des Unternehmens stellten auf die gängige Rechtsprechung ab. Hopmann indes betonte neben der historischen auch die völkerrechtliche Dimension in Form der Europäischen Sozialcharta (ESC). In dieser wird das Streikrecht weniger restriktiv ausgelegt als in Deutschland. Hopmann argumentiert, dass in der ESC ein nicht auf Gewerkschaften beschränktes Streikrecht der Arbeitnehmer verankert sei. Dementsprechend hätten auch sogenannte Ad-hoc Koalitionen ein Streikrecht. (…) Hopmann verwies abschließend darauf, dass wegen der besonderen Situation befristet oder über Arbeitsvisa beschäftigter Migranten, die einen Großteil der Gorillas-Kuriere gestellt hätten, eine Organisation von Streiks im Sinne der gängigen Rechtsprechung faktisch unmöglich sei. Auch Duygu Kaya gibt sich weiterhin kämpferisch und will im Zweifel bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.“ Artikel von Moritz Aschemeyer vom 25.04.2023 in ND online externer Link, siehe zu Benno Hopmann auch:

    • Für die Berichterstattung vom Prozess und der Kundgebung siehe die Twitter-Accounts von Jan Ole Arps externer Link, von Duygu Kaya externer Link und der Kampagne für ein umfassendes Streikrecht externer Link
    • Siehe auch unser Dossier: Mythos wilder Streik + Illegalität. Neue Debatte zum Grundrecht auf Streik am Bsp. Gorillas
  • Solidarität mit den entlassenen Gorillas-Beschäftigten am 25.4. beim Prozess vor dem Landesarbeitsgericht Berlin! 
    Im Oktober 2021 haben beim Lieferdienst Gorillas zahlreiche Beschäftigte gestreikt, weil Gorillas Löhne nicht gezahlt hat, Schutzausrüstung fehlte und die Arbeitsbedingungen miserabel waren. Das Management von Gorillas reagierte auf die Streiks mit fristlosen Kündigungen. Der Streik war verbandslos, das heißt, es hat keine Gewerkschaft zu diesem Streik aufgerufen. Da das Streikrecht in Deutschland sehr restriktiv ist, werden verbandslose Streiks illegalisiert. Gegen die Entlassungen haben mehrere Beschäftigte Kündigungsschutzklagen eingereicht. Bei ihrem ersten Prozess vor dem Arbeitsgericht im April 2022 wurden die Kündigungen von drei ehemaligen Gorillas-Beschäftigten bestätigt. Am 25. April 2023 findet der Prozess in der nächsten Instanz, dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg statt. (…) Bis heute werden die Ansichten von Nipperdey durch Arbeitsgerichte übernommen. Das schränkt das Menschenrecht auf Streik ein und steht im Widerspruch zu internationalem Recht wie der Europäischen Sozialcharta. Darin wird allen Menschen das Recht auf Streik zugesprochen. Ein juristischer Erfolg der ehemaligen Gorillas-Beschäftigten würde allen Beschäftigten zu Gute kommen und wäre ein großer Fortschritt für unser Recht auf Streik. Wir setzen uns ein für ein umfassendes Streikrecht und unterstützen die ehemaligen Gorillas-Beschäftigten in ihrem Kampf!Aufruf von rechtaufstreik vom 4. April 2023 externer Link : „Solidarität mit den Gorillas-Beschäftigten – Für ein umfassendes Streikrecht!“ zur Kundgebung am 25. April 2023 um 10h vor dem Prozessbeginn vor dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg, Magdeburger Platz 1, siehe auch:

  • [Nach LAG-Urteil] Gorillas Berlin hat nun Betriebsräte auch in Friedenau und Treptow 
    Seit gestern Abend sind bei Gorillas Berlin zwei weitere Betriebsräte gewählt! Es ist so schön zu sehen, wie Arbeiter zusammenkommen, und zu sehen, wie das Management völlig machtlos ist, es zu stoppen..“ engl. Tweet von Gorillas Workers Collective vom 11.12.22 externer Link

    • Siehe zuvor: „In Sachen Abbruch der Betriebsratswahl bei #Gorillas #Berlin in zwei der Warehouses sind heute beim Landesarbeitsgericht um 10 Uhr (Raum 334) und 12 Uhr (Raum 227) Termine. I. Instanz hat die Wahlen nicht abgebrochen… ich werde berichten! #Betriebsrat #UnionBustingTweet von Martin Bechert vom 9.12. externer Link – das Landesarbeitsgericht Berlin hat die Anträge von Gorillas zurückgewiesen, womit die Betriebsratswahlen in Friedenau und Treptow stattfinden konnten
  • Milliarden-Deal bei Schnell-Lieferdiensten: Getir kauft Berliner Konkurrenten Gorillas – und wird Marktführer
    Zwei Express-Bringdienste gehen zusammen. Das neue Unternehmen verliert an Wert, aber ist nun Marktführer in Deutschland…“ Artikel von Christoph M. Kluge vom 9.12.2022 im Tagesspiegel online externer Link – dies nur der Vollständigkeithalber, denn wie die GoG bei Opel Bochum immer zu Fusionen zu sagen pflegte: „Es ist egal, was auf dem Blaumann steht, auf die Arbeitsbedingungen kommt es an
  • [LabourNet-Winter-Interview mit Camilo A.] #RidersOnTheStorm. Wie ein Schneesturm in Berlin 2021 zur Organizing-Kampagne bei Gorillas beitrug
    Wer schonmal in einem Startup arbeiten musste, kennt es: Die netten Chefs bestellen einen Früchtekorb für alle, dafür kommt der Lohn drei Wochen zu spät. Es gibt eine kostenlose Kaffeemaschine, aber dafür wird erwartet, dass du unbezahlte Überstunden schiebst. Auch Gorillas ist keine Ausnahme. Im Winter vor einem Jahr begannen Lieferfahrer:innen des Unternehmens damit sich in Berlin zu organisieren. Auslöser war ein Schneesturm, in dem die Rider trotz Lebensgefahr arbeiten sollten. Und das war nur die Spitze des Eisbergs: Lange Probezeiten, fehlende oder spät gezahlte Löhne und ein durch und durch inkompetentes Management machten die Arbeitsbedingungen für die meist migrantischen Kolleg:innen unerträglich. Camilo A. sprach über die Anfänge des Unternehmens und des Arbeiter:innenkollektivs, das bundesweit einmal mehr zeigte, dass es möglich ist, sich auch innerhalb der Gig-Economy zur Wehr zu setzen. Dabei waren einige Gewerkschaften hilfreicher als andere. Siehe dazu das Interview von Anne Engelhardt vom Dezember 2022
  • Polizei bei den Gorillas?
    Heute wurde ein Betriebsratsmitglied von der Polizei aus dem Lager Friedenau abtransportiert. Das Management dort und anderswo im Unternehmen versucht zunehmend verzweifelt, sich einer Überwachung ihrer Handlungen zu entziehen. Angesichts einer Reihe von Belästigungsvorwürfen in allen Lagern ist es kein Wunder, warum.“ engl. Tweet Gorillas Workers Collective 8.12.22 externer Link – wir warten auf weitere Informationen
  • Kein Profit und unbeliebt: Gorillas geht erneut gegen Betriebsratswahlen vor – könnte aber bald von Getir übernommen werden. Dabei ist die Branche eine reine Spekulationsblase 
    „Beim Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas gibt es mal wieder Ärger um betriebliche Mitbestimmung. Das Berliner Start-up versucht erneut, Betriebsratswahlen zu verhindern. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als gegen den Widerstand von Gorillas eine Mitarbeiter*innenvertretung gewählt wurde, hat das Unternehmen damit vor Gericht bislang Erfolg. In insgesamt vier „Warehouses“ in Schöneberg, Friedenau, Moabit und Treptow hatte der vom berlinweiten Betriebsrat eingesetzte Wahlvorstand zu Wahlen aufgerufen. Die wurden nötig, weil der Betriebsrat nach Weggängen zu wenige Mitglieder hat. Weil das Unternehmen – mutmaßlich, um die Gründung des Betriebsrats zu verhindern – 2021 ein Franchise-Modell für seine Lagerhäuser eingeführt hat, sollte nun jedes der rund 20 Lager einen eigenen Betriebsrat bekommen.  Auf Antrag von Gorillas hat das Landesarbeitsgericht zwei der geplanten Wahlen jedoch in letzter Minute gestoppt. Die Begründung: Der Wahlvorstand sei falsch besetzt, zu den Wahlen in den Warehouses könnten nur deren Angestellte aufrufen. Wohl um einer erneuten Niederlage vor Gericht am Mittwoch zuvorzukommen, sagte der Wahlvorstand daraufhin auch die beiden anderen Wahlen ab. Nach taz-Informationen wurden bereits fünf neue Wahlvorstände bestellt und mit der Durchführung einer neuen Wahl beauftragt. (…) Für Verdi ist das Vorgehen des wegen schlechter Arbeitsbedingungen umstrittenen Unternehmens ein neuer Versuch des Union Busting. „Ziel ist, Mitbestimmung zu verhindern oder kleinzuhalten“, so Gewerkschaftssekretärin Franziska Foullong zur taz. (…) Die widerständigen Ar­bei­te­r*in­nen sind nicht das einzige Problem, mit dem das Gorillas-Management derzeit zu kämpfen hat. Laut Medienberichten steht der einstige Pionier der europäischen Lieferdienst-Branche, der 2020 in Berlin gegründet wurde, vor der Übernahme durch seinen türkischen Konkurrenten Getir. Beide Unternehmen wollten dies auf taz-Anfrage jedoch nicht kommentieren. Gorillas hat nach anfänglich rasantem Wachstum in Berlin immer mehr Marktanteile verloren – wovon vor allem Flink und Getir profitieren. Weil immer weniger Geld von Investoren fließt und diese schwarze Zahlen sehen wollten, entließ Gorillas Mitte des Jahres Hunderte Mitarbeiter*innen und verlagerte den Fokus von „Hyperwachstum“ auf „Profitabilität“. Der Experte für Lebensmittelmarketing Otto Strecker geht davon aus, dass Profit in der Lebensmittel-Lieferbranche überhaupt nicht möglich ist. „Das Geschäftsmodell funktioniert nicht, egal ob bei Getir oder bei Gorillas“, sagt der Vorstand der AFC Consulting Group AG der taz. Das Versprechen, für eine Lieferpauschale von 1,80 Euro in wenigen Minuten zur Haustür zu liefern, sei nicht gewinnbringend umzusetzen. (…) Anders als bei Unternehmen wie Uber oder Lieferando handle es sich nicht um reine Vermittlerdienste, erklärt Strecker. „Die Firmen haben Kosten für Lager, Kuriere, Waren. Und die sind höher als das, was sie auf dem Markt dafür bekommen.“ Laut Strecker müssten die Start-ups fünf bis sechs Euro Liefergebühren verlangen, um profitabel zu sein. „Die Kunden sind nicht bereit, das zu zahlen“, sagt Strecker, in der derzeitigen Krise schon gar nicht…“ Artikel von Marie Frank vom 27. Oktober 2022 in der taz online externer Link
  • Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg: Die für Mittwoch geplante Betriebsratswahl im Gorillas-Warenlager Schöneberg in der Hauptstadt muss abgebrochen werden 
    Im Streit über Betriebsratswahlen beim Lebensmittellieferdienst Gorillas hat die Unternehmensführung einen Erfolg erzielt. Nach einer Entscheidung des Landesarbeitsgerichts (LAG) Berlin-Brandenburg muss eine für Mittwoch geplante Wahl im Warenlager Schöneberg in der Hauptstadt abgebrochen werden. Aus Sicht des Gerichts gibt es bei der Zusammensetzung des Wahlvorstandes deutliche Abweichungen von gesetzlichen Vorschriften für eine Betriebsratswahl. Mit seiner Entscheidung hob das LAG im Eilverfahren einen Beschluss des Arbeitsgerichts auf. Dieses hatte in der vergangenen Woche ohne mündliche Verhandlung einen Abbruch der Wahl abgelehnt. (…) Das Gremium wirft dem Unternehmen nun vor, als Reaktion auf die Wahl aus den einzelnen Warenlager-Standorten eigenständige Franchise-Unternehmen gemacht zu haben. In diesen habe der stadtweite Betriebsrat kein Mitspracherecht. „Deshalb werden Wahlen in jedem Warenlager abgehalten“, hieß es in einem Aushang des Betriebsrats für die nun gerichtlich gestoppte Wahl. Der Unternehmensleitung sind nach eigenen Angaben weitere Wahlen für die Standorte Friedenau, Moabit und Treptow geplant. Dagegen geht Gorillas gerichtlich vor. „Es können aus rechtlicher Sicht nicht mehrere Betriebsräte für den gleichen Betrieb zuständig sein“, argumentierte der Lieferdienst. (…) Nach Angaben eines Gerichtssprechers dürfte die erste Entscheidung des LAG Auswirkungen auf die Verfahren beim Arbeitsgericht haben. Davon geht auch Anwalt Martin Bechert aus, der einen Wahlvorstand vertrat. „Den Gorillas gelingt es offensichtlich, aufgrund von formellen Gründen die Wahl demokratischer Interessenvertretungen in den Betrieben zu verhindern.““ Agenturmeldung vom 19. Oktober 2022 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link („Abbruch von Betriebsratswahl bei Lieferdienst Gorillas“), siehe für Hintergründe und zuvor:

    • Gorillas-Betriebsrat will Neuwahlen – und verliert vor Gericht
      Ein Jahr ist die Mitarbeitervertretung des Schnell-Lieferdienstes im Amt. Nun will das Gremium Neuwahlen, Gorillas verhindert das vor Gericht. Was hinter dem neuen Konflikt steckt.
      Vor dem Berliner Arbeitsgericht haben sich am Mittwochmorgen etwa zehn Unterstützer des Gorillas-Betriebsrates versammelt. Sie haben selbstgemalte Banner aufgehängt: „Stop Union Busting“ steht auf einem. Ziemlich genau ein Jahr ist es jetzt her, dass die Berliner Beschäftigten des Schnell-Lieferdienstes Gorillas einen Betriebsrat gewählt haben. Danach war es zunächst ruhig geworden um das Gremium. Es sah so aus, als hätten sich die Wogen zwischen den Beschäftigten und dem Management geglättet. Bis zu dieser Woche – wieder einmal wurde der Konflikt zwischen beiden Seiten vor Gericht ausgetragen. Worum es dieses Mal ging: Der Betriebsrat wollte Neuwahlen in den einzelnen Berliner Warenlagern abhalten, das Unternehmen dies vor Gericht verhindern. Schlussendlich hat das Arbeitsgericht im Eilverfahren der Unternehmensseite recht gegeben. Aber weshalb überhaupt Neuwahlen? Ein Betriebsrat ist eigentlich für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Gorillas hat im vergangenen Jahr einzelne Warenlager in Berlin zu Franchise-Unternehmen umfirmiert. Die Mitarbeitervertretung argumentiert nun, dass man als stadtweiter Betriebsrat aus diesem Grund kein Mitspracherecht in den einzelnen Hubs habe. Deshalb kündigte das Gremium in Aushängen an, Wahlen in jedem Warenlager abhalten zu wollen. Eine Rolle scheint außerdem die Tatsache zu spielen, dass der Betriebsrat in den vergangenen Monaten stark geschrumpft ist – entweder, weil Angestellte selbst gegangen sind oder, weil ihnen gekündigt wurde. Manche dieser Fälle sind noch vor dem Arbeitsgericht anhängig. Die Ersatzmitglieder reichen nun nicht mehr aus, um das Gremium aufzufüllen. (…) Nach der Rechtsprechung mussten die für den Mittwoch geplanten Wahlen in den Warenlagern Schöneberg und Treptow deshalb abgebrochen werden. Die Entscheidung dürfte auch Auswirkungen auf die anderen geplanten Wahlen haben, wie etwa in Moabit und Friedenau. (…) Eines der Mitglieder des Betriebsrates, mit denen Gründerszene am Rande der Verhandlung gesprochen hat, wehrt sich gegen den Vorwurf, nicht genug mit dem Unternehmen zu kommunizieren. „Unsere rechtliche Verpflichtung ist es, die Wahlen durch Aushänge am Arbeitsplatz bekannt zu machen. Das haben wir getan.“ Das Gorillas-Management selbst sei nicht ausreichend verfügbar, wenn es um Anliegen des Betriebsrates gehe, sagt er: „Wir haben nur eine Ansprechperson bei Gorillas und er kann unsere E-Mails ignorieren und tut es auch.“ Arbeitsrechtsanwalt Martin Bechert, der den Betriebsrat schon seit vergangenem Jahr vertritt, zeigte sich enttäuscht von der Entscheidung: „Das geht klar gegen die Interessenvertretung der Arbeitnehmer. Gorillas will keine demokratischen Strukturen in den Betrieben haben.“ Gemeinsam mit den Betriebsräten will er sich nun eine neue Strategie überlegen.“ Artikel von Marie Hecht und Sarah Heuberger vom 19.10.2022 im Businessinsider online externer Link (Gründerszene)
    • Terminankündigung: Untersagung Betriebsratswahl Lieferdienst Gorillas?
      Pressemitteilung Nr. 24/22 vom 18.10.2022 beim Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg externer Link
    • Bei @gorillasapp geht es wieder rund: Erst will das Unternehmen berlinweiten #Betriebsrat verhindern – jetzt geht es um den Abbruch der Neuwahl auf Ebene  der Warehouses – Morgen 19.10.22 Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg 08:30 Uhr Saal 341Thread von Martin Bechert vom 18.10.22 externer Link
    • So ein Mist. Hat noch jemand ein Déjà-vu? Morgen sind die ersten beiden Wahlen der neuen Betriebsräte, in den Lagern Schöneberg und Friedenau. Zufällig ist das auch der Tag, an dem die Gorilla-Geschäftsführung den neuen Wahlvorstand verklagt. Huh, komisch, genau ein Jahr nach ihren ersten Versuchen auch. Mit diesem transparenten und verzweifelten Versuch, den neuen Wahlrat zu unterminieren und damit die Rechte der Arbeitnehmer innerhalb des Unternehmens zu sabotieren, greifen sie eindeutig nach Strohhalmen. Das ist offensichtlich Union Busting. Das ist Repression. Deshalb rufen wir Unterstützer dazu auf, den Gerichtssaal mit Solidarität zu füllen, um den Gorillas zu zeigen, dass ihre endlose Gier nach finanzieller Vorherrschaft nicht mit Arbeitern mithalten kann, die zusammenstehen. Wir würden uns freuen, Sie alle dort zu sehen!“ engl. Thread von Gorillas Workers Collective vom 18.10.22 externer Link und
    • Das Management der Gorillas hat beim Gericht beantragt, dass der Vorsitzende des Wahlrats 10.000 Euro zahlt oder ihm 6 Monate Gefängnis drohen. Lassen Sie es Ihre Freunde wissen – das ist der wahre Charakter der Menschen an der Spitze von Gorillas.“ engl. Tweet von Gorillas Workers Collective vom 18.10.22 externer Link
  • Lieferdienst Gorillas zieht den Stecker: Rückzug aus Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Münster
    Immer wenn ein Startup scheitert, weint irgendwo ein Wirtschaftsförderer leise vor sich hin. Diesmal zieht sich einer der großen Schnell-Lieferdienste aus der Region zurück. In Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Münster wird niemand mehr beliefert, der bei Gorillas bestellt. Das Unternehmen, das seit Juni auch Produkte des Darmstädter Biolebensmittel-Händlers Alnatura liefert, hat seine Lager bereits geräumt…“ Artikel von Stefan Schroeder vom 3. August 2022 bei den Ruhrbaronen externer Link
  • Gorillas Berlin: Insbesondere verspätete oder zu gering ausgezahlte Löhne führten zur Selbstorganisation der Fahrer:innen u.a. mit Support linker Jura-Student:innen 
    „… Diese Woche hat das Gig Economy Project (GEP) mit einigen derjenigen gesprochen, die kürzlich entlassen wurden oder deren Verträge nicht verlängert wurden, darunter ein ehemaliger Lagerleiter, ein ehemaliger Lageraufseher und ein ehemaliger Mitarbeiter der Berliner Zentrale. Wir sprachen auch mit einem Gorillas-Fahrer, der im Betriebsrat des Unternehmens sitzt, einem Jurastudenten und einem Rechtsaktivisten, die beide Fahrer:innen und Kommissionierer:innen helfen, die in den dunklen Lagern‘ des Unternehmens arbeiten. Viele der Probleme, auf die sie hinweisen, sind nicht neu, aber das Bild, das sich ergibt, ist das eines Unternehmens mit chronischen Problemen, die, wenn überhaupt, immer schlimmer werden, je mehr die Schwierigkeiten zunehmen. Es sind die Arbeitnehmer:innen in den prekärsten Situationen, die am meisten unter diesen Problemen leiden. (…)
    Unbezahlte, verspätet gezahlte und/oder nicht vollständig gezahlte Löhne waren einer der Hauptgründe für die wilden Streiks bei Gorillas im letzten Jahr, und die Lage scheint sich nicht verbessert zu haben. (…)
    Robin Backhaus, der einer deutschlandweiten Hochschulgruppe mit dem Namen ‚Linke Jurastudent:innen organisieren sich‘ angehört, hat sich in den letzten Monaten mit Gorillas-Beschäftigten zusammengesetzt, die sich an den Betriebsrat gewandt haben, um rechtliche Unterstützung zu erhalten. Er ist überrascht von der ‚Dreistigkeit‘ der Gorillas in Bezug auf die Lohnzahlung. ‚Es gibt Leute, die 130 Stunden arbeiten und zwei Monate hintereinander keinen Lohn bekommen‘, sagt er gegenüber GEP. ‚Wenn man sich mit einer Person zusammensetzt und sieht, dass sie wegen Lohndiebstahls nicht in der Lage ist, die Miete zu zahlen, ist das etwas anderes, als wenn man nur in der Zeitung darüber liest. Und das passiert immer wieder und oft. Chiara Losavio, eine Aktivistin von ‚El Bloque Latinoamericano‘, die spanischsprachige Fahrer:innen bei Gorillas in rechtlichen Fragen unterstützt, erklärt (…) ‚Viele Leute werden nicht, nicht rechtzeitig oder nicht vollständig bezahlt‘…“
    Artikel von Gig Economy Project, erschienen am 5. Juni 2022 auf Brave New Europe externer Link („Gig Economy Project – Gorillas in Berlin: chronic problems and mounting divisions”). Siehe dazu noch weitere lesenswerte aktuelle Berichte und interviews vom Gig Economy Project über die Selbstorganisation der Rider in Berlin (beide Englisch):

  • Klage wird mitgeliefert: Nach den Massenentlassungen beim Lieferdienst Gorillas wollen ehemalige Mitarbeiter*innen vor Gericht ziehen. Sie erheben schwere Vorwürfe 
    „… Um Kosten zu sparen, hat das erst vor zwei Jahren in Berlin gegründete Start-up Gorillas (…) Ende Mai 300 Mitarbeiter*innen und damit die Hälfte seiner Beschäftigten in der Zentrale entlassen. (…) Betroffen von der aktuellen Kündigungswelle sind vor allem Verwaltungsangestellte, davon viele in Berlin, wo laut Gorillas Stellen in allen Bereichen des Unternehmens abgebaut werden. Das musste auch Emily Miller erfahren, die aus Angst vor negativen Konsequenzen ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Es gab morgens ein Meeting, bei dem die Mitarbeiter*innen über die Kündigungen informiert wurden“, berichtet die junge Frau der taz. „Keiner wusste irgendwas, alle waren verängstigt.“ Eine Woche später ist Miller freigestellt, ihr Vertrag wurde zu Ende Juni gekündigt. „Aus dringenden betrieblichen Gründen“, wie es in dem Abwicklungsvertrag heißt, den die taz einsehen konnte. Ein Jahr hatte Miller bei Gorillas gearbeitet, zunächst als Freelancerin, dann fest angestellt als Projektleiterin. 938 Euro bietet ihr Gorillas als Abfindung – zu wenig findet sie: „Das ist nicht mal die Hälfte meines Gehalts.“ Zumal sie als Gegenleistung nicht über betriebsinterne Angelegenheiten sprechen darf. (…) Doch Miller will nicht schweigen, weder über die Unternehmenskultur, die sie als mackerhaft und dilettantisch beschreibt, noch über die in ihren Augen toxische Arbeitsatmosphäre. Viele ihrer Kolleg*innen hätten das nicht ertragen können, weshalb Führungskräfte das Unternehmen oftmals nach nur wenigen Monaten wieder verlassen hätten. Auch Miller ist froh, dort weg zu sein. „Ich will mit dieser Firma nichts mehr zu tun haben“, sagt sie. Gefallen lassen will sie sich ihre plötzliche Entlassung trotzdem nicht, weshalb sie, wie viele andere auch, Kündigungsschutzklage gegen Gorillas einreichen will. Martin Bechert ist Rechtsanwalt und vertritt derzeit rund 20 Gorillas-Angestellte, die gegen ihre Entlassung klagen wollen. „Ich gehe davon aus, dass die Kündigungen nicht rechtens sind“, sagt Bechert der taz. Denn die Hürden für betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland sind hoch (…) Als die taz Gorillas mit verschiedenen Vorwürfen ihrer ehemaligen Mitarbeiter*innen konfrontiert, erreicht sie eine Woche später ein anwaltliches Schreiben, mit dem unsere Berichterstattung unterbunden werden soll…“ Artikel von Marie Frank vom 9. Juni 2022 in der taz online externer Link
  • Wer Betriebsräte nicht verhindern kann, versucht es mit Demütigung: Fensterlose Gerümpel als Betreibsratsbüro in Berlin
    Nach seiner Gründung fragt der #Betriebsrat nach Räumlichkeiten. Der Arbeitgeber bietet ihm diesen fensterlosen Raum an! Das kann doch alles nicht mehr wahr sein!Tweet mit Fotos von Martin Bechert vom 30.5.2022 externer Link – die Fotos zeigen fensterlosen Raum, der zudem winzig und mit allerlei Gerümpel vollgestopft ist – eine schäbige Abstellkammer… Selten hat es die juristische Abwehr so leicht gehabt
  • Gorillas tritt auf die Bremse: Lieferdienst entlässt hunderte Beschäftigte – und zahlt doch eine (viel zu kleine) Abfindung 
    „… Das Unter­neh­men will zwei Jah­re nach sei­nem Markt­gang pro­fi­ta­bel wer­den. Dafür sol­len nun 300 Beschäf­tig­te gehen – die Hälf­te der Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ten. In einer Mail an die­se mach­te Goril­las-Chef Kağan Sümer die sich seit März ver­schlech­tern­de Markt­la­ge für den Schritt ver­ant­wort­lich. Sei­en in den letz­ten 24 Mona­ten Bil­lio­nen von Dol­lar in die Wirt­schaft gepumpt wor­den, wovon auch Goril­las pro­fi­tiert hät­te, wären Anleger*innen nun vor­sich­ti­ger. Im Klar­text heißt das: Der Zufluss an bil­li­gem Geld gerät ins Sto­cken. Das Start-up-Por­tal »sifted« berich­tet unter Beru­fung auf inter­ne Quel­len, dass Goril­las der­zeit etwa 60 Mil­lio­nen Dol­lar pro Monat ver­lie­re. Das Unter­neh­men hat­te zuletzt im ver­gan­ge­nen Okto­ber rund 860 Mil­lio­nen Euro Risi­ko­ka­pi­tal eingeworben.
    Um im stark umkämpf­ten Lie­fer­markt zu bestehen, will das Unter­neh­men nun Fix­kos­ten spa­ren und sich statt auf schnel­les Wachs­tum auf sei­ne Kern­märk­te in Deutsch­land, Frank­reich, den Nie­der­lan­den, Groß­bri­tan­ni­en und den USA kon­zen­trie­ren – in die­sen Län­dern ver­bucht das Unter­neh­men laut eige­nen Anga­ben 90 Pro­zent des Umsat­zes. Für die Märk­te Ita­li­en, Spa­ni­en, Däne­mark und Bel­gi­en wer­de man vor die­sem Hin­ter­grund »alle stra­te­gi­schen Optio­nen« prü­fen, teil­te Goril­las mit. Den ent­las­se­nen Mitarbeiter*innen gab CEO Sümer in sei­ner Mail noch den Rat mit auf den Weg, »Frus­tra­ti­on zu kana­li­sie­ren« und »euer eige­nes, neu­es Ver­mächt­nis zu schaf­fen«. Die­sel­be Frus­tra­ti­on nach einer Ent­las­sung habe ihn schließ­lich zur Grün­dung von Goril­las veranlasst. (…)
    Der Ber­li­ner Betriebs­rat bei Goril­las wur­de über die jüngs­ten Umstruk­tu­rie­rungs­plä­ne weder ange­hört noch infor­miert. Zudem ist unklar, ob er für die nun Ent­las­se­nen über­haupt zustän­dig ist. Wäh­rend der Betriebs­rats­grün­dung im ver­gan­ge­nen Jahr hat­te Goril­las zunächst das ope­ra­ti­ve Geschäft aus­ge­glie­dert und anschlie­ßend dafür ein Fran­chise-Modell ange­kün­digt, in dem jedes Waren­la­ger als eige­ner Betrieb fun­gie­ren soll­te. Den­noch befin­de man sich in Kon­takt mit eini­gen betrof­fe­nen Kolleg*innen, wie das genann­te Betriebs­rats­mit­glied mitteilt.
    Für Mar­tin Bechert, der bereits als Anwalt des Betriebs­ra­tes fun­gier­te, kön­ne sich für die Beschäf­tig­ten in der Ver­wal­tung nun die Nütz­lich­keit einer Inter­es­sens­ver­tre­tung zei­gen, etwa im Hin­blick auf Abfin­dungs­zah­lun­gen. externer Link »Es dürf­te dar­auf hin­aus­lau­fen, dass der Betriebs­rat für die in Ber­lin betrof­fe­nen Mit­ar­bei­ter ver­su­chen wird, einen Sozi­al­plan zu ver­han­deln« erklärt Bechert. Ver­schie­de­ne Lebens­mit­tel-Lie­fer­diens­te hät­ten die Zei­ten von Coro­na und Home­of­fice für eine aggres­si­ve Expan­si­ons­stra­te­gie genutzt. Es war eine Zeit der hohen Nach­fra­ge und damit auch gro­ßer Umsät­ze. Doch so schnell wie sie zu lie­fern ver­spre­chen, so schnell feu­ern sie auch. »Ich hal­te ein sol­ches Geschäfts­mo­dell weder für nach­hal­tig noch für sozi­al«, sagt der Anwalt…“ Artikel von Moritz Aschemeyer vom 26.05.2022 im ND online externer Link – siehe auch:

  • Gorillas schrumpft auf fünf »Kernmärkte« – über 300 Kündigungen (v.a. in Verwaltung) mit zynischer E-Mail, voller Selbstmitleid und Pathos statt Sozialplan mit Abfindung 
    Heute Morgen hat Gorillas bekannt gegeben über 300 Arbeitnehmer zu kündigen. Typisch Gorillas: Der Betriebsrat in Berlin ist nicht angehört worden. Es gab nicht einmal eine Mitteilung des Unternehmens an die Interessenvertretung. Erst nach Presseberichten erreichte die Mitarbeiter eine E-Mail von Gorillas Chef Kağan Sümer. Die zynische in englischer Sprache abgefasste E-Mail ist eine weiterer Beweis der „Verschleißmethoden“ der Gorillas. Statt Abfindung gibt es nur warme Worte vom Chef. Gorillas-Chef Sümer verhöhnt die von Kündigung betroffen Mitarbeiter:Innen mit zynischer E-Mail – voller Selbstmitleid und Pathos.
    Statt der Zusage für die Zahlung von Abfindungen erhielten die gekündigten Mitarbeiter eine E-Mail vom Chef persönlich. Eine Ansammlung unausgegorenen Wirrwars, den man bestenfalls als lauwarme Worte bezeichnen kann. Die Mitarbeiter des Headquarters werden nun erfahren, wozu ein Betriebsrat, den sie bislang angeblich mehrheitlich wohl abgelehnt haben sollen, gut sein kann. Ob der Betriebsrat allerdings überhaupt zuständig ist, ist offen. Es dürfte darauf hinauslaufen, dass der Betriebsrat für die in Berlin betroffenen Mitarbeiter versuchen wird einen Sozialplan zu verhandeln. Der Betriebsrat hat erst vor wenigen Wochen einen Sozialplan für die Arbeitenden, in dem geschlossenen Warehouse 01 („Alex“) abgeschlossen. Sollte dies auch für das Headquarter gelingen, dürfen auch die Berliner Mitarbeiter auf eine Abfindung hoffen. Sollte kein Sozialplan geschlossen werden, müssen die Mitarbeiter:Innen wohl Kündigungsschutzklage erheben, wenn sie eine Chance darauf haben wollen, nicht gänzlich leer auszugehen.
    In der E-Mail heißt es unter anderem (Übersetzung durch uns): (…) Infolgedessen werden uns heute 300 unserer Mitarbeiter im globalen Büro verlassen müssen. Ich bin sehr traurig, dass wir uns von unseren Mitarbeitern trennen müssen, die eine einzigartige Geschichte aufgebaut haben. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass diese Entscheidung nicht auf persönliche Leistungen zurückzuführen ist. Ich bin und werde immer dankbar sein für Ihre harte Arbeit und Ihren Beitrag, Gorillas dorthin zu bringen, wo es heute steht. Wir werden unser Bestes tun, um unsere betroffenen Teamkollegen im globalen Büro zu unterstützen. Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie schwer es mir fällt, Ihnen diese Nachricht zu überbringen. (…) Ich weiß, dass dies eine Menge Neuigkeiten sind, die es zu verdauen gilt. Auch wenn es den Anschein hat, dass viele Veränderungen auf einmal stattfinden, ist es wichtig, das gemeinsame Ziel zu sehen – die Positionierung und Ausrichtung unseres Unternehmens für eine erfolgreiche Zukunft. Ein paar letzte Worte an unser globales Büroteam und an unsere Teamkollegen, die uns heute verlassen müssen: Von heute an wird es unser oberstes Ziel sein, Ihr Erbe bestmöglich zu erhalten…“ Bericht von und beim Rechtsanwalt Martin Bechert am 24. Mai 2022 externer Link, siehe auch:

    • Gorillas entlässt mehr als 300 Mitarbeiter – rund die Hälfte aller Angestellten in der Zentrale
      „… Der 10-Minuten-Lieferdienst Gorillas will nach Informationen des Manager Magazins knapp die Hälfte der Mitarbeitenden in der Zentrale entlassen. Das sind rund 320 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Gorillas hat die Entscheidung am Dienstagmorgen bestätigt. Die Firma arbeite darauf hin, profitabel zu werden, müsse aber ihre Kostenstruktur anpassen. „Vor dem Hintergrund unserer Geschäftsziele haben wir unsere personellen Strukturen sorgfältig geprüft und die schwierige Entscheidung getroffen, unsere Teams weltweit neu aufzustellen“, heißt es. Zudem denke das Lieferunternehmen mit inzwischen offiziellem Sitz in der Niederlanden darüber nach, das Geschäft in mehreren Ländern zu schließen. Man wolle sich auf die fünf Kernmärkte Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande und USA konzentrieren und die Länder Italien, Spanien, Dänemark und Belgien wohl einstellen. Das Lieferunternehmen ist derzeit auf der Suche nach neuen Millionen, mit den Einsparungen will es sich vermutlich für potenzielle Investoren aufstellen. Wie Gründerszene im Februar schrieb, will CEO Kagan Sümer „700 Millionen Dollar oder mehr“ einsammeln. Bereits im Oktober holte sich Gorillas eine knappe Milliarde Dollar, zum damaligen Zeitpunkt umgerechnet rund 860 Millionen Euro. Ebenfalls im Februar verkündete Gorillas, „auf einem starken Weg zur Profitabilität“ zu sein, so eine Sprecherin des Unternehmens. „Einige unserer Mikro-Fulfillment-Center erwirtschaften bereits Betriebsgewinne.“ Laut verschiedenen Berichten des Manager Magazins soll Gorillas allerdings über 50 Millionen Euro pro Monat verbrannt haben…“ Meldung von Georg Räth vom 24. Mai 2022 beim Business Insider online externer Link
    • Feuern und anpumpen. Lieferdienst Gorillas: Entlassung von Hälfte der Verwaltungsbelegschaft für Gewinnziele
      Schnelles Liefern als Idee, verschärfte Ausbeutung der Kurierfahrer als Unternehmenspraxis, Sammeln von Investorengeldern als Geschäftsmodell. Profitabel ist das bisher allerdings nicht. Um Investoren gegenüber weiter Aussichten auf schwarze Zahlen geloben zu können, legt der Lieferdienst Gorillas nun offenbar die Axt an die Belegschaft: Das Unternehmen sehe sich »leider gezwungen«, sich von 300 Beschäftigten »trennen zu müssen«, teilte Gorillas am Dienstag mit. Betroffen sind ausschließlich Beschäftigte in der Verwaltung des Unternehmens, laut verschiedenen Medienberichten ist die Hälfte der dort tätigen Beschäftigten von der Massenentlassung betroffen. Gorillas will sich laut Mitteilung nun auf seine fünf »Kernmärkte« konzentrieren, in denen eine gewinnbringende Entwicklung möglich scheint. Neben der Bundesrepublik will sich der Lieferdienst demnach besonders auf das Geschäft in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und USA konzentrieren. Gleichzeitig prüfe der Lieferdienst »alle strategischen Optionen« für Italien, Spanien, Dänemark und Belgien. Was immer das bedeuten soll…“ Artikel von David Maiwald in der jungen Welt vom 25.05.2022 externer Link
    • Maxi Gstettenbauer zu Lieferketten am Bsp. Gorillas
      Maxi Gstettenbauer hinterfragt die Schnelllebigkeit unserer Zeit am Beispiel von Express-Lieferdiensten. Video des Beitrag in der Sendung die Anstalt vom 24.05.2022 externer Link
  • Erklärung von Duygu Kaya am 6. April vor dem Arbeitsgericht Berlin: „Für ein zeitgemäßes und gerechtes Streikrecht für prekäre und migrantische Arbeiter:innen bei Gorillas und allen Arbeiter:innen in Deutschland und Europa“ 
    Duygu Kaya wollte heute in der Verhandlung über ihre Kündigungsschutzklage (Az.: 20 Ca 10257/21) vor dem Arbeitsgericht Berlin eine Erklärung abgegeben. Ich habe das Gericht gebeten sich dieser Erklärung anzuhören, um sich selbst ein Bild davon zu machen, unter welchen Bedingungen bei Gorillas gearbeitet wird und warum die Beschäftigten die Arbeit niederlegten. Obwohl ich ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass der Klägerin rechtliches Gehör zusteht, hat der Richter diese Erklärung unterbunden, weil sich die Klägerin nicht zur Sache äußeren wolle. Aber der Richter kannte die Erklärung nicht, die die Klägerin abgeben wollte. Hier die Erklärung von Duygu Kaye im Wortlaut: Für ein zeitgemäßes und gerechtes Streikrecht für prekäre und migrantische Arbeiter:innen bei Gorillas und allen Arbeiter:innen in Deutschland und Europa (…)
    Übrigens ist das Erlernen der deutschen Sprache nur eines der Haupthindernisse bei der Arbeitssuche. Keinen deutschen Namen zu haben oder einen Namen, den der Personalverantwortliche nicht aussprechen kann, ist meiner Meinung nach ein mindestens so großes Hindernis.
    Und was passiert in der Zwischenzeit bis wir unsere Ziele erreichen? Es ist eine lange Geschichte voller Ausbeutung… Wir stecken in einem Teufelskreis fest, wie Beutetiere. Dieser Teufelskreis bedient Firmen wie Gorillas, Getir, Lieferando und all die anderen Unternehmen, die stark von Arbeitsmigrantinnen abhängig sind. Wir brauchen Jahre, um Deutsch zu lernen und einen sinnvollen Job zu finden, der unsere sozialen, kulturellen und finanziellen Bedürfnisse befriedigt.
    Die gängige Vorstellung am Arbeitsmarkt ist die folgende: Ihr seid Migranten und solltet sogar dankbar sein, hier in Deutschland überhaupt einen Job zu finden. Und ihr solltet damit einverstanden sein, wenn ihr von diesen Unternehmen ausgebeutet werdet, bis ihr dort ankommt, wo ihr hinwollt – wenn ihr das überhaupt schafft. Es wird für richtig gehalten, dass wir bei der Arbeit in diesen Betrieben unserer Würde beraubt werden. Nicht, weil die Arbeitsplätze nicht unseren Erwartungen entsprechen, sondern weil wir fast wie Objekte betrachtet werden, denen man einen eigenen Willen abspricht. Wir sind die soziale Klasse der Gesellschaft, der der Wille abgesprochen wird, unser Wille wird gefesselt und in den Briefkästen eingeschlossen, die wir jeden Tag sehen, wenn wir nach Hause kommen. (…)
    Wir sind die Verletzlichsten und doch diejenigen, die am wenigsten geschützt sind. Und genau das ist der Grund, warum Unternehmen wie Gorillas machen, was sie wollen und mit fast allem durchkommen. Sie unterschlagen die Löhne der Arbeiterinnen. Sie bieten uns keine Sicherheit. Sie geben uns keine Schichten, die es uns ermöglichen würden, unsere Kurse an der Universität oder der Sprachschule zu besuchen. Sie entlassen uns am Ende unserer Probezeit und lassen uns nicht einmal die geringste Chance, ALG 1 zu beantragen. Was wird von uns erwartet? Schweigen, Gehorsam, einen anderen prekären Job zu finden, wo wir wieder genauso behandelt werden… nur bis… bis wir da sind, wo wir sein wollen. Wann soll das sein? Bei mir sind es schon fast vier Jahre… zehn Jahre für jemand anderen…
    Sehr geehrter Herr Richter Kühn, Sie scheinen gewerkschaftliche Arbeit zu befürworten. Das tue ich auch. Mein Vater war sein Leben lang Gewerkschafter, und ist es immer noch. Die Gewerkschaften gehören auch zu uns. Allerdings sind diese derzeit für unsere Lebensbedingungen zu institutionalisiert. (…)
    In der ersten Anhörung haben Sie uns auch gefragt, warum wir den Streik nicht mit den Gewerkschaften organisiert haben. Glauben Sie mir, ich habe mir diese Frage auch schon oft gestellt. Wo waren die Gewerkschaften? Ich sage es Ihnen: Sie sitzen hinter ihren Schreibtischen und stecken den Kopf in den Sand wie Vogelsträuße. Sie finden Ausreden, warum sie unsere Arbeitsplätze nicht organisieren können. Einige reden von Sprachbarrieren. Sprachbarrieren? Die Arbeiterinnen bei Gorillas kommen aus vielen verschiedenen Ländern und sprechen viele verschiedene Sprachen – und wir haben es trotzdem geschafft, uns zu organisieren! – obwohl uns kein Gewerkschaftsbudget und keine hauptamtlichen Gewerkschafterinnen zur Verfügung standen. Nein, das kann also nicht der Grund sein. Der eigentliche Grund ist der, dass wir am Ende unserer Probezeit entlassen werden: Das bedeutet, dass es sich für die Gewerkschaften nicht lohnt, in uns zu investieren. (…)
    Es gehörte nicht zu meinen Plänen für mein Leben in Deutschland, heute hier vor Ihnen zu stehen. Aber die Realität einer Migrantin ist immer politisch. Beispielsweise konnten wir ihr nicht entkommen, weil wir entlassen wurden, sobald wir einfach nur für unsere grundlegenden Rechte eingetreten haben, während diese Unternehmen einzig und allein auf Grundlage der Ausbeutung von migrantischer Arbeiterinnen weiter expandieren. Weil sie ganz genau wissen, dass niemand hinschaut. Und sie haben Recht: Keiner schaut hin! Diese Unternehmen machen – legitimiert durch die aktuell geltende Rechtsprechung- jede Errungenschaft zunichte, die sich die Arbeitnehmerinnen in den vergangenen hundert Jahren in Deutschland hart erarbeitet und mit ihrem Schweiß, und ihrem Körper erkämpft haben. Diese Zerstörung der Arbeitnehmerrechte wird nicht nur bei den Arbeitsmigrantinnen aufhören. Unsere Ausbeutung ist ein Prototyp, der dazu benutzt werden wird, alle Arbeitnehmerinnen in Deutschland zu erniedrigen und herabzusetzen. Dies ist die Verarmung des Lebens, was in Berlin bereits versucht wurde zu normalisieren, indem man Armut als sexy bezeichnete. Dies ist die Prekarisierung des Lebens, ohne Ausnahmen zu machen. Und ist ganz und gar nicht sexy! (…)
    Ich hatte Sie, Herr Richter Kühn, bei der ersten Anhörung gefragt, wer hinter dieser Rechtsprechung von vor 70 Jahren steckt. Sie meinten, es stecke ein Senat dahinter, nicht eine einzelne Person. Aber was ich über den aktuellen Stand des Streikrechts in Deutschland gelesen habe, weist tatsächlich auf eine Person hinter dieser Rechtsprechung hin, die für das Nazi-Regime aktiv gearbeitet hat, nämlich Hans Carl Nipperdey. Er gab im Rechtstreit um den sogenannten Zeitungsstreik von 1952 ein Gutachten ab, mit dem die Weichen für das bis heute geltende Streikrecht gestellt wurden. In diesem Gutachten wurde der Streik rechtlich beschrieben als Eingriff in den Gewerbebetrieb. (…)
    Das Streikrecht auf der Grundlage des Gutachtens von Nipperdey, wird bis heute unverändert ausgeübt, obwohl im Gesetz selbst nicht festgelegt ist, ob man nur für den Tarifvertrag und im Rahmen einer Gewerkschaft streiken darf. Das kann man in der Tat ein Richterrecht nennen; ein Richterrecht, das, unserer Ansicht nach, gegen das Grundgesetz, die Europäische Sozialcharta und grundlegende Menschenrechte verstößt. Aber wie Sie sicher am besten wissen: Gesetze sind größer als Richter. Das Gesetz steht selbst über Richterinnen. Wie kann man dann guten Gewissens an diesem Streikrecht festhalten wollen? (…)
    Heute werden Sie eine Entscheidung treffen, die in jedem Fall historisch ist. Wenn Sie entscheiden, dass die Kündigungen rechtmäßig waren, weil wir illegalerweise gestreikt haben, dann spielen Sie in die Hände jener, die die auf Nipperdey vererbter Lücke im Streikrecht, unsere diskriminierten und diskriminierenden Arbeitsverhältnisse ausnutzen. Diese Verhältnisse und diese Akteure arbeiten gegen unsere Würde, unsere Hoffnungen auf ein besseres Leben und gegen eine gerechte Arbeitswelt. Sie werden diese Unternehmen noch mehr ermutigen und mit lauten juristischen Worten sagen: Ihr, die prekär Beschäftigten, verdient, was man euch antut. So ein Entschluss wäre nicht nur die Vollstreckung des Richterrechts, sondern auch die Billigung der Präsenz des Erbes des Nationalsozialismus im Gesetz…“ Erklärung vom 6. April 2022 veröffentlicht durch RA Benedikt Hopmann bei widerstaendig.de externer Link, siehe:

  • Gorillas in Berlin: Alle wegen Schließung gekündigte werden an anderen Standorten weiterbeschäftigt, auch die Betriebsräte – Kundgebung am 06.04.2022 vor dem Arbeitsgericht bleibt wichtig! 
    Beim Lieferdienst Gorillas in Berlin kann der Betriebsrat einen Erfolg verkünden. Anfang März war allen 87 Beschäftigten des »Warehouse Alex« zum Monatsende gekündigt worden, darunter auch drei Betriebsräten. Rechtsgrundlage war die Schließung des Warenlagers, das zuvor in eine eigenständige GmbH umgewandelt worden war. Wie der Anwalt der Fahrradkuriere, Martin Bechert, am Mittwoch abend gegenüber jW mitteilte, konnte sich der Betriebsrat in mehrtägigen »harten Verhandlungen« in wesentlichen Punkten gegen die Unternehmerseite »durchsetzen«. Der Konzern sei nunmehr »dazu verpflichtet, allen Arbeitern, die die sechsmonatige Probezeit hinter sich haben, ein Angebot auf Weiterbeschäftigung an einem anderen Berliner Standort zu machen«, so Bechert. Das schließe auch die drei bisher im »Warehouse Alex« beschäftigten Betriebsratsmitglieder ein.“ Kurzmeldung in der jW vom 01.04.2022 externer Link („Erfolg nach zähen Verhandlungen“)
  • Kundgebung am 06.04.2022, 11 Uhr vor dem Arbeitsgericht: Solidarität mit den entlassenen Beschäftigten bei Gorillas! – Für ein umfassendes Streikrecht!
    „Am 6. April 2022 haben drei Kolleg*innen vom Lieferdienst Gorillas vor dem Arbeitsgericht in Berlin einen Prozess, weil sie eine Kündigungsschutzklage eingereicht haben. Sie wurden im Oktober 2021 mit über fünfzig anderen Kolleg*innen von dem Start-up ohne Abmahnung fristlos entlassen, weil sie wegen ihren prekären Arbeitsbedingungen spontan gestreikt haben. (…) Die Beschäftigten haben sich, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern, im Gorillas Workers Collective zusammengeschlossen, Proteste organisiert und gestreikt. Die Kündigungen wurden damit begründet, dass die Beschäftigten von Gorillas „wild“, also verbandslos gestreikt haben. Dies bedeutet, dass sie ohne den Aufruf einer Gewerkschaft gestreikt haben. In den meisten europäischen Ländern wäre dies ein ganz normaler Arbeitskampf. In Deutschland aber nicht, da es hier das rückständigste und restriktivste Streikrecht Europas gibt. Hierzulande werden Streiks, die nicht tarifrechtlich regelbare Forderungen haben, die nicht von einer Gewerkschaft getragen werden oder die für politische Forderungen geführt werden, illegalisiert. Das deutsche Streikrecht ist lediglich Richterrecht, welches bis heute von dem Arbeitsrechtler Hans Carl Nipperdey geprägt ist. Nipperdey war während der Nazizeit einer der Kommentatoren des Gesetzes »zur Ordnung der nationalen Arbeit« (AOG). Ab 1954 war er Präsident des Bundesarbeitsgerichts und hat mit seiner reaktionären Rechtsprechung den Rahmen für die Legalität von Streiks sehr eng gezogen und damit die politische und wirtschaftliche Demokratie stark eingeschränkt. Dabei ist nach dem Art. 23 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN, der Internationalen Arbeitsorganisation der UN und der Europäischen Sozialcharta eine gemeinsame kollektive Arbeitsniederlegung auch ohne Aufruf einer Gewerkschaft und ohne tarifliches Ziel zulässig! Der Kampf der Gorillas ist auch ein Kampf ums Streikrecht. Streikrechte sind elementare und soziale Menschenrechte, die erkämpft werden müssen. Unterstützen wir die entlassenen Gorillas-Beschäftigten und kämpfen wir gemeinsam für ein umfassendes Streikrecht!…“ Aufruf vom 20. März 2022 der Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht externer Link zur Kundgebung anlässlich des Gerichtstermins beim Arbeitsgericht Raum 513, 12 Uhr, Magdeburger Platz 1 am 6. April 2022 um 11:00 Uhr, siehe auch:

    • Kundgebung am 6.4.2022 ab 11 Uhr am Arbeitsgericht Megdeburger Platz 1. Wir, drei entlassene Gorilla-Wanderarbeiter -aus Mexiko, der Türkei und Indien-, kämpfen für unser Recht zu streiken! Eine kleine Welt gegen das deutsche Streikrecht der Nazis! Dies ist ein Kampf gegen Neoliberalismus, moderne Sklaverei, Prekarisierung des Lebens, 21. Imperialismus und Rassismus! Dies ist ein Kampf, um die Arbeiter mit der einzigen Macht zu stärken, die sie haben: ihre Arbeit den Bossen vorzuenthalten! Das Streikrecht kann nicht gewerkschaftlich monopolisiert werden. #b0604Thread von Gorillas Workers Collective vom 22.3.2022 externer Link
  • Kundgebung für Lieferdienst in Mitte: Eine bedrohte Art. In Mitte protestieren Anwohner*innen erst gegen, dann für ein Warenlager des Lieferdienstes Gorillas in ihrer Straße.
    „„Gorillas zahlt nicht – daher Streik“ stand auf dem Transparent, das zwei Personen am Mittwochnachmittag in der Rungestraße in die Höhe hielten. In der ruhigen Sackgasse in Berlin-Mitte hatte bis zum 31. März eines der zahlreichen Warenlager des Lebensmittellieferdienstes Gorillas sein Domizil. Kurz vor dessen Schließung solidarisierten sich NachbarInnen mit den Beschäftigten. Dazu gehörte auch ein Mitarbeiter des Roten Antiquariats in der Rungestraße, der den Boom im Lieferservicebereich als „Rückkehr der DienstbotInnen“ bezeichnete. „Menschen aus der Mittelschicht lassen sich Waren aller Art liefern, wollen aber die Lieferstationen nicht in ihrer Nähe haben.“ Damit bezieht er sich auf eine Petition von AnwohnerInnen der Rungestraße, die sich über Lärm und verstopfte Straßen durch den Gorillas-Lieferdienst beschwerten und von einem „migrantischen Unternehmen“ raunten, das nicht in die Straße passe. Gestört fühlten sich die AnwohnerInnen auch von den Kundgebungen der Gorillas-Beschäftigten vor den Lieferstationen. Schließlich haben die sich in den letzten Monaten häufiger mit Kundgebungen und Streiks gegen ihre Arbeitsbedingungen gewehrt.
    „Unterstützt die Streikenden. Denn umgekehrt braucht Ihr eventuell auch Solidarität wenn eure Wohnungen umgewandel oder luxussaniert werden und ihr wegen Eigenbedarfs aus der Wohnung raus müsst“, beschwor der Antiquariatsbeschäftigte die NachbarInnen. Die verfolgten allerdings das Geschehen überwiegend von ihren Balkonen oder Fenstern aus. Nur wenige beteiligten sich an der Kundgebung. (…) Zum Abschluss der Kundgebung sprachen zwei der Gorillas-Beschäftigte über ihren Kampf für bessere Arbeitsbedingungen, der auch Erfolge zeitigt. So sollen nach der Schließung des Lieferzentrums in der Rungestraße die Rider von den anderen Filialen übernommen werden...“ Bericht von Peter Nowak vom 31.3.2022 in der taz online externer Link, siehe den Aufruf hier unten
  • [Berlin am 30.3.22] Neue Solidarität in den Städten – Mieter_innen und [Gorillas]Arbeiter_innen zusammen gegen Kapitalismus und Rassismus! 
    Arbeiter_innen des Lieferdienstes Gorillas wehren sich seit Wochen gegen die zum 31.03.22 drohende Schließung des Standorts in der Rungestraße in Berlin in Mitte. Sie sprechen von Union-Busting, weil auch Betriebsrät_innen von den Entlassung bedroht sind. Der Schließung vorausgegangen war eine teilweise rassistisch grundierte Kampagne von Anwohner_innen aus dem Umfeld der Rungestraße. Sie regten sich über Lärm, verstopfte Straßen durch „migrantisches Unternehmen“ aufregen und forderten die Schließung. Doch es gibt dort auch Nachbar_innen, die mit den Beschäftigten solidarisch sind. Sie unterstützen deren Forderungen, nach Pausenräumen, damit sie nicht bei Wind und Wetter auf ihre Aufträge warten wollen.
    Auf der Kundgebung in der Rungestraße sollen Arbeiter_innen und solidarische Bewohner_innen zu Wort kommen. Zudem laden wir Initiativen aus verschiedenen Stadtteilen ein, die über ihre Kämpfe gegen Unionsbusting, und Verdrängung aus kapitalistischen oder rasistischen Gründen berichten werden. Zum Abschluss werden Peter Nowak und Matthias Coers, die Herausgeber des Buches „Umkämpftes Wohnen – Neue Solidarität in den Städten“ (https://umkaempftes-wohnen.de externer Link ) mit Videos einige der im Buch dokumentierten Kämpfe vorstellen.“ Einladung zur Kundgebung am 30.3. 18 Uhr, Rungestr. 20 Berlin-MItte
  • Auch in New York kämpfen Rider bei Gorillas: Für das Recht aufs Klo zu gehen 
    „… Ihren Fuß haben die „Gorillas“ im vergangenen Sommer nach New York gesetzt: mit zwei Lagern. Inzwischen gibt es rund 20 in Manhattan, Brooklyn und Queens. Ziel der Berliner Start-ups ist es, ganz New York flächendeckend zu versorgen. Es herrscht ein reger Kampf. (…) Die Meisten der Rider sind eingewandert. Viele von ihnen sprechen noch kein Englisch. Ihr Job ist ihr Einstieg in eine bessere Welt. Dafür nehmen sie oft schlechte Bedingungen in Kauf, sagt auch Rider Mani Ramirez. „Es ist unfassbar. Du gehst zur Arbeit in der Pandemie, wo viele Jobs weg gefallen sind. Und inmitten von Gefahren und Unfällen kannst du noch nicht mal auf die Toilette gehen.“ Dieses Recht haben sich New Yorks App-Arbeiter jetzt erstritten. Auch das Recht darauf, die digital überwiesenen Trinkgelder zu bekommen. Doch immer noch bleiben genug Gefahren: Überfälle, Unfälle, Gesundheitsschäden, die auch durch den Zeitdruck entstehen. New Yorker Politiker haben deshalb einen Gesetzentwurf eingebracht. Er soll die Werbung für die 15-Minuten-Lieferung verbieten, sagt Stadträtin Carlina Rivera: „Durch diese Apps haben wir jeden Tag mehr Arbeiter. Wir wollen sicherstellen, dass sie fair behandelt werden. Wir hoffen auch, dass New York andere Städte im Land dazu inspiriert, dasselbe für ihre Arbeiter zu tun.“ Ökonom Sundararajan sieht für das Geschäft trotzdem keine Gefahr. „Das Überlebensmodell wird sein: dunkle Lagerräume und Auslieferung. Nicht die Geschwindigkeit. Auf die 15 Minuten-Option wird es am Ende nicht ankommen, um am Markt zu bestehen.“ Aus dem Beitrag „Lieferdienste in New York: Revolution des Einzelhandels“ von Antje Passenheim vom 24. März 2022 auf Deutschlandfunk externer Link
  • Thread vom RA Martin Bechert vom 17.3.2022 externer Link: „Die #Gorillas wollen Warehouse Alex schließen und 87 Arbeitnehmer trotz freier Stellen in anderen Berliner Warehouses feuern! @gorillas gibt vor Gespräche mit dem #Betriebsrat führen zu wollen. Morgen ist Termin. Das sind die einzigen Unterlagen zur Information … übersichtlich!“ mit der Grafik des Anschreibens an den Betriebsrat
  • Aufspaltung und PR-Gewäsch: »Bei Gorillas wird die Mitbestimmung mit Füßen getreten«
    • Aufspaltung und PR-Gewäsch. Gorillas in Wildwestmanier: Beim Lieferdienst in Berlin wurde 87 Mitarbeitern gekündigt, darunter drei Betriebsräten
      „»Riders unite« steht auf einem schwarzen Laken mit rotem Blitz, das am Donnerstag mittag am Warenlager »Alex« des Lieferdienstes Gorillas in Berlin-Mitte hängt. Davor ballen ein, zwei Dutzend Fahrradkuriere die Fäuste. »Respect your workers!« ruft einer, dann hallen Sprechchöre durch die Rungestraße: »No firings! All workers stay!« Allen 87 Mitarbeitern dieses »Warehouses« wurde zum Monatsende gekündigt, darunter auch drei Betriebsräten. Die Firmenchefs wüssten seit fünf Monaten von der Schließung des Lagers wegen Denkmalschutzauflagen, erklären Kuriere bei der Kundgebung – die Mitarbeiter seien erst in der vergangenen Woche informiert worden. Der Druck sei in den vergangenen Monaten besonders groß gewesen. Sie hätten extrahart geknüppelt – »Wir dachten, wir seien ein Team« –, jetzt sei völlig unklar, ob ihre Visa verlängert würden, ob sie ihren Familien Geld nach Hause schicken könnten.
      Der Betrieb im Lager geht währenddessen weiter. Kollegen stellen Räder ab, huschen geduckt vorbei. Viele seien skeptisch, was Gewerkschaften angehe, erklärt ein kämpferischer Rider auf Nachfrage. Die meisten seien nicht vertraut mit hiesigen Verhältnissen, glaubten nicht an Arbeiterrechte und würden niemals zehn Euro Mitgliedsbeitrag zahlen. Man müsse da geduldig informieren. (…)
      Anwalt Bechert erklärt den Strukturwandel im jW-Gespräch so: »Jedes Warehouse wird von einer eigenen Gesellschaft betrieben, jedenfalls theoretisch. Das heißt auch, dass die Leute bei dieser Gesellschaft angestellt sind, und wenn die ihren Betrieb einstellt wie jetzt am Alex, werden alle gekündigt. Sie dürfen sich bei den anderen Warehouse-GmbHs bewerben, aber wenn die sagen: Betriebsratsmitglieder – bäh, die wollen wir nicht, sitzen sie auf der Straße. Das ist die Idee von den Gorillas. So hab’ ich das jedenfalls verstanden.« So naheliegend es angesichts offener Stellen wäre – die Weiterbeschäftigung der Betriebsräte vom »Alex« mag Sümers Presseteam nicht garantieren: »Wir werden alles uns Mögliche tun, um möglichst alle MitarbeiterInnen in anderen Warehouses wieder einzustellen«, heißt es blumig in der Antwort an jW. Ob diese Willkür rechtens ist, hängt laut Bechert an der Plausibilität der neuen Struktur. (…) für Bechert ist »das alles nur Fake« und Gorillas Berlin nach wie vor ein Gemeinschaftsbetrieb. Für Kündigungen oder Arbeitsverträge etwa seien weiterhin Kollegen in der Operations GmbH zuständig, nicht die sogenannten Warehousemanager, »Das sind aus meiner Sicht Strohleute«, sagt Bechert. Die hätten sich »im Apparat hochgedient«, könnten »zum Teil kein Deutsch, sollen aber verantwortlich sein für den gesamten Arbeits- und Gesundheitsschutz, dann auch noch wirtschaftliche Geschichten – mit Verlaub, wie sollen die das machen? Das sind nicht mal Filialleiter, erst recht keine Betriebsleiter.«…“ Artikel von Alexander Reich in der jungen Welt vom 11.03.2022 externer Link
    • Kampfansage an Gorillas: Der umstrittene Lieferdienst will einen seiner Standorte in Berlin schließen. Der Betriebsrat sieht sich bedroht
      Auf der kurzfristig am Donnerstag einberufenen Pressekonferenz des Betriebsrats steht den Kurieren die Sorge ins Gesicht geschrieben. Bis zum kommenden Monat will der Lieferdienst Gorillas seinen Standort Alexanderplatz schließen. Allen der 58 Angestellten droht nun die Entlassung und eine ungewisse Zukunft. Manche von ihnen fürchten gar um ihren Aufenthaltsstatus. »Wir dachten eigentlich, wir wären ein Team«, sagt ein Mitarbeiter. Für das Start-up habe man sich »die Ärsche aufgerissen«, nur um jetzt mit leeren Händen dazustehen. »Wir wollen einfach nur, dass das Unternehmen Verantwortung übernimmt.« Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien auf das Einkommen angewiesen, um ihr Studium zu finanzieren oder ihre Familien finanziell zu unterstützen. (…) »Obwohl das Unternehmen schon seit Oktober Bescheid wusste, wurden wir erst letzte Woche informiert«, kritisiert eine Beschäftigtenvertreterin und fragt sich: »Warum?« Als im November ein Standort in Kreuzberg geschlossen wurde, seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf andere Warenhäuser verteilt worden. »Wir wundern uns, warum das nicht auch der Fall für den Standort Alex sein soll.« Plätze, so die Sprecherin, seien genügend vorhanden.
      Der Betriebsrat vermutet, dass das Unternehmen mit seinen Kündigungen die Interessenvertretung absichtlich schwächen möchte. Denn zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Alexanderplatz zählen auch drei Mitglieder des Betriebsrats. Der Anwalt der Kuriere, Martin Bechert, schlägt in dieselbe Kerbe: »Bei Gorillas wird die Mitbestimmung mit Füßen getreten«, sagt er. Es sei offensichtlich, dass das Unternehmen es schlichtweg darauf abgesehen habe, die drei Betriebsräte loszuwerden. Das Vorgehen von Gorillas bezeichnet er als »exemplarisches Union-Busting« und fordert Strafen für das Unternehmen. Die Arbeitsbedingungen für die Kuriere seien katastrophal. Kommunikation mit dem Unternehmen finde so gut wie keine statt. »Wir reden immer wieder mit einer Wand«, sagt Bechert. Einen Umgang wie bei Gorillas habe er in seiner Laufbahn noch nicht erlebt…“ Artikel von Patrick Volknant vom 10.03.2022 im ND online externer Link
    • Gorillas schließt einen Berliner Standort – auch drei Betriebsratsmitglieder von Kündigung betroffen
      Der Express-Lieferdienst Gorillas schließt einen seiner Berliner Standorte. Aufgrund von Denkmalschutzauflagen stelle man den Betrieb in der Berliner Rungestraße in der Nähe des Alexanderplatzes ein, so das Unternehmen. Das zuständige Bezirksamt in Berlin Mitte bestätigte gegenüber Gründerszene, das man einen entsprechenden Nutzungsänderungsantrag abgelehnt habe. An sich wäre die Schließung keine große Meldung, allein in Deutschland betreibt die Firma hunderte solcher Warenlager. Das Besondere ist dabei, dass in dem betroffenen Lager bislang auch drei Mitglieder des insgesamt 19-köpfigen Betriebsrats von Gorillas angestellt waren. Ihnen droht nun die Entlassung.
      Der Arbeitsrechtsanwalt Martin Bechert hat bereits in der Vergangenheit viele der Fahrer und Mitglieder des Betriebsrates gegenüber Gorillas vertreten. Auch im aktuellen Fall der Standortschließung versucht er mit dem Unternehmen zu verhandeln. Von Gorillas sei jedoch bislang keine Rückmeldung gekommen, auf Terminvorschläge habe niemand reagiert, so Bechert. Seine Vermutung: „Die Schließung ist ein Vorwand, um den Kündigungsschutz zu umgehen.“ (…)
      Eigentlich sollte es kein Problem sein, alle Rider bei anderen, benachbarten Standorten unterzubringen. Gorillas sucht händeringend Fahrerinnen und Fahrer, genauso wie alle anderen der Lieferdienste. Dennoch soll allen Angestellten in der Rungestraße gekündigt werden– auch den Mitgliedern des Betriebsrates. Sie müssten sich dann neu bewerben. Eine Garantie, dass die drei Betriebsräte auf jeden Fall in einem anderen Warenlager unterkommen können, wollte eine Sprecherin von Gorillas am Telefon nicht geben. Nur so viel: Man verspreche, jede Bewerbung sofort zu prüfen. (…) Sollte Gorillas nun die erneuten Bewerbungen der drei Betriebsratsmitglieder ablehnen, würden diese tatsächlich ihren Job verlieren. Bechert will jedoch dagegenhalten – und „zur Not bis vor das Bundesarbeitsgericht“ ziehen.“ Artikel von Sarah Heuberger vom 10.3.2022 bei businessinsider.de externer Link
  • GORILLAS will Warenhaus „Alex“ in Berlin schließen – bis Ende März drohen 87 Kündigungen, darunter 3 Betriebsratsmitglieder – Zufall? 
    Der Einladung zur Pressekonferenz des Gorillas-Betriebsrats am 10. März 2022 (per e-mail) vom Gorillas Betriebsrat Berlin ist zu entnehmen: „… Anlass sind die durch das Gorillas-Management akut kündigungsbedrohten Arbeiter:innen des Warenhauses, einschließlich dreier Betriebsratsmitglieder. Am 2. März 2022 kündigte Warenhaus-Manager Konstantin Lindlar an, dass das Gorillas Management alle 87 Mitarbeiter:innen des Warenhauses „Alex“ bis Ende des Monats aufgrund von Problemen mit den gemieteten Räumlichkeiten entlässt. Wir akzeptieren nicht, dass das Gorillas-Management seine Mitarbeiter:innen respektlos behandelt, wir lassen unsere betroffenen Kolleg:innen zu Wort kommen und setzen uns für ihre Rechte als Arbeiter:innen ein…“ Siehe dazu einen entsprechenden Tweet des Gorillas Workers Collective vom 8.3.22 externer Link
  • Pedal Records: Mit Techno gegen Streiks? Gorillas gründet Plattenlabel für Mitarbeiter
    „… Techno-Musik zieht sich wie ein roter Faden durch das Berliner Liefer-Unicorn Gorillas. Gründer Kagan Sümer heizte sich als Profi-Wasserballer früher immer mit elektronischer Musik ein. Das soll auch die Teams in den Warenlagern mobilisieren. Bei Firmenpartys legen DJs auf, bei Ansprachen an alle 14.000 Mitarbeitenden läuft Techno. Gorillas-Kuriere können Musik für eigene Spotify-Playlisten einreichen. Und nun der nächste Schritt: Der 10-Minuten-Lieferdienst hat ein eigenes Plattenlabel gegründet, das ausschließlich Künstler aus den eigenen Reihen unter Vertrag nimmt. Pedal Records heißt das Label, eine Anspielung auf die Fahrradpedale und das Herzstück des Unternehmens: die Kurierfahrer. Die tragende Rolle übernimmt das Berliner Indie-Label MNF, kurz für Meine Neuen Freunde. Dahinter stecken Mateo Jasik, Frontmann der Berliner Reggae-Band Culcha Candela, sowie deren Managerin Teresa Piejek. MNF ist rund drei Jahre alt und fokussiert sich auf Urban Pop und Dance-Musik. (…) Ob die Initiative dem Unternehmen beim Recruiting hilft, wird sich zeigen. Die Lieferdienste benötigen Tausende Fahrer und locken neue Arbeitskräfte etwa mit 200-Euro-Boni an. Sicher ist Pedal Records auch ein Versuch, die Wogen mit den streikenden Fahrern und dem Betriebsrat zu glätten…“ Beitrag von Lisa Ksienrzyk vom 15. Februar 2022 bei der Gründerszene der Welt online externer Link
  • [Richtungsweisendes LAG Berlin-Urteil zu Gorillas] Kurierfahrer als Mitglied eines Wahlvorstands ist trotz Kündigung zu beschäftigen 
    Ein Arbeitnehmer eines Kurierdienstes und Mitglied des Wahlvorstands muss trotz ausgesprochener Kündigung vorläufig beschäftigt werden. Das hat das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg in einem Verfahren des einstweiligen Rechtschutzes entschieden.
    Der Kurierdienst erklärte gegenüber einem als „Rider“ beschäftigten Arbeitnehmer eine außerordentliche Kündigung und macht zur Begründung geltend, der Rider habe sich an einem illegalen Streik beteiligt. Der Arbeitnehmer hat im Wege des einstweiligen Rechtschutzes seine weitere tatsächliche Beschäftigung verlangt und geltend gemacht, er müsse auch vor der bisher noch ausstehenden Entscheidung des Arbeitsgerichts über diese Kündigung vorläufig weiterbeschäftigt werden. Die Kündigung sei offensichtlich unwirksam, weil er Mitglied des Wahlvorstands für die anstehende Betriebsratswahl gewesen sei.
    Das Landesarbeitsgericht hat dem Antrag des Arbeitnehmers für die Zeit bis zum Ablauf der vereinbarten Befristung seines Arbeitsverhältnisses anders als zuvor das Arbeitsgericht stattgegeben und ausgeführt, der erforderliche Verfügungsanspruch und Verfügungsgrund liege vor. Es sei von einer offensichtlichen Unwirksamkeit der außerordentlichen Kündigung auszugehen. Der Arbeitnehmer sei gemäß den von ihm glaubhaft gemachten Angaben zum maßgeblichen Zeitpunkt des Zugangs der Kündigung Mitglied des Wahlvorstands gewesen und werde damit von dem besonderen Kündigungsschutz nach § 15 Absatz 3 Kündigungsschutzgesetz erfasst. Die aufgrund dieses Sonderkündigungsschutzes für eine Kündigung gemäß § 103 Absatz 2a) Betriebsverfassungsgesetz erforderliche vorherige gerichtliche Zustimmungsersetzung liege nicht vor. Da von einem fortbestehenden Arbeitsverhältnis auszugehen sei, bestehe auch ein Anspruch auf Beschäftigung. Dieser Anspruch sei im Verfahren des einstweiligen Rechtschutzes durchsetzbar, da einerseits das Recht des Arbeitnehmers auf Beschäftigung sonst durch Zeitablauf unwiederbringlich verloren sei und andererseits kein berechtigtes Interesse der Arbeitgeberin an der Aufrechterhaltung eines rechtswidrigen Zustandes angenommen werden könne. Ausgehend hiervon überwiege auch im Hinblick auf den Zweck des gesetzlichen Sonderkündigungsschutzes das Beschäftigungsinteresse. Ein Rechtsmittel gegen die Entscheidung ist nicht gegeben.“ Pressemitteilung vom 07.02.2022 beim Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg externer Link zum Urteil vom 12. Januar 2022, Az. 23 SaGa 1521/21, siehe auch:

    • Tweet von Martin Bechert (RA) vom 9.2.2022 externer Link: „Weiteres Urteil zur einstweiligen Beschäftigung eines wegen Teilnahme an „wildem“ Streik gekündigten Riders (Wahlbewerber) gegen @gorillasapp durch Rücknahme der Berufung rechtskräftig. ArbG Berlin, Urteil vom 15.12.22, 3 Ga 10813/21 … es geht voran!
    • Etappensieg für Kurierfahrer: Berliner Gericht erlässt einstweilige Verfügung: Gorillas muss entlassenen Arbeiter weiterbeschäftigen
      Um außerordentliche Kündigungen von Betriebsräten zu stoppen, braucht es kein langwieriges Hauptverfahren mehr. Das machte das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg in einer Entscheidung vom Montag klar. Entlassene Arbeiter haben demnach den Anspruch, mit einer einstweiligen Verfügung schnell eine Weiterbeschäftigung zu erwirken. (…)
      Für den zuständigen Rechtsanwalt Martin Bechert, der etliche Klagen gegen die Entlassungen bei Gorillas führt, ist das Urteil in zweiter Instanz richtungsweisend. »Ein Hauptverfahren gegen eine Entlassung kann sich oft über Jahre hinziehen«, erklärte er gegenüber jW am Dienstag. »Wenn Beschäftigte bis zu einem rechtskräftigen Urteil warten müssen, wird eine Weiterbeschäftigung oft endgültig verhindert.« Sie müssten sich einen neuen Job suchen, ihr Leben neu orientieren. Selbst wenn im Hauptverfahren festgestellt werde, dass die Kündigung rechtswidrig war, würden die meisten Beschäftigten lediglich eine Abfindung nehmen, aber nicht erneut in den alten Job zurückgehen. So würden Unternehmer mit illegalen Kündigungen oft die Bildung von Betriebsräten vereiteln können.
      Mit einer einstweiligen Verfügung auf Weiterbeschäftigung – wie nun im Fall von Daim geschehen – wird dem Beschäftigten das Recht zugesprochen, im Betrieb zu verbleiben, bis das Hauptverfahren entschieden ist. Bisher hatte das Landesarbeitsgericht sehr hohe Hürden an eine solche Verfügung gestellt. Auch wenn die Kündigung offensichtlich unwirksam ist, hätten die Entlassenen einen »besonderen Beschäftigungsgrund« nachweisen müssen, so Bechert. »Das ging nur für sehr ausgewählte Berufsgruppen wie beispielsweise Fußballer, die ihr Recht einklagen konnten, weiter am Training teilzunehmen.« (…)
      Die Entscheidung des Landesarbeitsgerichtes ist ein wichtiger Etappensieg für die Beschäftigten. Doch der Weg zu besseren Arbeitsbedingungen ist noch weit. Gorillas ficht die Betriebsratswahl juristisch an. Und auch eine erfolgreiche Klage auf Wiedereinstellung ist keine Garantie dafür, dass man auch weiter im Betrieb arbeiten kann. Rechtsanwalt Bechert erklärte, dass andere Mandanten, deren Wiedereinstellung er vor Gericht erstreiten konnte, wenige Tage später erneut gekündigt wurden…“ Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 09.02.2022 externer Link
  • Liefern first, Bedenken second: 15.800 Euro Bußgeld für Lieferdienst Gorillas wegen Verstößen gegen Arbeitsschutz 
    „Lieferdienste, die auf Fahrradkuriere setzen, nehmen es offensichtlich nicht so genau mit dem Schutz ihrer Beschäftigten. Deswegen hat das Berliner Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (Lagetsi) bereits «wegen Verstoßes gegen das Arbeitszeitgesetz ein Bußgeld in Höhe von 15.800 Euro verhängt». Weitere Bußgeldverfahren seien anhängig, aber noch nicht abgeschlossen. Das geht aus der Antwort der Senatsarbeitsverwaltung auf eine Schriftliche Anfrage der Grünen-Abgeordneten Alexander Kaas Elias und Christoph Wapler hervor. Laut einem Bericht des «Tagesspiegel» soll es sich bei dem Unternehmen, gegen das das hohe Bußgeld verhängt worden ist, um den Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas handeln. In dem Fall sei etwa die tägliche Maximalarbeitszeit überschritten worden, es habe keine Ruhepausen gegeben und gegen das Verbot von Sonn- und Feiertagsarbeit sei verstoßen worden, heißt es. (…) Beim Gorillas Workers Collective, der Selbstorganisation der Beschäftigten, zweifelt man auf Twitter an einer Läuterung des Unternehmens. Die Firma werde «weiter Rechtsbrüche begehen, bis sie enteignet oder gestoppt wird», schreibt die Beschäftigtenvertretung…“ Artikel von Nicolas Šustr vom 2. Februar 2022 in neues Deutschland online externer Link – na, solche Bußgeldhöhe wird bestimmt nicht abschreckend wirken – im Gegenteil…
  • [Gewantifa-Flyer] Solidarity with the strike actions of the Gorillas riders! 
    For several weeks there have been repeated strikes at the capitalist food supplier Gorillas. Gorillas capitalists make their profits by having bike couriers called “riders” deliver food from local warehouses to homes. Locations exist in 21 German cities. In Germany and now in eight other countries, Gorillas exploits thousands of riders.
    Extreme working conditions
    Working conditions and exploitation of riders at Gorillas are extreme. Wages are at the poverty line (10.50 euros per hour), and back injuries often occur because the backpacks are too heavy. The enormous danger of the work (racing through large cities on a bicycle at high speed in order to meet deadlines) combined with great work pressure leads time and again to serious accidents with terrible injuries, such as an accident involving a driver in Berlin on August 11, 2021. (…) About 50 years ago there was a wave of important strikes in West/Germany. These were the so-called “wildcat” strikes in the years 1969 to 1973. They were independent strikes without and against the union leadership. These were strikes that broke the “rules” established by the ruling class on a broad front and provoked a great howl of rage from the reactionary media and politicians, while the DGB and IG Metall leadership did everything to stifle this fighting movement. The wave of spontaneous “wildcat” strikes culminated in the large and militant Ford strike of 1973, which was decisively carried by workers mainly from Turkey, but also from other countries of origin, who were called “guest workers.”
    In this brochure, this strike struggle, which can be called historic for the history of the Federal Republic of Germany, is therefore deliberately traced in detail. This brochure is available in German and Turkish…“ Gewantifa-Flyer in English externer Link, dort auch als PDF-Datei, siehe die deutsche Variante weiter unter
  • 3 der ArbeiterInnen, die Anfang Oktober wegen Streiks entlassen wurden, haben letzte Woche die Kündigungsklagen gewonnen 
    So der Inhalt des engl. Tweets des Gorillas Workers Collective am 15.12.21 externer Link – wir gratulieren! Siehe auch:

    • Heute in Sachen #Gorillas: Zwei weitere Fälle von #Streik-#Kündigungen in sich zusammengefallen! Damit gibt es jetzt fünf Rider, die per einstweiliger Verfügung Beschäftigung erhalten müssen! YEAH!...“ Tweet von RA Martin Bechert vom 15.12.21 externer Link
  • Arbeitskampf bei Gorillas: Wie organisieren? Sexismus und Queerfeindlichkeit am Arbeitsplatz
    Antoin arbeitet als Rider:in beim Lebensmittellieferanten Gorillas. Am organisierten Arbeitskampf der Rider:innen war Antoin maßgeblich beteiligt. Neben den schlechten Arbeitsbedingungen beschäftigten Antoin aber auch sexistische und queerfeindliche Vorfälle, für die Gorillas keine Verantwortung übernahm. Die Verantwortung sieht Antoin aber nicht nur beim Unternehmen. Was sich ändern muss und warum Antoin das Organisieren das nächste Mal anders machen wird…“ Interview von Heinz Drescher am 15. Dezember 2021 in Direkte Aktion externer Link mit Rider:in Antoin
  • Gorillas will erneut gegen Betriebsrat klagen 
    Die Betriebsratswahl konnte der Schnell-Lieferdienst nicht verhindern. Nun will Gorillas aber offenbar erneut vor Gericht ziehen, um die Abstimmung anzufechten. (…) Ende November wurden 19 Personen und ihre jeweiligen Stellvertreter in den Betriebsrat gewählt. Wie Gründerszene erfahren hat, plant das Unternehmen nun einen neuen Anlauf vor Gericht, um die Rechtmäßigkeit dieser Wahl anzufechten. Auf Gründerszene-Nachfrage bestätigt Gorillas diese Entscheidung. „Nach unserer Rechtsauffassung war die Betriebsratswahl aufgrund diverser schwerwiegender Fehler unwirksam“, so eine Sprecherin. Deshalb wolle man nun für alle Beteiligten Klarheit schaffen und die Rechtmäßigkeit der Wahl anfechten. Die Unternehmenssprecherin betonte, dass man „trotz der bestehenden Zweifel an der Gültigkeit der Wahl“ mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten wolle, bis es eine rechtliche Klärung gebe. Das muss die Firma sowieso. Bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung bleibt der Betriebsrat im Amt. Dies sieht das deutsche Arbeitsrecht so vor – selbst, wenn bei einer Wahl Fehler aufgetreten sind. Auch gegenüber den Mitgliedern des Betriebsrats hat das Unternehmen bereits rechtliche Schritte angekündigt. Das bestätigte der Berliner Anwalt Martin Bechert gegenüber Gründerszene. Bechert vertritt viele der Gorillas-Fahrer und Betriebsräte vor Gericht. Ihm zufolge kam es am gestrigen Donnerstag zu einem ersten Treffen zwischen dem Unternehmen und dem neugewählten Mitarbeitergremium…“ Artikel von Sarah Heuberger vom 10.12.2021 in der Gründerszene des Businesinsiders externer Link
  • [Vorbeugende Gehorsam?] Gorillas erhöht Stundenlohn auf zwölf Euro 
    „Der Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas will den Stundenlohn für seine Fahrerinnen und Fahrer von derzeit 10,50 Euro ab Januar auf zwölf Euro anheben. Das teilte das umstrittene Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur mit. Gorillas kommt damit der gesetzlichen Regelung zuvor. Die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat sich im Koalitionsvertrag auf eine Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro für alle Branchen geeinigt. Der Lieferdienst Flink, in Deutschland der stärkste Konkurrent von Gorillas, zahlt seinen Fahrer:innen nach Tagesspiegel-Informationen bereits seit Anfang Dezember zwölf Euro. Alexander Brunst, der Deutschlandchef von Gorillas, kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur auch an, einen Bonus zu erhöhen, den die sogenannten Rider pro Lieferung erhalten. Der soll dann von vier auf fünf Euro steigen. Allerdings würden die neuen Regelungen nur für die Fahrerinnen und Fahrer und nicht für andere Beschäftigte etwa in den Lagern gelten. Dort gälten andere Vergütungsmodelle, wie Brunst mitteilte. Unklar ist, wie viele Rider diesen Bonus tatsächlich erhalten. Beschäftigte teilten dem Tagesspiegel mit, davon würde nur ein kleiner Teil der Belegschaft profitieren…“ Artikel von Christoph Kluge vom 3. Dezember 2021 im Tagesspiegel online externer Link
  • Die Gorillas haben gewählt: Fahrradkuriere haben jetzt einen eigenen Betriebsrat 
    Es ist geschafft, wenn auch nach vielen Hindernissen: Die Gorillas haben einen eigenen Betriebsrat. Nach monatelangem Kampf der Fahrradkuriere um eine eigene Arbeitnehmervertretung bei dem Lieferdienst-Startup in Berlin schloss am Sonnabend um 15 Uhr das Wahllokal in Friedrichshain nach sechs Tagen Abstimmung. Nach der Auszählung sind dann insgesamt 19 Betriebsräte gewählt. Allerdings ging die Wahl nicht ohne Behinderungen von Unternehmensseite vonstatten. „Unter den gegebenen Umständen sind wir überhaupt froh, dass es einen Betriebsrat gibt“, sagt Anwalt Martin Bechert, der mehrere Gorillas-Kuriere in Arbeitsrechtsprozessen vor Gericht vertritt. Während der laufenden Betriebsratswahl seien in den Warenlagern Zettel ausgelegt worden, auf denen stand: Wer wählen wolle, müsse sich einen Tag vorher bei einem Vorgesetzen anmelden, berichtet der Anwalt. „Kolleginnen und Kollegen, die kurzfristig noch wählen wollten, konnten das unter der Auflage nicht. Das ist absurd. Ich sehe das als klare Wahlbehinderung.“ Hintergrund sei wohl die Befürchtung gewesen, es könnte Gewinnausfälle für das Unternehmen geben durch Abwesenheit von Boten im Dienst. Auf Nachfrage war ein Gorillas-Sprecher nicht zu erreichen, die Pressestelle wollte sich offenbar noch äußern. „Fahrerinnen und Fahrer müssen als wahlberechtigt registriert sein, es gibt nur eine einzige Urne, die steht in Friedrichshain“, erklärt Bechert. „Um dorthin und zurück zu fahren müssen sie den Arbeitsplatz bis zu zweieinhalb Stunden verlassen.“ Es könne nicht sein, dass Demokratie hinter dem Profit zurückstehe. Dabei habe sich der Wahlvorstand der Firma zuliebe bereit erklärt, die Wahl auf sechs Tage auszudehnen, sagt Bechert. „Normalerweise werden Betriebsträte an einem Tag gewählt.“ Der Arbeitsrechtsanwalt ordnet das ein als „Wahlscharmützel, die das Unternehmen offenbar nicht lassen kann“. (…) Den Umständen geschuldet sei die Wahlbeteiligung bei der Betriebsratswahl in dieser Woche niedrig gewesen. „Es sind nicht besonders viele Fahrerinnen und Fahrer wählen gegangen“, sagt Bechert. Viele seien noch in der Probezeit und wollten keinen Ärger mit ihren Vorgesetzten riskieren. „Der Wähleranteil wird wahrscheinlich deutlich unter 50 Prozent liegen, das ist bedauerlich.“ Er sehe den Betriebsrat dadurch nicht weniger legitimiert. (…) „Von den ursprünglich 20 Prozessen wegen befristeter Arbeitsverträge liegen 15 noch beim Arbeitsgericht. Der erste Termin für eine konkrete Verhandlung liegt am 7. Dezember“, berichtet Bechert…“ Artikel von Dominik Bardow vom 27.11.2021 in der Berliner Zeitung online externer Link
  • Lieferdienste: Dreist, dreister, Gorillas 
    Nach außen spricht sich das Start-up für die Mitbestimmung seiner Mitarbeiter aus, nach innen versuchte das Unternehmen die Gründung eines Betriebsrats zu verhindern. Es gibt also doch noch so etwas wie Gerechtigkeit in der Welt der Lieferdienste. Nach einem wochenlangen Katz-und-Maus-Spiel zwischen der Geschäftsführung von Gorillas und seinen Mitarbeitern steht nun endlich fest: Das Recht, als Angestellter in seinem Betrieb mitbestimmen zu dürfen, gilt auch für die Fahrradkuriere mit den schwarzen Jacken und jene, die in den Lagerhäusern arbeiten. Am Dienstag hat das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg in zweiter Instanz entschieden, dass die Mitarbeiter des 10-Minuten-Lieferdienstes ihre Betriebsratswahl fortsetzen dürfen. Noch bis Ende der Woche wird gewählt, schon kommende Woche könnte die erste Sitzung stattfinden. (…) Es ist ein Signal an alle, die – ganz egal, ob plump oder trickreich – versuchen, die über Jahrzehnte erstrittenen Arbeitnehmerrechte auszuhöhlen: Nein, so leicht geht’s nicht. (…) Doch die neuen Unternehmen der sogenannten Gig-Economy, zu denen auch die Lieferdienste zählen, stellen alte Gewissheiten in Frage: Besseres Equipment? Zu teuer. Entfristete Verträge? Zu unflexibel. Betriebsrat? Stört doch nur. Und allen voran Gorillas. Mit dem Fingerspitzengefühl eines Vorschlaghammer schwingenden Bauarbeiters klopft das Unternehmen das System der deutschen Arbeitnehmerrechte auf Schwachstellen ab. Und siehe da, die Mitbestimmung in Betrieben, sie hält. Allerdings sollte man daraus keine allzu weitreichenden Schlüsse ziehen, denn das Start-up hat sich beim Versuch, das Mauerwerk einzureißen, nicht gerade besonders geschickt angestellt…“ Kommentar von Simon Groß vom 24. November 2021 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • GorillasWorkers haben auch in der II. Instanz vor dem LAG Berlin gewonnen: Betriebsratswahl am 26.11. / Nächste Kündigungsschutztermine am 24.11.
    • Gorillas: Auch Landesarbeitsgericht will Betriebsratswahl nicht abbrechen – Keine Rechtsmittel mehr gegen die Wahl am 26.11.
      Das Management des Lieferdienstes scheitert auch beim zweiten Versuch, die laufende Betriebsratswahl noch zu verhindern. Die kann jetzt wie geplant weitergehen. Die Betriebsratswahl beim Lieferdienst Gorillas kann weitergehen. Das Landesarbeitsgericht Berlin hat die Beschwerde des Unternehmens gegen eine Entscheidung der Vorinstanz am Dienstagvormittag zurückgewiesen, bestätigte ein Gerichtssprecher gegenüber heise online. Die Betriebsratswahl, die am Montag begonnen hat und noch bis Freitag läuft, kann damit weitergehen (Az. 13 TaBVGa 1534/21). (…) Eine Betriebsratswahl könne gerichtlich nur abgebrochen werden, wenn der Wahlvorstand bei Einleitung der Wahl offensichtlich nicht im Amt war oder die festzustellenden Mängel im Wahlverfahren zu einer nichtigen Wahl führen würden, teilte das Gericht mit. Diese Voraussetzungen lägen nicht vor. Gegen die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts hat das Unternehmen nun keine Rechtsmittel mehr, teilte das Landesarbeitsgericht weiter mit. Die Betriebsratswahl kann wie geplant bis 26. November stattfinden. Das Unternehmen hat dann noch die Möglichkeit, die Wahl in einem regulären Verfahren anzufechten. (…)
      Unterdessen kündigt das Unternehmen an, die Fahrradflotte für die Rider in Berlin mit 1200 E-Bikes aufzustocken, die robuster und komfortabler sein sollen. Zudem will Gorillas in 15 deutschen Städten auch elektrische Lastenräder einsetzen. „In naher Zukunft“ will das Startip „mehrere Tausend“ Jobs schaffen. Alle Rider erhalten überdies ein „vollständiges Ausrüstungs-Kit“ mit „Winterjacken, Handschuhen, Powerbanks, Telefonhalterungen, Sicherheitsbrillen und Nackenwärmern“. Damit geht das Management auf einige Forderungen der Rider ein.“ Beitrag von Volker Briegleb vom 23.11.2021 bei heise news externer Link, siehe
    • den Tweet des RA Martin Bechert am 23.11. externer Link: „Die @GorillasWorkers haben auch in der II. Instanz vor dem LAG #Berlin gewonnen. Betriebsratwahl bei #gorillas kann weitergehen!
    • und den Tweet des Gorillas Workers Collective am 23.11. externer Link: „Today is won, the struggle continues tomorrow (24.11) at Magdeburger Pl.1: Numerous cases of fired workers (October Strikes) starting at: 12.30 in Saal 523, 13.15 in Saal 334 #b2411
  • Gorillas: Kandidaten der Betriebsratswahl in den Mühlen der Justiz – Solidaritätsaufruf zur Berufungsverhandlung am 23. November
    „… Im Juni 2021 wählen die Berliner Rider Muhammad als Ersatzmitglied in den Wahlvorstand. (…) Im Hintergrund bereiten die Gorillas allerdings Schritte vor, die die Betriebsratsgründung vereiteln sollen. (…) Auf der Sitzung vom Wahlvorstand am 8. Oktober 2021 erhielt Muhammad, der gerade nachgerückt war und an der Sitzung teilnahm, einen Anruf. Es meldete sich eine Frau, die erklärt, sie heiße Maria und sei von den Gorillas: Er sei gefeuert. Eine schriftliche Kündigung erhält Muhammad nicht. Von einem auf den anderen Tag erhält Muhammad von den Gorillas keinen Cent mehr. Er steht vor dem Nichts. (…) Muhammad geht zum Arbeitsgericht. (…) Es kommt zu einem Gütetermin, in dem sich das Gorillas-Management allerdings nicht mit ihm einigen will. Der Kammertermin soll erst Anfang Dezember sein. (…) Muhammad sieht nur eine Möglichkeit: Es soll eine schnelle Entscheidung her, über die Verpflichtung des Arbeitgebers, ihn zu beschäftigen. (…) Muhammad wünschte sich (…) vom Arbeitsgericht eine Entscheidung, dass er zumindest bis zum Urteil über die Kündigungsschutzklage von den Gorillas als weiter beschäftigt werden muss. Muhammad ist im Falle der Gorillas nicht alleine: Auch anderen Ridern, die auf der Liste, auf der Muhammad kandidiert hat, hat das Management gekündigt. Alle sollen sich an den wilden Streiks Ende September/Anfang Oktober beteiligt haben. (…) Die Kündigung, die Muhammad erhalten hat, ist ganz offensichtlich unwirksam. Zunächst einmal ist die Kündigung ja nur mündlich ausgesprochen. Schon dies allein macht sie unwirksam. (…) In der dargestellten Situation der Beschäftigten bei Gorillas könnte man meinen, dass das Arbeitsgericht ohne Weiteres für den Lohnabhängigen entscheidet; dass es offensichtlich so sein müsste, dass der Lieferdienst Gorillas Muhammad bis auf weiteres weiterbeschäftigen muss. Weit gefehlt. Alle mit den einstweiligen Beschäftigungsanspruch betrauten Kammern des Arbeitsgerichts erkannten die Misere der Arbeitnehmer auch an. Gleichwohl ergingen alle Entscheidungen immer gegen die Arbeitnehmer. Das Arbeitsgericht verweigerte ihnen also die einstweilige Beschäftigung. (…) Immerhin: Das Arbeitsgericht Berlin lehnte am 17.11.2021 die Anträge des Lieferdienstes Gorillas auf Abbruch der Betriebsratsgründung ab. Doch das Gorillas Management zieht in die nächste Instanz. (…) Wir rufen zur solidarischen Begleitung des Verhandlungstermins auf… „ Gastbeitrag von Rechtsanwalt Martin Bechert vom 19. November 2021 bei Arbeitsunrecht externer Link und Solidaritätsaufruf zur Berufungsverhandlung am 23. November, 10 Uhr,  beim LAG Berlin-Brandenburg, Magdeburger Platz 1, Raum 334 – siehe auch den RA Martin Bechert am 19.11.21 auf Twitter externer Link: „#Gorillas geht wegen Abbruchs der Wahl in die II. Instanz. Dienstag 23.11.21 um 10 Uhr Saal 334.“

    • Gorillas klagt weiter gegen Betriebsratswahl​
      Der Berliner Lieferdienst gibt sich nicht geschlagen und geht weiter gegen die Betriebsratsgründung vor. Vor dem Arbeitsgericht geht es in die nächste Runde. Der Lieferdienst Gorillas versucht weiterhin, die für nächste Woche angesetzte Betriebsratswahl zu verhindern. Das Unternehmen hat Beschwerde gegen die Entscheidung des Berliner Arbeitsgerichts eingelegt, das den Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen die Wahl abgelehnt hatte. Nun muss die nächsthöhere Instanz den Fall im Eilverfahren prüfen. Dafür ist eine mündliche Verhandlung am Dienstag, dem 23. November, angesetzt, teilte das Landesarbeitsgericht Berlin am Freitag mit. Bei dem Lieferdienst soll vom 22. bis 26. November ein Betriebsrat gewählt werden. Die Vorbereitungen für die Wahl laufen seit dem Sommer; die Mitarbeiter haben dafür bereits einen Wahlvorstand gewählt. Schon die Vorbereitungen der Wahl seien von der Unternehmensleitung massiv behindert worden, werfen die Organisatoren dem Management vor. Das beteuert, nichts gegen einen Betriebsrat an sich zu haben, will aber in der Vorbereitung „diverse schwerwiegende Fehler“ erkannt haben und stellt deshalb „die Gültigkeit der anstehenden Wahl infrage“. (…) Für den Rechtsanwalt des gewählten Wahlvorstands ist das ein durchsichtiges Manöver, um die Betriebsratsgründung zu unterlaufen. Es habe zwei Betriebsveränderungen innerhalb von rund zwei Wochen gegeben, sagte Arbeitsrechtler Martin Bechert der dpa. „Ansonsten schaffen sie es nicht, ordentliche Gehaltsabrechnungen zu erstellen. Für mich spricht das Bände.“…“ Artikel von Volker Briegleb vom 19.11.2021 bei heise news externer Link
  • Entlassene Gorillas-Arbeiter wollen Wiedereinstellung – bisher alle einstweiligen Verfügungen abgelehnt
    Die Plattform Gorillas Workers Collective hofft, dass die Entlassungen wegen Streiks im nächsten Jahr zurückgenommen werden müssen. Mit Verdi gibt es Spannungen. Die wegen Streiks entlassenen Gorillas-Arbeiter haben bislang vergeblich versucht, ihre Wiedereinstellung mit einstweiligen Verfügungen durchzusetzen. Das sagte ein Sprecher ihrer Organisation Gorillas Workers Collective Golem.de auf Anfrage. „Die Arbeiter werden wieder eingestellt, leider haben bisher alle Richter die einstweiligen Verfügungen abgelehnt, da sie keine Dringlichkeit sehen. Daher werden sie im nächsten Jahr im Rahmen der ordentlichen Prozesse wieder eingestellt.“ (…) Ulbrich [ver.di] erklärte: „Den Beschäftigten haben wir unsere Unterstützung angeboten, auch bei der Gründung eines Betriebsrats. Wir stehen auch mit dem Wahlvorstand in Kontakt und haben gemeinsam mit ihm Warehouses besucht, um die Beschäftigten über die anstehenden Wahlen und Arbeiter:innenrechte in Deutschland zu informieren.“ Zugleich gibt es offenbar erhebliche Spannungen externer Link zwischen dem Gorillas Workers Collective und Verdi. Ulbrich wies den Vorwurf der Plattform, die Gewerkschaft sei untätig, „entschieden zurück“. Das Gorillas Workers Collective berichtet auf Twitter externer Link, dass es vor illegalen Streiks gewarnt worden sei.“ Beitrag von Achim Sawall vom 19. November 2021 bei Golem externer Link
  • Die Gorillas kämpfen für uns alle – Der DGB sollte da mal besser zuhören
    „Der milliardenschwere Lieferdienst zieht harte Seiten gegenüber seinen Kurieren auf. Die aber erzielen vor Gericht einen ersten Sieg – und wollen mehr: Das Grundrecht auf Streik in Deutschland stärken. Der DGB sollte da mal besser zuhören. (…) Die Gorillas-Rider wehren sich auf der Straße und im Gerichtssaal – mit Zielen, die weit über die Branche hinausweisen. Der offizielle Grund für die Massenkündigungen war die Beteiligung an „illegalen“ Streiks, zu denen keine tariffähige Gewerkschaft aufgerufen hat. Die Kolleg:innen, die dagegen vor Gericht ziehen und demonstrieren, wollen diese Begründung nicht gelten lassen, niemals wieder: Sie und ihre Anwälte haben vor, die arbeitnehmerfeindliche Anwendung des Streikrechts in der Bundesrepublik zu kippen. Sie verweisen auf die Europäische Sozialcharta, die das Grundrecht auf Streik als Individualrecht fasst, wogegen die deutsche Rechtsprechung seit Jahrzehnten verstoße. Haben sie Erfolg, wäre die Position aller Lohnabhängigen in Deutschland gestärkt. Deshalb ist nicht nachvollziehbar, weshalb sich die DGB-Gewerkschaften so schwer mit der Unterstützung der Gorillas tun. Vielleicht liegt es daran, dass sie ihre eigenen Strukturen und Vorstellungen davon, wie ein Streik zu laufen habe, herausgefordert sehen. Ja, hier besteht Dissens mit dem auf Selbstbestimmung bestehenden Gorillas Workers Collective, der Basisgewerkschaft der Beschäftigten. Damit aber sollten sich Verdi & Co. ernsthaft auseinandersetzen, wenn sie nicht den Anschluss an die Kämpfe der neuen – oft migrantischen – Arbeiter:innen verlieren wollen.“ Artikel von Nelli Tügel und Jan Ole Arps vom 18. November 2021 aus der Freitag Ausgabe 46/2021 externer Link
  • Arbeitsgericht Berlin weist die einstweilige Verfügung gegen die Betriebsratswahl ab nächste Woche ab!

    • ArbG Berlin: Betriebsratswahl bei Gorillas darf stattfinden
      Die Betriebsratswahl beim Berliner Lieferdienst Gorillas kann wie geplant in der kommenden Woche erfolgen. Das hat das Arbeitsgericht (ArbG) Berlin am Mittwoch entschieden (Beschl. v. 17.11.2021, Az. 3 BVGa 10332/21). Damit blieb der Versuch des Unternehmens erfolglos, die Gründung eines Betriebsrats im Eilverfahren zu stoppen. Zwar habe es möglicherweise Fehler bei dem Wahlverfahren gegeben, diese reichten aber nicht aus für eine Unterbrechung der Wahl, erklärte das Gericht. Sollte es stichhaltige Gründe geben, könne der Lieferdienst Gorillas die Betriebsratswahl später immer noch anfechten, so Richter Michael Ernst. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig. Beschäftigte des Start-ups hatten bereits einen Wahlvorstand gewählt, der die Wahl des Betriebsrats vom 22. bis 27. November durchführen soll…“ Meldung vom 17.11.2021 bei LTO online externer Link
    • Unternehmen scheitert vor Arbeitsgericht: Gorilla mit Knebel
      „… War es eine vorschnelle Sektlaune oder der grundsätzliche Ausdruck einer überheblichen, arbeitnehmerfeindlichen Stimmung in der Managementabteilung von Gorillas? Am Dienstagabend jedenfalls verschickte diese eine Rundmail an alle Beschäftigten, in der es hieß, dass die für nächste Woche geplante Wahl des Betriebsrates nicht stattfinden wird. Doch die Start-up-Führungsriege hat ihre Rechnung ohne das Berliner Arbeitsgericht gemacht. Das nämlich entschied am Mittwoch: Gorillas muss die gewerkschaftliche Organisierung seiner Mitarbeiter:innen zulassen. Etwa 50 Fahrer:innen und Beschäftigte der Warenlager, darunter auch der gewählte neunköpfige Wahlvorstand, waren vor dem Gerichtsgebäude in Tiergarten erschienen. Der Prozess markierte den vorläufigen Höhepunkt ihres Engagements für bessere Arbeitsbedingungen. Immer wieder hatte das Gorillas Workers Collective in den vergangenen Monaten Proteste und Streiks organisiert, nun sollten die eher anarchistischen Strukturen in die Gründung eines ordentlichen Betriebsrates münden. Doch gegen die geplante Wahl war Gorillas mit einer einstweiligen Verfügung vorgegangen. Gorillas hatte in einem noch am Dienstag eingereichten Schriftsatz argumentiert, seine 18 Berliner Lager, im Konzernsprech Warehouses genannt, nun in eigenständige Unternehmen umgewandelt zu haben; die Angestellten mussten vergangene Woche entsprechende neue Verträge etwa mit dem Warehouse Steglitz unterschreiben, wie ein Fahrer aus dem Wahlvorstand der taz sagte. Laut Gorillas sei die anberaumte Wahl damit hinfällig, da nicht klar sei, für welchen Betrieb nun ein Betriebsrat gegründet werden solle. Doch das Gericht folgte der Argumentation der Verteidigung: Gorillas habe keinerlei Informationen zu den neuen Betriebsstrukturen vorgetragen. Es sei damit nicht nachvollziehbar, dass das ursprüngliche Unternehmen nicht mehr existiere. Auch weitere Vorbehalte hielt das Gericht nicht für ausreichend, um nun in den Wahlvorgang einzugreifen. Gorillas hatte etwa eine fehlerhafte Information zur Wahl des Wahlvorstandes angemerkt, da der Aushang in der Zentrale der Führungsetage gefehlt habe, und den Ausschluss einiger leitender Angestellter von der Wahl. Gorillas bliebe gleichwohl die Möglichkeit, im Nachhinein in einem ordentlichen Verfahren die Wahl anzufechten. (…) Der Anwalt des Wahlvorstandes, Martin Bechert, sprach von einem großen Erfolg: „Eine Wahl ist auch von solchen Arbeitgebern nicht zu stoppen“, sagte er. Von Montag an werden die Beschäftigten nun erstmals in dem Unternehmen eine Interessenvertretung wählen können. Kommenden Samstag sollen die Stimmen öffentlich ausgezählt werden. Bechert warf dem Unternehmen „Union Busting“ vor, also die systematische Bekämpfung gewerkschaftlicher Strukturen. Mit solchen Unternehmen existiere „keine Sozialpartnerschaft“, sagte er…“ Artikel von Erik Peter vom 17. November 2021 in der taz online externer Link
    • Bisher liegen dazu nur mehrere TwitterMeldungen vor, wie z.B. von Erik Peter externer Link und den von Christoph M. Kluge externer Link samt einem Video der Siegesfeier vor den Gericht
  • Auf Twitter gibt es einen Bericht externer Link über Soli-Aktion in Amsterdam am Hauptsitz von @gorillasapp
  • Demo am 16.11. in Berlin mit über 500 Menschen
    Demo am 16.11. in Berlin in Solidarität mit den Gorillas-KollegInnen fand mit über 500 Menschen stattmit mehreren Kundgebungen mit Reden von u.a. der Berliner Migrantifa, KollegInnen der AWO, der GEW, der Berliner Krankenhausbewegung und dem Anwalt Benedikt Hopmann – siehe #Gorillas #b1611 und ein beispielhaftes Video externer Link sowie:

  • 9 Cent Abrechnung – Interview mit einem Gorillas-Rider
    Ein Fahrer des Lieferdienstes Gorillas berichtet über die Arbeitsbedingungen des Startups, wie es zu skandalösen Falschabrechnungen von 9 Cent kommt, und wie sich die Arbeiter:innen organisieren…“ Interview von Anai Paz am 16.11.21 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Franchise-Pläne: Unterlaufen die Gorillas die Betriebsratswahl?
    Schon seit längerer Zeit versucht das Liefer-Startup Gorillas recht viel, um sich das leidige Thema Mitbestimmung und Betriebsrat vom Hals zu halten. Jetzt hat das Quick-Commerce-Startup in Form einer Franchise-Lösung eine neue Idee – und die könnte funktionieren. (…) Jetzt plant die Geschäftsführung des Startups eine weitreichende Umstrukturierung hin zu einem Franchise-Modell, die die Probleme weg von der Geschäftsführung hin zum einzelnen Betreiber eines Warehouse verlagern könnte. Man wolle, erklärt das Unternehmen, in Berlin bald ein Franchise-Modell testen, wodurch bereits ab dem 16. November eigenständige Unternehmenseinheiten entstehen können, für die dann die jeweiligen Warehouse-Betreiber verantwortlich sind. Ein geschickter Schachzeug angesichts einer möglichen Betriebsratsgründung. Dann nämlich wäre im Rahmen des laufenden Verfahrens nicht klar, für welches Unternehmen und mit welchen Kandidaten der Betriebsrat überhaupt entstehen könnte. Hinzu kommt, dass für den 17. November, also einen Tag später, eine Verhandlung am Arbeitsgericht Berlin ansteht, in der es um die Betriebsratswahl gehen würde – von der nun nicht einmal mehr klar ist, ob sie als Gegenstand überhaupt noch besteht. Kritiker sprechen von einer klaren Aushebelung der geltenden Arbeitsgesetze – und in der Tat dürfte es für die beteiligten Mitarbeiter:innen, die bei den Gorillas Riders heißen, schwieriger werden, mitbestimmungsrechtliche Instanzen umzusetzen. Doch prinzipiell wäre es auch innerhalb dieser kleineren Strukturen möglich, Betriebsräte zu wählen – das müsste dann aber in jedem Fall einzeln erfolgen und die Geschäftsführung hätte das Thema vom Tisch. Hier war ja bereits im Oktober eine Neustrukturierung des Unternehmens durchgesetzt worden, bei der – kurz gesagt – die Rider und Warehouse-Mitarbeitenden ausgegliedert worden waren. Ob die Pläne über Berlin hinaus in den Warehouses umgesetzt werden sollen, ist noch unklar, derzeit sucht das Unternehmen offenbar erst einmal hier unternehmerische Persönlichkeiten…“ Artikel von Tobias Weidemann vom 15.11.2021 bei t3n externer Link
  • [Vor der Demo am 16.11. und Verhandlung zur Betriebsratsgründung am 17.11.] Gorillas will in Berlin Franchise-Modell einführen 
    „… Seit Monaten tobt in einem der am schnellsten wachsenden Start-ups Deutschlands ein Arbeitskampf. (…) Nun hat das Start-up jedoch eine weitreichende  Umstrukturierung seines Unternehmens angekündigt. Man werde in Berlin in Kürze »ein Franchise-Modell testen«, schreibt ein Sprecher. Die sogenannten Warehouses, wie der Lieferdienst seine innerstädtischen Lagerhallen nennt, sollen ab dem 16. November »in eigenständige Unternehmenseinheiten« eingeteilt werden. Alle klassischen Aufgaben einer Firma sollen dann durch Franchisenehmer erfüllt werden, darunter die Schicht- und Stellenplanung. »Für die Unternehmenseinheit sind Warehouse Manager verantwortlich«, schreibt Gorillas. (…) Kritiker vermuten hinter der spontanen Aktion einen weiteren Versuch, die für Ende November angekündigte Einsetzung eines Betriebsrats zu verhindern. Wie der SPIEGEL berichtete, plante das Unternehmen bereits, auf juristischem Weg einen sofortigen Abbruch der Wahl durchzusetzen. (…) Tatsächlich hatte Gorillas selbst eine kurzfristige Neustrukturierung des Unternehmens durchgesetzt, die Anfang Oktober in Kraft trat. Seitdem beschäftigt eine zweite Firma alle Kuriere und die Mitarbeiter in den Lagerhäusern. Schon damals lag die Vermutung nahe, dass sich der Schritt in erster Linie gegen die Arbeitnehmervertreter richtete. Nun folgt, nur wenige Wochen später, die nächste Umstrukturierung. (…) Für Martin Bechert, der zahlreiche Fahrradkuriere vor Gericht vertritt, zeigt der Schritt ein »Union Busting wie aus dem Drehbuch«. Man zerstückle sein Unternehmen so stark, dass die Interessensvertretung der einzelnen Kuriere keine Chance auf Organisation habe. »Es ist eine systematische Vereinzelung der Arbeitnehmer«, sagt Bechert. So sei auch der gewählte Termin kein Zufall. Nur einen Tag, nachdem das Unternehmen sein »Franchise-Modell« einführen will, am 17. November, entscheidet das Arbeitsgericht Berlin, ob der einstweiligen Verfügung gegen die Betriebsratswahl stattgegeben wird. Ein Prozess, der nun auf wackeligen Füßen steht – zu einer Wahl dürfte es dank der Bemühungen des Start-ups wohl nicht mehr kommen, glaubt Anwalt Bechert…“ Artikel von Anton Rainer vom 12. November 2021 beim Spiegel online externer Link
  • „We are under attack! – We must fight back!“ – Große Gorillas-Demonstration am 16.11. in Berlin gegen illegale Entlassungen und Union Busting  Beschäftigte von Gorillas organisieren am 16. November ab 17 Uhr in Berlin-Kreuzberg eine Demonstration. Sie wehren sich gegen illegale Entlassungen und Union Busting durch die Unternehmensleitung. Unterstützung erhalten sie von Gewerkschafter:innen, solidarischen Aktivist:innen, Studierenden und linken Organisationen. (…) Die Demonstration startet um 17 Uhr vor dem Gorillas-Lagerhaus in der Muskauer Straße 48 und zieht weiter durch Kreuzberg und Neukölln bis zum Hermannplatz. Das Bündnis der aufrufenden Organisationen umfasst neben dem Gorillas Workers Collective (GWC) eine Vielzahl von migrantischen und linken Organisationen sowie Aktivist:innen der antirassistischen Bewegung, der Frauenbewegung und von „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“…“ Aufruf dokumentiert am 11.11.21 bei Klasse Gegen Klasse externer Link und der Aufruf im Volltext bei der Berliner Aktion Gegen Arbeitgeberunrecht externer Link zur Demo am 16.11. ab 17 Uhr in der Muskauer Str. 48
  • Gorillas will Betriebsratswahl verhindern, Berichte vom ersten Arbeitsgerichtsverfahren gegen die Kündigung – und ver.dis Probleme mit basisdemokratischer Kultur
    • Gorillas geht offenbar vor Gericht gegen Betriebsratswahl vor
      Einem Bericht zufolge möchte die Geschäftsführung die Wahl einer Beschäftigtenvertretung verhindern – mit einem fragwürdigen Argument. (…) Dem Bericht zufolge beruft sich der Anwalt des Unternehmens auf angebliche Formfehler. Es sei unklar, so die Argumentation, in welchem Unternehmen ein Betriebsrat gegründet werden sollte. Allerdings hat die Geschäftsführung nach Tagesspiegel-Informationen selbst im Oktober eine Umstrukturierung durchgeführt und die Logistiksparte mit Lagerhäusern und allen dazugehörigen Beschäftigten ausgegliedert. Die ersten Schritte zur Betriebsratswahl wurden bereits im Juni eingeleitet, damals gab es nur eine Firma. Auch heute gehören beide Betriebe zusammen, am operativen Geschäft hat sich nichts geändert…“ Artikel von Christoph Kluge vom 9.11.2021 beim Tagesspiegel online externer Link – Gorillas Workers Collective kündigt im Vorfeld der Verhandlung zur Betriebsratsgründung am 17. November Aktionen und einen Demonstrationsumzug durch Berlin an. Die Betriebsratswahlen sollen wenige Tage später stattfinden.
    • Gorillas im Nebel. Vertrauen ist entscheidend für erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit in der Plattformökonomie, sagt Daniel Nikolovic von ver.di. Der Weg dahin ist steinig.
      „… ohne die „Picker“ in den Lagern und die „Rider“, die die Waren in zehn Minuten an die Wohnungstür bringen sollen, geht es nicht. Ich rechne deshalb auch nicht damit, dass viele der Entlassenen auf Wiedereinstellung klagen werden, obwohl die Kündigungen wohl nicht rechtmäßig sind. Die meisten haben längst neue Jobs in der Branche gefunden. Die Konkurrenten der Gorillas reagieren mit besserer Bezahlung und unbefristeten Verträgen. [Zunächst aber haben sie ihre Arbeit verloren, und längst nicht überall ist die Position von Beschäftigten in der Plattformökonomie so gut. Woran hat es gelegen, dass die Streikenden nicht die Organisationsmacht z.B. von ver.di und die institutionelle Macht der Beschäftigten, d.h. den Schutz durch das Arbeitsrecht – das legale Streiks ja möglich macht –, genutzt haben? Gibt es eine grundsätzliche Entfremdung zwischen den meist jungen Beschäftigten in diesen Branchen und den gewerkschaftlichen Großorganisationen und dem Staat?] Da muss ich etwas ausholen. Die „Rider“ und „Picker“ bei Gorillas waren zunächst mit unserer Schwestergewerkschaft Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Gespräch. Zusätzlich gibt es im Umfeld der Workers Collective auch andere Organisationen und Berater wie z.B. die FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union), die sich als Basisgewerkschaft organisieren will. Als ver.di ihre Unterstützung anbot, traf das auf ein gewisses Misstrauen – geschürt von außen durch falsche Beratung. So wurden die Beschäftigten zum Beispiel nicht über die Folgen von bestimmten Handlungen aufgeklärt. Die große Medienaufmerksamkeit für die Anliegen der Gorillas-Beschäftigten hat dann sicher auch noch dazu beigetragen, dass manche gedacht haben, man brauche weder die Unterstützung der großen Gewerkschaft noch das komplizierte deutsche Streikrecht und könne mit direkten und spontanen Formen die Auseinandersetzung gewinnen. Das ist leider schiefgegangen, und die betroffenen Beschäftigten standen schutzlos da. (…) Die Erwartungshaltung an uns war aber eine andere: Ver.di sollte ausschließlich als Dienstleister auftreten, die Streiks im Nachhinein „legalisieren“ – was nicht möglich ist – Flugblätter drucken und sich ansonsten zurückhalten. Das ist aber nicht unser Selbstverständnis von erfolgreicher Gewerkschaftsarbeit im Betrieb. (…) es gibt nun einen Wahlvorstand, der die Wahl eines Betriebsrats vorbereitet, die im November stattfinden soll. Aber das Misstrauen – dass ver.di das GWC „schlucken“ und nur neue Mitglieder gewinnen will – ist noch vorhanden. (…) Für den Betriebsrat gibt es keine eigene ver.di-Liste, aber einige unserer Mitglieder kandidieren. (…) Die Kommunikation muss zu 95 Prozent auf Englisch stattfinden, dass ist auch für ver.di eine Herausforderung, weil z.B. Gesetzestexte und andere wichtige Materialien nicht auf Englisch vorliegen und die ad hoc-Übersetzung manchmal schwierig ist. Dies ist natürlich weit entfernt von den schnellen Erfolgen, die einigen am Anfang möglich schienen, auch wegen der großen medialen Aufmerksamkeit. Hinzu kommt: Die basisdemokratische Kultur des GWC mit verschiedenen Flügeln und mehr oder weniger ausgeprägten politischen Vorstellungen birgt ein gewisses Misstrauen gegenüber großen Gewerkschaften. (…) Ganz klar braucht man gewerkschaftliche Organizer mit einem Hintergrund in der Branche. Das kommt. Dazu sind solide Kenntnisse des jeweiligen Geschäftsmodells notwendig. Und ganz wichtig ist bessere und vor allem die richtige Technik für die Kommunikation mit den Beschäftigten, die ja zum Teil in mehreren prekären Jobs arbeiten und dadurch nicht viel Zeit haben…“ Interview von Thomas Greven vom 09.11.2021 im IPG-Journal externer Link mit Daniel Nikolovic, politischer Gewerkschaftssekretär im Bundesfachbereich Handel der Gewerkschaft ver.di.
    • Berichte vom ersten Arbeitsgerichtsverfahren gegen die Kündigung durch Gorillas
      An deutlichen Worten mangelte es im Berliner Arbeitsgericht nicht: „In Deutschland sind seit 60 Jahren die Gewerkschaften dazu berufen, Arbeitsbedingungen zu verbessern“, betonte Richter Thomas Kühn gleich mehrfach. Nach Klagen von gekündigten Mitarbeitern des Lieferdienstes Gorillas muss er nun womöglich entscheiden, ob Arbeitskämpfe auch ohne Gewerkschaften – und damit wilde Streiks – erlaubt sind. (…) Gegen die Kündigungen laufen nun dutzende Klagen vor Arbeitsgerichten, am Montag wurden erstmals eine gekündigte Fahrerin und das Unternehmen angehört. Dabei sieht sich Gorillas im Recht: Den Anwälten des Unternehmens zufolge hatte die Klägerin mehrere Tage lang die Arbeit niedergelegt, kehrte trotz Aufforderungen von Vorgesetzten nicht an den Arbeitsplatz zurück. Die Kündigung zurücknehmen will man deshalb nicht. Für Benedikt Hopmann ist die Lage indes weit weniger eindeutig – mit derartigen Fällen hat der Arbeitsrechtler Erfahrung: Er brachte seinerzeit den Prozess um die wegen eines entwendeten Pfandbons gekündigte Kassiererin Emmely bis vor das Bundesarbeitsgericht, erzwang schlussendliche ihre Wiedereinstellung. „Das sind die prekärsten Arbeitsverhältnisse, die man sich vorstellen kann“, so Hoppmann über die Situation Gorillas-Angestellten. (…) Einen wilden Streik machen solche Kritikpunkte nicht legal, das weiß auch Hopmann. Doch wie er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erklärte, geht es ihm darum, dass der Streik ohne Gewerkschaft entlang von EU-Vorgaben womöglich erlaubt gewesen sein könnte: „Sowohl die Europäische Sozialcharta als auch die Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation enthalten ein weiter gefasstes Streikrecht“, so der Anwalt. „An dieser Stelle widerspricht deutsches Recht internationalem Recht.“ (…) Richter Kühn, der schon zu Beginn auf die Zuständigkeit von Gewerkschaften für Streiks verwiesen hatte, nahm derartige Argumente allerdings verhalten auf. Fraglich ist aus seiner Sicht vor allem, warum klassische Gewerkschaften sich des Konflikts zwischen Gorillas und den Fahrern nicht angenommen haben. Verdi hatte den Ridern laut Medienberichten zuletzt attestiert, auch wegen Sprachbarrieren schwer organisierbar zu sein – zugleich aber zum Eintritt in die Gewerkschaft aufgerufen. Ob Hopmann mit seiner Argumentation Erfolg hat, bleibt daher abzuwarten. Richter Kühn zeigte jedenfalls wenig Interesse, das in der Sozialpartnerschaft verankerte Arbeitskampfrecht auf den Kopf zu stellen. Räumte aber ein, dass jetzt womöglich höhere Instanzen gefragt sind: „Es kann sein, dass all das erst in Straßburg entschieden wird“…“ Artikel von Christoph Höland vom 08.11.21 im  Kölner Stadt-Anzeiger online externer Link („Kritik an Lieferdienst: Droht „Gorillas“ ein „wilder Streik“?“) und nahezu textgleich:

      • Prozess gegen Gorillas-Lieferdienst: Waren wilde Streiks doch legal?
        Auf Berliner Arbeitsgerichte rollt eine kleine Prozesswelle zu. Dutzende Kurierfahrer des Lieferdienstes „Gorillas“ klagen, weil sie nach Streiks gekündigt wurden. Doch es handelte sich um wilde Streiks – und die sind eigentlich verboten…“ Artikel von Christoph Höland vom 08.11.2021 bei RND externer Link
  • Streik als Arbeitskampf: Über die kämpferischen Strategien der Rider*innen bei Gorillas
    Die Gorilla-Riders motzen die deutsche Streikkultur auf“, schrieb die Journalistin und soziale Aktivistin Nina Scholz kürzlich in einem Kommentar in der Wochenzeitung Freitag. Sie erinnerte mit Recht daran, dass sich die Beschäftigten des Lieferdienstes Gorillas nicht nur in kurzer Zeit organisiert haben, obwohl sie in einer Branche beschäftigt sind, die lange Zeit als schwer organisierbar galt. Sie haben zudem mit kurzfristigen Arbeitsniederlegungen, Demonstrationen und Blockaden von Gorillas-Warenlagern eine kämpferische Note in den Arbeitskampf gebracht, der in Deutschland selten ist. Nicht umsonst spricht man vor allem hierzulande von wilden Streiks, wenn diese ohne die Beteiligung von Gewerkschaften ausgerufen werden. In anderen Ländern gibt es die Unterscheidung nicht. Es waren auch die Arbeitskämpfe der Gorillas-Arbeiter*innen, die dafür gesorgt haben, dass selbst in DGB-nahen Gewerkschaften wieder mehr über solche selbstorganisierte Arbeitskämpfe diskutiert wird. Der Rechtsanwalt Benedikt Hopmann hält die Unterscheidung zwischen sogenannten wilden und offiziellen Streiks sogar mit EU-Recht unvereinbar. (…) Dass die Klagen aus einen Organisierungsprozess am Arbeitsplatz entstanden sich, zeigt sich auch bei den Gerichtsterminen. Die jeweiligen Kläger*innen werden von Kolleg*innen aus unterschiedlichen Firmen unterstützt. Sie verabreden sich zur solidarischen Prozessbegleitung, so dass bei den Terminen oft mehr solidarische Besucher*innen anwesend sind, als unter Corona-Bedingungen im Raum bleiben können. Im Anschluss an die Prozesstermine tauschen sich die Rider*innen noch vor dem Arbeitsgericht über die aktuelle Entwicklung vor Gericht und an den jeweiligen Arbeitsplätzen aus. So schaffen sich die Rider*innen Räume, wo sie sich treffen, austauschen und koordinieren können. Damit soll auch verhindert werden, dass der Arbeitskampf auf der juristischen Schiene an Schwung verliert. Die Klagen sind nicht ein Ersatz für die Organisierung am Arbeitsplatz. Sie sind vielmehr nur eine weitere Ebene im Arbeitskampf…“ Artikel von Peter Nowak vom 10. November 2021 in direkte Aktion externer Link
  • FAU Frankfurt solidarisch mit Gorillas Workers Collective
    Am Samstag den 6. November zogen Mitglieder der FAU Frankfurt vor einen der Verteilzentren des Express – Lieferdienstes Gorillas. Dort verliehen sie – sehr zur Freude einiger dort beschäftigter Riders – ihrer Solidarität mit den sich im Arbeitskampf befinden Beschäftigten des Gorillas Workers Collective Ausdruck und richteten sich allgemein gegen Ausbeutungsformen wie Lohndumping, unbezahlte Arbeit und die Befristung von Arbeitsverträgen. Diese sind auch bei Gorillas gang und gäbe. Aktueller Anlass für die Solidaritätsaktion waren die im Oktober im Nachgang eines Streiks von Beschäftigten 3er Berliner Gorillas Filialen für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung ihrer Arbeit erfolgten fristlosen Kündigungen. Wir fordern die sofortig Rücknahme der Kündigungen sowie die Aufnahme von Verhandlungen um die Streikpunkte mit dem Gorillas Workers Collective. Die Aktion stieß nicht nur bei den Ridern auf Sympathie sondern auch bei vielen Passanten*innen, die sich Flyer geben ließen, mit uns sprachen oder per Autohupe Zustimmung bekundeten.“ Bericht der FAU Frankfurt vom 7. November 2021 externer Link – siehe auch Flyer zur Aktion in Deutsch externer Link und Englisch externer Link
  • Gewantifa-Flugblatt: „Solidarität mit den Streikaktionen der Gorillas-Rider!“ 
    Die Streiks bei Gorillas und anderen Lieferer-Diensten sowie in den anderen sich immer weiter ausdehnenden Bereichen mit extrem prekären Arbeitsbedingungen werden weitergehen, hier wie auch international. Auf labournet.de könnt ihr z. B. über die Kämpfe von Ridern in Griechenland und Brasilien lesen. Wir meinen: Es gilt Solidarität zu zeigen und gemeinsam zu kämpfen!...“ Gewantifa zu ihrem neuen Flugblatt vom November 2021 externer Link
  • Gorillas: Großes Treffen beschließt gemeinsame Kampagne gegen die 350 Entlassungen und Demonstration am 16. November 
    Beschäftigte von Gorillas, Gewerkschafter:innen, solidarische Aktivist:innen und linke Gruppen haben eine gemeinsame Kampagne gegen die 350 Entlassungen beschlossen, mit denen das Management die Streikbewegung zerschlagen will. Erste Aktionen wie eine Großdemonstration und Mobilisierungen zu Gerichtsterminen stehen bereits fest. (…) Gemeinsam wurden mehrere Aktionen und eine breite gemeinsame Mobilisierung beschlossen. Im Zentrum steht eine große Demonstration am 16. November. Ziel ist es, dort ein breites Bündnis von Arbeiter:innen aus prekären Sektoren – nicht nur von Gorillas – mit Unterstützer:innen aus Gewerkschaften, NGOs und linken Gruppen zu mobilisieren. Alle Arbeiter:innen und Aktivist:innen, die sich der zunehmenden Prekarisierung, Union Busting, Einschnitten in das Streikrecht sowie den rassistischen Arbeitsmarktregelungen in Deutschland entgegenstellen wollen, sind zur Beteiligung an der Demonstration aufgerufen. Der 16. November ist gleichzeitig der Vorabend der Verhandlung um die einstweilige Verfügung gegen die Betriebsratswahl. Bei dieser Verhandlung soll es ebenso Protestaktionen geben, wie auch zum Prozess gegen die Entlassungen aufgrund von Streikbeteiligung am 12. November. In den kommenden Wochen werden zudem weitere Gerichtstermine stattfinden, zu denen kurzfristig mobilisiert werden kann. (…) Auch wenn diese Kampagne noch viel größer werden muss, zeigte die Vielfalt der vertretenen Gruppen, dass ein breites Bündnis zur Unterstützung der Gorillas-Kolleg:innen möglich ist: Unter anderem nahmen antirassistische Aktivist:innen von Migrantifa und den Berlin Migrant Strikers teil, „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“, Linksjugend Neukölln und verschiedene revolutionäre Organisationen (RSO, SOL, KGK) waren vertreten, bis hin zu den Kritischen Jurist:innen. Außerdem waren zahlreiche Gewerkschaftsmitglieder anwesend, hauptsächlich von FAU und ver.di, inklusive Kolleg:innen aus dem Krankenhaus, sowie ehemalige Beschäftigte der Post und der Berliner Stadtreinigung (BSR). Es wurde solidarisch darüber diskutiert, an wen sich die Kampagne und die Mobilisierungen vorrangig richten sollen und wie sie möglichst breit aufgestellt werden kann. Auch wenn es aufgrund von Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen den Streikenden und den zuständigen ver.di-Hauptamtlichen in den vergangenen Monaten Skepsis herrscht, wurde beschlossen, dass sämtliche Gewerkschaften zur Unterstützung der Mobilisierungen und des Arbeitskampfs eingeladen werden sollen. Auch ein Mitglied der anarchosyndikalistischen FAU sprach sich richtigerweise für eine breite Kampagne aus, die auch NGG, ver.di und die IG Metall miteinbezieht. Aufgrund der kurzen Frist für das Treffen konnten keine hauptamtlichen ver.di-Vertreter:innen teilnehmen. Die Gespräche laufen aber weiter und es wurde auch von ver.di aus Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit den aktiven Gorillas-Beschäftigten bekundet…“ Bericht von Jan Beere und Dustin Hirschfeld vom 4.11.2021 bei Klasse egegen Klasse externer Link
  • Gorillas Workers Collective bittet um Unterstützung bei den ersten Kündigungsklagen – derjenigen am 1. November BEIDE verlegt!!!!
    Es geht bei dem Termin u.U. auch um die Rechtmäßigkeit der Streiks für die Wirksamkeit der Kündigung: Es kann einige Gründe geben, dass die Kündigung unwirksam ist, ohne dass die Streikteilnahme überhaupt thematisiert wird. Wenn zum Beispiel nur eine mündliche Kündigung ausgesprochen wurde, ist die Kündigung schon deswegen unwirksam. Es kann aber auch sein, dass das Gericht nur über die Wirksamkeit der Kündigung entscheiden kann, indem es darüber entscheidet, ob der Streik rechtswidrig war oder nicht. Wenn es soweit kommt, wird es um die  Frage gehen, ob ein verbandsfreier Streilk rechtswidrig ist und/oder ob die Strekziele rechtswidrig waren…  

    • Die Termine am Montag, den 1. November um  11:45 Raum 513 wurden aufgehoben. Neu terminiert wurde am Freitag, den 12. November 11:45 Uhr derselbe Raum. Voher findet am Montag den 8. November 11.30 Uhr im selben Raum die erste mündliche Verhandlung in einem Kündigungsrechtsstreit einer anderen Beschäftigten von Gorillas statt. Siehe die kommenden Gerichtstermine:
      • 4. November – 10.15 Uhr Raum 214
      • 8. November – 11.30 Uhr
      • 12. November 11:45 Uhr Raum 513
      • 17. November – 09.15 Uhr Raum 513 sowie Fall Betriebsrat 10.30 Uhr Raum 206 – jeweils Arbeitsgericht Magdeburger Platz 1, 10785 Berlin
    • Im Tweet von Gorillas Workers Collective vom 26.10.21 externer Link rufen diese zur Unterstützung am 1. November beim Arbeitsgericht, Magdeburger Pl. 1 um 11.15 Uhr, Raum 513. Die Arbeiter werden u.a. durch den RA Benedikt Hopmann vertreten, siehe daher:
    • Arbeitskämpfe außer der Reihe (Gorillas)
      Vortrag (Text und Video) von Benedikt Hopmann externer Link am Freitag, den 30. Juli bei der Veranstaltung  zum Thema “Mythos ‘wilder’ Streik und Illegalität”
    • Notruf: Jetzt gemeinsam mit den Gorillas-Beschäftigten kämpfen!
      Die Angriffe des Gorillas-Managements haben sich in den letzten Wochen verstärkt. Jetzt ruft das Gorillas Workers Collective zu einem Treffen auf, welches alle Arbeiter:innen und unterstützenden Organisationen zusammenbringen soll, um eine große geeinte Kampagne gegen die Attacken des Unternehmens aufzustellen. Im folgenden spiegeln wir den Aufruf des Kollektivs.
      Liebe Freund:innen und Genoss:innen, Wir, das Gorillas Workers Collective, laden Euch für diesen Sonntag zu einem Treffen in Mahalle ein (Details siehe unten), um über eine gemeinsame Kampagne gegen die Angriffe von Gorillas auf die organisierten Arbeiter:innen und gegen das postfaschistische Streikrecht in Deutschland, das wilde und politische Streiks verbietet, zu diskutieren. Wir werden vom Unternehmen und dem Gesetz selbst auf vielen Ebenen angegriffen, von Massenkündigungen über die Behinderung des Aufbaus eines Betriebsrats bis hin zu den täglichen Problemen am Arbeitsplatz aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen, gegen die wir gestreikt haben und wofür einige von uns entlassen wurden. Wir müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um einen öffentlichen Diskurs über diese Themen zu schaffen, um mehr Druck auf das Arbeitsgericht auszuüben, vor dem wir ab dem 1. November eine Reihe von Gerichtsverhandlungen führen werden externer Link. Um Bündnisse in diese Richtung zu schließen und von dort aus so weit zu wachsen, dass wir gemeinsam gegen die Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte und die von den Nazis eingeführten Gesetze zur Selbstorganisation von Arbeitnehmern vorgehen, würden wir uns gerne treffen und gemeinsam daran arbeiten, ein von Gerechtigkeit und Gleichheit geprägtes Leben aufzubauen…“ Aufruf der Redaktion von Klasse Gegen Klasse vom 28. Okt 2021 externer Link
  • Lieferdienste: Millionenrendite auf Kosten der Fahrer:innen?
    „Georg Restle: „Solche Radfahrer kennen wir alle. Ständig im Stress, immer rasend unterwegs in den Straßen unserer Städte. Ein ziemlich waghalsiger Job, nur damit wir möglichst schnell all das geliefert bekommen, was wir zu faul sind, selber einzukaufen – im Supermarkt oder in der Pizzeria, Was viele nicht wissen: Die radelnden Lieferdienste sind ein Milliardengeschäft für Investoren; die Branche boomt wie kaum eine andere – auch wegen Corona. Die Rechnung ist simpel: Möglichst hohe Marktanteile durch maximale Ausbeutung. Gerechte Löhne? Mitbestimmung? Das sind dann oft Fremdwörter in einer Branche, die deutsches Arbeitsrecht offenbar als Störfaktor empfindet. Dagegen wollte dieser Mann eigentlich etwas unternehmen. Hubertus Heil, der bisherige und womöglich auch künftige Bundesarbeitsminister. Was daraus wurde? (…) Prof. Stefan Sell, Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik Hochschule Koblenz: „Tatsache ist, dass der Gesetzgeber in der letzten Regierung hier über Jahre versäumt hat, die unseligen sachgrundlosen Befristungen neu zu regeln. Denn das ist ja das Einfallstor, mit dem ich diese ständige existenzielle Unsicherheit über die Leute ziehen kann und dann jeden einzelnen so richtig in die Mangel nehmen kann und abschrecken kann, sich zu organisieren und Widerstand zu leisten.“ Und selbst wenn es den Fahrern gelingen sollte, einen Betriebsrat zu gründen, schützt sie das nicht vor außerordentlichen Kündigungen. Das räumt auch das Arbeitsministerium gegenüber MONITOR ein. Es sei “nicht gelungen, den Schutz vor außerordentlichen Kündigungen im Gesetz zu verankern.“ Schuld daran seien aber CDU/CSU gewesen. Bei den Fahrern bleibt so vor allem eins: Unsicherheit. Und das Gefühl, für wenig Geld ihre Gesundheit zu riskieren. Georg Restle: „Sollte Hubertus Heil tatsächlich Arbeitsminister der neuen Bundesregierung bleiben, kann er sich ja vielleicht nochmal an sein Versprechen erinnern. Die Ausrede, dass der größere Koalitionspartner bessere Gesetze verhindert hätte, gilt dann jedenfalls nicht mehr.“ Bericht von Andreas Maus, Till Uebelacker und Simon Zamora Martin in der Sendung Monitor vom 28. Oktober 2021 externer Link (Videolänge: 8:31 Min.)
  • Befristete Arbeitsverträge nun unbefristet – juristischer Teilerfolg für Gorillas-Arbeiter:innnen
    „Seit im Juni die Streiks beim Lieferdienst „Gorillas“ begannen, macht das Start-up von sich reden. Derzeit laufen mehrere Klagen gegen befristete Arbeitsverträge des Unternehmens. Einer wurde nun stattgegeben. Bis mindestens letztem August war es bei Gorillas nämlich gängige Praxis, für die Arbeitsverträge eine elektronische Unterschrift per E-Mail zu verlangen. So sahen viele Arbeiter:innen des Unternehmens nicht einmal ihre Arbeitspapiere. Deshalb kam es in den vergangenen Wochen und Monaten zu mehreren Klagen gegen den Lieferdienst. Der Klage eines Mechatronikers wurde nun durch das Arbeitsgericht Berlin stattgegeben. „Das ArbG Berlin hat entschieden, dass jedenfalls die hier verwendete Form der Signatur dem Schriftformerfordernis nicht genügt. Auch wenn man annehme, dass eine qualifizierte elektronische Signatur im Sinne des § 126a Bürgerliches Gesetzbuch zur wirksamen Vereinbarung einer Befristung ausreiche, liege in diesem Fall keine solche vor“, heißt es in der Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung des Gerichts. Arbeitsrecht ist in Deutschland jedoch Teil des Privatrechts, weshalb alle betroffenen Arbeiter:innen einzeln vor Gericht gegen das Unternehmen vorgehen, das bereits Berufung beim Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt hat. Gleichzeitig hat das Unternehmen wohl begonnen, Arbeiter:innen, die gegen Gorillas geklagt hatten, zu entfristen. Dieses Urteil könnte dennoch ein erster juristischer Teilerfolg für die Arbeiter:innen bei Gorillas sein, die seit Monaten gegen das Unternehmen kämpfen. So wurden erst kürzlich wieder Proteste organisiert, nachdem 350 Kolleg:innen wegen Teilnahme an „illegalen Streiks“ entlassen wurden.“ Meldung vom 28. Oktober 2021 von und bei Perspektive Online externer Link
  • Gorillas: “Die Beschäftigten organisieren sich immer mehr”
    Nach den erneuten wilden Streiks beim Lieferdienst Gorillas Anfang Oktober, folgte eine Welle der Entlassungen. Diese werden mittlerweile größtenteils als widerrechtlich angesehen. Über diese illegalen Kündigungen, die schlechte Einstellung der Unternehmensführung gegenüber ihren Arbeiter:innen, sowie die Notwendigkeit zur Organisierung und die Frage nach der Legalität wilder Streiks in Deutschland haben wir uns mit Felix unterhalten. (…) Mein Name ist Felix. Ich wurde unrechtmäßig von Gorillas entlassen und habe im Schöneberger Warehouse gearbeitet, das ist eines der Lager, in denen wir gestreikt haben. Und ich bin auch im Gorillas Workers Collective. [Seit wann bist du Teil davon?] Ähm, seit April. [Seitdem ist eine Menge passiert, es gab neue Streiks, erst kürzlich.] Ja, wir scherzen, dass dies die dritte Welle ist. (…) Einige der streikenden Arbeiter:innen wurden entlassen, andere nicht. Es ist verwirrend, wenn nicht alle Arbeiter:innen, die entlassen wurden, gestreikt haben. Einige von ihnen waren sogar krankgeschrieben. Und andere Kolleg:innen, die gestreikt haben, wurden wiederum nicht entlassen oder illegal gekündigt. Gorillas macht weiter wie bisher und versucht, bei den anstehenden Betriebsratswahlen in den Wahlvorstand einzugreifen. Einige Arbeiter:innen, die wieder eingestellt wurden, mussten dafür sozusagen vor dem Unternehmen in die Knie gehen. (…) Es gibt Wut und Frustration und es gibt auch diese Angst, die ich schon angesprochen hatte. Wir sprechen über prekäre Arbeitnehmer:innen. Nicht nur wegen des Jobs an sich, sondern auch, weil viele von ihnen Angst haben, ihn zu verlieren. Sie müssen für ihre eigene Unterkunft und Verpflegung aufkommen und manchmal auch noch Geld nach Hause schicken. Und vielleicht ist der Job bei Gorillas nicht ihr Einziger. Auch die Beziehungen der Menschen zu Leuten in Machtpositionen sind verschieden, weil wir aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen. Man kann die Leute nicht dazu zwingen, zu streiken oder weiter zu streiken, aber es gibt immer noch die Möglichkeit, sich zu organisieren. So läuft das immer. Es gibt Streiks und dann werden die Probleme nicht gelöst. Deshalb ist es so wichtig, dass die Beschäftigten zusammenhalten und sich weiter organisieren. Auch wenn es auf einer kleineren Ebene ist als das, was Anfang Oktober in meinem Warehouse passiert ist. Aber mit dem kommenden Winter und wenn sich die Arbeitsbedingungen nicht ändern, wird sich das fortsetzen und wiederholen, und die Beschäftigten organisieren sich immer mehr, wie man sehen kann. Vor zwei Wochen wurden mindestens vier Warehouses zu verschiedenen Zeiten bestreikt. Es breitet sich aus…“ Interview von Mira Ruber vom 27. Oktober 2021 im Lower Class Magazine externer Link
  • 18. Oktober 21: Blue Monday bei Gorillas in Bremen, Köln und Münster (und Berlin?)
    Siehe Details im Tweet von Arbeitsunrecht vom 17.10.21 externer Link und für Aktuelles #Gorillas (siehe den Aufruf weiter unten)
  • Pleite oder Übernahme? Gorillas ohne Zukunft. Proteste am Blue Monday / Gorillas Workers ohne Krankenversicherung?!
    • Pleite oder Übernahme? Gorillas ohne Zukunft. Proteste am Blue Monday
      18. Oktober 2021: Blue Monday @Gorillas - Protest gegen Union Busting durch LieferdienstWenn das Gorillas-Management nicht sofort einlenkt, wird die Marke untergehen. Aufruf zur Solidarität mit den streikenden Gorillas-Beschäftigten. Die Initiative aktion ./. arbeitsunrecht (Aktion gegen Arbeitsunrecht) ruft für Montag, 18. Oktober 2021 zur Protest-Performance „Blue Monday“ vor Warehouses (Auslieferungslagern) des Flash-Supermarktes Gorillas auf. Bislang sind Aktionen in Köln (17 Uhr, Marsiliusstraße 32, Köln-Sülz) und Bremen geplant, weitere Städte mögen sich spontan anschließen. Wir fordern die sofortige Wiedereinstellung aller unrechtmäßig gekündigten Fahrerinnen und Fahrer in Berlin. Die Aktion gegen Arbeitsunrecht hält die Streikforderungen der Riders & Pickers (Fahrer & Kommissionierer*innen) für berechtigt und legitim. Gorillas bietet schlecht bezahlte Knochenjobs, die auf Dauer unweigerlich in die Berufskrankheit (Rückenbeschwerden) und Altersarmut führen…“ Pressemitteilung vom 14. Oktober 2021 externer Link zum Aufruf:

      • 18. Oktober 2021: Blue Monday @Gorillas – Protest gegen Union Busting durch Lieferdienst
        Die Aktion gegen Arbeitsunrecht ruft zur Solidarität mit den streikenden Gorillas-Fahrer*innen in Berlin auf. Wir schlagen vor, den 18. Oktober 2021 in einen blauen Montag zu verwandelt. Treffen wir uns vor Gorillas-Lagern und machen wir Lärm! Informieren wir die Anwohner*innen und Fahrer*innen! Wir fordern: Wiedereinstellung der gefeuerten Riders! Wir meinen: Der Streik ist berechtigt! Lärm in Barrios, Veedeln und Kiezen: Union Buster wegbassen! Unser Vorschlag: Blue Monday (New Order) auf Drums und Kochtöpfen performen. (…) Wer kein Streikrecht hat, ist rechtlich betrachtet nicht mehr frei, sondern eine Art Leibeigener. Die Drohung mit fristloser Kündigung stellt eine Nötigung dar. Diesen Zustand, der gegen die Menschenwürde verstößt, dürfen wir nicht akzeptieren! Die Aktion gegen Arbeitsunrecht ruft daher zu phantasievollen und lauten Protesten vor Gorillas-Warehouses auf! Der Bring-Dienst Gorillas ist laut Firmenwebseite momentan in 22 deutschen Städten vertreten. Machen wir Lärm, informieren wir Beschäftigte und Anwohner! Rücken wir den Ruf der Marke Gorillas ins rechte Licht. Sollte das Gorillas-Management nicht unverzüglich einlenken, kann die Antwort nur Boykott sein!Aufruf vom 8. Oktober 2021 externer Link
    • Gorillas Workers ohne Krankenversicherung?!
      Tweet von Gorillas Workers Collective vom 13.10.2021 externer Link: „A colleague just uncovered that @gorillasapp deregistered everyone from health insurance on september 30 and didn’t reregister. Riders are working in dangerous conditions not knowing that they’re not insured! Totally irresponsible!“ – „Das hat gerade ein Kollege aufgedeckt: @gorillasapp haben am 30. September alle von der Krankenversicherung abgemeldet und sich nicht wieder gemeldet. Fahrer arbeiten unter gefährlichen Bedingungen, ohne zu wissen, dass sie nicht versichert sind! Völlig verantwortungslos!“
  • Legal, illegal, scheißegal. Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas wegen Kündigungswelle weiter unter Druck
    „… Am Freitag sitzt Farooq mit Kolleg*innen zusammen, um zu besprechen, wie sie gegen die Kündigungen vorgehen, als die anonyme Nummer abermals anruft. Am anderen Ende ist eine Gorillas-Managerin. Sie teilt Farooq mit, dass er hiermit ebenfalls gekündigt sei. Farooq erklärt, als Mitglied des Wahlvorstands für die Betriebsratswahl genieße er besonderen Kündigungsschutz. Das spiele keine Rolle, bekommt er als Antwort. »Nach dem Gespräch war ich erst mal geschockt«, erzählt er. »Meine Kündigung ist illegal. Aber das scheint sie nicht zu interessieren.« »Ja, völlig illegal«, bestätigt Martin Bechert. Der Arbeitsrechtler vertritt 20 entlassene Gorillas-Fahrer*innen. Bechert regt es auf, dass in vielen Medien nur zu lesen ist, dass die Kündigungen wegen des »wilden« Streiks »möglicherweise« rechtswidrig seien. Ja, die Rechtmäßigkeit des Streiks sei strittig, sagt er. Streiks gelten in Deutschland nur dann als zulässig, wenn eine tariffähige Gewerkschaft dazu aufruft. »Aber an den Kündigungen ist so vieles ungesetzlich, da gibt es rechtlich gar keine Frage.« Niemand von den Gekündigten habe zuvor eine Abmahnung erhalten. Zudem müssten Kündigungen, gerade bei befristeten Arbeitsverhältnissen, wie sie bei Gorillas üblich sind, schriftlich erfolgen. »Sicher nicht per Telefonanruf«, so Bechert. Schließlich seien 18 Fahrer*innen, die er vertrete, Kandidat*innen für die bevorstehende Betriebsratswahl. Wie Farooq genießen auch sie besonderen Kündigungsschutz. »Das weiß natürlich auch Gorillas, die haben ja auch Anwälte«, sagt Bechert. Dem Management sei es aber egal, ob es später vor Gericht verliere oder Strafen zahlen müsse. Gorillas versuche, mit den Entlassungen Fakten zu schaffen. Dabei mache sich das Start-up die materielle Notlage der Arbeiter*innen zunutze. Die Fahrer*innen verlieren mit der Kündigung nicht nur ihr Einkommen, bei vielen ist auch der Aufenthaltsstatus in Deutschland bedroht. »Die Gorillas-Kollegen können nicht sechs oder acht Monate auf die Entscheidung des Arbeitsgerichts warten. Das Arbeitsrecht ist zu langsam, um sie zu schützen«, sagt Bechert. Zwar werde er gegen die Kündigungen der Betriebsratskandidat*innen per einstweiliger Verfügung vorgehen. Bei allen anderen, deren Kündigungen ebenfalls »klar unwirksam« seien, sei das aber nicht erfolgversprechend. Spricht Gorillas also bewusst rechtswidrige Kündigungen aus, um unliebsame Mitarbeiter*innen loszuwerden? (…) Sollte Gorillas mit der Strategie des Faktenschaffens Erfolg haben, könnten sich andere Unternehmen daran ein Beispiel nehmen. Für Arbeiter*innen in prekären Lebenslagen ist das eine schlechte Nachricht…“ Artikel von Jan Ole Arps vom 13.10.2021 im ND online externer Link
  • Kuriere im Fokus der Polizei. Während sich der Kündigungsskandal beim Lieferdienst Gorillas ausweitet, beobachtet das LKA jetzt die Proteste
    „… Indes haben sich mehrere gefeuerte Lieferkuriere gefunden, die auch juristisch gegen die Kündigungen vorgehen werden. Für Duygu Kaya, eine der betroffenen Fahrerinnen, geht dieser Kampf weit über Gorillas hinaus: »Auch wenn wir fünf Jahre kämpfen und bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen müssen. Jetzt geht es nicht nur um pünktliche Lohnzahlungen und grundlegenden Arbeitsschutz. Wir kämpfen gegen das postfaschistische Streikrecht in Deutschland«, erklärt sie im Gespräch mit jW. (…) Die erste öffentliche Aktion gegen die Entlassungen fand vergangenen Mittwoch vor dem Berliner Firmensitz von Gorillas in der Schönhauser Allee statt. Und die weckte nicht nur die Aufmerksamkeit von Faschisten wie dem Fotografen und ehemaligen NPD-Kandidaten Stefan Böhlke. Die Proteste wurden auch von zwei in Zivil gekleideten Beamten observiert. Einer der beiden Zivilenbeamten ist häufig auf antifaschistischen Demonstrationen und Protesten gegen Zwangsräumungsversuche zu sehen. Eine Antifaaktivistin erklärte gegenüber jW, dass die Polizisten »szenekundige Beamte« des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) des Landeskriminalamts (LKA) seien. (…) Auf Nachfrage der jW bestätigte Polizeisprecher Michael Gassen, dass vergangenen Mittwoch »szenekundige Beamte des Landeskriminalamtes« bei der Protestaktion im Einsatz waren. Er stellt den Einsatz in den Kontext mit den am selben Tag durchgeführten »Durchsuchungsmaßnahmen im amtlich bekannten Objekt der linksextremistischen Szene in der Rigaer Straße 94«. Daraufhin hätte es linke Aufrufe zur Unterstützung der Gorillas-Beschäftigten gegeben, und die LKA-Beamten hätten »ein Erscheinen linksextremistischer Personen verifizieren« wollen. Dies war aber nicht das erste Mal, dass die streikenden Gorillas-Fahrer Ziel von Observierungsmaßnahmen wurden. Bereits am ersten Streiktag in diesem Sommer, am 9. Juni, observierten verdeckte Ermittler den Protest am Lager »Checkpoint Charlie«. (…) Vergangenen Mittwoch beobachteten die MEK-Beamten jedoch nicht nur die Proteste gegen die Massenentlassungen bei Gorillas: Einer der »szenekundigen Beamten« gegen links führte am Rande der Kundgebung ein ausführliches Gespräch mit dem ehemaligen NPD-Kandidaten Böhlke.“ Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 12.10.2021 externer Link
  • Kein Streik ist illegal. Der Lieferdienst Gorillas entlässt massenhaft aktive Arbeitnehmer:innen. Die Entlassungen könnten rechtswidrig sein
    „… Bis heute hat keine Gewerkschaft den Arbeitskampf formal übernommen. Solche „wilden Streiks“ sind laut deutschem Arbeitsrecht formal illegal. (…) Auflösen könne den Schlamassel die Gewerkschaft Verdi. Würde sie den Streik formal übernehmen, wäre er nachträglich legitimiert, sagt Bechert – auch die Kündigungen wären damit rechtswidrig. Die Gewerkschaft aber lehnt das ab. Verdi-Pressesprecher Andreas Splanemann betonte zwar gegenüber der taz, dass er die Massenentlassungen von Gorillas für eine „absolute Sauerei“ hält. Es sei dennoch „falsch“ von den Ridern gewesen, sich für wilde Streiks zu entscheiden. Der „richtige Weg“, um sich gegen die Schwere von Rucksäcken oder die Kündigung von Kolleg:innen zu wehren, ginge über einen Betriebsrat, in dem derlei Probleme „gemeinsam mit dem Arbeitgeber angegangen“ werden könnten. Wer für solche Ziele streike, liege „quer zum deutschen Arbeitsrecht“, so Splanemann: „Dass es hier keine politischen Streiks gibt, schützt ja auch die deutsche Wirtschaft und damit Arbeitsplätze.“ Zwischen den Vorstellungen der Rider und der traditionellen Gewerkschaften liegen also Welten. Es sei für viele aus Lateinamerika oder Südeuropa stammende Rider „unverständlich, dass in Deutschland Arbeitskämpfe nur sehr eingeschränkt erlaubt sind“, sagt auch Bechert. Verdi hofft dennoch auf Mitgliederzuwachs. „Dann können die Arbeitnehmer:innen kollektiv für Lohnverbesserungen eintreten“, so Splanemann.“ Artikel von Timm Kühn vom 11.10.2021 in der taz online externer Link, siehe auch den Kommentar:

    • Mehr kämpferische Gewerkschaften. Der Lieferdienst Gorillas macht Profite ohne Rücksicht auf Verluste. Verdi sollte den Arbeitskampf der Rider bedingungslos unterstützen
      „… Den Spuk beenden könnte die Gewerkschaft Verdi, indem sie den Streik der Beschäftigten einfach übernimmt. Doch Verdi verfolgt scheinbar noch die Illusion, mit Unternehmen wie Gorillas eine Sozialpartnerschaft aufzubauen – weshalb man sich nicht mit den radikalen Streikmethoden der Rider gemein machen will. Doch waren die wilden Streiks für die Rider das einzige Mittel, sich zu wehren, das ihnen zu Verfügung stand. Zu sagen, dies sei der falsche Weg, weil sich das in Deutschland so nicht gehöre, wie es Verdi am Montag verlautbaren ließ, zeugt von Unverständnis gegenüber der Lebenswelt der Rider. Verdi steckt scheinbar in einer Vorstellung vom Kapitalismus fest, wie es ihn schon lange nicht mehr gibt. Besser wäre es, die Arbeitskämpfe der Rider bedingungslos zu unterstützen. Im Turbokapitalismus braucht es schließlich eine kämpferische Gewerkschaft.“ Kommentar von Timm Kühn vom 11.10.2021 in der taz online externer Link
  • Fehlende Abmahnungen: Arbeitsrechtler erachten Gorillas-Kündigungen als unwirksam
    Wegen der Teilnahme an „wilden Streiks“ hat der Lieferservice Gorillas zahlreiche Kuriere gefeuert. Arbeitsrechtler bezweifeln, dass die Kündigungen wirksam sind: Offenbar hat es in den meisten Fällen keine Abmahnungen gegeben. (…) Der Berliner Rechtsanwalt Martin Bechert vertritt bislang rund 40 Gorillas-Mitarbeiter, die wegen der Streikaktionen für bessere Arbeitsbedingungen ihre Jobs verloren haben. „Eine Abmahnung ist in keinem Fall ausgesprochen worden, deshalb glaube ich auch nicht, dass sich das Arbeitsgericht mit Detailfragen über das Streikrecht aufhalten wird. Allein die fehlenden Abmahnungen machen die Kündigungen klar unwirksam“, so Bechert. Bei der Gewerkschaft Verdi und anderen Berliner Arbeitsrechtlern lassen sich derzeit zahlreiche gefeuerte Gorillas-Mitarbeiter beraten, um mit Kündigungsschutzklagen gegen ihre Entlassungen vorzugehen. Wieviele Kuriere das Unternehmen wegen der Streiks fristlos gekündigt wurden, ist unklar. Eine Anfrage von rbbl24 ließ die Pressestelle unbeantwortet. Maren Ulbrich von der Gewerkschaft Verdi sprach am Mittwoch im rbb-Inforadio von 350 entlassenen Gorillas-Kurieren. Das von Mitarbeitern ins Leben gerufene Kollektiv „Gorillas Workers Collective“ hatte am Mittwoch erklärt, es seien fast alle Mitarbeiter im Bergmannkiez, Gesundbrunnen und Schöneberg entlassen worden. (…) Gegenüber rbbl24 sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann, die Gewerkschaft plane derzeit nicht, so in den Arbeitskampf bei Gorillas einzusteigen. „Eine Übernahme des Streiks würde aus unserer Sicht den Mitarbeitenden nicht in ihrer jetzigen Situation helfen“, sagte Splanemann. Die Gorillas-Belegschaft sei aufgrund befristeter Arbeitsverhältnisse und Sprachbarrieren „schwer zu organisieren“, zudem seien nur wenige Gorillas-Kuriere auch Verdi-Mitglieder. Im Zuge der laufenden Proteste wurden nach Informationen von rbbl24 einzelne Entlassungen wieder zurückgenommen. Das bestätigte auch Rechtsanwalt Martin Bechert. „Einem meiner Mandanten wurde schon erklärt, dass die Kündigung zurückgenommen wird, von anderen Fällen habe ich aus dem Kreis der Mitarbeiter gehört“, sagte Bechert. „Ich weiß bei dieser Personalpolitik nicht, ob es jetzt eigentlich noch nötig ist, Kündigungsschutzklagen für meine Mandanten zu schreiben. Ich mache es aber trotzdem, sicherheitshalber.““ Beitrag von Roberto Jurkschat vom 08.10.21 beim rbb24 externer Link, siehe auch:

    • Kündigungen nach Gorillas-Streik: „Die Zusage des Gorillas-CEO könnte man durchaus als Selbstverpflichtung ansehen“
      In Berlin wurde Mitarbeitern des Lieferdienstes Gorillas fristlos gekündigt, nachdem sie für bessere Arbeitsbedingungen protestiert haben. rbbl24 hat Florian Rödl vom Institut für Arbeitsrecht der FU Berlin gefragt, ob solche Kündigungen rechtens sind. (…) Wenn sich herausstellt, dass es wirklich nur ein wilder Streik ist, dann ist das eine Verletzung der Arbeitsverpflichtung. Da wird man wohl auch sagen müssen, die Leute tun das vorsätzlich. Damit stören sie den Arbeitsfrieden und das dürfen sie nur, wenn die Gewerkschaft dazu aufruft. Auf den ersten Blick könnte damit auch eine Kündigung gerechtfertigt werden. Ich bin aber der Auffassung, dass der Arbeitgeber trotzdem abmahnen muss: ‚Kommt jetzt sofort zurück zur Arbeit, sonst schmeiße ich euch raus.‘ Eine Abmahnung muss immer dann vor einer Kündigung erfolgen, wenn der Arbeitnehmer sein Verhalten abstellen kann. Und das wäre hier definitiv der Fall. Wenn das geschehen ist, dann ist auch die außerordentliche Kündigung rechtmäßig. Es sei denn, die Arbeitsanweisungen, die die Mitarbeiter erhalten, sind durch die Bank als unzumutbar zu bezeichnen. Dann können sich die Beschäftigten sehr wohl auf den Standpunkt stellen: ‚Solange wir keine zumutbare Anweisungen erhalten, arbeiten wir nicht.‘ [Der CEO von Gorillas, Kagan Sümer, hat noch im Juli beteuert, niemanden wegen der Teilnahme an einem Streik zu entlassen. Wie ist das zu bewerten?] Das ist ein sehr interessanter Punkt. Das könnte man aus meiner Sicht durchaus als eine Selbstverpflichtung ansehen, die sagt: ‚Wenn ihr streikt, mache ich eins nicht, nämlich kündigen.‘ Das hebt die Hürde für Kündigungen natürlich höher. Rechtlich wäre die Frage: Durften die Mitarbeiter diese Äußerung als rechtsverbindlichen vorbeugenden Kündigungsverzicht verstehen auch für den Fall eines wilden Streiks? Das hängt ab von Umständen, die ich so ad hoc nicht beurteilen kann. Ganz sicher allerdings wird man angesichts dieser Äußerung eine Abmahnung verlangen müssen. Denn zumindest hat der CEO damit für die Beschäftigten verunklart, welche Folgen eine Arbeitsniederlegung haben könnte. [Gibt es rechtlich denn noch irgendwelche Möglichkeiten, die Aktion der Gorillas-Mitarbeiter zu legalisieren und die Kündigungen unwirksam zu machen?] Es entspricht der ständigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts seit 1955, dass ein wilder Streik nachträglich von einer Gewerkschaft, wie zum Beispiel Verdi, übernommen werden kann. Dann wird er rückwirkend rechtmäßig und das muss dann auch zur Folge haben, dass die ausgesprochenen Kündigungen ebenso rückwirkend unwirksam werden. Angenommen, die Gorillas-Mitarbeiter würden jetzt alle eintreten bei Verdi, und Verdi sagt, sie übernehmen jetzt den Streik, dann ist die Sache erledigt…“ Interview von Roberto Jurkschat vom 08.10.21 bei rbbl24 externer Link
    • Wir vertreten 18 gekündigte #Gorillas Mitarbeiter. Davon sind 16 #Kandidaten auf einer Vorschlagsliste für die laufende Wahl vom #Betriebsrat und einer davon auch noch nachgerücktes Mitglied vom #Wahlvorstand! Keiner ist einschlägig abgemahnt. Stop #UnionBusting #ArbeitsrechtTweet von Martin Bechert vom 9. Okt. 2021 externer Link
    • Nächtliche Rider-Aktionen in Solidarität mit Gorillas in Deutschland [Amsterdam]
      Bericht vom 9. Oktober 2021 bei Enough14D externer Link
    • Fotos: Lärmdemo gegen Gorillas Lieferdienst
      Mit einer Lärmdemo blockierten am 6. Oktober rund 100 Menschen die Firmenzentrale des Lieferdienstes Gorillas in Prenzlauer Berg, nachdem die Geschäftsführung angekündigt hatte, allen Beschäftigten, die sich an wilden Streiks beteiligt haben, zu kündigen. Am Dienstag hatten bereits zahlreiche Beschäftigte schriftliche Kündigungen erhalten. Seit Wochen protestieren die Riders mit Streiks gegen die unwürdigen Arbeitsbedingungen des Unternehmens. Sie fordern gleichen Lohn für alle, 12,50 Euro die Stunde, rechtzeitige und vollständige Auszahlung, sichere Arbeitsausstattung, bessere Kommunikation und ein Ende der Unterbesetzung…“ Siehe die Fotogalerie beim Umbruch Bildarchiv externer Link
  • „We fire in 10 min“? #DeleteGorillas! Nach Kündigungswelle: Gorillas Workers Collective ruft zu Boykott auf – Streikkasse nicht vergessen! Und was macht ver.di?
    • Nach Kündigungswelle: Gorillas-Beschäftigte rufen zu Boykott auf
      Gestern feuerte das Management des Lieferservice Gorillas dutzende streikende Arbeiter:innen. Dagegen fand heute eine Protestkundgebung vor dem Hauptquartier des Unternehmens in Berlin statt. (…) Am vierten Streiktag erhielten alle streikenden Arbeiter:innen, die nicht den besonderen Kündigungsschutz der Betriebsratswahl haben, eine fristlose Kündigung. Die genaue Zahl ist bisher nicht bekannt. Für Viele war dies zunächst ein Schock. Bei vergangenen Aktionen vor dem Hauptquartier des Startups versicherte der Geschäftsführer noch, Arbeiter:innen nicht wegen ihrer Beteiligung an Streiks zu feuern. Bei der Demo heute versammelten sich 200 Menschen, darunter viele der Betroffenen. Sie zeigten ihren Unmut über das Unternehmen, das gegen die Organisierung der Arbeiter:innen und das Streikrecht vorgeht. Zudem machten die Beschäftigten ihre Boykottkampagne bekannt. Sie rufen dazu auf, in der App und in Suchmaschinen niedrige Bewertungen zu geben und keine Bestellungen mehr aufzugeben. (…) Auch Mitglieder der Gewerkschaft ver.di waren anwesend. Wichtig ist nun, dass ver.di den Streik nachträglich legalisiert, um den Entlassenen juristischen Schutz zu geben.“ Beitrag von Jan Beere vom 6. Oktober 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link, siehe dazu:

      • Tweet von Gorillas Workers Collective vom 6.10. externer Link: „@Gorillasapp is mass firing  workers! Some have been striking, some supporting. Others were not involved at all. This is not only #unionbusting anymore. Management is threatening our lives. This has to stop! #DeleteGorillas Give low ratings on App Stores and Search Engines!“
      • Wir erinnern an das Spendenkonto externer Link
    • [ver.di] Mit allem, was Krach macht. Gorillas-Beschäftigte protestieren gegen Massenentlassung
      Wegen der fristlosen Massenentlassung ihrer streikenden Kolleginnen und Kollegen, hatten die Beschäftigten des 10-Minuten-Lieferdienstes Gorillas für heute Mittag zum Protest vor der Unternehmenszentrale aufgerufen – mit allem, was Krach macht, Töpfe und Pfannen inklusive. Maren Ulbrich vom Bundesfachbereich Handel war ebenfalls vor Ort: „Den Beschäftigten wird ihre Existenzgrundlage entzogen, weil sie für ihre Interessen eingestanden sind. Natürlich unterstützen wir unsere Mitglieder hier“, sagt sie. „Die Stimmung ist laut, und hier sind auch zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer der Kuriere mit dabei.“ Bislang habe der Arbeitgeber aber nur verlauten lassen, dass man „keinen anderen Ausweg gesehen habe, als die fristlosen Kündigungen aufgrund der wilden Streiks auszusprechen“, so die Gewerkschaftssekretärin. (…) Mit dem heutigen Protest spitzt sich der seit Monaten andauernde Arbeitskampf der Fahrerinnen und Fahrer zu, die seit dem Sommer regelmäßig vor den Warenhäusern ihres Unternehmens in Berlin streiken. Über die Hintergründe berichtet die aktuelle ver.di publik in der Reportage externer Link. Die Beschäftigten fordern bessere Arbeitsbedingungen, allem voran die Selbstverständlichkeit einer pünktlichen und vollständigen Auszahlung ihrer Gehälter. Auch wehren sie sich gegen die Arbeitsverdichtung durch das „Projekt ACE“, mit dem weniger Beschäftigte mehr Lieferungen schaffen sollen. (…) Die Frage, ob die nicht genannten Entlassungs-Gründe des Arbeitgebers „erheblich“ genug seien, um mit den fristlosen Entlassungen aufgrund wilder Streiks durchzukommen, wird vor dem Arbeitsgericht zu klären sein, sagt Maren Ulbrich von ver.di.“ Beitrag vom 6.10.2021 bei ver.di externer Link (Startseite!) – steigt die Gewerkschaft nun in die Organisierung ein? Siehe dazu:

      • Im Beitrag von Bianca Von der Au vom 06.10.2021 bei tagesschau.de externer Link „Gericht muss entscheiden: Wird Gorillas-Streik zum Präzedenzfall?“ wird ver.di zitiert: „… Nach Ansicht der Gewerkschaft ver.di ist es politisch „eine Sauerei“, dass das Unternehmen nun gerade die Mitarbeiter entlasse, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzten. „Doch arbeitsrechtlich dürfte das Unternehmen die besseren Karten haben“, so der Pressesprecher des ver.di-Landesverbandes Berlin-Brandenburg, Andreas Splanemann. Nach deutschem Recht ist ein sogenannter „wilder“ Streik ein Kündigungsgrund. (…) Ein Problem ist aus Sicht von ver.di, dass bei den Online-Lieferdiensten aktuell sehr wenige Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind. „Wären die Streikenden in der Gewerkschaft, hätten sie jetzt nicht das Problem mit der Kündigung“, so der ver.di-Sprecher…“
      • „… Viele der protestierenden Arbeiter, darunter auch Camilo und sein Kollege, sind Mitglieder des „Gorillas Workers Collective“ (GWC), das sich Anfang des Jahres unabhängig von Verdi gegründet hat. Die Arbeiter haben die Erfahrung gemacht, dass die Gewerkschaft nicht nur nicht ihre Interessen vertritt, sondern ihren Kampf kontrollieren und unterdrücken will. „Als wir Kontakt mit Verdi aufgebaut haben, hat Verdi als eine Forderung an uns gestellt: keine wilden Streiks mehr durchzuführen. Sie wollten den Protest vereinnahmen. Dem stimmen wir natürlich nicht zu.“ Verdi und die Bundesregierung treten für die Bildung von Betriebsräten bei Gorillas und anderen Unternehmen der sogenannten „New Economy“ ein. Das Ziel, das sie damit verfolgen ist klar. Wie in anderen Bereichen soll ein von den Gewerkschaften und der Unternehmensleitung sanktionierter Betriebsrat die Arbeiter kontrollieren, deren Kämpfe unterdrücken und so verhindern, dass sie zum Ausgangspunkt für eine breitere Bewegung der Arbeiterklasse werden. Im Mai verabschiedete der Bundestag deshalb sogar ein „Betriebsrätemodernisierungsgesetz“, das die Gründung von Betriebsräten erleichtern soll. Die Vertreter des GWC, mit denen die WSWS sprach, setzen sich ebenfalls für die Gründung eines Betriebsrats ein. Sie betonen jedoch, dass er unabhängig vom Management und Verdi sein müsse. „Was wir machen, ist nicht ein Betriebsrat, der zusammen mit der Firma arbeiten wird. Wir wollen das als Gegengewicht haben, aber wird sind selbst organisiert. Wir sind nicht von Verdi. Wir haben mit denen nicht so viel zu tun und wollen es auch nicht“, erklärt ein GWC-Vertreter. Dabei ist ihm die Beschränktheit und der potentiell arbeiterfeindliche Charakter der Betriebsratsperspektive durchaus bewusst. „Mit der Zeit wird sich der Betriebsrat trotzdem abtrennen“, meint er. „Und dann muss es wieder eine Revolution oder was auch immer geben.“…“ Aus dem Beitrag „Gorillas-Rider protestieren gegen rechtswidrige Massenentlassungen“ von Johannes Stern vom 8.10.21 bei wsws externer Link
      • und zum Hintergrund unser Dossier: [(Online)Vortrag und Debatte am Bsp. Gorillas] Mythos wilder Streik + Illegalität. Zum Grundrecht auf Streik
    • »Kağan, du bist gefeuert!« Der Lieferdienst Gorillas kündigt in Berlin mehreren dutzend streikenden Fahrer*innen, und es sollen noch mehr werden – doch die wehren sich
      In meinem Warehouse gab es in den letzten drei Monaten mehr als zehn Unfälle von Fahrer*innen mit Knochenbrüchen. Wir haben das Unternehmen gebeten, uns neue Fahrräder zu stellen, aber nichts ist passiert. Deshalb beende ich das Arbeitsverhältnis von Kağan.« Applaus. »Bei Gorillas gibt es sexistische und rassistische Diskriminierung. Deshalb feuere ich Kağan.« Applaus. »Ich streike, weil wir bessere Ausrüstung brauchen, um die Waren auszuliefern. Kağan, du bist gefeuert!« Vor dem Berliner Firmensitz des Lebensmittellieferdienstes Gorillas in der Schönhauser Allee steht eine Menschenmenge. Etwa 120 Leute – Gorillas-Fahrer*innen, Unterstützer*innen und jede Menge Journalist*innen – sind gekommen, und gerade hören sie zu, wie Arbeiter*innen des Unternehmens vortragen, warum sie ihren Boss, den Gorillas-Gründer Kağan Sümer, feuern. Der Anlass für die Versammlung: Zahlreiche Fahrer*innen haben, wie das Gorillas Workers Collective am Dienstag auf Twitter bekannt gab, per Brief oder Anruf ihre Entlassungen erhalten, und sie wurden aus den Whatsapp-Gruppen ihrer Warehouses, der Lieferzentren, von denen es in Berlin derzeit 16 gibt, entfernt. Damit reagiert das Unternehmen auf neuerliche Streiks in mehreren dieser Warehouses. Betroffen sind laut Aussagen von Gorillas-Arbeiter*innen vor allem Fahrer*innen, die in einem der drei Lieferzentren – Schöneberg, Gesundbrunnen und Bergmannkiez – arbeiten, in denen seit vergangenem Freitag gestreikt wurde. Offenbar habe sich das Unternehmen diejenigen Arbeiter*innen herausgepickt, die an den betreffenden Tagen im Schichtplan standen. Im Lieferzentrum Bergmannkiez am Kaiserkorso 154 soll, so berichten Gekündigte auf der Kundgebung, sogar die komplette Belegschaft gefeuert worden sein. Und das könnte erst der Anfang sein. Wie von ver.di-Vertreter*innen am Rande des Protests zu hören ist, soll Gorillas die Entlassung von bis zu 350 Beschäftigten planen. (…) In allen drei Lagern waren dem Streik Versammlungen der Belegschaft vorausgegangen, auf denen über den Streik und die Forderungen abgestimmt wurde. Duygu, eine Fahrerin im Lieferzentrum Bergmannkiez, erklärte während des Streiks am Montag – vor der Kündigungswelle – gegenüber ak: »Wir fordern faire und vollständige Bezahlung, sichere Fahrräder, ein Ende der Unterbesetzung, menschenwürdige und planbare Schichten und Rücksprache mit den Fahrer*innen bei Änderungen in den Abläufen. In anderen Warehouses sind die Forderungen ähnlich, aber es variiert ein wenig, je nachdem, was vor Ort die größten Probleme sind. Für uns war wichtig, dass wir ausführlich miteinander gesprochen und die Forderungen diskutiert haben, dadurch haben am Ende fast alle Arbeiter*innen hier im Warehouse für den Streik gestimmt.« »Diese Verankerung in den Lieferzentren ist ein großer Fortschritt gegenüber dem Sommer«, meint auch ein Mitglied des Gorillas Workers Collective. »Es sind mehr Leute dabei als im Sommer, auch Communities, die wir damals nicht erreicht haben, und nicht nur Rider, sondern auch Picker (die die Waren im Lager zusammenstellen, Anm. der Redaktion) und sogar einzelne Supervisoren unterstützen den Streik.«…“ Artikel von Jan Ole Arps vom 6. Oktober 2021 beim ak online externer Link
    • Entlassungen bei „Gorillas“ wegen Vorwurf illegaler Streiks. Sind Yogakurse und DJs besser als Lohn? Beschäftigte des Lieferdienstes Gorillas glauben nicht daran und streiken für bessere Arbeitsbedingungen
      „… Das Unternehmen lässt sich bislang wenig von den Protesten beeindrucken. Studenten und andere Tagelöhner wurden kurzerhand als Streikbrecher eingesetzt externer Link, wie GWC am Mittwoch über Twitter mitteilte. Die Geschäftsführung selbst macht keinen Hehl daraus, dass sie mit den massenhaften Kündigungen die Streiks unterdrücken will. Laut Spiegel erklärte ein Unternehmenssprecher externer Link: Unangekündigte und nicht gewerkschaftlich getragene Streiks seien „rechtlich unzulässig“. Deswegen entlasse man die Beschäftigten, „die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt“ hätten. Im Juli klangen die Töne noch anders. Kagan Sümer, Gründer des Lieferdienstes, hatte gegenüber den Beschäftigten versprochen: „Ich würde niemals jemanden feuern, weil er streikt“, sagte er. „Ich mag, dass ihr für eure Rechte kämpft.“ Wie man heute weiß, diente das Versprechen nur dazu, das Image des Unternehmens aufzupolieren. In einer geleakten Nachricht, die kürzlich in den sozialen Medien die Runde machte, schrieb er: „Wir mussten einem unserer Fahrer kündigen… Anscheinend war er dabei, sich gewerkschaftlich zu organisieren“. (…) Die Initiative gegen Arbeitsunrecht berichtete Ende September externer Link auch von der „kalten Kündigung“ unliebsamer Beschäftigter. Die meisten der rund 3.000 Fahrer des Unternehmens seien nur befristet angestellt. Ab September und Oktober 2021 würden viele dieser Verträge auslaufen. Viele fürchten nun, dass die Verträge derer, die sich für bessere Arbeitsbedingungen eingesetzt haben, nicht verlängert werden könnten. Zurzeit liegen mindestens zwölf Klagen beim Arbeitsgericht Berlin von befristet angestellten Kurieren, die erreichen wollen, dass ihre Arbeitsverträge in unbefristete umgewandelt werden…“ Artikel von Bernd Müller vom 06. Oktober 2021 bei Telepolis externer Link
    • Thread mit Videos vom 6.10. von Jan Ole Arps externer Link : „Bei #gorillas hagelt es Kündigungen jetzt haben mehrere Arbeiter*innen auch noch Gorillas Boss Kağan Sümer gefeuert #kaganfired
  • Gorillas kündigt allen streikenden Fahrradkurieren wg »illegaler Streiks« / Lärmdemo am Mittwoch um 13 Uhr
    • Lieferdienst „Gorillas“: Massenentlassung von kämpferischen Arbeiter:innen – Lärmdemo angekündigt
      Seit Juni haben Arbeiter:innen beim Lieferdienst mit Blockade- und Streik-Aktionen vor allem in Berlin auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen beim Lieferdienst „Gorillas“ aufmerksam gemacht. Nun scheint das Start-Up in einer konzentrierten Aktion kämpferischen Arbeiter:innen zu kündigen. Für morgen ist eine spontane Lärm-Demo angekündigt. (…) Im Telegram-Channel der Gorillas Workers heißt es, die Arbeiter:innen würden ihre Entlassungen per Briefen oder Anrufen von privaten Nummern bekommen. Zudem würden sie aus Lager-Whatsapp-Gruppen entfernt um eine Kommunikation unter den Fahrer:innen zu verhindern. Bei einigen Entlassungen sei der Kündigungsgrund die Teilnahme an „illegalen Streiks“. „Wenn das Unternehmen die Arbeiter nicht bezahlt, keine Sicherheit bietet, illegale Arbeitspläne macht, haben die Arbeiter das Recht, die Arbeit einzustellen, bis das Fehlverhalten korrigiert wurde!“, so das Gorillas Workers Collective. Für morgen um 13 Uhr wurde nun zu einer Demonstration vor dem Gorillas-Hauptquartier an der Schönhauser Allee 180 aufgerufen. Zur „Lärm-Demo“ sollen Pfeifen, Trommeln und Pfannen mitgebracht werden.“ Beitrag vom 5 Oktober 2021 bei Perspektive online externer Link – siehe zur „Noise-Demo“ den Thread von BG Dominoeffekt externer Link
    • Gorillas-Bosse feuern streikende Arbeiter:innen! Ver.di muss sich gegen skandalöse Entlassungen von streikenden Gorillas stellen!fordert die Redaktion von Klasse Gegen Klasse am 5. Okt 2021 externer Link
    • Lieferdienst Gorillas kündigt streikenden Fahrern
      Seit Monaten legen Kuriere des Express-Lieferdiensts Gorillas ihre Arbeit nieder, um bessere Arbeitsbedingungen zu erstreiten. Nun hat das Unternehmen einer Reihe von Mitarbeitern fristlos gekündigt. (…) Das Unternehmen reagiert nun offenbar mit Entlassungen auf den andauernden Arbeitskampf. Mehr als ein Dutzend Fahrerinnen und Fahrer des Start-ups erhielt nach SPIEGEL-Informationen vor Kurzem eine fristlose Kündigung. Das Gorillas Worker’s Collective, eine Gruppe von Mitarbeitenden, die sich zuletzt als Sprachrohr der Fahrradkuriere verstanden hatte, schreibt auf Twitter externer Link von drei Lagerhäusern in Kreuzberg, Mitte und Tempelhof, wo praktisch die gesamte Belegschaft gefeuert worden sei. Zweiseitige Kündigungsschreiben, die dem SPIEGEL vorliegen, zeigen, wie eilig es der Lieferdienst mit seinen mittlerweile ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat. »Hiermit kündigen wir das mit Ihnen bestehende Arbeitsverhältnis außerordentlich aus wichtigem Grund fristlos«, heißt es darin. Worin der wichtige Grund besteht, erklärt das Unternehmen nicht. In einzelnen Fällen wurden sogar Namen von Mitarbeitern falsch geschrieben. (…) Mehreren Personen sei am Telefon erklärt worden, dass die »illegalen Streiks« Grund für die Kündigung seien. Das Unternehmen selbst bestätigt diese Darstellung: Unangekündigte und nicht gewerkschaftlich getragene Streiks seien »rechtlich unzulässig«, sagt ein Sprecher. Nach intensiver Abwägung sehe man sich deshalb gezwungen, den rechtlichen Rahmen durchzusetzen. »Das bedeutet, dass wir das Arbeitsverhältnis mit denjenigen MitarbeiterInnen beenden, die sich aktiv an den nicht genehmigten Streiks und Blockaden beteiligt, den Betrieb durch ihr Verhalten behindert und ihre KollegInnen damit gefährdet haben.« Für Mittwoch ist eine weitere Demonstration in der Hauptstadt geplant, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen »mit Pfannen, Trillerpfeifen und Trommeln« vor der Gorillas-Zentrale gegen die Entlassungen protestieren.“ Artikel von Anton Rainer vom 05.10.2021 im Spiegel online externer Link
  • Neuer Gorillas-Streik in Berlin ab dem 1. Oktober nach Entlassung eines Kollegen am letzten Tag der Probezeit und gegen »Projekt ACE« der Arbeitsverdichtung – Manager als Streikbrecher, eine fristlose Entlassung am Samstag, neues Spendenkonto

    • Pranke von Gorillas. Lieferdienst teilt aus: Streikbrecher eingesetzt, Arbeitsdruck erhöht. Beschäftigte behandelt wie »neue Gastarbeiter«
      Seit Freitag werden die Berliner Warenhäuser von Gorillas im Bergmannkiez und Schöneberg bestreikt, am Samstag abend legten die Beschäftigten auch am Standort Gesundbrunnen die Arbeit nieder. Die Forderungen sind die gleichen wie bei früheren Ausständen: Löhne sollen pünktlich und vollständig gezahlt, Schichtpläne verbessert und genug Equipment für eine sichere Arbeit gestellt werden. Doch es scheint einen wichtigen Unterschied zu geben zu den Streiks im Sommer: Zumindest im Bergmannkiez sind die Rider viel besser organisiert. »In den letzten Wochen ist der Frust sehr stark gewachsen«, sagte Duygu, die als Kurierfahrerin im Warenhaus Bergmannkiez arbeitet, gegenüber jW. Das Unternehmen probiere gerade, einen Plan zur Intensivierung der Arbeit durchzusetzen. Weniger Beschäftigte sollen mehr Lieferungen schaffen. »Projekt ACE« lautet der Name für die Arbeitsverdichtung. Eine andere Auswirkung der »Reform« sind neue Schichtmodelle. Ein Computerprogramm soll errechnen, zu welchen Zeiten am meisten Personal gebraucht wird. Statt acht Stunden am Stück sind die Schichten viel kürzer geworden und beginnen jeden Tag zu einer anderen Uhrzeit. So intelligent, um zu wissen, dass es in Deutschland eine gesetzliche Ruhezeit von mindestens elf Stunden gibt, ist das Programm aber offenbar nicht. (…) Den Konflikt angeheizt hat die Entlassung eines Kollegen am letzten Tag seiner Probezeit. »Mit einem Anruf am Samstag«, erzählte Duygu. Die App zu Schichtplanung sei eine Katastrophe und habe viele Fehler. Kollegen bekämen an arbeitsfreien Tagen automatisierte Abmahnungen, weil sie nicht zur Schicht erschienen. Diese falschen Abmahnungen würden dann als Gründe für Entlassungen angeführt. »Wir sind die neuen Gastarbeiter«, sagte Duygu. »Die Geschichte wiederholt sich. Verkleidet, unter dem Deckmantel der Startupmentalität.« Aber auch auf einer größeren Ebene gibt es viel Unmut bei Gorillas. Vor wenigen Wochen wurde einer der wichtigsten Social-Media-Kanäle der Beschäftigten auf Instagram gelöscht. (…) Vergangenen Donnerstag verschickte das Unternehmen dann plötzlich Überleitungsverträge an alle Beschäftigten im operativen Geschäft. In Berlin betrifft das 1.700 von 2.000 Gorillas-Beschäftigten. Bereits im Oktober soll der Betriebsübergang in eine neu gegründete Tochter erfolgen, ohne dass ein konkretes Datum genannt wurde. In dem Vertrag, der jW vorliegt, wird festgestellt, dass es im derzeitigen Unternehmen keinen Betriebsrat gibt, sondern lediglich ein Verfahren zur Wahl eines Betriebsrates eingeleitet wurde. Im Anschluss heißt es: »Zum Übergangsstichtag wird das Verfahren voraussichtlich noch nicht abgeschlossen sein.« Es liegt die Vermutung nah, dass die Gründung eines neuen Tochterunternehmens ein Manöver sein könnte, um die Bildung eines Betriebsrates zu verhindern. (…) Doch statt auf den fünf Punkte umfassenden Forderungskatalog der Streikenden einzugehen, setzt Gorillas auf Eskalation. Am Freitag schickte das Unternehmen Manager aus der Firmenzentrale als Streikbrecher in den Bergmannkiez. Am Samstag erhöhte es nochmals den Druck und entließ einen der besten Fahrer des Lagers fristlos. »Das ist eine Drohung an alle indischen Rider«, erzählte ein Kollege des entlassenen Danny gegenüber jW. Im Gegensatz zu Danny ist er noch in der Probezeit und möchte daher seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. »Bei den letzten Streiks waren wir Inder nicht dabei«, erzählte er. »Wir werden das nicht hinnehmen und fordern jetzt auch seine Wiedereinstellung. Und werden so lange streiken, bis alle unsere Forderungen erfüllt sind!«Artikel von Simon Zamora Martin in drer jungen Welt vom 04.10.2021 externer Link, siehe dazu:
    • Neues Konto für Spende an Gorillas Workers Collective externer Link
    • Für Solidarität siehe auf Twitter #StartUpsideDown: Turn your bikes upside down! Turn the system upside down!
    • Gorillas Workers Collective outen Manager als Streikbrecher externer Link (Twitter)
    • Gorillas Streik im Bergmannkiez
      Heute, am 1. Oktober 2021 sind die Gorillas Fahrer_innen erneut in den Streik getreten. Für bessere Bezahlung, ein besseres Schichtsystem und mehr Arbeitssicherheit. „Most of us are actually not aware of our rights. So we are learning about our rights through such actions as well.“ (aus dem Video)“ Video bei labournet.tv externer Link (engl. mit dt. UT | 4 min | 2021)
    • Streik bei Gorillas. Interview mit einem der Gorillas Streikenden. Er spricht über die Probleme und Forderungen in seinem Lager. Video des Interviews auf dem Intagram-Kanal von Klasse gegen Klasse externer Link
  • Gorillas spielt auf Zeit. Klagewelle gegen Berliner Lebensmittellieferdienst. Konzern verfolgt laut Anwalt der Beschäftigten »Verschleppungstaktik«  Klein ist das Berliner Startup Gorillas nicht. Für den Lebensmittellieferdienst arbeiten allein in der Hauptstadt schätzungsweise 1.800 Beschäftigte. Fast alle mit befristeten Verträgen. Nach einer Sonderreglung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes dürfen neu gegründete Unternehmen ihre Beschäftigten vier statt nur zwei Jahre ohne Sachgrund befristen. Vier Jahre ohne Planungssicherheit für die Beschäftigten. Und ohne die Gewissheit, nicht binnen wenigen Monaten auf der Straße zu landen, falls man sich beispielsweise gewerkschaftlich für bessere Arbeitsbedingungen engagiert hat. Aufgrund eines Formfehlers in den Arbeitsverträgen klagen derzeit rund 200 Beschäftigte gegen diese sachgrundlosen Befristungen. Am Montag wurde in Berlin nun über vier Fälle verhandelt. Doch wie schon bei den letzten Verhandlungen wurde auch diese Sitzung nach einer guten Viertelstunde ohne Ergebnis vertagt. »Seit einem Monat sprechen wir hier vor Gericht immer wieder über dasselbe Problem mit den Arbeitsverträgen«, sagte Martin Bechert, Anwalt der Gorillas-Fahrer, während der Anhörung. »Immer wieder heißt es von Arbeitgeberseite nur, dass sie noch Zeit bräuchte, um die Angelegenheit zu prüfen.« Dabei sei der Fall klar und einfach, erklärte Bechert nach der Sitzung gegenüber jW. Die Arbeitsverträge seien nicht rechtskräftig unterzeichnet worden. Deshalb sei davon auszugehen, dass ein mündlicher Vertrag zustande gekommen sei, in dem keine Zusatzvereinbarungen wie Probezeiten oder Befristungen verankert sind. (…) Die Anwältin von Gorillas schiebt derweil den Beschäftigten die Schuld in die Schuhe. Es gebe einen Paragraphen im Arbeitsvertrag, der besage, dass der Vertrag im Original unterzeichnet werden müsse. Wenn die Beschäftigten dem nicht nachgekommen seien, hätte es auch niemals einen Arbeitsvertrag gegeben. »Das ist sittenwidrig«, kommentierte Bechert diese Argumentation. Gorillas spiele nur auf Zeit. Wohl in der Hoffnung, dass die Klagenden zwischen Vertragsende und Gerichtstermin gezwungen sind, sich eine neue Beschäftigung zu suchen…“ Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 22.09.2021 externer Link, siehe auch:
    • Verhandlungen am Arbeitsgericht: 17 Fahrradkuriere klagen gegen Berliner Lieferdienst Gorillas
      Der Rechtsstreit dreht sich um die Befristung der Arbeitsverträge. Der Anwalt der Beschäftigten  wirft dem Arbeitgeber „juristische Akrobatik“ vor. Lebensmittel in zehn Minuten verspricht der Bringdienst Gorillas seinen Kunden. Am Montag war es jedoch Richter Frank Schmitt, der schnell lieferte. In nur zehn Minuten waren vier Gütetermine am Arbeitsgericht Berlin erledigt. Vier weitere Beschäftigte haben das Unternehmen verklagt, sie fordern die Entfristung ihrer Arbeitsverträge. Weil sich die Parteien nicht einigen konnten, wird es im Januar einen Kammertermin geben. Gorillas ließ sich am Arbeitsgericht von einer neuen Anwältin vertreten. Auch sie wirkte überfordert, so wie der letzte Rechtsbeistand. Sie könne sich zu den Details nicht äußern, ihr Büro habe den Fall „sehr kurzfristig“ übernommen, sagte sie. Aber es könne sein, dass die Arbeitsverträge nichtig seien, weil sie von den Ridern niemals unterschrieben wurden. Mit diesem Argument war der vorherige Anwalt bereits beim ersten Gerichtstermin gescheitert. (…) Diese Rechtsmeinung teilten bisher alle Richter am Arbeitsgericht. Auch der Arbeitsrechtsprofessor Wolfgang Däubler sagte dem Tagesspiegel externer Link, in diesem Fall sei die Befristung nicht rechtens. Mit der ersten Urteilsverkündung ist im Januar 2022 zu rechnen…“ Artikel von Christoph Kluge vom 21.9.2021 im Tagesspiegel online externer Link
    • Management „spielt auf Zeit“. Gorillas-Rider berichten über ihre Prozesse am Arbeitsgericht
      „„Gorillas-Rider kämpfen weiter“ steht auf dem Transparent, das einige FahrradkurierInnen an den Zaun einer Grünlage gegenüber dem Berliner Arbeitsgericht in der Magdeburger Straße aufgehängt haben. Zuvor waren am Montagmorgen im Arbeitsgericht zwei weitere Güteverhandlungen ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Wie bei mehreren Verhandlungen in den letzten Wochen klagen die Rider auf Entfristung ihrer einjährigen Arbeitsverträge. „Wir sind sicher, dass die Beschäftigten die Klagen gewinnen und trotzdem spielt das Gorillas-Management auf Zeit“, erklärt Rechtsanwalt Martin Bechert, der mehrere Rider vertritt, gegenüber der taz. Denn die Verträge wurden alle digital geschlossen, obwohl bei befristeten Vereinbarungen gesetzlich die Schriftform vorgeschrieben ist. Auch die Firma Lieferando hatte den Formfehler gemacht und dann alle Verträge entfristet…“ Artikel von Peter Nowak vom 21.9.2021 in der taz online externer Link
  • Rider klagen auf Entfristung und Weiterbeschäftigung: Solidarischer Protest bei Gorillas-Verhandlung am 20.9. vorm Berliner Arbeitsgericht 
    Ende September 2021 laufen die ersten 1-Jahres-Verträge von Gorillas-Ridern aus. Die sachgrundlose Befristung bedarf jedoch der Schriftform. Die wurde nach Einschätzung der Rider und ihres Rechtsanwaltes Martin Bechert nicht gewahrt, weil lediglich mit dem elektronischen Zertifizierungsverfahren DocuSign unterzeichnet wurde… Das Gorillas Workers Collective ruft für kommen Montag, den 20. September 2021, um 10.00 Uhr zur Unterstützung am Arbeitsgericht Berlin auf. 10:00 Uhr Soliveranstaltung vor dem Arbeitsgericht, 10:45 Uhr Gütetermine. im Anschluss öffentlich Auswertung der Termine vor dem Arbeitsgericht…“ Aufruf bei Arbeitsunrecht externer Link
  • Gütetermin zu Entfristungsklagen beim Lieferdienst Gorillas ohne Einigung – Kammertermin am 9. Februar 2022 – weitere Rider-Klage am Donnerstag 
    Das Arbeitsgericht Berlin hat im Gütetermin, in dem noch keine streitige Entscheidung ergeht, am 6. September 2021 über die Entfristungsklagen von zwei Arbeitnehmern des Lebensmittel-Lieferdienstes Gorillas verhandelt. Die Arbeitnehmer machen geltend, dass die für die Wirksamkeit der Befristung ihrer in Kürze auslaufenden Arbeitsverträge erforderliche Schriftform durch die Nutzung des elektronischen Systems DocuSign nicht eingehalten sei. Sollte die Schriftform nicht gewahrt sein, hätte das die Unwirksamkeit der Befristung zur Folge und es wäre ein unbefristetes Arbeitsverhältnis entstanden. Eine gütliche Einigung konnte nicht erzielt werden. Der Kammertermin findet am 9. Februar 2022 um 11:15 Uhr in Saal 513 statt. Es gibt derzeit noch weitere 10 gleichgelagerte Verfahren in verschiedenen Kammern des Arbeitsgerichts Berlin, bei denen in den nächsten Tagen und Wochen die Gütetermine anstehen.“ Pressemitteilung vom 06.09.2021 des Arbeitsgericht Berlin externer Link zu Aktenzeichen 20 Ca 8498/21 und 20 Ca 8500/21, siehe einen Bericht:

    • Gorillas-Rider klagen gegen befristete Arbeitsverträge – [Richter: „Es ist nicht Sinn und Zweck eines solchen Verfahrens, Gerechtigkeit für die Allgemeinheit zu schaffen. Dafür gibt es den Gesetzgeber.“]
      Am ersten Verhandlungstag sprach der Anwalt der Beschäftigten von juristisch nicht haltbaren Vertragsbedingungen. (…) Martin Bechert, der Anwalt der beiden Gorillas-Rider, die derzeit gegen das Unternehmen klagen, machte gleich zu Beginn klar, dass es sich aus seiner Sicht um eine bedeutsame Verhandlung handelt: „Es geht uns um mehr“, sagte er zum Vorsitzenden Richter Thomas Kühn. Er vertrete momentan zwölf Mandant:innen mit sehr ähnlichen Fällen, potenziell könne es mehrere Hundert Klagen geben. Denn die Befristungen in den Arbeitsverträgen von Gorillas seien juristisch nicht haltbar. Seine Mandant:innen seien an einer „prinzipiellen Lösung“ interessiert. Soll heißen: Gorillas soll alle Beschäftigten unbefristet einstellen. Der Vorsitzende Richter dämpfte die Erwartungen: „Es ist nicht Sinn und Zweck eines solchen Verfahrens, Gerechtigkeit für die Allgemeinheit zu schaffen. Dafür gibt es den Gesetzgeber.“ Jede Verhandlung vor dem Arbeitsgericht sei eine individuelle. Es gehe jeweils nur um ein bestimmtes Arbeitsverhältnis. Allerdings gab Kühn zu, es könne von einer Verhandlung durchaus eine „Signalwirkung“ ausgehen, die sich auf weitere Verfahren auswirke. (…) Für Irritationen sorgten die Arbeitsverträge der beiden klagenden Rider. Die Verträge wurden nicht handschriftlich unterschrieben, sondern kamen über das elektronische Zertifizierungsverfahren DocuSign zustande. Becherts Ansicht nach sind die Befristungen deshalb nicht rechtmäßig. Oldhafer zweifelte hingegen an, dass die beiden Rider überhaupt rechtmäßig beschäftigt waren. Auch er berief sich auf DocuSign. Das US-amerikanische Unternehmen wirbt auf seiner Website: „Mit DocuSign eSignature können Sie Verträge, Genehmigungen und andere Vereinbarungen in Minuten anstatt in Tagen abschließen.“ Rider-Anwalt Bechert gab sich verwundert: Es sei offensichtlich gängige Praxis bei Gorillas, die Vertragsunterlagen der Beschäftigten auf diese Weise zu bearbeiten. Die Rider hätten sich an die Vorgaben des Arbeitgebers gehalten, der ihnen das nun zum Vorwurf mache. (…) Da beide Seiten am Montag zu keiner Einigung fanden, wurde ein weiterer Verhandlungstermin im Februar festgesetzt. Allerdings enden die Beschäftigungsverhältnisse der beiden klagenden Rider bereits am 18. Oktober. Nach der Verhandlung sagte Anwalt Bechert dem Tagesspiegel, dass Gorillas seiner Ansicht nach nur verlieren könne. „Das ist eine ganz einfache Rechtsfrage.“ Das Unternehmen müsse dann den entgangenen Lohn für die Zeit zwischen Entlassung und Gerichtsentscheidung nachzahlen. Außerdem drohe eine Klagewelle. „Die Verträge sind bei allen Beschäftigten gleich.“ Schon am Donnerstag wird das Arbeitsgericht eine weitere Rider-Klage verhandeln…“ Artikel von Christoph Kluge vom 06.09.2021 im Tagesspiegel online externer Link
  • Erste Gütetermine vor dem Arbeitsgericht Berlin der Klagen zur Entfristung bei Gorillas ab dem 06.09.21 – Unterstützung erwünscht! 
    Erste Gütetermine vor dem #Arbeitsgericht #Berlin wegen der durch die @GorillasWorkers initiierten Klagen zur #Entfristung bei #Gorillas stehen am 06.09.21 10:45 Uhr und am 09.09.21 10:00 Uhr an. Ihr seid alle herzlich eingeladen die Prozesse zu unterstützen.“ Tweet von RA Martin Bechert vom 3.9.21 externer Link mit weiteren Infos (als Grafik)
  • Solidarität mit dem Streik der Kolleg*innen bei Gorillas!
    „Seit mehreren Wochen gibt es wiederholte Streiks von Beschäftigten des neuen Lieferdienstunternehmens Gorillas in Berlin, das Lebensmittel von lokalen Lagern durch „Rider“ genannte Fahrradkuriere in die Wohnungen bringen lässt. Die Streikenden fordern unter anderem bessere Arbeitsbedingungen, Schutzausrüstung und ein Ende der willkürlichen Kündigungen, die als Union-Busting-Methode gegen die Beschäftigten eingesetzt werden. Gleichzeitig kämpfen sie für die Gründung eines Betriebsrates. Das Unternehmen, das vor einem Jahr als ein Start-Up gegründet wurde, hat während der Pandemie Hunderte Millionen Euro an Investitionen bekommen und ist europaweit im Vergleich zu seinen Konkurrenten am schnellsten gewachsen. Aber auf wessen Kosten? Natürlich auf Kosten der Beschäftigten, deren Löhne an der Armutsgrenze liegen, die eine enorme Arbeitsbelastung haben und aufgrund zu schwerer Rucksäcke sogar mit Rückenverletzungen kämpfen. Eine der Forderungen der Kolleg*innen ist, dass die sechsmonatige Probezeit abgeschafft wird, sowie, dass es keine befristeten Arbeitsverträge mehr geben soll, da diese die Belegschaft für Union-Busting-Methoden angreifbar macht. Über 90 Prozent der Rider haben befristete Verträge. Die Befristungen und die willkürlichen Kündigungen führen auch dazu, dass bei manchen Beschäftigten der Aufenthaltstitel in Deutschland bedroht ist, da ein Großteil der Belegschaft aus migrantischen Arbeiter*innen besteht. (…) Die Kolleg*innen unterschiedlicher Gewerkschaften haben sich im Laufe des Kampfes in einer gemeinsamen Basisstruktur, dem „Gorillas Workers Collective (GWC)“ (dt. „Kollektiv der Arbeiter*innen bei Gorillas“) zusammengeschlossen. Das GWC funktioniert nach basisdemokratischen Prinzipien, sodass alle Entscheidungen über Forderungen und Streiks an Aktionstagen in breiten Versammlungen getroffen werden. (…) Als Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG) unterstützen wir die Forderungen der Kolleg*innen bei Gorillas und ihre Streiks. Wir denken, dass alle Gewerkschaften (ver.di, NGG und FAU), die in dem Kampf aktiv sind, zusammenarbeiten sollten. Wir denken, dass es sinnvoll ist, den Kampf bei Gorillas mit anderen Streikbewegungen in Berlin wie im Einzelhandel oder in den Berliner Krankenhäusern zu verbinden, gemeinsame Streik- und Aktionstage sowie Versammlungen demokratisch gewählter Vertreter*innen aus Belegschaften für gemeinsame Forderungen zu organisieren. (…) Am 18. September rufen wir als VKG Berlin gemeinsam mit anderen Initiativen zur Demonstration „Gemeinsam auf die Straße – Öffentlich statt Privat“, um als Arbeiter*innen unterschiedlicher Bereiche wie auch als Mieter*innen, mit gemeinsamen Forderungen auf die Straße zu gehen. Wir laden die Kolleg*innen von Gorillas und allen anderen Lieferdiensten herzlich ein, sich an der Demonstration zu beteiligen, und ihre Forderungen mit hunderten weiteren Kolleg*innen stark zu machen. Die Beschäftigten von Gorillas führen auch eine Solidaritäts- und Spendenkampagne für eine Streikkasse für die streikenden Beschäftigten…“ VKG-Aufruf vom 19. August 2021 mit Spendenaufruf externer Link
  • Schwerer Unfall eines Gorillas-Fahrers / Demos am 13.8. u.a. in Berlin / Organisierung auch in Hamburg
    • Am Mittwoch, 11.8. verunglückte ein Gorillas-Fahrer an einer bekannten Raserecke in Berlin schwer
      „… Am Mittwochnachmittag ist ein Gorillas-Rider bei einem Verkehrsunfall in Charlottenburg schwer verletzt worden. Der Polizei zufolge ist der 29-jährige über eine rote Ampel an der Kreuzung Mommsen- Ecke Lewishamstraße gefahren. Dabei wurde er von einem Auto erfasst. Der Radfahrer erlitt Brüche am Bein und an einem Wirbel sowie Blutungen im Gehirn. Der Rettungsdienst brachte ihn zur stationären Versorgung in ein Klinikum. Das Fachkommissariat für Verkehrsdelikte der Polizeidirektion 2 (West) hat die Ermittlungen zum Unfallhergang übernommen. Das „Gorillas Workers Collective“, das seit Mitte Juni Proteste organisiert, bezeichnete die Gorillas-Geschäftsführung auf Twitter als „mitschuldig“ an dem Unfall. Seit Wochen bereits kritisiert das Kollektiv: Die Beschäftigten stünden unter großem Leistungsdruck, die Fahrräder seien zum Teil schlecht gewartet und gefährlich. Die Geschäftsführung hat diesen Vorwürfen wiederholt widersprochen…“ Aus dem Artikel „Türschlösser von Gorillas-Filialen in Berlin verklebt“ von  Christoph Kluge vom 13.8.2021 beim Tagesspiegel online externer Link – siehe dazu auch den Thread von Gorillas Workers Collective externer Link
    • Demo am 13.8. in Berlin: Um 15:30 Uhr soll eine Fahrraddemo an der Kreuzberger Gorillas-Filiale in der Muskauer Straße starten. Die Route führt zur Zentrale des Restaurant-Bringdienstes Lieferando in der Cuvrystraße. Danach soll es weiter gehen zu dessen Konkurrenten Wolt in der Nähe des Ostbahnhofs. Letzte Station ist eine Gorillas-Filiale in der Friedrichshainer Gürtelstraße – siehe für weitere Städte Freitag, der 13.8.21: Gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten Gorillas & Lieferando und für Hamburg den nachfolgenden Artikel:
    • Gorillas sollen angreifen. Die freien Gewerkschaften FAU und IWW wollen die Rider des Lieferdienstes jetzt auch in Hamburg zum Arbeitskampf organisieren
      „… Jetzt gibt es auch in Hamburg erste Versuche, die Ar­bei­te­r*in­nen­schaft des Start-ups zu organisieren. Die freien Gewerkschaften FAU (Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union) und IWW (Industrial Workers of the World) wollen mit einer Fahrraddemo an drei Gorillas-Filialen vorbeifahren und mit Ridern ins Gespräch kommen. Ein paar Rider seien auch schon bei den Gewerkschaften organisiert, sagt ein Sprecher der FAU, der sich „Mo“ nennt. „Für einen Streik fehlt aber noch eine breitere Basis“, sagt er. Das Ziel sei, den Arbeitskampf, der in Berlin und anderen Städten stattfindet, auch nach Hamburg zu tragen. (…) Von Arbeitskampf war hier noch keine Spur, während die Berliner Kollegen ihre Filialen in Solidarität mit einem gekündigten Kollegen blockierten. „Aber die Probleme sind hier natürlich die gleichen“, sagt Mo von der FAU. Von den Ar­beit­ge­be­r*in­nen sowie von denen der Lieferdienste Lieferando und Just Eat fordern sie, die Probezeit von derzeit sechs Monaten zu verkürzen, Verträge zu entfristen, Reparaturen und Kosten für die Ausrüstung zu übernehmen und inhumane Kontrollmechanismen wie Überwachung und Mitarbeiter-Rankings per App zu stoppen. Die Demo soll um 14.30 Uhr an der FAU-Zentrale in der Fettstraße starten und über die Schanze nach Winterhude ziehen.“ Artikel von Katharina Schipkowski vom 12.8.2021 in der taz online externer Link
  • Yoga statt Arbeitsrechte. Kampf um elementare Ausstattung und Sicherheit: Beschäftigte der Gorillas GmbH nehmen miese Arbeitsbedingungen nicht mehr hin 
    „… Ein hippes Startup-Feeling verspricht Gorillas auch seinen Fahrern – im Unternehmenssprech Rider genannt. Am mittlerweile arbeitsfreien Sonntag lädt der Warenhausmanager zum Grillen ein. »Im Winter haben die ein paarmal einen DJ vorbeigeschickt, der, ohne zu fragen, uns während der Schicht beschallt hat«, erinnert sich Jakob. Aber an Wasseranschlüsse in den Personalküchen hätte das Unternehmen nicht gedacht. »Wir waschen unser Geschirr auf dem Klo.« Auf die Frage, ob sie denn Duschen hätten, um sich den Schweiß der Schicht abzuwaschen, reagiert Jakob verwundert. »Manchmal gibt es einen Haartrockner.« Gorillas hätte auch überlegt, den Ridern vor Schichtbeginn einen Yogakurs anzubieten. »Ich weiß nicht, was die da oben rauchen. Aber wie kommt eine nüchterne Person auf die Idee, DJs in den Lagern auflegen zu lassen, anstatt pünktlich die Löhne auszuzahlen oder sich darum zu kümmern, dass wir ausreichend Equipment für die Arbeit haben?« Abgesperrt mit einem gelben Band stehen vor dem Warenhaus rund drei Dutzend Fahrräder. Der Friedhof, wie Jakob ihn nennt. Vor zwei Wochen hätten sie neue E-Bikes bekommen. »Zwei Drittel sind jetzt schon kaputt. Die Pedale fallen ab, und die Bremsen funktionieren nicht. Das kann saugefährlich sein auf der Straße!« Jakob beobachtet aufmerksam eine Frau, die mit dem Warenhausmanager in der Sonne Kaffee trinkt: die neue Managerin für Berlin-Süd. Als sie ihre Tasse ausgetrunken hat, fängt Jakob die Frau mit ein paar Kollegen ab, um sie zur Rede zu stellen. Sie erzählen ihr von den kaputten Fahrrädern, fehlender Schutzausrüstung wie Helme und Regenkleidung und Fehler in der Lohnabrechnung. »Warum«, fragt ein Kollege die Managerin, »braucht eine Firma, die in zehn Minuten liefert, Monate, um Löhne zu zahlen?« Zögernd und sichtlich verlegen antwortet sie: »Habt ihr probiert, den Rider-Support zu kontaktieren?« Die drei gucken sich kurz an und brechen in Lachen aus. Der Rider-Support ist irgendwas zwischen Kundenservice und Personalabteilung. Aber ohne ein Büro, dass die Rider bei Problemen aufsuchen können. Eine Telefonnummer gibt es auch nicht und E-Mails werden über Monate nicht beantwortet. »Nach den letzten Streiks reagiert der Rider-Support zwar etwas schneller«, antwortet Jakob der Managerin, »aber das einzige, was sie machen, ist das Service-Ticket als abgeschlossen zu markieren. Ohne jedoch auf unsere Fragen zu antworten.« Auf seine Frage, wie viele Personen eigentlich beim Rider-Support arbeiten, weiß die Managerin keine Antwort. Aber sie versichert, dass sie gerade Verstärkung im Team suchen würden. (…) Der geplante Beginn seiner [CEO Kagan Sümer] Fahrradtour fiel jedoch ins Wasser. Am Morgen des 30. Juni schüttete es in Berlin wie aus Kübeln. Während CEO Sümer bei diesem Wetter wohl lieber zu Hause blieb, mussten die Rider weiterfahren. »Oft steigen bei schlechtem Wetter sogar die Bestellungen«, so Jakob. Auf rutschigen Straßen, des öfteren mit dem Handy in der Hand, weil die Halterungen defekt sind, und ohne Schutz vor dem kalten Nass. In den meisten Warenhäusern gibt es nicht genug Regenkleidung für alle Rider, sie ist kaputt oder von schlechter Qualität. Ohne Dienstkleidung und Duschen sind die Beschäftigten oft gezwungen völlig durchnässt stundenlang durch die Kälte zu fahren, bis sie zu Hause wieder in warme und trockene Kleidung kommen…“ Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 07.08.2021 externer Link
  • Schwere Hygienemängel in Berliner Gorillas-Lager? Bezirksamt Pankow bestätigt Corona-Fälle 
    „… In einem Post vom 2. August 2021 berichtet ein anonymer Beschäftigter über gravierende Hygienemängel im Gorillas Lager in der Schönhauser Allee 143, Berlin-Prenzlauer Berg (…). Die Rede ist von nicht funktionierenden Toiletten, stinkenden Abflüssen und von Ware, die bei bis zu 33 C ungekühlt verdirbt und in großen Mengen entsorgt werden muss. Die Müllmengen sollen laut Twitter-Post Ratten anziehen. Der oder die Verfasserin berichtet weiter von mehreren positiv getesteten Fahrer*innen und davon, dass es im Lager kein fließend Wasser und keine verbindlichen Vorgaben zum Maskentragen zwecks Infektionsschutz gibt. Der Twitter-Beitrag wurde der Aktion gegen Arbeitsunrecht am 3. August 2021 bekannt. Wir setzten uns unmittelbar mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Pankow in Verbindung und leiteten den Text weiter. Am gleichen Tag informierten wir auch das Bezirksrathaus. Unsere Ansprechpartner im Gesundheitsamt meldeten sich umgehend zurück und wurden aktiv. (…) Es geht um mögliche Verstöße gegen die Arbeitsstättenverordnung und den Arbeitsschutz. Ferner stellen sich drängende Fragen zur Lebensmittelsicherheit und Vermeidung von Rattenplagen (…) Bezüglich Corona-Infektionen und anderer Erkrankungen kommt vermutlich auch zum Tragen, dass viele Rider mit Gesundheitsbeschwerden während der Probezeit und der anschließenden Befristung auf Krankmeldungen verzichten. Sie wollen ihren Job nicht verlieren. Sollten sich die beschriebenen Zustände tatsächlich so drastisch darstellen, wie auf Twitter berichtet, gehen vom Gorillas-Lager Gesundheitsgefahren für die Rider, Kunden und Anwohner*innen aus. (…) Erst am 31.07.2021 war im Tagesspiegel zu lesen, dass der Berliner Senat ein Bußgeldverfahren gegen Gorillas eingeleitet hat. Bei Kontrollen waren Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz an 13 Standorten festgestellt worden…“ Beitrag der Redaktion von ‚arbeitsunrecht in deutschland‘ vom 4. August 2021 externer Link
  • Delivery Riders Battle Exploitation in Berlin
    Video von BreakThrough News vom 04.08.2021 bei youtube externer Link
  • Verstöße gegen Arbeitsschutz: Berliner Senat leitet Bußgeldverfahren gegen Lieferdienst Gorillas ein
    Die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales hat ein Bußgeldverfahren gegen das Start-up Gorillas eingeleitet. Dabei soll es um Verstöße gegen das Arbeitsschutzgesetz gehen, wie eine Sprecherin von Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) der „Berliner Morgenpost“ sagte. Um welche Verstöße es sich genau handelt, wollte die Verwaltung aus Datenschutzgründen nicht sagen. Die Probleme sollen aber bei Kontrollen in mindestens 13 unterschiedlichen Gorillas-Stützpunkten in der Stadt aufgefallen sein. „Offenbar spielt der Arbeitsschutz bei den Gorillas und anderen Lieferdiensten nur eine untergeordnete Rolle. Das nehmen wir nicht hin“, sagte Senatorin Breitenbach der „Berliner Morgenpost“. (…) Selbst Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte die Protestierenden kürzlich besucht – und dem Senat empfohlen, die Arbeitsbedingungen genau unter die Lupe zu nehmen. Dies scheint mittlerweile geschehen. Zur Höhe möglicher Bußgelder machte die Senatsverwaltung keine Angaben. Grundsätzlich sind bei Verstößen aber Strafen von bis zu 15.000 Euro pro Fall und Arbeitgeber möglich…“ Artikel von Julius Betschka vom 31.7.2021 beim Tagesspiegel online externer Link
  • Reproduktion und Kapitalismus: Was wäre Gorillas ohne CEO? Wie sich die Kämpfe der Plattform-Beschäftigten mit einer Perspektive der Vergesellschaftung von Reproduktionsarbeit verbinden lassen
    „… In diesem Beitrag werden wir anhand des Beispiels Gorillas aufzeigen, welche Konsequenzen es hat, wenn Plattformen solche Dienste marktförmig organisieren. Denn unter kapitalistischen Bedingungen der Profitmaximierung gehen diese Plattformen einher mit der Prekarisierung der Arbeiter:innen und der Fortsetzung patriarchaler und rassistischer Strukturen. Gegen diese Praktiken regt sich nun Widerstand: Die Arbeiter:innen von Gorillas wehren sich derzeit mit Streiks und Kampagnen. Wir diskutieren, wie sich ihre Kämpfe mit einer sozialistischen Perspektive nach Vergesellschaftung von Produktions- und Reproduktionsarbeit verbinden lassen. Gorillas löst das Problem der Reproduktion nicht, sondern vertieft nur die Prekarität: Im „Manifest“ des Unternehmens Gorillas externer Link behauptet der CEO des Lieferdienst-Startups, Kağan Sümer: „Gorillas existiert, um dir sofortigen Zugang zu deinen Bedürfnissen zu ermöglichen. Wir sind keine Geschäftsleute, die einen Lieferservice aufbauen – wir sind Lieferleute, die ein Geschäft aufbauen.“ Er verspricht also ein Geschäftsmodell, das es sich zum Ziel setzt, die Reproduktionsarbeit jedes:jeder Einzelnen zu erleichtern. Das ist schon deshalb falsch, weil es sich nicht alle leisten können, sich auf diese Weise ihren Supermarkt-Einkauf liefern zu lassen. Dazu kommt, dass die Dienstleistungen des Unternehmens auf die Kosten der Arbeiter:innen gehen, die den Einkauf dann liefern. Sie sind schlecht bezahlt und unter prekären Bedingungen beschäftigt; die Rider berichten zu allem Überfluss regelmäßig von überfälligen Lohnzahlungen. Entgegen des Versprechens von Sümer dient diese marktförmige Auslagerung der Reproduktionsarbeit nicht der Befriedigung von Bedürfnissen, sondern lediglich den Profitinteressen der Eigentümer:innen des Unternehmens. Das Unternehmen Gorillas hat auf Grundlage dieser extrem prekären Arbeitsbedingungen Millionen-Umsatz gemacht. (…) Auffällig ist, wie sehr sich das Unternehmen bemüht, diese prekären Verhältnisse der Arbeiter:innen für die Kund:innen unsichtbar zu machen. Geworben wird mit Versprechen der Nachhaltigkeit, des Teamgeistes und der Diversität innerhalb der „Fahrradfahrer-Crew“. Auf der unternehmenseigenen Homepage externer Link sind demnach Sprüche zu finden wie: „Wir sind Fahrradfahrer mit Leib und Seele – die Liebe zum Fahrrad ist ein (sic) Bedingung in unserem gesamten Unternehmen“. Den Kund:innen, so scheint es, soll damit das schlechte Gewissen genommen werden, wenn sie die Angebote des Unternehmens in Anspruch nehmen. Kein Wunder, erinnern die Arbeitsbedingungen der Fahrer:innen denen der Tagelöhner:innen im 19. Jahrhundert. Es ist den meisten Menschen unangenehm, Dienstbot:innen zu haben. Deshalb soll die Lieferung ökologisch nachhaltig mit dem Fahrrad stattfinden, die Fahrer:innen sollen hip sein und den Anschein erwecken, sie würden den Job eigentlich vor allem deshalb machen, weil sie so gerne Fahrrad fahren. (…) Auf der Homepage von Gorillas, das sich bisher weigert, die Forderungen des Streiks zu erfüllen, werden den Arbeiter:innen Versprechungen gemacht, Teil eines tollen Teams sein zu können: „Du liebst es Fahrrad zu fahren? Dann werde noch heute Teil der Gemeinschaft und partizipiere an unserem Erfolg!“ Tatsächlich arbeiten sie, solange das Unternehmen nicht unter ihrer eigenen Kontrolle ist, nur für den Profit von CEO und Investor:innen. Doch was, wenn es keinen CEO und keine Investor:innen mehr geben, sondern Gorillas der Allgemeinheit unter Kontrolle der Arbeiter:innen gehören würde? Es gibt ein Beispiel eines Arbeitskampfes während der Coronakrise, das Gorillas ähnlich ist und einen Weg zeigen kann: In Saragossa (Spanischer Staat) streikten die Arbeiter:innen des Lieferdienstes Telepizza externer Link zunächst für Arbeitssicherheit während der Pandemie. Kolleg:innen, die sich weigerten ohne angemessenen Gesundheitsschutz zu arbeiten, hatten zuvor Abmahnungen erhalten. Im Zuge ihres Streiks griffen die Telepizza-Beschäftigten Forderungen von Eltern auf, deren Kinder im Rahmen öffentlicher Schulspeisungen nur mit Junk Food ernährt wurden. Anschließend an eine Kampagne für die gesunde Ernährung von 11.500 Kindern forderten die Telepizza-Arbeiter:innen, die Produktion von Telepizza unter ihrer Kontrolle auf gesunde Ernährung für Schulkinder umzustellen. (…) Das Beispiel von Telepizza Saragossa zeigt, dass es möglich ist, die Tagesforderungen eines Streiks gegen schlechte Arbeitsbedingungen mit den allgemeinen Bedürfnissen der Bevölkerung zu verbinden. Damit gewinnt der Streik nicht nur Verbündete und Autorität, er zeigt auch einen über den einzelnen Arbeitskampf hinaus weisenden Weg für die Arbeiter:innenklasse und die arme Bevölkerung insgesamt. Die Arbeitskämpfe von Telepizza und Gorillas machen deutlich: Die Kontrolle und das Eigentum an den Produktionsmitteln darf nicht in privater Hand von CEOs und Investor:innen sein, sondern muss vergesellschaftet werden unter Kontrolle der Arbeiter:innen, um der Allgemeinheit zu dienen…“ Artikel von Anna Huber vom 31. Jul 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link im Magazin #5: Kampf den Plattformen! externer Link

  • Bundessozialminister Heil bei den Gorillas Workers – nur ein Wahlkampftermin?
    • Beschäftigte des Lebensmittellieferdienstes Gorillas diskutieren mit Bundessozialminister Heil
      „… Während des Gesprächs stellte sich heraus, dass Heil sich zuvor bereits mit der Unternehmerseite getroffen hatte, die ihm selbstredend ein anderes Bild der Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten vermittelt hatte. So habe man ihm dort beispielsweise gesagt, ein Rider liefere mit seinem Fahrrad nie mehr als zehn Kilo Ware aus. Die Antwort der Betreffenden ist bitteres Gelächter. »Wir tragen oft bis zu 20 Kilo auf dem Rücken«, sagt einer. Dass Heil sich überhaupt zuerst und klammheimlich mit der Unternehmensführung getroffen hat, findet Zeynep Karlıdağ, eine der Sprecher*innen des Gorillas Workers Collective (GWC): »Wir wollten ihn bei unserem Treffen eigentlich auffordern, im Lichte des medialen Interesses zur Unternehmensführung zu gehen«, erläutert die 23-Jährige. Mit dem Gorillas Workers Collective wurde innerhalb der Belegschaft ein Zusammenschluss gebildet, der die seit Februar dieses Jahres in unregelmäßigen, immer kürzer werdenden Abständen durchgeführten Streiks zu organisieren versucht. Bisher ohne, dass eine Gewerkschaft dazu aufgerufen hat oder Tarifverhandlungen laufen. Darüber entbrannte zwischen den Gorillas-Ridern und Heil dann auch eine Diskussion. Denn nach deutscher Rechtsprechung sind solche wilden Streiks illegal. Nichtsdestotrotz betonte Heil am Dienstag, »Streiks sind in Deutschland ein Menschenrecht«. Und schränkte sofort ein: »Es muss aber eine Gewerkschaft dazu aufrufen.« Er ermunterte die Rider, von denen bisher nur wenige gewerkschaftlich organisiert sind, dies zu tun. »Wenn 50 Prozent von euch in der Gewerkschaft sind, dann steigen die mit ein«, so Heil. Zuerst wollen die Gorillas-Beschäftigten aber einen Betriebsrat wählen, für dessen Gründung sie nach eigener Aussage derzeit Geld sammeln…“ Artikel von Martin Höfig vom 20.07.2021 im ND online externer Link
    • Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten: Es geht nicht nur um Gorillas
      „… Dass sich Hubertus Heil heute mit Fahrerinnen und Fahrern von Gorillas in Berlin getroffen hat, um ihnen zuzuhören, ist trotzdem richtig. Der Bundesarbeitsminister zeigte sich dort zwar zurückhaltend, sagte Sätze wie „Ich kann mich als Arbeitsminister nicht unmittelbar in Arbeitskämpfe einschalten, aber ich kann mich informieren“. Doch bei diesem Termin ging es um viel mehr als um Gorillas und deren Mitarbeiter. Das Start-up steht symbolisch für eine Branche, die schnell wächst. Die Regeln, die bei Gorillas gelten, werden auch Wettbewerber beeinflussen. (…) Ob jede einzelne der Forderungen der Fahrer gerechtfertigt ist und ob der Arbeitsminister daran etwas ändern kann, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass Hubertus Heil jetzt einer Arbeiterschaft zuhört, die zu Tausenden unter teils prekären Bedingungen arbeitet. Bei seinem Termin forderte Heil erneut, Befristungen ohne Grund zu beenden, und riet den Fahrerinnen und Fahrern, sich für ihre Proteste mit den etablierten Gewerkschaften zusammenzutun. Neben Gorillas betreffen diese Aussagen auch die deutschen Konkurrenten Flink, Grovy und Foodpanda sowie das türkische Vorbild Getir, das in diesen Wochen auf den deutschen Markt drängt. Ähnlich wie bei den E-Scootern oder den Restaurant-Lieferdiensten läuft hier ein brutaler Wettbewerb, in dem bislang kaum Gewinne erwirtschaftet werden, der aber Milliarden Euro kostet. Werden die Fahrerinnen und Fahrer jetzt nicht geschützt und bekommen sie nicht die Aufmerksamkeit einflussreicher Politiker, könnten sich unzumutbare Arbeitsbedingungen in dem Markt etablieren…“ Kommentar von Hannah Scherkamp vom 20. Juli 2021 in der Zeit online externer Link
    • Die Solidarität ist zu gering
      Dass sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) dazu herabließ, mit den streikenden Ausliefer*innen für Supermarktwaren des Start-ups Gorillas in Berlin-Kreuzberg zu reden, war vermutlich weniger sein eigenes Verdienst. Vielmehr war es wohl dem Einsatz der lokalen SPD-Bundestagsabgeordneten Cansel Kiziltepe geschuldet, die schon länger die miserablen Arbeitsbedingungen der Ausliefer*innen kritisiert. Alleine wird Heil sicher nicht auf die Idee gekommen sein. Schließlich sind die Riders, die per Fahrrad bei Wind und Wetter für knapp über dem Mindestlohn die Molle und die Schrippe an die Kund*innen ausfahren, alles andere als das ideale Wahlvolk, das es derzeit zu umgarnen gilt. Sie sind fast alle Migrant*innen, viele von ihnen kommen von außerhalb Europas. Sie werden im September an der Wahlurne also kein Kreuz machen können – ganz im Gegensatz zu ihrer Kundschaft. Diese stammt im Grunde aus dem Milieu, das alle Parteien links der Union für sich gewinnen wollen. Dieses Milieu, das gerne mit den Werten Nachhaltigkeit und soziales Gewissen identifiziert wird, hat das ausbeuterische Geschäftsmodell von Gorillas jedoch erst möglich gemacht…“ Kommentar von Simon Poelchau vom 20.07.2021 im ND online externer Link
  • [17.7.] Rollender Arbeitskampf. Gorillas-Lieferdienstfahrer bestreiken in Berlin erneut Lagerhäuser des Online-Supermarkts 
    Vor dem Lager des Lieferdienstes Gorillas am Platz der Luftbrücke stehen am Samstag gegen 12 Uhr zehn Fahrer des Unternehmens Gorillas im Kreis. Als einer von ihnen fragt, ob sie in den Streik treten wollen, gehen alle Hände nach oben. In Berlin-Tempelhof wird die Arbeit niedergelegt. »Das Management hat unsere Forderungen nicht erfüllt«, teilt ein Fahrer den etwa 30 anwesenden Unterstützern per Megafon mit. Die Rider, wie die Fahrer branchentypisch genannt werden, entscheiden, zu den anderen Lagerhäusern des Lieferdienstes zu fahren, um auch dort zum Streik aufzurufen. »Wir greifen die Idee von Sümer auf unsere Art auf«, freut sich Zeynep Karlıdağ, eine Sprecherin des »Gorillas Workers Collective«. (…) Doch auch am Samstag wird von fünf Ridern berichtet, die immer noch nicht ihren vollen Lohn erhalten hätten. »Außerdem fordern wir mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen«, sagt Karlıdağ. Zu Letzterem gehört beispielsweise eine Gepäckhalterung an den Rädern, damit die Rider die Waren nicht mehr auf dem Rücken transportieren müssen. Weil das Unternehmen bisher keine Forderung umgesetzt habe, soll der Streik mit einer Fahrraddemo auf das nächste Lagerhaus in der Kreuzberger Urbanstraße unweit des Hermannplatzes ausgedehnt werden. Doch ohne vorherige Demonstrationsanmeldung braucht es fast zwei Stunden, bis die Polizei Einsatzwagen organisiert hat, um die Strecke für den Tross zu sichern. Zu Verzögerungen kommt es auch, weil den Ridern untersagt werden soll, ihre Diensträder für die Demonstration zu nutzen. Der Kompromiss: Wer den Schlüssel für das Rad bereits hat, darf fahren. Alle anderen müssen auf anderen Wegen zum Lager in Neukölln kommen. Die Raddemo ist klein, doch immer mal wieder macht sie mit Sprechchören auf sich aufmerksam. (…) Als die kleine Raddemo in der Urbanstraße ankommt, hat Gorillas das dortige Lager bereits vorsorglich geschlossen. Zeynep Karlıdağ ruft die Angestellten am Standort dazu auf, sich dem Streik anzuschließen. Ein leitender Mitarbeiter von Gorillas soll den Beschäftigten vor Ort indes untersagt haben, sich zu beteiligen. Doch klar ist auch, die Gorillas-Angestellten riskieren mit den Streiks mehr als andere Arbeitnehmer. Ein Betriebsrat befindet sich noch in der Gründung. Gegenüber Gewerkschaften – die unter anderem Streikgeld zahlen könnten – gibt es in der basisdemokratisch organisierten Fahrerschaft Vorbehalte. (…) Die Rider am vergangenen Samstag steuern nach der Urbanstraße noch ein Lagerhaus in Kreuzberg sowie eins in Friedrichshain an. Die Unternehmensleitung schließt den einen Standort vorsorglich, den anderen im Laufe des Abends. Die dort beschäftigten Fahrer sollen zu einem nicht bestreikten Lagerhaus umgelenkt werden. Nicht jeder Rider schließt sich dem Streik an, das hat der Samstag auch gezeigt.“ Artikel von Yannic Walther vom 18.07.2021 im ND online externer Link, siehe dazu den Tweet des Gorillas Workers Collective externer Link: „Workers voted to stop working, so no more orders being completed at the warehouse, but city rider ops and store manager are trying to persuade riders to start again #gorillas #b1707
  • AG Taxi unterstützt die Forderungen der Gorillas Rider
    In Lieferdiensten und Taxigewerbe sind die Beschäftigten ähnlich schlimmen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Wir erklären uns deshalb solidarisch mit den Forderungen der Streikenden und Aktiven: Liebe Kolleginnen und Kollegen, alle Arbeiterinnen und Arbeiter in Plattform-Gewerben sind heute von schlimmen, ungerechten Arbeitsbedingungen betroffen. So wie Gorillas und andere Lieferdienste Euch zu entrechten versuchen, so werden Taxifahreinnen und -fahrer seit Jahrzehnten behandelt. Tricksereien bei der Arbeitszeiterfassung, Zwang eigene Geräte für die Arbeit zu verwenden, willkürliche Entscheidungen der Chefetage und Verhinderung von Betriebsräten erleben wir täglich. Deshalb sind wir begeistert, dass Ihr Eure Forderungen offensiv vertretet. Wir rufen alle Kolleginnen und Kollegen auf, Euch zu unterstützen und es Euch gleich zu tun. Wir bringen Eure Forderungen an unsere Kolleginnen am Steuer von Taxis und Mietwagen nahe, denn langfristige Erfolge werden das Ergebnis von Druck aus allen Richtungen auf die Unternehmen und Ihre Verbände sein. Wir wünschen Euch Erfog im Arbeitskampf und jederzeit unfallfreie Fahrt !Solierklärung vom 16. Juli 2021 von und bei AG Taxi externer Link
  • [#Alwaysbestriking Fahrrad-Tour] Samstag 17. Juli ab 11.30 Uhr: Gemeinsamer Radprotest mit den GorillasWorkers durch Berlin! 
    Für Samstag ruft das GWC Beschäftigte und Unterstützer:innen zu einer Radtour auf. Die Rundfahrt soll gegen Mittag am Kaiserkorso in Tempelhof starten und zu mehreren Lagerhäusern des Unternehmens führen. Dem Kollektiv zufolge sollen alle Teilnehmenden spontan und gemeinsam die Route festlegen. Es werde “ keine von oben kommenden Entscheidungen“ geben. Siehe den Aufruf zur solidarischen Protestradtour auf Twitter externer Link von „Eigenbedarf kennt keine Kündigung!“ und auch beim Gorillas Workers Collective externer Link sowie auf dt. gespiegelt bei Klasse gegen Klasse externer Link: „Die Zeit vergeht, und die 19 Forderungen, die die Versammlung der Gorillas-Arbeiter:innen am 28. Juni 2021 während des Protestes am Gorillas-Hauptquartier demokratisch beschlossen hat, sind noch nicht erfüllt worden. Es gibt nicht einmal Anzeichen darauf, dass das Management plant, sie bis zu der von den Arbeitern gesetzten Frist am 14. Juli 2021 zu erfüllen. Dieser Mangel an Sorgfalt, Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit seitens des Managements entmutigt uns zutiefst, da er unseren Verdacht bestätigt, dass wir als wichtige Gorillas-Arbeiter weder gehört noch ernst genommen werden (aber was kann man von einem Multi-Millionen-Euro-Unternehmen auch anderes erwarten?). Aus diesem Grund ruft das Gorillas Workers Collective alle Arbeiter:innen auf, sich der #AlwaysBeStriking Fahrradtour am 17. Juli 2021 anzuschließen. Die Tour startet um 11.30 Uhr am BKIEZ-Lager (Kaiserkorso 154, 12101 Berlin)…“
  • Streiks bei Berliner Lieferdienst: Arbeitsminister Heil schaltet sich in Gorillas-Streit ein
    Die Proteste beim Express-Lieferdienst Gorillas beschäftigen auch die Bundesebene: Der Arbeitsminister will sich mit Radkurieren und Unternehmensspitze treffen. (…) Gorillas-Chef verschickt seltsame Rundmail. Kağan Sümer selbst löste erst Anfang dieser Woche wieder Verwunderung aus mit einer E-Mail an einen Teil der Belegschaft. Darin rief er dazu auf, negative Presseberichte zu ignorieren. Außerdem appellierte er an das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Mail enthält eine Reihe äußerst kryptischer Passagen. „Es gibt zwei Elemente von Charisma. Das eine ist der Geist, das andere die Flamme“, schreibt Sümer zum Beispiel. Das „Team“ solle „Geist und Flamme“ sein, um die Herausforderungen der kommenden Monate zu meistern. Das geleakte Rundschreiben war am Sonntag intern im Unternehmen versendet worden, danach aber über verschiedene Social-Media-Kanäle an die Öffentlichkeit gelangt. Der Gorillas-Sprecher wollte es gegenüber dem Tagesspiegel nicht kommentieren…“ Artikel von Christoph Kluge vom 14.07.2021 im Tagesspiegel online externer Link
  • Miese Arbeitsbedingungen bei Berliner Gorillas: Sind Flink und Getir die Guten?
    In Berlin konkurrieren immer mehr Online-Supermärkte um die potenzielle Kundschaft und darum, die Top-App zu besitzen. Es ist ein Wettbewerb um Sympathiewerte. (…) Bei den etablierten Gewerkschaften ist man dazu überraschend kenntnisfrei. Tatsächlich waren Verdi und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten zunächst über Monate damit beschäftigt, die Verantwortlichkeit für die fahrenden Einzelhändler untereinander zu klären. Seit drei Wochen ist das entschieden und Verdi demnach zuständig. Doch ist das Interesse an der weit zerstreuten Branche mit wohl geringer Aussicht auf zahlende Mitglieder dort offenbar nicht sonderlich groß. (…) Das türkische Unternehmen Getir (zu Deutsch: bring) versucht indes, den Konflikt bei Gorillas offensive für die eigene Positionierung zu nutzen. Das seit sechs Jahren bestehende Unternehmen ging in Berlin genau eine Woche nach den ersten Gorillas-Streiks an den Start. „Wir behandeln unsere Kuriere anders als andere Unternehmen. Und ich glaube, dass das einen Unterschied machen wird“, sagte Firmenchef und Gründer Nazim Salur kürzlich in der FAZ. Wie auf Nachfrage zu erfahren war, sind die Getir-Kuriere mit entsprechend ausgestatteten E-Bikes oder E-Mopeds unterwegs. Keiner der Kuriere müsse einen Rücksack tragen. Zudem seien die Arbeitsverträge unbefristet, der Stundenlohn von 10,50 Euro wird ausdrücklich als Einstiegslohn bezeichnet. Aber auch Radke kündigt an, dass Flink von der Vertragspraxis abrücken werde. „Der Wettbewerb um Fahrer ist hart. Da kann sich keiner leisten, nur befristete Verträge anzubieten.“ Markus Grabka glaubt jedoch nicht, dass unbefristete Verträge genügen werden. „Die Leute werden mehr Geld verlangen, und sie werden es können“, sagt Grabka, der am sozioökonomischen Panel des in Berlin speziell auf dem Gebiet der Einkommensverteilung forscht. Den Grund dafür sieht der Soziologe in der Entwicklung des Niedriglohnsektors in Deutschland, in dem ein Beschäftigter weniger als zwei Drittel des mittleren Lohns aller bekommt, aktuell höchstens 11,05 Euro die Stunde. Dieser Bereich schrumpfe seit etwa vier Jahren stetig, so der Wirtschaftsforscher, und werde mutmaßlich weiter schrumpfen. Denn Arbeitskräfte würden wegen des demographischen Wandels überall knapp und daher immer kostbarer. Zugleich erkennt Grabka unter Beschäftigten ein neues Selbstbewusstsein. „Auf Dauer werden sich die Unternehmen was einfallen lassen müssen, um Leute zu bekommen. Einfach nur einen Job anzubieten, reicht nicht mehr“, sagt Grabka. Ein Trend, der sich in der Gastronomie bereits bestätigt…Artikel von Jochen Knoblach vom 14.7.2021 in der Berliner Zeitung online externer Link
  • Der Gorillas-Streik belebt die längst überfällige Debatte über die Legalität von „wilden Streiks“
    Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat in seltener Klarheit bereits mehrfach klargestellt, dass das deutsche Streikrecht unvereinbar ist mit internationalen Recht: „Im Streitfall bedarf es keiner Erörterung der Frage, ob diese Beschränkung mit den Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland aus völkerrechtlichen Verträgen, etwa aus Teil II Art. 6 Nr. 4 der Europäischen Sozialcharta zu vereinbaren ist“. Bisher gab es noch keinen Streitfall bezüglich verbandsfreier Streiks, deren rechtliche Bewertung in Deutschland nach Aussage des BAG einer Anpassung an internationales Recht bedürfen. Deutschland ist sogar diesbezüglich schon vom für die Überwachung der Europäischen Sozialcharta zuständigen Ministerkomitee des Europarates abgemahnt worden, seinen Rechtszustand zu ändern, da »alle Streiks, die nicht auf den Abschluss eines Tarifvertrages gerichtet sind und nicht von einer Gewerkschaft ausgerufen und übernommen sind, in Deutschland verboten sind«…“ Beitrag vom 11. Juli 2021 bei Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht externer Link
  • Rassistisches “Hire and Fire” bei Gorillas
    Mitten im Arbeitskampf entlässt der Lieferdienst Gorillas migrantische Arbeiter:innen aus fadenscheinigen Gründen. Das Management stützt sich dabei auf ein rassistisches Arbeitsvisa-Recht. (…) Die Arbeitserlaubnis vieler der Arbeiter:innen von Gorillas ist an sogenannte “Working Holiday Visas” gekoppelt, die von drei bis zu sechs Monaten befristet sind – mit Urlaub hat das aber nichts zu tun, es geht um Arbeit. Die Anzahl der Monate unterscheidet sich dabei je nach Herkunftsland. (…) Das Unternehmen Gorillas macht sich diese Beschränkungen zu Nutze. Denn die Frist der Visa überschneiden sich mit der von dem Unternehmen festgelegten Probezeit von sechs Monaten. Einige der Arbeiter:innen werden über die Frist des Visas hinaus beschäftigt, womit das Unternehmen de facto gegen das Aufenthaltsrecht verstößt. Das Unternehmen tut dabei so, als würde es nicht mitbekommen, dass die Frist verstreicht. So werden aktuelle Fälle von Entlassungen, von denen Arbeiter:innen KgK berichten, auf scheinheilige Weise mit der überschrittenen Visa-Frist begründet. Damit zeigt das Gorilla-Management, was es von seinen Arbeiter:innen hält. Man will sie von einem auf den anderen Tag kündigen können: “Hire and Fire” dank rassistischer Visa-Beschränkungen. (…) Besonders pikant: Das Gorillas-Management ordnet die Entlassungen inmitten eines laufenden Arbeitskampfes an. Die streikenden Arbeiter:innen fordern unter anderem unbefristete Verträge für alle und eine Verkürzung der Probezeit. Im Streik wird auch die rassistische Gesetzgebung kritisiert, die dem Management zusätzliche Waffen in die Hände gibt. Es ist dringend notwendig, dass die Gewerkschaften ver.di und NGG den Streik legalisieren und unterstützen. Dafür darf es nicht zur Voraussetzung gemacht werden, dass Beschäftigte bereits gewerkschaftlich organisiert sind…“ Artikel von Anna Huber vom 9.7.2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Kündigungen bei Gorillas lösen neue Proteste aus
    Das Start-up hat offenbar mehrere Rider aus Nicht-EU-Ländern entlassen. Sie hatten befristete Arbeitsgenehmigungen. (…) Unterdessen hat Gorillas in einer internen Rundmail an die Beschäftigten angekündigt, das Deutschlandgeschäft auf zwei Betriebe zu verteilen. Ein Unternehmensteil soll demnach ab sofort ausschließlich für Logistikaufgaben zuständig sein, ein anderer für Finanzen und Verwaltung. Einige User:innen spekulierten daraufhin in den sozialen Netzwerken, ob die Geschäftsführung damit dem Betriebsrat Steine in den Weg legen wolle. Der Unternehmenssprecher teilt dem Tagesspiegel dazu mit: “Mit dieser Maßnahme grenzen wir die verschiedenen Aufgabenbereiche innerhalb des Unternehmens besser voneinander ab und schaffen so klare Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten.” Für die Beschäftigten habe die Veränderung aber keinerlei Auswirkungen. “Auch die Gründung eines Betriebsrats durch unsere Rider wird durch diese Maßnahme weder verhindert noch verzögert”, betont der Sprecher. (…) Allerdings sind auch nicht alle Gorillas-Rider fest beim Unternehmen angestellt. Einen Teil der Belegschaft bucht es über die Berliner Leiharbeitsagentur Zenjob, die Studierende vermittelt. Um wie viele Beschäftigte es sich dabei handelt, wollten weder Gorillas noch Zenjob dem Tagesspiegel verraten. Die Leiharbeitskräfte würden “vor allem in der Anfangsphase” in einer neuen Stadt genutzt und um “Nachfragespitzen, wie zum Beispiel während Fußballspielen” abzudecken. Mehrere Beschäftigte sagten hingegen dieser Zeitung, dass Zenjob-Kräfte in Berlin im regulären Betrieb zum Einsatz kämen.“ Artikel von Christoph Kluge vom 9.7.2021 beim Tagesspiegel online externer Link
  • Lügen und Prekarisierung: Das Geschäftsmodell von Gorillas in München und der BRD
    In Solidarität mit den wilden Streiks bei Gorillas in Berlin besuchten wir ihre Rider-Kolleg:innen in München. Die angeklagten Probleme in Berlin, die im klaren Kontrast zum heuchlerischen Wahnsinn der Geschäftsleitung stehen, lassen sich auch vor Ort spüren. (…) Zum anderen berichteten uns Beschäftigten in München von einem angesehenen Rider, der sich gegen die prekäre Lage seiner Kolleg:innen und von ihm selbst aussprach und daraufhin gefeuert wurde. In der Öffentlichkeit behauptet die Geschäftsleitung, dass alle Beschäftigten eine feste Anstellung hätten. Das ist eine Lüge: um die Belegschaft zusätzlich zu spalten, bedient sie sich, entgegen all ihrer Floskeln, an Jobvermittlern wie Zenjobs. Die Probleme sind also in beiden – und mit großer Wahrscheinlichkeit in allen Städten gleich…“ Artikel von Liam Figueroa vom 9.7.2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Gorillas Workers‘ Collective widerspricht der Unternehmenspropaganda und protestiert weiter – Gorillas verkündet organisatorische Zweiteilung des Betriebs
    • Gorillas Workers‘ Collective: Öffentliche Antwort auf die Pressemitteilung von Gorillas
      Wir, die Arbeiter:innen von Gorillas, halten die Pressemitteilung der Firma mit dem Titel “Leichtere Rucksäcke und mehr – Gorillas setzt erste Maßnahmen für FahrerInnen um”, veröffentlicht am 07.07.2021, für eine weitere Beleidigung, nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, sondern auch gegenüber den Arbeiter:innen. Diejenigen, die es unkritisch und ohne die Arbeiter:innen, vor allem diejenigen, die schon länger im Unternehmen sind, nach ihrer Meinung zu fragen, haben sich nur an dem grotesken Schauspiel beteiligt, das dieses Unternehmen zu inszenieren versucht. Ihre Haltung war bisher, bestehende Probleme oder verpfuschte Lösungen als echte Verbesserungen darzustellen. Wir wollen dies an einigen Punkten verdeutlichen. Das Unternehmen behauptet, den bewussten Schritt weg von der “Gig-Economy” gemacht zu haben und einen Arbeitsvertrag anzubieten, im Gegensatz zum Freelancer-Status, den „andere Unternehmen“ anbieten. Das ist im besten Falle irreführend! Diese „anderen Unternehmen“, auf die sich Gorillas bezieht, befinden sich außerhalb von Deutschland, wo die Arbeitsbestimmungen noch nicht auf dem Niveau sind, das die Arbeiter:innen hier erkämpft haben! (…) Das Unternehmen behauptet, Elektrofahrräder und die komplette Ausrüstung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Nach Gesetz muss der Arbeitgeber seinen Arbeiter:innen alle Ausrüstungen zur Verfügung stellen, die für die Ausübung ihrer Pflichten benötigt werden. Gorillas erfüllt nicht einmal das absolute Minimum, da Rucksäcke, Helme und Regenkleidung geteilt werden, nach der Schicht in den Lagerhallen bleiben und selten bis nie gereinigt werden. Trotz der Abnutzung werden sie nicht ersetzt oder repariert und sind völlig unhygienisch. Außerdem stellt Gorillas kein Schuhwerk, keine Sommerkleidung, keine Telefonhalterungen, die für eine sichere Arbeit essentiell sind, sowie Arbeitstelefone und andere für die Arbeit notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung. In vielen Lagern sind die Fahrräder für die Auslieferungen rechtlich ungeeignet und befinden sich in einem verwahrlosten Zustand. (…) Für das Lagerpersonal, von dem viele seit langem geeignete Handschuhe, Schuhe, Kleidung und Gürtel fordern, gibt es überhaupt keine Ausstattung. Gorillas behauptet, dass irgendeine wundersame App die Probleme der Arbeiter:innen beim Tragen ihrer Rucksäcke ändern wird. Auch das ist irreführend, denn sie ignorieren völlig die Forderungen der Arbeiter:innen nach einer Möglichkeit, ihnen die Rucksäcke vom Rücken zu nehmen. (…) Anders als in der Pressemitteilung angegeben, wurden nicht alle Zahlungsprobleme des letzten Monats gelöst. Es gibt viele Arbeiter:innen, denen immer noch wichtige Teile ihres Gehalts fehlen, obwohl sie ihre Probleme den Verantwortlichen mitgeteilt haben. Beweise sind leicht vorhanden. (…) Gorillas verspricht, den möglichen Trinkgeldbetrag zu erhöhen. Die Frage sollte eher lauten, warum Gorillas die möglichen Trinkgelder überhaupt begrenzt…“ Gorillas Workers‘ Collective am 8. Jul 2021 übersetzt bei Klasse gegen Klasse externer Link, siehe auch das Original auf Twitter externer Link – während v.a. die berliner Presse die Verlautbarungen des Unternehmens kritiklos übernommen hat mit Schlagzeilen wie z.B. die BZ: Nach Protesten: Bessere Bedingungen für Gorillas-Fahrer externer Link
    • Gorillas teilt sich auf: Schlagabtausch mit „Workers“ geht weiter
      Der Lieferdienst lenkt zwar öffentlich ein, informiert aber die Beschäftigten per E-Mail über eine Zweiteilung des Betriebs. Die Fronten bleiben hart. (…) Die jüngsten Vorstöße des Unternehmens wirken dabei wie eine zweigleisige Strategie. Zum einen kündigte das Unternehmen am Mittwoch erste Umsetzungen eines „Maßnahmenplans“ für die Fahrradkuriere an – und scheint damit öffentlich auf die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen zu reagieren, die die Angestellten nach den wilden Streiks in Berlin gestellt hatten. Zum anderen erhielten die Angestellten nach eigener Angabe noch am selben Abend eine E-Mail, dass organisatorische Veränderungen anstünden: Das Unternehmen werde zukünftig aus zwei getrennten Betrieben bestehen…“ Artikel von Antonia Groß vom 8.7.2021 in der Berliner Zeitung online externer Link – ab da im Abo, aber siehe die Mitteilung der Firma über ihre Aufteilung externer Link
    • Gegen beides gab es in Berlin am Donnerstag Abend erneut Proteste vor den Warenlagern, siehe dafür den Twitter-Account vom Gorillas Workers Collective externer Link
    • „Gorillas 2.0“ – der Geheimplan des Liefer-Start-ups
      „… Capital.de liegen nun interne Geschäftspräsentationen aus dem Frühsommer 2021 vor, die Einblicke in die Strategie von Gorillas geben. Sie zeigen auf, wie das Start-up sich in den kommenden Monaten weiter entwickeln will, um künftig Geld zu verdienen. „Gorillas 2.0“ heißt dieser ambitionierte Plan. (…) Für diesen Wachstumsplan hat Gorillas schon im ersten Jahr mehr als 100 Warenlager in europäischen Metropolen eröffnet. Bis Jahresende sollen es 500 sein, wie die Unterlagen zeigen. Deutschland und die USA sind demnach die wichtigsten Schauplätze der Lieferschlacht. Genau diese Warenlager muss Gorillas gut auslasten, um Gewinne einzufahren. Ein Rechenbeispiel aus der Präsentation zeigt: Bei einer Bestellung in Höhe von 23,80 Euro plus 1,80 Euro Liefergebühr bleibt am Ende ein Deckungsbeitrag von lediglich 25 Cent. Der größte Kostenpunkt ist der Einkaufspreis der Ware, gefolgt von den Personalkosten für die Kurierfahrer und Lageristen. Dies ist der Fall bei rund 1.100 Bestellungen pro Tag. Schafft das Unternehmen 700 weitere Orders pro Standort und einen leicht höheren Bestellbetrag, steigt auch der Deckungsbeitrag auf 3,59 Euro. Mit mehr Bestellvolumen und höherer Auslastung bleibt auch eine höhere Marge, rechnet das Unternehmen vor. (…) Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Der Plan gliedert sich in vier Säulen: Sortiment erweitern (…) Neue Einnahmequellen: Neben den Erlösen aus dem reinen Liefergeschäft will Gorillas offenbar auch seine App monetarisieren. (…) Automatisierung der Lager: Das Einsammeln, Scannen und Verpacken der Ware – im Fachjargon Picking genannt – läuft bisher weitestgehend händisch ab, ausgeführt von Menschen. Mit der Erweiterung des Sortiments wird diese Aufgabe zunehmend komplex. Gorillas hat sich deshalb eine Optimierung der digitalen und physischen Prozesse im Warenlager vorgenommen. Das könnte zum Beispiel durch Investitionen in bessere Software und Datenanalyse gelingen. Zudem erwähnt das Start-up den Einsatz von Robotern in seinem Gorillas-2.0-Fahrplan. Neue Standorte: Gorillas strebt offenbar eine noch dichtere Präsenz in den Städten an, um näher beim Kunden zu sein. Der Lieferradius soll künftig kleiner werden, die Zahl der Warenlager dafür größer…“ Artikel von Hannah Schwär und Caspar Tobias Schlenk vom 6. Juli 2021 bei Capital.de externer Link
  • Ein gewisser Geist der Rebellion. Interview mit drei Berliner Gorillas-Rider*innen aus Chile und Mexiko
    Der neue Lieferdienst Gorillas betreibt seinen aggressiven Expansionskurs buchstäblich auf dem Rücken der Fahrradkurier*innen. Aber in Berlin stößt er auf Gegenwehr. Im Februar legten die Rider*innen wegen der unzumutbaren Wetterbedingungen die Arbeit nieder. Danach organisierten sie sich als Gorillas Workers Collective und bereiteten die Gründung eines Betriebsrates vor. Zur Betriebsversammlung am 3. Juni konnten sie mehr als 200 Kolleg*innen mobilisieren. Ihre bislang spektakulärste Aktion war der spontane Streik am 8. und 9. Juni mit Blockaden von Gorillas-Standorten, für die Wiedereinstellung ihres gekündigten Kollegen Santiago und die Abschaffung der sechsmonatigen Probezeit. Noch vor diesen Ereignissen haben wir Ende Mai mit Carlos und Gladys aus Chile sowie Dario aus Mexiko (Namen geändert) über die Arbeit und die Organisierung bei Gorillas gesprochen…“ Interview von Alix Arnold aus der ila 447 externer Link vom Juli/August 2021 vorab veröffentlicht am 05.07.2021 – die Ausgabe externer Link hat übrigens den Schwerpunkt „Auf’s Fahrrad“ mit vielen weiteren spannenden Artikeln und Interviews zum Thema Radfahren und Lateinamerika…
  • Arbeitssoziologin über Gorillas-Streiks: „Solidarität ist etwas Gelebtes“
    Beim Lieferdienst Gorillas treten Beschäftigte in wilde Streiks. Ein Gespräch über die Chancen und Risiken des Arbeitskampfes in der Gig-Economy. (…) Die Lieferdienste gehören zu dem Teil des Arbeitsmarkts, zu dem man relativ leicht Zugang findet, wenn man keine Qualifikation hat oder diese in Deutschland nicht anerkannt wird. Das ist zum Beispiel auch bei Logistikzentren von Amazon so, wo im großen Stile Geflüchtete rekrutiert werden. Wenn die Arbeit so organisiert ist, dass sie wenig Kooperation und Kommunikation erfordert und man sie technisch gut überwachen kann, haben Migrant:innen mit wenig Sprachkenntnissen gute Chancen. Und ich denke, es ist kein Zufall, dass gerade bei Gorillas mit einem hohen Anteil migrantischer Beschäftigter ein wilder Streik ausbricht. Das ist eine alte Erfahrung in der Bundesrepublik. In den 70er-Jahren sind gerade migrantische Belegschaften in wilde Streiks getreten. (…) Aus Perspektive der klassischen Forschung zu Arbeitskämpfen ist es erstaunlich, dass sich Beschäftigte hier überhaupt organisieren: Es sind kurzfristige Jobs, es gibt eine junge und migrantische Belegschaft, kaum Gewerkschaftsmitglieder, keine Betriebsräte. Und es gibt eine Start-up-Ideologie, die den Beschäftigten vormacht: flache Hierarchien, gemeinsames Ziel, wir sind eine Familie. In der Aufbauphase sind Start-ups klein. Man braucht enormen Einsatz, um diese Phase unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen zu bewältigen. Das schafft ein bestimmtes Gefühl von Zusammengehörigkeit. Und dieses Gefühl wird von Unternehmensleitungen systematisch instrumentalisiert. Hinzu kommt, dass der Arbeitsprozess extrem vereinzelt: Man fährt alleine auf seinem Rad und wird über eine App gelotst. [Warum wurde dennoch gestreikt?] Weil die Smartphones mit den Apps auch ein verbindendes Mittel sind. Und weil die Vereinzelung nicht so weit geht, wie wir denken. Auch bei Lieferdiensten trifft man sich. Es gibt Punkte, an denen man Lieferungen in Empfang nimmt. Bei Gorillas spielt das eine große Rolle, weil die mit ihrem Anspruch der schnellen Lieferung ein relativ enges Netz von Lieferzentren brauchen und dort viele Beschäftigte gleichzeitig Lebensmittel abholen. Klassischerweise beginnt die Organisierung, wenn Kolleg:innen miteinander reden und feststellen: Wir haben ein gemeinsames Problem und deshalb gemeinsame Interessen. (…) Arbeitskämpfe sind bei Gorillas überhaupt nur möglich, weil es den persönlichen Kontakt am Verteilzentrum gibt. Arbeitskampf hat immer da gut funktioniert, wo Menschen im Arbeitsprozess zusammengekommen sind und die Erfahrung machen konnten, dass sie gemeinsame Lebens- und Arbeitsbedingungen haben und sich daraus gemeinsame Probleme entwickeln. Ich weiß nicht, wie man das per Mausklick ersetzen soll. (…) Klar wird man deutschen Gewerkschaften teilweise wünschen, dass sie stärker auf Mobilisierung und Aktivität von unten setzen. Aber die Art von Arbeitskampf wie bei Gorillas ist auch eine Antwort darauf, dass es dort bisher keine anderen Strukturen gibt. Mit Blick auf frühere Arbeitskämpfe bei Lieferdiensten oder im Start-up-Bereich befürchte ich, dass dieser eine relativ kurzfristige Angelegenheit bleiben könnte. (…) Kolleg:innen fangen an, sich zu organisieren, ein halbes Jahr später sind sie weg und arbeiten woanders. Deshalb wäre die Gründung eines Betriebsrats wichtig, damit es eine Struktur gibt, die den Konflikt dauerhaft führen kann (…) Die Bedingungen sind günstig, da es ein stark wachsendes Unternehmen ist, das neue Beschäftigte braucht. Deshalb sind die Verhandlungsbedingungen ganz gut, um bestimmte Standards zu etablieren. Aber die Pandemie hat viele Menschen auch in eine Notsituation gebracht, in der sie jeden Job annehmen müssen…“ Interview von Volkan Agar vom 6.7.2021 in der taz online externer Link mit der Kollegin Nicole Mayer-Ahuja
  • Neuer Streik bei Gorillas steht bevor. Beide Seiten bereiten sich auf eine neue Arbeitsniederlegung beim Lieferdienst Gorillas vor
    Aus Furcht vor einem neuen Streik hat die Geschäftsleitung des Lieferdienstes Gorillas Buchhalter, Grafikdesigner und Fahrer-Support-Mitarbeiter geschickt, die als Streikbrecher eingesetzt werden sollen. Das gab das Gorillas Workers Collective bei Twitter bekannt externer Link. Ankündigungen für neue Arbeitsniederlegungen teilten die Fahrradkuriere zuvor in internen Chats (…) Da es nicht genügend einsatzfähige Bikes für die Rider gab, seien reparaturbedürftige Räder an die Fahrer ausgegeben worden, berichtet Gorillas Workers Collective am 4. Juli 2021. Im Bergmannkiez habe es dann innerhalb von vier Stunden mehrere Unfälle gegeben. Zwei Rider seien deswegen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Zudem seien Löhne zu spät ausgezahlt und Überstunden falsch abgerechnet worden…“ Artikel von Achim Sawall vom 4. Juli 2021 bei Golem externer Link, siehe auch:

    • Lieferdienst Gorillas offenbar kurz vor Großstreik
      Gorillas Workers: we organize in less than 10 minutesDie Situation beim Berliner Kurierdienst Gorillas steht offenbar kurz vor einer weiteren Eskalation. In internen Mitarbeiter-Chats kündigen sich größere Arbeitsniederlegungen an. (…) Ultimaten wurden gestellt und verstrichen. Die Gorillas-Geschäftsführung unter Kağan Sümer blieb hart. Die Kündigung Santiagos ist bis heute nicht zurückgenommen worden. Mediatoren hätten zu diesem Zeitpunkt bereits warnen können, dass eine Deeskalation auf diese Weise nicht zu erreichen ist. In der Folge kamen weitere Beschwerdegründe hinzu. Gehälter würden teils verspätet gezahlt, Überstunden nicht sauber abgerechnet. Die Rucksäcke seien zu schwer, die Schutzkleidung bei Regen nicht dicht genug. Zudem würden nicht alle Mitarbeitenden mit den nötigen Hilfsmittel ausgestattet. Das hatte auch in den vergangenen Tagen immer wieder zu spontanen Streiks geführt. Gorillas sah sich gezwungen, ein improvisiertes Lieferzentrum auf einem Gehweg zu errichten. Das brachte dem Unternehmen zusätzlichen Ärger mit dem Ordnungsamt ein. Auch in der sich stetig weiter aufheizenden Situation scheint die Gorillas-Geschäftsführung den harten Weg beschreiten zu wollen. So hatten sie zuletzt ihre Mitarbeitenden indirekt vor Arbeitsniederlegungen wegen schlechten Wetters gewarnt. (…) Im Unternehmen soll von Abmahnungen die Rede sein, die angesichts von Arbeitsniederlegungen wegen schlechten Wetters eigentlich erteilt werden müssten. Immerhin bekämen eine vollständige Regenuniform zur Verfügung gestellt, „bestehend aus Cape und Regenhose mit Regenfüßlingen“…“ Artikel von Dieter Petereit vom 02.07.2021 bei t3n externer Link
  • arbeitsunrechtFM Nr. 26: Streiks gegen miese Jobs bei Gorillas Lieferdienst
    Interview: Elmar Wigand spricht mit Jakob, Rider beim Lieferdienst Gorillas in Berlin. Immer wieder treten die Gorillas-Rider in Streiks, blockieren spontan die Gorillas-Lager oder verweigern gesammelt den Dienst. Im Mitttelpunkt der Kritik stehen fehlerhafte Abrechnungen, 6 Monate Probezeit bei Ein-Jahres-Befristungen, Probleme bei Krankschreibung + Urlaub, keine adäquaten Räder, keine Diensthandys, keine Regen – und Winterkleidung, viel zu schwere Lieferungen bis zu 30 kg.“ Podcast bei Arbeitsunrecht externer Link Audio Datei (siehe auch Freitag, der 13.8.21: Gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten)
  • Ultimatum bis Samstag für ergonomische und regenfeste Ausrüstung – nicht nur der eventuelle berlinweite Streik braucht finanzielle Unterstützung der Gorillas Workers 
    „… Die Streiks bei Gorillas gehen weiter: Diesmal geht es um die Regenausrüstung, die den Fahrerinnen und Fahrern gestellt wird. Am gestrigen Mittwoch legten die Angestellten von zwei Warehouses in Berlin ihre Arbeit nieder, zunächst in Pankow, später dann in Kreuzberg. Sie beklagten, nicht ausreichend gegen den starken Regen geschützt worden zu sein. Das Fahrerkollektiv Gorillas Workers Collective rief unter anderem auf Twitter dazu auf, die Streiks zu unterstützen. Die Proteste dauerten mehrere Stunden an, der Service des 10-Minuten-Lieferdienstes musste zwischendurch eingestellt werden. Auch am heutigen Donnerstagvormittag wurde der Betrieb in einem Berliner Warenlager eingestellt, weil es erneut stark regnete…“ Aus dem um das start up besorgten Artikel von Sarah Heuberger am 1. Juli 2021 beim businessinsider.de externer Link – wir sind naturgemäß um die KollegInnen besorgt, die aktuell eine Vorreiterrolle im Widerstand gegen miese Arbeitsbedingungen spielen. Erfreulich ist daher, dass es nun ein Spendenkonto für Streikgeld sowie die Deckung von Rechtskosten gibt:
    Name: fairsichern community e.V
    IBAN: DE48430609677918887700
    BIC: GENODEM1GLS
    Verwendungszweck: SPENDEKX6HV9 – wir bitten um Untestützung! Siehe auch:

    • Gorillas Riders streiken erneut – für notwendige Ausrüstung und sichere Arbeitsbedingungen
      In Berlin wurden am Mittwoch wurden erneut Lagerhäuser des Lieferdienst Gorillas von Fahrer:innen blockiert und bestreikt. Aktueller Anlass war die mangelnde Ausstattung mit wetterfester Kleidung, die bei strömendem Regen in mehrerer Hinsicht die Gesundheit der Riders gefährdet. (…) Dass die vorhandene Kleidung oftmals unzureichend ist, bestätigte sich am Donnerstagmorgen auf traurige Weise: Eine Fahrerin vom Standort Pankow erlitt einen schweren Unfall, weil sich die viel zu große Regenjacke im Rad verhakte, als sie absteigen wollte. Sie musste aufgrund ihrer Verletzungen an der Schulter ins Krankenhaus gebracht werden. Auch die Organisierung hat Fortschritte gemacht: Es wurden nicht nur mehr Kolleg:innen erreicht und für kollektive Aktionen gewonnen, es wird auch immer öfter auf spontanen Versammlungen bei den Streiks über die Forderungen und das weitere Vorgehen diskutiert und entschieden. So einigten sich auch die Rider beim Streik am Mittwoch in Kreuzberg, dass sie erst nach klaren Zugeständnissen die Arbeit wieder aufnehmen. Nach mehreren Stunden und einer auf Video festgehaltenen Zusage für zusätzliches Equipment bis zum Ende der Woche beendeten sie gegen 20 Uhr den Streik. Doch angesichts der bisherigen Bilanz solcher Zusagen und der zahlreichen offenen Probleme ist auch in den kommenden Tagen mit weiteren Aktionen zu rechnen.“ Bericht von Lea Lotter vom 1. Juli 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • Gorillas muss liefern. Beschäftigte des Bringdienstes konfrontieren den Geschäftsführer mit Missständen
    Am Montagmittag ist es noch ruhig vor der Zentrale des Lieferdienstes Gorillas an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg. Vereinzelt verlassen junge, hippe Mitarbeiter*innen das unscheinbare Gebäude. Einige von ihnen tragen Shirts mit dem Firmenlogo, es ist Zeit für die Mittagspause. Doch plötzlich stören eine Handvoll Personen das ruhige Bild: Sie tragen ein Transparent mit der Aufschrift »Get Off Your Bike and Pay Us« (Runter vom Fahrrad und bezahl uns!) und rufen zum Streik auf. Die Arbeiter*innen sind hier, um den Protest gegen die Arbeitsbedingungen bei dem Start-up, der zuletzt in Blockaden der Warenlager gipfelte, zum Management des Unternehmens zu bringen. Auslöser für den erneut aufflammenden Arbeitskampf sind ausstehende Lohnzahlungen, aber auch andere Missstände. Seit den Blockaden vor zwei Wochen sei nichts Konkretes geschehen, heißt es. Jetzt, gegen Ende des Monats, hätten einige Beschäftigte für die vergangenen Monate zu wenig Lohn ausgezahlt bekommen, wird in Reden und Flugblättern auf der Kundgebung erklärt. Grund dafür wären Krankzeiten gewesen, die vom Unternehmen nicht bezahlt werden. Die Beschäftigten kritisieren auch, dass Gorillas in manchen Fällen nur die Lieferzeiten, nicht aber die tatsächliche Arbeitszeit inklusive der Wartezeiten bezahlen würde. Sie nennen das »offensichtlichen Lohndiebstahl«. Auch soll Gorillas – wie schon im Winter – die wetterbedingten Schwierigkeiten der Rider, also der Kuriere, nicht berücksichtigt haben. »Im Winter hatten wir keine Winterjacken, jetzt haben wir keine Klimaanlagen in den Warenhäusern«, berichtet eine Mitarbeiterin. Generell sei die Ausrüstung mangelhaft. Viele Rider beklagen Rückenschmerzen durch überfüllte Rucksäcke und Probleme wegen technisch mangelhafter Fahrräder. (…) Gerechte Bezahlung sei kein Traum, sondern ein Recht, ruft ein Beschäftigter. Andere wollen konkrete Ansagen zu den Lohnzahlungen. Einer der Kuriere zeigt dem Chef seine Verletzungen von einem Radunfall während der Arbeit. In der Luft liegt der Frust, der sich anscheinend schon lange angestaut hat. Beschwichtigen kann Sümer diesen nicht. In den kommenden Wochen möchte er in 40 Warenhäusern des mittlerweile in ganz Europa operierenden Unternehmens Schichten von je drei Stunden übernehmen und so den Arbeitsalltag besser kennenlernen. »Ich bin ein Rider von Herzen«, sagt er und kündigt Verbesserungen der Arbeitsbedingungen an. Die Beschäftigten können darüber nur lachen. »Runter vom Fahrrad und bezahl uns!«, rufen sie und kündigen an: »Wir machen so lange weiter, bis ihr liefert.«“ Artikel von Philip Blees vom 28.06.2021 in ND online externer Link
  • Gorillas: Täglich grüßt das Murmeltier…
    „Auch in diesem Monat fragen sich viele rider, die bei dem Start-up Gorillas beschäftigt sind, wie sie ihre Miete oder Rechnungen bezahlen sollen. In ihren Arbeitsverträgen ist geregelt, dass die Vergütung immer zum 25. erfolgen soll. Doch Fehlanzeige! Viele rider berichten davon, dass Gorillas ihnen zu wenig Geld überwiesen hat, auch die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall wurde oft nicht geleistet. Auf Nachfrage bei den Zuständigen kommt oft, man kümmere sich darum. Dieses Kümmern dauert aber meist ziemlich lange. Das fehlende Geld einzufordern ist oft jedem selbst überlassen, muss aber unbedingt gemacht werden! Ohne Arbeit kein Lohn ist ein Grundsatz im deutschen Arbeitsvertragsrecht, der sich aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch ergibt. Andersrum hat dasselbe zu gelten! Darum sagen wir: Volle Solidarität mit den Protesten der rider! Deine Gewerkschaft NGG unterstützt dich dabei, deine Ansprüche einzufordern…“ Artikel in Deutsch und Englisch der NGG Landesbezirk Ost vom 28. Juni 2021 externer Link
  • Protest mit Obergorilla
    Bei einem neuen Protest der Gorillas-Fahrer taucht am Montag der Firmengründer auf. Er spricht von „dreams“, die Riders von „rights“. (…) Für etwa eine halbe Stunde hören er und weitere Vertreter der Chefetage sich die Beschwerden der Fah­re­r*in­nen an. Zentral dabei: Fehler in den Lohnabrechnungen. Eine der Wort­füh­re­r*in­nen, Zeynep Karlıdağ, eine türkische Lehrerin, die seit Februar für Gorillas fährt, hatte der taz zuvor berichtet, dass ihr für den vergangenen Monat 200 Euro zu wenig überwiesen wurden. Dies habe System – und Nachzahlungen würden frühestens im Folgemonat geleistet. Sümer gibt sich reumütig, spricht von 300 fehlerhaften bei insgesamt 3.000 Abrechnungen und verspricht, das Geld schnellstmöglich nachzuzahlen. Sein „dream“ sei eine 100-prozentig korrekte Bezahlung – ein „right“ sei dies, entgegnet ihm ein wütender Fahrer. Um die Gemüter zu besänftigten, sagt der 33-jährige Gorillas-Gründer, dessen Unternehmen zwar Verluste einfährt, aber mit mehr als einer Milliarde Euro als sogenanntes Einhorn bewertet wird, er sei ein „rider by heart“ und zeigt dabei auf sein Rad-Tattoo am Unterarm. (…) Zumindest einen Fortschritt soll es geben: eine App, die das Gewicht der Rucksäcke berechnet, sodass die Rider nur noch maximal 10 Kilo herumschleppen müssen.“ Artikel von Erik Peter vom 28.6.2021 in der taz online externer Link
  • Gorillas: Angriffe des Managements zurückschlagen!
    Das Management des Lieferdienstes Gorillas greift mit Lohnklau und Arbeitszeitverlängerung die Beschäftigten an. Diese antworten heute mit erneuten Aktionen vor der Firmenzentrale in Berlin. Unsere Vorschläge für den Kampf. (…) Spätestens nach den neuesten Angriffen wurde für alle klar, dass es keine Alternative für die Riders gibt, außer sich durch Aktionen und Streiks zu verteidigen. Ein Ende der irregulären Bezahlung der Löhne, der Lohnkürzungen, des Personalmangels, der grundlosen Kündigungen sowie die Abschaffung der Probezeit sind zentrale Forderungen, die aktuell diskutiert werden. (…) Damit die Streiks erfolgreich werden, brauchen wir eine breite Solidarität von anderen Sektoren. Bis jetzt gab es in mehreren Städten Solidaritätsaktionen,  aus mehreren Betrieben Videobotschaften, die wir ausbauen können. Damit die Streiktage keine finanzielle Belastung für die Beschäftigten werden, kann eine solche Solidaritätskampagne mit dem Aufbau einer Streikkasse aus Spenden verbunden werden. Die Riders können sich so finanziell absichern, um keine Lohneinbußen wegen ihrer Streikbeteiligung zu erfahren. (…) Damit wir uns jedoch rechtlich gegen Kündigungen verteidigen können, brauchen diese Streiks die offizielle Unterstützung der Gewerkschaften wie NGG und FAU. Daher müssen wir vor allem auf die NGG Druck aufbauen, damit sie offiziell zum Streik aufruft...“ Beitrag der Redaktion von Klasse Gegen Klasse vom 28. Juni 2021 externer Link

  • Falsche Glaubenssätze. Zu Arbeitsniederlegungen muss eine Gewerkschaft aufrufen, und die Forderungen müssen in Tarifverträge passen: Das stimmt nicht 
    Sie sind progressiv, kommen aus heiterem Himmel und treffen Unternehmen hart: wilde Streiks. Der Slogan, den die kämpfenden Beschäftigten des Lieferdienstes Gorillas auf ein Banner schrieben, spiegelt das wider: »Wir organisierten uns in weniger als 10 Minuten.« Für Vorgesetzte ist es der Schrecken. »Ich persönlich habe gestreikt, weil es inakzeptabel war, wie uns Gorillas ausbeutet, während sie den Anschein einer hippen, modernen, fairen Firma erwecken wollen. Ich hab’ so viele Verstöße gesehen, dass ich einfach nicht möchte, dass das Unternehmen ungeschoren davonkommt.« Hüseyin gehörte zu der kämpferischen Belegschaft, die in kürzester Zeit weltweit in die Schlagzeilen kam und ein Stück Streikgeschichte schrieb. Gewerkschafter wittern nun die Chance auf eine Ausweitung des Streikrechts. (…) »Nach europäischem Recht – genauer: nach der Europäischen Sozialcharta (ESC) – sind wilde Streiks legal«, so Rechtsanwalt Benedikt Hopmann im Gespräch mit jW. «Denn zu Recht betrachtet das europäische Recht die Koalitionsfreiheit als Ausgangspunkt für Arbeitskämpfe. Und in dieser Logik sind nicht nur Gewerkschaften Koalitionen. Auch Gruppen von Beschäftigten eines Betriebes, die sich – vielleicht sogar spontan – zusammentun, um ihre Interessen zu erstreiken, bilden eine Koalition.« Hopmann rät, bei wilden Streiks einen Verhandlungspartner für die Gegenseite unter den Streikenden zu benennen. (…) Ein weiterer Glaubenssatz des deutschen Richterrechts, der im Arbeitskampf bei Gorillas relevant sein könnte, ist das Dogma, dass Arbeitskampfforderungen tariffähig sein müssen. Zwei der insgesamt drei Forderungen des Gorillas-Streiks lassen sich sicherlich problemlos in einen Tarifvertrag gießen, aber die dritte Forderung, die Rücknahme der Kündigung eines Kollegen, eher nicht. Als tiefere Ursache für den Streik benennen die Gorillas-Beschäftigten das gesamte prekäre, menschenfeindliche System bei Gorillas. Die Kündigung ihres Kollegen Santiago war aber nun einmal der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte müssen nicht alle Forderungen zulässig sein. Allein die Tatsache, dass eine Gruppe von Beschäftigten im Betrieb eine Forderung für streikwürdig hält, legalisiert diese, egal, ob tariffähig oder nicht, wenn gleichzeitig auch tariffähige Forderungen aufgestellt werden…“ Artikel von Lukas Schmolzi in der jungen Welt vom 22.06.2021 externer Link
  • [Soli-Aktion bei Gorillas in Essen] „Hey Rider*in, heute schon Pause gemacht?“ 
    Solidarische Grüße aus der Initiative „FAU östliches Ruhrgebiet“ an das Gorillas Workers Collective (@gorillasworkers) in Berlin. Die Frage nach der Pause haben wir Euren Kolleg*innen in Essen am vergangenen, sehr heißen Donnerstag gestellt. Wir haben Euren wilden Streik in Berlin zum Anlass genommen, um uns von den Arbeitsbedingungen Eurer Kolleg*innen an diesem ersten Ruhrgebiets-Standort selbst einen Eindruck zu verschaffen. Mit Kaltgetränken im Eiskübel, einem Planschbecken und Soli-Grüßen auf Papier ausgerüstet postierten wir uns zur Mittagszeit vor dem Warenlager an der Friedrich-List-Straße. Verteilt auf zwei Schichten hatten wir die Möglichkeit mit insgesamt etwa einem Dutzend Beschäftigten zu sprechen. Unter anderem konnten wir beobachten, dass die Arbeitsschutzmaßnahmen wie mit der heißen Nadel gestrickt scheinen. Eines unserer Gespräche wurde durch eine Whatsapp-Nachricht unterbrochen, in der den Beschäftigten mitten an diesem heißesten Tag der Woche kostenlose Versorgung mit Sonnenbrillen und Sonnencreme zugesagt wurde. Wenn man bedenkt, wie heiß es bereits in den vorangegangenen Tagen gewesen war, kann man durchaus schlussfolgern, dass die Bedürfnisse und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten nicht zu den höheren Prioritäten der Verantwortlichen zählen. Umso positiver überrascht waren Eure Kolleg*innen über unser Interesse an Ihrem Wohlbefinden und ihrer alltäglichen Arbeitssituation. Die bunte Auswahl an Kaltgetränken stellte für den Geschmack aller Beschäftigten etwas bereit. Nach diesem erfolgreichen Besuch sind wir sehr motiviert, die Aktion in ähnlicher Weise zu wiederholen. Dies erscheint uns unter Berücksichtigung der Tatsache, dass dieser Standort erst seit dem 07. Juni 2021 existiert sinnvoll, um auch in Zukunft die Auswirkungen der aktuellen Arbeitsbedingungen im Blick zu behalten und für die Beschäftigten als Ansprechpartner*innen vor Ort verfügbar zu sein. Dank eines Tipps einer Kollegin haben wir uns am Folgetag übrigens direkt auch den brandneuen Standort von Gorillas in Bochum angesehen, auf den wir in absehbarer Zeit ebenfalls unsere Aufmerksamkeit richten werden.“ Bericht mit Fotos vom 21. Juni 2021 der FAU Duisburg/Ruhrgebiet externer Link
  • Gorillas-Rider fordern: „Give Us a Deadline!“ 
    Wir alle haben am 15.06. gegen 21:00 Uhr die gleiche E-Mail vom Management erhalten. Darin schreibt es, dass es „Bedenken“ bezüglich der Gehaltsabrechnung, der Fahrerbetreuung, der Schichtplanung, der Schwere der Rucksäcke und „klareren Strukturen rund um den Verhaltenskodex und die Abmahnung von Mitarbeiter:innen“ gibt. Aber das sind nur einige der Schwierigkeiten, die die Arbeiter:innen bei Gorillas erleben. Andere wichtige Probleme, die den Bossen bequemerweise entgangen sind, erfordern kostspielige Lösungen. Die ständigen Geschichten über sexuelle Belästigung, rassistische oder Trans*-Diskriminierung würden teure, spezialisierte Mitarbeiter:innen erfordern, die aufklären und Strukturen aufbauen, um diese zu vermeiden oder die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen. Die Bezahlung von Arbeiter:innen mit mehr als 10,50€/h oder mehr als 12€/h (wie einige Rider:innen bezahlt werden) zusammen mit der Bezahlung der vollen vertraglichen Stunden (sei es 20, 25, 40, etc.) oder Überstunden würde das Unternehmen mehr kosten, als eine zusätzliche Rider:innen-Unterstützung einzustellen. Die Bereitstellung der notwendigen Ausrüstung für die Arbeit (Fahrradkörbe, Schuhe, atmungsaktive und wasserdichte Jacken, Telefone, Telefonhalterungen usw.) würde ebenfalls einiges kosten. Willkürliche Entlassungen und Visadiskriminierung sind ebenfalls ein großes Anliegen aller Kolleg:innen (insbesondere derer, die keinen EU-Pass haben). Das Unternehmen hat zwar eingeräumt, dass es einige dieser Probleme gibt, ist aber nicht in der Lage, konkrete Ergebnisse zu versprechen und hat sich daher auf das immer wiederkehrende Corporate Geschwätz zurückgezogen: „Wir arbeiten daran, schnelle, aber robuste Lösungen zu finden…“, „Wir freuen uns darauf, Sie auf dem Laufenden zu halten…“. Was hier völlig fehlt, sind DEADLINES und Transparenz! Ein Versprechen von 10 Minuten Lieferzeit an seine Kunden, aber kein konkreter Zeitrahmen, um die Beschwerden der Arbeiter:innen zu lösen? Klingt so, als ob die Arbeiter:innen an letzter Stelle kommen (nach dem HQ-Management, den Bossen, Kund:innen und Investor:innen). (…) Diese wiederholten Beleidigungen gegenüber den Arbeiter:innen veranlassen uns von der GWC, ein transparentes Mittel zum weiteren Vorgehen zu formulieren: keine Treffen mit dem Management ohne 4 Tage Vorankündigung, keine Treffen, bei denen das Protokoll nicht eingehalten und Fristen gesetzt werden, keine Treffen ohne rechtliche Vertretung der Arbeiter:innen, keine Treffen mit dem Management, wenn sie in der Probezeit sind und leicht gefeuert werden können, weil sie alles gesagt haben, was gesagt werden muss, keine unbezahlten Treffen…“ Stellungnahme des „Gorillas Workers‘ Collective“ auf Englisch und Deutsch gespiegelt von Klasse Gegen Klasse am 17. Jun 2021 externer Link
  • Wildcat bei »Gorillas«: Warum Linke sich beeilen sollten, den wilden Streik beim Fahrradlieferdienst zu unterstützen
    „Beim Lebensmittellieferdienst »Gorillas« in Berlin tobt seit letztem Mittwoch ein wilder Streik. Nachdem ein Fahrer aus bislang ungeklärten Gründen gekündigt worden war, versammelten sich Kolleginnen und Kollegen vor dem entsprechenden Lieferzentrum am »Checkpoint Charlie« und forderten seine Wiedereinstellung. Später zogen sie weiter und blockierten ein Lieferzentrum in Berlin-Mitte. Am nächsten Tag waren sie wieder da und machten eine Filiale im Prenzlauer Berg dicht, am Freitag musste wegen der Blockade der Fahrerinnen und Fahrer die Station am Lausitzer Platz in Kreuzberg den Betrieb einstellen. Inzwischen fordern sie auch die Abschaffung der sechsmonatigen Probezeit und bessere Arbeitsbedingungen. Das »Gorillas«-Management geht bislang nicht auf die Forderungen ein, aber die mediale Aufmerksamkeit ist groß, auch weil das Startup stark expandiert und mit seiner Werbung omnipräsent im Stadtbild ist. Aber auch, weil wilde Streiks eine Seltenheit in Deutschland sind. Gemessen daran ist die Unterstützung durch linke Aktivistinnen und Aktivisten noch dürftig – das sollte sich schnellstens ändern. (…) Die gute Nachricht: Bei »Gorillas« stehen die Chancen nicht schlecht. Der Arbeitskampf ist spontan entstanden, aber auch, weil das »Gorillas Workers Collective«, eine Gruppe von Fahrerinnen und Fahrern, dort seit einigen Monaten Kolleginnen und Kollegen organisiert und inzwischen auch einen Prozess zur Wahl eines Betriebsrats eingeleitet hat. Anders als bei Lieferdiensten wie Lieferando, haben die »Gorillas«-Fahrerinnen und -Fahrer den Vorteil, dass es in der Stadt Orte gibt, die blockiert werden können – dann steht der Betrieb still. Das Management versucht, die Sache auszusitzen, bis die Streikenden müde werden, und andere einzuschüchtern, damit sie nicht mitstreiken. Weil bei »Gorillas« zahlreiche Rider noch in der Probezeit sind, können sie von einem Tag auf den anderen gekündigt werden wie der entlassene Fahrer Santiago. Deshalb haben viele Angst, sich zu beteiligen. Gegen die Angst hilft Solidarität von außen: je mehr desto besser. Den Streik zu unterstützen, ist nicht schwer: Man geht zur Blockade und fragt, was man tun kann. Oder man informiert sich auf Twitter beim »Gorillas Workers Collective«. Wer nicht vor Ort sein kann, kann trotzdem helfen. »Gorillas« hat nämlich ebenfalls Angst: um das Image des Unternehmens. Je größer die Unterstützung für den Streik wird, desto eher wird das Management einlenken müssen. Auch bei »Gorillas« auf Instagram zu kommentieren oder vor Filialen in andern Städten zu protestieren ist also nützlich…“ Artikel von Jan Ole Arps in der jungen Welt vom 15. Juni 2021
  • Solidarität mit den Gorillas-Riders!!
    wir, die Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht – BAGA – rufen zur Unterstützung des mutigen Kampfes der Gorillas-Kolleg:innen durch Teilnahme an ihren Aktionen und/oder durch Solidaritätserklärungen auf. Versenden wir unsere Solidaritätsadressen nicht nur an die Kolleg:innen (gorillasworkers@zohomail.com), sondern auch an ihren Arbeitgeber (hello@gorillasapp.com), um ihn direkt von der solidarischen Öffentlichkeit wissen zu lassen, ob nun verfaßt von Betriebsrats- oder Personalratsgremien, durch gewerkschaftliche Gliederungen, von Politiker*innen oder Einzelpersonen…“ Aufruf und Soli-Erklärung vom 12.6.21 der Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht externer Link
  • Verletzungen am Rücken haben alle von uns – Interview mit einem Gorillas-Rider
    Im Laufe ihres Streiks enthüllen die Gorilla-Riders die prekären Arbeitsbedingungen und stellen weitergehende Forderungen aufgestellt. Interview über alle Hintergründe. (…) Mein Hauptkritikpunkt ist das Geld, das wir bekommen, es ist völlig unzureichend, es ist ein Job, der viel besser entlohnt werden sollte. Ich verstehe Geld als ein Äquivalent unserer Zeit. Die Tatsache, dass wir 10 Euro pro Stunde bekommen, impliziert, dass unsere Zeit sehr wenig wert ist als die Zeit derjenigen, die die Firma leitet. Um das bildlich zu machen, möchte ich aufzeigen, wie ein Lager aufgebaut ist: Es gibt die Riders, die Lieferleute. Sie sind die Basis der Pyramide von Gorillas. In den Lagerhäusern gibt es Kollegen, die den Einkauf zusammenstellen, die Pickers. Dann gibt es Leute, die die Inventur machen, und es gibt Vorgesetzte für jeden dieser drei Bereiche und von dort aufwärts. Die unterste Ebene des Managements, diejenigen, die exekutive Entscheidungen treffen können, sind unsere direkten Vorgesetzten: Rider-Ups, Warehouse Managers, Pickers-Koordinator. Ich weiß nicht, wie viel diese Leute verdienen. Was ich weiß, ist, dass wir Riders am wenigsten verdienen. Sogar in den Reihen von Riders gibt es eine Lohnspaltung, weil die ersten 100 oder 200 Riders, die Gorillas eingestellt hat, mehr verdienen als andere. Das Bonussystem ist spalterisch und fördert Konkurrenz unter Arbeiter:innen. Es lautet wie folgt: Je mehr Aufträge Sie erteilen, desto mehr werden Sie bezahlt. Jeder würde sagen: Das klingt toll. Aber es ist etwas, das nur den Wettbewerb unter den Arbeiter:innen fördert und Spannungen erzeugt, um zu sehen, wer mehr Befehle ausführt, um zu sehen, wer gehorsam ist. Oft wird uns gesagt, wir sollen das hier putzen, das Bad reinigen, den Müll aufsammeln und so weiter. All dies geschieht mit der Mentalität, dass wir ein Team beziehungsweise eine Familie sind und wir uns daher umeinander kümmern müssen. In den Lagern herrscht eine Atmosphäre der Geschwisterlichkeit und Solidarität, aber sie ist überhaupt nicht politisiert. Der Wettbewerb ist etwas, das die Dinge immer schneller werden lässt, und am Ende des Tages sind es die Beschäftigte, die unter den Folgen leiden. [Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?] Neben der schlechten Bezahlung gibt es einen weiteren Punkt, der die Psyche, den Geist und den Körper der Arbeiter betrifft. Diese Sache, die ganze Zeit sehr schnell zu sein, hindert uns daran, Pausen zu machen, Wasser zu trinken oder uns für einen Moment zu entspannen. (…) Ein weiterer Punkt zum Thema körperliches Wohlbefinden ist, dass es eine Menge Anforderungen gibt, die das Gewicht übersteigen. Es gibt ein empfohlenes Gewicht, aber es gibt kein gesetzliches festgelegtes Maximum. Es gibt einen Vorschlag, dass das Höchstgewicht 10 kg betragen sollte, aber das wurde in keinem Lager durchgesetzt. Ich habe deutlich mehr als 10 Kilo tragen müssen. Da ich etwas größer bin als die anderen, sagen sie mir: „Nimm diese 15 Flaschen, der Rucksack reicht! Tu es!“ Nicht alle Arbeiter haben einen Körper wie ich, daher gibt es viele Menschen, die Gewichte tragen müssen, die überhaupt nicht für ihren Körper und ihre Größe geeignet sind. Im Laufe der Zeit hat sich dies auf unsere Gesundheit ausgewirkt. Ich würde sagen, dass die meisten Menschen chronische Rückenschmerzen haben. Ich habe es. Das habe ich schon vorher gehabt, aber das hat es nur noch verschlimmert. Alle meine Kollege:innen im Kollektiv haben es auch, es ist eine Konstante. Die Position, in der wir mit einem Rucksack radeln müssen, ist überhaupt nicht angenehm oder gesund. Es gab schon viele Vorgesetzte, die darauf bestanden, dass wir die Rucksäcke auf dem Rücken tragen, anstatt Dinge in den Korb zu legen, der vor dem Fahrrad steht. Sie haben sogar den Korb entfernt…“ Umfangreiches Interview von Anai Paz und Simon Zamora Martin vom 13. Jun 2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • NGG und ver.di müssen den Gorillas-Streik legalisieren!
    Der Streik von den Rider:innen bei Gorillas ist im vollen Gange. Um mögliche Kündigungen zu verhindern und die Forderungen der Kolleg:innen zu erfüllen, sollten sich ver.di und die NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten) mit einem Streikaufruf offiziell hinter den Arbeitskampf stellen. (…) Die Aktion wird als „wilder Streik“ bezeichnet, weil die Vorstände der Gewerkschaften (NGG und ver.di) noch keinen offiziellen Streikaufruf gemacht haben. Wegen der undemokratischen Satzungen der DGB-Gewerkschaften muss jeder Streik von diesen Vorständen genehmigt werden, damit die Streikenden Kündigungsschutz bekommen. Die bisherigen Streiks seit Mittwoch werden durch Versammlungen der Beschäftigten auf der Ebene der Belegschaft aufgerufen. Der Streik bei Gorillas weist fortschrittliche Elemente auf, weil die Zusammensetzung der Belegschaft (vor allem aus Lateinamerika, Westasien und Europa) zu einem „Import“ der Kampftraditionen aus den Heimatländern nach Deutschland geführt hat, sodass die Streiks mit radikalen Methoden wie Blockaden sowie Streikversammlungen der Beschäftigten geführt wird. Aus diesem Grund fordert der Streik bei Gorillas die gewöhnlichen Rezepte der Bürokratie des deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) heraus, die sich traditionell gegen Streikdemokratie und radikale Aktionen stellt. Es kommt darauf an, diese Dynamik in die anderen Sektoren auszuweiten. Die Schranke besteht darin, dass solange es keinen offiziellen Streikaufruf der Vorstände der DGB-Gewerkschaften gibt, Streiks in Deutschland als rechtswidrig gelten, weshalb der Geschäftsführung das Recht auf Abmahnung und Kündigung zukommt. Falls es also keinen Streikaufruf der NGG für die vergangenen und/oder zukünftige Aktionen gibt, kann es sein, dass das Management versuchen wird die Streikende zu entlassen. Daher ist es notwendig, dass die DGB-Gewerkschaften (NGG und ver.di) sich offiziell hinter die Forderungen der Beschäftigten stellen und an Aktionstagen offizielle Streikaufrufe machen. Die NGG und ver.di könnten ihre Streikaufrufe an Forderungen wie die Abschaffung der Probezeit, Erweiterung des Kündigungsschutzes, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sowie mehr Lohn knüpfen, die im Rahmen eines Tarifvertrages festgelegt werden können. Die Forderungen der Aktionen aus der Belegschaft können und sollten aber über diesen Rahmen hinausgehen. Eine weitere Hürde ist eine mögliche Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Gewerkschaften wie NGG, FAU, aber auch ver.di. Bisher begleiten NGG und FAU den Streik durch persönliche Beratungen, während die Beschäftigten sich langsam gewerkschaftlich organisieren. Da das Unternehmen in den Zuständigkeitsbereich Handel fallen und nicht wie alle anderen Lieferdienste zur Gastro gehören würde, will sich Ver.di in diesem Sektor aufbauen. Die Vorstände der NGG und ver.di sind noch nicht bereit, den wilden Streik durch einen nachträglichen Aufruf zu „legalisieren“. Zwar ist die FAU auch vor Ort und macht Öffentlichkeitsarbeit, doch sie ist außerhalb von DGB-Gewerkschaften strukturiert und kann alleine den Streik nicht legalisieren. Die Konkurrenz zwischen NGG und ver.di ist spalterisch…“ Artikel von Baran Serhad und Yunus Özgür vom 13.6.2021 bei Klasse Gegen Klasse externer Link
  • Lieber sterben statt zu deeskalieren. Firmenchef von »Gorillas« geht nicht auf Forderungen der streikenden Kuriere ein
    „»Bei Gorillas geht es ums Fahrradfahren, nicht um Politik«, verkündete Firmenchef Kagan Sümer auf einen kurzzeitig eingeräumten Treffen am Freitag nachmittag. In einer 15minütigen Ansprache wendete er sich an die Rider von Gorillas (…) Über die Entlassung Santiagos und die Proteste erzählte Sümer jedoch Altbackenes. »Es ist nicht in Ordnung, dass sein Fall jetzt für politische Interessen eingesetzt wird«, so der Firmenchef. Was genau diese politischen Interessen sind, ließ er offen. Möglicherweise meint er, dass die Streikenden nicht nur die Rücknahme von Santiagos Kündigung fordern, sondern mittlerweile auch eine Abschaffung der Probezeit. (…) Das »Gorillas Workers Collective« leakte vor dem Treffen Sümers eine Mitteilung des Firmenchefs, welche über den Nachrichtendienst Slack an das mittlere Management gerichtet gewesen sei. Darin heißt es: »Ich habe zu Public Affairs und PR-Agenturen gesprochen«, und weiter: »Sie haben mir gesagt, ich sollte deeskalieren. Ich würde lieber sterben, um die Werte zu verteidigen, als zu deeskalieren«. Eine Neuigkeit hatte Sümer am Freitag dann doch zu verkünden: Ende Juni wolle er eine Fahrradtour durch Deutschland machen, um die verschiedenen Standorte seiner Firma zu besuchen. »Ich glaube, er war high«, kommentiert der Rider Ador die Rede seines Chefs gegenüber jW. Statt die Probleme zu diskutieren, hätte er über seine Liebe zum Fahrradfahren gesprochen. »Wenn er nicht deeskaliert, machen wir es auch nicht«, so Ador. Am Mittwoch hätten die Beschäftigten gegen die Entlassung von Santiago gestreikt, am Donnerstag gegen die Probezeit von sechs Monaten. »Jetzt geht der Kampf um alles: Wir wollen bessere Löhne, einen sicheren Arbeitsplatz und ein Ende der rassistischen und sexistischen Diskriminierung«. Die Beschäftigten seien hochmotiviert und der Arbeitskampf würde in den nächsten Tagen noch intensiviert werden. »Eine Frage hab ich noch an Sümer«, sagte Ador. »Warum ist es für Gorillas schwerer, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, als Filialen in Frankreich und New York aus dem Boden zu stampfen?«“ Artikel von Simon Zamora Martin vom 11.06.2021 als Online Extra der jungen Welt externer Link
  • Rede von Rider Yasha von @GorillasWorkers auf der Blockade der streikenden #Gorillas-Arbeiter:innen gestern in #Kreuzberg. Er ruft alle Beschäftigten, Nachbar:innen und Kund:innen dazu auf sich mit dem Kampf zu #solidarisieren und stellt Forderungen auf.“ Video von Klasse gegen Klasse vom 12.6.21 auf Twitter externer Link
  • Gorillas: Warum das neue Liefer-StartUp jetzt fett Ärger hat
    Aufstand beim hippen, neuen, freshen Lieferdienst Gorillas! Jetzt haben sie einen Streik an der Backe. Beschäftigte führen einen Arbeitskampf und haben ein Warenlager blockiert. Wir zeigen euch, was da gerade bei Gorillas los ist und wie deren cooles Image nun einen ordentlich Knacks bekommt…“ Video von WALULIS DAILY vom 11.06.2021 bei youtube externer Link
  • Protest vor Gorillas Warenlager
    Am 10. Juni 2021  protestierten Gorillas Arbeiter_innen vor dem Warenlager in Prenzlauger Berg. Sie fordern die Einstellung ihres am Vortag gefeuerten Kollegen, keine Kündigungen ohne vorherige Warnung und die Abschaffung der Probezeit. „Ohne die Rider kann Gorillas kein Geschäft betreiben. Wir werden gewinnen. Es ist ausgeschlossen, dass wir verlieren.“ (aus dem Video)Video bei labournet.tv externer Link (engl. mit dt. UT | 5 min | 2021)

  • #WeWantSantiBack: Streik und Blockaden bei Gorillas in Berlin seit Mittwoch, 9.6.21 
    Seit Mittwoch streiken (fast alle) FahrerInnen für die Wiedereinstellung ihres Kollegen Santiago, der wegen einmaligen Zuspätkommens ohne Vorwarnung gekündigt wurde. Das brachte das Faß zum Überlaufen – unser Dossier dokumentiert eine Vielzahl von miesen Arbeitsbedingungen bishin zum Union Busting.
    Die KollegInnen fordern: 1. Wiedereinstellung von Santiago 2. Abschaffung der Probezeit und 3. keine Kündigungen mehr ohne vorherige Vorwarnung/Abmahnung. (Zum Hintergrund: Alle neuen RiderInnen haben befristete 1-Jahres-Verträge – davon sind 6 Monate Probezeit!) Hierfür führen sie neben dem Streik auch Blockaden mehrerer Gorillas-Logistikzentren in Berlin und erfahren dabei breite Unterstützung. Zwei Ultimaten an die Geschäftsfürung am Donnerstag haben nichts gebracht, der Streik soll zumindest am Freitag fortgeführt werden. Das Management hingegen droht den KollegInnen mit Verwarnungen, wenn sie sich den Streikposten anschließen und versuchen, den entlassenen Santiago zu diffamieren. Und bei ihrem Kampf gegen den Streik wird das Gorillas-Management von Polizei und sogar Staatsschutz unterstützt! Siehe weitere Informationen und erste Artikel dazu:

    • Siehe Gorillas Workers Collective auf Twitter externer Link und #wewantsantiback sowie #gorillas und das Video zum Streik von Gorillas Workers Collective externer Link auf Twitter
    • Zur Diffamierung von Santiago: Die Arbeitgeber bei Gorillas versuchen gerade die entlassene Person zu diffamieren. Sie versuchen vor allem politische Angestellte loszuwerden. Ich kenne einige Leute bei Gorillas, die keine sichere Aufenthaltsgenehmigung haben, migrantisch, Schwarz, Trans & queer sind. Sie sind Teil des Streiks, weil sie sich ausgebeutet und politisch eingeschüchtert fühlen. Ihre vorigen Jobs mussten viele aufgrund der Pandemie aufgeben. Deshalb sind sie vor allem jetzt auf diesen Job angewiesen, sie können da nicht einfach aufhören zu arbeiten. Die Arbeitgeber wissen das und versuchen seit geraumer Zeit jede Form der politischen Organisationen unter den Arbeitnehmer_innen zu unterbinden. Sie entlassen Fahrer_innen aus politischen Motiven. Das ist einfach nur eklig, weil Gorillas in der Pandemie schwarze Zahlen schrieb und von den vielen Einschränkungen profitiert hat.“ Thread von Mach Mut vom 10.6.21 mit Foto der Management-Mitteilung externer Link
    • Zur Unterstützung durch Polizei und sogar Staatsschutz:
      • „#b0906 21:52 Berlin Torstraße #Gorillas: Im Arbeitskampf um einen gekündigte*n Kolleg*in lässt der Arbeitgeber sich von 20 Polizist*innen u.a. 3x Wannen 14. EHU unterstützen. Auftreten der Polizei bedrohlich gegenüber den Beschäftigten.“ Tweet von Jörg Reichel (dju in ver.di) vom 9.6.2021 externer Link mit Video und:
      • „#b0906 20:10 Berlin #Gorillas: Mittlerweile ist das Berliner LKA (Staatsschutz) eingetroffen mit drei Personen und beobachten die Beschäftigten aus unmittelbarer Nähe. Arbeitskampf unter polizeilicher Beobachtung.“ Tweet von Jörg Reichel (dju in ver.di) vom 9.6.2021 externer Link
    • [Video] Protest at Gorillas warehouse
      On June 10, 2021 Gorillas workers protested in front of the warehouse in Berlin/Prenzlauer Berg. They raise three demands: the reinstatement of their colleague Santiago who was fired yesterday, no terminations without previous warnings, and the abolition of the probation period (that is currently 6 months). „Gorillas without the riders cannot do any business. Those guys who are giving us corporate speech all day long and trying to disperse the crowd, – they cannot take 25 kilo backpacks on their back and deliver to customers all day long! They are not gonna do that. …  We will eventually win. There is no way that we can lose“, says a rider in the video.“ Video des Interterviews bei labournet.tv externer Link (engl.| 5 min | 2021)
    • No more Probezeit. Arbeiter*innen von Gorillas in Berlin sind im wilden Streik für die Wiedereinstellung eines Kollegen – und organisieren sich in dem rasant wachsenden Unternehmen
      „… »Wir sind heute hier, damit die anderen Arbeiter*innen sehen, dass, wenn wir Arbeiter*innen zusammenkommen, wir unsere Probleme lösen können«, sagt Zeynep. »Wir organisieren uns, damit Arbeiter*innen Macht über die Entscheidungen des Unternehmens bekommen.« Lieferung in nur zehn Minuten – damit wirbt der Lieferdienst Gorillas. Vielleicht nicht in zehn Minuten, aber doch sehr schnell reagierten Fahrer*innen in Berlin, als am Mittwoch, den 9. Juni, ein Kollege in der Kreuzberger Auslieferstation am Checkpoint Charlie in der Probezeit gekündigt wurde: Sie stellten spontan die Arbeit ein, Fahrer*innen aus anderen Lagern kamen daraufhin dazu. (…)  »Die meisten Arbeiter*innen hier sind in der Probezeit«, erklärt Zeynep gegenüber ak. »Das bedeutet, dass beinahe jede*r hier von einem Tag auf den nächsten gefeuert werden kann. Die Manager setzen das als Drohung ein: Ein Warehouse-Manager zum Beispiel hat Leuten gesagt, wenn sie heute am Streik teilnehmen, bekommen sie drei Abmahnungen – das heißt, er hat ihnen mit Kündigung gedroht.« In einem Unternehmen, dass derart schnell wächst und bei dem viele Arbeiter*innen nicht lange bleiben, ist die Probezeit ein besonders mächtiges Mittel in den Händen des Managements. Die Probezeiten und der schlechte Kündigungsschutz sind aber nicht die einzigen Themen, die die Anwesenden beschäftigen. Sie berichten von Zeitdruck und hoher Unfallgefahr, aber auch von mangelhafter Qualität der Ausrüstung: Manche Fahrräder hätten nur Handbremsen, die Transportkisten seien oft schwer und überladen, auch gebe es Probleme mit fehlerhaften Abrechnungen und sowieso mit ungleicher Bezahlung. (…) Die Familiensoße, die Unternehmen wie Gorillas über die Arbeitsbedingungen kippen, wirkt offenbar auch bei manchen Beschäftigten, die sich in dem rasant expandierenden Unternehmen schön reden, dass ihre ehemaligen Kolleg*innen oder sogar Freund*innen nun in der Hierarchie unter ihnen stehen. Auch deshalb ist es bemerkenswert, wie selbstbewusst und schnell sich die Arbeiter*innen organisiert haben. (…) Während in vielen Unternehmen wegen der Pandemiemaßnahmen Gespräche unter Kolleg*innen, eine wichtige Voraussetzung für gemeinsame Organisierung, schwieriger und Kontakte weniger wurden, wurden sie im Chaos der schnell eröffneten Gorillas-Stationen tendenziell leichter. Zudem gibt es inzwischen einen großen Erfahrungsschatz mit Arbeiter*innen-Organisierung in der Tech- und Start-up-Szene – anders als noch vor einigen Jahren ist der Lack der angeblich so hierarchiefreien Arbeitsplätze längst ab…“ Artikel von Jan Ole Arps und Nelli Tügel vom 11. Juni 2021 im ak online externer Link
    • Alle Räder stehen still. Die abrupte Entlassung eines Fahrers führt zu wilden Streiks beim Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas
      „»Ich war total überrascht von der Kündigung«, sagt Santiago. Der Argentinier hatte bis Mittwochmittag noch Lebensmittel für den Lieferdienst Gorillas am Standort Checkpoint Charlie in Mitte ausgefahren, als sogenannter Rider – so nennt man die Fahrradkuriere des Unternehmens. Santiago berichtet, er sei nach draußen bestellt worden, wo man ihm seine Entlassung mitgeteilt habe. Es hätte ein negatives Feedback zu seiner Arbeit gegeben. »Genaue Gründe hat man mir nicht genannt, auch wurde ich nicht vorgewarnt«, sagt der gefeuerte Kurier zu »nd«. »Ich bin eigentlich sehr zufrieden, hier zu arbeiten«, betont Santiago, der sich in der sechsmonatigen Probezeit seines – gleichwohl nur befristeten – Arbeitsverhältnisses befand. Als Kolleg*innen von der Entscheidung am Mittwoch mitbekommen, solidarisieren sie sich. In zwei Lagerhäusern legen Dutzende Beschäftigte die Arbeit nieder und blockieren den Ausgang des Standorts Checkpoint Charlie an der Charlottenstraße für mehrere Stunden. Nach und nach treffen immer mehr Unterstützer*innen und weitere streikende Rider ein, zuletzt protestieren etwa 50 Personen vor dem Warenlager. Die überwiegend migrantischen Beschäftigten rufen lautstark: »We want Santiago back!« (Wir wollen Santiago zurückhaben!); ein Fahrer des Lieferdienstes Lieferando spricht ein kämpferisches Grußwort an die Versammelten. Gespräche mit einem Manager, der versucht, die aufgebrachten Rider zu beschwichtigen, verlaufen zugleich ergebnislos. Die Streikenden beschließen schließlich, dem Unternehmen eine Frist zur Entscheidung zu setzen. Als auch dies ohne Konsequenzen bleibt, brechen einige am Abend per Fahrrad zum Warenlager in der Torstraße auf. Dort angekommen, informieren sie ihre Kolleg*innen und machen sich daran, auch diesen Standort zu blockieren. Bereits ein paar Minuten zuvor seien dort allerdings keine Bestellungen mehr bearbeitet worden – offiziell sollen angeblich technische Gründe angegeben worden sein, wie Gorillas-Mitarbeiter*innen vor Ort berichten. (…) In der Torstraße ist die Lage seit der Kündigung Santiagos angespannt. Mitglieder des Managements räumen die Fahrräder zur Seite, mit denen die Streikenden die Tür blockiert haben. Diese reagieren mit Sitzblockaden an Vorder- und Hinterausgang des Warenlagers. Auch die Polizei ist mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort. In der Nacht zu Donnerstag beschließt das Management schließlich gegen 22 Uhr, den Standort vorzeitig zu schließen. Am Donnerstagmorgen kommt es dann erneut zu einer Blockade, diesmal an der Prenzlauer Allee in Pankow, wo Gorillas ein weiteres Warenlager betreibt. (…) Gleichwohl schließen sich längst nicht alle, die hier arbeiten, der Blockade an. Die Protestierenden versuchen noch, Streikbrecher*innen von ihrem Anliegen zu überzeugen. An den beiden verstellten Türen kommt es in der Folge zu Rangeleien. Auch hier stellt das Warenlager nun den Betrieb ein…“ Artikel von Moritz Aschemeyer vom 10.06.2021 im ND online externer Link
    • Die Gesellschaft als Beute
      Die Internetökonomie gilt als Zukunftsbranche. Doch für die Menschen in der Stadt erweist sie sich allzu oft als Dystopie. Allein schon die Arbeitsbedingungen angesichts der ganzen Lieferversprechen. Immer noch profitieren die Unternehmen von dem Image von Freiheit, Abenteuer und ökologischem Bewusstsein, den die in den 1980er Jahren in Deutschland aufkommende Fahrradkurierszene umgab. Doch selbstbestimmt ist da wenig. Oft lückenlos werden die Fahrerinnen und Fahrer überwacht. Irre knappe Lieferzeiten von nur zehn Minuten nach Bestellung, wie bei Gorillas, sorgen für extremen Stress. (…) Kein Wunder, dass vor allem Migranten diese Jobs annehmen. Sie haben kaum eine Wahl, oft haben sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Arbeite oder stirb. Aus der ganzen Welt sind die Teams zusammengewürfelt. Viele scheinen auch nicht sonderlich sicher auf dem Fahrrad zu sein. Damit gefährden sie sich und andere, denn der Zeitdruck lässt sie viel zu häufig auf den Bürgersteig ausweichen. Anwohner der Restaurantmeilen dieser Stadt können ein Lied davon singen. Für Unternehmen sind Prekarisierte perfekte Ausbeutungskandidaten. Sie mucken kaum auf und kennen oft ihre Rechte nicht oder können sie schlichtweg nicht durchsetzen. So wenig, wie die Geschäftsmodelle sozial nachhaltig sind, sind sie es auch für die Stadt…“ Artikel von Nicolas Šustr vom 10.06.2021 im ND online externer Link über den Streik bei Gorillas und das Geschäftsmodell Lieferdienst
    • Streik bei Berliner Millionen-Start-up: Fahrer legen Lagerhaus des Lieferdienstes „Gorillas“ lahm
      Mit einem Streik und einer Blockade protestieren Fahrer des Lieferdienstes „Gorillas“ gegen die Entlassung eines Kollegen. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen. Etwa 50 Beschäftigte des Lieferdienstes “Gorillas” haben am Mittwochabend ein Warenlager des Unternehmens in Berlin-Mitte blockiert. Tagsüber hatten sie gestreikt. Mit der Aktion wollten sie gegen die Entlassung eines Fahrers protestieren und bessere Arbeitsbedingungen einfordern. Dazu aufgerufen hatte eine gewerkschaftsnahe Gruppe. “Wir wollen Santiago zurück!”, riefen die Beschäftigten. Santiago ist ein Fahrer, der vor Kurzem entlassen wurde. Schon seit einer Weile hatte es unternehmensintern Kritik an den Arbeitsbedingungen gegeben. Die Entlassung brachte das Fass für einige offenbar zum Überlaufen. Das “Gorillas Workers Collective” wirft Gorillas schon seit Monaten vor, die Fahrer:innen auszubeuten und die Gründung von Betriebsräten zu behindern. Die Gruppe arbeitet mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sowie der anarchistischen Gewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) zusammen. (…) Im Gebäude befanden sich allerdings auch Angestellte, die sich nicht am Streik beteiligten. Doch auch sie konnten nicht arbeiten. Die Streikenden hatten den Eingang des Gorillas-Gebäudes mit ihren Elektrofahrrädern blockiert. Lieferungen waren nicht möglich. Der stellvertretende Geschäftsführer Harm-Julian Schumacher versuchte die Situation zu klären und schaffte eigenhändig die Räder beiseite. Doch auch das nützte nichts. Die Streikenden setzten sich einfach kurzerhand vor die Tür und versperrten sie somit weiterhin. Die Polizei war mit mehreren Mannschaftswagen vor Ort. Schumacher sprach mit den Beamten und sagte ihnen, dass er nicht wolle, dass die Situation eskaliert. Die Blockade wurde nicht aufgelöst. Gegen 21.50 Uhr gab das Management auf und schloss das Lager. (…) Am Nachmittag hatten die Streikenden bereits ein Lagerhaus in der Charlottenstraße blockiert…“  Artikel von Christoph Kluge vom 10.6.2021 beim Tagesspiegel online externer Link
  • Einkaufsspaß nicht für alle. Der Lieferdienst Gorillas setzt seine Kurierinnen und Kuriere unter Zeitdruck
    „… Was für die Kundschaft als Freizeit­spaß am Smartphone beworben wird, bedeutet für die Beschäftigten schwere körperliche Arbeit. Das eingeworbene Kapital soll die Firma vor allem im Konkurrenzkampf um die bessere Kundenbewertung stärken. Bei den Arbeitenden im Warenlager und auf den Lieferfahrrädern sorgt das für Druck. Die schnelle Vergrößerung des Betriebs vollzieht sich aus ihrer Sicht chaotisch. An vielen Stellen seien die Beschäftigten überfordert, berichtet die Gorillas-Kurierin Nina* der Jungle World. »Manchmal werden Leute zu Schichten eingeteilt, die bereits gefeuert sind«, nennt sie als Beispiel. Dann sei das jeweilige Arbeitsteam unterbesetzt. Solche Pannen müssen die Beschäftigten ausgleichen. Dabei würden Arbeitsrechte missachtet. »Es kommt vor, ­dass man in einer Schicht von acht Stunden keine Pausen nehmen soll, weil es zu busy ist«, sagt die Kurierin. Die versprochene Lieferzeit von zehn Minuten gebe ein hohes Arbeits- und Fahrtempo vor. Auch das von Gorillas zugesicherte Maximalgewicht der Transporttaschen von zehn Kilogramm werde oft weit überschritten, sagt Paul*, ein anderer Kurier. Es gebe keine Waage, aber man könne das Gewicht der eingepackten Waren im Kopf überschlagen. Auch an anderen Stellen gibt es Probleme: Die Lagerräume sind zu klein, ausreichende Pausenräume fehlen. (…) Für viele der Beschäftigten ist es der erste reguläre Job in Deutschland, das Risiko, ihn zu verlieren, ist hoch. Gegen diese Unsicherheit gehen sie vor: Im Februar 2021 haben sich bei Gorillas Beschäftigte zur Verbesserung ihrer Situation zum Gorillas Workers Collective (GWC) zusammengeschlossen. Das Management wehre sich dagegen mit Methoden des sogenannten union busting, also der systematischen Bekämpfung von Arbeitnehmervertretungen, schreibt das GWC in einem Papier, das der Jungle World vorliegt. Angestellten sei bei Treffen mit den Vorgesetzten vorgeworfen worden, sie würden »mit ihren Beschwerden den Vibe ruinieren«. Bei einer Betriebsversammlung am 3. Juni wurden zur Vorbereitung einer Betriebsratswahl neun GWC-Mitglieder zum Wahlvorstand gewählt. Noch in derselben Nacht zweifelte das Management in einer E-Mail die Rechtmäßigkeit der Wahl an.“ Artikel von Lisa Bor vom 10.06.2021 in der Jungle World online externer Link
  • Fahrern in die Speichen greifen: Beschäftigte von Lieferdienst »Gorillas« wollen Betriebsrat gründen. Unternehmen mobilisiert Manager zur Wahlversammlung 
    „Die Stimmung vor dem Estrel-Kongresszentrum in Berlin-Neukölln war angespannt. Zwei junge Rider – so nennen sich die Fahrradkuriere des Onlinesupermarktes Gorillas – probierten am Donnerstag einer Gruppe von knapp 50 leitenden Angestellten das Betriebsverfassungsgesetz zu erklären. Die Betriebsversammlung zur Wahl des Wahlvorstandes stünde Beschäftigten offen, aber keinen leitenden Angestellten. Eine Frau im blauen Sommerkleid versuchte die ausgeschlossenen Leitungskräfte zu organisieren. Sie war besonders empört: »Ich bin auch Gorillas-Arbeiterin!« Doch eine E-Mail, die von besagter »Gorillas-Arbeiterin« stammen soll, wurde signiert mit »Special Project Management CEO«. (…) Joaquín*, Mitglied des »Gorillas Workers Collective«, das die Betriebsratsinitiative angestoßen hatte, beklagte gegenüber jW die mangelnde Kooperation des Unternehmens in der Vorbereitung der Wahl. »Erst drei Tage vor der Versammlung haben wir eine Mitarbeiterliste zugeschickt bekommen. Die war aber total veraltet.« Erst am Abend vor der Versammlung hätten sie eine aktualisierte Liste bekommen. Eine Beschreibung der Posten habe das Unternehmen aber nicht zur Verfügung gestellt. »Wie sollen wir etwa wissen, welche Entscheidungskompetenz ein ›Real-Estate Manager‹ hat?« fragte Joaquín. (…) Gegenüber jW bekräftigte das Unternehmen: »Gorillas unterstützt die Gründung des Betriebsrats voll und ganz – dies steht auch in unserem Manifest.« In eine ähnliche Richtung geht auch der erste Teil einer E-Mail, die das Unternehmen am Donnerstag abend an alle Beschäftigen verschickte. Im weiteren Verlauf des Schreibens heißt es dann aber, die Geschäftsführung sei schockiert, dass Manager von den Wahlen ausgeschlossen worden seien, zudem fände eine Prüfung der rechtlichen Grundlagen statt. Beendet wird die Mail mit einer Drohung an das »Gorillas Workers Collective«: »Wir werden keine Gruppe tolerieren, die probiert, uns zu spalten, und diese wunderschöne Firma mit ihrer Kultur und dem Geist der Einheit schaden möchte.«“ Artikel von Simon Zamora Martin in der jungen Welt vom 5. Juni 2021 externer Link
  • Too fast too furious: Der Lieferdienst Gorillas soll Investoren viel Geld einfahren – die Beschäftigten organisieren sich 
    „In nur zehn Minuten liefern »unsere legendären Fahrer*innen« frische Lebensmittel direkt an die Haustür – das verspricht Gorillas. Im Mai 2020 startete das Berliner Start-up seinen Online-Supermarkt. Mittlerweile ist es in elf deutschen und sechs niederländischen Städten sowie in Paris und London aktiv. (…) Mit seinem Geschäftsmodell ist Gorillas nicht allein, die Mitbewerber nennen sich Flink oder Grovy und funktionieren genau gleich. Vorbild ist der amerikanische Express-Lieferdienst goPuff, der in den USA seit 2013 existiert. Die treibende Kraft, die hinter dem Aufkommen immer mehr solcher Start-ups steht, ist weniger das besonders originelle Geschäftsmodell oder ein spezieller Bedarf auf Seiten der Kund*innen; es geht in erster Linie um die rasche Vermögensvermehrung privater Anleger*innen. (…) Die Unzufriedenheit unter den Beschäftigten wächst indes. Sie prangern die niedrigen Löhne an, klagen über Rückenschmerzen, haben Angst vor Kündigungen oder dem erhöhten Corona-Risiko in den engen Lagerräumen. Im Februar legten Rider in Berlin spontan ihre Arbeit nieder, weil die Auslieferung bei Minusgraden, Schneefall und glatten Straßen zu gefährlich war. (…) Die Beschäftigten versuchen, bei dieser aggressiven Expansionsstrategie sprichwörtlich nicht unter die Räder zu kommen. Die Arbeitsniederlegung im verschneiten Februar hatte bereits Erfolg, Gorillas stellte damals den Betrieb aus Sicherheitsgründen für mehrere Tage ein. Mittlerweile haben sich einige Rider im Gorillas Workers Collective (GWC) zusammengeschlossen. Für den 3. Juni 2021 planen sie in Berlin eine Betriebsversammlung, um den Wahlvorstand zur Gründung eines Betriebsrats ins Leben zu rufen. Eine klare Ansage an die Unternehmensleitung, deren kumpelhaftes Auftreten sich schnell als Schein entpuppen dürfte, wenn die Beschäftigten weiter für ihre Interessen einstehen. (…) Die Beschäftigten formulieren ihre eigenen Ansprüche und fordern bessere Bedingungen. Letztlich könnte sich gerade die gewollte Fluktuation der Arbeitskräfte, die nicht selten zwischen verschiedenen Lieferdiensten wechseln, gegen die Start-ups wenden; dann nämlich, wenn auch die Erfahrungen von Betriebsratsgründungen und Arbeitskämpfen zu zirkulieren beginnen.“ Artikel von Janis Ewen vom 18. Mai 2021 aus ak 671 externer Link

  • Berliner Lieferdienst-Start-up: Daten von 200.000 Gorillas-Kunden lagen ungeschützt im Netz 
    Der Lieferdienst Gorillas hatte wohl eine erhebliche IT-Sicherheitslücke. Daten für eine Million Bestellungen von rund 200.000 Kundinnen und Kunden könnten betroffen sein.  (…) Für etwa 200.000 Kundinnen und Kunden in Berlin, Hamburg, München, aber auch zum Beispiel London, Amsterdam und Paris bedeutet das: Name, Adresse, E-Mail-Adresse, Telefonnummer und bestellte Produkte lassen sich nachvollziehen. In manchen Fällen sind zudem auch Hauseingänge und Klingelschilder abfotografiert worden, um die Zulieferung zu bestätigen. Möglich machte den Zugriff auf die Daten offenbar unter anderem ein Rechte-Problem, das sich mit einem Vergleich erklären lässt. Einfach formuliert: Normalerweise lässt sich eine Wohnungstür nur mit einem speziellen Schlüssel aufsperren. In diesem Fall hätten aber alle Wohnungsschlüssel, aller Bewohner des Hauses diese Tür aufsperren können, so erklären es die Forscher. Der Schlüssel sei in diesem Fall eine lange Zahlen- und Buchstabenkombination, die jeder angemeldete Gorillas-App-Nutzer erhält. (…) Das Datenleck bei Gorillas steht allerdings nicht nur für das inzwischen mit einer Milliarde Euro bewertete Start-up. Der Fall steht für mehr. Zum einen dass die Branche der Lebensmittel-Lieferdienste in der Pandemie im Rekordtempo wächst. Gab es 2019 schätzungsweise laut Erhebung des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel [bevh.org] in diesem Bereich einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro, so kam man 2020 auf 2,7 Milliarden Euro. Ein Zuwachs also von mehr als 60 Prozent. Zum anderen steigt in Deutschland die Zahl der sogenannten Datenpannen massiv. Auf Basis einer Anfrage von NDR und rbb an die Datenschützer der Bundesländer zeigt sich, dass 2020 die Datenschützer 14.959 Mal die Meldung erreichte, dass personenbezogene Daten wohl nicht ausreichend geschützt waren…“ Beitrag der Sendung radioeins vom 07.05.21 bei RBB externer Link – siehe auch die Analyse bei zerforschung externer Link
  • Klassenkampf beim Unicorn: Konflikte und Organisierung beim Gorillas Lieferdienst 
    In deutschen und niederländischen Städten ist ein neuer Fahrradkurierservice unterwegs. Das Startup Gorillas liefert im Gegensatz zu Deliveroo, Wolt und anderen aber keine fertigen Speisen aus Restaurants, sondern ganze Supermarkteinkäufe. Und das im innerstädtischen Liefergebiet in zehn Minuten; so lautet zumindest der Werbeclaims des jungen Unternehmens. Alles, was im Supermarkt bestellt werden kann, kann man auch bei Gorillas bestellen – fast zum gleichen Preis. In den Berliner Bezirken, die das Unternehmen beliefert, wurden mittlerweile 13 Lagerflächen angemietet, in denen sogenannte «Picker» die per App bestellten Lebensmittel in die Rucksäcke der Kurier*innen füllen und sie dann mit dem Fahrrad zu den Kund*innen fahren. (…) Das Unternehmen spart an fast allem, was Kosten verursacht: Statt mit Autos und Lieferwagen, wie beispielsweise der Konkurrent Rewe, liefert Gorillas mit Fahrrädern aus, die kostengünstig von Swapfiets, einem anderen Startup, gemietet werden. Dass die nicht für das Berliner Kopfsteinpflaster und schweres Gepäck auf dem Rücken ausgestattet sind, scheint sie dabei wenig zu stören, erzählt mir Silvan (Name geändert), einer der Gorillas-Kuriere. «Selbst die jungen Kollegen haben Rückenschmerzen. Wir haben kein Essen in Pappschachteln auf dem Rücken, wie unsere Lieferando-Kollegen, sondern schwere Einkäufe. Viele bestellen Wein oder Champagner.» Die Kund*innen müssen also während Corona nicht in den Supermarkt, die Kurier*innen drängeln sich hingegen dicht an dicht vor einigen Lagerräumen, denn auch an Betriebs- und Aufenthaltsräumen spart Gorillas. Dies ist für die Fahrer*innen besonders bei schlechtem Wetter unangenehm und führt auch immer wieder zu Stress mit Anwohner*innen: «In den Lagerräumen gibt es keinen Ort für uns, da ist kein Platz und es ist auch oft dreckig, also warten wir vor den Lebensmittellagern auf unsere nächste Fahrt.» In Berlin-Kreuzberg gibt es Beschwerden über Fahrräder und Kuriere auf dem Gehweg. Oftmals sind es die Kurier*innen, die den Ärger abbekommen und nicht das Unternehmen. Auch an Sonderzulagen des Einzelhandels wird gespart: «Wir haben unsere Manager gefragt, warum wir sonntags und nachts keine Schichtzulage bekommen. Verkäufer bekommen dann mehr Lohn, wir nicht.» Statt einer Schichtzulage wurden die kritischen Gorillas-Kurier*innen einzeln zu persönlichen Gesprächen gebeten, in denen Druck auf sie ausgeübt wurde, berichtet Silvan. Das Unternehmen setze generell auf Druck, um sein Versprechen die Lebensmittel in Rekordzeit auszuliefern einzuhalten. «Gorillas will wachsen, das ist ihr Fokus, und je mehr sie wachsen, desto schlechter werden unsere Arbeitsbedingungen. Wir werden ständig erinnert, dass wir uns beeilen sollen, aber ohne Zahlen zu kennen, wo und wann wir langsam waren, aber das erzeugt Druck. (…) Denn hinter der bunten, freundlichen Startup-Fassade gebe es deutliche Hierarchien, berichtet Silvan: «Es gibt nicht nur die Geschäftsführung und das Management, sondern auch ‹Mini-Bosse›, die Berichte über unsere Performance verfassen. Wir vermuten, dass schon einige auf Grund dieser Berichte gefeuert wurden, vor allem die Kollegen, die noch nicht lange in Deutschland sind und das Arbeitsrecht hier nicht kennen.» Silvan kommt wie viele seiner Kolleg*innen nicht aus Deutschland, viele sprechen im Gegensatz zu ihm kaum Deutsch und kennen auch ihre deutschen Arbeitsrechte nicht. (…) Aber nicht nur die Unternehmer, auch die Kurierfahrer*innen sind heute gut organisiert und können auf Erfahrungen aus anderen Kämpfen aufbauen. Silvan und seine Kolleg*innen sind gerade dabei einen Betriebsrat zu gründen, Anfang Juni soll die Wahlversammlung stattfinden, im September wird er dann gewählt. Unterstützung bekommen sie von der Gewerkschaft FAU, die seit 2017 Kurierfahrer*innen innerhalb der Deliverunion-Kampagne organisiert…“ Artikel von Nina Scholz vom 1.5.2021 bei der RLS externer Link
  • Gorillas Start-up: Die neuen Verteilungskämpfe 
    „… In Berlin kann man gerade die Expansion des Start-ups Gorillas beobachten, samt diverser Nebenwirkungen für den öffentlichen Raum. Das Unternehmen wirbt damit, innerhalb von zehn Minuten Grundbedarf des täglichen Lebens nach Hause zu liefern. Gerade in Pandemiezeiten ist das ein Service, für den es eine große Nachfrage gibt, auch wenn in Berlin an jeder Ecke ein Späti existiert, der ähnliche Produkte verkauft. Wie viele andere Start-ups aus Berlin ist auch Gorillas keine hiesige Erfindung, sondern ein klassischer Copycat, der die Geschäftsmodelle erfolgreicher Vorbilder aus der Türkei (Getir) und den USA (goPuff) imitiert. Aber Gorillas hat etwas geschafft, was viele andere nicht schafften: In der letzten Investitionsrunde hat das Unternehmen durch eine Finanzspritze in Höhe von 244 Millionen Euro so schnell wie kein anderes Start-up in Deutschland eine Milliardenbewertung erhalten und gilt damit als Einhorn. Mit dem Geld soll die Expansion finanziert werden. Bis Mitte des Jahres will Gorillas „in über 15 europäischen Städten mit mehr als 60 Warenlagern“ vertreten sein. (…) Gorillas-Gründer Kağan Sümer inszeniert sich selbst gerne als Crowdworker Nummer 1 externer Link . Das klingt in Start-up-Blogs und Podcasts gut, die Praxis scheint aber weniger Teamplay zu sein. Crowdworker:innen berichten von Videoüberwachung externer Link fehlenden Ruheräumen und vor allem massivem Stress für einen Stundenlohn von 10,50 Euro, knapp über dem Mindestlohn. Kein Wunder, wenn das Unternehmen verspricht, innerhalb von zehn Minuten ab Bestellung zu liefern – auch wenn das in der Realität selten in dieser Zeit geschieht, wie viele Nutzer:innen-Reviews zeigen. Wenigstens müssen sie ihre Fahrräder nicht selber bezahlen, wie dies bei anderen Lieferservices üblich ist. Der Spiegel schrieb trotzdem externer Link, die Arbeitsbedingungen seien „teilweise die Hölle“. Wir hätten gerne noch die Sichtweise des Unternehmens in diesem Artikel berücksichtigt, aber Gorillas reagierte nicht auf unsere Presseanfrage. (…) „Die tatsächlichen Kosten werden bei Gorillas externalisiert“, sagt Wissenschaftler Dominik Piétron. Fahrer:innen arbeiteten Tag und Nacht zu Niedriglöhnen und die Logistik werde auf die Bürgersteige verlagert. „Die Städte sollten überlegen, ob diese Einnahme des öffentlichen Raums nicht analog zu E-Scooter und Bike-Sharing-Diensten über eine Sondernutzungserlaubnis geregelt werden kann“, gibt er als Vorschlag mit. Gorillas argumentiert gegenüber Anwohner:innen in Kreuzberg, dass man die Sorgen ernst nehme und durch zusätzliche Standorte in der Nähe für eine Entlastung sorgen würde. Man sei bemüht, dass Lieferungen nicht mehr vor sechs Uhr stattfinden würden. Allerdings widerspricht das Versprechen dem eigenen Geschäftsmodell und den hohen Investitionen durch Venture Capital: Dieses lässt Barmherzigkeit und Rücksicht auf Anwohner:innen in Wohnvierteln nicht zu, sondern setzt auf eine möglichst effektive Auslastung der Ressourcen, um möglichst schnell zu wachsen, viel Geld zu verdienen und die Investitionen zu vergolden. Zusätzliche Standorte werden das Problem für einzelne Viertel nicht lösen, sondern die Probleme stattdessen immer weiter verteilen. Gewinner sind dann die Investor:innen, die nicht vor Ort wohnen. Sonst würden wohl auch sie sich dagegen wehren.“ Beitrag von Markus Beckedahl vom 29. April 2021 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Siehe zum Geschäftmodell auch: Quick commerce: pioneering the next generation of delivery. Artikel von Robin Nierynck vom 29.4.2020 bei deliveryhero.com externer Link
  • Siehe dazu auch bei LabourNet Germany:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=178200
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