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Dinotrans: Wilder Streik der Dumpinglöhner. Alle Räder stehen still
Beitrag von Karsten Weber vom 16.3.2014
Die Liberalisierung im europäischen Transportgewerbe hat zu einem Niedergang der Arbeitsbedingungen und einer Ausweitung von Dumpinglöhnen geführt.
Das Anheuern philippinischer Fahrer durch die Spedition Dinotrans löste europaweit eine Welle der Empörung aus. Doch die asiatischen Niedriglöhner haben sich als weniger pflegeleicht entpuppt, als vom Spediteur erwartet. Sie sind ihren deutschen Kollegen gegenüber mitteilsam und so wurden ihre konkreten Arbeitsbedingungen hier bekannt.
Sie selbst wissen ihre Situation recht gut einzuschätzen, haben oftmals schon einiges von der Welt gesehen, einige sprechen auch arabisch, weil sie in Saudi Arabien gearbeitet haben. Sie wissen, wieviel schlechter ihre Arbeitsbedingungen sind im Vergleich zu den deutschen, aber es ist das beste, was sie kriegen konnten.
Sie haben ihren ersten Arbeitsvertrag in Manila unterschrieben und mußten dem Vermittler einen (zukünftigen) Monatslohn zahlen. Sie sind auf Kosten von Dinotrans nach Riga geflogen. Dort haben sie weitere Verträge unterschrieben, einen komplett auf Lettisch. „Es geht um Immigration, mehr müßt ihr nicht wissen“ wurde ihnen gesagt. So erhielten sie Lettische Pässe und damit die Möglichkeit als EU Bürger hier zu arbeiten.
Der andere Vertrag war auf englisch, untersagte ihnen über Arbeitsbedingungen zu reden und sich gewerkschaftlich zu organisieren. Diesen Vertrag mußten sie unterschreiben, haben aber keine eigene Kopie davon erhalten. Die Arbeitsverträge laufen ein Jahr. Sie können um ein weiteres Jahr verlängert werden. Dinotrans kann sie wohl sehr einfach loswerden und zurückschicken.
In Riga gibt es die Möglichkeit richtiger Unterbringung, in der Niederlassung Lübeck gibt es Mehrbettzimmer, einige ziehen es vor im LKW zu schlafen. Neu eingestellte Fahrer bekommen gerade mal 10 Euro pro Tag Spesen in den ersten 3 Monaten. Dann wird dies auf 15 Euro für weitere 3 Monate erhöht und wer 9 Monate durchhält, der bekommt dann 20 Euro pro Tag.
Die Fahrer versuchen hier so wenig wie möglich auszugeben, kochen selbst und beziehen die Grundlebensmittel aus Asia-Läden. So können sie noch einen großen Teil ihres Lohnes nachhause schicken.
Bisher bekamen Sie einen Lohn in 850 US Dollar berechnet, umgerechnet in Euro ca. 670 €. Durch die Schwankung des Dollarkurses, betrug der Lohn am 21.02.2014 nur noch 628 €. Da platzte ihnen der Kragen und sie legten die Arbeit nieder. Sie wollten das Problem sofort geklärt wissen.
Es ist sofort ein Dinotrans Chef angereist. Da sie ihrer Firma nicht über den Weg trauten, haben sie jemanden von der Philippinischen Botschaft angefordert. Der war als offizieller Zeuge bei den Verhandlungen anwesend. Als sie die Zusage bekamen, daß ihr Lohn nun in fester Höhe (670€) in Euro garantiert wird, waren sie bereit, die Arbeit wieder aufzunehmen.
Sie selbst erklärten jedoch, wie unzufrieden sie mit der Bezahlung seien und sehen darin weiteren Konfliktstoff.
Inzwischen ist es überall im Gewerbe unruhig geworden. Einerseits hat die Situation zu Spannungen unter den Fahrern geführt, andererseits versucht man sich zu organisieren und zu protestieren. So wurden Flashmobs organisiert, um auf die Situation aufmerksam zu machen…
Siehe dazu:
- Wilder Streik bei Dinotrans. Bericht vom 27.2.2014 bei chefduzen
- Wilder Streik bei Dinotrans
„Die dänische Spedition Dinotrans steht für die Beschäftigung von asiatischen Kraftfahrern zu Dumpinglöhnen schon länger in der Kritik. Jetzt haben philippinsche Fahrer in Lübeck gegen Lohnkürzungen wild gestreikt…“ Bericht vom 02.03.2014 bei NetzwerkIT
- Für 628 Euro durch Europa – Philippiner wollen nicht länger zu Dumpinglöhnen in Deutschland Lkw fahren
Das lettische Logistikunternehmen Dinotrans wirbt Philippiner in Manila an, um auf deutschen Straßen Lkw zu fahren. Bisher gaben sie sich fügsam und waren günstig für das Unternehmen. Jetzt wehren sie sich. Artikel von Olaf Harning im Neues Deutschland vom 14.03.2014 . Aus dem Text: „(…) Weil ihr Monatslohn bei Dinotrans wechselkursbedingt auf gerade einmal 628 Euro pro Monat gesunken war, legten am 21. Februar mehrere Dutzend philippinische Fahrer in Lübeck die Arbeit nieder. Hier hatte Dinotrans 2009 eine Niederlassung aufgemacht. Der Kurs des US-Dollar fiel im Februar erheblich ab, und so sank der bis dahin ohnehin schon niedrige Monatsverdienst der Männer von 670 Euro noch einmal um gut 40 Euro. Zu wenig, befanden selbst die bereits an Dumpinglöhne gewöhnten Dinotrans-Fahrer und traten kurzerhand in einen »wilden Streik«. Erst nachdem der kurzfristig nach Lübeck geeilte Geschäftsführer Staffan Resare in Anwesenheit philippinischen Botschaftspersonals einen festen, in Euro ausgezahlten Monatslohn zugesagt hatte, nahmen die Fahrer ihre Arbeit wieder auf… Eine Veränderung hat die Arbeitsniederlegung unterdessen bewirkt: Die Männer aus Manila werden von anderen Fahrern nicht einzig auf ihre Rolle als Dumping-Konkurrenz reduziert, sondern vermehrt als Kollegen betrachtet – und das mit Respekt. Der Kommentar eines Fahrers im »Trucker-Forum«: »Einfach aufgehört zu arbeiten, trotz Bedrohung von Dinotrans (…). Von dem Stolz und dem Mut dieser Leute können wir uns eine riesen Scheibe abschneiden.«