DB Cargo will die Preise für Güterverkehr um bis zu 45 Prozent anheben – Klimapolitik, die selbst der BDI kritisiert

[Bahn für Alle zu #blockIAA] Verkehrswende geht nur mit einer anderen BahnDie Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn, DB Cargo, hat jetzt eine erhebliche Preiserhöhung angekündigt. Wie der Spiegel erfahren hat externer Link, werden in diesen Tagen die Kunden über Preisanpassungen von bis zu 45 Prozent informiert. Mit den neuen Preisen sei man nach Angaben der Bahn „auf dem Niveau der branchenüblichen Preisentwicklung“. Als Grund gibt das Unternehmen die steigende Inflation sowie hohen Energiekosten an. Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), kritisiert die Preisanhebungen, sie kämen „zur Unzeit“ und würden viele Unternehmen in einer „sehr angespannten wirtschaftlichen Situation“ treffen. (…) „Höhere Preise bremsen die zum Erreichen der Klimaziele dringend benötigte Stärkung der Schiene aus und fördern eine Rückverlagerung auf die Straße“, so die Auffassung von Lösch…“ Beitrag von Corinna Flemming vom 18. November 2022 im Logistik-Watchblog externer Link („Deutsche Bahn hebt Preise für Güterverkehr massiv an“) – siehe dazu:

  • DB Asphalt AG: Deutsche Bahn muss Cargo-Frachtsparte auf Geheiß Brüssels in zwei Jahren profitabel machen. Rezept: Höhere Preise, mehr Güter auf die Straße New
    „Massenentlassungen, Unpünktlichkeitsrekorde, Schienenmautabzocke – die Deutsche Bahn (DB) liefert einmal mehr Hiobsbotschaften in Serie. Zur Wochenmitte gab es Nachschlag: Die Güterverkehrssparte DB Cargo darf ihre chronischen Verluste nicht länger durch die Holding ausgleichen lassen. So will es die Europäische Kommission, der sich der Staatskonzern mit einem folgenschweren Deal beugen musste. Im Gegenzug für die Einstellung eines 2022 eingeleiteten Beihilfeverfahrens wird Schluss gemacht mit der »wettbewerbsschädlichen« Subventionspraxis und der fragliche Abführungsvertrag zum 1. September gekündigt. Ergo muss die Tochter künftig auf eigenen Beinen stehen und binnen zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben. Wenn nicht, droht die Zerschlagung, wie bei den Franzosen. Dort musste sich die staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF auf Druck Brüssels von großen Teilen ihrer Güterbahnen trennen. Kommt es bei der DB genauso? Offiziell läuft das von Cargo-Chefin Sigrid Nikutta schon Anfang Juni aufgesetzte »Transformationsprogramm« unter der Parole »Rettung«. Zu den Planungen gehören die Streichung von 2.000 Arbeitsplätzen, vornehmlich in der Verwaltung, sowie die Auslagerung ganzer Geschäftsfelder an DB-eigene Gesellschaften. Offenbar hat die Managerin damit bei den EU-Wettbewerbshütern gepunktet. Mit ihrem Eifer verdiente sie sich sogar die Zusage, dass ihre Abteilung als hundertprozentige Tochter im Konzernverbund verbleiben darf. Wie gnädig. Was aber, wenn die Rosskur nicht anschlägt wie gewünscht? Dann dürfte der Laden Ende 2026 zumindest besser verkäuflich sein als heute. Das wäre mindestens nach dem Geschmack von FDP und Bündnis 90/Die Grünen, der Union sowieso, mithin auch der SPD, säßen ihr nicht die Gewerkschaften im Nacken. Am Mittwoch fragte die Süddeutsche Zeitung (SZ): »Was bleibt am Ende von dem Staatsbetrieb als großem Verkehrskonzern noch übrig?« Die Veräußerung der einzig wirklich profitablen Tochter Schenker steht kurz vor dem Abschluss. Wobei der Logistiker auf der Straße verkehrt und in DB-interner Konkurrenz zu Cargo steht – verrückt. Dazu fährt der Fernverkehr gewaltige Verluste ein, und der Regionalverkehr muss sich mit immer mehr Wettbewerbern messen. (…) Die EU lasse DB Cargo »am langen Arm verhungern«, bemerkte gestern Carl Waßmuth vom Bündnis »Bahn für alle«. Zugleich werde der »extrem schädliche Güterverkehr auf der Straße EU-konform mit Milliarden Euro subventioniert«, sagte er jW. Dabei stehe außer Frage, dass Deutschland den Schienengüterverkehr im Land fördern könnte, wenn die Ampel wollte. »Der einfachste Weg wäre, die Bahn gemeinnützig zu machen«, so der Aktivist, »dann wäre die EU sofort machtlos«.“ Artikel von Ralf Wurzbacher in der jungen Welt vom 24. August 2024 externer Link, siehe auch:

  • Mehr Güterverkehr auf die Schiene? Transport in Güterzügen verteuert sich ab Dezember um 16,4 Prozent – größte Preiserhöhung seit Gründung der DB AG
    Mehr Güterverkehr auf die Schiene – das ist das Ziel der Bundesregierung. Doch mit der Erhöhung der Trassenpreise wird laut Experten das Gegenteil passieren. Dann dürfte noch mehr per Lkw transportiert werden. (…) In Zukunft hat es der Güterverkehr auf der Schiene schwerer im Wettbewerb mit dem Transport über die Autobahnen. Denn ab Dezember steigen die Trassenpreise an, die für jeden Zug zu bezahlen sind. Eigentlich wollte die Deutsche Bahn die Preise für alle Züge – ob Nahverkehr, Fernverkehr oder eben Güterverkehr – um rund sechs Prozent erhöhen. Weil die Politik aber den Nahverkehr nicht weiter belasten wollte, erfolgt die Anhebung in unterschiedlichem Ausmaß. Der Preisaufschlag fällt für den Nahverkehr mit 0,6 Prozent sehr moderat aus; als Ausgleich steigt der Preis für Fernverkehrszüge um 17,7 Prozent und für Güterzüge um 16,4 Prozent. Es ist damit die größte Preiserhöhung seit Gründung der DB AG im Jahr 1994.
    Vor einem „toxischen Mix“ warnt Clemens Först, der Vorstandssprecher der Rail Cargo Group. Zur maroden Infrastruktur und den vielen Baustellen komme jetzt auch noch eine massive Kostensteigerung hinzu. „Das bedeutet eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße“, so Först. Schon vor dieser Preiserhöhung sind die Kosten gestiegen, weil die Trassenpreisförderung Ende vergangenen Jahres von 350 Millionen auf 180 Millionen Euro gekürzt wurde. Zusammen mit der geplanten Erhöhung der Trassenpreise verdoppeln sich so fast die Kosten. Für Peter Westenberger vom Netzwerk Bahn e.V. sind da die Folgen absehbar: „Die Lkw werden in Zukunft mehr Verkehrslast übernehmen.“ Dabei verfehlt der Verkehrssektor schon jetzt die Klimaziele. Der Transport mit dem Zug ist viel klimafreundlicher als der Lkw: Statt 111 Gramm pro Tonne und Kilometer beim Lkw werden nur 17 Gramm beim Güterzug freigesetzt…“ Beitrag von Michael Houben und Steffen Clement vom 31.05.2024 in tagesschau.de externer Link („Transport in Güterzügen verteuert sich stark“)

Siehe auch unser Dossier: DB Cargo AG: Erst kaputtgespart und politisch von der Strasse verdrängt, nun droht massiver Stellenabbau

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=206304
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