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[Tarifrunde 2024 Gebäudereinigung] Löhne von Reinigungskräften: Unsichtbar und mies bezahlt
„… Sie arbeiten frühmorgens und spätabends – dann, wenn die meisten Berufstätigen in Berlin noch schlafen oder ihren Feierabend genießen. Sie putzen Büros, Schulen, Arztpraxen und Altersheime. Die Arbeit ist anstrengend und der Zeitdruck enorm. (…) Die Gewerkschaft verhandelte am Mittwoch in Frankfurt am Main in zweiter Runde den Tarifvertrag für Gebäudereiniger*innen – ohne Ergebnis. Laut IG BAU legten die Arbeitgeber erneut kein Angebot vor, weshalb die Tarifverhandlungsrunde am Nachmittag ergebnislos vertagt wurde. Der nächste Termin ist für den 24. Oktober geplant. (…) Die IG BAU fordert drei Euro mehr pro Stunde. Der Branchenmindestlohn liegt aktuell bei 13,50 Euro – nur unwesentlich mehr als der gesetzliche Mindestlohn von 12,41 Euro. Die IG BAU fordert außerdem eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen sowie ein 13. Gehalt für die Putzkräfte…“ Artikel von Ella Strübbe vom 11. September 2024 in der taz online – siehe mehr daraus und die IG BAU:
- Warnstreikphase vereitelt: Verfrühte Tarifeinigung in der Gebäudereinigung sorgt für Unmut
„… Mit dem nun erzielten Verhandlungsergebnis, einer Lohnerhöhung von gut elf Prozent, zeigte sich die Gewerkschaft in einer Mitteilung zufrieden. Doch was in relativen Zahlen positiv klingt, ist in absoluten ernüchternd: Das Plus für die unterste Lohngruppe beträgt 1,50 Euro pro Stunde, verteilt über zwei Jahre. Damit steigt der Branchenmindestlohn, den laut IG BAU rund 500 000 Beschäftigte in der Branche erhalten, auf 15 Euro. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich eine Steigerung von drei Euro gefordert. Der Kompromiss sorgte dann auch für Frust unter einigen Beschäftigten. »Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend«, sagte etwa Reinigerin und Gewerkschafterin Annette Hofmann im Gespräch mit »nd«. Die Lohnsteigerung sei viel zu gering angesichts der nach wie vor hohen Preise und geringen Gehälter, kritisiert sie. Aus ihrer Sicht hätte man noch mindestens das Ende der Friedenspflicht abwarten müssen, bis man eine Einigung erwägt. »Hätte es dann keine Bewegung von den Verbänden des Gebäudereinigerhandwerks gegeben, hätten wir streiken können«, sagt sie.
So aber blieb der nötige Druck aus und konnte auch eine weitere Kernforderung der Gewerkschaft nicht durchgesetzt werden. Sinnbildlich für ein gefordertes Weihnachts- und Urlaubsgeld war der Gereonsplatz in Köln mit undekorierten Weihnachtsbäumen gesäumt. »Dafür kämpfen wir schon seit zehn Jahren«, sagte Verhandlungsführerin Laux im Vorfeld der Gespräche. Doch bei dem Thema machte die Arbeitgeberseite vorerst dicht. Erst ab November nächsten Jahres soll darüber weiterverhandelt werden. (…) Die Branche, in der hauptsächlich Frauen – viele mit Migrationshintergrund – arbeiten, gilt als Niedriglohnsektor. »Ich verdiene so wenig, dass die Rente praktisch ausbleibt«, erzürnte sich eine Reinigungskraft aus dem Ruhrgebiet. Nicht wenige, hört man am Rande der Tarifrunde, sind auf Minijob-Basis oder in Teilzeit angestellt und auf staatliche Aufstockung angewiesen.
In den Betrieben des Bundesinnungsverbands sind rund 80 Prozent der Beschäftigten angestellt. Es ist nach BIV-Angaben das größte Handwerk in Deutschland. Die jeweils zuständigen Gremien der Tarifvertragsparteien müssen noch bis spätestens 29. November der Vereinbarung endgültig zustimmen.“ Artikel von David Bieber vom 17.11.2024 in ND online - Gebäudereinigung: 2stufige Erhöhungen der Einkommen der Reinigungskräfte und der Ausbildungsvergütungen ab Januar 2025 vereinbart, laut IG BAU rund 11 Prozent
„Einigung in der vierten Verhandlung. / Einstieg für Jahressonderzahlung vereinbart. / Erklärungsfrist bis 29. November.
In der Tarifauseinandersetzung im Gebäudereiniger-Handwerk wurde in der vierten Verhandlungsrunde am heutigen frühen Morgen, 15. November, in Köln eine Einigung erzielt. Danach werden die Einkommen der Reinigungskräfte vom 1. Januar 2025 an um 0,75 Euro pro Stunde steigen, ein Jahr später noch einmal um denselben Betrag.
In der untersten Lohngruppe 1 sind das dann 15 Euro pro Stunde. In den Lohngruppen 6 und 7 erhöht sich der Stundenlohn erst um 0,95 Euro und im zweiten Schritt um 0,75 Euro, damit beträgt dann der Branchenmindestlohn bei den Glas- und Fassadenreiniger*innen (Lohngruppe 6) am Ende 18,40 Euro.
Die Ausbildungsvergütungen werden ab 1. Januar 2025 im ersten Lehrjahr um 100 auf 1000 Euro, im zweiten um 115 auf 1150 Euro und im dritten wiederum um 100 auf 1300 Euro angehoben. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre. Dazu haben die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks vereinbart, vom November 2025 an über eine dauerhafte Jahressonderzahlung zu verhandeln. (…) Die jeweils zuständigen Gremien der Tarifvertragsparteien müssen noch bis spätestens 29. November 2024 der Vereinbarung endgültig zustimmen.“ Pressemitteilung der IG BAU vom 15.11.2024 („Einkommen im Gebäudereinigungs-Handwerk steigt um rund elf Prozent“) - Gebäudereinigung: „50 Cent mehr pro Stunde ab Januar 2025“ – Enttäuschung über gruseliges Angebot, Mobi für 4. Runde am 14. November in Köln
„50 Cent mehr pro Stunde ab Januar 2025“ lautet das Angebot der Arbeitgeber in der Gebäudereinigung. Was bekommt man heute davon schon? Einen Schluck Kaffee? Ein halbes Brötchen? Der Vorschlag ist ein Armutszeugnis, die Beschäftigten sind entsprechend enttäuscht. Trotzdem kämpfen wir weiter für unsere berechtigte Forderung nach 16,50 Euro/Stunde! (…) Die Kolleg*innen des Runden Tischs in Frankfurt am Main finden das Angebot der Arbeitgeber „gruselig“. Sie nahmen Halloween zum Anlass, durchs DGB Haus zu ziehen und mit Kolleg*innen des DGB und der Schwestergewerkschaften Soli-Fotos zu machen. Alle schlossen sich der Auffassung an, dass das Angebot nicht der Ernst der Arbeitgeber sein kann und dass man am 14. November in Köln auf ein vernünftiges setze, welches vor allem auch ein 13 Monatseinkommen beinhaltet. (…) Wir waren in der Philipp-Holzmann-Schule in Frankfurt, bei den Gebäudereiniger-Azubis im zweiten Lehrjahr. Auch sie finden das Angebot der Arbeitgeber gruselig und unterirdisch. Sie wollen Respekt und eine höhere Ausbildungsvergütung! Auch die Beschäftigten der RGE Servicegesellschaft in Essen stehen hinter der Forderung der Tarifkommission. (…) In der Fachgruppe und in den Betriebsrätefragestunden in Flensburg wird angeregt über das Ergebnis der letzten Verhandlungen sowie die Mobilisierung nach Köln diskutiert. Klar ist für die Kolleg*innen: „So ein freches Angebot der Arbeitgeber lassen wir nicht auf uns sitzen!“. (…) Die Kolleginnen und Kollegen der Firma Vebego in Frankfurt am Main sind stinksauer, denn das „Angebot“ der Arbeitgeber stinkt zum Himmel: „Unsere Forderung ist berechtigt und wir sind bereit sie durchzusetzen!“. (…) Betriebsratsvertreter verschiedener Berliner Gebäudereinigungs-Firmen tauschen sich regelmäßig gemeinsam mit der IG BAU aus. Aktuell steht für sie das Thema Tarifverhandlung im Vordergrund – und die Frage, wie sich ein Betriebsrat im Arbeitskampf verhalten sollte. Dabei war eines klar: Hinter der Tarifforderung nach drei Euro mehr und einem 13. Monatseinkommen für IG BAU-Mitglieder stehen sie alle!“ Mitteilung der IG BAU vom 1. November 2024 mit vielen Halloween-Fotos der Kolleginnen und Kollegen- Aufruf: Kommt alle nach Köln – wir wollen Euch sehen und hören!
„Wir alle sind empört über das Angebot der Arbeitgeber: Wertschätzung, Anerkennung und Respekt sehen anders aus! Am 14. November gehen die Verhandlungen in Köln in die vierte Runde. Jetzt kommt es auf Euch an! Kommt am 14. November mit uns nach Köln! Zeigt Euren Ärger und Eure Wut und unterstützt die Verhandlungskommission der IG BAU…“ Aufrufvom 2.11.24
- Aufruf: Kommt alle nach Köln – wir wollen Euch sehen und hören!
- Sauberkeit ist wenig wert. Schlechte Arbeitsbedingungen und miese Bezahlung im Gebäudereinigerhandwerk. Unternehmen wollen, dass es so bleibt
„Im Gebäudereinigerhandwerk bahnt sich eine längere Tarifrunde an. Denn der Bundesinnungsverband dieses Bereichs präsentierte nun ein Angebot, das deutliche Kritik bei der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) auslöste.
Aus Sicht der Unternehmensvertreter sollen die Beschäftigten der Branche mit Entgelterhöhungen von 3,7 Prozent zum 1. Januar 2025 und 2,5 Prozent ein Jahr darauf über die Runden kommen. Das sei realitätsfern und respektlos, kommentierte Ulrike Laux von der IG BAU die Offerte am Donnerstag. Die Unternehmen im Gebäudereinigungshandwerk »haben den Kontakt zur Lebenswirklichkeit ihrer Beschäftigten komplett verloren«, anders sei die angebotene Minierhöhung nicht erklärbar. Dieses Angebot würde für die unterste Lohngruppe das Stundenentgelt um zunächst 50 Cent auf 14 und im zweiten Schritt auf 14,35 Euro erhöhen. Damit würden die vielen Preissteigerungen der zurückliegenden Jahre bei Lebensmitteln, Mieten, Energie und anderem mehr überhaupt nicht ausgeglichen…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 26.10.2024 - Löhne von Reinigungskräften: Unsichtbar und mies bezahlt
Weiter aus dem Artikel von Ella Strübbe vom 11. September 2024 in der taz online : „… Das Gebäudereinigungs-Handwerk ist mit über 26 Milliarden Euro Jahresumsatz und bundesweit rund 700.000 Beschäftigten das größte Handwerk in Deutschland. Etwa 500.000, davon ein Großteil Frauen, bekommen lediglich den Branchenmindestlohn. In keiner anderen Berufsgruppe verdienen Angestellte so wenig wie im Reinigungssektor, gab das Statistische Bundesamt jüngst bekannt. Der durchschnittliche Bruttoverdienst liegt demnach bei 2.493 Euro im Monat. Würde sich die Gewerkschaft durchsetzen, wären es knapp 2.790 Euro brutto – bei Vollzeitbeschäftigung. Die meisten Gebäudereiniger*innen haben laut Gewerkschaft allerdings nur einen Teilzeitjob und kommen damit kaum über die Runden. Bei den Beschäftigten herrscht entsprechend große Wut. „Kaum einer hat eine Coronaprämie bekommen, kaum eine einen Inflationsausgleich“, sagt Baumgartner. Dabei belasten die gestiegenen Preise für Lebensmittel, Energie und Wohnen vor allem Menschen mit niedrigen Löhnen. Während die Umsätze und Gewinne innerhalb der Reinigungsbranche in den vergangenen Jahren weiter gestiegen sind, könnten seine Kolleg*innen immer weniger am gesellschaftlichen Leben teilhaben, so der Gewerkschaftssekretär. (…)In Berlin gibt es dagegen dreckige Schulen und eine ungemütliche Lernumgebung. Laut einer Studie der German Toilet Organization vermeiden knapp 50 Prozent der Berliner Schüler*innen das Urinieren, weil ihnen die Klos zu dreckig sind. „Räume machen etwas mit Menschen“, sagt Dehne. Wenn eine Schule renovierungsbedürftig und die Flure dreckig seien, dann zeige das den Schüler*innen, dass sie der Schule nicht viel wert seien. Wie viel die Putzkräfte ihren Arbeitgeber*innen wert sind, wird sich noch zeigen. Sollten die Verhandlungen bis zum Ende der Friedenspflicht, die im Dezember ausläuft, zu keinem Ergebnis führen, kann die Gewerkschaft zu Warnstreiks aufrufen. Für die Sauberkeit der Berliner Schultoiletten dürfte das keinen großen Unterschied machen.“ - Siehe die IG BAU-Sonderseite zur Tarifrunde
Siehe dazu von 2022: [Gebäudereinigung] IG BAU: Mindestlohn der Reinigungskräfte muss angehoben werden