Reinigungskraft: „Andere tun so, als ob ich mich für meinen Job schämen müsste“

Skandalöse Ausbeutung von Reinigungskräften am St. Anna Krankenhaus“Wenn ich anderen von meiner Arbeit als Reinigungskraft erzähle, können sie es oft kaum glauben. Sie schauen zu Boden, blicken mir nicht mehr in die Augen. Ihnen rutscht heraus: „Wirklich?“ oder „Echt jetzt?“ oder auch einfach nur „Ah ok“. Dann bekomme ich das Gefühl, als müsste ich mich für meinen Job schämen. Dabei mache ich eine Arbeit, die anstrengend ist, und wichtig noch dazu. (…) Irgendwie scheinen die Menschen so eine Vorstellung von weiblichen Reinigungskräften zu haben, die alle älter sind und keine Ausbildung haben. Zu diesem Bild passe ich aufgrund meiner Jugend nicht. Im Studium habe ich den Putzjob deshalb so gut wie nie erwähnt. Und wenn ich es doch mal tat, konnten die anderen es nicht verstehen. (…) Einige ehemalige Freunde haben mich auch kritisiert, dass ich nach der Arbeit nicht mehr mit ihnen ausgehen wollte. Doch ich fühlte mich danach oft körperlich kaputt und brauchte eine Pause. Das haben viele nicht verstanden. Und wenn ich mal bei der Arbeit spontan eine Vertretung brauchte und im Freundeskreis danach suchte, hörte ich nur: Das kann ich nicht. Putzen wollte niemand. (…) Sicher, die Arbeit ist körperlich hart. Beim Staubsaugen muss ich zum Beispiel oft auf die Knie, um unter die Schränke zu kommen. Abends fühle ich mich oft sehr verspannt und habe Muskelkater…“ Protokoll von Anne-Katrin Schade vom 21.09.2020 in der Zeit online externer Link

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