„Putzkraft aus dem Netz“. Online-Plattformen: Kaum Schutz für Reinigungskräfte

15. Juni – Internationaler Tag der Gebäudereinigung„Wer sein Geld mit dem Reinigen von Privatwohnungen verdient, tut das oft ohne soziale Absicherung. Plattformen wie Helpling tragen wenig dazu bei, die Situation zu verbessern. (…) Forschende um Katarzyna Gruszka von der Wirtschaftsuniversität Wien analysieren in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie die Arbeitsbedingungen von selbstständigen Reinigungshilfen, die ihre Dienste über Helpling anbieten, nach eigenen Angaben mit rund 10 000 registrierten Hilfskräften die größte Online-Plattform zur Vermittlung haushaltsnaher Dienstleistungen in Deutschland. Den Ergebnissen zufolge überwiegt unter ihnen die Unzufriedenheit – vor allem mit hohen Provisionszahlungen, der Machtungleichheit gegenüber der Kundschaft und der fehlenden sozialen Absicherung…“ Beitrag aus Böckler Impuls Ausgabe 19/2022 externer Link zur Studie, siehe mehr dazu:

  • Weiter im Beitrag aus Böckler Impuls Ausgabe 19/2022 externer Link: „… Aus den Interviews geht hervor, dass die Arbeit über Helpling durchaus Vorteile bietet, etwa niedrigschwellige und flexible Verdienstmöglichkeiten auch für Menschen, die kaum Zugang zu regulären Jobs haben. Den befragten Reinigungskräften zufolge, die aus Chile, Argentinien, Ghana, Uruguay und Spanien stammen, ist sie eine „einfache Möglichkeit, auch ohne Deutschkenntnisse schnell und unkompliziert Geld zu verdienen“. Positiv bewertet wird zudem, dass die Plattform Stornierungsgebühren übermittelt, wenn Kundinnen oder Kunden Termine kurzfristig absagen, und bei Krankheit die Kommunikation übernimmt. (…) Dennoch zeigen sich die befragten Reinigungskräfte mehrheitlich unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen. Ein Manko besteht der Analyse zufolge in Unklarheiten hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf den arbeitsrechtlichen Status der Reinigungskräfte. In Google-Suchergebnissen taucht Helpling mit dem Slogan „Versicherte Putzhilfen einfach online buchen“ auf, für viele Kundinnen und Kunden stellt die Vermeidung von Schwarzarbeit einen der Hauptgründe für die Nutzung der Plattform dar. Tatsächlich wird auf der Website aber deutlich, dass lediglich eine Haft- und eine Diebstahlversicherung mitgebucht werden. Die vermittelten Reinigungskräfte arbeiten als Solo-Selbstständige, sind also für die korrekte Versteuerung ihrer Einkünfte selbst zuständig und über Helpling weder sozialversichert noch gegen Gesundheitsrisiken – durch Kontakt mit Reinigungsmitteln, Arbeitsunfälle, körperliche Belastung – abgesichert. Ihre Stundensätze können die Reinigungshilfen weitgehend selbst festlegen. Die Provision in Höhe von 25 bis 39 Prozent, die Helpling kassiert, halten viele von ihnen für zu hoch. Letztlich blieben etwa 10 bis 15 Euro pro Stunde übrig. Zusätzlich zu den 18 Stunden pro Woche, die die Befragten im Schnitt mit Reinigungsdiensten zubringen, fallen etwa 6 Stunden an Wegzeiten und 3 Stunden für administrative Arbeiten wie das Verwalten von Buchungen und die Kommunikation mit der Kundschaft an. Diese Zeiten lassen sich nicht über die Plattform abrechnen. (…) Sich zu organisieren und gemeinsam gegen solche Missstände zu wehren, sei für die Helpling-Reinigungskräfte durch ihren Status als Selbstständige, die räumliche Isolierung bei der Arbeit und Sprachbarrieren schwierig, schreiben die Forschenden, was auch daran liege, dass es keine Vernetzungsmöglichkeiten über die Plattform gebe. Dass die geplante EU-Richtlinie für Plattformarbeit entsprechende Kommunikationskanäle verbindlich vorschreiben soll, sei insofern zu begrüßen. Auch digitale Zugangsrechte für Gewerkschaften und ein gesetzlicher Mindestschutz unabhängig vom Beschäftigungsstatus, wie vom DGB gefordert, würden die Bedingungen deutlich verbessern…“
  • Siehe die 60-seitige Studie von Stefanie Gerold, Katarzyna Gruszka, Anna Pillinger Hendrik Theine externer Link : „Putzkraft aus dem Netz“ vom November 2022
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=206877
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