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[Gebäudereinigung] IG BAU: Mindestlohn der Reinigungskräfte muss angehoben werden
„Sie werden immer wieder händeringend gesucht, es gibt viele offene Stellen und sie sind unverzichtbar. In Zeiten der Pandemie mehr denn je: die Gebäudereiniger*innen. (…) „In der Lohngruppe 1 beträgt der tarifliche Mindestlohn derzeit 11,11 Euro, vom 1. Januar 2022 11,55 Euro und erst ab dem Jahr 2023 beträgt die unterste Einkommensgrenze 12 Euro. Wenn die Ampelkoalition in spe ernst macht und den allgemeinen Mindestlohn im nächsten Jahr auf 12 Euro setzt, dann liegt die Marge in der Gebäudereinigung drunter. Das wäre katastrophal. (…) Gebäudereinigerinnen und Gebäudereiniger haben einen harten Job, sie arbeiten im Schichtbetrieb, an Sonn- und Feiertagen und es gibt Jobs, die haben einen besseren Ruf…“ Pressemitteilung der IG BAU vom 16. November 2021 zu Verhandlungen über die vorzeitige Anhebung des Branchen-Mindestlohns und nun das Tarifergebnis:
- Ausgerechnet in einer harten Branche, die noch dazu als schwierig zu organisieren gilt, erkämpfen sich Beschäftigte und die Gewerkschaft IG BAU ein sattes Lohnplus. Ein Vorbild für andere Branchen?
„„Die Arbeitgeber mussten auf uns eingehen“, sagt Sevgi. „Sonst hätten die Leute scharenweise gekündigt.“ Seit 2013 arbeitet die 44-Jährige im Terminal des Flughafens Düsseldorf für eine große Gebäudereinigungsfirma. „Ob sie das allerdings von selbst eingesehen hätten?“, fügt sie hinzu und lacht: „Wer weiß! Jedenfalls haben wir ihnen das deutlich klar gemacht.“ Während die größte deutsche Industriegewerkschaft, die IG Metall, eben erst ihre Tarifrunde damit begonnen hat, acht Prozent mehr Entgelt in der Metall- und Elektroindustrie zu fordern, haben ausgerechnet die Beschäftigten in der Gebäudereinigung – einer Branche mit extrem schlechter Bezahlung und prekären Arbeitsbedingungen – unbemerkt von der Öffentlichkeit bereits im Sommer eine Lohnerhöhung von 12,5 Prozent erstritten. Der Abschluss zeigt, dass auch im Niedriglohnsektor gewerkschaftliche Erfolge möglich sind – wenn man es richtig anpackt. (…) „Wir schwitzen nicht für Mindestlohn!“, stand auf den Zetteln, die Mahir und Sevgi im Frühsommer unter den Kolleginnen verteilten. Damals war die Aussicht so: Im Oktober würde der gesetzliche Mindestlohn von bislang 9,82 auf zwölf Euro brutto steigen. Damit wäre der bisherige Branchenmindestlohn in der Gebäudereinigung von 11,55 Euro obsolet. „Es musste etwas passieren“, sagt Mahir. „Und das konnte nur heißen: Der Lohn muss deutlich über zwölf Euro angehoben werden.“
Mit einer „Blitzumfrage“ wollte die IG BAU die Stimmung unter den Beschäftigten einfangen – nicht nur am Flughafen Düsseldorf, sondern bundesweit, an Flughäfen, in Krankenhäusern, öffentlichen Verwaltungen, Großbetrieben. „Würdest du zu einem weniger anstrengenden Job wechseln, wenn dein Arbeitgeber ab Oktober 2022 nur den gesetzlichen Mindestlohn zahlt?“ Innerhalb weniger Tage beteiligten sich Zehntausende, und das Ergebnis war eindeutig: Wenn die Firmen die Löhne nicht deutlich anhöben, riskierten sie Massenkündigungen. Mit unkonventionellen Methoden Beschäftigte zu mobilisieren, die aufgrund von Sprachbarrieren und prekären Arbeitsbedingungen als schwer organisierbar gelten, hat eine lange Tradition in der Gebäudereinigersparte der IG BAU. (…) Und die Inflation ist nicht das einzige ungelöste Problem. Eine Lohnerhöhung durchzusetzen ist nicht einfach, aber wenn Belegschaften ausreichend organisiert und kampfbereit sind, im Prinzip möglich. Aber wie erkämpft man sich Respekt? Beim eigenen Arbeitgeber wird er sich vielleicht nach einem erfolgreichen Arbeitskampf einstellen. Aber was ist mit Fluggästen, die die Reinigungskräfte herablassend behandeln? Das ist schwerer zu ändern. Oder der steigende Arbeitsdruck. Seit Jahren spielen Unternehmen in der Gebäudereinigung das gleiche Spiel: Steigt der Lohn, erhöhen sie die Flächenvorgaben oder reduzieren das Personal. „Vor der Pandemie hatten wir vier Leute, um die Abflughalle zu reinigen, jetzt sind wir nur noch zu zweit“, berichtet Sevgi. Dagegen vorzugehen ist für Gewerkschaften viel schwieriger, als eine Lohnerhöhung durchzusetzen. Noch komplizierter wird es bei den unzähligen Ungerechtigkeiten und Demütigungen, die der Struktur des neoliberalen Dienstleistungskapitalismus selbst eingeschrieben sind...“ Artikel von Jörn Boewe vom 20.10.2022 im Freitag online („Sauber: 12,5 Prozent mehr Lohn!“) - Weißt Du, was Du wert bist?
„Seit 1. Oktober gibt es deutlich mehr Lohn in der Gebäudereinigung: Allein in der Lohngruppe 1 erhöht sich der Lohn um 1,45 Euro von 11,55 Euro auf 13,00 Euro. Deshalb prüfe auf Deiner Lohnabrechnung, ob Dir diese höheren Löhne tatsächlich ausgezahlt werden. Es steht Dir zu!…“ Meldung der IG BAU vom 21.10.22 zur Broschüre „Lohn-Check 2022“ - Löhne für 700.000 Beschäftigte in der Gebäudereinigung steigen, auch der Branchenmindestlohn – mit einer Laufzeit bis Ende 2024
„Die rund 700.000 Beschäftigten im Gebäudereiniger-Handwerk bekommen deutlich mehr Geld. Der Einstiegsverdienst in der Branche steigt zum Oktober auf 13 Euro pro Stunde – knapp 13 Prozent mehr als bislang. Wer in der Glas- und Fassadenreinigung arbeitet, kommt ab Herbst auf einen Stundenlohn von 16,20 Euro. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) nach zehnstündigen Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern in Frankfurt am Main mit. (…) Die Tarifeinigung sieht vor, dass die Verdienste in allen Lohngruppen ab Oktober um einen Euro pro Stunde steigen. Im Januar 2024 folgt ein weiteres Plus. Der unterste Stundenlohn klettert dann auf 13,50 Euro. In der Glas- und Fassadenreinigung gibt es ab übernächstem Jahr 16,70 Euro pro Stunde. Beide Lohngruppen sind sogenannte Branchenmindestlöhne, die nach dem Willen von Gewerkschaft und Arbeitgebern auch weiterhin verpflichtend für alle Unternehmen in der Gebäudereinigung gelten sollen. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2024. Die Tarifkommissionen beider Parteien müssen der Einigung noch zustimmen. Die Erklärungsfrist endet am 15. Juni. (…) Die Gebäudereinigung ist mit ihren bundesweit rund 700.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die beschäftigungsstärkste Sparte im deutschen Handwerk. Nach Information der IG BAU arbeiten 500.000 von ihnen, ein Großteil Frauen, zum Branchenmindestlohn.“ Pressemitteilung der IG Bau vom 3. Juni 2022 – die Laufzeit ist zu lang!